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(Allgemein) Bundeswehrreform(en) - Druckversion

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- Turin - 28.12.2006

@Venturus:

Die genannten Punkte richten sich eigentlich samt und sonders an die Verantwortlichen, auch genannt die Eliten oder "the powers that be". Der deutsche Bürger hat nie über den Verteidigungsetat entschieden (und ihn gekürzt) oder öffentlich die Rolle der Bundeswehr als THW in Uniform dargestellt. Die geradezu manische Anti-Kampfeinsatz-Haltung wurde in der Vergangenheit eben durch Politiker gefördert, die gleichen, die fröhlich Geld aus dem Etat ziehen, um eines von tausend Sozial-Löchern zu stopfen etc. pp.

Dass es gerade unter Rot-Grün zb. Kosovo und Afghanistan gegeben hat, hängt mehr mit den Zwängen der Zeit zusammen. Anders als kleinere und international weniger bedeutente Länder (Gruß nach Wien) können wir uns (leider, in der Ansicht einer wohl nicht gerade kleinen Zahl an Beteiligten) den internationalen Gegebenheiten eben nicht ganz verschließen. Das wird noch verstärkt durch die schizophrene Haltung einiger Kreise, einerseits das Machtübergewicht der USA in Frage zu stellen, aber andererseits keine eigene Initiative, geschweige denn konstruktive Langzeitplanungen auch in militärischer Hinsicht anbieten zu können.

Insofern stimme ich deinem Fazit eigentlich uneingeschränkt zu. Wink


- Quintus Fabius - 29.12.2006

Ich bin der Meinung, daß es auch und gerade in der Bevölkerung eine massive Ablehnung ernsthafter militärischer Einsätze gibt.

Die Haltung der Bevölkerung ist mMn nicht rational: so wird die Präsenz der BW in Afghanistan z.b. zugleich befürwortet aber von den gleichen Leuten jede Form von Kampfhandlung der BW in Afghanistan abgelehnt. Was sich, wenn man es dort richtig machen wollen würde ausschließt.

Die Politiker sind mit ihrem Pazifismus hier mMn eher ein Spiegel der Gesellschaft als deren Bevormunder.

Allgemein möchte ich mal die Hypothese aufstellen, daß die BW am Ende ist, damit meine ich am Ende durch und mit ihrer Militärkultur. Streitkräfte haben ja Einsatzkulturen und Strukturen und die Struktur schon der BW, ihre Zielsetzung, zu viele Leute dort all das ist nicht mehr tauglich für die Kernaufgabe die eigentlich die Aufgabe einer Armee wäre.

MMn müsste man in Deutschland eine umfangreiche Militärreform betreiben die vor allem in Bezug auf das Personal und die Personalstruktur und den Aufbau des Dienstes in der BW alles was jetzt ist völlig ändert.

Erst wenn das passt, sind überhaupt neue Waffen und Fahrzeuge sinnvoll, zur Zeit ändern wir nur das Material, die Ausrüstung, aber nicht die Soldaten selbst, nicht die Psyche und Einstellung und das Können.

Die BW bräuchte erstmal eine völlig neue Personalpolitik und Struktur, völlig neu, erst dann würde eine Änderung der Waffen sinnvoll und die Armee durch diese einsatzfähig werden.


- Venturus - 29.12.2006

Thema Afghanistan: Ich denke die Bevölkerung differenziert dort, mehr als man allgemein vielleicht annimmt. Es gibt schließlich noch mehr als genug, die sich an die russische Invasion Afghanistans und an deren Ende erinnern. Der Glaube das wir es besser machen (können) ist meiner Meinung nach ein Problem. Das mag großteilig daran liegen, daß wir Deutschen unseren "Anführern" schon lange nichts mehr zu trauen. Vor allem aber werden sich wohl viele Leute fragen, was wir da unten denn wirklich erreichen wollen. - Soweit meine Spekulationen dazu.

Denn von dir angesprochenen Umbau - denn wird es meiner Meinung nach vorerst nicht geben. Schauen wir uns doch mal die politische Landschaft in Deutschland an.

Linkspartei.PDS: Noch vor nicht mal 20 Jahren hat sich diese Partei auf die Bajonette der NVA gestützt - heute sind sie die großen Friedenstauben. Meiner Meinung nach würde die Linke zwar mit diesem Grundsatz schnell brechen, sobald die Macht im Bund winkt, aber eine seriöse Wehrpolitik ist mit denen nicht zu machen.

Bündnis 90/Die Grünen: Früher den brutalst-möglichen Pazifismus gefordert - heute eine Partei die zwei Kriege mitgetragen hat und als erste den Libanon-Einsatz befürwortet hat. Insofern dürften die Grünen kein Hindernis sein, allerdings ist aufgrund ihres Klientels kein Impuls ihrerseits zu erwarten.

FDP: Die Basis war für den Libanon-Einsatz, die Führung dagegen. Meiner Ansicht nach eher aus wahltaktischen Gründen, um bei den ersten Problemen groß auftrumpfen zu können. Sollten aber Ministersessel winken, dürfte die FDP vermutlich auch schnell ihre Hand heben.

Von den kleinen Parteien ist also bestenfalls Gleichgültigkeit zu erwarten.

SPD: Grundsätzlich für die klassische Bundeswehr, aber nach Möglichkeit ohne einen Pfennig Geld in die Hand zu nehmen.

CDU: Meiner Meinung nach die größte Gefahr für die Bundeswehr. Nach außen hin zwar der stärkste Befürworter der deutschen Truppen, aber auch gleichzeitig dem Wahn erlegen, man könne aus der Bundeswehr eine Superwehr machen. Landesverteidigung, Auslandseinsätze (sowohl Friedens- wie auch Kampfeinsätze), Einsatz im Inneren, Sicherung unserer Energie- und Rohstoffinteressen, Wehrpflicht und und und. Sprich: Ein Aufgabenspektrum, wie es wohl eher im Bereich einer Supermacht möglich ist, aber nicht in einer europäischen Mittelmacht. Dazu kommt noch, daß die dafür notwendigen Gelder bisher anscheinend auch nur in den Sonntagsreden dieser Partei existieren. Sollte die CDU sich mit ihren Wünschen durchsetzen, wird das Ende vom Lied sein, daß die Bundeswehr zwar auf dem Papier Dutzende neuer Fähigkeiten hat, in der Realität aber nur noch aus einem wilden Haufen angefangener Projekte besteht. Frei nach dem Motto: "Von allem ein bisschen, aber nichts richtig".

Fazit: Für die Bundeswehr kann aktuell nur eines gelten - hoffen das sich die Aktivitäten der Regierung nicht auf sie konzentrieren, da es sonst vermutlich nur noch schlimmer wird.


- Wolf - 30.12.2006

Venturus schrieb:Fazit: Für die Bundeswehr kann aktuell nur eines gelten - hoffen das sich die Aktivitäten der Regierung nicht auf sie konzentrieren, da es sonst vermutlich nur noch schlimmer wird.

