Drei Fragen zu Merkmalen von Kriegsschiffen
#1
Zunächst mal ein frohes Hallo in die Runde! Smile

Ich lese schon seit geraumer Zeit mit, war aber immer zu eingeschüchtert, um mich hier anzumelden. Die Top-Poster liefern sich ja zuweilen lange und intensive "Gefechte" Wink

Mich beschäftigen drei Aspekte bei Kriegsschiffen, aber ich tue mich schwer, im Netz eine Antwort zu finden, weil ich schon die Begriffe nicht weiß bzw. die Frage nicht suchmaschinengerecht präzisieren kann.

Sofern die Fragen in dieser Rubrik bereits gestellt wurden, bitte ich um Nachsicht.

1. Bei vielen Kriegsschiffen (jedoch nicht bei deutschen) ist vor dem Buggeschütz eine Art "Abweiser". Ich vermute, damit soll eventuell überschießendes Wasser vom Geschütz ferngehalten werden. Ist diese Annahme korrekt, und wie ist der Fachbegriff für diese Konstruktion?
Beispiel-Bild: https://www.seaforces.org/marint/Danish-...s-Juel.htm

2. Bei vielen Kriegsschiffen hängen seitlich recht lose gespannte "Leinen". Ich würde gerne den Hintergrund sowie den Fachbegriff wissen.
Beispiel-Bild 1: https://www.bundeswehr.de/de/ausruestung...-fregatten (Grafik am Seitenbeginn oder Bild 01; vom Vordeck auf Höhe der letzten Ziffer "2" bis zur ersten seitlichen Luke, dann zur zweiten)
Beispiel-Bild 2: https://www.bundeswehr.de/de/ausruestung...vette-k130 (Grafik am Seitenbeginn oder Bilder 01/06)

3. Bei deutschen Fregatten gibt es darüber hinaus dickere, direkt auf der Bordwand, teils in rechten Winkeln montierte "Strukturen". Handelt es sich um Antennen oder Kabel (warum würde man die dann außen anbringen)?
Beispiel-Bild: s. o. Bild 1 (1 x gewinkelt und 1 x gerade vor der ersten seitlichen Luke sowie hinter der zweiten spiegelbildlich)

Vielen Dank!
Zitieren
#2
(13.11.2023, 13:00)emjay schrieb: 3. Bei deutschen Fregatten gibt es darüber hinaus dickere, direkt auf der Bordwand, teils in rechten Winkeln montierte "Strukturen". Handelt es sich um Antennen oder Kabel (warum würde man die dann außen anbringen)?
Das sind die Schienen für das Massenevakuierungssystem. Die Rettungsflöße entfalten sich dabei aus den Luken am oberen Ende dieser Schienen und rutschen dann während dem Entfalten diese entlang runter bis ins Wasser, wo sie in Position gehalten werden, damit durch die ebenfalls entfaltete und in diese Flöße gehende Notrutsche die Besatzung ausbooten kann. Deshalb auch quasi die "gewinkelte" Schiene, dadurch wird das Floß quasi in die Länge gezogen.

Haben nur die neueren Fregatten und die Einsatzgruppenversorger.
Zitieren
#3
Vielen Dank für die ebenso rasche wie verständliche Erklärung. Von diesem System hatte ich in der Tat noch nie etwas gehört.

Beim Einsatzgruppenversorger sieht man es wegen fehlender Abdeckung besser (wenn man wie ich jetzt den Hintergrund kennt Wink): https://www.bundeswehr.de/de/ausruestung...se-egv-702

Hier eine entsprechende Übung (im Schwimmbecken) mit dem System: https://www.youtube.com/watch?v=RUUyH-0v1mY&t=394s
Zitieren
#4
Willkommen im Forum! Manche Diskussion hier mag dich "erschlagen", aber es besteht kein Grund eingeschüchtert zu sein - auch hier kochen alle nur mit Wasser. Wink

(13.11.2023, 13:00)emjay schrieb: 1. Bei vielen Kriegsschiffen (jedoch nicht bei deutschen) ist vor dem Buggeschütz eine Art "Abweiser". Ich vermute, damit soll eventuell überschießendes Wasser vom Geschütz ferngehalten werden. Ist diese Annahme korrekt, und wie ist der Fachbegriff für diese Konstruktion?

