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Das wird natürlich schwer zu beantworten sein, aber ich hätte das ganz anders gemacht. Da die "abtrünnigen Republiken" ja völkerrechtlich weiter georgisches Territorium waren, hätte ich die Sache versucht geschickter einzuleiten, als einfach mit einem "Krieg" loszudonnern, der an einem selbst dann haften bleibt.
Sprich: Ich hätte mich auch so benommen als wäre es mein Territorium. Ich hätte "ganz gemütlich" Polizei-Einheiten herübergeschickt, leichtes Millitär usw., ein bischen so als ob man Truppen im eigenen Land verlagert. Jede dieser Einheiten hätte ich mit Kameras ausgestattet, die jede dieser Aktionen gefilmt hätten aus allen Winkeln. Die Südosseten hätten sich das natürlich nicht bieten lassen und das Feuer eröffnet. ZACK! Der Stoff, der Empörungswellen auslöst!
Dann hätte man eine "Propaganda- Offensive" starten müssen, u.u. auch mit westlichen Medien zusammenarbeiten und eine weitgefächerte Internet-Arbeit in allen Sprachen, wo dann jeder gesehen hätte: Die friedlichen Georgier werden im eigenen Land von Verrückten beschossen, die glauben, sie besäßen einen eigenen Staat. Diese "Verrückten" wären durch die Aktionen natürlich immer "wilder" geworden, so das sie quasi irgendwann so eindeutige die Aggressoren gewesen wären, dass Georgien international "wohlgesonnen" hätte millitärisch einschreiten können - oder vielleicht auch Stück für Stück zurückerobern. Eben immer da wo gerade "geschossen wird".
Nun, was denkt ihr?
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Da es in Abchasien nicht unähnlich gelaufen ist, kann ich dir aufzeigen, wohin eine solche Strategie geführt hätte:
Die Russen hätten zum Schutz der Georgier "Friedenstruppen" nach Süd-Ossetien geschickt und das ganze besetzt. Und zwar noch bevor die georgische Armee da noch irgendwie hätte reagieren können.
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Quintus Fabius schrieb:Da es in Abchasien nicht unähnlich gelaufen ist, kann ich dir aufzeigen, wohin eine solche Strategie geführt hätte:
Die Russen hätten zum Schutz der Georgier "Friedenstruppen" nach Süd-Ossetien geschickt und das ganze besetzt. Und zwar noch bevor die georgische Armee da noch irgendwie hätte reagieren können.
Ah...nun gut....Dann ist die Frage ist ob Georgien nicht mit Russland hätte einen "Kuhhandel" machen können: Abbruch der Westorientierung und im Gegenzug lässt Russland Georgien freie Hand im Inneren.
Denn konkret nützt die Westbindung doch Georgien rein gar nichts - sie ist im Gegenteil kontraproduktiv: Die Russen sind massiv sauer (kann man verstehen), denn sie haben die NATO im Hinterhaus und andererseits ist der NATO das ganze dann auch zu Heikel als dass sie jemals Georgien zur Hilfe kommen würden.
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Das Beispiel von Adscharien - dass inzwischen wieder ein Teil von Georgien ist - zeigt auf, dass sogar ohne Russische Einmischung einer "Innergeorgische" Einigung mit den Süd-Osseten hätte erzielt werden können. Dazu hätte man einfach nur mehr Geduld und diplomatisches Geschick gebraucht.
Im Endeffekt wurde der Krieg durch Georgien nicht aus Naivität, sondern aus einer völlig falschen Einschätzung der russischen Entschlusskraft und der Bedeutung der ganzen Sache für Russland heraus begonnen. Die damals prowestliche georgische Führung bzw die prowestlichen georgischen Eliten war tatsächlich der festen Überzeugung, dass Russland niemals wegen Süd-Ossetien Truppen senden würde, wenn die Georgier tatsächlich militärisch intervenieren. Man ging mit absoluter Sicherheit davon aus, dass die russische Führung keinen offenen Krieg wegen der Süd-Osseten führen würde, gerade aufgrund der Erfahrungen von 1991 und 1992.
Nicht zuletzt auch deshalb siegten die Russen übrigens so schnell. Die georgische Führung wie auch das georgische Militär wurden vom russischen Angriff heillos überrascht. Obwohl die russischen Truppenbewegungen bekannt waren, ignoriert man diese, weil man ja sicher war, dass kein russischer Angriff erfolgen würde.
Den durch eine Besetzung Süd-Ossetiens verschärften Konflikt zwischen Georgien und Russland wollten die gleichen pro-westlichen Eliten dann dazu nutzen, dass Land noch weiter nach Westen hin auszurichten. Sie wollten damit die Brücken nach Russland abreißen, wie das ein Georgier damals ausdrückte und damit den weiteren politischen Kurs in Georigen und seine strategische Ausrichtung damit dauerhaft festlegen . Diese Westorientierung war damals in Georgien nämlich heftig umstritten und Teile der Georgier wollten nach dem Wideranschluss von Adscharien sich mit Russland aussöhnen bzw sich wieder Russland anschließen.
Der von dir vorgeschlagene "Kuhhandel" wäre nur theoretisch machbar gewesen. Die Russen hätten dafür sicher eine Anerkennung von Abchasien durch Georgien gefordert, was die nationalisischen prowestlichen Eliten in Georgien in dieser Zeit niemals getan hätten, weil die prowestliche Fraktion in Georgien sich mit dem Verlust von Abchasien nicht abfinden konnte und kann.
Zudem setzt der von dir angedachte "Kuhhandel" eben voraus, dass die georgische Führung rein pragamtisch bzw prorussisch hätte agieren können. Dies konnte sie aber nicht, da die Führung Georgiens in dieser Zeit in den Händen der nationalistischen prowestlichen Fraktion war. Diese ist in Georgien auch nach dem Krieg immer noch sehr stark und hat erst 2012 die politische Mehrheit aufgrund von Innenpolitischen Fragen (Wirtschaft, Arbeitslosigkeit usw) verloren. Aber auch die Nachfolger sind nicht mehr so prorussisch wie sie es noch vor 2008 waren, sondern fordern ebenfalls die "verlorenen" Gebiete als Grundlage vor jeder dann folgenden Verständigung mit Russland zurück.
Das sekundäre politische Ziel dieses Krieges, die Beziehung zwischen Georigen und Russland nachhaltig zu schädigen und dadurch den weiteren politischen Kurs von Georgien langfristig festzulegen, wurde auf jeden Fall erreicht.