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- IarnGreiper - 27.09.2006

Zitat:Thomas Wach postete
Und zu deinem Kommentar zu dem Artikel: Wer weiß, wer sagt denn, dass der fremde Deutsche, der keinen blassen Schimmer hat von Polen, die Lage in Polen besser einschätzen kann als ein Einheimischer?
Ein bißchen gewagt... Mit oberflächlichen Berichten aus dem TV muss man nicht zwangsläufig ein schwieriges und so facettenreiches Land wie Polen mit einer derart verzwickten Geschichte zu kennen glauben....
Folgt man Deiner Argumentation, dann gibt es in der Türkei auch kein Kurdenproblem, weil die Leute die da wohnen, mehr Ahnung von dem facettenreichen und schwierigen Land haben, als die Ausländer, die darüber Berichten, etc etc.
Sorry aber Patriotismus ist häufig ein Hindernis für eine objektive Berichterstattung.

PS: Ich beziehe mein Meinungsbild aus einer Mischung von auslandsjournal (tv), Zeit, Süddeutscher und Spiegel, das sind definitiv nicht Medien bei denen es um platte Schlagzeilen geht.


- IarnGreiper - 27.09.2006

Zitat:Stimmenkauf gefilmt - Premier in Erklärungsnot

Von Olaf Sundermeyer, Warschau

Eine moralische Erneuerung des Landes verspricht der polnische Premier Kaczynski - jetzt wurden Vertreter seiner Partei PiS beim versuchten Politiker-Kauf gefilmt. In einem Hotelzimmer umwarben sie eine Abgeordnete, zur PiS überzutreten. Polen versinkt im Polit-Chaos.
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,439472,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 72,00.html</a><!-- m -->


- Wolf - 27.09.2006

Zitat:Thomas Wach postete
Wolf, jetzt reagierst du aber seltsam emotional. Bei der Lektüre meiner Debatte mit IarnGreiper sollte eigentlich klar sein, worum es hier letztlich ging, nämliich um eine ordnende Klarstellung, inwiefern auch die konservative politische Richtung in Deutschland durchaus auch zu rechtsnationalistischen Ausbrüchen fähig sein kann...
Kann? oder War?

Die Vertriebenenproblematik entspricht der im Israel/Palestina Konflikt - dem bringst du ja mehr Einfühlungvermögen entgegen und hälst die "uralten" Ansprüche, die sich strenge Juden, aus den Grenzen um die Jahrtausendwende ableiten, auch für deplaziert. Und den Leuten in den Auffanglagern im Gazastreifen kannst du auch nicht einfach sagen "juhu, findet euch damit ab, das gehört jetzt (wieder) den Juden und ihr könnt hier als ungebetene Nomaden vor euch hinvegetieren". Sowas ist brisantester Sprengstoff und man tut es aus gutem Grund nicht. Deshalb urteile nicht, ohne zu differenzieren, über die Aussagen die Politiker damals vor diesem Hintergrund gemacht haben.


- ThomasWach - 29.09.2006

@ Regierungskrise

Ohh Korruption, meine Güte... Da wurde ner Parlamentariern ein guter Posten angeboten, also ob sowas etwas Besonderes wäre...
1972 nutze die SPD gar Geld aus der DDR, von dem Auslandsgeheimdienst um CDU Abgeordnetenb bzw, Abweichler aus dem eigenen Lager zu kaufen und gute Listenplätze wurden gleich mitversprochen.. sowas gehört zum parlamentarischen Geschäft überall,


@ Wolf

Äm, für mich bestehen da schon größere Unterschiede. Ich schreibe nämlich primär nicht gegen die Vertreibungen von 1948, an denen kann man nix mehr machen, sondern gegen die Kolonialisierung nach 1967 und soweit ich weiß leben in Schlesien und Pommern heute keine 7 oder 8 Millionen Deutsche, die von 200.000 polnischen Siedlern unterdrückt werden- das war auch 1950 nicht der Fall...


- Wolf - 29.09.2006

Zitat:Thomas Wach postete@ Wolf
...und soweit ich weiß leben in Schlesien und Pommern heute keine 7 oder 8 Millionen Deutsche, die von 200.000 polnischen Siedlern unterdrückt werden- das war auch 1950 nicht der Fall...
1950? - man will ja zunächst mal am Leben bleiben.