Die Bundeswehr ist für alle Parteien, sobald sie an der Macht sind, ein wichtiges Mittel um aussenpolitisch Punkte zu sammeln. Wäre auch bei der PDS so und war ja auch bei den Grünen so.

Also auf das, was jemand aus der Oposition, zum Thema Bundeswehr sagt, würde ich ernsthaft nichts geben.


- Quintus Fabius - 30.12.2006

Zitat:Denn von dir angesprochenen Umbau - denn wird es meiner Meinung nach vorerst nicht geben

Ich meine nicht mal einen Umbau sondern eine radikale Reform. Aber da hast du natürlich völlig recht, das wird es nie geben. Ich rede hier rein theoretisch was man tun müsste, nicht was getan wird. Natürlich weiß ich, daß gar nichts geschehen wird. Deshalb schrieb ich ja bräuchte.

Was bräuchte die BW aber ? Wir könnten ja mal darüber diskutieren, wie die BW ganz theoretisch insgesamt aufgebaut und ausgerüstet sein müsste ? mit dem Schwerpunkt auf Aufbau und Struktur und Personal und Ausbildung und weniger beim Material.

Das ist ein typischer Denkfehler unserer Zeit gerade eben, da wird erbittert über Kaliber diskutiert, über Visiere und Optiken, über Gewehre und ihre Eigenschaften und die Schießausbildung kommt mit keinem Wort vor. Mit keinem Wort wird über die Wetware, über den soldaten gesprochen der diese noch so gute Waffe ja erst einmal bedienen muß.

Was könnte, was müsste man also tun ?

Primär gibt es hier zwei sinnvolle Möglichkeiten:

1 eine reine Berufsarmee

2 eine echte Wehrpflicht/Milizarmee

Das Primärproblem der BW ist meiner Meinung nach jetzt und heute, daß sie beides nicht ist, sie ist eine Chimäre die weder Fisch noch Fleisch ist.

Das zweite ist die Fage der militärischen Zielsetzung: gerade im völligen Gegensatz zur Jetzigen Friedenseinsatz Doktrin ist gerade diese meiner Meinung nach grundfalsch. Die Aufgabe einer Armee ist das Krieg führen (einschließlich des Partisanenkrieges) aber nicht Friedenseinsätze, sondern Kampfeinsätze.

Es stellt sich hier die Frage ob es überhaupt Sinn macht, Polizeiartige Strukturen und THW Artige Strukturen bei der BW so zu verbreiten oder ob man nicht umgekehrt Militärischer aufgebaute Einheiten der Polizei (BGS) usw dafür aufbaut. Man könnte hier auch an eine neue Teilstreitkraft als Teil der BW denken

Oder an Paramilitärische Polizei und THW Verbände (was meine Lösung wäre um die Armee rein für den Kampfeinsatz zu haben)

Die Fixierung auf den Terrorismus ist zudem falsch. Terrorismus ist nur ein Zeichen von Schwäche, er ist kein Gegner, er ist lediglich eine Kampfmethode zwischen Krieg und Verbrechen.

Der Quasikrieg (um einen Namen für diese zwischenform zu verwenden) sollte auch eine eigene neue Form von Truppen dafür haben. Diese sind aber viel besser im Bereich der Geheimdienste und Polizei angesiedelt als in dem der Armee.

Die Armee sollte keine Quasikriege führen, das halte ich für strategisch per se falsch.

Den: es degeneriert die Armee in allen anderen Fähigkeiten und diese sind viel wesentlicher.

Ferner und beschließend sollte der Kampf unter ABC Bedingungen eine Primäre Rolle innerhalb der Armee haben.

Wie seht ihr das ?

Wie könnte, wie sollte man sich aufstellen ?

(später führe ich noch was zur Personalpolitik und zur Frage der Rekrutierung und der Einsatzweise der soldaten aus, vorab z.B. wenn Wehrpflichtarmee, dann: werden die Wehrpflichtigen auch eingesetzt, nicht freiwillig sondern als regulärer Teil ihres Wehrdienstes, was zugleich für unsere Gesellschaft insgesamt sehr gut wäre)


- Venturus - 31.12.2006

Wolf schrieb:
Venturus schrieb:Fazit: Für die Bundeswehr kann aktuell nur eines gelten - hoffen das sich die Aktivitäten der Regierung nicht auf sie konzentrieren, da es sonst vermutlich nur noch schlimmer wird.

Die Bundeswehr ist für alle Parteien, sobald sie an der Macht sind, ein wichtiges Mittel um aussenpolitisch Punkte zu sammeln. Wäre auch bei der PDS so und war ja auch bei den Grünen so.

Mag sein, aber hat die BW denn mehr Mittel bekommen, seit sie verstärkt nach außen geht? Und das die PDS umfällt habe ich ja schon angesprochen - bloß zwischen umfallen und seriöser (Wehr-)Politik gibt es meiner Meinung nach einen himmelweiten Unterschied.

@Quintus Fabius:

Für eine umfassende Antwort auf die von dir genannten Punkte hab ich leider zu wenig Fachwissen. Daher picke ich mir mal einzelne Punkte raus.

1. Bundeswehr gegen den Terror: Hier sollte ein Mentalitätswechsel stattfinden. Die BW hat im Kampf gegen Terroristen nichts verloren. Das ist die Aufgabe der Polizei und des Verfassungsschutzes (im Inland) und des BND (im Ausland). Für Auslandseinsätze würde mir eine Zweiteilung vorschweben. Einerseits die Bundeswehr im Einsatz gegen klassische Partisanen und andererseits eine neu zu schaffende paramilitärische Anti-Terror-Division, die dann innerhalb der besiedelten Strukturen die Bevölkerung und die zivilen Institutionen schützt, sowie dort eingesickerte Terroristen verfolgt und deren Infrastruktur zerschlägt. Finanziell halte ich dies für machbar. Zumindest kurzfristig allein schon durch die Verlagerung der Gelder, die die Bundeswehr für diese Fähigkeiten vorhalten muss. Natürlich müsste trotzdem eine Grundinvestition vorgenommen werden, aber Geld ist in Deutschland immer noch da, man muss nur laut genug danach schreien oder eine entsprechende Lobby haben.

2. Berufsarmee vs. Wehrpflicht: Wir könnten hier jetzt die ganzen Pros und Contras durchkauen, aber die Diskussion läuft in Deutschland spätestens seit Ende des Kalten Krieges und hat bisher zu keinem Ergebnis geführt. Daher möchte ich eher mit einer Zukunftsprognose arbeiten.
Fakt ist das Deutschland immer weniger junge Leute haben wird und Fakt ist das die hochqualifizierten Leute immer wichtiger und schwerer zu bekommen werden. Gleichzeitig wird auch die verwendete Waffentechnologie immer anspruchsvoller. Sprich: Jeder Wehrpflichtige wird unserer Wirtschaft bitter fehlen (zumindest die Qualifizierten). Gleichzeitig sind die derzeitigen 9 Monate Wehrdienst schlicht und ergreifend quatsch. Und je weiter der Anspruch innerhalb der BW wächst, neue anspruchsvollere Techniken zu verwenden, werden vermutlich selbst die alten 12 Monate immer weniger ausreichend sein.

