AUKUS vs. EU vs. China
#31
(23.09.2021, 10:14)spotz schrieb: Naja, mit dem Argument wir haben sie "ja erst so mächtig werden lassen" laufen wir aber in eine Sackgasse. Ihre Macht beruht ja darauf das sie zu Wohlstand gekommen sind. Wir können ja schlecht vorhaben bestimmte Teile der Welt in Armut zu belassen und sie aller Entwicklungschancen zu berauben. Da machen wir uns doch unglaubwürdig mit. Wir sollten doch eher versuchen auf diese Entwicklung Einfluss zu nehmen und sie zu einem gewissen Grad in unseren Interessen an Klimaschutz, westlichen Werten etc zu lenken. Das hat bei China bisher sicherlich wenig genutzt.

Das Prinzip muss doch folgendes sein (vereinfacht dargestellt):
Wir als privilegierte Gesellschaften haben aus unserem eignen Wertekanon heraus ein Verantwortungsbewusstsein für den Rest der Menschheit entwickelt. Teils humanistisch, teils auch egoistisch begründet. Hieraus ergibt sich, dass wir weniger privilegierten Gesellschaften helfen wollen, ihre Situation zu verbessern. Das tun wir bis zu einem bestimmten Punkt auf eine rein humanistische Art der direkten Hilfeleistung sowie der Entwicklungshilfe. Das Ziel dabei ist es lediglich, die schwächeren Gesellschaften zu einer eigenständigen Überlebensfähigkeit zu verhelfen. Wenn dieses Ziel einmal erreicht ist, sprechen wir meistens von Schwellenländern. Ab dem Zeitpunkt gebietet es uns unsere Vorstellung von Menschenrechten weiterhin, diese Länder dabei zu unterstützen, sich weiter zu entwickeln und ihrer Bevölkerung dadurch ein gutes Leben zu ermöglichen. Und an dieser Stelle wird es dann kompliziert. Denn ab hier spielen die Thematiken von Menschenrechten, Umweltbelangen etc. eine entscheidende Rolle. Unsere Verpflichtung diesen Ländern gegenüber basiert auf unserem eingangs erwähnten Wertekanon. Daher muss jede Umsetzung dieser Verpflichtung auch die Einhaltung dieser Werte mit berücksichtigen. (Ja Quintus, eigene Sicherheits-Interessen sind davon unabhängig zu betrachten und in die Bewertung mit einzubringen.)

Das wurde mit Blick auf China ja auch immer versucht, nur muss das einfach als gescheitert angesehen werden. Die chinesische Führung lässt sich von diesen Werten nicht beeinflussen, was mMn an der massiven Inkonsequenz liegt, mit der westliche Staaten hier seit jeher agiert haben.
Oft wird dagegen angeführt, dass z.B. China sich jetzt auch am internationalen Prozess gegen den Klimawandel beteiligt, aber das tun sie ja nicht, weil sie vom Westen dazu gedrängt wurden oder sie die westlichen Werte diesbezüglich teilen, sondern weil sie einfach erkannt haben, dass ein fortschreitender Klimawandel für sie selbst katastrophale Folgen haben wird. Und im Unterschied zu westlichen Demokratien wissen die Führer stabil autokratischer Staaten auch, dass sie selbst noch an der Macht sein werden, wenn diese Folgen eintreten.

(23.09.2021, 10:14)spotz schrieb: Das Wichtigste aber ist, das wir die bisherige wirtschaftliche Entwicklung in China nicht zurück drehen können. Wenn wir auf die weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung in anderen asiatischen Ländern Einfluss nehmen wollen, dies also nicht allein China überlassen möchten, dann müssen wir uns was einfallen lassen. Meine Idee ist da eine Partnerschaft bei der Seidenstraße, um einerseits den Einfluss Chinas zu minimieren und andererseits einseitige Abhängigkeiten zu verhindern.

Eine europäische Unterstützung der chinesischen Machtexpansion würde diese lediglich beschleunigen, ohne dass dabei ein hinreichend großer Gestaltungsspielraum für uns entstehen würde, zumal wir einen solchen auch gar nicht zu nutzen wüssten.
Ich würde dagegen halten, dass wir hier eher als wirtschaftlich-diplomatischer Gegenpol auftreten müssen. Beispielsweise wäre eine EU-Indien-Partnerschaft unter Einbindung der Tiger-Staaten ein viel stärkeres Mittel zur Unterstützung unsere eigenen Ziele in der Region, wie auch in der Eindämmung von Chinas dortigen Machtansprüchen und der sich abzeichnenden chinesischen Führungsposition im globalisierten Wirtschaftsgefüge.

(23.09.2021, 10:14)spotz schrieb: Da würde ich mir konkret eine Ausweitung und Intensivierung der EU-China Konnektivitätsplattform wünschen. Dort arbeitet ein Teil der EU Kommission mit der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission Chinas zusammen, um gemeinsame Projekte und Synergien der bisher konkurrierenden Programme von Chinas Neue Seidenstraße Initiative und der europäischen EU-Asien Konnektivitätsinitiative zu finden. Bisher erscheint mir das mehr ein Erfahrungsaustausch. Es gibt zwar meines Wissens nach ein paar gemeinsame Projekte wie eine beispielsweise gemeinsam gebaute und finanzierte Autobahn in Kasachstan, aber da ginge sicherlich noch mehr.

Ich könnte mir da durchaus vorstellen, dass man von europäischer Seite gewisse Rahmenbedingungen für "akzeptable" Projekte definiert und darüber dann Einfluss nimmt z.B. im Bezug auf die Schnittstellen dieser Projekte mit europäischer Entwicklungshilfe o.ä. Das wäre für mich aber noch keine aktive Beteiligung an dieser Initiative, sondern lediglich ein Verzicht darauf, diese aktiv zu bekämpfen. Die Verbindung chinesischer mit europäischen Projekten in einer Region könnte aber zumindest die Einflussnahme Chinas dort begrenzen.

