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(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis? - Druckversion

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RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 26.11.2022

(26.11.2022, 10:51)iRUMO schrieb: Wofür soll die F126-Vorlage sein? Die vier Schiffe sind bestellt und die Option auf zwei weitere wurde doch gestrichen ...
"Unterrichtung gemäß § 4 Absatz 2 Satz 5 HG 2022 über die beabsichtigte Erteilung einer überplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung bei Kapitel 1405, Titel 554 21 „Beschaffung Fregatte Klasse 126“"

Also entweder zweites Los oder die werden jetzt schon deutlich teurer als geplant.

(26.11.2022, 10:54)26er schrieb: Entgegen anderslautender Aussagen hier, müssen die mittleren Kräfte politisch gewollt sein und nicht "nur" die Idee des BW bzw. des GI's.
"Fortsetzung der Beratung des Berichts des Bundesministeriums der Verteidigung zum Planungsstand „Mittlere Kräfte“ im Deutschen Heer"

Daraus würde ich jetzt keine politische Initiative ableiten.
Und natürlich ist das ein Projekt, dass bei der Politik sicher gut ankommt, wenn es von der Generalität gut verkauft wird. Das ist vermutlich auch Teil der Motivation dahinter.

Des Weiteren:
(26.11.2022, 10:25)ObiBiber schrieb: https://www.bundestag.de/resource/blob/923028/4e24a2b4968b98d4f100671fc55fc970/to_28_sitzung_30-11-2022-data.pdf
"Beratung des Berichts des Bundesministeriums der Verteidigung zum aktuellen Stand der Beschaffung eines neuen Sturmgewehrs für die Bundeswehr"

Das ist entgegen den umgehenden Gerüchten keine 25Mio.-Vorlage, wenn ich mich nicht irre.

Interessant könnte auch werden:
"Beratung des Berichts des Bundesministeriums der Verteidigung zum Munitionsbezug der Bundeswehr aus dem Ausland"


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Ottone - 26.11.2022

(26.11.2022, 10:51)iRUMO schrieb: Wofür soll die F126-Vorlage sein?
Große Schiffe werden häppchenweise bezahlt, zumal die Zulieferer für die Komponenten und die Komponenten Schritt für Schritt ausgewählt und unter Vertrag genommen werden. Der BT möchte sicherlich den Daumen darauf haben, dass die deutsche Wirtschaft tatsächlich wie im geplanten und zugesagten Umfang an dem Projekt beteiligt wird. Ein weiterer möglicher Grund: APAR Block 2 soll deutlich teurer als gedacht geworden sein.

Das HK416 ist mWn erst zwei Wochen später dran, d.h. obiges kann Vorarbeit sein.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 26.11.2022

(26.11.2022, 19:26)Ottone schrieb: Große Schiffe werden häppchenweise bezahlt, zumal die Zulieferer für die Komponenten und die Komponenten Schritt für Schritt ausgewählt und unter Vertrag genommen werden. Der BT möchte sicherlich den Daumen darauf haben, dass die deutsche Wirtschaft tatsächlich wie im geplanten und zugesagten Umfang an dem Projekt beteiligt wird.

Würde das denn dann als "überplanmäßig" definiert werden? Eine schrittweise Freigabe wäre doch planmäßig.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Ottone - 26.11.2022

Ich weiss es nicht, aber: Geht es ausschliesslich um die Überplanmässigkeit, oder auch?


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 26.11.2022

Okay, das weiß man natürlich nicht, aber so oder so gilt dann: Entweder Ausweitung des Projektes, also 2.Los bzw. zusätzliche Fähigkeit, oder Kostensteigerung gegenüber der ursprünglichen Planung. Und eben nicht einfach nur ein regulärer Freigabeschritt eines unveränderten Projektablaufs.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Leuco - 27.11.2022

Heute Show zu Munitionsmangel ab Minute 1:20

Die Situation des Munitionsmangel war nun auch Thema in der Heute Show. Das ganze natürlich satirisch aufbereitet. Ich denke es ist aber durchaus positiv, dass das so etwa auch so thematisiert wird.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Ottone - 27.11.2022

Ja, das gehört zu einer öffentlichen Debatte und befördert sie. So plump die heute show immer wieder ist, so treffend legt sie andererseits immer wieder den Finger in die Wunde.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Leuco - 27.11.2022

Ich weiß nicht ob dies der richtige Platz hierfür ist, ggf. gerne verschieben. Mich würde interessieren wo ihr die Stärken der aktuellen BW seht? Die Frage bezieht sich auf alle Felder, von Ausbildung, Führung, Material etc.

Wir diskutieren ja viel über Dinge die nicht laufen. Was klappt denn aus eurer Sicht gut oder sogar sehr gut?

Dazu ein subjektiver Bericht meiner Arbeitskollegen. Ich arbeite in einem großen Unternehmen und wir sind historisch mit der BW etwas verbandelt. Hier gibt es unter anderem einen Austausch zur Führungskultur.

