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Zitat:
Im Sommer 1853 begann der Krimkrieg - und zum ersten Mal zeigte sich der Krieg in seiner neuen, industriellen Gestalt
Von Gerd Fesser
Jede Zeit hat ihre eigenen Stichworte, ihre Leitartikel-Phrasen und -Metaphern, und so wusste im 19. Jahrhundert jeder Zeitungsleser und Dorfkrug-Politiker, was mit dem 'kranken Mann am Bosporus' gemeint war und der 'orientalischen Frage'. Der 'kranke Mann' hieß die Türkei beziehungsweise das Osmanische Reich; bei der 'orientalischen Frage' ging es um Sein oder Nichtsein ebendieses Reiches, das in jener Zeit noch immer eine gewaltige Ausdehnung besaß ' vom Balkan bis zum Fuß der Arabischen Halbinsel, von Mesopotamien im Osten bis Tunesien im Westen. Doch bereits seit dem Ende des 17. Jahrhundert befand sich das Imperium unter dem Halbmond in einem Zerfallsprozess. Wirtschaftlich sank es auf den Stand eines halbkolonialen Rohstofflieferanten herab, geriet in immer stärkere Abhängigkeit von den ökonomisch fortgeschrittenen Ländern Westeuropas. Zu seinem gefährlichsten Gegner aber hatte sich Russland entwickelt. ....
Der ganze Artikel ist leider etwas zu lang. Aber oben steht der Link.
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Der Krimkrieg dürfte i. d. T. in gewisser Weise eine Zäsur gewesen sein, vor allem bezüglich der Ausbildung eines halbwegs akzeptablen Sanitätswesen (allerdings im Schwerpunkt als Kriegsfolge) und in der Seekriegsführung (Granatenverwendung von russischer Seite aus, erste gepanzerte "Batterieschiffe" von französischer Seite aus). Als Europas erstes Verdun kann man diesen Krieg allerdings nicht darstellen, dass wäre m. Mn. nach etwas übertrieben, allenfalls das regnerisch-kalte Klima und die Stellungskämpfe in sumpfigen Gräben vor Sewastopol dürften halbwegs in diese Richtung gehen, aber ohne Maschinengewehre, Trommelfeuer und 700.000 Opfer...
Schneemann.
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Balaklawa! Das, was die Briten da machen, ist großartig, aber es ist kein Krieg ... erinnert mich wirklich an den ersten WK, nur das spätestens 1916 die Kommandeure schon so weit waren, die Kavallerie meist erstmal absitzen und dann in den Tod zu schicken und der nicht unbedingt durch Artillerie, sondern gerne auch MG oder Giftgas eintreten durfte.
Was die Verluste auf der Krim angeht, so muss man sie in Relation mit der Bevölkerungsgröße, der Größe der eingesetzten Streitkräfte und der Dauer der Kampange sehen...
Die größte Zäsur hat aber der Krimkrieg nicht etwa in (West) Europa oder in der Türkei, sondern in Russland selbst ausgelöst,ohne ihn hätte z.B. die Befreiung der Leibeigenen, die Einführung der Wehrpflicht oder die (focierte) Industrialisierung Russlands noch länger auf sich warten lassen.
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Dass man Maschinengewehre für Grabenkriege vergleichbar 1. Wk braucht haben die Stellungskämpfe im Amerikanischen Sezessionskrieg wiederlegt. Die Verhältnisse waren genauso schlimm, obwohl "nur" Repetierer verwendet wurden. Nachzulesen z.B. über die Kämpfe bei Cold Harbor oder um Richmond.
Ja, Balaklava - der letzte große Kavallerieangriff. Militärisch sinnlos aber trotzdem von der britischen Presse - schon damals - hochgejubelt zur Heldentat. Ich denke mal die größte Lehre aus dem Krimkrieg war, das Kavallerie als kriegsentscheidende Waffengattung ausgedient hat und dass die alten Küstenforts keinen Chance gegen gepanzerte Schiffe hatten.
Das seltsamste war, dass Russland trotz der offensichtlichen militärischen Niederlage, politisch eigentlich sogar als Gewinner daraus vorging. Dazu kam die gesellschaftliche und militärische Modernisierung in Russland.
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Zitat:Das seltsamste war, dass Russland trotz der offensichtlichen militärischen Niederlage, politisch eigentlich sogar als Gewinner daraus vorging.
Der Grund war, das der gesamte Krimkrieg eigentlich eine einzige Farce war.
Dies lag wohl vor allem an den Fähigkeiten der Offiziere beider Seiten - oder besser gesagt ihrem Mangel an Fähigkeit.
Eigentlich glänzte nur Admiral Nachimov, wegen dessen umsichtiger Maßnahmen sich Sevastopol so lange halten konnte, durch militärische Begabung. Der britische Admiral Napier, der die britischen Kräfte in der Ostsee befehligte, ist zwar umstritten aber man kann ihm zubilligen erfolgreich gewesen zu sein.
Ein ganz anderes Bild geben dagegen auf russischer Seite Menschikov ab, der wegen seiner Passivität abgelöst wurde, und auch Lord Raglan ab. So machte Lord Raglan nicht nur jede Menge taktische Fehler, sondern bekam auch die miserable Versorgungslage der britischen Truppen auf der Krim nicht in den Griff.