Heute? Eigentum kombiniert mit Fleiss, Erfindungsreichtum und Connectios ist ein erfolgversprechendes Konstrukt um sich schnell unbeliebt zu machen. War schon immer so und wird es wohl auch bleiben. Ich hoffe du ersparst es mir da zahllose Beispiele von Bevölkerungsgruppen aufzuzählen, denen das passiert - oder passiert ist ...


edit: oder meinst du zwischen 1918-1939. Das erschliesst sich mir jetzt nicht.


- bastian - 29.09.2006

@Thomas
Komm, man kann es auch übertreiben mit der Sympathie und alles schönreden bzw. jegliche Kritik vermeiden;
a) Hat nicht "die" SPD CDU Abgeordnete gekauft, sondern die Stasi wollte verhindern, daß Barzel Kanzler wird und hat deswegen zwei Abgeordnete gekauft.
Und sich eine Mehrheit zusammenzukaufen, ist auch nicht alltäglich. Irgendwie muss ich es verpasst haben, dass Rot/Grün massiv FDP/CDU Abgeordnete mit Staatssekretärsposten gekauft haben.
Es geht nicht um Geschäfte in den eigenen Reihen!

b) Die Kaczynski B Brüder haben den Kampf gegen die Korruption als ihr Hauptthema im Wahlkampf genannt und das auch immer als ihre Agenda genannt. Da macht sich so eine Affäre nicht wirklich gut und erhöht die Glaubwürdigkeit nicht gerade.


- IarnGreiper - 19.10.2006

Zitat:Polnische Zöllner feuern auf deutschen Ausflugsdampfer

Ein schwerer Zwischenfall auf der Ostsee belastet die deutsch-polnischen Beziehungen: Vor der Insel Usedom haben polnische Grenzschützer Warnschüsse auf einen deutschen Ausflugsdampfer abgefeuert. Die Besatzung der "Adler Dania" habe sich Zollkontrollen widersetzt, behaupten die polnischen Behörden.
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,443360,00.html">http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 60,00.html</a><!-- m -->


- fieserfettsack - 19.10.2006

Zitat:IarnGreiper postete
Zitat:Polnische Zöllner feuern auf deutschen Ausflugsdampfer

Ein schwerer Zwischenfall auf der Ostsee belastet die deutsch-polnischen Beziehungen: Vor der Insel Usedom haben polnische Grenzschützer Warnschüsse auf einen deutschen Ausflugsdampfer abgefeuert. Die Besatzung der "Adler Dania" habe sich Zollkontrollen widersetzt, behaupten die polnischen Behörden.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,443360,00.html
Da werden die Polen wohl giftig wenn jemand in ihr Schmuggelgeschäft drängt. :evil:


- BigLinus - 19.10.2006

Zitat:Polen sieht in Ostsee-Vorfall «Mini-Kidnapping»

Nach dem Zoll-Streit zwischen einem deutschen Schiff und polnischen Behörden zeigte sich der Reeder entsetzt über die abgegebenen Schüsse. Die polnische Botschaft in Berlin kritisierte indes die Routenänderung.


Nach dem Zoll-Konflikt zwischen einem deutschen Ausflugsschiff und polnischen Behörden auf der Ostsee sind beide Länder auf eine Entspannung bedacht. Nach Angaben der deutschen Reederei fielen bei dem Zwischenfall vor der Insel Usedom am Dienstag mehrere Schüsse, aus polnischer Sicht wurde nur ein Leuchtkugel-Warnschuss abgegeben. Auslöser des Zwischenfalls war Ware im Bordladen, die angeblich nicht verzollt war. Polnische Zöllner wollten sie beschlagnahmen. Darauf kehrte die «Adler Dania» mit 45 Passagieren und den Zöllnern an Bord nach Deutschland zurück. Dabei wurde das Schiff von einem polnischen Grenzschutzboot verfolgt, von dem auch der Schuss oder die Schüsse abgegeben wurden.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.netzeitung.de/deutschland/447521.html">http://www.netzeitung.de/deutschland/447521.html</a><!-- m -->