Fazit: Die Wehrpflicht ist mit unserer kommenden Bevölkerungsstruktur schlicht und ergreifend nicht zu vereinbaren. Die Bundeswehr muss zusehen wie sie aus den Zivilversagern, die bei ihr angeschwemmt werden, brauchbare Soldaten macht und wie sie mit der freien Wirtschaft den Kampf um die Qualifizierten nicht vollends verlieren wird, um auch in Zukunft brauchbares Offiziersmaterial zu haben. Natürlich bietet sich gerade die Wehrpflicht an, um da nicht vollends unter zu gehen, aber die wird es nicht mehr geben. Das werden die Unternehmen die händeringend nach Qualifizierten suchen werden zu verhindern wissen. Und zwar weitaus effektiver als es jeder Ostermarsch und jede Protestaktion beim Fahneneid jemals könnte.

3. Wäre ich dafür dem Motto "weniger ist mehr" zu folgen. Die Bundeswehr sollte sich lieber auf ein klar abgestecktes Aufgabengebiet konzentrieren, als sich in Dutzenden von einzelnen Fähigkeiten zu verzetteln. Habe irgendwo mal gelesen, daß die Marine stark an RoRo-Fähren und anderen amphibischen Kapazitäten Interesse hatte. Was soll so etwas? Man weiß schon nicht mehr, wie man den Bestand am laufen hält, möchte aber gleich mal eine neue Front aufmachen. Wenn man meint eine neue Fähigkeit zu benötigen, aber das Geld nicht mehr wird, muss man primär schauen, wo man bei nicht mehr benötigten Fähigkeiten Geld einsparen kann. Und wenn man meint, auf eine Fähigkeit partout nicht verzichten zu können, diese aber gerade nicht benötigt wird, muss man sich halt ein neues Konzept einfallen lassen, wie man diese Fähigkeit so weiterlaufen lässt, daß sie a) so wenig Ressourcen wie möglich benötigt und b) gleichzeitig immer noch so gut ausgestattet ist um im Ernstfall sofort wieder zu einer aktionsfähigen Einheit ausgebaut werden kann. Sprich: Das genug qualifizierte Leute und modernes Material vorhanden sind um neue Leute innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens daran auszubilden. Da muss dann halt auch mal der Mut da sein, eindeutige Prioritäten zu setzen. Das was ich bisher mit bekommen habe, erinnert mehr an die faulen Kompromisse innerhalb unserer Regierung.


- Quintus Fabius - 31.12.2006

Zitat:Für Auslandseinsätze würde mir eine Zweiteilung vorschweben. Einerseits die Bundeswehr im Einsatz gegen klassische Partisanen und andererseits eine neu zu schaffende paramilitärische Anti-Terror-Division, die dann innerhalb der besiedelten Strukturen die Bevölkerung und die zivilen Institutionen schützt, sowie dort eingesickerte Terroristen verfolgt und deren Infrastruktur zerschlägt.

Genau meine Ansicht. Es stellt sich nun die Frage, ob man diese neu zu schaffenden Anti Partisanen Einheiten eben aus der BW formt oder aus der Polizei oder beide hier vermischt.
Wir haben z.B. 8 Feldjäger Bataillone, das sind eine Menge Truppen aus denen man eine solche Einheit aufbauen könnte.

Man sollte hier aber Begrifflich klar definieren und trennen: Keine Anti Terror Division, den Terroristen sollten genau wie du es schreibst der Polizei und den Geheimdiensten obliegen sondern

eine Anti Guerilla Division. Counter Insurgency. In die man sowohl geeignete Einheiten der Polizei wie des Militäris übernimmt und die an die Polizei angelehnt ist.

Gleichzeitig sind die derzeitigen 9 Monate Wehrdienst schlicht und ergreifend quatsch. Und je weiter der Anspruch innerhalb der BW wächst, neue anspruchsvollere Techniken zu verwenden, werden vermutlich selbst die alten 12 Monate immer weniger ausreichend sein.

So ist es, ich halte eine Wehrpflicht von 24 Monaten für notwendig. 12 Monate dabei sollten Ausbildung sein und 12 Monate Einsatz. Die Wehrpflicht sollte automatisch mit einem Einsatz gekoppelt sein, dazu unten mehr.

Zitat:Fakt ist das Deutschland immer weniger junge Leute haben wird und Fakt ist das die hochqualifizierten Leute immer wichtiger und schwerer zu bekommen werden. Gleichzeitig wird auch die verwendete Waffentechnologie immer anspruchsvoller. Sprich: Jeder Wehrpflichtige wird unserer Wirtschaft bitter fehlen (zumindest die Qualifizierten).

Genau deshalb muß man es umdrehen und wieder eine richtige Wehrpflicht durchsetzen. Es ist unmöglich eine Berufsarmee der notwendigen Größe bei der Demographischen Entwicklung zu halten oder gar zu schaffen. Ferner ist es nicht bezahlbar die notwendigen Intelligenten Jungen Männer zu rekrutieren in eine Berufsarmee. Item muß man sie in die Armee zwingen, durch eine Wehrpflicht. Die zugleich umfassend ist und alle erfasst.

Fehlen werden die Leute der Wirtschaft dann nicht, denn: wird der Wehrdienst konsequent vor dem Berufsleben durchgezogen, fangen unsere jungen Leute halt einfach zwei Jahre später an, was gar nichts ändert außer dem Durchschnittsalter. Der im Wehrdienst obligatorische scharfe Einsatz würde zudem Lebenserfahrung und kulturelle Vorteile bringen.

Gerade unsere Demographie zwingt eigentlich militärisch dazu, wieder eine richtige Wehrpflichtarmee einzuführen.

Zitat:Das werden die Unternehmen die händeringend nach Qualifizierten suchen werden zu verhindern wissen.

Es kommt einfach darauf an, nicht nur einen Wehrdienst zu haben, sondern einen Wehrdienst der fordert und Erfahrungen bringt die andere Völker so gar nicht mehr machen. Das würde ich sogar als Vorteil sehen. Die Qualifizierten sind ja nicht weg. Die kommen ja, nur um eine Zeit versetzt. Sie sind also dann älter, abgeklärter und haben eine Lebenserfahrung praktischer Art mit denen die Jungen Studenten/Lehrlinge anderer Völker nicht konkurrieren können, weil sie immer nur in Sicherheit in ihrem Elfenbeinturm ohne das leben.

