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Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Druckversion

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RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 07.10.2022

Krieg selbst ist seiner wahren Natur nach nicht anderes als die völlige Abwesenheit von Recht jeder Art und hat daher nur ein Gebot: dass der Zweckmässigkeit. Das heißt "Gut" und "Böse" sind im Krieg frei von jeder Moral und Ethik höchst einfach zu definieren: Gut ist alles, was den Sieg befördert oder zumindest dem Feind größtmöglichst schadet - und Böse ist alles andere. Entsprechend ist es kein Gebot von Moral und Ethik Kriegsgefangene gut zu behandeln, sondern nur eines der Zweckmässigkeit. Es ist einfach praktisch sinnvoll auf diese Weise dem Gegner das Aufgeben leicht zu machen. Es ist noch darüber hinaus sinnvoll in seiner Wechselwirkung auf die Zivilgesellschaft, Wirtschaft usw. Feindliche Gefangene sollte man deshalb gut behandeln, weil es zweckmässig ist, nicht weil es Recht und Gesetz ist.

Die Idee der westlichen TM Streitkräfte, insbesondere aber der real existierenden Bundeswehr ist es, auch in einem ernsthaften Krieg minutiös das Recht einzuhalten, die Vorschriften einzuhalten, sich bis ins letzte Detail wortwörtlich an das auf Papier geschriebene Wort zu halten. Und zwar völlig unabhängig und völlig frei davon ob dies jeweilig zweckmässig ist oder nicht. Das hat meiner Meinung nach vor allem tiefenpsychologische Gründe. Man will so das Verbrechen, das Böse welches der Krieg selbst im Endeffekt darstellt (Abwesenheit von Recht) einheben, man will es binden und zähmen und ordnen, vor allem um es erträglicher und damit führbar zu machen.

Ritualisierte Kriegsführung diente schon immer diesem Zweck, sie ist ja keine Erfindung der Gegenwart. Und sie hat immer schon dem Wesen der Dinge im Krieg und dessen natürlicher Entwicklung widersprochen, war also deshalb auch immer ein Versuch diese Entwicklung welche da in jedem Krieg ganz von selbst abläuft so weit wie möglich auszubremsen und zu verlangsamen, im angenommenen Idealfall zu stoppen.

Dieser sinnlose und fruchtlose Versuch aber senkt die Kriegsfähigkeit der Streitkräfte ein. Natürlich ist es völlig illusorisch und fernab jeder praktischen Realität, in dieser Gesellschaft und noch viel mehr in dieser Bundeswehr eine Kriegsführung frei von Recht auch nur diskutieren zu wollen. Es wäre auch praktisch in unserer gegenwertigen Kultur gar nicht möglich dies zu tun, und noch weniger eine solche zu praktizieren. Darum geht es mir auch gar nicht!

Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass man sich trotzdem bewusst sein muss, dass die eigene Kriegsfähigkeit durch diese Fakten, durch diese realen praktischen Umstände wie sie nun einmal sind, gemindert wird. Dass wir also "schwächer" sind als es rein vom Potential her der Fall wäre und dass diese Schwäche, diese Verminderung der Kriegsfähigkeit aufgrund des Legalismus daher bei militärischen Planungen berücksichtigt werden muss. Entsprechend benötigt man beispielsweise eine größere technologische Überlegenheit, mehr Quantität, ein vorsichtigeres Vorgehen, mehr Feuerkraft usw um die Schwächung der Kampfkraft insgesamt damit zu kompensieren.

Nun gibt es auch die umgekehrte These, dass all dieser Legalismus nur aufgesetzt ist, keine wirkliche tiefergehende Sache darstellt und dass er ein Symptom der erheblichen Überlegenheit westlicher TM Armeen ist, dass die Ritualisierung also gerade eben aus dieser absoluten Überlegenheit heraus geboren ist, und deshalb wegfällt, sobald diese Überlegenheit nicht mehr gegeben ist. Die selbstverschuldete Schwächung der Kriegsfähigkeit (im Verhältnis zum Möglichen) wäre daher nur ein Symptom.

Rein persönlich teile ich diese These aber nicht. Meiner Einschätzung nach ist die Kriegsfähigkeit der aktuellen deutschen Gesellschaft gering. Wir würden in einem ernsthaften Krieg insgesamt sehr schnell eingehen. Dies gilt für viele westliche Gesellschaften und ist ein Resultat eines ganzen Faktorenbündels, unter denen die wichtigsten meiner Meinung nach der hohe Grad der Technologisierung der Gesellschaft, die Demographie und die sozialkulturelle Grundströmung sind. Keineswegs also ist es so, dass hinter dem was man da sieht die Kriegsfähigkeit sozusagen verborgen schlummern würde und man nur Wege und Mittel finden müsste sie zu wecken.

Beschließend könnte man noch anmerken, dass die immer weitergehende Maschinisierung der Kriegsführung die Frage welche Gesellschaften Kriegsfähig sind noch mal umwerfen könnte. Dahingehend, dass die Roboterisierung der Kriegsführung die Frage der Sozialkultur und der psychologischen Verfasstheit der Menschen negiert. Entsprechend könnten solche Armeen (der Zukunft) auch nach Belieben gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden, da sie unabhängig von der Gesellschaft werden. Die Masse der Menschen wird aufgrund der Roboterisierung ohnehin zunehmend nutzlos und schließlich für die Eliten ein Problem. Es wird der Tag noch kommen, wo die weiter voranschreitende Technologisierung zum Krieg gegen die überflüssigen und völlig wertlosen Massen führt, und in denen dann vollroboterisierte Armeen sich der Menschen entledigen, die für den Krieg wie für die Produktion und die Mehrung des Kapitals keinen Nutzen mehr haben.

Gleichgültig aber wie es kommt gilt das Prinzip, dass der Legalismus unsere Kriegsfähigkeit senkt und man diese Schwächung der Kampfkraft militärisch berücksichtigen müsste, was in keinster Weise getan wird.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - FJ730 - 07.10.2022

(07.10.2022, 14:12)Quintus Fabius schrieb: Wir betrachten im Westen TM Krieg viel zu sehr als eine bloße militärische Angelegenheit, und vernachlässigen bei allen militärischen Planungen die Zivilgesellschaft, die Wechselwirkungen mit der Kultur, der Wirtschaft, den Zivilisten, den verschiedenen Nicht-Militärischen Organisationen usw usw, kurz wir denken zu "militärisch" in dem Sinne, dass wir den Krieg zu sehr nur auf die Einheiten der Armee reduziert betrachten. Und wenn man dies kritisiert wird schnell empört mit dem Völkerrecht, dem Grundgesetz, rechtlichen Regelungen und Verordnungen und all diesem gewedelt.

Nur: das wird alles in einem ernsthaften Krieg rein gar nichts nützen, erst recht nicht gegen einen Gegner dem jedes Recht vollkommen egal ist.

Der überbordende Legalismus ist meiner Überzeugung nach eine der wesentlichen Ursachen der Ritualisierung der Kriegsführung im Westen TM, und noch vor allem anderen der Beschränktheit des militärischen Denkens in der real existierenden Bundeswehr!
Überbordender Legalismus?
Vielleicht solltest Du Dich noch einmal sehr eingehend mit der Frage beschäftigen warum das so ist.
Wieso haben wir eine Charta der Vereinten Nationen (leider momentan nur ein Schatten), wieso haben wir ein Grundgesetz aus dem sich ALLES gültige Recht in unserem Land ableitet? Mit Sicherheit nicht wegen soziokultureller Strömungen von wo auch immer, sondern als Antwort auf eine Zeit wo völlig überbordender Nationalismus und Militarismus die Welt für einen kurzen Moment zum soziokulturellen Stillstand gebracht hat und sich die Menschen auf der ganzen Welt (zumindest für ein paar Monate) die Frage gestellt haben wie das Leben nach diesen Schrecken überhaupt weiter gehen soll.
(07.10.2022, 16:38)Quintus Fabius schrieb: Krieg selbst ist seiner wahren Natur nach nicht anderes als die völlige Abwesenheit von Recht jeder Art
Das würde ich auch unterschreiben
(07.10.2022, 16:38)Quintus Fabius schrieb: und hat daher nur ein Gebot: dass der Zweckmässigkeit. Das heißt "Gut" und "Böse" sind im Krieg frei von jeder Moral und Ethik höchst einfach zu definieren: Gut ist alles, was den Sieg befördert oder zumindest dem Feind größtmöglichst schadet - und Böse ist alles andere.
Nein! Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel! Das ist einer der großen Unterschiede zwischen funktionierenden Rechtsstaaten und allen anderen. Ich weiß dass es für viele Menschen verschiedenster Herkunft und Glaubensrichtung aus unterschiedlichen Gründen schwer zu ertragen ist, aber es gibt nachweißlich eine große und komplexe Bandbreite zwischen Gut und Böse! Daher im übrigen (u.a. natürlich) die Komplexität unseres Rechtssystems.
(07.10.2022, 16:38)Quintus Fabius schrieb: Entsprechend ist es kein Gebot von Moral und Ethik Kriegsgefangene gut zu behandeln, sondern nur eines der Zweckmässigkeit.
Nein, es ist durch Recht und Gesetz geboten bzw verboten. Und das ist in diesem Punkt zum Glück sehr eindeutig und bedarf keiner besonderen Auslegung
(07.10.2022, 16:38)Quintus Fabius schrieb: Es ist einfach praktisch sinnvoll auf diese Weise dem Gegner das Aufgeben leicht zu machen. Es ist noch darüber hinaus sinnvoll in seiner Wechselwirkung auf die Zivilgesellschaft, Wirtschaft usw. Feindliche Gefangene sollte man deshalb gut behandeln, weil es zweckmässig ist, nicht weil es Recht und Gesetz ist.
Auch wenn ich das Gegenteil befürchte, kann nur hoffen, dass Du nicht im Staatsdienst tätig bist.
(07.10.2022, 16:38)Quintus Fabius schrieb: Die Idee der westlichen TM Streitkräfte, insbesondere aber der real existierenden Bundeswehr ist es, auch in einem ernsthaften Krieg minutiös das Recht einzuhalten, die Vorschriften einzuhalten, sich bis ins letzte Detail wortwörtlich an das auf Papier geschriebene Wort zu halten. Und zwar völlig unabhängig und völlig frei davon ob dies jeweilig zweckmässig ist oder nicht. Das hat meiner Meinung nach vor allem tiefenpsychologische Gründe. Man will so das Verbrechen, das Böse welches der Krieg selbst im Endeffekt darstellt (Abwesenheit von Recht) einheben, man will es binden und zähmen und ordnen, vor allem um es erträglicher und damit führbar zu machen.
Es gibt substanzielle und auch gewichtige Unterschiede innerhalb der Rechtsvorschriften (Komplexität). Eine sinnfreie TMP Prüfung im Einsatzland und die Behandlung von Kriegsgefangenen haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun, auch wenn beides gesetzlich vorgeschrieben ist und sollten hier nicht vermengt werden.
(07.10.2022, 16:38)Quintus Fabius schrieb: Ritualisierte Kriegsführung diente schon immer diesem Zweck, sie ist ja keine Erfindung der Gegenwart. Und sie hat immer schon dem Wesen der Dinge im Krieg und dessen natürlicher Entwicklung widersprochen, war also deshalb auch immer ein Versuch diese Entwicklung welche da in jedem Krieg ganz von selbst abläuft so weit wie möglich auszubremsen und zu verlangsamen, im angenommenen Idealfall zu stoppen.

Dieser sinnlose und fruchtlose Versuch aber senkt die Kriegsfähigkeit der Streitkräfte ein. Natürlich ist es völlig illusorisch und fernab jeder praktischen Realität, in dieser Gesellschaft und noch viel mehr in dieser Bundeswehr eine Kriegsführung frei von Recht auch nur diskutieren zu wollen.
Richtig! Weil`s hierfür zum Glück keinerlei Grundlage und vor allem eben keine Legitimation gibt.
(07.10.2022, 16:38)Quintus Fabius schrieb: Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass man sich trotzdem bewusst sein muss, dass die eigene Kriegsfähigkeit durch diese Fakten, durch diese realen praktischen Umstände wie sie nun einmal sind, gemindert wird. Dass wir also "schwächer" sind als es rein vom Potential her der Fall wäre und dass diese Schwäche, diese Verminderung der Kriegsfähigkeit aufgrund des Legalismus daher bei militärischen Planungen berücksichtigt werden muss. Entsprechend benötigt man beispielsweise eine größere technologische Überlegenheit, mehr Quantität, ein vorsichtigeres Vorgehen, mehr Feuerkraft usw um die Schwächung der Kampfkraft insgesamt damit zu kompensieren.
Die NATO (vor allem natürlich die USA) tut alles um das sicher zu stellen


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 07.10.2022

FJ730:

Zum Glück bin ich nicht mehr im Staatsdienst, Gott sei es gedankt. Aber ist es nicht bezeichnend dass du eine rein kriegswissenschaftlich / philosophische Erwägung sogleich als Problem diesbezüglich ansiehst? Ist nicht genau das ein Ausfluss eben jenes Legalismus welchen ich hier als militärisches Problem ansehe?

Und ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich den Legalismus keineswegs in einem anderen Kontext gewertet habe, sondern nur in einem rein militärischen. Es war also lediglich eine rein kriegswissenschaftliche Aussage, und eben keine über den Wert oder Unwert von Legalismus im allgemeinen.

Desweiteren meine ich mit überbordendem Legalismus keineswegs das Grundgesetz oder die Charta der Vereinten Nationen oder die europäische Menschenrechtserklärung. Sondern das was daraus gemacht wird und was teilweise sogar dieses Fundament ad absurdum führt, weil es den ursprünglichen und eigentlichen Gesetzessinn missachtet, und schließlich zu einem völlig davon losgelösten Selbstläufer wird. Bei dem es eben nicht mehr um den Inhalt, sondern nur noch um die Form geht.

Diese Überbetonung der Formen vor den Inhalten ist der Kern des überbordenden Legalismus. Und eines der wesentlichsten Merkmale unserer aktuellen sozialkulturellen Grundströmung. Diese ist also nicht die Grundlage des Grundgesetz, wie du es richtig anmerkst, sondern sie ist der Grund für die Auswüchse, die sich von dieser Grundlage aus gebildet haben.

Und die - rein militärwissenschaftlich betrachtet - eben ein Nachteil im Krieg sind.

Das eindeutige Befolgen des Übermaß an Rechtsvorschriften und Vorschriften im allgemeinen ist im Krieg nachteilig. Das ist einfach eine völlig wertneutrale Feststellung. Die Vorteile eines solchen Systems in anderen Belangen sind völlig klar, von der ethisch-moralischen Seite her ist es in jedem Fall vorzuziehen. Aber Moral und Ethik und Krieg sind Dinge, die nicht zusammen gehen.

Die Idee eines sauberen, moralisch-ethischen Krieges der nach Rechtsvorschriften korrekt geführt wird ist daher eine Vorstellung, welche die Kriegsfähigkeit deutlich reduziert. Auch dass ist einfach nur eine völlig wertneutrale Feststellung.

Keineswegs heiße ich damit Rechtslosigkeit im Krieg gut. Ich weise nur darauf hin, dass man sich dieser Fakten bewusst sein muss, und dass man sie daher militärisch berücksichtigen sollte.

Spezifisch für die Ukrainer muss man beispielsweise feststellen, dass sie deine steifere, rigidere Auffassung der Befolgung des Rechts im Krieg so beispielsweise nicht anwenden. Reihenweise brechen auch die Ukrainer in diesem Krieg das Recht, an welches sich die Bundeswehr minutiös halten will und meiner Einschätzung nach auch halten würde.

Kurz und einfach: andere Nationen folgen deiner Auffassung nicht, und damit meine ich nicht einmal solche wie Russland, die mit ihren fortgesetzten Verbrechen auch direkt gegen jede Zweckmässigkeit handeln, und damit auch nach einer reinen Betrachtung ausschließlich nach der Zweckmässigkeit nur Böse sind, weil sie gerade eben durch diese Verbrechen nicht zweckmässig handeln!

Spezifisch die real existierende Bundeswehr und einige andere westeuropäische Länder haben sich demgegenüber eben in einem überbordendem Legalismus verfangen, der auch nur wenig mit dem Grundgesetz und der Menschenrechtserklärung zu tun hat, und sehr viel mit Bürokratie und organisch gewucherten Bergen aus beschriebenem Papier, welche teilweise völlig sinnfrei angebetet werden, und nichts anderes soll sein.

Rein moralisch ethisch ist dies sogar oft besser. Und für das zivile Zusammenleben ist es sogar oft zweckmässig. Nur rein militärisch kann das eben nachteilig sein. Wer diesen Widerspruch nicht wahrnehmen will, ihn gedanklich einfach verweigert, der wird dadurch in einem echten ernsthaften Krieg militärische Nachteile erleiden. Das ist schon alles was ich zum Ausdruck bringen wollte.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 08.10.2022

Vielleicht ist das alles einfach etwas zu abstrakt. Ich will es mal an drei praktischen realen Beispielen aus der Ukraine illustrieren, die aufzeigen wie Perfide der Legalismus hierzulande ist und wie sehr er das Denken verdreht, und dies sogar entgegen der eigentliche Intention der Gesetze, und entgegen der eigentlichen Intention der Menschenrechtserklärung sowie des Grundgesetzes.

Es gibt etliche dokumentierte Fälle (teilweise sogar auf Video), in denen die Ukrainer ganz gezielt Russische Soldaten beschiessen, die Verwundete Kameraden bergen und dabei nicht einmal von ihren Waffen Gebrauch machen, sondern lediglich versuchen diese wegzuschleppen und nach hinten zu verbringen. Dazu erklären dann Bundeswehr-Offiziere: die hatten keine Rote Kreuz Markierung, also völlig legal. Und man muss den Feind im Krieg halt töten. Und tatsächlich: rein rechtlich ist das absolut legal. Die Prämisse der Bundeswehroffiziere ist nun, dass alles was Legal ist zugleich Zweckmässig ist. Man macht also was Legal ist, ohne es auch nur Ansatzweise in Bezug auf seine tatsächliche Zweckmässigkeit zu untersuchen.

Tatsächlich aber ist es in den allermeisten Fällen eben nicht zweckmässig, eine Gruppe Soldaten durch Beschuss daran zu hindern, Verwunderte abzutransportieren. Auch wenn das kontraintuitiv ist, im Krieg ist das Töten des Feindes kein Selbstzweck, es geht in Wahrheit nicht darum die feindlichen Soldaten umzubringen, sondern darum den Willen des Gegners zu manipulieren und zu beeinflussen. Das Töten ist nur ein Mittel zum Zweck neben vielen. Der Wille des Gegners wird am stärksten manipuliert, wenn man ihn militärisch eindeutig besiegt. Für einen taktischen Sieg vor Ort ist nichts nützlicher als wenn der Gegner weniger Kämpfer in seiner Stellung hat und diese keine Motivation mehr haben. Daher ist es zweckmässig, eine ganze Gruppe mit Verwundeten nach hinten abziehen zu lassen. Beschießt man hingegen wie die Ukrainer es tun die Verwundeten und die zu Rettenden (Legal!), dann ergrimmt dies den Feind, er wird gezwungen zu bleiben und zu kämpfen und hat eine neue Motivation dafür (Rache für den sterbenden Kameraden den man nicht retten kann, Hass auf den Gegner, und die praktische Notwendigkeit weil man ja aufgrund des Beschuss nicht wegkommt). In vielen der Videos dich dazu gesehen habe war der ukrainische Beschuss legal, aber eben nicht zweckmässig.

Die Prämisse der Bundeswehrsoldaten, dass alles zweckmässig ist was legal ist war hier also falsch.

Nächstes Beispiel: ein aktuelles Video: ein Trupp Ukrainer geht vor, einer richtet sein Sturmgewehr auf eine Art Klohäuschen, und feuert durch die geschlossene Tür in dieses hinein. Daraus fällt ein sterbender Russe. Keine Waffe sichtbar. Die Ukrainer wussten anscheinend (woher ist nicht klar), dass sich in dem Klo ein Russe aufhielt. Völlig legal. Die Bundeswehrsoldaten feiern das jetzt genau so wie die Ukrainer in dem Video - sehr gute Sache etc. denn weil es Legal ist, so muss es auch Zweckmässig sein ?! War es aber zweckmässig diesen jungen Menschen sinnlos umzubringen?! Denn das Töten ist nur ein Mittel zum Zweck und eben kein Selbstzweck. Man hätte ihn beispielsweise auch gefangen nehmen können, um Informationen zu gewinnen. Das wäre gerade im vorliegenden Fall besonders einfach gewesen, weil er allein war und keine Waffe dabei hatte. HUMINT von Gefangenen ist eine immens wertvolle Quelle und Gefangene zu machen aus diesem Grund beispielsweise zweckmässig. Es wäre daher zweckmässig gewesen ihn nicht zu töten.

Die Exakt gleichen Bundeswehroffiziere die in den vorliegenden Fällen erklärten, nach gründlicher Rechtlicher Prüfung und geltendem Recht seien diese Handlungen der Ukrainer legal gewesen, sie hätten es genau so gemacht, weil wenn es legal ist, dann müsse man töten, weil man die RECHTLICHE Chance dafür halt immer nutzen müsse etc (äußerst fragwürdige Ansicht) - echauffieren sich aber zugleich darüber, dass die Ukrainer russische Kriegsgefangene verhören, dabei filmen und diese Filmaufnahmen ins Netz stellen. Damit meine ich jetzt nicht Zolkins Filme, sondern andere. Das ist nun wiederum ILLEGAL, empörend, eine Menschenrechtsverletzung !! gegen das geltende Recht, ein KRIEGSVERBRECHEN ! Jawoll.

Unbewaffnete Russen im Scheißhaus zu erschießen ist legal und trefflich, Russen am Leben zu lassen und zu Filmen ein Kriegsverbrechen. Denn es steht ja auf Papier geschrieben, dass man dies nicht tun darf, also ist es so, weil es auf dem ach so heiligen Papier geschrieben steht. Aber ist es zweckmässig? Da es im Krieg als einem Zweikampf zweier Willen darum geht, den Willen des Feindes zu beeinflussen, sind diese Filme als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen Russland sogar äußerst zweckmässig. Aber sie sind eben nicht legal.

Gut und Böse definieren sich also für die Bundeswehrsoldaten und viel zu viele der sonstigen Legalisten in diesem Land eben auch NICHT über moralisch-ethische Fragen, sondern allein dadurch, ob es etwas Legal ist oder nicht.

Vereinfacht gesagt: deine Auffassung, wie auch die in der Bundeswehr, die Grundauffassung des Legalismus an sich ist: Gut ist, was Legal ist, und Böse ist, was Illegal ist.

Dem ist aber nicht so. Selbst von einer rein moralisch-ethischen Seite aus kann vieles was Legal ist moralisch-ethisch einfach nur zutiefst ablehnenswert sein. Wenn ich also die Legalität über die Moral und Ethik stelle, wie es der Legalismus hierzulande zur Zeit tut, und wenn ich sie im Krieg über die Zweckmässigkeit und die militärischen Anforderungen stelle, wie es zur Zeit von aktiven Soldaten gefordert und als einzig richtiger Weg angesehen wird, dann gibt es viele Fälle, bei denen man sowohl Militärisch nicht zweckmässig handelt, als auch moralisch-ethisch nicht zweckmässig handelt.

Ein ins Extreme überzogener Rechtsstaat ist eben kein Gerechtigkeitsstaat und produziert ganz nebenbei jede Menge Unrecht. Nimmt der Legalismus überhand, tritt der Gesetzessinn immer mehr hinter den Gesetzeslaut zurück, dann ergeben sich gerade eben solche Fälle und die dazu getätigten Aussagen aktiver Soldaten, denen vor lauter Legalismus, Vorschriftenreiterei, Bürokratie und geistiger Kleinlichkeit jede Menschlichkeit abhanden gekommen ist, die aber eben darüber hinaus auch nicht zweckmässig handeln.

Wir verlieren vor lauter übersteifer Rechtstreue sowohl unsere Menschlichkeit, als auch die Gerechtigkeit aus den Augen.

Ich hoffe anhand dieser praktischen Beispiele meine Position diesbezüglich vielleicht etwas verständlicher ausgedrückt zu haben.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - voyageur - 08.10.2022

Wie üblich, habe ich keine einfache Antwort, das Thema ist zu komplex, um es mit einfachen Worten zu erklären. Und deine Wortwahl zu polemisch, um mit dir einverstanden zu sein. Und es gibt die Google Sucher die über Dinge reden wollen, die sie nicht kennen, nicht einmal Ihr kleiner Zeh hat die Realität des Terrains gekannt.

Aber reiner Zufall dieser Text

Pour une Medal of Honor… le sergent Alvin York en Argonne (französisch)

und ein Lied

[Jean-Jacques Goldman ist Sohn einer vertriebenen Jüdin und eines französischen Widerstandskämpfers. Er singt: mit einer Südafrkanerin und einem Iren ]
[Refrain]:
Und wenn ich '17 in Leidenstadt geboren worden wäre
Inmitten der Ruinen eines Schlachtfelds
Wäre ich besser oder schlechter als diese Leute gewesen
Wenn ich Deutscher gewesen wäre?

Lyrics translate
[Video: https://youtu.be/ttw1KeiF9mA]


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 08.10.2022

voyageur:

Das ist wahrlich das Problem: eine derartige Komplexität in der Beschränktheit der schriftlichen Kommunikation eines solchen Forums abzubilden.

Deine Beiträge sind wirklich wertvoll für mich. Das ist keine Anbiederei, soll auch nicht gefallen, es ist einfach nur eine rein objektive Feststellung, frei von jeder emotionalen Beeinträchtigung.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - FJ730 - 08.10.2022

(07.10.2022, 20:56)Quintus Fabius schrieb: Aber ist es nicht bezeichnend dass du eine rein kriegswissenschaftlich / philosophische Erwägung sogleich als Problem diesbezüglich ansiehst? Ist nicht genau das ein Ausfluss eben jenes Legalismus welchen ich hier als militärisches Problem ansehe?
Nein! Ich habe mit diesen Erwägungen (die weder etwas mit Philosophie oder gar Wissenschaft zu tun haben) ein Problem, weil sie unsere Verfassung und insbesondere Art 1 GG - den zu verteidigen oberste Priorität allen staatlichen Handelns ist - außer Kraft setzen würde.
Nachteile für zweckdienliche militärische, polizeiliche oder sonstige staatliche Maßnahmen sind insbesondere für diesen Artikel in unserem Staat (also auch für die militärische Sichtweise) grundsätzlich vollkommen irrelevant.
Natürlich ist jedem Verantwortlichen gerade im Sicherheitsbereich völlig bewusst, dass Leute die sich nicht an Regeln halten (und z.b. durch Folter Geständnisse erzwingen) praktische Vorteile haben. Dem wird auch Rechnung dahingehend getragen, dass man z.b. versucht Kommandosoldaten allerorten sehr intensiv auf solche "Befragungen" vorzubereiten.
Ebenso ist (gerade aktuell) das Beheizen von Gefängniszellen für die Finanzminister der Länder und somit dem Steuerzahler ebenfalls nicht zweckdienlich, jedoch auch bei Zahlungsunfähigkeit nicht diskussionswürdig und wird diesbezüglich auch nicht "philosophisch" oder "wirtschaftswissenschaftlich" bei der Haushaltsaufstellung eigenständig beachtet, selbst wenn unser Staat am wirtschaftlichen Abgrund stehen würde.
(07.10.2022, 20:56)Quintus Fabius schrieb: Diese Überbetonung der Formen vor den Inhalten ist der Kern des überbordenden Legalismus. Und eines der wesentlichsten Merkmale unserer aktuellen sozialkulturellen Grundströmung. Diese ist also nicht die Grundlage des Grundgesetz, wie du es richtig anmerkst, sondern sie ist der Grund für die Auswüchse, die sich von dieser Grundlage aus gebildet haben.
Nein! Legalismus hat viele Abstufungen und Du vermengst hier immer wieder mindestens zwei Themen/Rechtsgebite die messerscharf voneinander zu trennen sind, da sie nichts miteinander zu tun haben.
Es gibt in der Rechtsordnung von funktionierenden Rechtsstaaten wie der Bundesrepublik Rangfolgen die einzuhalten sind, weshalb es auch vom einfachen Amts- oder Verwaltugsgericht ein langer Weg zum Bundesverfassungsgericht oder dem EUGH ist.

1. Die "Überbetonung", also das bestehen auf die Artikel der Verfassung ist selbstredend die Grundlage des Grundgesetzes. Sie sind eben nicht utilitistisch wie einfache Gesetze oder Verwaltungsvorschriften, sondern sollen für sich stehen. Insbesondere Artikel 1 besitzt hierzulande einen Selbstzweck und ist niemals von irgendjemandem verhandel- oder gar anfechtbar.
2. Das "Überbetonen" einzelner Gesetze oder gar Verwaltungsvorschriften bei der Bw oder sonst wo ist selbstverständlich oftmals sinnfrei, zwecklos, überflüssig und hat (auch wenn Bürokraten das gerne anders sehen) rechtlich eben keinen Selbstzweck und kann natürlich jederzeit sehr deutlich moniert und angefochten werden.

Ferner haben solche bürokratischen Auswüchse auch nichts mit der Verfassung oder irgendwelchen Strömungen zu tun wie der Bürokratiewahn in den meisten Diktaturen unter Beweis stellt.
(07.10.2022, 20:56)Quintus Fabius schrieb: Spezifisch für die Ukrainer muss man beispielsweise feststellen, dass sie deine steifere, rigidere Auffassung der Befolgung des Rechts im Krieg so beispielsweise nicht anwenden. Reihenweise brechen auch die Ukrainer in diesem Krieg das Recht, an welches sich die Bundeswehr minutiös halten will und meiner Einschätzung nach auch halten würde.
halten MUSS! Bitte Rangfolge beachten. Die Rechtsordnung in unserem Land gilt unabhängig von meiner Auffassung.
(07.10.2022, 20:56)Quintus Fabius schrieb: Kurz und einfach: andere Nationen folgen deiner Auffassung nicht,
Etwas länger und möglichst einfach:
Die bestehende Rechtsordnung in unserem Land ist zum Glück wie bereits mehrfach dargelegt vollkommen unabhängig von meiner, Deiner oder der Auffassung irgend eines anderen Individuums oder Gemeinschaft.
Sie ist durch die Verfassung vorgegeben und unsere Staatsgewalt in Form von Legislative, Judikative und Exekutive haben sich nach ihr zu richten und im Zweifelsfall hat jeder Bürger das Recht sich gegen Einzelfallentscheidungen, Übergriffe oder gar Willkür des Staates rechtlich zur Wehr zu setzen.

Diese Möglichkeit sich gegen den Staat rechtlich zur Wehr zu setzen ist übrigens ganz wesentlich für die Feststellung ob es sich um einen Rechts- oder Unrechtsstaat wie der ehemaligen DDR handelt.

Dass sich Menschen im In- und Ausland oder Staaten mit unserer Verfassung/Rechtsordnung, der UN Charta oder dem Völkerrecht nicht anfreunden können liegt in der Natur der Sache, sonst gäbe es keine Gestzesbrecher die ihre persönlichen Auffassungen in die Tat umsetzen, wie mit 180 durch eine 30 Zone zu brettern, Lollis klauen oder einen Angriffskrieg gegen souveräne Staaten anzuzetteln.
Für die rechtliche Einordnungen in einem Rechtsstaat ist es auf Grund der Egalität vorm Gesetz hingegen vollkommen irrelevant, ob es sich bei einem Kriegsverbrecher oder Lolliklauer um einen Russen, Ukrainer, Präsidenten oder Postboten handelt.
Auch ein Russischer Soldat, der in einem Kampfgebiet einen arglos auf der Toilette sitzenden Ukrainischen Kombatanten kampfunfähig macht, würde nach unserem Rechtsverständnis folglich ebenfalls nicht wegen einem Kriegsverbrechen angeklagt werden, da offenbar nach rechtlicher Prüfung die Arglosigkeit per se bei Kampfhandlungen immanent ist (Drohnen, Scharfschützen).
Dass Menschen, gerade wenn sie Amtsträger sind, hier im Tod eines Menschen eine gewisse Situationskomik sehen oder das ganze ernsthaft amüsant finden, zeugt meines Erachtens jedoch lediglich von Unprofessionalität und emotionaler Unreife.

Meine Schilderungen sind nüchterne Tatsachenbeschreibungen der geltenden Rechtsordnung in unserem Land, die völlig uneitel auf Grund meines Studiums aus einem tieferen Rechtsverständnis herrühren und völlig unabhängig von meiner persönlichen Auffassung sind.
Dieses Verständnis hat u.a. den Vorteil, dass bei mir z.b. keine intellektuelle Verwirrung auftritt, wenn die Auswertung einer Drohne die über einen Truppenübungsplatz fliegt, hierzulande allen voran durch Strafverfolgungsbehörden durchgeführt wird und nicht durch das Militär (auch Feldjäger sind keine Strafverfolgungsbehörde) oder gar durch Nachrichtendienste.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - lime - 08.10.2022

(08.10.2022, 18:36)FJ730 schrieb: Ebenso ist (gerade aktuell) das Beheizen von Gefängniszellen für die Finanzminister der Länder und somit dem Steuerzahler ebenfalls nicht zweckdienlich, jedoch auch bei Zahlungsunfähigkeit nicht diskussionswürdig und wird diesbezüglich auch nicht "philosophisch" oder "wirtschaftswissenschaftlich" bei der Haushaltsaufstellung eigenständig beachtet, selbst wenn unser Staat am wirtschaftlichen Abgrund stehen würde.

Davon ist wohl auszugehen, dass die Gefängnisse auch noch schön beheizt werden würden, wenn alten verwitweten Omas in ihrer kleinen Wohnung schon lange Eiszapfen an der Nase wachsen.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - FJ730 - 08.10.2022

(08.10.2022, 18:58)lime schrieb: Davon ist wohl auszugehen, dass die Gefängnisse auch noch schön beheizt werden würden, wenn alten verwitweten Omas in ihrer kleinen Wohnung schon lange Eiszapfen an der Nase wachsen.

Vermutlich ja! Recht bzw. Rechtsprechung bedeutet leider nicht immer Gerechtigkeit. 1. Semester Confused


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - lime - 08.10.2022

(08.10.2022, 19:13)FJ730 schrieb: Vermutlich ja! Recht bzw. Rechtsprechung bedeutet leider nicht immer Gerechtigkeit. 1. Semester Confused

Stimmt, aber alles ist im ständigen Wandel. Siehe Rechtsprechung zu Cannabis usw.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Broensen - 08.10.2022

(08.10.2022, 18:58)lime schrieb: Davon ist wohl auszugehen, dass die Gefängnisse auch noch schön beheizt werden würden, wenn alten verwitweten Omas in ihrer kleinen Wohnung schon lange Eiszapfen an der Nase wachsen.

Solche Polemik nervt.

Ja, nicht alles im System läuft gerecht ab. Aber unserer Staat hält genauso öffentliche Vor- und Fürsorge vor für diese Omas, wie er auch Verantwortung für ein Mindestwohlergehen derer übernimmt, deren Freiheitsrechte er begründet eingeschränkt hat. Dass letzteres besser funktioniert als ersteres, liegt nicht an Unwillen oder falschen Prioritäten, sondern schlicht daran, dass es um ein vielfaches einfacher ist, in staatlich betriebenen Einrichtungen eine bestimmte Raumtemperatur vorzugeben und zu gewährleisten, als es ist, jedem einzelnen in Freiheit lebenden Bürger immer gerecht und angemessen genau die Unterstützung zukommen zu lassen, die er braucht.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 08.10.2022

FJ730:

Zitat:Dem wird auch Rechnung dahingehend getragen, dass man z.b. versucht Kommandosoldaten allerorten sehr intensiv auf solche "Befragungen" vorzubereiten.

Besser wäre es ihnen beizubringen im Kampf zu fallen. Ich würde mich beispielsweise niemals ergeben und niemals irgend jemandem lebend in die Hände fallen. Aber dennoch ein schönes Beispiel: dieses ganze überbordende Befragungs-Training, Flucht-Training, Ausbildung wie man sich gefangen nehmen lässt und wie man sich dann als Gefangener verhält ist ein Ausfluss der gleichen militärisch nachteiligen sozialkulturellen Grundströmung. Auch und gerade der Krieg in der Ukraine zeigt auf, dass es in der modernen Kriegsführung sehr oft keinesfalls sinnvoll ist sich zu ergeben. Entweder man kann noch entkommen, oder man fällt besser, bevor man den Tschetschenen in die Hände fällt. Nicht weil man Angst vor ihnen haben sollte, sondern weil das folgende Leiden einfach nur sinnlos unnötig ist.

Zitat:Auch ein Russischer Soldat, der in einem Kampfgebiet einen arglos auf der Toilette sitzenden Ukrainischen Kombatanten kampfunfähig macht, würde nach unserem Rechtsverständnis folglich ebenfalls nicht wegen einem Kriegsverbrechen angeklagt werden, da offenbar nach rechtlicher Prüfung die Arglosigkeit per se bei Kampfhandlungen immanent ist (Drohnen, Scharfschützen).

Ich schrieb doch schon explizit dass es völlig legal ist ! Aber unzweckmässig. Es wäre viel zweckmässiger den Russen gefangen zu nehmen.

Zitat:Sie ist durch die Verfassung vorgegeben und unsere Staatsgewalt in Form von Legislative, Judikative und Exekutive haben sich nach ihr zu richten und im Zweifelsfall hat jeder Bürger das Recht sich gegen Einzelfallentscheidungen, Übergriffe oder gar Willkür des Staates rechtlich zur Wehr zu setzen.

Hübsche Theorie. Die Realität sieht aber anders aus. Und das ist keine Kritik, sie könnte gar nicht anders aussehen. Die "Wehrfähigkeit" der Bürger gegenüber dem Staat unterliegt sehr weitgehend der Willkür. Es kann sein dass er Recht bekommt, es kann aber auch nicht sein, völlig unabhängig von der Frage wie sich der Fall real verhält. Und in ganz vielen Punkten hat der Bürger überhaupt gar keine Möglichkeit sich rechtlich zu Wehr zu setzen. Vor allem anderen sollen all diese schönen Worte daher die Bürger ruhig stellen und ihnen ein heimeliges Gefühl von Sicherheit und Teilhabe geben, um sie stärker dazu zu motivieren, sich für diesen Staat zu engagieren. Und das ist auch völlig richtig und gut so.

Zitat:Ich habe mit diesen Erwägungen (die weder etwas mit Philosophie oder gar Wissenschaft zu tun haben) ein Problem, weil sie unsere Verfassung und insbesondere Art 1 GG - den zu verteidigen oberste Priorität allen staatlichen Handelns ist - außer Kraft setzen würde.

Erklär mir dann mal bitte wie du überhaupt Krieg führen willst, und wie ein Krieg unter Beachtung des Artikel 1 stattfinden soll?! Wie führt man einen ernsthaften großen und konventionellen Krieg Menschenrechtskonform und unter Beachtung der Menschenwürde ? Im übrigen finden sehr viele Artikel des Grundgesetz schon durch ihre Formulierung Grenzen durch Gesetze, deshalb steht da auch bei recht vielen: solange diese Rechte nicht per Gesetz eingeschränkt werden etc.

Im weiteren ist dieses Grundgesetz, welches du hier so sakrosankt vor dir her trägst in etlichen Aspekten bereits hier und heute durch EU Recht ausgehebelt. Oder durch Gesetze welche diese Bundesrepublik erlassen hat.

Zitat:Die "Überbetonung", also das bestehen auf die Artikel der Verfassung ist selbstredend die Grundlage des Grundgesetzes. Sie sind eben nicht utilitistisch wie einfache Gesetze oder Verwaltungsvorschriften, sondern sollen für sich stehen.

Wie schon geschrieben finden sich in den Artikeln des GG reihenweise Schranken, Begrenzungen und Einschränkungen welche immer darauf hinaus laufen, dass der Staat in diese Grundrechte aufgrund von Gesetzen eingreifen kann, und das tut er auch.

Deshalb ist deine Aussage, dass es hier eine sakrosankte Rangfolge gäbe nur ein rechtstheoretisches Konstrukt, aber eben nicht die praktische Realität.

Zitat:Die bestehende Rechtsordnung in unserem Land ist zum Glück wie bereits mehrfach dargelegt vollkommen unabhängig von meiner, Deiner oder der Auffassung irgend eines anderen Individuums oder Gemeinschaft.

Das ist meiner Ansicht nach wiederum nur eine rein theoretische, rein rechtsphilosophische Aussage, die an der Realität vorbei geht. Recht wird von Richtern gesprochen, also entscheiden hier Individuen darüber was Recht ist und was nicht. Und hier divergiert das Recht immens, je nach Gericht und beteiligten Individuen. Die ganze Idee, dass das Recht hierzulande frei von menschlichem Einfluss für sich selbst existieren würde ist eine Auffassung die den Boden der Realität verlassen hat. Von den ganzen sonstigen Rechtsbereichen, und der massiven Willkür welche hier seitens staatlicher Organe herrscht, und zwar aufgrund von bloßen Willkürentscheidungen bestimmter Machtträger fange ich erst gar nicht mal an.

Im weiteren nimmt die Kultur und auch die Gesellschaft sehr wohl Einfluss auf das Recht und wie es ausgelegt wird.

Ein Beispiel: es wäre absolut Grundgesetzkonform Schwule rechtlich zu verfolgen, zu hohen Haftstrafen zu verurteilen (entsprechende Gesetze voraus gesetzt) und sie für lange Zeit wegzusperren. Auch wenn das hier und heute der absoluten Mehrheit absurd vorkommen mag. Und früher gab es - bei exakt gleichem Grundgesetz - entsprechende Gesetze! Nicht umsonst kämpfen bestimmte Initiaven (3+) immer noch für eine entsprechende Grundgesetzänderung.

In der Frühzeit der Bundesrepublik war es grundgesetzkonform dass die Ehefrau ohne schriftliche Einwilligung des Ehemannes nicht arbeiten durfte, bei exakt gleichem Grundgesetz. Und Vergewaltigung in der Ehe gab es noch bis 1997 (!) nicht, bei exakt gleichem Grundgesetz.

Weder existiert also in der praktischen Realität diese Rangfolge welche du hier propagierst, noch ist es so, dass das Recht eine Entinität außerhalb von Individuen oder der Gesellschaft wäre. Ganz im Gegenteil wird es gerade eben hochgradig durch die jeweilige sozialkulturelle Grundströmung und insbesondere auch durch Mächtige Individuen bestimmt.

Das ist übrigens ebenfalls keine Kritik ! Es könnte gar nicht anders sein und es könnte anders auch gar nicht funktionieren.

Zitat:Nachteile für zweckdienliche militärische, polizeiliche oder sonstige staatliche Maßnahmen sind insbesondere für diesen Artikel in unserem Staat (also auch für die militärische Sichtweise) grundsätzlich vollkommen irrelevant.

Gerade das hatte ich geschrieben, genau diese Auffassung ist das rein militärische Problem. Und das gilt noch weit über den Artikel 1 hinaus, ganz ebenso für alle Gesetze welche strikt befolgt werden, weil man ja ein Rechtsstaat sein will. Du verstehst anscheinend meine Schlußfolgerung daraus nicht. Gerade weil diese Nachteile gegeben sind, und zwar in jedem Fall, gerade eben deshalb muss man sie berücksichtigen. Wozu ich aufrief war gerade eben:

1. Einzuräumen dass es solche Nachteile gibt, und zu erkennen dass die Existenz von Nachteilen aus dieser Haltung heraus ein Fakt ist.

2. auf den Fakt dass dies Nachteile zur Folge hat zu reagieren, indem man entsprechend diese Nachteile bei der Kriegsführung berücksichtigt.

Rechtsstaat und Krieg sind zwei völlig entgegen gesetzte Konstrukte. Sie sind daher nicht vereinbar. Wer dies leugnet, der leugnet das Wesen des Krieges selbst.

Zitat:Meine Schilderungen sind nüchterne Tatsachenbeschreibungen der geltenden Rechtsordnung in unserem Land, die völlig uneitel auf Grund meines Studiums aus einem tieferen Rechtsverständnis herrühren und völlig unabhängig von meiner persönlichen Auffassung sind.

Ich bin nur ein einfacher Krieger.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Nightwatch - 08.10.2022

Eine wunderbar deutsche Diskussion.

Zitat: Erklär mir dann mal bitte wie du überhaupt Krieg führen willst, und wie ein Krieg unter Beachtung des Artikel 1 stattfinden soll?!
Indem man im Sinne des Art. 25 GG den Krieg nach den einschlägigen Regeln des Kriegsvölkerrechts führt und feststellt, dass dies mit Art. 1 GG kompatibel ist. Warum auch nicht.
Alternativ könnte man durchaus auch argumentieren, dass Art. 87a Abs. 2 GG die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland außerhalb des Rechtsrahmens des Grundgesetzes stellt.

Insofern: Die Bundeswehr würde (wie jede andere westliche Armee auch) einen Krieg zur Verteidigung des Bundes- bzw. Bündnisgebietes nach den einschlägigen Kriegsvölkerrechtlichen Spielregeln führen und damit hätte es sich.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - lime - 08.10.2022

(08.10.2022, 19:53)Broensen schrieb: Solche Polemik nervt.

Ja, nicht alles im System läuft gerecht ab. Aber unserer Staat hält genauso öffentliche Vor- und Fürsorge vor für diese Omas, wie er auch Verantwortung für ein Mindestwohlergehen derer übernimmt, deren Freiheitsrechte er begründet eingeschränkt hat. Dass letzteres besser funktioniert als ersteres, liegt nicht an Unwillen oder falschen Prioritäten, sondern schlicht daran, dass es um ein vielfaches einfacher ist, in staatlich betriebenen Einrichtungen eine bestimmte Raumtemperatur vorzugeben und zu gewährleisten, als es ist, jedem einzelnen in Freiheit lebenden Bürger immer gerecht und angemessen genau die Unterstützung zukommen zu lassen, die er braucht.

Witzeleien dass sich Senioren verurteilen lassen sollten statt in einem Seniorenheim zu leben dürfte es schon seit mindestens 10-20 Jahren geben. Und tatsächlich ist meines Erachtens durchaus viel Wahres an diesem Witz, denn Schwimmbad und Fitnesscenter sowieso gutes Essen wird man in Seniorenheimen (ich kenne so Einige) nur selten finden. Gefängniserfahrung habe ich zwar nicht aber ich kenne Leute die in diesen arbeiten bzw. gearbeitet haben. Und die bestätigen diesen Umstand.


RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 08.10.2022

Werter Nightwatch:

Zitat:Indem man im Sinne des Art. 25 GG den Krieg nach den einschlägigen Regeln des Kriegsvölkerrechts führt und feststellt, dass dies mit Art. 1 GG kompatibel ist. Warum auch nicht.

Definieren kann man alles mögliche. Und wenn man höchstrichterlich definieren kann, dass der Kosovokrieg gar kein Krieg war, dann könnte man genau so gut auch alles andere so definieren wie man es nur will. Das Problem welches ich meine ist aber, dass man genau dies eben nicht tut, oder immer weniger tut.

Statt das Recht als ein Instrument zu verstehen, welches man zu seinem Nutzen einsetzt, wird es für sakrosankt erklärt und seiner Art Entinität erhoben. Es wird ständig nur untersucht was exakt verboten ist, und was wie exakt vorgeschrieben ist, statt zu untersuchen wie man das Recht einsetzt um etwas zu ermöglichen, etwas zu tun, um Handlungsmöglichkeiten zu schaffen. Es wird zu sehr darauf abgstellt, dass Recht Handeln einschränkt / einschränken soll. Statt Recht als ein Mittel zum Zweck zu begreifen, dass Handeln ermöglicht.

Zitat:Die Bundeswehr würde (wie jede andere westliche Armee auch) einen Krieg zur Verteidigung des Bundes- bzw. Bündnisgebietes nach den einschlägigen Kriegsvölkerrechtlichen Spielregeln führen und damit hätte es sich.

Sie würde aber meiner Einschätzung nach selbst in einem solchen Krieg versuchen weiterhin das Übermaß an Regulierungen, Vorschriften, Gesetzen und gesetzlicher Bürokratie aufrecht zu erhalten, und sich dadurch selbst künstlich einschränken. Was für bizarre Auswüchse dass annehmen kann konnte man vom Kosovo bis nach Afghanistan "bewundern". Die Bundeswehr würde sich selbst also durch den ihr eigenen überbordenden Legalismus militärisch schwächen, und dies selbst dort wo es gar nicht notwendig ist.

Die Ukrainer zeigen hier demgenüber klar auf, wie vorteilhaft (rein militärisch) eine andere Einstellung hier sein kann. Das reicht von der Beschaffung über die Miteinbeziehung der Bevölkerung und die Kampfweise bis hin zur psychologischen Kriegsführung und der politisch-wirtschaftlichen Seite des ganzen.

Ein praktisches Beispiel von hunderten: die Ukrainer setzen Einheiten komplett in Zivil ein, die mit verdeckt geführten Waffen operieren. Nicht nur zur Aufklärung, auch für Kampfeinsätze und bei einem Spezialverband des Azov Regimentes einzelfallweise auch in russischen Uniformen etc. Das wird die Bundeswehr selbst in einem echten ernsthaften Krieg nie tun, weil es gesetzlich verboten ist. Es ist aber höchst zweckmässig. Das ist jetzt nur mal ein einziges Beispiel von sehr vielen die man anführen könnte.

Das Recht zu benutzen um Handlungen zu ermöglichen, und im Krieg sich davon nicht zu sehr einschränken zu lassen ist nicht einmal grundsätzlich moralisch-ethisch falsch. Man beschränkt die Einschränkung rechtsstaatlicher Prinzipien im Krieg dann viel zu schnell auf Folter, Kriegsgefangene ermorden und ähnlichen Unfug, die in Wahrheit allesamt gerade eben nicht zweckmässig sind, sondern ganz im Gegenteil.

Die Bundeswehr wird sich im Krieg zu steif an Gesetze und Verordnungen halten. Das erzeugt militärische Nachteile. Dies muss man vorher entsprechend in seinen Planungen berücksichtigen.

Allgemein:

Ein Interview mit einem ukrainischen Offiziere, in welchem er auch über ukrainische Taktik spricht:

https://wartranslated.com/colonelohrimenko/

Zitat:Each war and each combat mission requires specific approaches. We must approach everything individually.

In our case, the difficulty was, first of all, the width of the defense front. In our case, it was about 300 km — instead of the 20 specified in the tactical regulations. In addition, the march from the Rivne training ground on combat vehicles over such a long distance also required considerable personnel training.

We chose the following tactics: we used small mobile combat groups that could work from ambushes, inflict damage on the enemy, who outnumbered us by a ratio of one to twenty, or even to thirty, and advanced in large columns, battalion-tactical groups, entire regiments, and divisions. It was a “pounce tactic” – two or three tanks, together with anti-tank means, including Javelins and NLAW, would destroy several units of enemy equipment and withdraw in another direction, and so on.

This allowed us to disperse the enemy’s forces, to create panic among his personnel since the enemy did not understand where the next attack would come from.
Thus, we significantly reduced Russian units’ combat potential, which thought they would march into Kyiv and establish their power there without fighting. In addition, the individual training of each service member played a significant role in our successful actions. Each had his task and performed it with precision.

Zitat:So, for example, one of our units, led by a platoon commander, destroyed more than 30 units of enemy equipment in a day around ​​the village of Sytnyaki, and they did not even count how much manpower. After our advanced groups, in which tank units played the main role, working in this direction, the brigade’s main forces entered, completing the destruction of the enemy and pushing him to the state border.

Zitat:Each battle has its character… You need to consider the peculiarities of the terrain, terrain, weather, and season. We began to operate in the winter in the Kyiv and Zhytomyr directions – this is one specific feature. Then, the unit’s path passed through the south of Ukraine. Then there were the Kharkiv, Donetsk, and Zaporizhzhia regions. Now — Kharkiv region again. Therefore, the tactics of action, of course, change just as the enemy changes.

Zitat:Do you always know which units of the RU army you are dealing with?

Of course, our intelligence works perfectly. I will tell you this – before entering the appropriate area and taking a defensive or offensive line, the scouts reveal the enemy’s order of battle, in particular, the names of the commanding staff of companies, battalions, divizions, divisions, and armies. We study the social portrait of each such official and draw certain conclusions.

Zitat:If we consider joint actions with other units and other components of the Security and Defense Forces, we cannot talk about any specific role of our brigade in the counteroffensive operation. I always try to understand clearly, first of all for myself, the intention of the senior commander, the ultimate goal, the role and place of each of our units, and the possibility of changes during the execution of combat missions. I am trying to predict the enemy’s actions in this or that situation. I rely on the actions of my neighbors and units that support us in making decisions.

Zitat:Purely hypothetically, how do you assess our offensive actions in Donbas?

Everything depends on the enemy — composition, position, and balance of forces. It is possible to carry out tasks in any direction. Still, the success of any operation depends on the availability of weapons and ammunition, preparedness and motivation of the personnel, tactics of the enemy, etc. – this is a systematic approach. I do not undertake to assess the strategic situation in the entire operational zone, but I think that if we create the appropriate conditions and increase the combat potential, taking into account artillery and aviation, we can also talk about a counteroffensive in Donbas.

Zitat:Speaking of artillery, can you tell us about the help of our Western partners? Does your brigade have the latest weapons?

Without going into details, I will say that our brigade received a sufficient number of the latest artillery equipment, which is currently successfully performing its tasks as part of the brigade artillery group. The professional use of foreign weapons by the artillerymen makes it possible to destroy the enemy’s firing positions, conduct a counter-battery fight, and allow our infantry to advance