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- Cluster - 03.02.2007

Ich kann die Stimmungsmache bis zu einem gewissen Grad verstehen. Durch die Klage der Preußischen Treuhand wird an Dingen gezerrt, die besser entgültig ruhen sollten. Allerdings sollte die polnische Regierung diese Organisation weder mit der Einstellung der gesamten deutschen Bevölkerung noch mit der der Bundesregierung gleichsetzen.


- Tiger - 04.02.2007

@bastian
Schade von Kaczynski, das er keine Vorschläge macht, wie man die Behandlung polnischer Einwanderer in Deutschland bessern kann. Fotyga hat immerhin zumindest Ansätze geliefert.

@Cluster
Ganz unberechtigt ist die Klage der Preußischen Treuhand nicht, die ausdrücklich die Eigentumsansprüche von enteigneten Bewohnern auch jüdischen Glaubens der deutschen Ostgebiete vertritt. Einige von ihnen sind immerhin dreimal enteignet worden: zuerst ab 1933 durch die Nazis, und später ab 1945 und schließlich 1990.
Ob die Klage allerdings zu einem richtigen Zeitpunkt erfolgte, steht auf einem anderen Blatt. Es ist natürlich ein bequemer Weg zu erklären, das man Dinge "besser entgültig ruhen" lassen sollte, aber sie sind sehr selten gut.


- bastian - 05.02.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2007/02/05/1201433.html">http://www.welt.de/data/2007/02/05/1201433.html</a><!-- m -->
Zitat:Deutsch-polnisches Verhältnis
Was Angela Merkel und die Kaczynski-Zwillinge von der Handball-WM lernen können
Das Handball-WM-Finale brachte es an den Tag. Etwas mehr Mannschaftssport würde vielen Politikern gut tun. Gerade in Deutschland und in Polen: Dann würden sie an der Basis erleben, wie unvergleichlich eng verzahnt diese Gesellschaften sind - und wie empfindlich und störungsanfällig diese Symbiose gerade deswegen ist.
Von Gerhard Gnauck
Schönes Bild gestern bei der Siegerehrung, Kaczynski mit dem Deutschland Schal, Köhler mit dem Polen Schal.


- Demon Wojny - 05.02.2007

Noch schöner waren der "Rote-Rüpel" Text in der Bild, das Auspfeifen des polnischen Staatspräsidenten beim Betreten der Halle, das von Fans und von der ARD wohl für lustig empfundene und daher auch eingebländete "Unsere Autos könnt ihr haben aber unseren Titel nicht!!"-Schild und die für die Gäste nicht reservierten Plätze in der Halle, wodurch die polnische Mannschaft nur eine Fann-Unterstützung von vielcht 50 Leuten hatte.


- bastian - 06.02.2007

Ach komm Demon soll ich dir mal ein paar polnische Vorurteile in der "Fakt" zeigen, wenn man die Bild Zeitung als Maßstab heranzieht...
Oder den Artikel heute in der SZ auf S.8
Zitat:Der Henker will sich als Opfer darstellen"

Der polnische Premier Jaroslaw Kaczynski lässt nicht ab von Attacken gegen den deutschen Nachbarn - und stößt hier auf Unverständnis
Auch die Polen haben haufenweise Vorurteile gegenüber Deutschen.


- Demon Wojny - 07.02.2007

bastian schrieb:Ach komm Demon soll ich dir mal ein paar polnische Vorurteile in der "Fakty" zeigen, wenn man die Bild Zeitung als Maßstab heranzieht...
Oder den Artikel heute in der SZ auf S.8
Zitat:Der Henker will sich als Opfer darstellen"

Der polnische Premier Jaroslaw Kaczynski lässt nicht ab von Attacken gegen den deutschen Nachbarn - und stößt hier auf Unverständnis
Auch die Polen haben haufenweise Vorurteile gegenüber Deutschen.

Ja mach das mit den Fakty, würde gerne sehen ob es dort einen Artikel mit der Überschrift "Czarno-zlote-hamy" gibt. (Schwarz-Goldene Rüpel)
oder die "Hundert besten deutschen Witze" oder "Köhler die deutsche Kartofel".

Wäre net wenn Du den ganzen Artikel vieleicht posten könntest, falls es ihn im Inet gibt.


- Tiger - 07.02.2007

Das bei Sportveranstaltungen seitens des Publikums oft genug herumgerüpelt wird ist leider ebensowenig neu wie schön, und weit verbreitet. Der Spruch auf dem Schild ist noch harmlos, da kenne ich heftigere Sprüche, etwa "Warum die Zeit totschlagen? Es gibt doch Borussen!". Genug Anhänger treiben es dann leider noch weiter...
Schön finde ich das jedenfalls nicht.

