(Kalter Krieg) Rhodesien
#1
Readhead:

Zitat:Das mit der Rhodesischen Armee würde mich sehr interessieren. Da einzige was ich herausgefunden habe, dass es 5 Brigaden und eine Brigade mit den Spezialeinheiten gab (SAS und Scouts).

Ich habe keine Ahnung woher du die Zahl von 5 Brigaden her hast.

Die Gliederung der rhodesischen Armee war 1977 wie folgt:

Rhodesian Regiment (600 Mann)

Rhodesian Light Infantry (1000 Mann)

Rhodesian African Rifles (600 Mann)

Rhodesian Artillery (2 Batterien)

Rhodesian Armoured Car Regiment (400 Mann)

Rhodesian SAS (200 Mann)

Selous Scouts (1000 Mann)

Greys Scouts (100 Mann)

Dazu kamen noch eine Menge sehr kleiner Unterstützungseinheiten, beispielsweise eine spezielle Abteilung für Psychologische Kriegsführung, das sogenannte Rhodesian Intelligence Corps (eine Art Heeresgeheimdienst), und die Signal Squadrons (die zugleich SIGINT betrieben).

Im Verhältnis zur Größe der Armee insgesamt hatten die Rhodesier einen prozentual extrem hohen Anteil von sehr hochwertigen Sondereinheiten.
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#2
Habe die Infos betreffend den Brigaden gesucht im Internet aber nicht mehr gefunden. Werde wohl aus einem Regionalen Commando eine Brigade gemacht haben. Sorry wegen der Fehlinformation.

Sehr hoher Anteil an Sondereinheiten, wahrscheinlich werden nicht alle die hohen Anforderungen an Eliteeinheiten zum Beispiel im Sprint erfüllt haben. Aber zäh im Marsch durch den Busch und die Nachfahren von Buren waren zäh und nicht wie die Turnschuhgeneration bei uns.
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#3
Im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren die Rhodesier in 4 Brigaden organisiert. Anbei: kein anderer Teil des Britischen Empire stellte prozentual zur Bevölkerung so viele Soldaten wie Rhodesien. Selbst aus England, dem Kerngebiet, kamen prozentual bei weitem nicht so viele Soldaten. Und auch schon im Zweiten Weltkrieg stellten die Rhodesier auffallend viele Angehörige von Sondereinheiten, gehörten in beachtlichen Anteilen zu den ersten Angehörigen der SAS, stellten Angehörige der Longe Range Desert Group usw

Wenn du nun von hohen Anforderungen von Eliteeinheiten sprichst (und dann Sprint? also sportliche Leistung nennst?), möchte ich dem entgegen halten, dass die Rhodesiser im Gegensatz deutlich mehr praktische Kampferfahrung hatten, als die Eliteeinheiten irgendeiner anderen Armee. Selbst wenn Einheiten wie die Rhodesian Light Infantry weniger Sport machten, waren sie aufgrund ihrer immensen Anzahl von Kampfeinsätzen einfach kriegshandwerklich heraussragend. Die RLI wurde neben ihrem Spitznamen: The Saints (wegen ihrer Marschmusik: When the Saints go marching in) auch als The Killing Machine berühmt/berüchtigt. Und körperlich waren zumindest die rhodesischen SAS und die Selous Scouts absolut fit und konnten körperlich mit jeder anderen Sondereinheit der Welt mithalten.

Die Rhodesier waren/sind übrigens keine Nachfahren der Buren! Die sind primär Englisch/Schottischer/Britischer Abstammung. Buren gab es dort nicht.

Die Lebensweise als Farmer und Jäger brachte allerdings natürlich hervorragendes Soldatenmaterial hervor. Die extrem straffe Disziplin in der rhodesischen Armee tat ihr übriges dazu.

Anbei: Die Nationalhymne von Rhodesien (sollte euch bekannt vorkommen):

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#4
Redhead:

Zitat:wahrscheinlich werden nicht alle die hohen Anforderungen an Eliteeinheiten zum Beispiel im Sprint erfüllt haben

Ich schreib mal was nur über die Selous Scouts.