Qualifikationen beschränken sich nicht auf ein möglichst junges Alter, das würde entfallen da ja alle bei einer Wehrpflicht für alle gleich alt wären, somit kein Vorteil für jüngere wäre und sie beschränken sich nicht auf einen möglichst frühen Abschluß. Die Lebenserfahrung und die Erfahrung aus einem Scharfen Einsatz würden Mental wie Kulturell neue bessere Junge Leute bringen.

Zitat:Habe irgendwo mal gelesen, daß die Marine stark an RoRo-Fähren und anderen amphibischen Kapazitäten Interesse hatte. Was soll so etwas?


Ich bin auch ein Gegner dieser Einsatzschiffe, aber für das neue Weltweite Aufgabenspektrum ist strategischer Seetransport mit der Fähigkeit auch ohne Hafen Truppen anzulanden eine wesentliche Sache. Man sollte hier konsequent sein und wenn man nun weltweit agieren will diese Dinge auch anschaffen.

Zitat:Man weiß schon nicht mehr, wie man den Bestand am laufen hält, möchte aber gleich mal eine neue Front aufmachen.

So teuer sind die ja nicht. Das Problem ist ganz allgemein, daß wir zu wenig Geld ausgeben. Der Wehretat muß so oder so deutlich erhöht werden, bevor dies nicht geschieht ist ohnehin alles andere sinnlos weil nicht machbar.

Zitat:Da muss dann halt auch mal der Mut da sein, eindeutige Prioritäten zu setzen. Das was ich bisher mit bekommen habe, erinnert mehr an die faulen Kompromisse innerhalb unserer Regierung.

Genau so ist es, leider. Wir agieren viel zu planlos und wirr, da ist überhaupt keine Strategie.

Das allererste und allerwichtigste was wir jetzt bräuchten wäre ein klares Ziel das man erreichen will und eine Klare Linie wie man dorthin kommen will.

Das Ziel einer Armee ist das Kriegführen. Und will man das, muß man die Streitkräfte von den Grundlagen her aufbauen, Stück für Stück, so weit die Mittel reichen. Die Grundlage des modernen Quasikrieges ist die Infanterie.

Für den Preis eines einzigen Eurofighters könnten wir die gesamte Deusche Infanterie ein Jahr lang sehr gründlich im Kampf und Schießen schulen und im Orts- und Häuserkampf vollauf einsatzfähig machen.

Was viel mehr bringen würde als dieses eine Flugzeug.

Ferner sollte man dann überlegen, wieviele Truppen man haben will. Und wieviele dann folglich einsetzbar sind. Und will man eine Weltweit agierende Armee ist eine Armeegröße zwingend erforderlich, die demographisch mit einer Berufsarmee nicht zu halten ist.

Daher ist eine allgemeine Wehrpflicht ohne Ausnahmen bei der die GWDL auch eingesetzt werden, gleich ob sie das wollen oder nicht die eigentlich notwendige Militärische Reform und das was das beste wäre. Das müßte man machen. Das wäre es, was jetzt getan werden müßte, allgemein Wehrpflicht und Einsatz dieser Wehrpflichtarmee.

Geschehen wird es natürlich nicht, aber es wird auch keine Berufsarmee geben, es wird immer weiter nur Degeneration des Militärischen an sich geben.


- Venturus - 02.01.2007

Thema "Anschaffungen/Instandhaltungen": Aktuell hat die BW zu wenig Geld. Daher halte ich jede Neu-Anschaffung erst mal für fraglich. Wenn denn mal mehr Geld in der Kasse ist, können wir gerne über Seetransport-Kapazitäten reden - wobei ich mich wirklich frage, auf wessen Mist diese RoRo-Idee seinerzeit gewachsen ist. Unserer Transalls sind schon seit den 90ern negativ in den Schlagzeilen (und die Realität dürfte noch weitaus schlimmer sein). Da sollten derartige Träume erst mal hinten anstehen. Für mich ein Symptom über die Führungszustände innerhalb der BW und des VM.

Thema "Wehrpflicht": Über den Willen zum Einsatz von Wehrpflichtigen im Kampfeinsatz, solang noch ausreichend Berufssoldaten zur Verfügung stehen, kann man streiten. Allerdings dürfte das eher in einen Glaubenskrieg ausarten. Daher möchte ich lieber die Diskussion in die Richtung nach der Sinnfrage lenken. Mir fällt jetzt auf den ersten Blick nur Tschetschenien ein und das dürfte man wohl eher als Negativ-Beispiel gelten.

Was die Wehrpflicht als solches angeht - wie gesagt, so etwas wird die Wirtschaft nicht zulassen. Und selbst wenn die Regierung sich gegen die Macht der Großkonzerne durchsetzen würde, wäre das vermutlich noch die leichtere Hürde, denn die verlagern dann einfach in andere Länder. Deutschland ist schließlich nicht das einzige Land mit hellen Köpfen. Für die klein- und mittelständischen Unternehmen dürfte das aber zu einem echten Problem werden. 24 Monate sind zwar bei steigender Lebensarbeitszeit sicherlich auf den ersten Blick wenig, aber sobald die ersten Engpässe kommen (die auf lokaler Ebene und in manchen Branchen schon jetzt da sind), wird man es sich im Wettlauf mit anderen Nationen schlicht und ergreifend nicht leisten können. Eine Entscheidung gegen die Wehrpflicht würde ich unter diesem Gesichtspunkt klar unterstützen, da Deutschlands Macht seit dem zweiten Weltkrieg immer auf der Wirtschaft und nicht dem Militär gelegen hat.

Thema "Anti-Terror-Divison": Mit dem BGS hatten wir schon mehr oder minder eine Basis für eine derartige Einheit. Bloß wurde die bekanntermaßen zu einer föderalen Polizei umgebaut (gerade nach dem 11. September eigentlich Hirnverbannt, aber ok). Trotzdem müssten da noch genug Leute mit Fachwissen von früher rumgeistern. In Kombination mit den von dir angeführten Feldjägern müsste man eigentlich den entsprechenden Mix aus Polizei und Militär auf die Beine stellen können. Was die Begrifflichkeit angeht - da können sich ne paar ÖffRechtler drum kloppen. :wink:


Was mich aber am meisten an dieser Diskussion interessiert, ist die Frage "Welche Aufgaben hat die Bundeswehr?" - Gerade in Hinsicht auf die derzeitigen Extreme innerhalb der politischen Landschaft. Einerseits die Superwehr für alle Fälle (CDU/CSU) und andererseits die klassische Bundeswehr mit einer gewissen Beliebigkeit bei der Frage des Aufgabenspektrums (Rest der Parteienlandschaft). Die Frage nach der Terrorbekämpfung haben wir ja schon angeschnitten, aber da gibt es ja noch mehr Aufgabenfelder.