Genug Fehler waren allerdings schon vorprogrammiert gewesen. So waren bei der britischen Armee alles, was man für einen Offiziersposten benötigte ein Adelstitel und eine ausreichende Summe Geld, und die logistischen Probleme scheint man von Anfang an unterschätzt zu haben. Als Folge davon mangelte es dann den britischen Truppen an Kleidung - laut Queen's Order erhielt ein Soldat alle zwei Jahre einen neuen Wintermantel - und Verpflegung. Lord Raglan ist dann auch selbst indirekt ein Opfer dieser Versorgungsprobleme geworden.
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Schneemann schrieb:Der Krimkrieg dürfte i. d. T. in gewisser Weise eine Zäsur gewesen sein, vor allem bezüglich der Ausbildung eines halbwegs akzeptablen Sanitätswesen (allerdings im Schwerpunkt als Kriegsfolge) und in der Seekriegsführung (Granatenverwendung von russischer Seite aus, erste gepanzerte "Batterieschiffe" von französischer Seite aus). Als Europas erstes Verdun kann man diesen Krieg allerdings nicht darstellen, dass wäre m. Mn. nach etwas übertrieben, allenfalls das regnerisch-kalte Klima und die Stellungskämpfe in sumpfigen Gräben vor Sewastopol dürften halbwegs in diese Richtung gehen, aber ohne Maschinengewehre, Trommelfeuer und 700.000 Opfer...
Schneemann. Man hat zwar Florence Nightingale hochstilisiert, aber in ihren Lazaretten in Istanbul sind mehr Menschen an Krankheiten gestorben als auf der Krim.
Er war auch noch insoweit bemerkenswert, weil der namensgebende Teil Krimkrieg nur ein Teil der Kampfhandlungen darstellte. Es gab auch Kämpfe in den Donaufürstentümern und in der Ostsee
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Zitat:Das seltsamste war, dass Russland trotz der offensichtlichen militärischen Niederlage, politisch eigentlich sogar als Gewinner daraus vorging. Dazu kam die gesellschaftliche und militärische Modernisierung in Russland.
In diesem Kontext:
Ein interessanter und wenig Beachtung findender Nebenaspekt des Krimkrieges war, dass Alaska an die USA fiel. Und zwar deshalb, weil das russische Militär durch den Krimkrieg massiv geschwächt war und daher Alaska gegen einen Zugriff der USA nicht schützen konnte. Diese Situation ausnutzend kauften die USA Alaska für einen Spottpreis unter Androhung einer ansonsten erfolgenden Besetzung des Landes.
Alaska war damals eines der am besten verwalteten Gebiete des russischen Reiches. Sowohl Lebensstandard wie Bildung waren erstaunlich hoch. Nach Übernahme der Herrschaft zerstörten die USA innerhalb weniger Jahre de facto alles was die Russen hier aufgebaut hatten und das Land verfiel für Jahrzehnte wieder in den Zustand den es vor der russischen Herrschaft gehabt hatte. Sitka, das einst das Paris des Pazifik genannt wurde, verfiel zu einem halb zerstörten Dorf indem betrunkene US Soldaten marodierten. Nach der Zerstörung der russischen Universität in Sitka wurde die nächste Universität in Alaska erst 1917 eröffnet.
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Ich würde die französischen Offiziere als nicht gar so inkompetent darstellen wollen wie viele ihrer britischen Kollegen - wenn eine alliierte Operation auf der Krim Erfolg hatte, dann war es im Grunde immer eine französische.
Was die Praxis, Patente zu verkaufen angeht, so hat diese beim britischen Offizierskorps im Krimkrieg wahrlich nicht für eine Blüte der Kriegskunst gesorgt, davor allerdings hat sie den Briten immerhin den einen Dienst geleistet, jemanden wie Arthur Wellsley, Duke of Wellington, das Vorankommen erleichtert hat. Ein Adelstitel spielte in der britischen Armee allerdings nie die Rolle, die er z.B. noch in der Armee des deutschen Kaiserreichs oder sogar der Reichswehr spielte, da die Höheren britischen Adelsränge (ab dem Peer (Baron/Freiherr) aufwärts) jeweils nur vom Familienoberhaupt geführt werden. Der Titel wird an den Ältesten Sohn vererbt, so dass z.B. Arthur Wellsley niemals ohne eigenes Verdienst Adelig geworden wäre, während sein älterer Bruder nach dem Tod des Vaters den Titel erbte. Vielfach führen die Söhne von Lords auch andere Familiennamen, und es ist nur "Eingeweihten" möglich, in "Mr. Montagu" den zukünftigen Lord Sandwich zu erkennen.
Außerdem muss man sagen, das das Britische Heer damals eher zu vernachlässigen war. Britanniens Stolz und Weltmachtgarant war die Royal Navy, und in der waren Offiziersstellen nicht käuflich. Wie groß die Bedeutung der RN für den Krimkrieg ist, erkennt man darin, das er nur dort geführt wurde, wo die Briten sie einsetzen konnten.
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