USA vs. Iran
(20.04.2025, 17:18)Quintus Fabius schrieb: Wer sich über die moralisch-ethische Außenpolitik der USA im Kontext des Iran ein Bild machen möchte, und über die Möglichkeiten einer verdeckten Zusammenarbeit hinter den Kulissen Big Grin dem sei empfohlen die Iran-Contra-Affäre zu studieren.

Ja, die Lieferung von TOWs und die für Silvester geeigneten HAWKS waren allerdings nicht für den Einsatz durch befreundete Staaten bestimmt. Geradezu gewieft, vor allem der direkte Kontext zur Finanzierung von US-freundlichen Terror-Banden in Südamerika. Aber es demonstrierte dem Iran das Potential der damals modernen ATGM gegen damals aktuelle russische Panzer. Es war ein Zündfunke für systematisches Reverse Engineering und Nachbau solcher Waffen. Wiederholte Versuche die iranische Logistik mit fehlerhaften Bauteilen gezielt zu versorgen, erhöhten den Bedarf möglichst eigene Komponenten zu verwenden.
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@KheibarShekan
Zitat:Scholl-Latour finde ich auch sehr gut, aber diese Aussagen von ihm über eine geplante Zusammenarbeit der USA mit dem Iran kurz nach dem Sturz von Pahlawi ist mir entgangen.
Im Kern stimmt es, dass er die Sanktionierung des Iran durch die USA für kontraproduktiv hält. Er beschreibt aber auch, man findet es in Das Schlachtfeld der Zukunft und Weltmacht im Treibsand, dass VOR der Botschaftsbesetzung die Regierung Basergan überlegte, wie man wieder Kontakte nach Washington knüpfen könnte. Und umgekehrt sah man dort Basergan auch als jemanden an, mit dem man reden könne. In dieses labile Zwischenstadium platzte dann die Botschaftsbesetzung, die mehr oder minder alles zunichte machte. Basergan trat vermutlich wegen dieser Ausschreitungen dann zurück.

Im Nachgang ist es sicherlich schwierig, die genauen Abläufe herauszufinden, aber Vermutungen gibt es, wonach radikale Kräfte innerhalb des Umsturzes eine Annäherung an die USA in jedem Fall unterbinden wollten, weswegen dann der Sturm auf die Botschaft initiiert wurde, was Basergan jegliche Verhandlungsoptionen nahm. Da die Regierung um Basergan vom Sturm allem Anschein nach überrascht wurde und da - auch dies findet man bei Scholl-Latour - wie mit dem Zauberstab einige Tage später die Randale sich legte und Pasdaran versuchten, wieder etwas Ordnung in das Chaos zu bringen, kann man vermutlich von einer konzertierten Aktion radikaler Kreise ausgehen, die Basergan jegliche Optionen nehmen wollten. Und das ist ihnen durchaus gelungen.
Zitat:Danach folgte die Unterstützung des mit Chemiewaffen geführten Krieges von Saddam Hussein und verschiedenen Terroranschlägen durch u.a. direkt von USA finanzierte "Oppositionskräfte".
Man sollte mal daran erinnern, dass...

a) diese Oppositionskräfte nicht vom Himmel fielen, sondern in großem Maße ein Produkt der Radikalität des Umsturzes von 1979 waren.
b) die USA den Iran auch heute noch vor drohenden Terrorakten warnen, was quasi gar nicht bekannt ist. (https://edition.cnn.com/2024/01/25/polit...index.html)
Zitat:...dass der US-gestützte Sturz des iranischen Premierministers Mossadegh im Jahr 1953 durch die CIA einen nachhaltig wirkenden, tiefen Bruch im Vertrauen zwischen den beiden Ländern verursachte.
Was eine sehr doppelbödige bzw. auch scheinheilige Kritik ist. Mossadegh war eigentlich den Briten ein Dorn im Auge mit dem Vorgehen gegen die AIOC. Aber London war nach dem Zweiten Weltkrieg fiskalisch und auch bzgl. der Kolonialpolitik ziemlich ausgelaugt, zwar stand die Aufgabe von East of Suez noch nicht direkt im Raum, aber die Kräfte waren faktisch nicht mehr da.

