Der i-X von John Cockerill: Auf dem Weg zum Prototyp und darüber hinaus
FOB (französisch)
Nathan Gain 16. Juni 2025
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Nach dem Demonstrator ist nun der Prototyp für den "Landabfangjäger" i-X von John Cockerill Defence an der Reihe. Für dieses Vorhaben hat der Lütticher Industriekonzern belgische Fachkräfte mobilisiert, um die Relevanz eines Konzepts zu überprüfen, das dank der Kompetenzen von Arquus kurzfristig weiterentwickelt werden soll.
Genau wie sein Abfangjäger will auch JCD mit voller Kraft vorankommen. Bis in 18 Monate wird der i-X, sofern keine größeren Hindernisse auftreten, vom im März 2022 in Saudi-Arabien vorgestellten Demonstrator in die Prototypenphase übergehen, die das Vorstadium einer serienreifen Lösung darstellt. In drei Jahren ist viel passiert. Der i-X hat seitdem viele Kilometer zurückgelegt und dabei die technischen Daten und Betriebserfahrungen gesammelt, die erforderlich sind, um sicherzustellen, dass man sich in die richtige Richtung bewegt und nicht in Science-Fiction verfällt.
Nach dem französischen Heer und seinem technischen Zug (STAT) hat JCD beschlossen, sein Modell bei den belgischen Lanzenreitern zu verfeinern. Der im vergangenen Monat durchgeführte zweiwöchige Test lässt weitere Einsatzmöglichkeiten erkennen, die über die ursprünglich vorgesehenen Aufgaben der Grenzüberwachung und des Abfangens von Pick-ups hinausgehen. Es kommt nicht in Frage, ihn an vorderster Front einzusetzen, aber sein geringes Gewicht – das ihn insbesondere helikoptertauglich macht – würde ihn zweifellos für einige „Spezialeinheiten” mit ebenso „speziellen” Aufgaben während eines größeren Einsatzes interessant machen.
„Wir stellen fest, dass der Bedarf an einem leichten, schnellen und mobilen Fahrzeug allen gemeinsam ist. Unsere Idee könnte vielleicht ein breiteres Publikum ansprechen als erwartet”, bemerkt JCD.
Angefangen bei der Kavallerie, die auf belgischer Seite durch ein Bataillon 1/3 der Lanciers vertreten war, die sichtlich zufrieden waren mit dieser „bereichernden Zusammenarbeit, die die verstärkten Synergien zwischen Industrie, Militär und Wissenschaft verdeutlicht”. Denn dem i-X mangelt es nicht an Argumenten. Kompakt, schnell und gut bewaffnet könnte er als Späher und Flügelmann für die künftigen gepanzerten 6×6-Fahrzeuge Jaguar dienen, die ab nächstem Jahr bei der belgischen Landstreitkraft zum Einsatz kommen sollen. Ein Vorteil, der jedoch das im Rahmen einer französisch-belgischen Zusammenarbeit entwickelte gepanzerte Einsatzunterstützungsfahrzeug (VBAE) ergänzen wird, wie JCD betont.
JCD arbeitet bereits seit einiger Zeit parallel zu den Versuchen an einem Prototyp. Dabei wird das Konzept von Grund auf überarbeitet, diesmal unter Einbeziehung der Teams von Arquus, das seit letztem Sommer zur John Cockerill-Gruppe gehört. Diese Zusammenarbeit hatte bereits vor der Übernahme des französischen Unternehmens begonnen. Während des Übernahmeverfahrens wurde sie jedoch vorübergehend ausgesetzt, im September letzten Jahres wurde sie dann mit voller Kraft wieder aufgenommen.
Es überrascht nicht, dass „Arquus sein Know-how im Bereich der Konstruktion von Militärfahrzeugen einbringt”, so JCD. Dieses Know-how ist wertvoll, um einen derzeit aus der zivilen Automobilindustrie stammenden Antriebsstrang für militärische Zwecke zu modifizieren, aber auch, um Fortschritte in den Bereichen Schutz, Komfort und spezifische Vorschriften für diesen Bereich zu erzielen.
Der Übergang vom Demonstrator zum Prototyp wird Zugeständnisse erfordern. „Nur sehr wenige Elemente werden unverändert bleiben, aber der i-X wird erkennbar bleiben”, verspricht JCD. Für Letzteren ist es nun an der Zeit, eine Wertanalyse durchzuführen. Oder, anders ausgedrückt, alle bisher mobilisierten Ideen zu überprüfen, um das beste Verhältnis zwischen Kosten und operativer Effizienz zu erreichen und sich ideal in einem besonders wettbewerbsintensiven Segment der leichten Panzerfahrzeuge zu positionieren. Auch wenn dies bedeutet, dass einige „Wunderlösungen“, deren Entwicklung zu zeitaufwändig oder zu kostspielig ist, wieder verworfen werden müssen.
JCD denkt auch darüber nach, einige vielversprechende Pisten weiterzuverfolgen. Dies gilt beispielsweise für den Antrieb. Der aus dem Motorsport stammende V8-Verbrennungsmotor wird ausgemustert. Er ist schwer und laut und soll durch zwei Antriebsaggregate vorne und hinten ersetzt werden, um mehr Discretion zu erreichen, ohne an Leistung einzubüßen. Dabei wird weiterhin das Know-how von Arquus genutzt.