@MODS: Kann jemand unsere China-Beiträge vielleicht auslagern? Sorry für's Abschweifen.
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#32
[DOSSIER] "Die neuen Seidenstrassen": Wenn der chinesische Expansionismus eine neue Wendung nimmt
Pazifischer Ozean Papua-Neuguinea und China
[Bild: https://la1ere.francetvinfo.fr/image/y0i...143416.jpg]
Im November 2018, als Papua-Neuguinea Gastgeber eines Apec-Gipfels ist, weiht der chinesische Präsident Xi Jinping einen von Peking finanzierten "Independence Boulevard" in Port Moresby ein. - Apec 2018 Papua-Neuguinea
Mit der "Neuen Seidenstraße", auch bekannt als "Belt and Road Initiative", hat die Volksrepublik China die Türen zu Asien, Europa, Afrika und nun auch zum Südpazifik geöffnet. Wir ziehen Bilanz über eine der größten geopolitischen Umwälzungen des frühen 21. Jahrhunderts.
Bernard Lassauce - Veröffentlicht am 23. September 2021 um 18:58, aktualisiert am 23. September 2021 um 21:50
https://la1ere.francetvinfo.fr (Französisch)
Das Phänomen wird in einem 646-seitigen Bericht entschlüsselt, der im September 2021 veröffentlicht wurde. (*1. siehe Fußnote). Zwei Forscher von Irsem, dem strategischen Forschungsinstitut der Militärakademie, analysieren, wie die VR China mit Milliarden von Dollar ihre wirtschaftliche und politische Macht in der Welt ausgebaut hat.

Ihre Waffe: eine Strategie der Hilfe für arme oder Entwicklungsländer, die sich laut Irsem sowohl durch ihre Aggressivität als auch durch ihre Undurchsichtigkeit auszeichnet. Nach Ansicht vieler internationaler Experten gefährdet sie sogar "die Weltwirtschaft". Auch der Südpazifik bleibt nicht verschont, selbst Neukaledonien, das von Peking mit Interesse beobachtet wird.
[Bild: https://la1ere.francetvinfo.fr/image/qiY...784923.jpg]
Chinesische Einflussoperationen, Bericht, der im September 2021 vom Institut für strategische Forschung der Militärakademie veröffentlicht wurde.
Der Bericht wurde im September 2021 vom Institut für strategische Forschung der Militärakademie veröffentlicht. - Irsem

Chinesische Vermögenswerte im Ausland in astronomischer Höhe
In dreißig Jahren ist China zum größten Gläubiger der Welt geworden. Die chinesischen Vermögenswerte im Ausland belaufen sich auf 6.000 Milliarden Dollar (*2.). Und doch liegt diese Zahl laut einer deutsch-amerikanischen Studie (*3.) noch weit unter der Realität.

Carmen Reinhart und das Kieler Institut stellten nach der Untersuchung von rund 5.000 Krediten aus 152 Ländern fest, dass "50 % der von der VR China vergebenen Kredite nicht an den IWF oder die Weltbank gemeldet werden". "Es zeigt sich auch, dass viele dieser Länder, die zu den ärmsten gehören, viel mehr Geld von China geliehen haben als bisher angenommen. Diese Undurchsichtigkeit der Verschuldung geht mit sehr unklaren Finanzierungsbedingungen einher.

Er fügte hinzu: "Obwohl die Zinssätze nahe an denen der übrigen Welt liegen (2 % über 20 Jahre), sind die von China gewährten Darlehenskonditionen voller Geheimhaltungsklauseln, die so weit gehen, dass sie Einfluss auf die Diplomatie und die Innenpolitik des Staates nehmen". China würde zwar erhebliche wirtschaftliche und diplomatische Vorteile erzielen.

In jedem Fall sind sich die Forscher einig, dass die VR China die schlimmsten Aspekte der Entwicklungshilfe reproduziert, die denen der westlichen Mächte in den postkolonialen Jahren entsprechen. Außerhalb jeglicher internationaler Regeln, ohne natürlich Bedingungen für eine gute Regierungsführung zu fordern, vervielfacht China Investitionskredite, ohne sich um die Verschuldung von Staaten zu kümmern.



Afrika: die "Neue Seidenstraßen"-Falle?
Es handelt sich um ein kolossales Budget von 8.000 Milliarden Dollar, das Peking freizugeben gedenkt, um seine wirtschaftliche und geopolitische Vorherrschaft in der Welt zu erlangen, wie es im Plan "Neue Seidenstraßen" (*4.) von Präsident Xi Jingping vorgesehen ist. Ein globales Projekt, dessen Ziel es ist, ein ausgedehntes Kommunikationsnetz zwischen Asien, Europa und vor allem Afrika aufzubauen. Mit Hafen-, Schienen- und Straßeninfrastrukturen sowie Sonderwirtschaftszonen ist das Reich der Mitte dabei, die Weltkarte neu zu zeichnen, um seinen wirtschaftlichen Interessen besser gerecht zu werden - und das nicht nur.

In Afrika zum Beispiel sind die Ziele strategisch, denn sie betreffen Länder mit schwachen Volkswirtschaften, die geografisch günstig gelegen sind. In Dschibuti, einem der maritimen Tore Afrikas zur Welt, zwischen dem Roten Meer und dem Indischen Ozean, wurde ein gigantischer Hafen von Grund auf neu gebaut. Der Bau hat 580 Millionen Dollar gekostet, die vollständig durch Darlehen aus Peking finanziert wurden, und wurde von dem Unternehmen China Harbour gebaut. Die 2017 fertiggestellte Anlage wurde in diesem Jahr von einem chinesischen Unternehmen, der China Merchants Port Holdings Co Limited, übernommen. Er ist ein Ein- und Ausgangspunkt für Zehntausende von Containern, die ihn passieren, und damit die wichtigste Verbindung zwischen den Weltmärkten und Äthiopien.

Das Nachbarland, Chinas erster Wirtschaftspartner in Afrika, ist von riesigen Sonderwirtschaftszonen überschwemmt, in die chinesische Unternehmen die kostengünstige Produktion ihrer Branchen (Textilien, Lederwaren usw.) massiv verlagert haben. Diese beiden Pole sind seit 2016 durch die Eisenbahnlinie Addis Abeba/Dschibuti miteinander verbunden. Die 750 Kilometer lange, elektrifizierte Strecke wurde von der Exim-Bank mit 3,4 Milliarden Dollar finanziert und von der China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) gebaut. Beide sind entlang der "Seidenstraßen" sehr präsent.