Bei der Auswahl wurde extrem gesiebt. Nur 10 bis 20% der Anwärter überstanden den Einstellungstest körperlich und geistig. Der Einstellungstest galt als härter als derjenige des SAS. Nur um zum Ort der Einstellungsprüfung zu gelangen mussten die Anwärter bereits aus dem Stand weg einen Gewalt"marsch" von 25km machen, der von der Zeit her so angelegt war, dass man den größten Teil des Weges querfeldein rennen musste. Das Auswahlverfahren dauerte 17 Tage, bei denen die Anwärter extremen Hunger, Hitze, Durst und Schlafmangel ausgesetzt wurden und sich nicht waschen durften. Jede Form von Körperhygiene war in Teilen der Ausbildung verboten, die Scouts ließen sich deshalb traditionell wilde Vollbärte wachsen. Die Anwärter mussten dann wieder und wieder eine Hindernisbahn auf Zeit überwinden, die vor allem prüfen sollte, ob irgendeine Form von Höhenangst vorhanden war. Die Anwärter mussten deshalb auf dieser speziellen Hindernisbahn in großen Höhen an Seilen entlang hangeln, balancieren usw, Hintergrundgedanke war die Tauglichkeit für spätere Absprünge mit dem Fallschirm, insbesondere HALO Sprünge. Die Anwärter erhielten nichts zu essen außer verdorbenem wobei nur darauf geachtet wurde, dass sie durch das verschimmelte, verfaulte Essen nicht drauf gingen. Dadurch fielen sehr viele Anwärter aus, die das vom Magen her nicht vertrugen. Am Schluß mussten die Anwärter einen 100 km Marsch ohne Pause und ohne anzuhalten absolvieren, wobei sogar hier noch bestimmte Zeiten einzuhalten waren. Wer dies überstand, kam dann in die Ausbildung.

Vom Typ her waren die Selous Scouts eine Art Fernspäher mit Kampfauftrag bzw. deutlichem Schwerpunkt bei Kampfhandlungen. Insbesondere agierten sie als Bodenaufklärungstruppe zur Fuß, als Spurenleser (worin sie extrem gut waren), als Pseudo-Terroristen, und als "Jäger", wobei sie in dieser letztgenannten Rolle die Aufständischen, Partisanen und Terroristen mit den Methoden des Partisanenkampfes bekämpften, sich also selbst in der Wildnis versteckten und von dort aus Überfälle und Anschläge auf die Partisanen verübten. Selous Scouts folgten oft Gruppen von Partisanen in kleinstgruppen oder sogar vorübergehend getrennt alleine und töteten dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit einzelne Partisanen oder kleingruppen derselben. Darüber hinaus setzten sie bei Gelegeheit Gifte bzw. chemische Kampfstoffe ein, mit denen sie das Trinkwasser oder Essen der Partisanen vergifteten. Auch Bombenanschläge (auch gegen Zivilisten), Morde und Erpressungen usw usf gehörten zum Alltagsgeschäft wobei solche Taten dann sehr oft dem Feind in die Schuhe geschoben wurden. Auf diese Weise nutzten sie die lebendige Wehrkraft des Feindes Stück für Stück ab. Die Selous Scouts lebten dabei zum Teil wochen oder in extremfällen sogar monatelang fernab anderer rhodesischer Truppen im Busch und versorgten sich dort selbst mittels Jagd und essbarer Pflanzen. Ebenso wurden einfach Feindwaffen verwendet und Munitionsnachschub besorgte man sich einfach beim Gegner. Ein primäres Ziel der Scouts war es zudem, gezielt bestimmte Partisanen zu fangen und umzudrehen. Zum Teil wurden diese ehemaligen Partisanen dann direkt in die Scouts aufgenommen und unterliefen die gleiche Ausbildung wie diese. In der Folge dessen bestand ein zunehmender Anteil der Selous Scouts aus Schwarzen bzw. ehemaligen Partisanen. Die Scouts trugen aber ganz allgemein im Kampfeinsatz primär Zivile Kleidung bzw. die Kleidung des Gegners. Diese wurde oft ebenfalls erst vor Ort "erbeutet". Die Weißen Angehörigen der Einheit gaben sich manchmal als Ostdeutsche oder Russische Militärberater aus oder malten sich sogar schwarz an um so außerhalb der Nahdistanz als Schwarze durchzugehen.

Um "Friendly Fire" zu vermeiden, wurden die Selous Scouts oft nur in Gebieten eingesetzt, in denen keine anderen rhodesischen Truppen operierten. Diese Gebiete waren für die Zeit der Operationen der Scouts für andere rhodesische Einheiten gesperrt und hießen deshalb "Frozen Zones". Daher erhielten die Selous Scouts den Spitznamen "Eskimos", da sie als einzige in den "Frozen Zones" operierten.
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#5
Noch ein paar interessante Informationen zu den Rhodesischen Streitkräften:

Viele Rhodesier trugen im Kampf keine Stiefel, sondern Converse Chucks oder sogenannte Tekkies (leichte Stoffschuhe).