Und dann wäre noch die weiterführende Frage unter welchen Bedingungen wir die BW einsetzen. Aktuell habe ich da meine Zweifel, daß man da halbwegs überlegt vorgeht. Afghanistan war die "uneingeschränkter Solidarität", während der Libanon ja ausschließlich auf internationalen Druck zustande gekommen ist und der Kongo anscheinend ein Freundschaftsdienst an Frankreich war. Mir ist zwar klar, daß so etwas auch in anderen Ländern der Normalzustand ist, aber gerade im Hinblick auf den Irak und dem was uns durch die Verweigerung dort erspart geblieben ist, sollte man sich genau überlegen, unter welchen Bedingungen die Bundeswehr in Zukunft die Welt retten soll. Zumal es ja auch sicherlich nicht zuviel verlangt ist, wenn unsere Regierung ihr Augenmerk primär auf deutsche Interessen und nicht auf die anderer Länder legt. Ich meine das zwar nicht im Sinne einer "Jeder ist sich selbst der Nächste - Scheiß auf unsere Bündnispartner!"-Politik, aber die devote Haltung die der deutschen Außenpolitik nur zu oft zu Grunde liegt, sollte gerade in Hinsicht auf Auslandseinsätze kritisch hinterfragt werden.

Sprich: Ich wünsche mir klar abgegrenzte Aufgabenfelder und halbwegs ausformulierte Bedingungen unter denen die Bundeswehr diese Aufgaben erfüllt. Vorher nützt uns jede Diskussion über Zusammensetzung, Finanzierung und Ausrüstung nichts.


- hawkeye87 - 05.01.2007

also ... nach mein internetzugang wieder funktioniert, stieg ich hier gleich mal wieder mit ein Big Grin

1. zu den aufgaben der bundeswehr - ganz einfach: in zusammenarbeit mit polizei und zivilen hilfsorganisationen der schutz deutschlands und seiner bürger sowie seiner verbündeten vor innerer und äußerer gefahr. die strikte trennung von innerer und äußerer sicherheit halte ich nicht für sinnvoll, die bundeswehr sollte im rahmen ihrer fähigkeiten nachwievor im inneren eingesetzt werden können, allerdings nur dann wenn die kapazitäten von polizei und zivilen holfsorganisationen nicht mehr ausreichen. der einsatz der bundeswehr im inneren sollte nicht zur regel werden, die gewährleistung der inneren sicherheit ist aufgabe der polizei, die bewältigung von naturkatastrophen die des katastrophenschutzes. um diese aufgaben ohne unterstützung der bundeswehr erfüllen zu können, bedarf es einer umfangreicher neuorganisation und stärkung dieser kräfte.

2. zu der anti-terror- / anti-guerilla-formation: meiner meinung nach wäre es sinnvoll, die bundespolizei und die feldjägertruppe zusammenzulegen und als fünfte teilstreitkraft der bundeswehr zu unterstellen. ähnlich wie die gendamerie in frankreich würde der einsatz im inneren unter operativer kontrolle des innenministeriums erfolgen. diese paramilitärische formation könnte sowohl im inneren als auch bei auslandseinsätzen eingesetzt werden und wäre auf grund ihres paramilitärischen charakters für stabilsierungsoperationen oft besser geeignet als reguläre truppen.

3. zur zukunft der wehrpflicht: für die zukunft der wehrpflicht gibt es meines erachtens nach 4 möglichkeiten: (1) beibehaltung der wehrpflicht in ihrer derzeitigen form, verbunden mit einer schwindenden akzeptanz in der bevölkerung (2) aussetzung der wehrpflicht und umwandlung der bundeswehr in eine freiwilligenarmee, verbunden mit höheren personalkosten aber auch größerer professionalität (3) wiederherstellung der wehrgerechtigkeitb und verlängerung des wehrdienstes auf 24 monate inkl auslandseinsatz oder (4) beibehaltung der wehrpflicht im rahmen einer allgemeinen dienstpflicht für männer und frauen.
in ihrer derzeitigen form wird die wehrpflicht auf grund der sinkenden akzeptanz und der mangelnden wehrgerechtigkeit auf dauer nicht bestehen können. modell (2) und (4) halte ich politisch, finanziell und gesellschaftlich für am ehesten um- und durchsetzbar.
ideal wäre es natürlich, wenn ein freiwilliger 2 - 4jähriger dienst in der bundeswehr zur normalität werden würde ...


- Quintus Fabius - 05.01.2007

Venturus:

Zitat:Thema "Anschaffungen/Instandhaltungen": Aktuell hat die BW zu wenig Geld. Daher halte ich jede Neu-Anschaffung erst mal für fraglich. Wenn denn mal mehr Geld in der Kasse ist, können wir gerne über Seetransport-Kapazitäten reden –

Ganz allgemein, bekommt die BW nicht so oder so mehr Geld, geht sie kaputt. Sie ist schon in großen Teilen kaputt, d.h. nicht mehr in der Lage ihre Aufgaben durchzuführen.

Strategischer Seetransport nun ist eine absolut wesentilche Sache, wenn wir militärische Macht weltweit projezieren wollen, und das müssen wir.

Selbst beim jetzigen Etat ist dieser Seetransport absolut wesentlich und unabdingbar.

Wir haben doch Geld für Fregatten, eine einzige solche Fregatte weniger und wir haben genug Geld. Zwei oder Vier Eurofighter weniger und wir haben genug Geld.

Selbst beim jetzigen Etat wäre strategischer Seetransport in der benötigten Form und Menge realisierbar, es ist nur eine Frage der Verteilung der Mittel. Wir verteilen die verbliebenen Mittel nicht so, wie wir es müssten !

Zitat:Thema "Wehrpflicht": Über den Willen zum Einsatz von Wehrpflichtigen im Kampfeinsatz, solang noch ausreichend Berufssoldaten zur Verfügung stehen, kann man streiten.

1 Es stehen nicht genug Berufssoldaten zur Verfügung. 2 es ist zu teuer mit Berufssoldaten zu kämpfen 3 geht das weit über die Kostenfrage hinaus in den bereich gewünschter Veränderungen der sozialkultur durch diese neue alte Form der Wehrpflicht.

Eine richtige Wehrpflicht ist viel mehr als nur Militärdienst, sie bringt wenn man sie durchzieht eine Kultur der Allgemeinen Wehrpflicht hervor, was die Gesellschaft an sich ändert. Und zwar in einer wünschenswerten Weise.

Aber auch allein von den Kosten her ist nur eine richtige Wehrpflichtarmee in der Lage, die weltweiten Zermürbungskriege zu meistern. Berufsarmeen sind zu teuer und scheitern in dieser Kriegsform auf die Dauer. Die Kosten sind nämlich zu hoch und die bezahlbare Zahl zu gering.

Zitat:Mir fällt jetzt auf den ersten Blick nur Tschetschenien ein und das dürfte man wohl eher als Negativ-Beispiel gelten.