Dschibuti ist auch der Ort, an dem China beschlossen hat, seine erste Militärbasis in Übersee zu errichten. Sie ist ideal gelegen, nur einen Steinwurf vom Hafengebiet entfernt und wurde im April letzten Jahres durch einen Marinestützpunkt ergänzt, der Flugzeugträger aufnehmen kann. Politische Zugeständnisse der Regierung von Dschibuti, von denen wir nicht wissen, ob sie aus freien Stücken gemacht oder vom größten Gläubiger des Landes aufgezwungen wurden. Mit einer Verschuldung von 42 % seines BIP wird Dschibuti von internationalen Experten als ein Land mit "hohem Risiko der Verschuldungsnot" bezeichnet.

Das Muster wiederholt sich auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, wo Kenia, Sambia und Angola die Zielländer dieser "Neuen Seidenstraßen" sind, deren wirtschaftliche Situation oft unentwirrbar geworden ist. Beispiele? In Kenia könnte der Hafen von Mombasa nach Schwierigkeiten bei der Rückzahlung der chinesischen Entwicklungshilfe ebenfalls unter chinesische Kontrolle geraten. In Sambia stehen die Rechte an einem Kupfervorkommen im Mittelpunkt dieser berühmten Geheimhaltungsklauseln, die für politische Instabilität im Land sorgen.

Bei diesen bilateralen Krediten zwischen Staaten hat China oft nicht gezögert, Bestechungsgelder an leicht korrumpierbare politische Klassen zu verteilen. In Südasien waren die zahlungsunfähigen Malediven gezwungen, mehrere Inseln an China zu verkaufen, um einen teuren Kredit zu tilgen.

Dem Center for Global Development (*5) zufolge "erhöhen die Neuen Seidenstraßen das Risiko eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs in diesen Ländern erheblich". Dies ist nicht das einzige Risiko, denn diese Scheckbuchpolitik wird auch durch politische Verpflichtungen bezahlt. Es ist üblich, dass das Land, das den Kredit aufnimmt, alle diplomatischen Beziehungen zu Taiwan, dem eingeschworenen Feind, abbrechen muss. Zu den versteckten Klauseln kann die unerschütterliche Unterstützung bei den Vereinten Nationen gehören. So haben beispielsweise fast fünfzig Länder die blutige Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang durch China unterstützt.

Eine sehr spezifische "bilaterale" Darlehenspolitik
Sie wird hauptsächlich von zwei staatlichen Banken durchgeführt, der China Exim Bank und der China Development Bank (zu der die jüngste hinzugekommen ist, die Asiatische Investitions- und Infrastrukturbank (AIIB)). Die chinesische Entwicklungshilfepolitik funktioniert, wie die oben zitierten Studien gezeigt haben, nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Das Geld verlässt China nicht. Die staatlichen Banken zahlen das Geld direkt an das chinesische Unternehmen, das das Projekt im Ausland durchführen wird. Das Unternehmen wird hauptsächlich auf chinesische Arbeitskräfte und in China hergestellte Baumaterialien zurückgreifen.

Dies ist eine Win-Win-Situation für die Wirtschaft der Volksrepublik China. Es bietet sich die Möglichkeit, Märkte für seine öffentlichen Bauunternehmen zu schaffen, seine Versorgung zu sichern und seine Produkte zu exportieren. Eine echte Schuldendiplomatie, die auf der Asymmetrie zwischen Gläubiger und Schuldner beruht.

Das erbauliche Beispiel von Sri Lanka
Im Jahr 2007 beschloss Sri Lanka trotz seiner hohen Verschuldung, bei China (über die Exim-Bank) einen Kredit für den Bau eines Hafens in der Stadt Hambantota aufzunehmen. Kosten der Arbeiten: 305 Millionen Dollar. Als Gegenleistung für einige Bestechungsgelder für die srilankischen Beamten und unter der Bedingung, dass die Arbeiten von einem chinesischen Unternehmen (China Harbour Company) ausgeführt werden, wurde die Vereinbarung geschlossen. Und das, obwohl die Rentabilität eines solchen Projekts in früheren Studien in Frage gestellt wurde.

Die Arbeiten gerieten ins Stocken, und es wurde ein neues Darlehen erforderlich: diesmal 750 Millionen Dollar. Angesichts der Zahlungsunfähigkeit Colombos und der Weigerung Pekings, über eine Umschuldung zu verhandeln, wurde der Betrieb des Hafens für 99 Jahre einem chinesischen Unternehmen übertragen. Dasselbe Unternehmen wird auch die Verwaltung des Hafens von Dschibuti übernehmen. Das geostrategische Interesse Chinas an einem solchen Ankerplatz für seinen kommerziellen und militärischen Seeverkehr liegt auf der Hand. Heute ist Sri Lanka (die viertgrößte Volkswirtschaft Südostasiens) mit einer Staatsverschuldung von 110 % seines Bruttoinlandsprodukts belastet, wobei die VR China sein Hauptgläubiger ist.

[Bild: https://la1ere.francetvinfo.fr/image/NzM...115630.jpg]
Chinesischer Einfluss in Ozeanien
Samoa, Übergabe der Schlüssel für die von China finanzierten Einrichtungen
Vor den Pazifikspielen 2019 in Samoa übergeben der chinesische Botschafter und der Premierminister die Schlüssel für die von China finanzierten Einrichtungen. - Samoa 2019
Die von Irsem durchgeführte Studie zeigt die wichtigsten Merkmale auf. Darin wird mit einem sehr militärischen Vokabular beschrieben, was das französische Institut als "Chinas Einflussoperationen" bezeichnet. Eine von der Kommunistischen Partei Chinas konzipierte Strategie, bei der die Ressourcen der Volksbefreiungsarmee eingesetzt werden sollten. Das Ziel ist es, seine Macht zu etablieren. Und alle Mittel sind gut, um dies nach einem abgestuften Konzept zu erreichen. China verführt und unterwirft", erklären die Forscher von Irsem, "dann infiltriert es und übt Zwang aus. "In Frankreich zielt sie, so der Bericht, sowohl auf die Fondation prospective et innovation von Jean-Pierre Raffarin als auch auf die Unabhängigkeitskämpfer der Kanak (...) sie nutzt zeitweilige Verbündete, um ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen.

Die Wahrheit ist, dass Chinas Interesse am Pazifik schon lange besteht. Die USA und Australien sind schon seit Jahren darüber besorgt. Sie konnten jedoch nicht verhindern, dass das Regime in Peking einen Gang höher schaltete, wie es dies in den letzten Jahren mit der von Präsident Xi Jinping erdachten Strategie der "Gürtel- und Straßeninitiative" getan hat.