Typisch für Rhodesier war es zudem, die ausgeteilten Uniformen im Kampfeinsatz zu modifzieren, indem man Teile der Ärmel
oder Hosenbeine abtrennte. Viele Rhodesier zogen anfangs mit extrem kurzen Hosen und abgeschnittenen Ärmeln bei den Hemden in den Kampf, weil sie sich damit beweglicher fühlten und es in der Hitze für sie angenehmer war. Es wurden auch leichte kurzärmelige T-Shirts mit Tarnmuster privat beschafft, weil diese angenehmer zu tragen waren. Erst in den letzten beiden Kriegsjahren gab es hier eine klare Wende und langärmelige Hemden wurden dann aufgrund der besseren Tarnwirkung bevorzugt.

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Die Rhodesier tarnten als eine der ersten Armeen ihre Waffen systematisch mit einem Tarnanstrich.

Helme waren gänzlich unüblich, ein absolutes Primat wurde bei der mitgeführten Munition gelegt, dem alles andere untergeordnet wurde. Die Rhodesier gingen davon aus, das Feuergefechte sich auch mal über Tage hinweg strecken konnten und gingen daher mit Munition sehr sparsam um, führten aber aus dem gleichen Grund im Vergleich zu anderen Armeen sehr viel Munition mit.

Der Munitionsmangel führte dazu, dass die Rhodesier als erste Armee überhaupt im großen Stil Trockentraining mit Pufferpatronen für die Schießausbildung einführten. Die Rekruten gingen sehr oft auf den Schießplatz, und übten dort stundenlang das Schießen, dies aber ohne scharfe Patronen sondern eben nur Trocken. Die Rhodesier evaluierten dann die Schießergebnisse von konventionell ausgebildeten Einheiten und solchen die primär Trockentraining hatten und stellten keine Unterschiede fest. Dadurch, dass das Trockentraining keine Munition verbrauchte und man auf dem gleichen Schießstand zur gleichen Zeit sehr viel mehr Leute "schießen" lassen konnte (beispielsweise auch aufeinander als Ziele an den jeweils verschiedenen Seiten der Schießbahn), wurde dass dann immer mehr ausgeweitet.

Die Rhodesier führten im Vergleich zu anderen Armeen bei der Infanterie auffällig viele leichte und mittlere Maschinengewehre mit. Während bei der Bundeswehr zu dieser Zeit ein MG 3 auf 10 Mann kam, hatten die Rhodesier meistens 3 FN MAG auf 12 Mann und dazu noch oft mehrere lMG Versionen des FN FAL. Aber auch mit den MG schossen die Rhodesier ausgesprochen munitionssparend.

Die Rhodesier bauten als erste eine ganze Reihe von Fahrzeugen in Eigenregie, die konstruktiv speziell gegen Minen hin gepanzert waren. Dabei sollte das Fahrzeug durch die Explosion durchaus zerstört werden, die Besatzung aber in jedem Fall unverletzt überleben. Die Fahrzeuge wurden daher so gebaut, dass die Explosion abgeleitet und durch das Fahrzeug absorbiert wurde.

Die Rhodesier erbeuteten bei Überfällen in den Nachbarländern eine ganze Reihe von T 34 und T 55 Panzern (insbesondere bei ihren Streifzügen nach Mosambique). Auf diese Weise kamen die Rhodesiser zu insgesamt 24 einsatzfähigen Kampfpanzern, die sie dann mit großem Erfolg gegen die Aufständischen einsetzten. Auch einige Radpanzer sowjetischer Herkunft wurden auf diese Weise beschafft.

Die rhodesische Luftwaffe hatte aus finanziellen Problemen heraus eine unglaubliche Vielzahl an verschiedenen Flugzeugen, von denen jeweils nur geringe Stückzahlen vorhanden waren. Die Rhodesier hatten darüber hinaus nur wenige Piloten, und diese wurden auf verschiedenen Flugzeuge in völlig verschiedenen Rollen eingesetzt. Durch die ständigen Kampfeinsätze erlangten diese Piloten jedoch ein großes Geschick im Bereich der Luftnahunterstützung für die Bodentruppen. Dabei waren viele der verwendeten Flugzeuge für diese Rolle gar nicht konstruiert oder vorgesehen und wurden mit großer Mühe dahin gehend umgerüstet. Es gelang Rhodesien sogar eigene Bomben zu entwickeln und in geringen Stückzahlen zu produzieren.
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#6
Operation Dingo:

Die mit weitem Abstand taktisch erfolgreichste Operation moderner Infanterie gelang den Rhodesiern im November 1977. Die berühmte Operation Dingo. Die Rhodesian Light Infanftry erhielt durch diesen unglaublichen Erfolg dann den Beinamen: The Killing Machine. Weder davor noch danach hat irgendein anderes Land bzw. eine andere Infanterieeinheit einen derart spektakulären Sieg errungen.