Also bat man Washington um Hilfe, ob man dort gegen die sozialistischen und zunehmend autokratischen Umtriebe von Mossadegh nicht etwas unternehmen könne. Der damalige US-Präsident Truman zeigte sich aber zunächst sehr spröde, zumal er sich in der Endphase seiner Präsidentschaft befand und in Korea die Sachlage noch nicht geklärt war. Anfang 1953 kam dann Eisenhower an die Regierung. In der Hochphase des Kalten Krieges (Stalin lebte zu diesem Zeitpunkt noch) und nach dem Mossadegh'schen Ermächtigungsgesetz vom Sommer 1952 entschied sich die Regierung Eisenhower um CIA-Chef Dulles dann zum Vorgehen gegen Mossadegh - auch um jedweder sowjetischen Einflussnahme auf die persischen Energiequellen einen Riegel vorzuschieben. Hinzu kam, dass die Tudeh zunehmend ihren Einfluss im Militär ausbaute, prosowjetische Propaganda betrieb und bewaffnete Mobs durch die Straßen jagte, um Mossadegh zu unterstützen - der Iran schien also auf der Kippe zu stehen.

Und in Moskau zeigte man sich durchaus interessiert: Schließlich hatte sich Stalin beharrlich geweigert, nach 1945, und trotz der 1941 und 1943 gegebenen festen Zusagen, die sowjetisch besetzten Gebiete Persiens in Aserbaidschan (siehe aserbaidschanische Volksrepublik: https://en.wikipedia.org/wiki/Azerbaijan...Government) wieder zu räumen. Anscheinend hat Truman sogar mit Atombomben gedroht, um dann 1946 den Abzug der Sowjets zu erzwingen. Von dieser Involvierung abgesehen - dass es hierbei Washington war, welches die territoriale Integrität Persiens wieder sicherstellte (vermutlich auch ein schlechtes Gewissen, da man 1941, als Briten und Sowjets den Iran unter sich aufteilten zwecks der Sicherung des "persischen Korridors", auf Hilfsbitten des Shahs in Washington nur ausweichend reagiert hatte - es ging ja gegen Hitler), wird heute jedoch weitgehend in Iran verschwiegen - hatte man in den USA aber relativ wenig Kenntnisse über den Iran.

Also benötigte die CIA Unterstützung vor Ort. Und man fand sie (ausgerechnet!) unter den Mullahs. Denn den schiitischen Geistlichen war der Gedanke an einen atheistischen Gottesstaat sozialistischer Prägung, und Mossadegh gab allen Anlass, dies zu befürchten, ein wahrer Alptraum. Und so kam es, dass CIA-Gelder nicht nur bei Shah-Anhängern landeten, sondern auch bei den Mullahs. Und beiden war es gemein, dass sie Mossadegh loswerden wollten. Und schnell hatte man so die "Fußtruppen" beisammen, die dann gegen Mossadegh losschlugen. Der Rest ist bekannt.

Kurzum: Wenn heute der Sturz Mossadeghs als eine böse Verschwörung der USA dargestellt wird und dies dann als Grund herangezogen wird, weswegen es einen Bruch zwischen beiden Ländern gibt, dann ist dies eine ziemliche Scheinheiligkeit, die die realen Hintergründe seinerzeit ausblendet und die auch die Involvierung der Mullahs (also der heutigen Herrscher) in den Umsturz ignoriert. Aber diese Legende wird eben nicht nur von den heutigen Herrschern in Iran gesponnen, sondern sie wurde von vielen linken bis linksliberalen Kreisen in Europa und auch teils in den USA gerne aufgegriffen (Mossadegh war ja der "gute" Sozialist), um den "Dämon" CIA und den "US-Imperialismus" zu geißeln.

Bittere Ironie dabei: Die Mullahkratie erhielt und erhält also mit ihrer selbstgestrickten Mossadegh-Legende geistige Unterstützung aus dem Ausland, und das ausgerechnet von jenen politischen Kreisen im Westen, die sie im Iran selbst wohl verhaften würden.

Schneemann
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Der Regierungssturz 1953 ist zweifelsohne ein vielschichtigeres historisches Ereignis. Und ja, die Rolle der iranischen Mullahs (bzw. interne politische Konflikte) wird in diesem Kontext oft ausgeblendet. Da könnte man das Zusammenspiel unterschiedlicher Interessen – nationalistisch, monarchistisch, religiös und westlich-strategisch – betrachten, was den Putsch aber nicht weniger brisant macht. Auch dass 25 Jahre später die Kommunisten mit den Mullahs gemeinsam die Royalisten stürzen, nur um hinterher den Machtkampf und sogar Krieg unter sich auszutragen, zeigt die komplexe Dynamik die sich bei kurzzeitigen Überschneidungen von Interessen in solchen Gemengelagen ergeben. Da bilden sich unheilige Allianzen, die sich auch wieder in Luft auflösen. Ganz wie in der Politik, nur plus Gewalt.

