Forum-Sicherheitspolitik
(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis? - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Deutschland (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=54)
+--- Forum: Allgemeines zur Bundeswehr (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=58)
+--- Thema: (Allgemein) Bundeswehr – quo vadis? (/showthread.php?tid=5602)



RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 14.05.2023

Die Militarisierung des Verteidigungsministeriums schreitet anscheinend rasant voran.......


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Grolanner - 14.05.2023

Ja, es ist erschreckendAngel
Menschen in Arbeitskleidung bei der Arbeit...
Ich dachte, das wäre seit 20 Jahren passé, dass man schief angesehen wird, wenn man seine (saubere) Arbeitskleidung beim Frühstück im Hotel trägt. Ist mir und den Kollegen (Handwerker) früher häufig passiert. Die "Anzugträger" haben sich sogar teilweise drüber beschwert, damals.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - lime - 14.05.2023

(14.05.2023, 00:43)Broensen schrieb: Aufreger: Der Generalinspekteur trägt Uniform!(SZ) Confused

In der Bundeswehr kommen die Bilder, die Breuer von sich machen ließ, bisher nicht überall gut an. So rücke man immer stärker in eine sichtbare Rolle als Kriegspartei, ist von Soldaten zu hören....

Bei solchen Passagen denke ich automatisch immer an Relotius. Kann man mal einfach in den Raum werfen, ob sich Soldaten überhaupt so geäußert haben kann eh keiner nachprüfen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Schneemann - 14.05.2023

Also da hätte ich auch meine Zweifel. Es mag und kann sicherlich sein, dass ggf. der eine oder andere Bundeswehrangehörige tatsächlich seine Meinung darüber ausdrückt, aber ob das dann ausgerechnet bei der eher linksliberalen SZ landet und tatsächlich als etwas generalisierende Meinungsäußerungen aus der Truppe so dargestellt werden kann, hierüber wäre die Anbringung eines Fragezeichens durchaus angebracht.

Davon abgesehen war Zorn übrigens genauso in Uniform unterwegs, zwar nicht in der Ukraine, aber in Zentralasien als es um die Drehscheibenthematik gen Afghanistan ging.

Insofern glaube ich, dass das Thema gerade nur gezielt etwas hochgekocht wird. Und bei genauerem Hinschauen findet man parteiübergreifend auch recht wenig Kritik insgesamt. Und dass in der SZ die Linkspartei genannt wird - nun ja, sie ist nun nicht gerade dafür bekannt, übermäßig Bundeswehr-affin zu sein...

Schneemann


RE: Bundeswehr – quo vadis? - DeltaR95 - 14.05.2023

(14.05.2023, 09:02)Schneemann schrieb: Insofern glaube ich, dass das Thema gerade nur gezielt etwas hochgekocht wird. Und bei genauerem Hinschauen findet man parteiübergreifend auch recht wenig Kritik insgesamt. Und dass in der SZ die Linkspartei genannt wird - nun ja, sie ist nun nicht gerade dafür bekannt, übermäßig Bundeswehr-affin zu sein...

Ich glaube, der "Aufreger" ist weniger die Uniform, sondern der Eindruck, man wird immer mehr zur "Kriegspartei" ohne, dass sich die Bundeswehr in den letzten 15 Monaten "mental" und "real" in Richtung einer zu LV/BV befähigten Armee bewegt hätte - da bin ich ehrlich, auch ich sehe das kritisch. Mit dem Zustand unserer Bundeswehr sollten wir lieber ganz kleine Brötchen backen, sprich, Material still und leise liefern und gerne in bester Scheckbuch-Diplomatie auch bezahlen, aber keinerlei Versprechungen eingehen, die unsere Bundeswehr in den nächsten 20 Jahren nicht einhalten kann - die Pose um die 18 Leopard zwei als Nachbeschaffung ist Beweis genug.

Was passiert denn großartig? Der "Schock" durch den russischen Angriff ist medial genau so "durchgenudelt" wie damals zu Covid-19-Zeiten, das lockt scheinbar keinen mehr hinter dem Ofen hervor und man ist zu "Business as usual" übergegangen. Der Streit um die Wärmepumpe und das "Heizungsgesetz" dominiert die Presse, nicht der Zustand der Bundeswehr.