Späher der Selous Scouts stellten Anfang November 1977 fest, dass der Führer der ZANLA Partisanen, Robert Mugabe (heute Diktator von Simbabwe) seine Partisanenstreitkräfte in Mosambique (nördliches Nachbarland) zu sammeln und in zwei großen Lagern zu konzentrieren begann. Dort sammelten sich innerhalb kurzer Zeit mehr als 10 000 Kämpfer der ZANLA. Ziel konnte nur eine Großoffensive nach Rhodesien sein und so beschloss man, diese Truppenaufstellung bereits im Bereitstellungsraum im Nachbarland zu zerschlagen.

Für den Angriff wurden die Rhodesian SAS und die Rhodesian Light Infantry eingesetzt. Diese wurden zum Teil per Luftlandung, zum Teil mit Hubschraubern eingeflogen. Zur Luftnahunterstützung und um eventuelle Angriffe von regulären Truppen des Staates Mosambique für die Zeitdauer der Operation durch Luftangriffe abzuwehren wurden möglichst viele Flugzeuge zusammen gezogen, sogar alte Zweiter Weltkrieg Typen von 1940, die man seit jahren außer Dienst gestellt hatte wieder hergerichtet und eingesetzt. Trotzdem brachte man nicht mehr als 20 Flugzeuge zusammen, von denen 6 noch Baujahr 1940 waren.

Während die Infanterie mit Fallschirmen luftlandete und die Helikopter sich annäherten, führten die Flugzeuge einen ersten massiven Luftangriff auf das Hauptlager der Rebellen aus. Die Infanterie griff dann das Hauptlager von drei Seiten her an, unterstützt durch das Feuer der Bordwaffen der Helikopter. Massive Gegenangriffe der zahlenmässig weit überlegenen Partisanen wurden aus der Nachhand geschlagen, man ließ sich dann zurück fallen und überfiel den nachdrängenden Feind von den Flanken her, nahm ihn ins Kreuzfeuer usw, man nutzte beispielsweise trockene Bachläufe, indem man den nachdrängenden Feind unmittelbar vor diesen unter Feuer nahm. Der Feind nahm darauf hin im Bachlauf Deckung. Dann wurde er dort von der Seite mit Maschinengewehren die den Bachlauf entlang strichen niedergemäht. Robert Mugabe gelang es jedoch, mit einigen Kämpfern zu fliehen, da das Lager nicht komplett eingeschlossen war.

Der ganze Angriff entwickelte sich zu einem Schlachtfest ohnegleichen. Anfänglich wollten sich die Rhodesier früh ganz zurück ziehen, um dem Feind keine Gelegenheit zu geben sich zu organisieren und aufgrund seiner immensen zahlenmässigen Überlegenheit die Überhand zu erlangen. Der Feind fiel jedoch durch den Angriff und die überall auf seinen Fluchtrouten aufgestellten Hinterhalte und Feuerüberfälle derart in Panik und Unordnung, dass die Rhodesier die feindlichen Streitkräfte de facto vollständig zerschlagen konnten.

Auf rhodesischer Seite starben nur 2 Soldaten, ein Angehöriger der SAS und 1 Pilot dessen Maschine abgeschossen wurde. Ungefähr 6 Rhodesier wurden verwundet, die meisten davon jedoch nur leicht.

Auf der Gegenseite wurden um die 3000 Partisanen getötet und um die 5000 Partisanen verwundet. Der Erfolg war derart unglaublich, dass die Rhodesier selbst die feindlichen Verluste noch längere Zeit anzweifelten und erst nach mehreren bestätigenden Berichten der Selous Scouts erkannten, was ihnen da gelungen war.

Ein Verhältnis von 2 zu 3000 bei den Getöteten ist bis heute ein schier unfassbarer Erfolg, vor allem wenn man bedenkt, dass die Partisanen zahlenmässig weit überlegen waren, und von der Bewaffnung und Ausrüstung den Rhodesiern absolut gleichwertig waren. Keine moderne Infanterieeinheit hat jemals zuvor oder jemals danach einen vergleichbaren Sieg errungen.
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#7
Vielen Dank für die super Informationen.
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