Diese Konfiguration verspricht auch Platz- und Ladegewinn, den JCD auf verschiedene Weise nutzen möchte. Zum einen durch die Verdopplung der beiden derzeit verfügbaren Sitze dank einer neu gestalteten Kabine. Zum anderen durch die Integration eines weiteren Waffensystems. Basierend auf dem CPWS-System könnte der derzeitige einziehbare Turm durch eine Version ersetzt werden, die auf dem ferngesteuerten Turm Cockerill Light Weapon Station (CLWS) basiert, wobei auch ein Kaliberwechsel möglich ist.
Die CLWS wurde 2021 vorgestellt und für das VBAE-Programm vorgeschlagen. Sie ist nicht nur modular, sondern auch kompakter und leichter. Sie muss noch angepasst werden, um die für den i-X typische „neutrale” Silhouette beizubehalten.
Bei den vom Bataillon 1/3L durchgeführten Tests ging es weniger darum, den V8-Motor aufheulen zu lassen, als vielmehr um die „Kalibrierung” eines dieser innovativen Bausteine:
OPTIMIS, ein intelligentes Peripheriebeobachtungssystem, dessen Entwicklung von der Wallonischen Region unterstützt wird. Dieser fahrzeugunabhängige Helm ist mit dem auf dem Dach angebrachten PASEO-Visier verbunden und erfüllt drei Ziele: eine intuitivere Bedienung der Waffensysteme von JCD, eine schnellere Zielerfassung und ein besseres Verständnis der taktischen Lage, was besonders bei eingeschränkter Sicht aus dem Fahrzeug heraus von Bedeutung ist. Zwei Wochen lang führten die Lanciers zahlreiche Beobachtungs-, Erkennungs- und Einsatzmissionen durch. Diese mit und ohne Helm durchgeführten Einsätze haben laut JCD den systematischen Mehrwert von OPTIMIS unter Beweis gestellt.
Es ging auch darum, die Beobachtungsfähigkeit während der Fahrt zu überprüfen, da die Dekorrelation zwischen dem projizierten Bild und den Bewegungen des Fahrzeugs zu Kinokrankheit führen kann, wie die wissenschaftliche Bezeichnung für Reisekrankheit lautet. Dieses Problem, das bei Virtual-Reality-Helmen häufig auftritt, hat JCD bereits bei der Konzeption des Helms und seiner Funktionen berücksichtigt.
OPTIMIS basiert daher auf einem Sucher, der am Gehäuse und nicht am Turm befestigt ist, wodurch die Auswirkungen auf das Innenohr begrenzt werden. Unabhängig davon, ob er mit der Zieloptik oder der Beobachtungskamera verbunden ist, verfügt dieser Helm über einen weiteren optischen Kanal, der eine „Überlagerung” von realen Orientierungspunkten im Sichtfeld des Trägers ermöglicht.
Ein weiterer Vorteil von OPTIMIS ist jedoch die innovative Zielerfassungsfunktion, mit der sich der Turm mit einem einzigen Klick automatisch auf den beobachteten Punkt ausrichten lässt. Diese „Head Tracking”-Technologie könnte JCD durch „Eye Tracking” ergänzen, bei dem im Helm integrierte Kameras den Blick verfolgen, um das Ziel anzuvisieren. Eine Art Cursor 2.0, der mit zukünftigen Erkennungsalgorithmen verbunden werden kann, um automatisch interessante Objekte im Panoramabild anzuzeigen. Der Bediener muss diese dann nur noch durch Ansehen auswählen. Weitere Funktionen sind in Planung, darunter Sprach- oder haptische Befehle und die Möglichkeit, FPV- oder Aufklärungsdrohnen zu steuern.
Die wallonische Unterstützung kommt auch VIRGA zugute, einem aktiven Tarnsystem, „das sicherlich in anderen wichtigen Projekten zum Einsatz kommen wird“. Die Idee dahinter? Eine adaptive Tarnung, die die thermische Signatur des i-X neu gestalten und so gegnerische Sensoren täuschen kann, die davon überzeugt sind, ein normales Zivilfahrzeug zu beobachten.
Sollte die Unterstützung der Wallonischen Region auslaufen, werden OPTIMIS und VIRGA laut JCD intern weiterentwickelt.
Ob technische oder terminliche Herausforderungen – an diesen mangelt es den beiden Bereichen der Verteidigungssparte von John Cockerill nicht. „Wir sind sehr zuversichtlich, was die Machbarkeit des Produkts angeht. Arquus ist es jetzt noch mehr”, so JCD. Diese Einschätzung wird offenbar von den Vertriebsteams geteilt, denn der belgische Konzern sucht parallel dazu weiter nach Exportmärkten.
„Es gibt zahlreiche Interessenten, sehr viele Länder sind interessiert“, heißt es. Ursprünglich auf den Nahen Osten ausgerichtet, hat der i-X seine Grenzen weit überschritten und sogar in Asien Aufmerksamkeit erregt. Und auch wenn die Pisten in Frankreich und Belgien weniger sicher sind, bleibt die operative Erfahrung auf beiden Seiten der Grenze ein wertvoller Trumpf, um sicherzustellen, dass man den Bedürfnissen der Nutzer so genau wie möglich entspricht und zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt kommt.
Bildnachweis: 1/3L