Anfang April wurde vermeldet, dass der Titel Materialerhaltung der Bundeswehr "leer" ist... was ist danach passiert? Medialer Aufschrei Fehlanzeige, eine Randnotiz in der Tagespresse und das war es. Der Einzelplan 14 wird dank allgemeiner Preissteigerung, viel neuem Material aus dem Sondervermögen und notwendigen Solderhöhungen absehbar "implodieren" und die Bundeswehr in die Handlungsunfähigkeit verbringen. Der Streit um die Eckwerte gepaart mit der Tatsache, dass es wohl vor Ende Sommer keinerlei gebilligtes Haushaltsgesetz für 2024 gibt (abgesehen von der Illusion, es gäbe eine spürbare Erhöhung des Einzelplan 14), sorgt nun auch nicht gerade dafür, dass Beschaffungen schneller von der Hand gehen... kein Haushaltsgesetz für 2024, keine Verträge... so wie nach jeder Wahl.

Mich beschleicht das Gefühl, dass das "Sondervermögen" wie befürchtet nur ein trojanisches Pferd und ein giftiges Bonbon war... von der Zeitenwende, die sich gefühlt wieder in Luft aufgelöst hat, mal ganz zu schweigen. Da wird medial über die Beschaffung von Arrow 3 berichtet, dabei schützt man damit vielleicht mal in Feigenblatt-Mentalität Berlin...


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 14.05.2023

(14.05.2023, 09:02)Schneemann schrieb: Davon abgesehen war Zorn übrigens genauso in Uniform unterwegs, zwar nicht in der Ukraine, aber in Zentralasien als es um die Drehscheibenthematik gen Afghanistan ging.

Das mit Zorn war wohl eher ein Seitenhieb dahingehend, dass er gar nicht in der Ukraine war.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Schneemann - 14.05.2023

@DeltaR95
Zitat:Ich glaube, der "Aufreger" ist weniger die Uniform, sondern der Eindruck, man wird immer mehr zur "Kriegspartei" ohne, dass sich die Bundeswehr in den letzten 15 Monaten "mental" und "real" in Richtung einer zu LV/BV befähigten Armee bewegt hätte - da bin ich ehrlich, auch ich sehe das kritisch. Mit dem Zustand unserer Bundeswehr sollten wir lieber ganz kleine Brötchen backen, sprich, Material still und leise liefern und gerne in bester Scheckbuch-Diplomatie auch bezahlen, aber keinerlei Versprechungen eingehen, die unsere Bundeswehr in den nächsten 20 Jahren nicht einhalten kann - die Pose um die 18 Leopard zwei als Nachbeschaffung ist Beweis genug.
Da gehe ich durchaus und weitgehend mit d'accord. Allerdings dürfte die Zeit der Scheckbuch-Diplomatie nicht unbedingt die schlechteste für Deutschland gewesen sein. Als Bush sr. anno 1991 zu Desert Storm antrat sind Deutsche und Japaner damit gut gefahren - und wir mussten nicht den oftmals bemühten pommerschen Grenadier am Persischen Golf einsetzen (was uns wenig gebracht hätte und auch politisch vor 1994 gar nicht direkt möglich gewesen wäre). Darüber können wir im Grunde froh sein. Unsere Hauptaugenmerke aktuell sollten die Ostfront sein und ggf. noch Nordafrika bzw. der Maghreb, gemeinsam mit den Franzosen (und vielleicht den Italienern).
Zitat:Was passiert denn großartig? Der "Schock" durch den russischen Angriff ist medial genau so "durchgenudelt" wie damals zu Covid-19-Zeiten, das lockt scheinbar keinen mehr hinter dem Ofen hervor und man ist zu "Business as usual" übergegangen. Der Streit um die Wärmepumpe und das "Heizungsgesetz" dominiert die Presse, nicht der Zustand der Bundeswehr.
Ja und Nein. Der Schock nach dem russischen Angriff im Februar 2022 hat sicherlich nachgelassen. Das stimmt. Ich ertappe mich auch dabei selbst; vor grob einem Jahr bin ich mit offenem Mund dagestanden und hatte gedacht, dass das nur ein schlechter Traum sein kann. Mittlerweile ist es fast Routine für mich, wenn ich lese, wie wir eben mal kurz ein 2,7-Mrd.-Waffenpaket für die Ukraine schnüren und absegnen, um den Russen die "Suppe zu versalzen".