Alles begann um die Jahrhundertwende mit der Einrichtung eines diplomatischen Netzes in den pazifischen Ländern, der Vervielfachung von Kulturvereinen und Konfuzius-Instituten (Hawaii, Fidschi, Französisch-Polynesien) und dem Angebot von Stipendien und Ausbildungsmaßnahmen (7.000 allein für samoanische Studenten).

Es bestehen auch Verbindungen zu regionalen Organisationen. Die Volksrepublik China ist ein einflussreicher Partner des Pacific Islands Forum. Durch zahlreiche Zuschüsse unterstützt sie die Melanesian Spearhead Group und finanzierte insbesondere den Bau ihres Hauptsitzes in Port-Vila. Diese regionale Finanzierung erfolgt in Form von Entwicklungshilfe, die häufig auf den seit 2006 jährlich stattfindenden Gipfeltreffen zwischen China und Ozeanien unter der Überschrift "Förderung von Entwicklung und Geschäftsmöglichkeiten" vereinbart wird.

Viele Experten sind der Meinung, dass Chinas Ankunft im Pazifik und seine Verschwendungssucht in erster Linie auf seine Rivalität mit dem taiwanesischen Regime zurückzuführen ist. Mehr als ein Drittel der Länder, die die Regierung in Taipeh anerkannt haben, gehören zu Ozeanien. In den letzten zwanzig Jahren hat die "Scheckbuchdiplomatie" die Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Brüdern immer wieder angeheizt und die Situation verändert. Heute haben sich zehn Pazifikstaaten, die von Peking ordnungsgemäß finanziert werden, darauf geeinigt, keine Beziehungen mehr zu Taiwan zu unterhalten. Ein bizarrer Ausdruck dieser Spannungen war eine Schlägerei zwischen taiwanesischen und chinesischen Diplomaten während eines Empfangs auf den Fidschi-Inseln am 8. Oktober 2020.

Während eines Vortrags an der Universität von Französisch-Polynesien mit dem Titel "Chinas geoökonomische Strategie gegenüber dem ozeanischen Staatsapparat" hielt Klaus-Gerd Giesen, Wirtschaftswissenschaftler und Dozent an der Universität von Clermont-Ferrand (*6. ) analysierte diese Strategie der bilateralen Kredite in alle Richtungen: "Viel mehr als Soft Power sind dies mächtige Mittel, um lokale Eliten zu zwingen, sich den Wünschen Pekings anzupassen, auch in geopolitischen und sogar militärisch-strategischen Fragen.



Groß angelegte Beihilfe
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Karte der AWZs in Ozeanien
Ozeanien durch das Prisma der AWZ, der Ausschließlichen Wirtschaftszonen.
Obwohl auf den Pazifik 7 % der UN-Stimmen entfallen, sind es seine Land- und Meeresressourcen, die China begehrt. Auf Ozeanien entfallen 40 % der weltweiten Meeresfläche und nur 0,1 % der Weltbevölkerung. So gewaltig die bilaterale Hilfe des chinesischen Staates auch erscheinen mag, sie ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu den Milliarden, die China in die Region pumpt. Kaum 4 % der 6.000 Milliarden an verbuchten Vermögenswerten.

Diese Hilfe hat sich jedoch in zehn Jahren versiebenfacht. Und sie kann leicht das sozio-politische Gleichgewicht kleiner Inselstaaten stören, in denen die politische Macht mit der wirtschaftlichen Elite verschmilzt. Das zeigt Klaus-Gerd Giesen: "Solche Renten haben dramatische innenpolitische Folgen. Die politische Elite der lokalen Rentiers erhält im Namen des Staates internationale Hilfe... Und er überwacht intern Vorschriften und Schiedsverfahren, die in Wirklichkeit durch Korruption und Klientelismus pervertiert sind..."

Papua-Neuguinea ist das bei weitem wichtigste Land in der Region, das von diesem "Belt and Road"-Projekt profitieren wird. Es geht um das Ramu-Nickelprojekt in der Provinz Madang. Sie hat je nach Quelle zwischen 1,4 und 2 Milliarden Dollar an Investitionen verschlungen. Sie befindet sich mehrheitlich im Besitz der China Metallurgical Corporation. Gleichzeitig wurde in Madang eine Industrie- und Hafenzone von der chinesischen Exim-Bank mit 190 Millionen Dollar finanziert. Ganz zu schweigen von öffentlichen Gebäuden, einem Stadion und einer Sporthalle...

Das Lowy Institute (*7.) stellt fest, dass "Papua, ein historischer Satellit Australiens, schnell unter die Fuchtel chinesischer Kredite geraten ist, die es nicht zurückzahlen kann, und China eine strategische Position und wichtige Bodenschätze bietet". Ein Symbol: Präsident Xi Jinping kam 2018 persönlich nach Port Moresby, um einen "Independence Boulevard" einzuweihen. Ein Kilometer dreispurige Doppelstraße im Herzen der Hauptstadt! Gleichzeitig unterstützte die Regierung von Papua bei der UNO die Unterdrückungspolitik ihres großzügigen Partners in Xinjiang. Einige Zeit später, im Jahr 2019, stellte sich dieser Partner taub gegenüber den Forderungen nach einer Refinanzierung der Schulden, die sich damals auf rund sieben Milliarden Dollar beliefen.

In Tonga forderte die Regierung kürzlich Peking auf, die Schulden umzuschulden. Die älteste davon stammt aus dem Jahr 2006. Das Königreich schuldet der Exim-Bank mehr als 120 Millionen Dollar. Und es ist eines dieser anfälligen Länder, bei denen die Tragfähigkeit der Schulden Fragen aufwirft. Von Papua bis Tonga bildet diese Schuldendiplomatie einen sehr geschlossenen "Gürtel". Lassen Sie uns urteilen. Von West nach Ost hat die Volksrepublik China ihre Finanzmacht in Papua, den Föderierten Staaten von Mikronesien, Vanuatu, Fidschi, Samoa, Tonga und Niue installiert. Im Jahr 2019 werden auch die Salomonen und Kiribati in den Schoß Pekings treten.