Tschetschenien ist ein absolutes Positivbeispiel: hier ist das Problem eher der allgemeine Verfall der russischen Streitkräfte und die korruption und Kriminalität innerhalb der Streitkräfte. Ansonsten, in Bezug auf die Kostenfrage wie auch die Frage der sozialkulturellen Auswirkungen beweist gerade eben Tschetschenien die Richtigkeit meiner Aussagen.

Das Problem in Tschetschenien ist nicht die Wehrpflicht, sondern der allgemeine Verfall der russischen Armee was sich insbesondere in der Kriminalisierung und der mangelnden Versorgung der Soldaten zeigt.

Was die Wehrpflicht als solches angeht - wie gesagt, so etwas wird die Wirtschaft nicht zulassen. Und selbst wenn die Regierung sich gegen die Macht der Großkonzerne durchsetzen würde, wäre das vermutlich noch die leichtere Hürde, denn die verlagern dann einfach in andere Länder.

Zitat:Das ist genau das, was heute falsch ist, die Schwäche des Staates gegenüber der Wirtschaft. Das wird euch allen nur eingeredet weil längst die Wirtschaftsführer unsere Politiker sind. Daher allein sagen die solche Dinge.

Kein Konzern könnte gegen den Staat handeln, wenn diese es nicht zuließe. All die NARREN die jetzt nach China flüchten, Selbstmord begehen aus Angst vor dem Tod wären so schnell erledigt würden wir unseren markt für Chinesische Waren sperren oder mittels Krieg den Chinesen auch nur Teile ihres Erdölflußes entziehen was ebenso leicht begründbar wäre (Sudan-Dafur)

Konzerne sind ein Nichts, und Dank der Moderne kann kein Konzernführer entkommen, gleich wo, die Erde ist zu klein. Dieses Ohnmachtsgefühl gegenüber der Wirtschaft kommt nur aus der Individualisierung, die eben diese Wirtschaft hier herbei geführt hat um uns Schwach zu halten. Daher glaubt jeder für sich allein unvorstellbaren Mechanismen gegenüber zu stehen. Das ist grundfalsch. All diese scheinbar mächtigen werden, wenn es so weiter geht unabwendbar eine drauf kriegen, mit dem gleichen überraschten dümmlichen Gesichtsausdruck den die Angehörigten des Ancien Regime hatten.

Zitat:, Für die klein- und mittelständischen Unternehmen dürfte das aber zu einem echten Problem werden. 24 Monate sind zwar bei steigender Lebensarbeitszeit sicherlich auf den ersten Blick wenig, aber sobald die ersten Engpässe kommen (die auf lokaler Ebene und in manchen Branchen schon jetzt da sind), wird man es sich im Wettlauf mit anderen Nationen schlicht und ergreifend nicht leisten können.

Das ist nur scheinbar richtig. 1 es ist gleich, wann die jungen Menschen in die Arbeit kommen, es ist immer dann eine Generation. Hier wird halt die Generation dann zwei Jahre älter sein als in Frankreich, deshalb aber bekommt die Wirtschaft trotzdem jedes Jahr die gleiche Zahl Leute neu.
2 entzieht es dem Arbeitsmarkt Arbeitslose, auf diese Weise würde die Arbeitslosigkeit abnehmen
3 Würde es im sogenannten Wettlauf mit anderen Nationen keinerlei Nachteil sein, da wir ebenso junge Leute haben wie die auch, der Einschub eines Militärdienstes ändert ja nicht die Zahl und die zahl die jedes Jahr neu einsteigt (abzüglich der geringen militärischen Verluste)

Wir hätten aber diesen anderen naiven Völkern, diesen Fachidioten den Vorteil größerer Lebenserfahrung und einer anderen Weltsicht voraus. Ich würde Militäreinsätze für einen Vorteil in der Charakterbildung wie der Sozialkultur sehen, der unseren 2 jahre älteren jungen Leuten ein vorteil und kein Nachteil wäre. Und als Volk wäre es erst recht ein Vorteil, wir würden durch diese Veränderung unserer Sozialkultur deutlich an Härte und Straffheit gegenüber genau diesen anderen Völkern zunehmen.

Zitat:da Deutschlands Macht seit dem zweiten Weltkrieg immer auf der Wirtschaft und nicht dem Militär gelegen hat.

Verräter die nach China fliehen sind aber keine Deutsche Wirtschaft mehr. Und alle Macht basiert nur auf dem Militär. Deutschlands Macht nach dem Zweiten Weltkrieg wenn man das was wir da hatten überhaupt so bezeichen kann basierte nur auf der Nato und den USA. Und auf deren Waffen. Eine geborgte Macht. Ein Staat unserer Größe und unserer Wirtschaftskraft MUß zwingend in Zukunft selbst militärisch ausreichend stark sein. Unsere vorgeblichen freunde werden uns nämlich einfach fallen lassen sobald nur die Umstände entsprechend sind. Daher müssen wir aufrüsten, auch nuklear ! Alle Macht kommt aus den Gewehrläufen und wir haben davon viel zu wenige.

Zitat:Aktuell habe ich da meine Zweifel, daß man da halbwegs überlegt vorgeht.

So ist es, planlosigkeit allen Orten. Wir haben kein Strategisches Konzept für den Einsatz unseres Militärs das auch nur ansatzweise etwas taugen würde. Kein Wunder wenn man von Zivilisten ohne jede Ahnung und ohne jedes militärisches Wollen „geführt“ wird.

Zitat:Sprich: Ich wünsche mir klar abgegrenzte Aufgabenfelder und halbwegs ausformulierte Bedingungen unter denen die Bundeswehr diese Aufgaben erfüllt. Vorher nützt uns jede Diskussion über Zusammensetzung, Finanzierung und Ausrüstung nichts.

Da kann ich nur vollauf zustimmen. Zuerst das strategische Ziel und dann diesem Folgend die Rüstung.

Hawkeye87:

Zitat:2) aussetzung der wehrpflicht und umwandlung der bundeswehr in eine freiwilligenarmee, verbunden mit höheren personalkosten aber auch größerer professionalität (3) wiederherstellung der wehrgerechtigkeitb und verlängerung des wehrdienstes auf 24 monate inkl auslandseinsatz oder

Das stößt mir jedes mal sauer auf wenn ich es höre, die stereotype Behauptung eine Freiwiligenarmee sei dann Professineller ! Das ist einfach eine Aussage die ich so nicht stehen lassen will. Eine Wirkliche Wehrpfichtarmee oder noch besser Milizarmee kann um einiges besser sein, auch professioneller als es eine Berufsarmee überhaupt kann. Echte Wehrpflichtarmeen sind weit überlegen.

Die einzig echte Frage hier ist, ob wir in diesem heutigen „deutschen“ volk das überhaupt wieder herstellen können.