Und es ist ja schon erstaunlich: Letztes Jahr ist bspw. auch die AfD und sind Teile der Linken auf Regierungslinie gewesen - es haben sich alle weitestgehend hinter die Scholz'sche Linie der Zeitenwende gestellt (was ich durchaus begrüßte und immer noch begrüße) - und es hatten quasi alle Parteien des Bundestages in Eintracht die Notwendigkeit eines Handelns zum Schutz (auch) der deutschen Nation verinnerlicht. Und heute, rund 15 Monate später? Dinieren Hr. Schröder, Hr. Ernst von den Linken und Hr. Chrupalla und Hr. Gauland von der AfD in der russischen Botschaft bei Kaviar und Krimsekt, so als wenn alles in bester Ordnung wäre...

Insofern: Ja, hier hat sich eine für die deutsche Nation verhängnisvolle Normalität eingeschlichen - und es ist übrigens keine, die primär wegen einer "Freundschaft" zu Hr. Putin ausgelöst worden wäre, sondern es ist eine, die aus kalten, berechnenden Parteiinteressen heraus resultiert. Das macht es allerdings nicht besser.

Ferner: Nein, es haben nicht die Wärmepumpen und das "Heizungsgesetz" den Ukrainekrieg verdrängt, gottlob nicht. Wenn man sich aktuelle, deutschsprachige Newsseiten anschaut, vom Spiegel, dem Focus über die FAZ und die Tagesschau bis zu ntv, so dominiert immer noch der Ukrainekrieg und Wärmepumpen und Habeck-Skandälchen hofieren auf Platz drei oder vier. Zum Glück.
Zitat:Anfang April wurde vermeldet, dass der Titel Materialerhaltung der Bundeswehr "leer" ist... was ist danach passiert? Medialer Aufschrei Fehlanzeige, eine Randnotiz in der Tagespresse und das war es. Der Einzelplan 14 wird dank allgemeiner Preissteigerung, viel neuem Material aus dem Sondervermögen und notwendigen Solderhöhungen absehbar "implodieren" und die Bundeswehr in die Handlungsunfähigkeit verbringen. Der Streit um die Eckwerte gepaart mit der Tatsache, dass es wohl vor Ende Sommer keinerlei gebilligtes Haushaltsgesetz für 2024 gibt (abgesehen von der Illusion, es gäbe eine spürbare Erhöhung des Einzelplan 14), sorgt nun auch nicht gerade dafür, dass Beschaffungen schneller von der Hand gehen... kein Haushaltsgesetz für 2024, keine Verträge... so wie nach jeder Wahl.
Da stimme ich dir durchaus (zumindest weitgehend) zu, allerdings nicht ganz im Blankoscheck. Dass es überall zu haken scheint, liegt auch daran, dass in der Politik eine gewisse Angst mit regiert und man sich scheut, sich zu weit aus dem Fenster zu wagen, da man den innenpolitischen Gegnern und verlogenen Heuchlern der dunkelrot-braunen Wanderdüne keine Steilvorlagen geben will. Allerdings denke ich nicht, dass die Bundeswehr hierdurch in die Handlungsunfähigkeit geraten wird. Solcherlei Diskussion gab es übrigens schon beim Starfighter, beim HS-30 und beim NATO-Doppelbeschluss und bekanntlich ist die Truppe dadurch nicht "handlungsunfähig" geworden. Gleichwohl haben wir heute mehr Pöstchenschieber, die sich ihre Pfründe sichern wollen, wird also nicht unbedingt einfacher werden...
Zitat:Mich beschleicht das Gefühl, dass das "Sondervermögen" wie befürchtet nur ein trojanisches Pferd und ein giftiges Bonbon war... von der Zeitenwende, die sich gefühlt wieder in Luft aufgelöst hat, mal ganz zu schweigen. Da wird medial über die Beschaffung von Arrow 3 berichtet, dabei schützt man damit vielleicht mal in Feigenblatt-Mentalität Berlin...
Weder noch. Das Sondervermögen wird uns weiterhelfen, die Truppe wieder halbwegs fit zu bekommen. Allerdings wird es nicht ausreichen. Es wurden ja schon vor Monaten rund 300 Mrd. Euro kolportiert, und ich denke, dass dies ein relativ zutreffender Rahmen ist. Allerdings wage ich hier keine Prognose, inwieweit wir dies dann auch politisch umsetzen (können)...