Tulagi: eine Insel zum Ausleihen
Honiara hat innerhalb weniger Monate seine Unterstützung für Taiwan aufgekündigt, eine Finanzierung für den Bau seines Stadions für die Pazifikspiele erhalten und soll einen Kredit in Höhe von 100 Milliarden (das 70-fache des BIP des Landes!) mit privaten chinesischen Interessen unterzeichnet haben. In diesem Zusammenhang wurde 2019 ein Abkommen zwischen einer Provinzregierung und der der Kommunistischen Partei nahestehenden China Sam Enterprise über die "Verpachtung" der Insel Tulagi für 75 Jahre mit der Möglichkeit der Verlängerung geschlossen. Das Abkommen gibt einen Freibrief für den Bau eines Hafens, eines Flughafens, von Gas- und Ölterminals, von ziviler und militärischer Infrastruktur sowie für die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone.

Die kleine Insel liegt zwischen Malaita und Guadalcanal und war während des Zweiten Weltkriegs Schauplatz erbitterter Kämpfe. Sie hat nämlich die Besonderheit, dass sie dank eines natürlichen Tiefwasserhafens während des Konflikts zunächst die japanische und dann die amerikanische Marine beherbergt hat. Die 1.200 Einwohner von Tulagi haben nicht vor, es dabei zu belassen, zumal die Illegalität dieses Ortes offensichtlich erwiesen ist. Was mich an diesen neuen Formen des chinesischen Engagements im Pazifikraum am meisten beunruhigt, sei es in politischer oder wirtschaftlicher Hinsicht, ist die Art und Weise, wie sie unter Missachtung der Gesetze vorgehen, mit viel Bestechung und Korruption der lokalen Eliten.

Auf den Salomonen haben diese jüngsten chinesischen Engagements auf jeden Fall alte Ressentiments zwischen den beiden Hauptinseln wieder aufleben lassen. Malaita (pro-Taiwan) hat beschlossen, sich abzuspalten und einen unabhängigen Staat zu gründen.

Vanuatu, ein langjähriger Partner
[Bild: https://la1ere.francetvinfo.fr/image/NBV...431124.jpg]
Von China angebotenes Fahrzeug für Vanuatu
Auf der anderen Seite des Pazifiks weist das Wort "China aidé" auf die Beteiligung der Volksrepublik hin, hier auf einem Fahrzeug, das Vanuatu angeboten wird. - ©H. Bule
Die engen Beziehungen zwischen Vanuatu und der Volksrepublik China wurden im Zuge der Unabhängigkeit geknüpft. Bereits 1982 nahmen die beiden Staaten diplomatische Beziehungen auf. Im Jahr 1989 eröffnete China eine Botschaft in Port Vila. Zum Ausgleich der Beziehungen ist eine der wenigen Botschaften des Archipels in Peking geöffnet. Die engen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zeigen sich auch auf dem Äther: Der chinesische Staatssender CCTV überträgt seit 2005 seine Programme an die Bevölkerung von Vanuatu.

Aber es sind vor allem die Investitionen der VR China in Vanuatu, die jetzt Fragen aufwerfen. Im Laufe der Jahre haben sich die chinesischen Interessen auf dem Archipel vervielfacht. Private Interessen, aber auch die Interessen der großen öffentlichen Unternehmen, die im Rahmen der vom Staat Vanuatu gewährten Kredite gegründet wurden. Nach den Kriterien, die überall sonst auf der Welt gelten, entlang dieser "Belt and Road Initiative". Ein bilaterales Darlehen bei einer chinesischen Bank, die den Restbetrag an ein chinesisches Unternehmen zahlt, das ein Projekt mit eigenen Mitarbeitern durchführt und sogar das Material liefert.

Seit einigen Jahren hat sich dieses System wie verrückt vermehrt. Es gibt Regierungsgebäude, ein Konferenzzentrum, die Verlängerung der Start- und Landebahn des Bauer-Flughafens, neue Flugzeuge, einen Hafen in Luganville auf der Insel Santo, eine Straße und einen Fünf-Sterne-Komplex in Tanna... Genug, um eine beträchtliche Verschuldung aufzubauen, 220 Millionen Dollar im Jahr 2018, vor allem zugunsten von China. Die Bevölkerung ist besorgt über die Übernahme der Wirtschaft durch China, aber auch über die mangelnde Transparenz und den Korruptionsverdacht, die all diese Projekte umgeben. Das Beispiel des 2016 errichteten Konferenzzentrums mit 1000 Plätzen ist ein Symbol dafür. Da es leer und zu teuer für den Unterhalt war, wurde es einem chinesischen Unternehmen zur Verwaltung und Instandhaltung übergeben. Das Darlehen in Höhe von 28 Millionen Dollar muss noch zurückgezahlt werden.

Auch wenn uns die zunehmende Präsenz chinesischer Unternehmen in Vanuatu Sorgen bereitet, gibt es immer noch Möglichkeiten, die Linie besser zu skizzieren. So vervielfacht beispielsweise die China Civil Engineering Construction Corporation, CCECC, ihre Aufträge zum Nachteil der lokalen Unternehmen. Es ist so allgegenwärtig, dass es den Spitznamen "China-China-überall-China-China" erhalten hat.

Weniger amüsant und eher besorgniserregend für Mächte wie Frankreich und Australien ist der Bau einer Werft (oder eines Hafens?) in Luganville. Ein 90-Millionen-Dollar-Projekt, das am Tag nach dem Besuch von Premierminister Charlot Salwaï unterzeichnet wurde, der 2019 von Präsident Xi Jinpeng empfangen wird. Als Bonus werden Gespräche zwischen den beiden Staaten über die Einrichtung eines chinesischen Militärstützpunkts in Santo geführt. Diese ständige Militärpräsenz blieb nicht ohne Reaktion, insbesondere aus Canberra. Diese Information wurde inzwischen dementiert.



Ein "Win-Win"-Effekt?