@Demon Wojny
Ich habe selbst einmal polnische Witze über Deutschland gelesen, die eine deutsche Zeitschrift einer polnischen Zeitschrift entnommen und übersetzt hatte. Ich habe über diese Witze teilweise herzhaft gelacht! :lol: :lol:


- bastian - 08.02.2007

@Demon
Sorry der Artikel der SZ ist im Inet gebührenpflichtig. Die Kernaussagen werde ich morgen zusammenfassen, den Artikel müsste ich noch in der Print Ausgabe haben.

Polnische Witze über Deutsche in polnischen Zeitungen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2006/11/06/1101653.html">http://www.welt.de/data/2006/11/06/1101653.html</a><!-- m -->
Zitat:Aussenpolitik
Polen schlägt zurück im Witzkrieg: Hier die unzensierte Gegensatire
Wie angekündigt hat die polnische Zeitung "Super Express" nun ihre Gegensatire "Was müssen die Polen machen, damit unsere Nachbarn glücklich werden" präsentiert. GLASAUGE dokumentiert den Text des "Super Express"-Autors Tadeusz Drozda, die Übersetzung stammt von Alexandra Jelitte.



- Demon Wojny - 09.02.2007

Siehst Du einen Unterschied zwischen dem der eine GEGENsatire macht und dem der damit angefangen hat? Ich schon...


- Cluster - 09.02.2007

Um das einmal ganz neutral festzuhalten, jede Nation hat Vorurteile gegenüber Einwohnern einer anderen Nation. Mal mögen diese positiv sein und mal sind sie negativ. Wer nun damit angefangen hat, die andere Seite zu verunglimpfen ist ungefähr so sinnvoll, wie der Streit darum, ob das Huhn oder das Ei zuerst da war.
Außerdem sind einige der Witze über Deutsche durchaus unterhaltsam (siehe Artikel von bastian).


- Turin - 09.02.2007

Zitat:Siehst Du einen Unterschied zwischen dem der eine GEGENsatire macht und dem der damit angefangen hat? Ich schon...

Das erinnert mich jetzt schon an die Denkart im Kindesalter á la "Er hat angefangen"..."Nein, er!"...irgendwie substanzlos, oder? Und Satire ist Satire. Nach deinem Wortlaut ist Satire an sich ja etwas schlechtes und darf gar nicht "gemacht" werden. Ich sehe schon noch einen Unterschied etwa zwischen Satire und Volksverhetzung.

Die Bild und deren Inhalte zähle ich übrigens insgesamt zu letzterem, nur ist das keine "Anti-Polen"-Frage, sondern die Aspekte reichen wesentlich weiter, und Verallgemeinerung (á la "das ist die deutsche Haltung") geht mit einem Verlust an Aussagekraft einher.


- Demon Wojny - 10.02.2007

Es macht einen Unterschied wenn einer aus freien Stücken, aus einem in ihm selbst hervorgegagnen "Bedürfnis " etwas macht und wenn einer dazu eine Reaktion von sich gibt.

Das es eine allgemeine deutsche Haltung ist, habe ich nciht behauptet, jedoch ist sie in allen Bevölkerungsteilen zu finden.