Kürzlich hatten wir die Möglichkeit einige erfahrene Führungskräfte nach Hammelburg zu einem Workshop zu schicken. Ich selbst konnte leider nicht teilnehmen, da im ich im Urlaub war. Meine Kollegen durchliefen mach ihrer Beschreibung einen Teil der Vorbereitung auf einen Auslandseinsatz (nur zwei Tage). Unter anderem wurde eine Explosion auf einem Basar simuliert.

Meine Kollegen waren allesamt begeistert und beschrieben die Ausbildung und Führung als sehr professionell. Sie hatten dies so nicht erwartet. Der Tenor war, dass sie nun einen anderen Blick auf die Truppe haben.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 27.11.2022

Mal ein Beispiel, kein großes, aber eines welches das eigentliche Potential aufzeigt:

Es gibt von der Marine ausgehend (ausgerechnet) eine Initiative zur Entbürokratisierung in der Bundeswehr. Diese kleine und sehr feine Initiative ist ein Fingerzeig was möglich wäre. Für ihren arg begrenzten Einfluss und die noch begrenzteren Mittel hat sie im Verhältnis bereits sogar einiges erreicht.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Schneemann - 28.11.2022

Eine allgemeine Einschätzung, auch bezüglich des Themas Munition. Und auch geht es darum, warum bislang erstaunlicherweise nichts geschieht bzw. anscheinend nichts bestellt wurde. Insgesamt eine wenig erbauliche Lage, die zudem ein sehr ungutes Licht auch auf die Verteidigungsministerin wirft (die meiner Meinung nach eine Mischung aus Unwillen und Unfähigkeit ist).
Zitat:LAMBRECHTS VERSAGEN

Die Armee ist immer noch blank

Die Bundeswehr steht heute noch schlechter da als vor dem Ukraine-Krieg. Ihre Munitionsreserven würden im Kriegsfall für zwei Tage reichen. Will SPD-Ministerin Lambrecht überhaupt kampfstarke Streitkräfte? [...]

Betrachtet man jedoch den Zustand der Bundeswehr, sind Zweifel angebracht, denn Regierungen und Bundestag haben die Armee seit Jahrzehnten herabgewirtschaftet. [...] Nun gab es eine „Zeitenwende“, und danach hat sich etwas geändert, jedenfalls in Worten und Beschlüssen. Leider nicht in Taten. Denn die Bundeswehr ist neun Monate nach Beginn des zweiten russischen Überfalls auf die Ukraine ebenso „blank“ (ein Wort des Heereschefs), wie sie es am 24. Februar war. Vermutlich steht es um sie sogar noch schlechter, weil Waffen und Material aus der Ukraine-Hilfe nicht nachbestellt werden. [...]

Unerklärlich ist da, warum im Verteidigungsetat für 2023 die Investitionen in Waffen und Material vermindert wurden und der Etat von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) insgesamt eher für Verkleinerung als Wachstum spricht. Deshalb steht die Truppe weiter still, sogar buchstäblich: Anfang Oktober war der knapp bemessene Treibstoffetat fast aufgebraucht. Nur mit allerlei Haushaltstricks konnten die Tanks weiter befüllt werden, wie ein CDU-Abgeordneter auf hartnäckiges Nachfragen herausfand. [...]

Aber es gebe doch das „Sondervermögen“, wird entgegnet. Ja, das Parlament hat einen Kredit von 100 Milliarden Euro gebilligt. Das Ministerium musste die Beschaffungsliste allerdings stark kürzen, weil Zinsen, Währungsverluste und Inflation nicht eingerechnet waren. Man hätte das wissen können, es wurde aber ignoriert. Also lag der fertige Wirtschaftsplan erst Mitte November vor. Inzwischen ist die Kaufkraft des 100-Milliarden-Kanzler-Versprechens auf etwa 85 Milliarden gesunken. Davon kann man allerlei anschaffen, sollte man meinen. [...] Vier Wochen vor Jahresende kommt allerdings heraus: Es wurde bisher praktisch nichts bestellt. Das Parlament hat bislang keine Vorlage für Hubschrauber, Kampfflugzeuge oder Korvetten zu Gesicht bekommen. [...]