Schneemann


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Schaddedanz - 15.05.2023

(14.05.2023, 11:47)Broensen schrieb: Das mit Zorn war wohl eher ein Seitenhieb dahingehend, dass er gar nicht in der Ukraine war.

Nur mal so. Der GI läuft in Uniform in der Ukraine auf zum Truppenbesuch oder was? Welches Kontingent der Bundeswehr ist den gerade im Kriegsgebiet Ukraine stationiert, einen schlichten Transit nach AFG muss man ja nicht mehr diskutieren? Huh
Die Internationale Legion der Territorialverteidigung der Ukraine (ukrainisch Інтернаціональний легіон територіальної оборони України Internazionalnyi lehion terytorialnoi oborony Ukrainy) ist meines Wissens keine Einheit der Bundeswehr, auch wen dort etliche die Muttersprache Deutsch haben.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - alphall31 - 15.05.2023

Zitat: Weder noch. Das Sondervermögen wird uns weiterhelfen, die Truppe wieder halbwegs fit zu bekommen. Allerdings wird es nicht ausreichen. Es wurden ja schon vor Monaten rund 300 Mrd. Euro kolportiert, und ich denke, dass dies ein relativ zutreffender Rahmen ist. Allerdings wage ich hier keine Prognose, inwieweit wir dies dann auch politisch umsetzen (können)...

Das was im Großen und Ganzen bisher zur Beschaffung ansteht oder schon beschafft ist mit dem Sondervermögen hat doch wenig mit der Stärkung der Verteidigungsfähigkeit zu tun gehabt oder wäre nach einer. Sinnvollen Priorität abgearbeitet worden.

Glaubt hier wirklich jemand das der VM beliebt ist in der Truppe ? Bisher ist nichts geschehen was die weitere Schwächung der Truppe stoppt , eher im Gegenteil . Und es ist noch lange nicht Schluss das hat man durch die Blume schon gehört und wir werden nicht die letzten btl ohne Material da stehen haben .


Wir erleben doch gerade das typisch deutsche - wir haben doch von nichts gewusst Syndrom .

Zitat: Die Beistandspflicht in der Nato bröckelt
Washington. Die Ukraine-Krise hat die Solidarität unter mehreren Nato-Partnern in Westeuropa arg strapaziert. Wie eine groß angelegte Studie des renommierten US-Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center herausfand, sprach sich eine eindeutige Mehrheit der Befragten in Deutschland, Frankreich und Italien dagegen aus, im Fall eines Konflikts mit Russland einem Nato-Alliierten auch militärisch zur Seite zu stehen. Dies impliziert die im Artikel 5 festgeschriebene Beistandspflicht des Verteidigungsbündnisses. In Deutschland lehnen dies 58 Prozent ab – ein Spitzenwert.
.
Die ablehnende Meinung von Trump kam doch nicht aus Lust und Laune .
Schlaue Köpfe aus Deutschland wie Helmut Schmidt , Horst Teltschik , Helmut Kohl oder
peter scholl latour Haben schon vor Jahren gesagt das die NATO reformiert werden muss und das die Aufnahme der Osteuropäer Fehler ist . Alleine durch die Eva und Efp Einsätze verliert die Bw jährlich mittlerweile garantiert schon im niedrigen dreistelligen Bereich an Personal die ihren Dienst quittieren oder nicht gewillt sind zu verlängern. Was durchaus berechtigt ist .
Wenn ukrainische offizielle in Deutschland am Grab ihrer NS Größen Blumen niederlegen oder im Baltikum Denkmäler für die Waffen ss entstehen oder die Leistungen an Feiertagen gehuldigt werden könnte man sich schon fragen ob das mit unseren Werten in Einklang zu bringen ist . Oder machen wir sogar was falsch?
Wenn man sehen will wo seine Steuergelder die als Hilfe transferiert werden so bleiben muss man nach Österreich schauen . Da hat man sich zur Aufgabe gemacht zur allgemeinen Belustigung seit Kriegsbeginn die Eskapaden vom Pressesprecher bis zum Regierungsmitglied samt Familien zu veröffentlichen. Das die Korruption eher steigend ist als abnehmen kann man ebenfalls ständig der ausländischen Presse entnehmen. Man hat Rumänien oder Bulgarien nicht auf Spur bringen können in der EU redet aber von einer Aufnahme der Ukraine. Bis vor einem Jahr hätte man bei so einer Schlagzeile gelacht und es als Scherz abgetan .