Ergo. Die CIA agierte damals sicher nicht im luftleeren Raum. Sie konnte bestehende Bruchlinien im iranischen Machtgefüge instrumentalisieren und das tut sie bis heute. Von der Angst vor dem Kommunismus über den Unmut monarchistischer Eliten bis hin zu konservativ-religiösen Kräften, die sich durch Mossadeghs Reformkurs marginalisiert fühlten sucht man sie jene mit fruchtbarem Boden. Menschen, die Hilfe brauchen.

Aber genau darin liegt auch das Problem: Der Sturz eines demokratisch legitimierten Premierministers durch ausländische Geheimdienste, was stets nur unter aktiver Mithilfe lokaler Akteure gelingt, hat eine langfristige Dynamik in Gang gesetzt, die das Vertrauen in westliche Einmischung dauerhaft beschädigte.
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Man unterschätzt meiner Meinung nach, wie negativ das damalige Geschehen im Iran bzw. von Iranern wahrgenommen wird. Dafür spielt es keine Rolle, ob dies zu Teilen eine Folge von Propaganda ist, oder inwieweit iranische Gruppen selbst involviert waren oder wie weit die Verantwortung des Westens TM hier tatsächlich reicht, sondern völlig unabhängig davon und auch unabhängig von jedweder geschichtswissenschaftlichen Richtigstellung wird das meiner Wahrnehmung nach im Iran als ein Schlüsselerlebnis wahrgenommen, welches jedwedes Vertrauen in den Westen nachhaltig beschädigt hat. Dafür sind die genaueren Umstände irrelevant. Das war ein regelrechtes Erweckungserlebnis welche die feste Überzeugung vieler Iraner begründet hat, dass jedwede westliche Politik nichts als Lüge, Heuchelei und Heimtücke ist und auch nichts anderes sein kann.
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@Quintus
Zitat:Dafür spielt es keine Rolle, ob dies zu Teilen eine Folge von Propaganda ist, oder inwieweit iranische Gruppen selbst involviert waren oder wie weit die Verantwortung des Westens TM hier tatsächlich reicht, sondern völlig unabhängig davon und auch unabhängig von jedweder geschichtswissenschaftlichen Richtigstellung wird das meiner Wahrnehmung nach im Iran als ein Schlüsselerlebnis wahrgenommen...
Das sehe ich anders. Es mag manche ältere und politisch eingefärbte Kreise geben, die dieses Ereignis noch als ein Schlüsselerlebnis wahrnehmen wollen, aber die Masse der jüngeren Iraner schert sich darum wenig, wenn sie es denn überhaupt weiß, was vor 72 Jahren mal passiert ist.

Der große Teil der jüngeren Bevölkerung in Iran sorgt sich eher um Teuerungen, sichere Jobs, hohe Mieten, Zukunftsperspektiven, schwierige Familiengründung usw. und sieht sich von einem verkrusteten, übermäßig moralisierenden, stramm religiösen und repressiven System zunehmend eingeengt und teils durch deren Apparatschiks übervorteilt, und selbst wenn es nur der dämliche Behördengang ist. D. h. das, was letztlich mit zum Sturz des Shah beitrug, könnte, wenn sie nicht aufpassen, auch den Mullahs drohen.

Schneemann
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(24.04.2025, 05:57)Schneemann schrieb: @Quintus
Das sehe ich anders. Es mag manche ältere und politisch eingefärbte Kreise geben, die dieses Ereignis noch als ein Schlüsselerlebnis wahrnehmen wollen, aber die Masse der jüngeren Iraner schert sich darum wenig, wenn sie es denn überhaupt weiß, was vor 72 Jahren mal passiert ist.
...

Schneemann
ich denke, da muss man differenzieren
= zwischen dem, was bewusst wahrgenommen wird,
= und dem, was an Auswirkungen fort besteht.