- hawkeye87 - 05.01.2007

@Quintus Fabius: die größere professionalität bezog sich lediglich auf den vergleich mit dem derzeitigen modell. dass eine wehrpflichtigenarmee mit einer 24monatigen dienstzeit und guter ausbildung genauso professionell agieren kann wie eine freiwilligenarmee, ist keine frage ... dass eine milizarmee (also das schweizer modell) die gleiche professionalität aufweisen kann, bezweifle ich allerdings. oder wie stellst du dir das vor?


- Quintus Fabius - 05.01.2007

Zitat:dass eine milizarmee (also das schweizer modell) die gleiche professionalität aufweisen kann, bezweifle ich allerdings. oder wie stellst du dir das vor?

Hast du schon mal mit Schweizer Milizsoldaten zu tun gehabt ? Das ist sehr beeindruckend. Da habe ich einige kennen gelernt die absolute Profis waren was das militärische Angeht. Eine Milizarmee ist auch mein Gesellschaftliches Ideal !

Der Gefechtswert von Truppen geht auch heute noch über das rein handwerkliche hinaus. Der WILLEN ist es, der die Truppen handeln läßt und eine Milizarmee ist einer Berufsarmee in Bezug auf den Willen zum Kampf grundsätzlich überlegen. Krieger aus überzeugung und nicht aus kalter Geldgier.


- hawkeye87 - 05.01.2007

Quintus Fabius schrieb:Der Gefechtswert von Truppen geht auch heute noch über das rein handwerkliche hinaus. Der WILLEN ist es, der die Truppen handeln läßt und eine Milizarmee ist einer Berufsarmee in Bezug auf den Willen zum Kampf grundsätzlich überlegen. Krieger aus überzeugung und nicht aus kalter Geldgier.
nein, stimmt so nicht. ob eine armee der anderen im willen zum kampf überlegen ist, hängt nicht von der wehrform sondern im wesentlichen von der militärischen doktrin, der persönlichen motivation und einstellung des einzelnen soldaten sowie der wehrkultur der gesellschaft ab.
beispielsweise wäre eine auf der heutigen deutschen gesellschaft aufbauenden milizarmee der reichswehr der weimarer republik oder der wehrmacht im bezug auf die moral und den willen zum kampf mit sicherheit nicht gewachsen.

im übrigen bezweifle ich, dass eine milizarmee ihren soldaten eine derart umfassende ausbildung zukommen lassen kann wie eine berufsarmee oder eine wehrpflichtigenarmee mit langen dienstzeiten - vor allem was die kenntnis und handhabe komplexer technischer waffensysteme betrifft.

edit: wie genau stellst du dir denn eine milizarmee in deutschland vor? im bezug auf größe, dienstzeit, ausbildung und einsetzbarkeit der soldaten ...


- Cluster - 05.01.2007

Quintus Fabius schrieb:Krieger aus überzeugung und nicht aus kalter Geldgier.

Das ist aber eine eigenartige Ansicht Quintus. Die US Streitkräfte sind oft die einzige Möglichkeit für eine bessere Zukunft für die, die zu ihnen gehen. Als Geldgier würde ich das nicht bezeichnen. Richtige Söldnertruppen, die heute für den und morgen für einen anderen Kämpfen sind da etwas anderes. Es besteht ein Unterschied zwischen Berufssoldaten, Wehrpflichtigen und Söldnern.


- Venturus - 09.01.2007

Quintus Fabius schrieb:Ganz allgemein, bekommt die BW nicht so oder so mehr Geld, geht sie kaputt. Sie ist schon in großen Teilen kaputt, d.h. nicht mehr in der Lage ihre Aufgaben durchzuführen.

Strategischer Seetransport nun ist eine absolut wesentilche Sache, wenn wir militärische Macht weltweit projezieren wollen, und das müssen wir.

Selbst beim jetzigen Etat ist dieser Seetransport absolut wesentlich und unabdingbar.

Sehe ich etwas anders. Sofern die Politik nicht mehr Gelder freigibt, muss man eben sehen wie man sich die vorhandenen Mittel einteilt. Die RoRos sind für mich keine Glaubensfrage, sondern nur ein Beispiel.

Quintus Fabius schrieb:Wir haben doch Geld für Fregatten, eine einzige solche Fregatte weniger und wir haben genug Geld. Zwei oder Vier Eurofighter weniger und wir haben genug Geld.

Sorry, aber diese Schiebereien sind meiner Meinung nach nicht hilfreich. Das geht nun schon so seit Ende des Kalten Krieges und ist meiner Meinung nach mitverantwortlich für den derzeitigen Zustand der Truppe. Nirgendwo ist mehr Planungssicherheit. Was einem an Mitteln heute versprochen wird, kann morgen schon wieder in einer anderen Waffengattung stecken bzw. ganz gestrichen sein. So eine Verwaltung hilft weder der Sacharbeit, noch der Moral der "Mitarbeiter" (die im Ernstfall dafür mit ihrem Leben haften).

Quintus Fabius schrieb:Selbst beim jetzigen Etat wäre strategischer Seetransport in der benötigten Form und Menge realisierbar, es ist nur eine Frage der Verteilung der Mittel. Wir verteilen die verbliebenen Mittel nicht so, wie wir es müssten !

Absolut einverstanden. Und ich bin sicherlich der letzte der meint, daß die Planung auf ewig und drei Tage festgeschrieben werden muss. Aber wie schon oben angesprochen - ich halte nichts davon, bei jeder neuen Bedrohungslage gleich die ganze Planung wieder um zu schmeißen. Im Kosovo-Krieg hat man nach Aufklärungssatelliten geschrien, dann waren die RoRos in Mode und jetzt weiß man nicht mehr woher man die geschützten Patroullienfahrzeuge für den Afghanistan-Einsatz her gekommen soll.

Das Ganze ist meiner Meinung nach die Folge unserer generellen Planlosigkeit. Wir haben eine Bundeswehr und wissen nicht wozu wir sie einsetzen wollen/müssen.

Bevor wir daher jeden Monat eine neue Ausrüstungs-Sau durch's Dorf treiben, müssen wir uns halt erst mal über die Grundlagen klar werden.

Quintus Fabius schrieb:Tschetschenien ist ein absolutes Positivbeispiel: hier ist das Problem eher der allgemeine Verfall der russischen Streitkräfte und die korruption und Kriminalität innerhalb der Streitkräfte. Ansonsten, in Bezug auf die Kostenfrage wie auch die Frage der sozialkulturellen Auswirkungen beweist gerade eben Tschetschenien die Richtigkeit meiner Aussagen.

Das Problem in Tschetschenien ist nicht die Wehrpflicht, sondern der allgemeine Verfall der russischen Armee was sich insbesondere in der Kriminalisierung und der mangelnden Versorgung der Soldaten zeigt.