Und bei all diesen Punkten ist es für mich nicht zu verstehen das es immer noch Leute gibt die meinen ständig Milliarden in die Welt zu pumpen .
Die reale wirtschaftliche und finanzielle Lage Deutschlands hierbei noch garnicht beachtet. Das Deutschland mittlerweile nur noch ein Potemkinsches Dorf darstellt ist im Ausland schon lange angekommen bloß hier will es keiner kapieren.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 24.05.2023

https://augengeradeaus.net/2023/05/bewerber-fuer-die-truppe-idealistisch-gebildet-und-vom-bewerbungsverfahren-enttaeuscht/

Zitat:Bewerber für die Truppe: Idealistisch, gebildet – und vom Bewerbungsverfahren enttäuscht

Und wie enttäuscht sie dann oft erst vom Dienst in der real existierenden Bundeswehr sind Wink

Zitat:Die Bundeswehr bemüht sich seit Jahren, mehr Soldatinnen und Soldaten zu gewinnen – scheitert dabei aber nicht in erster Linie an der Zahl der Bewerbungen, sondern daran, dieses Potenzial auch auszuschöpfen. Zu diesem Ergebnis kommt die Bewerberstudie 2022 des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw). Zugleich ist nach Ansicht der Autoren die Ansicht wiederlegt, dass vor allem Ostdeutsche und schlechter gebildete Schichten den Hauptteil der Interessenten am Dienst in den Streitkräften stellen.

Zitat:Solange 70 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber bei der Bundeswehr keinen positiven Einstellungsbescheid bekommen, scheint trotz mancher anderslautender Aussagen von Verantwortlichen und Karriereberatern ein Teil des Problems weniger im Umfang des Bewerberaufkommens als vielmehr in dessen Ausschöpfung zu liegen.

In sehr vielen Fällen übrigens aus rein bürokratischen Gründen, aus Formalien, aus absoluter Versteinerung und maximalst möglicher Inflexibilität in Bezug auf alles.

Und das meiner Meinung nach wesentlichste:

Zitat:Für die Personalbeschaffung bei der Bundeswehr gibt es zahlreiche Ansatzpunkte. Neben der Bedarfsdeckung durch externe Personalbeschaffung (Recruiting) ist eine Deckung durch Mittel der Personalbindung (Retention) zu erreichen. Speziell eine stärkere Personalbindung könnte in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Personalbedarfsdeckung leisten.

Solange man weiterhin glaubt eine Berufsarmee mit einer Art Zeitsoldatentum stets jung halten zu können, und man weiterhin glaubt, dass Leute diesen Weg wählen die dann sich nach 8 Jahren oder 12 Jahren etc beruflich völlig neu orientieren müssen (was nämlich der menschlichen Natur zuwider läuft), wird man sowohl weder genug neue Bewerber finden noch genug Leute halten, womit dann sogleich weniger neue Bewerber notwendig wären usw usf.

Hier kommt immer das Argument, dass es doch untragbar schlecht sei, dass Soldaten einfach lebenslang Mannschaftsdienstgrade seien, die müsse man doch regelrecht rauswerfen, ansonsten würde man damit die völlig falschen Personen in die Bundeswehr holen, schließlich gehe es um Leistung und nicht um Berufssicherheit, aber genau dieser Begriff: Berufssicherheit ist der wesentliche.

Man will mehr Bewerber ?! Dann schaffe man Berufssicherheit und dass man wenn man es will dort dauerhaft verräumt wird. Das senkt die notwendige Menge an Bewerbern und man hätte zugleich mehr davon.

