Jaguar Land Rover: 40.000 Neufahrzeuge aufgrund eines Cyberangriffs verloren
Auto journal (französisch)
Veröffentlicht am 16. September 2025 um 18:00 Uhr
Von Hugo Quintal
Der Jaguar Land Rover-Konzern ist nach wie vor durch einen Cyberangriff lahmgelegt. Fast 40.000 Fahrzeuge sind unauffindbar und die Produktion steht still.
Der britische Konzern Jaguar Land Rover, der zu Tata Motors gehört, befindet sich nach einem Cyberangriff, der seine industrielle Tätigkeit lahmgelegt und seine gesamte Logistikkette gestört hat, in einer beispiellosen Krise. Leider ist der Konzern noch nicht über den Berg.
Ein Cyberangriff, der einen ganzen Hersteller in die Knie zwingt
Jaguar Land Rover musste diese Warnung viermal auf seiner Presseseite wiederholen, in einer Reihe von Pressemitteilungen mit dem nüchternen Titel „Erklärung zu einem IT-Vorfall”. Und das aus gutem Grund: Am 31. August war der Konzern Ziel eines groß angelegten Cyberangriffs. Dieser legte den Betrieb lahm und zwang zu einer vollständigen Einstellung der Produktion.
Zwei Wochen später sind die Montagelinien noch immer nicht wieder in Betrieb genommen worden. Und diese Situation dürfte mindestens bis Mittwoch, den 24. September, andauern. Von diesem Stillstand ist vor allem Land Rover betroffen, während Jaguar, das sich mitten in der Umstellung auf eine zu 100 % elektrische Modellpalette befindet, derzeit nur ein einziges Modell produziert: den SUV F-Pace, dessen schrittweise Einstellung bereits beschlossen ist.
Als ob die Stilllegung der Fertigungsstraßen nicht schon genug wäre, steht Jaguar Land Rover nun vor einem kritischen logistischen Problem. Nach Informationen unserer Kollegen von Automotive News Europe sind fast 40.000 Fahrzeuge, die vor dem Cyberangriff montiert wurden, derzeit im System nicht auffindbar. Diese Autos, die eigentlich zur Auslieferung bereit sind, können nicht mehr lokalisiert werden. Schuld daran ist eine unzugängliche Datenbank.
Unsere Kollegen von Motor1 haben versucht, direkt beim Hersteller genauere Informationen zu erhalten. Derzeit schweigt sich der Jaguar Land Rover-Konzern jedoch über die genaue Ursache dieser logistischen Verwirrung aus.
Ein Dominoeffekt auf die gesamte Kette
Zulieferer, Autohäuser, Gebrauchtwagen: Alles ist blockiert. Über die unmittelbaren Verluste durch die Produktionsunterbrechung hinaus – normalerweise mehr als 1.000 Fahrzeuge pro Tag – wirkt sich dies auf das gesamte Unternehmen aus. Die Zulieferer sind desorganisiert. Die Ersatzteilbestände schwinden. Und die Vertriebsnetze haben Mühe, die Wartung oder den Verkauf von Gebrauchtwagen sicherzustellen.
Selbst die einfachsten Vorgänge, wie die Vorbereitung eines Fahrzeugs für die Auslieferung, werden verlangsamt. Grund dafür ist die Nichtverfügbarkeit der zentralen IT-Systeme bei Jaguar Land Rover.
Laut David Bailey, Professor an der Universität Birmingham, könnte der tägliche Verlust bis zu 5 Millionen Pfund Sterling betragen. Das sind etwa 7 Millionen Euro pro Tag. Aber laut Analysten, die von der BBC befragt wurden, könnte sich der tatsächliche Betrag auf das Doppelte belaufen. Wenn die Produktion bei Jaguar Land Rover nicht schnell wieder anläuft, könnte sich die Rechnung bis Ende September auf Hunderte von Millionen belaufen.
Der Cyberangriff zum ungünstigsten Zeitpunkt?
Schon vor diesem Cyberangriff kreuzte JLR bereits schwieriges Fahrwasser. Der Hersteller stand aufgrund verschiedener Faktoren unter zunehmendem Druck, seine Ergebnisse zu verbessern.
Die massive Reduzierung der Jaguar-Modellpalette im Hinblick auf die Neupositionierung im Premium- und Elektrobereich
Die US-Zölle, die sich negativ auf die Exporte auswirkten
Der verschärfte Wettbewerb in allen Schlüsselmärkten.
Der Angriff hätte also zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt für den britischen Konzern kommen können.
Während JLR zunächst behauptete, dass kein Datenleck stattgefunden habe, änderte sich der Ton der offiziellen Mitteilung einige Tage später. Bestimmte vertrauliche Informationen seien tatsächlich kompromittiert worden. Allerdings ist noch nicht bekannt, um welche Informationen es sich handelt und in welchem Umfang sie betroffen sind.
Dieser Cyberangriff trifft Jaguar Land Rover mitten in einer strategischen Wende, da der Konzern gerade dabei ist, seine Zukunft mit einem Premium-Elektroangebot neu zu definieren. Zusätzlich zu den finanziellen Verlusten könnten die Auswirkungen auf das Vertrauen von Kunden, Partnern und Investoren nachhaltig sein.
Die große Frage bleibt: Wie lange wird JLR brauchen, um sich von diesem schweren Schlag zu erholen?