Die Auswirkungen eines Geschehens könnten sehr viel nachhaltiger sein als das Geschehen selbst, das möglicherweise gar nicht wahrgenommen wird.
Und insofern - ja, wahrgenommen wird das Ereignis von vor über 70 Jahren sicher vielfach nicht mehr - es ist im täglichen Leben "verdrängt", falls es überhaupt bewusst wahrgenommen wurde.
Aber das Ereignis hat mit Sicherheit prägende Spuren in der Gesellschaft hinterlassen - etwa ein tief manifestiertes Misstrauen und Unbehagen gegen die US-Regierung, während gleichzeitig der "american way of life" ein (eher unpolitisches) Faszinosum gerade für jüngere Iraner darstellt. Und dieses Faszinosum übt dann gleichzeitig wieder politische Sehnsüchte ein.

ganz neue Töne aus den USA?
Zitat:Atomstreit mit Iran: US-Aussenminister Rubio warnt, dass Militäraktion gegen Iran grösseren Krieg auslösen könnte
... Ein Überblick über die Ursprünge der Konfrontation und die jüngsten Ereignisse.
...
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Schneemann:

Auch wenn Alltagssorgen natürlich eher das Leben der Menschen dominieren, insbesondere der jungen Generation, so unterschätzt du meiner Meinung nach den kulturellen Einfluss dieser Vorgänge. Wie Erich es schon angerissen hat, beeinflusst so was die grundsätzliche Einstellung und Haltung im Leben gegenüber anderen.

Spezifisch für den Iran habe ich im Laufe vieler Jahre im Gespräch mit vielen Iranern immer wieder und wieder eine erstaunliche Verbitterung und Zynismus als prägende Elemente festgestellt. Man ist einfach zutiefst verbittert, und dass hatte durchaus damals so seine Anfänge.

Natürlich wurde das noch verstärkt, insbesondere verstärkt durch das aktuelle Regime und die Umstände welches dieses hervorgerufen hat, aber es ist insbesondere diesem Regime immer wieder gelungen, diese Verbitterung welche sicher in weiten Teilen intern massiv verstärkt wird auch nach außen abzulenken und dem Westen TM zuzuschieben.

So überträgt sich die tiefe Unzufriedenheit mit den Mullahs dann zumindest teilweise auf den Westen TM. Und greift dann jene Wurzeln und Ursachen auf, die hier genannt wurden. So dass eine grundsätzliche tiefe Verbitterung über den Westen dadurch genährt wird.
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@Quintus
Zitat:Spezifisch für den Iran habe ich im Laufe vieler Jahre im Gespräch mit vielen Iranern immer wieder und wieder eine erstaunliche Verbitterung und Zynismus als prägende Elemente festgestellt. Man ist einfach zutiefst verbittert, und dass hatte durchaus damals so seine Anfänge.

Natürlich wurde das noch verstärkt, insbesondere verstärkt durch das aktuelle Regime und die Umstände welches dieses hervorgerufen hat, aber es ist insbesondere diesem Regime immer wieder gelungen, diese Verbitterung welche sicher in weiten Teilen intern massiv verstärkt wird auch nach außen abzulenken und dem Westen TM zuzuschieben.
Letzter Absatz trifft es relativ gut, wobei das kein direkter Widerspruch zu meiner Feststellung ist. Es gibt i. d. T. eine gewisse Verbitterung, ja ein Unverständnis, auch unter der jüngeren Generation, weswegen der Iran derart mit Sanktionen überzogen wird. Und das gegenwärtige Regime weiß diese Gefühle recht geschickt für sich auszunutzen und sie zu kanalisieren. Aber selbst hierbei spielt die Mossadegh-Geschichte eigentlich keine große Rolle. (Zumal die Mullahs dies auch nicht gerne nach oben gespült wissen wollen, gerade auch wegen ihrer wenig ruhmreichen Rolle.)

Sehr gewichtig indessen ist der Vorwurf, so lese ich es zumindest heraus, bzgl. der Doppelmoral des Westens. Im Speziellen bezieht es sich meistens auf Saddam und seinen Gaskrieg in den 1980ern. Der Tenor: Es hat sich kein westlicher Protest geregt und kein Hahn hat gekräht, als Saddams Senfgasgranaten am Schatt al-Arab niedergingen und geschätzt mehrere zehntausend Basidschen und Pasdaran, die quasi keine Schutzausrüstung hatten, getötet wurden. Aber als Saddam dann 1988 die Kurdenstadt Halabdscha mit Gasbomben attackieren ließ, wurde er massivst mit westlicher Kritik überzogen und aus dem Verbündeten gegen die Fanatiker des schiitischen Gottesstaates wurde auf einmal der verfemte Dämon am Golf.