Wie machen das eigentlich die deutschen Polizeien ?! In dieser Bundesrepublik gibt es mehr als 320.000 Polizeibeamte ! Diese dienen dort bis zur Pensionierung und Polizeibeamte auf Zeit gibt es nicht. Entsprechend sollte eine Berufsarmee analog eben tatsächlich eine Berufsarmee sein.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Nightwatch - 24.05.2023

Naja, Polizei stellt auch erst ab 2. Qualifizierungsbene überhaupt ein. Also Besoldungsbene A6, mit natürlich glänzenden Aussichten bis nach A9 und höher.

Ein Problem ist schlicht, dass durch die elende Bindung an zivile Besoldungsstrukturen die Mannschaftsdienstgrade in der Bundeswehr völlig unterbezahlt sind. Diabei übertrifft die Verantwortung eines höherrangigen Gefreiten die eines herkömmlichen mittleren Verwaltungsbeamten regelmäßig deutlich.
Man müsste Besoldungstechnisch hier noch viel mehr mit Zulagen arbeiten- allein wer solls bezahlen...

Ganz gurndsätzlich aber - die Bundeswehr müsste halt offensiv dort ansetzen wo mit der bestehenden Besoldungsstruktur noch was zu holen ist. Und das sind halt die niedrigeren Schichten in der Gesellschaft.
Gepaart mit einer wirklichen Zukunftsperspektive und gesellschaftlichen Aufstiegschancen ginge hier schon einiges. Aber solange man der Idee nachhängt, der Grenadierzug müsse auf Facharbeitern bestehen...

Auf der anderen Seite, wenn sie tatsächlich 70 Prozent der Bewerber ablehnen (wie bitte??) haben die da ganz andere Probleme.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 24.05.2023

(24.05.2023, 18:13)Quintus Fabius schrieb: Wie machen das eigentlich die deutschen Polizeien ?!

Relativ einfach: Da bewirbt man sich intern für Schreibtischjobs, wenn man sich für die Straße zu alt fühlt. Und da passt das auch deutlich besser von der Verteilung der Aufgaben und Dienstgrade her. Und wenn ich mich nicht irre, gibt es da auch mehr Flexibilität hinsichtlich der Verbindung von Dienstgrad und Tätigkeit. Auf Streife sieht man ja auch häufig mal höherrangige Beamte.
Dazu kommt, dass die härteste Arbeit (Hundertschaft) von allen am Anfang für ein paar Jahre gemacht werden muss. Bevor (zumindest in NRW) ein Polizist nach seinem Studium in den Streifendienst geht, hat er ein Jahr Praktikum und drei Jahre Dienst bei der Bereitschaftspolizei geleistet. Und erst aus dem dann folgenden Streifendienst heraus kann man sich für weitere Tätigkeiten bewerben, wobei natürlich dann Dienstzeit und -grad Einfluss auf die Postenvergabe haben.
Die Polizei ist da einfach viel geradliniger aufgestellt mit jungen Menschen im Einsatz und alten Menschen am Schreibtisch. Das hat natürlich den Nachteil, dass wenig junge in Führungspositionen gelangen, dafür findet man aber für jeden eine Verwendung bis zur Pension.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 24.05.2023

Und exakt so könnte man das auch bei der Bundeswehr gestalten. Zunächst alle in die Kampftruppe - Infanterie - dem folgend mit steigendem Alter andere Verwendungen wie Artillerie, Aufklärer, Panzer, Sanitäter etc. - dem folgend Logistik, Techniker oder was auch immer die Befähigung hergibt - dem folgend Verwaltung, Geschäftszimmer etc etc

So könnte man über die Verwendungen eine altersorientierte Laufbahn schaffen, bei welcher ein Mannschaftsdienstgrad bis zur Pensionierung durchgehend beschäftigt ist, seinem jeweiligen Alter und seinen gesundheitlichen Fähigkeiten angemessen.

Bezüglich der zu niedrigen Bezahlung spezifisch der Mannschaftsdienstgrade: wenn man eine entsprechende Berufssicherheit und dauerhafte Versorgung gewährleisten könnte, so würden viele die niedrigere Bezahlung hinnehmen, wenn sie dafür zum Ausgleich wüssten, dass sie dauerhaft dort bleiben können.