Das habe ich aber anders mitbekommen. Im 1. Tschetschenien-Krieg soll die Moral der Truppe nicht nur aufgrund der miserablen Versorgungssituation so mies gewesen sein, sondern einfach weil viele nicht wussten wofür sie eigentlich gekämpft haben. Sicherlich ein Zeichen der Zeit damals, da vielen noch der Zerfall der Sowjetunion in den Knochen gesteckt hat und daher keiner so recht wusste, wieso um alles in der Welt man jetzt mit allen Mitteln noch Tschetschenien halten sollte. Bei Berufssoldaten hingegen dürfte das Problem kleiner sein, da sie dort aufgrund ihrer Berufswahl und nicht aufgrund eines Zwangs hingeschickt werden. Im 2. Tschetschenien-Krieg hingegen soll man weniger auf Wehrpflichtige gesetzt haben. Und mittlerweile sind (bzw. sollen) russische Wehrpflichtige in Krisengebieten eh Geschichte (sein).

Quintus Fabius schrieb:Das ist genau das, was heute falsch ist, die Schwäche des Staates gegenüber der Wirtschaft. Das wird euch allen nur eingeredet weil längst die Wirtschaftsführer unsere Politiker sind. Daher allein sagen die solche Dinge.

Kein Konzern könnte gegen den Staat handeln, wenn diese es nicht zuließe. All die NARREN die jetzt nach China flüchten, Selbstmord begehen aus Angst vor dem Tod wären so schnell erledigt würden wir unseren markt für Chinesische Waren sperren oder mittels Krieg den Chinesen auch nur Teile ihres Erdölflußes entziehen was ebenso leicht begründbar wäre (Sudan-Dafur)

Konzerne sind ein Nichts, und Dank der Moderne kann kein Konzernführer entkommen, gleich wo, die Erde ist zu klein. Dieses Ohnmachtsgefühl gegenüber der Wirtschaft kommt nur aus der Individualisierung, die eben diese Wirtschaft hier herbei geführt hat um uns Schwach zu halten. Daher glaubt jeder für sich allein unvorstellbaren Mechanismen gegenüber zu stehen. Das ist grundfalsch. All diese scheinbar mächtigen werden, wenn es so weiter geht unabwendbar eine drauf kriegen, mit dem gleichen überraschten dümmlichen Gesichtsausdruck den die Angehörigten des Ancien Regime hatten.

"Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!"

'Ne Groschen Lizenzgebühr an Lenin.

Quintus Fabius schrieb:Wir hätten aber diesen anderen naiven Völkern, diesen Fachidioten den Vorteil größerer Lebenserfahrung und einer anderen Weltsicht voraus. Ich würde Militäreinsätze für einen Vorteil in der Charakterbildung wie der Sozialkultur sehen, der unseren 2 jahre älteren jungen Leuten ein vorteil und kein Nachteil wäre. Und als Volk wäre es erst recht ein Vorteil, wir würden durch diese Veränderung unserer Sozialkultur deutlich an Härte und Straffheit gegenüber genau diesen anderen Völkern zunehmen.

Kann man sicherlich drüber streiten. Meinen persönlichen Erfahrungen nach gibt es da solche und solche "Ergebnisse" (sprich: Menschen). Als Super-Nanny würde ich den Bund nicht sehen.

Quintus Fabius schrieb:Verräter die nach China fliehen sind aber keine Deutsche Wirtschaft mehr. Und alle Macht basiert nur auf dem Militär. Deutschlands Macht nach dem Zweiten Weltkrieg wenn man das was wir da hatten überhaupt so bezeichen kann basierte nur auf der Nato und den USA. Und auf deren Waffen. Eine geborgte Macht. Ein Staat unserer Größe und unserer Wirtschaftskraft MUß zwingend in Zukunft selbst militärisch ausreichend stark sein. Unsere vorgeblichen freunde werden uns nämlich einfach fallen lassen sobald nur die Umstände entsprechend sind.

Die Meinung kann ich auch nur teilweise teilen. Deutschland hat seit dem WK II seine Macht praktisch kaum eingesetzt. Deutsche mit Interessen? So etwas gab es mehr oder minder kaum. Und bei unserer wirtschaftlichen Stellung hätten wir durchaus Interessen durchsetzen können.

Was die Unternehmen angeht, die meinen aus Deutschland weg zu müssen. Das sind weiß Gott nicht alle. Nur weil die Großkonzerne und einige Mittelständler derzeit lieber chinesische Sklavenarbeit nutzen, würde ich deshalb nicht auf den Rest unserer deutschen Wirtschaft spucken. Zumal wir diese brauchen, wenn wir auch militärisch wieder ausreichend Kapazitäten aufbauen wollen.

Was unsere Verbündeten angeht. Natürlich interessiert sich der "Ami" nicht sonderlich dafür ob "Good Old Germany" untergeht oder nicht. Allerdings werden auch wieder andere Zeiten kommen. Mit China und Indien stehen zwei neue Groß-/Supermächte in den Startlöchern. Und sollte Russland in der Post-Putin-Ära nicht wieder im Chaos versinken und weiterhin durch die hohen Rohstoffpreise profitieren, dürfte auch dieses Land sich in Zukunft zumindest als Großmacht wieder etablieren. Sprich: Die Amis brauchen uns.

Und was die Europäer angeht - so kritisch ich den Moloch EU sehe, so sehr hat er doch einen großen Vorteil. Die einzelnen europäischen Länder werden ihre Interessen immer weiter ineinander verweben. Mit dem Ergebnis, daß jeder auf den anderen angewiesen sein wird.

Quintus Fabius schrieb:Daher müssen wir aufrüsten, auch nuklear !

Ich halte nichts von Atomwaffen. Allerdings sind wir Deutschen in der glücklichen Lage uns darüber vorerst keinen Kopf machen zu müssen. Selbst wenn die nukleare Teilhabe wegfallen sollte, sind wir immer noch in der Lage im äußersten Notfall relativ schnell Atomwaffen herstellen zu können.

Quintus Fabius schrieb:So ist es, planlosigkeit allen Orten. Wir haben kein Strategisches Konzept für den Einsatz unseres Militärs das auch nur ansatzweise etwas taugen würde. Kein Wunder wenn man von Zivilisten ohne jede Ahnung und ohne jedes militärisches Wollen „geführt“ wird.

Naja, soweit ich es von außen beurteilen kann, hat nicht nur die zivile Führung ihre Mängel. Auch das derzeitige Führungspersonal innerhalb der BW scheint nicht gerade vor Kompetenz zu strotzen. Meiner Meinung nach auch aufgrund der Tatsache, daß wir keinen einzigen General/Admiral mit echter Kampferfahrung mehr haben. Nicht falsch verstehen - ich kann sehr gut damit leben, daß wir Deutschen seit '45 nicht mehr im Krieg standen, aber es geht doch nichts über eine "praktische" Ausbildung.