Und ja, dahingehend kann ich den iranischen Vorwurf durchaus verstehen.

Aber davon abgesehen spielt Mossadegh eben keine große Rolle.

Schneemann
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zurück von der Urgeschichte, die prägend war, zu den aktuellen Geschehnissen:
Der Iran ist zwar geschwächt, aber noch immer zu sehr schmerzhaften Gegenschlägen in der Lage.
Zitat:...So etwas wie einen begrenzten Militärschlag gegen den Iran kann es nicht geben. Der Iran ist geschwächt, aber nicht wehrlos geworden. Sobald der Iran angegriffen wird, wird er zurückschlagen – und dann ist alles möglich. Das wollen weder der Iran noch Präsident Trump. Richard Nixon profilierte sich jahrelang als Antikommunist, um am Ende nach Peking zu reisen und eine Annäherung an China einzuleiten. Heute kommt Präsident Trump vom rechten Flügel der Republikaner. Niemand wird es wagen, Trumps Entscheidung infrage zu stellen, sollte er ein Abkommen mit der Islamischen Republik unterzeichnen. ...
Die Huthi zeigen, dass selbst eine massive materielle Überlegenheit von US-Truppen erhebliche Risiken für diese Einheiten mit sich bringt.
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Die Frage ist was man erreichen will. "Interessant" ist aber der Ansatz schon, die militärischen Kapazitäten der Iraner mit jenen der Houthis zu vergleichen.
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Um aus der Sackgasse herauszukommen, schlägt der Iran ein regionales Atomkonsortium vor
OLJ (französisch)
Eine Partnerschaft mit Riad und Abu Dhabi soll während der letzten Verhandlungen mit Washington ins Gespräch gebracht worden sein, um die roten Linien in Bezug auf die Urananreicherung zu umgehen.
Von Laure-Maïssa FARJALLAH, am 14. Mai 2025 um 23:00 Uhr
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...325363.jpg]
Außenansicht des Kernreaktors von Bushehr im Süden des Iran. Archivfoto AFP

„Die Gespräche enthielten originelle und nützliche Ideen, die den gemeinsamen Wunsch nach einer ehrenhaften Einigung widerspiegeln“, erklärte der omanische Außenminister Badr al-Busaidi auf seinem X-Account nach der vierten Verhandlungsrunde, die er am Sonntag, dem 11. Mai, in Maskat zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran vermittelt hatte. Einige Tage später kursierten Gerüchte über einen iranischen Vorschlag für ein regionales Atomkonsortium, an dem insbesondere Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt sein sollen und der den Amerikanern bei den letzten Gesprächen unterbreitet worden sei.

Dies wäre eine Möglichkeit, die von beiden Seiten gezogenen roten Linien zu umgehen, da Teheran sich weigert, sein Urananreicherungsprogramm aufzugeben, während Washington dem Land vorschreiben möchte, nur noch angereichertes Uran für zivile Zwecke zu importieren. Wie könnte dieser iranische Plan aussehen? Könnte er alle zufriedenstellen?

Ein neuer Standort im Persischen Golf
Nach Informationen mehrerer Medien soll ein neues Kernkraftwerk zur Urananreicherung auf iranischem Boden gebaut werden, möglicherweise auf einer Insel im Persischen Golf, die jedoch unter gemeinsamer Überwachung insbesondere durch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate stehen würde. Das Ziel Teherans wäre es, seine Souveränität in Bezug auf die Anreicherung zu wahren und gleichzeitig zu versichern, dass die Anreicherungsrate und -qualität streng zivilen Zwecken dienen – und zumindest diesen Standort vor einem möglichen israelischen Angriff zu schützen.

Entsprechend der im Wiener Abkommen von 2015 festgelegten Obergrenze reicht eine Anreicherungsrate von 3,67 % für nichtmilitärische Zwecke aus und stellt die maximale Schwelle dar, die das Weiße Haus akzeptieren würde. Mit der Beteiligung der Saudis und der Emirate, ja sogar mit einer Weitergabe des technischen Know-hows des Iran, könnten die nuklearen Aktivitäten des Iran besser kontrolliert werden – zumindest an diesem Standort. Dies wäre eine Möglichkeit, die Arbeit der Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zu verstärken oder zu ergänzen. Zumal die Amerikaner laut der konservativen iranischen Tageszeitung Khorasan einen „symbolischen Anteil“ daran haben könnten, berichtet das Medium Amwaj.

