Nelson:
Zitat:Einen ausgezeichneten, sehr ausführlichen Überblick über Tugela gibt Dr. Spencer auf youtube (https://www.youtube.com/watch?v=O7PLimxfro0). Zur finalen Artillerieunterstützung gehts etwa um Minute 44 herum.
Vielen Dank für diese sehr gute Vernetzung, hochinteressant ! Ich finde es immer faszinierend wie die gleichen Daten verschiedene Bilder erzeugen können.
Er nennt auch die Verluste: Die Briten erlitten 2182 Mann Verluste, die Buren ca. 500. Angesichts der extremen zahlenmässigen Überlegenheit der Briten und der Menge des Artilleriefeuers ein enormes Ergebnis für die Buren woraus sich meiner Meinung nach ergibt, dass das Artilleriefeuer in Wahrheit insgesamt (also auf die gesamte Schlacht bezogen) nicht so relevant war wie hier dargestellt. Die Schlacht zog sich recht lange hin. Ich weiß zudem aus einem Buch explizit dass die viel zahlreichere britische Feldartillerie (5 Batterien) unter burisches Gewehrfeuer geriet und sich zwei britische Feldartillerie-Batterien mit großen Verlusten zurück ziehen mussten.
Was hier im Film ausgeführt wird ist die Wirkung der schweren Artillerie auf britischer Seite - meiner Kenntnis nach 14 Geschütze - welche zu Steilfeuer / Bogenfeuer fähig waren und aufgrund ihrer größeren Granaten in den burischen Schützengräben sehr wirksam waren. Was schließlich die Buren in den Gräben so weit niederhielt dass die britische Infanterie durchstoßen konnte. Das war aber eben nicht die für die Schlacht ausschlaggebende Szene denn damit die englische Artillerie überhaupt auf diese Weise wirken konnte musste sie richtig stehen. Diese Positionierung war erst dadurch möglich, als es den Briten am 18 Februar gelungen war die burischen Stellungen zu flankieren und diese Flankenbewegung entschied bereits die Schlacht, war der ausschlaggebende Moment und hatte eben keine wirksame Artillerieunterstützung (Artillerie war da, aber nicht wirksam).
Vor allem die 2 Brigade der 2 Division der Briten eroberte unter hohen Verlusten die sogenannte Höhe von Monte Christo und die 6 Brigade der 3 Division den sogenannten Green Hill. Dadurch waren die Burischen Stellungen bei Hlangwane von der Flanke her bedroht und die Buren mussten sie räumen. Dem folgend brachten die Briten die schweren Geschütze nach Hlangwane und erst von dort aus entfalteten sie dann den hier im Film beschriebenen Effekt auf den Rest der burischen Schützengräben (das burische Stellungssystem war da aber bereits durch die genannte Flankierung im Prinzip am auseinanderfallen).
Trotzdem scheiterten die Engländer noch bis zum 25 Januar fortwährend an den burischen Stelllungen und versuchten dann diese erneut zu flankieren. Erst bei diesem Flankenangriff wurde dann ein Pfad entdeckt auf welchem die britische Artillerie in eine günstigere Stellung gebracht werden konnte. Die 5 Infanterie-Divison griff dann von der Flanke aus die Buren an, während die Artillerie diese in den Gräben beschäftigte und eine weitere Division band die Buren im Zentrum und in der Flanke.
Und hier kommt nun der Punkt der im Film angesprochen wird, dass aufgrund dieses massiven Trommelfeuers der Briten an dieser Stelle dann der Einbruch in die burischen Stellungen gelang. Das war aber nur ein Teil einer vom 12 bis zum 28 andauerenden Schlacht. Und nach diesem Einbruch durch das Artilleriefeuer am 25 kam der britische Angriff bereits um 14 Uhr des gleichen Tages wieder zum Stillstand. Von einer die Schlacht dominierenden und bestimmenden Wirkung kann daher meiner Meinung nach keine Rede sein.
Um 14:30 Uhr wurden bereits die britischen Reserven in den Kampf geworfen und von den Buren abgeschlagen. Um 15 Uhr stürmte dann die 5 britische Brigade unter Walter Kitchener im Bajonettangriff den sogenannten Railway Hill von dem aus die Buren die Briten erneut gestoppt hatten. Damit brach die burische Front zusammen. Erst danach erfolgte der genannte Angriff der 4 Brigade auf die restlichen Teile der burischen Stellungen bei denen die Überreste der bereits zurückfallenden burischen Einheiten sowie deren Nachhut von der britischen Feldartillerie dann niedergehalten wurden, womit auch der sogenannte Hart Hill von der 4 Brigade überrannt werden konnte.
Natürlich also spielte die Artillerie eine Rolle und das Sperrfeuer der schweren britischen Geschütze in Form eines Trommelfeuers im Bogenschuss war meiner Kenntniss nach das erste dieser Art (von der Massivität her) aber im ganzen Geschehen war das nur eine Episode von vielen und ohne die vorherigen verlustreichen und dann erfolgreichen Versuche der Briten in die Flanke der Buren zu stoßen wäre es nicht mal dazu gekommen. Die Infanterie erkämpfte überhaupt erst die Möglichkeit dazu und als sich die Buren dann zurück fallen ließen war auch (vorübergehend) wieder keine Artillerie da. Als diese dann wieder eingriff war die Schlacht im Endeffekt schon vorbei.
Von daher ist mein Bild etwas anders als das des Filmes. Die effektive Wirkung der Artillerie wird in dem Film meiner Meinung nach zu stark überhöht im Vergleich zur wesentlich größeren Leistung und Bedeutung der britischen Infanterie insgesamt. Er will meiner Ansicht nach eine klare Linie und Kontinuität von diesem Krieg direkt in den Ersten Weltkrieg ziehen. Und zweifelsohne war diese Schlacht das erste Mal, dass Artillerie in dieser zukunftsweisenden Weise eingesetzt wurde (Trommelfeuer - welches auch aufrecht erhalten wird bis die eigenen Kräfte den feindlichen Graben erreichen). Das also hier "modernes" Artilleriefeuer aus einer günstigen Stellung heraus eingesetzt wurde bedeutet meiner Meinung nach eben nicht, dass dies der ausschlaggebende Faktor war. Die Wirkung wird meiner Meinung nach hier überschätzt, die der Infanterie, insbesondere der Flankenangriffe unterschätzt. Der Beleg dafür ist meiner Meinung nach nicht zuletzt das Verlustverhältnis.
Wäre die Artillerie so gewesen wie beschrieben, wären die britischen Verluste nicht mindestens 4 mal so hoch gewesen wie die burischen und je nach Quelle sogar bis zu 10 mal so hoch.