Vanuatu: China leistet finanzielle Hilfe für die Opfer des Ambaé-Vulkans
[Bild: https://la1ere.francetvinfo.fr/image/zO4...743155.jpg]
China leistet finanzielle Hilfe für die Opfer des Ambae-Vulkans in Vanuatu. - ©Hilaire Bule
Womit haben wir es bei dem Vorhaben Chinas zu tun, die führende Macht der Welt zu werden? Diese Strategie der "Neuen Seidenstraßen", die der chinesische Präsident als "Jahrhundertprojekt" bezeichnet hat, stellt die geopolitische Ordnung, die im 20. Als einziges Land der Welt, das in der Lage ist, solch kolossale Summen zu investieren, bringt die Volksrepublik China die bestehende Ordnung überall durcheinander und setzt ihre Gesetze durch. Dies reichte aus, um die Mächte (die Vereinigten Staaten, Europa, Australien usw.) zu empören, die ein Jahrhundert lang einen "Imperialismus" auf ihre Weise durchgesetzt hatten.

Der berühmte "Win-Win-Effekt", den China anpreist, ist nicht nur Augenwischerei. Man muss sich nur das Wirtschaftswachstum der Länder ansehen, in denen sie in den letzten dreißig Jahren am meisten investiert hat. Von Äthiopien bis Papua-Neuguinea haben all diese Länder dank des von Peking gezahlten Mannas Zugang zur Entwicklung erhalten und freuen sich, dass diese Hilfe der Realwirtschaft (Infrastruktur) zugute kommt. Gleichzeitig reduzierte der Westen seine Interventionen und machte sie vor allem von einer guten Regierungsführung abhängig und verlangte Rechenschaft.

Wie es in der Mitteilung der chinesischen Ministerien heißt, sind diese "Neuen Seidenstraßen" Teil eines "gemeinsamen Traums". Ein Projekt, dessen "Philosophie auf drei Säulen beruht: Zusammenarbeit, gegenseitiges Verständnis und Freundschaft. Es geht darum, "mit den Ländern zusammenzuarbeiten, um eine gute Zukunft zu gestalten. Doch von diesen Geheimklauseln, den diplomatischen Verpflichtungen und dem Schuldenüberhang, der diejenigen bedroht, die sich von diesem Traum von plötzlicher Größe betören lassen, ist nicht die Rede. Dies ist eine Realität, die einige Länder oder Bevölkerungsgruppen auf bittere Weise erfahren müssen. In Afrika, Asien und Ozeanien.

Die Experten sind sich zwar uneinig über die wahren Beweggründe Chinas in Ozeanien, doch die Mehrheit sieht darin eine offensive Strategie. Peking erkennt lediglich die Notwendigkeit an, die "Stabilität in seiner Peripherie" aufrechtzuerhalten, wie eine Studie des Iris, des Instituts für internationale und strategische Beziehungen, feststellt (*9). Die australische Bestellung von zwölf U-Booten sowie die verstärkte Allianz zwischen Australien, Neuseeland und den Vereinigten Staaten, die Ende September in den Schlagzeilen waren, zeigen jedoch, welche Bedenken die Politik der Volksrepublik China in Ozeanien weckt.



Neukaledonien: Indo-pazifische Achse oder chinesische Vorliebe?
Was ist mit Neukaledonien? Durch seine Verankerung in der Französischen Republik und seine zahlreichen finanziellen Ressourcen bleibt es vorerst vor chinesischen Versuchungen geschützt. Es gibt jedoch einige Indikatoren, die Fragen aufwerfen. Im Falle eines "Ja" im Referendum muss der neue Staat seine internationalen Beziehungen, seine "Interdependenzen" gemäß dem Vokabular der Unabhängigkeit wählen. China hat als Partner (und mögliche Finanzmacht) viele Stimmen unter den gewählten Vertretern gewonnen. So viele Ziele für die VR China, wenn man der oben zitierten Irsem-Studie glauben darf.

Erinnern wir uns auch an die kommerzielle Abhängigkeit der Insel von China: 55 % der Ausfuhren (von Nickel) hängen von Peking ab. Das IEOM, Institut d'Emission d'Outre-mer, hat diese Annäherung zwischen Neukaledonien und China kürzlich mit folgender Schlagzeile kommentiert: "Eine Absichtserklärung zur Intensivierung des Austauschs zwischen Neukaledonien und China wurde kürzlich in Peking unterzeichnet".

An der Unterzeichnung waren die Chinesisch-Kaledonische Freundschaftsgesellschaft und die Chinesische Volksvereinigung für Freundschaft mit dem Ausland beteiligt. Die APCAE, die dem Staatsapparat nahesteht, ist sowohl im Pazifik als auch in Afrika allgegenwärtig. Diese Präsenz wurde während der Covid-19-Pandemie verstärkt, um "Fidschi, Samoa, Tonga, Vanuatu, die Salomonen, die Cook-Inseln, Französisch-Polynesien, Neukaledonien sowie die Wallis- und Futuna-Inseln zu unterstützen" (*10.). Und ihr Präsident Lin Songtian betonte: "China möchte seine Erfahrungen bei der Prävention und Bekämpfung der Epidemie weitergeben (...) Mit diesen Gesten hoffen wir, ein gemeinsames Schicksal für alle Menschen zu verteidigen". Was Irsem in seinem Bericht mit "China verführt und unterwirft" übersetzt, ist der erste Baustein seiner Strategie. Kurz vor "Infiltration und Nötigung".



ANMERKUNGEN UND QUELLEN

*1. Chinesische Einflussnahme, ein machiavellistischer Moment. Paul Charon und Jean-Baptiste Jeangène Vilmer. Irsem. September 2021.

*2. Alle Beträge sind in US Dollar angegeben. Für die Umrechnung in pazifische Franken mit hundert multiplizieren.

*3. Chinesische Überseekredite, Studie unter Leitung von Carmen Reinhart (Harvard University) mit Sebastian Horn und Christoph Trebesh und dem Kieler Institut. Erscheint im Juni 2019.

*4. Ursprünglich "ein Gürtel, eine Straße": Xi Jinpings Rede über sein Vorzeigeprojekt, gehalten auf einem globalen Seidenstraßen-Gipfel in Kasachstan im Jahr 2013.

*5. Untersuchung der Auswirkungen der Belt and Road Initiative auf die Verschuldung. John Hurley. Zentrum für globale Entwicklung. 2018.

*6. Kolloquium an der Universität von Französisch-Polynesien "Indopazifik und die Seidenstraßen", 7. November 2019. Klaus-Gerd Giesen: Wirtschaftswissenschaftler, Professor an der Universität von Clermont-Ferrand.

*7. China, der pazifische Raum und die Frage der Schuldenfalle, Lowy-Institut (Forschungsstiftung - Australien). 23. Oktober 2019.