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Laut iranischen politischen Quellen, die von der Website zitiert werden, sei der Vorschlag, mindestens eine Nuklearanlage gemeinsam mit Riad und Abu Dhabi zu betreiben, bereits in der ersten Verhandlungsrunde in Oman am 12. April gemacht und eine Woche später in Rom wiederholt worden. Der iranische Außenminister Abbas Araghchi soll das Thema beim letzten Treffen mit dem US-Sonderbeauftragten Steve Witkoff angesprochen haben, wie vier iranische Verantwortliche gegenüber der New York Times angaben.

„Die Behauptung anonymer Quellen, wonach die Idee eines gemeinsamen Unternehmens zur Urananreicherung Teil der letzten Verhandlungsrunde mit dem Iran in Oman gewesen sei, ist völlig falsch“, dementierte jedoch Eddie Vasquez, ein Sprecher von Steve Witkoff, der von der New York Times zitiert wurde. „Diese Idee wurde nie erwähnt oder diskutiert.“ Dennoch reiste der iranische Außenminister am Tag vor den Gesprächen in Maskat nach Saudi-Arabien und Katar und machte am Tag nach den Verhandlungen einen Zwischenstopp in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Derzeit wenig Begeisterung

Eine von Amwaj zitierte Quelle bestätigte, dass die Frage mit Abu Dhabi besprochen worden sei, das sie „positiv aufgenommen“ habe, während Riad den Vorschlag nicht wirklich ernst genommen habe. Beide Länder streben den Ausbau ihres Atomprogramms an. Saudi-Arabien verhandelt derzeit mit den USA über die Genehmigung zur Urananreicherung auf seinem Territorium, während die Emirate über einen Atomreaktor verfügen, aber keine Urananreicherung vor Ort betreiben.

Die Ölmonarchien könnten somit vom iranischen Know-how profitieren, insbesondere wenn sie Zugang zu anderen nuklearen Infrastrukturen ihres Nachbarn wie den unterirdischen Anlagen in Fordow oder Natanz erhalten. Diese Option steht jedoch derzeit nicht zur Debatte. Eine Beteiligung der USA könnte zudem durch die Sanktionen gegen das Land und das Fehlen diplomatischer Beziehungen eingeschränkt sein, was Unternehmen, die in diesem Sektor investieren möchten, zurückhaltend macht.

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Tehran ist sich der Hindernisse bewusst und hat daher vorgeschlagen, das Joint Venture nicht wie den Deal von 2015 zeitlich zu begrenzen, der es US-Präsident Donald Trump ermöglichte, einen Sieg über seinen Vorgänger Barack Obama zu verkünden. Es ist jedoch fraglich, ob dies ausreicht, um die Golfstaaten zu überzeugen, den Plan voranzutreiben. Die Idee eines solchen Konsortiums wurde im Oktober 2023 vom ehemaligen iranischen Unterhändler Seyed Hossein Mousavian und einem Physiker aus Princeton konzipiert.

„Die Bildung dieses Konsortiums würde die Verwirrung und die widersprüchlichen Positionen der Vereinigten Staaten beseitigen“, schrieb der ehemalige iranische Verantwortliche am Vorabend der letzten Verhandlungen in Maskat auf X, in Bezug auf die Gespräche mit den Saudis, um ihnen die Urananreicherung auf ihrem Boden zu ermöglichen. Der Iran hatte bereits in den 1970er Jahren unter Schah Mohammad Reza Pahlavi mit Eurodif ein Konsortium zur Urananreicherung gegründet, doch die islamische Revolution und der darauf folgende Iran-Irak-Krieg hatten alles durcheinandergebracht, sodass Teheran letztlich nie angereicherten Brennstoff für seine Kraftwerke erhielt.

Diese Erfahrung hatte das Land dazu veranlasst, seine eigenen Kapazitäten auszubauen. Im Jahr 2008, als angespannte Verhandlungen über das iranische Atomprogramm stattfanden, schlug die Islamische Republik die Gründung eines internationalen Konsortiums zur Urananreicherung auf ihrem Staatsgebiet vor.

Während der Termin für die nächsten Gespräche noch nicht feststeht, ist für den 16. Mai in Istanbul ein Treffen zwischen den Iranern und den drei europäischen Ländern vorgesehen, die noch Vertragsparteien des Wiener Abkommens sind, nämlich Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Eine Gelegenheit, sie von dieser neuen Initiative zu überzeugen?
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