Das nennt sich ganz einfach "Wellenbrecher" oder "Breakwater" auf englisch, und dient wie du schon vermutet hast dazu, übergehendes Wasser abzuleiten. Bei der verlinkten Iver-Huitfeldt-Klasse übernimmt er auch die Rolle von Schanzkleid/Reling/Leichenfänger zum Bug hin, und dient damit dem Schutz der Besatzung.

Zitat:2. Bei vielen Kriegsschiffen hängen seitlich recht lose gespannte "Leinen". Ich würde gerne den Hintergrund sowie den Fachbegriff wissen.

Das sind einfache Sicherungsleinen, um die Boote während des fierens/hievens zu kontrollieren. Vom Boot aus betrachtet verlaufen diese als Vorleine zum Schiff, sind aber Teil von letzterem und daher auch entsprechend gut zu sehen, wenn das Boot abgesetzt ist.
Zitieren
#5
Vielen Dank für das Willkommen und die Erklärungen.

Wenn man erst mal den Fachbegriff kennt, hier also "Vorleine", findet man wiederum zahlreiche Beiträge und Bilder im Netz.

Was die dänische Fregatte angeht: Ich hatte mich schon etwas gewundert, warum das Vordeck so aufgeräumt, neudeutsch "clean", aussieht. Die Dänen sind immer für schönes Design zu haben. Wink
Zitieren
#6
(13.11.2023, 13:00)emjay schrieb: 1. Bei vielen Kriegsschiffen (jedoch nicht bei deutschen) ist vor dem Buggeschütz eine Art "Abweiser". Ich vermute, damit soll eventuell überschießendes Wasser vom Geschütz ferngehalten werden.
Ein Wellenbrecher soll die Menge des Wassers reduzieren die sich auf auf dem Vorschiff ("Back") auftürmen kann und weniger den Turm (das Geschütz) von einem Wasserschlag freihalten. Je kleiner das Schiff/Boot und je niedriger der Bug/das Freibord, desto gefährlicher ist das tiefe Eintauchen des Bugs in eine Welle für die Stabilität des Fahrzeugs. Containerfrachter hingegen schützen ihre Ladung, die Container, mit einem ähnlichen aber größeren und steilerem Schild.

Die "fliegende" Leine - an sich ein No-Go - ist wie bereits beschrieben die Vorleine des Fast Rescue Boats (FRB), welches an beiden Seiten eines Schiffes in Bereitschaft für Mann-Über-Bord Manöver ist. Bei neueren Schiffen gibt es am Bug des Schiffes sogar extra noch einen Ausleger, der den Aufhängpunkt der Leine von der eigenen Bordwand weghält damit die Leine wirklich parallel geführt werden kann.
Zitieren
#7
(14.11.2023, 23:01)emjay schrieb: Wenn man erst mal den Fachbegriff kennt, hier also "Vorleine", findet man wiederum zahlreiche Beiträge und Bilder im Netz.

Das ist immer so, irgendwann wird die KI uns verstehen, wenn wir beschreiben, was wir nicht kennen. Bis dahin helfen Fachbegriffe immer bei der Suche. Wobei man hier anmerken muss, dass "Vorleine" fachlich nur bedingt richtig ist, weil diese wie gesagt nicht zum Boot gehört, sondern zum Schiff.

Zitat:Die Dänen sind immer für schönes Design zu haben. Wink

Militärisch sind saubere Oberflächen sinnvoll, ästhetisch wirkt es auch, wenn du dort Arbeiten musst, wirst du es verfluchen. Wink Alles hat immer zwei Seiten.

(14.11.2023, 23:51)Ottone schrieb: Die "fliegende" Leine - an sich ein No-Go

Die fliegt nicht. Wink
Zitieren
#8
(14.11.2023, 23:51)Ottone schrieb: Bei neueren Schiffen gibt es am Bug des Schiffes sogar extra noch einen Ausleger, der den Aufhängpunkt der Leine von der eigenen Bordwand weghält damit die Leine wirklich parallel geführt werden kann.

Danke, dazu habe ich gerade dieses Bild einer Korvette entdeckt:
https://www.bundeswehr.de/de/organisatio...lottille-1 (Bild 02)
Zitieren


Gehe zu: