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Forces speciales Aktionen in der "Grauzone" - Druckversion

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Forces speciales Aktionen in der "Grauzone" - voyageur - 31.01.2022

Zitat:IFRI Französisches Institut für internationale Beziehungen Think Tank
Das Institut français des relations internationales ist ein unabhängiges Forschungs- und Diskussionszentrum in Frankreich, das sich mit der Analyse internationaler Fragen befasst.
Aktionen in der "Grauzone" werden das künftige bevorzugte Terrain der französischen Spezialkräfte sein.
OPEX 360 (französisch)
von Laurent Lagneau - 30. Januar 2022
OPEX 360 (französisch)
[Bild: http://www.opex360.com/wp-content/uploads/forfusco-20220130.jpg]
Das 1992, also nach dem Ende des Kalten Krieges, gegründete Kommando Spezialoperationen [KSO] musste vor allem in instabilen Umgebungen agieren und sich meist mit "irregulären" Gegnern, wie z. B. terroristischen bewaffneten Gruppen, auseinandersetzen. Die Rückkehr der Hypothese eines Einsatzes mit hoher Intensität sowie die sogenannten "hybriden" Aktionsformen verändern die Situation...

Die französischen Spezialkräfte müssen sich natürlich an diesen neuen Kontext anpassen, der durch das Kontinuum "Wettbewerb/Konfrontation/Auseinandersetzung" gekennzeichnet ist, das General Thierry Burkhard, der Generalstabschef der Streitkräfte [CEMA], in seiner im Oktober letzten Jahres veröffentlichten "Strategischen Vision" beschrieben hat, ohne dabei die Terrorismusbekämpfung zu vernachlässigen.

Diese, so schreibt Oberst Laurent Bansept in einem IFRI-Bericht [.pdf], sollte "in den nächsten Jahren eine wesentliche Aufgabe der Spezialkräfte bleiben".
Die französischen Spezialkräfte werden dabei ihr bewährtes, in den letzten 15 Jahren aufgebautes Know-how einsetzen, das vom Anvisieren von VIPs mit kinetischen Mitteln bis hin zu Aktionen in immateriellen und kognitiven Feldern reicht".

Im heutigen "strategischen" Wettbewerb werden diese Fähigkeiten jedoch immer entscheidend sein, und sei es nur, um beispielsweise irreguläre bewaffnete Gruppen zu bekämpfen, die von feindlichen Mächten instrumentalisiert werden, was Oberst Bansept als "Milizialisierung des Krieges" bezeichnet. Seiner Meinung nach "müssen Sondereinsätze auch dazu dienen, diese Akteure besser zu kennen, um sie zu bekämpfen oder umgekehrt diejenigen zu unterstützen, die zu unseren Interessen beitragen können".

Gleichzeitig müssen die Spezialkräfte aber auch in der "militarisierten Grauzone" agieren, in der einige "Konkurrenten" hybride Strategien entwickeln, die "unterhalb der Schwelle eines bewaffneten Angriffs bleiben, der nach dem Völkerrecht charakterisiert werden kann", um die Mechanismen der kollektiven Sicherheit zu umgehen und ihre Interessen durchzusetzen.

"Ihre Manöver können sowohl aus nicht-kinetischen Destabilisierungsoperationen [durch Informationsvergiftung, Cyberangriffe, Wirtschaftssabotage usw.] als auch aus paramilitärischen Aktionen über Mittelsmänner bestehen, wodurch das Ganze für den Gegner und für Beobachter schwer zu erkennen und zu lesen ist", bemerkt Oberst Bansept, für den "die Aktion in der 'Grauzone' das zukünftige bevorzugte Terrain der Spezialoperationen" zu sein scheint.

Die strategische Vision betont diesen Punkt besonders und schlägt vor, dass die französischen Streitkräfte sich solche "hybriden" Operationsmethoden unter "Achtung der Prinzipien, die unseren Aktionen zugrunde liegen" aneignen müssen, damit sie in der Lage sind, ihnen entgegenzutreten. Genauer gesagt, so General Burkhard, für den es darum geht, "den Krieg vor dem Krieg zu gewinnen", ist es notwendig, dass sie in der Lage sind, "zur Kenntnis der Fähigkeiten und Absichten der verschiedenen Konkurrenten beizutragen und dem politischen Entscheidungsträger ständig relevante militärische Optionen vorzuschlagen", "zur Beseitigung von Unsicherheit beizutragen und die Schaffung vollendeter Tatsachen zu verhindern" und "schwache Signale zu erkennen, die es ermöglichen, den Übergang zur Konfrontation zu antizipieren". Solche Aufgaben könnten also dem COS zufallen.

Dies ist zumindest die Meinung von Oberst Bansept. In den "Grauzonen" haben die Sondereinsätze "zunächst den Zweck, die genauen Absichten des Gegners zu testen und Zweifel daran auszuräumen und die Aggression zuzuordnen", erklärt er. Er fügte hinzu: "Diese Aktionen können dann die Eskalation, wenn auch nur vorübergehend, unterbrechen und dazu beitragen, das Unternehmen zu entmutigen", wobei ihr Erfolg "vor allem auf Überraschung, Heterodoxie der Handlungsweisen und Risikokontrolle beruht und dem politischen Entscheidungsträger eine abgestufte und flexible Antwort bietet".

Die französischen Spezialkräfte müssen sich jedoch auch auf einen "großen" [oder hochintensiven] Einsatz vorbereiten. In einem solchen Fall wäre es ihre Aufgabe, die Aktion der "klassischen" Streitkräfte angesichts der Verweigerungs- und Sperrfähigkeiten [A2/AD] des Gegners zu erleichtern, indem sie auf dessen Boden-Luft- oder Küstenverteidigung abzielen. Oberst Bansept zufolge könnten sie auch "gegnerische Spezialkräfte angreifen [SOF-to-SOF-Aktionen]", "Ablenkungsoperationen" durchführen und sogar "indirekte Aktionen über die Ausnutzung und/oder Unterstützung von Oppositionskräften gegen die gegnerischen Regime durchführen, seien es subversive oder paramilitärische Kräfte". Kurz gesagt, es geht darum, zu den Grundlagen zurückzukehren, die seit dem Ende des Kalten Krieges etwas vernachlässigt wurden.

Nach Ansicht des Offiziers werden sich die Sondereinsätze entsprechend anpassen müssen. Abgesehen von den kapazitären Aspekten müssen sie seiner Meinung nach an Tarnfähigkeit gewinnen, indem sie "leichte und kaum sichtbare Vorrichtungen bevorzugen", an Fähigkeiten zur Steuerung ihrer Relais, die "militärische oder paramilitärische Einheiten, Organisationen, Unternehmen oder sogar einfache Einzelpersonen, politische Führungskräfte, Vermittler oder Experten" sein können, und "ihren internationalen Status voll ausschöpfen".

Foto: FORFUSCO - Nationale Marine


RE: Forces speciales Aktionen in der "Grauzone" - Quintus Fabius - 31.01.2022

Meiner rein privaten Meinung nach entsteht die "Grauzone" nur dadurch, dass wir eine ritualisierte Kriegsführung betreiben und uns dem Modernen Krieg verweigern, was so weit geht, dass wir uns weigern ihn als Krieg wahrzunehmen. Die Verwischung des eigentlich eindeutigeren militärischen Horizontes ist daher ein Resultat der uns eigenen sozialkulturellen Grundströmung und unserer politischen und militärischen Kultur.

Aufgrund der durch die ritualisierte Kriegsführung uns selbst auferlegten Beschränkungen ist daher der Einsatz von außerhalb der normalen Strukturen stehenden Sondereinheiten die deutlich freier agieren können (Geheimhaltung etc) naturgemäß die einzig sinnvolle Antwort darauf.

Das führt aber in der realen Praxis dazu, dass man hochgezüchtete und eigentlich extrem spezialisierte Verbände für immer mehr Aufgaben hernimmt, was sich aufgrund der quantitativen Beschränkung in einer Überlastung dieser Einheiten niederschlägt sowie in einer Fehlverwendung, und damit einer Mittelverschwendung. Die resultierenden Einsätze sind also militärisch gesehen nicht effizient, sie sind daher eigentlich aus Gründen der Kriegsökoniomie abzulehnen. Eine weitere Folge ist die quantitiative Ausdehnung der Sondereinheiten, was ja auch überall zu beobachten ist, was aber schnell an Grenzen stößt und dann entweder zu einer Herabsenkung der Qualität in den eigentlichen Kernaufgaben führt oder allgemein zu einem Leistungsabfall was die tatsächliche rein militärische Leistung solcher Einheiten angeht. Eine andere Art der "Ausweitung" ist es immer mehr Fähigkeiten und Aufgaben in ein und denselben Verband zu stopfen und diesen dann mit Fähigkeiten zu überladen, was erneut nicht effizient ist. Es steigert auch real praktisch nicht die Qualität wie es ja eigentlich das Ziel dieser Idee ist, sondern es senkt die Leistung in den Kerngebieten, weil man so viele Fähigkeiten gar nicht in ausreichender Tiefe abbilden kann.

Andererseits haben wir aktuell anscheinend keine sonstige Antwort auf die gestellte Problemstellung. Eine Lösung kann es daher meiner Meinung nach nur sein, entsprechende Sondereinheiten wieder stärker zu spezialisieren und jeweils auf bestimmte Komplexe hin hochgradig spezialisierte Einheiten zu schaffen, statt möglichst viele verschiedene Fähigkeiten in ein und demselben Verband zu sammeln. Ein schönes Beispiel hierfür sind meiner Meinung nach Kommando-Einheiten und Fernspäher. Beide sind nicht nach belieben gegeneinander austauschbar. Diese Erkenntnis sollte aufzeigen, dass auch die Einsätze von Sondereinheiten wie das Gefecht verbundener Waffen auch verschiedene "Systeme" benötigen die alle zusammen agieren und sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. So wie Panzer, Artillerie, Infanterie, Hubschrauber usw. zusammen agieren, so müssen auch verschiedene Typen von Sondereinheiten zusammen agieren, die allesamt jeweils spezialisiert sind. Dieses "Gefecht der verbundenen Sondereinheiten" ist exakt das, was meiner Meinung nach die Antwort auf die deutlich gesteigerten Anforderungen für diese Art von Einheiten notwendig ist.

Zu den bestehenden Verbänden die man schon hat treten dann ergänzende Spezialisten und um bei der Idee einer "Grauzone" zu bleiben entsprechend auf diese Art der Kriegsführung spezialisierte Sonderverbände, statt die klassischen Kommando-Einheiten welche sich auf den großen konventionellen Krieg vor allem anderen spezialisieren sollten mit Fähigkeiten zu überladen, so dass sie am Ende von allem was es gibt nichts mehr ausreichend können.