- ThomasWach - 11.02.2007

Sagen wir es einfach kurz und bündig: Die Beziehungen sind einfach nicht besonders zwischen Polen und Deutschland.
Polen ist tendenziell eher europaskeptisch, nicht in dem Sinne, dass die polnische politische Klasse das europäische Projekt als solches ablehnt, aber eher - ähnlich wie Großbritanien, Tschechien usw. - wird Europa als Zusammenschluss europäischer Nationen gesehen, nicht als föderales Projekt. Zudem ist Warschau eben aus der Geschichte heraus promaerikanisch und dezidiert antirussisch. Damit ergeben sich außenpolitisch nicht unbedingt eine 100% Schnittmenge mit Deutschland.
In den Bevölkerungen sieht diese Differenz sogar noch größer aus.
Für mich liegt der Knackpunkt da ein bißchen in den 90ern. Hier wurden vielleicht Chancen verpasst. Denn damals begannen im Zug der EU und NATO Erweiterung in vielen Teilen Polens alte Vorurteile gegen Deutschland zu bröckeln. Es wurde deutsch gelernt und das Deutschlandbild in Polen begann sich zu bessern, was allerdings eben aber nicht mit einer ähnlichen Entwicklung in Deutschland einherging. Polen war da eben das arme, verdreckte Osteuropa: Was da wirklich vor sich ging, interessierte bis auf ein paar Ausnamen niemanden.
Jetzt ändert sich das allmählich, aber nun herrscht in Polen momentan eine Art von Stagnation in der Entwicklung: Man ist wieder mehr mit sich beschäftigt: Was macht das moderne Polen aus? Wie definiert sich polnische Identität in der Schnittmenge von postmodernen Metropolen und vorindustriellen und traditionellen ländlichen Regionen. Hier passen auch die Auseinandersetzungen zwischen Konservativen und ehemaligen Kommunisten um die Vergangenheit Polens unter kommunistischer Herrschaft rein. Man versucht momentan wieder das zerrissene Land mit einer Identität zu versorgen, die Wendegewinnler in den postmodernen Städten wie Lodz, Warschau, Posnan oder Worclaw verbindet mit den armen, zurückgebliebenen ländlichen Regionen (vor allem in Ostpolen). Und das wird gerade von den Konservativen versucht über verstärkten katholisch orientierten, traditionellen Patriotismus und Nationalismus. Wobei das gerade in den Metropolen auf wenig Gegenliebe stößt.

Die polnische Seele ist also gerade empfindsam und mit sich selbst beschäftigt. Man achtet daher nicht wirklich mehr darauf, was anderswo tatsächlich passiert (ähnlich wie in Deutschland in den 90ern und auch noch teilweise heute, wenn man nach Ostmitteleuropa schaut, denn davon weiß man eben in Deutschlands nichts und auch die Medienberichte sind einfach nur durch Armut an Hintergrundwissen bekennzeichnetes Irrlichtern).
Daher reagiert man momentan in Polen auch derart stark auf auch so marginale Persönlichkeiten und Institutionen wie Erika Steinbach oder die Preußische Treuhand. Das ist ein Komplex aus historischer Erfahrung und innerpolnischer Problematik, wobei man sicherlich gerade Deutschland und den Deutschen schon seit einiger Zeit Uninformiertheit, oberflächliches Scheininteresse und keinerlei Sensibilität unterstellen kann.

Die Beziehungen werden sich auch nicht über Nacht verbessern und man sollte bitte nicht glauben, dass unter einer PO-Regierung sofort alle polnisch-deutschen Irritationen vergangen wären (das zu dem Punkt, dass alles an den Kaczynskis liegt). Dazu gibt es zu viel Unverständnis auf beiden Seiten der Oder.


- Francisco - 18.02.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.russland.ru/mainmore.php?tpl=Milit%E4r&iditem=408">http://www.russland.ru/mainmore.php?tpl ... iditem=408</a><!-- m -->

Zitat:Polnischer Vize-Ministerpräsident gegen US-Raketenabwehr

Der polnische Vize-Ministerpräsident Andrzej Lepper hat sich gegen die Stationierung des von den USA geplanten Raketenabwehrschildes in seinem Land ausgesprochen. Die Kritik der Nachbarstaaten an dem Rüstungsprojekt müsse berücksichtigt werden, sagte der Chef der populistischen Partei Samoobrona (Selbstverteidigung) am Samstag vor Journalisten in Warschau. Er stellte sich damit gegen Regierungschef Jaroslaw Kaczynski von der Partei Recht und Gerechtigkeit.



- Demon Wojny - 23.02.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://213.77.105.135/winfopolen/1_News/1_Kurzinfo/2007_02_22.asp">http://213.77.105.135/winfopolen/1_News ... _02_22.asp</a><!-- m -->

Zitat:Wird Polen der neue Tigerstaat in Europa?

Zahlreiche inländische und internationale Wirtschaftsexperten sehen ein anhaltendes Wachstum der Wirtschaft Polens voraus. Wenn alles weiter gut geht, könnte Polen in nicht allzu langer Zeit Irland als wirtschaftlichen Tigerstaat Europas überholen. Allerdings werden auch immer wieder Befürchtungen laut, dass in Polen in dieser seit langem stärksten Periode der Wirtschaftsentwicklung die Intensivierung der wirtschaftlichen und sozialen Reformen verschlafen werden könnte.

Und noch was:

Wenn man sich die Aussagen der Regeirungsvertreter anschaut, gibt es immer mehr Hinweise auf eine "Ja" zum Raketenschild. Bin mir sicher die Polen stimmen zu. Ist jetzt aber nur mein Eindruck.
Das mit Lepper einen Post früher ist falsch dargestellt.[/b]