Viele Fälle die ich kenne bewerben sich deshalb nicht, weil das ganze eben kein Beruf ist, sondern ein vorübergehender Job, ohne Zukunftsperspektive. Menschen suchen Sicherheit, und sind bereit für die Gewährleistung einer solchen ansonsten etliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Das wird bei der Bundeswehr nicht berücksichtigt.

Und wenn man erst mal anfängt altgediente Soldaten zu halten, eben nicht zu entlassen und auch sonst sich darum zu kümmern, dass die Soldaten die man hat eben nicht gehen (alphall31 hat schon einiges dazu geschrieben an was für Misständen dies teilweise konkret liegt), dann sinkt zugleich auch die notwendige Zahl an Rekruten. Und entsprechend kann man dann auch wählerischer sein.

Es besteht einfach keine Notwendigkeit im Geschäftszimmer eines Luftwaffenversorgungs-Regimentes einen jungen Gefreiten sitzen zu haben. Das kann nach vielen Dienstjahren in anderen Verwendungen auch ein alter Korporal leisten.

Zudem investiert die Bundeswehr so viel in die Weiterbildung und berufliche Qualifikation gerade bei den im technischen Bereich tätigen Soldaten und lässt diese dann einfach gehen. Statt dafür zu sorgen, dass sie bleiben. Stattdessen zahlt man durch das Ausscheiden gleich noch mal nicht unerhebliche Mengen aus, obwohl man die Soldaten verliert. Dieser ganze Anspruch auf Berufsförderung muss weg. Er befördert nur das Ausscheiden. Stattdessen müsste man endlich anfangen in der Armee wirklich langfristige Stabilität, Sicherheit und Zukunftsperspektiven zu bieten.

Und dazu gehört auch die Soldaten nicht fortwährend fern der Heimat für irgendwelche politischen Spielchen zu verplempern damit die Politiker sich ganz großartig vorkommen. Denn auch die Standorttreue, dass man eine Heimat findet und sein Leben in dieser zubringt gehören zur Sicherheit und sind ein großer Anreiz während umgekehrt das aktuell vorherrschende Gegenteil davon sehr viele befähigte und qualifizierte Leute entweder davon abschreckt zur Bundeswehr zu gehen oder sie dazu bringt diese wieder zu verlassen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - speciman - 25.05.2023

Des weiteren könnte man auch jeden OA und UA/FA zunächst einmal 12 bis 18 Monate als Msch in der Truppe dienen lassen - beim Heer abermals primär in der Infanterie.
Das sind Erfahrungen, von denen man die gesamte Laufbahn profitieren wird und man hat auf den Schlag ca. 2,500 DP Msch jedes Jahr neu besetzt.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - alphall31 - 25.05.2023

Zitat: Das sind Erfahrungen, von denen man die gesamte Laufbahn profitieren wird und man hat auf den Schlag ca. 2,500 DP Msch jedes Jahr neu besetzt.

Was hat man da bitte gewonnen , im Gegenteil sie blockieren stellen die für voll ausgebildete Mannschaften brauchen . Und wo bitte soll der Junge FA der Pioniere seine Erfahrungen sammeln um dann als Feldwebel in seiner Truppe eingesetzt zu werden ?

Zitat: Infanterie - dem folgend mit steigendem Alter andere Verwendungen wie Artillerie, Aufklärer, Panzer, Sanitäter etc. - dem folgend Logistik, Techniker oder was auch immer die Befähigung hergibt - dem folgend Verwaltung, Geschäftszimmer etc etc

Also ist es das Ziel alle stellen immer mit ungelernten Personal zu besetzen ? Wo sollen den die befähigungen her Kommen ?
Mannschaftslaufbahn und uffz o P sind nun mal keine Laufbahnen für BS . Ich denke mal mit 45 Jahren ist da schon die Grenze fast erreicht . Bis dahin kann man aber ohne Probleme schon 25 Jahre gedient haben und einen Rentenanspruch verdient haben. Oder man bedient damit die ganzen landeskommandos oder ZmZ .
Aber was passiert bei der Bw , da werden Mitte dreißiger Transportuffz zu BS ernannt und solche Späße .