*8. "China pachtet eine ganze Pazifikinsel". Damien Cave. Die New York Times. 16. Oktober 2019.

*9. Die Entwicklung des chinesischen Einflusses im Pazifischen Ozean. Bastien Vandendyck. Iris. Februar 2018.

*10. "Ankunft der chinesischen Hilfe für die Inselstaaten und -gebiete im Pazifik", People's Daily online, Französische Volkszeitung. Yishuang Liu. 23. Juni 2020.
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#33
Die neue Seidenstraße an sich zieht nicht nur das Interesse an, sondern möglicherweise auch jene, die sich einen Vorteil erhoffen, sollten sie AUKUS nicht als dienlich ansehen - wenn sie dies gegenüber Peking kundtun...
Zitat:Malaysia to hold talks with China on AUKUS

A Malaysian delegation will visit China to hold talks with the country's leadership on AUKUS and understand the concerns that Beijing may have over the newly announced partnership. The matter was disclosed by the country's Defence Minister Hishammuddin Hussein in response to a parliamentary question on 22 September.

On 15 September the leaders of the United States, Australia, and the United Kingdom announced the establishment of a new security partnership known as AUKUS. As part of the partnership, the US and the UK would assist Australia in procuring a fleet of nuclear-powered submarines. [...]
https://www.janes.com/defence-news/naval...a-on-aukus

Schneemann.
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#34
Eine kritische Gegenmeinung zu AUKUS und den Folgen. Ganz von der Hand zu weisen sind die Einwände nicht - Australien als de facto ein Nicht-Atom-Staat bekommt Atom-U-Boote, die zwar von Reichweite etc. sicherlich hervorragend sind, aber auch entsprechende Logistik und Infrastruktur benötigen und in den flacheren Randgewässern Asiens nicht zwingend von taktischem Vorteil sein müssen. Zumal der Zoff mit Frankreich nicht gerade hilfreich ist. Hinzu kommen Bedenken bzgl. einer Steilvorlage der chinesischen Machtambitionen - die aber meiner Meinung nach sowieso vorliegend sind...
Zitat:The unintended consequences of the AUKUS deal

Washington and other allied capitals have been abuzz with talk of nuclear submarines since the surprise announcement of the new trilateral pact known as AUKUS in September. Aside from the frictions with France, the new agreement has been met with nearly universal adulation from the U.S. foreign policy establishment. [...] How to prevent myriad other countries from leaping into the domain of nuclear power for military applications when this is exactly how the leading powers are proceeding with selected “special friends”? [...]

The most devastating critique of AUKUS, however, was delivered by someone well acquainted with the relevant facts: former Australian Prime Minister Malcolm Turnbull. He asked incredulously how a country with no civil nuclear program whatsoever was going to put together a near-term program for nuclear submarine fabrication and operations? Turnbull concludes: “There is no design, no costing, no contract. The only certainty is that we won’t have new submarines for 20 years, and their cost will be a lot more than the French subs.” [...]

This concerns whether the AUKUS deal might accelerate an undersea arms race that is already underway, and could paradoxically tip the balance against America and its allies. True, China is making steady upgrades to its own nuclear submarine fleet and has recently significantly enlarged its own nuclear submarine building capacity. [...] Beijing and Moscow have been coordinating maritime strategy for some time already. Indeed, many of China’s aircraft, submarines, and missiles have Russian origins. The Chinese fleet has already made some limited appearances in both the Baltic and Black seas. [...]

There are many reasons to be skeptical AUKUS is a “silver bullet” when it comes to the Chinese maritime challenge. The PLA Navy has spent the last two decades trying to close the gap on anti-submarine warfare and progress is evident, whether in the buildup of light frigates or maritime patrol aircraft. Moreover, nuclear submarines may not be optimal for the shallow and often confined waters of the East Asian littoral. Modern diesel submarines are arguably both quieter and much cheaper.
https://www.defensenews.com/opinion/comm...ukus-deal/

Schneemann
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#35
Könnte auch in den Strang zur australischen Marine, da es aber ein doch leicht aufgeheiztes politisches Thema ebenso ist, stelle ich es mal hier ein...
Zitat:AUKUS: Australia Signs Naval Nuclear Propulsion Information Sharing Agreement

The Australian government today signed with British and American diplomats the agreement paving the way to the procurement of nuclear-powered submarines (SSN) for the Royal Australian Navy, in the frame of AUKUS. [...]

The signing of the Exchange of Naval Nuclear Propulsion Information Agreement (the Agreement) with our AUKUS partners – the United Kingdom and the United States – is another important step in Australia’s pursuit of conventionally armed, nuclear-powered submarines.

Minister for Defence the Hon Peter Dutton MP said the Agreement will further advance consultations by permitting the United Kingdom and the United States to exchange sensitive and classified naval nuclear propulsion information with a third country for the first time. [...] The Agreement will also provide a mechanism for Australian personnel to access invaluable training and education from their UK and US counterparts, necessary for learning how to safely and effectively build, operate and support nuclear-powered submarines. Importantly, the Agreement is consistent with Australia’s international obligations, including under the Treaty on the Non-Proliferation of Nuclear Weapons.
https://www.navalnews.com/naval-news/202...agreement/

Schneemann
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#36
Alsbald chinesische Streitkräfte-Präsenz auf den Salomonen?
Zitat:Australia, New Zealand worried by China deal with Solomons

CANBERRA - The Australian and New Zealand prime ministers on Monday voiced concerns about the potential for a Chinese military presence on the Solomon Islands. A document leaked last week indicates that China could boost its military presence in the South Pacific island nation, including with ship visits.

Australian Prime Minister Scott Morrison said he had spoken to New Zealand Prime Minister Jacinda Ardern over the weekend about the development and planned to speak to his counterparts in Papua New Guinea and Fiji later Monday. [...] The Solomons revealed on Thursday it had signed a policing cooperation agreement with China. But more concerning to the Solomons’ neighbors was the draft text of a broader security arrangement that was leaked online.