- bastian - 30.10.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,445449,00.html">http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 49,00.html</a><!-- m -->
Zitat:DEUTSCH-POLNISCHER GIPFEL
Merkel macht Kaczynski Zugeständnisse im Gas-Streit
Von Severin Weiland

Angela Merkel hat Polen Zugang zum europäischen Energiemarkt versprochen. Beim ersten Besuch von Premier Kaczynski in Berlin ging es der Kanzlerin vor allem um Krisenentschärfung - schließlich macht die Vertriebenen-Frage noch genug Probleme.
(...)
Ein polnischer Journalist fragte, ob Deutschland nicht einen internationalen Vertrag schließen könnte, um die Frage der Entschädigung ein für allemal aus der Welt zu schaffen. Die Kanzlerin nannte dies "nicht die richtige Lösung" - denn dadurch würden die Dinge "komplizierter, als sie heute sind".
Ich finde, dass man über die Idee einen Vertrag zu schliessen, der die gegenseitigen Reparationsforderungen ad acta legt, doch etwas länger hätte reden können.
Frau Merkel hat dies mE etwas sehr schnell abgebügelt. Warum sollte dies die Lage komplizieren?
Das einzige was ich mir vorstellen könnte ist, dass Frau Merkel befürchtet, dass die Knalltüten von der preußischen Treuhand dann gegen den deutschen Staat klagen werden.


- IarnGreiper - 31.10.2006

Zitat:bastian postete
Das einzige was ich mir vorstellen könnte ist, dass Frau Merkel befürchtet, dass die Knalltüten von der preußischen Treuhand dann gegen den deutschen Staat klagen werden.
Ganau das ist das Problem. Prinzipiell ist die Entschädigung von Personen das ein Problem der Judikative. Merkel kann nur für die Bundesrepublik Deutschland verzichten, dies ist de facto schon erfolgt und wird meines Wissens auch nicht mal von der polnischen Seite in Frage gezogen.
Frau Merkel kann auch nicht auf Schmerzensgeldansprüche von Herrn Masri verzichten, so gern sie das evtl für die "transatlantische Freundschaft" machen würde.
Das Herr K. von Gewaltenteilung anscheinend nicht viel hält, überrascht mich bei ihm allerdings weniger.

Neues vom 8.11.06


<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2006/11/08/al/articleEN2IR.html">http://www.nzz.ch/2006/11/08/al/articleEN2IR.html</a><!-- m -->

Zitat:Spannungen zwischen Polen und den USA

Kritik Kaczynskis an der amerikanischen Botschaft in Warschau



- Francisco - 24.11.2006

Zitat:Erler: Polen isoliert sich in der EU durch seine Sturheit
Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), hat die Haltung Polens im Streit über das geplante neue Partnerschaftsabkommen mit Russland kritisiert. Erler verwies am Freitag im RBB auf die Angebote, die die Europäische Union Polen unterbreitet habe.
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.russland.ru/mainmore.php?tpl=Politik&iditem=14446">http://www.russland.ru/mainmore.php?tpl ... item=14446</a><!-- m -->


- ThomasWach - 25.11.2006

Ich denke, dass es generell um die Bestimmung einer EU-Politik gegenüber Russland geht und hier Polen eben primär im Gegensatz zu Russland auf eine Russland-kritische Position setzt.

Des weiteren kann man die polnische Haltung auch dahingehend verstehen, dass sich in Brüssel nunmal niemand so wirklich gern um den Osten zu kümmern scheint: Weder interessiert man sich in Brüssel für die Ereignisse in der Ukraine, noch in Belarus und die Blindheit der EU macht schon lange einige Leute In Warschau recht sauer: Man behandelt Russland in Brüssel oder auch in Berlin als wichtigen gut zu behandelnden Rohstofflieferanten, darüber vergißt man aber, dass Russland immer noch machtpolitischer Nachbar und Gegenspieler ist in Ostmitteleuropa und im Kaukasus und Zentralasien. In Warschau sieht und merkt man das viel deutlicher, grenzt man eben an Belarus und auch an die Ukraine: Wie lange mußte Polen werben schon vor der Orangenen Revolution um eine Politik der EU gegenüber der Ukraine? Kwansniewski mußte 2005 in Brüssel zusammen mit Adamkus die Initiative übernehmen um überhaupt mal die EU zur Positionsbeziehung zu bekommen. Und genauso bei Minsk: Man fühlt sich da in Warschau nicht zu unrecht im Stich gelassen! Derselbe Sachverhalt jetzt bei diesem kleinen Handelskrieg: Die Importbeschränkung polnischer Waren nach Russland hinein ist schon gut ein Jahr alt, aber Interesse hat daran niemand in Brüssel gezeigt. Polen mußte erst auf die Barakaden gehen und die Sache über aggressives Verhandeln ins Licht der Öffentlichkeit ziehen. Dass Polen nun fordert die Verhandlungen mit Russland abbrechen zu können, ist ganz natürlich, wenn man bedenkt, mit wie viel Ehrfurcht und Appeasementpolitik die restliche (westliche) EU auf Russland ragiert.