Rätselhaft ist schließlich, warum Lambrecht nicht in Munition investiert. Schon vor Kriegsbeginn fehlten der Bundeswehr Artilleriegeschosse oder Raketen im Wert von mehr als 20 Milliarden Euro. Der Bedarf errechnet sich aus der Vorgabe der NATO, Munition für 30 Kampftage vorrätig zu halten. Selbst das ist noch recht bescheiden, wenn man an die vergangenen neun Monate in der Ukraine denkt. Bei der Bundeswehr reicht es derzeit angeblich für zwei Kampftage, Details sind geheim.
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bundeswehr-wie-lambrecht-bei-der-ausruestung-der-armee-versagt-18488456.html

Schneemann


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Rudi - 28.11.2022

"Will SPD-Ministerin Lambrecht überhaupt kampfstarke Streitkräfte?:

Diese Naivität erstaunt mich immer wieder. Seit Jahrzehnten machte die SPD alles, um die Bw zu schwächen und trotzdem sind manche immer noch erstaunt. Würde die SPD eine kampfstarke Truppe wollen, hätten sie nicht die L. auf den Posten geschoben. Ihre Aufgabe ist es, linke Ideologie in der Bw weiter durchzusetzen und nicht die Kampfkraft der Bw zu stärken. Und genau das gleiche haben die Vorgängerregierungen schon so gemacht.

Scholz und die SPD sind ja Rußlandfreunde. Scholz war schon damals mit der SED verbandelt. Deswegen hat er sich auch gegen Waffenlieferungen so gesträubt und dies nur unter Druck getan. Wenn man nichts nachbestellt, ist man eben bald blank und muß nichts mehr liefern.

Und genau aus diesem Grund werden auch jetzt Ersatzteile und Munition nicht nachbestellt.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - spotz - 28.11.2022

Wie lange sind Munition, Treibladungen usw. eigentlich im Durchschnitt haltbar bzw. lagerbar? Wenn das über 10 Jahre sind, dann würden die 2 Mrd. pro Jahr ja eigentlich reichen, um in 10 bis 15 Jahren auf ein Munitionsbestand von 20 Mrd. zu kommen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 28.11.2022

Wollten wir nicht Leuco ein paar Dinge mitteilen die gut sind?!

Zitat:Mich würde interessieren wo ihr die Stärken der aktuellen BW seht? Die Frage bezieht sich auf alle Felder, von Ausbildung, Führung, Material etc.

Wir diskutieren ja viel über Dinge die nicht laufen. Was klappt denn aus eurer Sicht gut oder sogar sehr gut?

Schiebe ich (ausgerechnet) mal noch was nach: das deutsche Sanitätswesen gehört zu den Besten weltweit, meiner rein persönlichen Einschätzung nach mit Abstand. Genau genommen ist es übertrieben gut aufgestellt. So gut dass man dies schon wieder als Problem auffassen könnte.

Bei etlichen Infanterie-Einheiten gibt es sehr viel Eigen-Initiative und eine extrem hohe Leistungsbereitschaft bei den Soldaten, das militärisch-handwerkliche Können ist ziemlich gut, wobei dies vor allem die niedrigeren Ebenen auszeichnet (Zug, Kompanie, manchmal auch Bataillonsebene). Ganz allgemein findet man bei der BW vieles Gute wenn man nur "weit genug unten" sucht. Je niedriger die Ebene, desto mehr positives kommt da zum Vorschein. Beispielsweise sind die deutschen Scharfschützen hervorragend, aber es gibt leider zu wenige davon.

Die Auslandseinsätze waren und sind von der Logistik / Versorgung her in Wahrheit hervorragend gewesen. Dafür hat man zwar die ganze sonstige Armee über jede Grenze hinaus ausgeblutet, aber im Einsatz selbst kann sich die deutsche Logistik wirklich sehen lassen. Die Idee das andere Armeen besser sind was die Versorgung angeht ist im Auslandseinsatz falsch, da stehen wir mit an der Weltspitze.

In der Streitkräftebasis gibt es eine ganze Reihe erstaunlich leistungsfähiger Einheiten.

Die deutsche Artillerie würde ich rein qualitativ gesehen als sehr gut einstufen, bei denen hakt es vor allem anderen nur an der Quantität. Auch da ist das militärische handwerkliche Können teilweise herausragend gut.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - ObiBiber - 28.11.2022

https://www.n-tv.de/politik/Ruestungsindustrie-wartet-auf-Bestellungen-des-Bundes-article23748450.html

echt traurig…


RE: Bundeswehr – quo vadis? - GermanMilitaryPower - 28.11.2022

(28.11.2022, 15:23)ObiBiber schrieb: https://www.n-tv.de/politik/Ruestungsindustrie-wartet-auf-Bestellungen-des-Bundes-article23748450.html

echt traurig…

Hast Du allen Ernstes erwartet, dass dieser Industrie-Kapazitäts-Bullshit stimmt? Wir sind die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Unsere Industrie, also das arbeitende Volk und dessen Management hält den Kahn noch auf Kurs. Allerdings treffen wir bald den großen Eisberg, fragt sich nur ob das 2023 oder 2024 sein wird.

Unsere Politik ist einfach scheisse und das ist untertrieben. Aber die Schuldigen sind die Wähler der SPD, CDU, Grünen, FDP und Linken. Jedes Mal dieselbe Geschichte. Wir haben es nicht anders verdient, denn die Mehrheit unseres Volkes will es so.