Under the terms of the draft agreement, China could send police, military personnel and other armed forces to the Solomons “to assist in maintaining social order” and for a variety of other reasons. It could also send ships to the islands for stopovers and to replenish supplies. [...] The Solomons, home to about 700,000 people, in 2019 switched its diplomatic allegiance from Taiwan to Beijing, which was a contributing factor to riots in November.
https://www.asahi.com/ajw/articles/14584050

Schneemann
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#37
Das Verhältnis Australien - China spielt schon im ersten Beitrag eine Rolle, daher hier:
Zitat: Ringen um Rohstoffe: Wie China in Australien den Spieß umdreht

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Hynes’ Chef, Fortescue-Gründer Andrew Forrest, ist gerade in China. Obwohl die Verarbeitung des australischen Eisenerzes in den chinesischen Werken zu Stahl erheblich zur Erderwärmung beiträgt, lässt sich Forrest gerne als grüner Unternehmer darstellen. Bis zum Jahr 2030 sollen in seinen Minen die Diesel-Trucks durch 400 Radlader mit Batterien ersetzt sein, die mit grün erzeugtem Strom aufgeladen werden.

Gerade hat Forrest in Peking dazu mit XCMG einen riesigen Liefervertrag unterzeichnet. Die Chinesen sollen alles in allem die Hälfte der Gefährte liefern. Der Auftrag ist 400 Millionen amerikanische Dollar wert – es ist das größte Exportgeschäft, das je ein Hersteller mit Elektro-Baumaschinen gemacht hat.

Aufregung um Eisenerzkäufe
Das Ganze könnte allerdings erst der Anfang sein. In der Solomon-Mine zeigt Fortescue einen per Batterie betriebenen Liebherr-Bagger, an dessen Rückseite ein Stromkabel hängt – es ist eine gemeinsam entwickelte Innovation zwischen den Deutschen und ihrem australischen Kunden. Doch Minen-Leiter Mark Kouwenhoven lässt durchblicken, dass sein Arbeitgeber sein Gerät künftig vermehrt in China kaufen will, um die Beziehungen zum größten Kunden und der alles beherrschenden Kommunistischen Partei zu verbessern. Noch in diesem Dezember zieht der Australier nach Shanghai um. Um die chinesischen Zulieferer „bei Laune zu halten“, wie Kouwenhoven in aller Offenheit sagt.

Schließlich hat Australien gerade erfahren, wer in den Beziehungen zu China die Oberhand hat. Ende September sorgten Berichte für Aufregung, nachdem die Chinesen die Eisenerzkäufe vom größten australischen Bergbaukonzern BHP eingefroren hatte, um Preisnachlässe zu erzwingen. Ministerpräsident Anthony Albanese zeigte sich daraufhin „besorgt“. Mit einem Anteil von einem Fünftel an den Exporten ist Eisenerz Australiens wichtigster Schatz. Sein Verkauf trägt jährlich mehr als 100 Milliarden australische Dollar (87 Milliarden Euro) zur Wirtschaftsleistung des Landes bei.

Auch die Eisenerzexporte von Hancock – einem weiteren australischen Unternehmen der Branche – sollen in China zeitweise gestoppt worden sein. Man verfolge die Verhandlungen mit dem größten Kunden in Fernost „sehr genau“, sagt Simone Spencer aus dem Energieministerium des Bundesstaats Western Australia der F.A.Z. – schließlich sei man von den Steuern und Gebühren der Eisenerzgiganten in der Pilbara-Region abhängig. Die Finanzbeamten wachten „mit dem Eisenerzpreis im Kopf auf“ und gingen „mit dem Eisenerzpreis im Kopf zu Bett“, sagt sie, um die Wichtigkeit der Bodenschätze zu unterstreichen.

Erpressungsversuch oder Verhandlungstaktik?
China hat Australien reich gemacht, nun soll es andersherum gehen. In Down Under versuchen Regierung und Unternehmen, Pekings offensichtlichen Erpressungsversuch als normale Verhandlungstaktik herunterzuspielen. Wenn dem so ist, scheint diese aufzugehen. Berichten zufolge hat sich BHP mit dem staatlichen chinesischen Zentraleinkäufer China Mineral Resources Group darauf geeinigt, dass bereits im laufenden Quartal die Chinesen 30 Prozent ihrer Eisenerzkäufe den Australiern nicht wie bisher in amerikanischen Dollar bezahlen dürfen, sondern in Renminbi.

Das hat für China gleich drei Vorteile: Zum einen schiebt das Land den Australiern damit einen Teil des Wechselkursrisikos zu. Zum anderen hilft das Geschäft bei der von der Regierung in Peking seit Längerem herbeigesehnten Internationalisierung des Renminbi, die einfach nicht vorankommt. Vor zehn Jahren lag der Anteil der Währung am internationalen Zahlungsverkehr bei gerade mal rund 2,5 Prozent. Aktuell liegt er darunter.

Den dritten Vorteil, das Eisenerz mit Renminbi zu bezahlen, erläutert Mark Kouwenhoven im Pilbara vor einem Radlader von Caterpillar. Der Minenleiter und sein Vize Hynes betonen, dass sie mit „allen Zulieferern hervorragende Beziehungen“ hätten. Doch Kouwenhoven macht klar, wohin die Reise geht: Die Chinesen wollten, dass die Australier mit den Renminbi, die sie erhielten, künftig ihre Baumaschinen zu Rabatt in China kauften.

Im August dieses Jahres hat Fortescue in China einen in chinesischer Währung nominierten Kredit über 14 Milliarden Renminbi aufgenommen, umgerechnet 1,7 Milliarden Euro. Das sei wohl Teil des Versuchs gewesen, die Chinesen „zu besänftigen“, kommentierte die „Australian Financial Review“ – ein Eindruck, den Fortescue in Gesprächen mit Investoren ganz offiziell sogar bestätigt hat.
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#38
China "traut sich" immer weiter aus seinem Küstenvorfeld in die offene See.
Aktuelle Satellitenfotos zeigen chinesische Flotte (vermutlich) auf Kurs nach Australien.
Das ist erstmal relativ neu - andererseits: China nimmt für sich das gleiche Recht in Anspruch, das etwa die USA schon seit Jahrzehnten weltweit ausüben. Dass US-Schiffe bis kurz vor die Hoheitsgewässer in Asien fahren, ist nicht ungewöhnlich.
Insofern - wenn sich die Aufregung über die Expansion der chinesischen Flotte etwas gelegt hat wird wohl lediglich ein gewohnheitsmäßiger Zustand zurück bleiben, den beide Großmächte beiderseits des Pazifik mehr oder weniger selbstverständlich für sich beanspruchen.
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