Bei solchen Newsheadlines sehe ich ja schon die tendenziell polenfeindlichen Implikationen: Wie können es diese Polen nur wagen, die Verhandlungen mit Russland zu torpedieren, wie können es diese armen Schlucker nur wagen und was erlauben sie sich nur?
Nur zu dumm, dass man eben nicht die Verhältnisse kennt in Ostmitteleuropa. Zwar versucht sich Putin nun als charmanter Freund, versuchte in Budapest, Prag an Boden zu gewinnen bei Staatsbesuchen in diesem Jahr. Trotzdem sollte man die Verhältnisse nicht fehldeuten: Aus der Perspektive einiger Osteuropäer ist Russland immer noch eine potenzielle Bedrohung und mit Verlaub, wer sich Giftmorde im Ausland leistet, über dessen Vertrauenswürdigkeit würde ich keine Bürgschaft übernehmen!

Die EU scheint sich hier in einer rosaroten Brillenphase zu befinden: Aus Brüssel kommt einfach zu viel Appeasement und dies versteht Putin nunmal als ganz klares Zeichen der Schwäche. Und das wollen die Polen so nicht mehr zulassen...


- IarnGreiper - 25.11.2006

Zitat:Thomas Wach postete
Ich denke, dass es generell um die Bestimmung einer EU-Politik gegenüber Russland geht und hier Polen eben primär im Gegensatz zu Russland auf eine Russland-kritische Position setzt.
Macht irgendwie so nicht so viel Sinn, glaube Du meintest den "Rest der EU" nach dem Worten "Gegensatz zu".

Back to Topic:

Ich denke Polen wird sich auf Dauer sehr schwertun, wenn sie gleichzeitig gegen Deutschland und Russland Politik machen. Sicher hat Polen auch andere Nachbarn, aber mit Deutschland und Russland will sich in der region sicherlich niemand. Insofern sehe ich Polen auf direktem Weg in die regionale Isolierung. Und die Liebe der USA zu Polen ist in letzter Zeit auch abgekühlt.
Gute Beziehungen zur Ukraine sind zwar löblich aber sicherlich nicht ausreichend.


- Tiger - 25.11.2006

@Thomas Wach

Zitat:darüber vergißt man aber, dass Russland immer noch machtpolitischer Nachbar und Gegenspieler ist in Ostmitteleuropa und im Kaukasus und Zentralasien.
...der USA. Ich kann mir gut vorstellen, das von seiten der EU man nicht nur an den russischen Rohstoffen interessiert ist, sondern auch daran, den Einfluss der USA in genannten Regionen entgegenzusteuern, quasi die USA und Russland zumindest gegeneinander auszuspielen.

Zitat:Dass Polen nun fordert die Verhandlungen mit Russland abbrechen zu können, ist ganz natürlich, wenn man bedenkt, mit wie viel Ehrfurcht und Appeasementpolitik die restliche (westliche) EU auf Russland ragiert.
Ich denke, da steht eher die polnisch-russische Erbfeindschaft hinter. Der Schritt ist einfach zu radikal, um als angemessene Reaktion auf die Importbeschränkungen durchzugehen. :misstrauisch:

@IarnGreiper

Zitat:Insofern sehe ich Polen auf direktem Weg in die regionale Isolierung.
Da muss ich dir leider rechtgeben.

Zitat:Gute Beziehungen zur Ukraine sind zwar löblich aber sicherlich nicht ausreichend.
Mehr noch: Die Ukraine könnte sich aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte mit Polen durch dieses bedroht fühlen.