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(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis? - Druckversion

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RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 19.11.2022

Die Ironie ist ja, dass die Bundeswehr keine Mini-Armee sein müsste und dass Deutschland durchaus alleine Streitkräfte aufstellen könnte, die für die Sicherung Europas absolut ausreichend wären. Wenn man dann noch Rüstungsanstrengungen wie die von Polen hinzu nimmt, zuzüglich einiger EU Staaten die bereit wären sich zumindest in Teile einzuordnen (Niederlande), wäre das bereits militärisch absolut ausreichend.

Es wird in Europa keine wirkliche militärische- und sicherheitspolitische Einigung geben, wenn nicht endlich jemand hier substanziell in Vorleistung geht, was aufgrund der wirtschaftlichen, finanziellen und technologischen Möglichkeiten nur wir sein können. Was uns dafür lediglich fehlt ist der Wille, resultierend aus der gegenwertigen sozialkulturellen Grundströmung in dieser Gesellschaft.

Zunächst braucht es einen militärischen Schwerpunkt in Europa, dann erst führt die Gravitation die dieser ausübt dazu, dass dieser Schwerpunkt beginnt alles auf sich zu ziehen. Und wenn wir nicht willens sind, dann müssen wir eben Frankreich dazu befähigen, den Frankreich hätte den Willen, aber denen fehlen die Grundlagen dafür. Aber unterordnen will man sich hierzulande ebenso nicht, und so krankt der ganze mögliche militärische Aufstieg Europas schlußendlich an dieser Bundesrepublik.

Als erstes müsste man die Bundeswehr auf 370.000 Mann festlegen und auf diese Größe hin aufrüsten. Dann müsste man entsprechende Reserve / Milizstrukturen schaffen und die Polizeien zumindest in Anteilen militarisieren. Dann müsste man die Luftwaffe deutlich aufrüsten. Das allein würde schon reichen um Europa gegen jeden denkbaren Angriff zu verteidigen, völlig unabhängig von anderen EU Staaten. Man nehme noch Frankreich und Polen hinzu und es ist kein Szenario mehr denkbar in welchem Russland in den nächsten Dekaden Europa konventionell militärisch bedrohen könnte.

Das würde dazu führen, dass andere EU Staaten ihre Sicherheitspolitik statt in die USA zu uns auslagern würden. Das würde dazu führen, dass die gleichen außen- und sicherheitspolitischen Abhängigkeiten sich von den USA zu uns hin verschieben, bis wir schließlich deren Position in Europa übernehmen. Und das alles wäre real möglich, aber natürlich nur rein theoretisch den die real existierende Gesellschaft in dieser Bundesrepublik ist dazu aus kulturellen Gründen halt nicht in der Lage.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Leuco - 19.11.2022

Ich halte einen größeren personellen Aufwuchs für völlig unrealistisch. Man sehe wie hoch der Facharbeitermangel heute schon ist. Dies wird sich in den nächsten Jahren verschlechtern und stellt neben dem Klimawandel die größte Herausforderung in Europa dar. Es gibt bereits einen Kampf um die Arbeitnehmer. Hier werden Dinge wie die vier Tage Woche und Home Office eine große Rolle spielen.

Ich denke wie in der Industrie geht es darum mit wenig Personal viel zu bewirken (was ein Argument für die Luftwaffe und ggf. Marine wäre). Dies geht vor allem durch Verschlankung der Strukturen und Automatisierung der Systeme.

Wenn man über Milizen oder auch Aufstellung von Infanterie spricht, müsste zu erst über ein Konzept der Personalgewinnung gedacht werden. Außer der Wehrpflicht und Söldnern fällt mir selbst wenig ein. Bis eine Wehrpflicht nach ihrem Aufbau einen Nutzen entwickeln würde kann man sicher 10 Jahre einplanen.

@Quintus: Wie würde die Investition in die Luftwaffe nach deiner Vorstellung kurz und mittelfristig denn aussehen?


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 19.11.2022

1. Das Problem ist noch vor allen anderen Fragen, dass die ganze Kultur der Allgemeinen Wehrpflicht dahin ist. Deshalb glaube ich rein persönlich nicht daran, dass hierzulande zeitnah (eine Dekade) überhaupt eine funktionierende Wehrpflicht wiedereinführbar wäre. Aber dessen ungeachtet: natürlich könnte ein personeller Aufwuchs dieser Größenordnung angesichts der Umstände nur durch eine Wehrpflicht ermöglicht werden. Das eigentliche Ideal (rein theoretisch natürlich!) aber wäre für mich eine Milizarmee, bei der nur die Waffensysteme welchen aufgrund ihrer zu großen Komplexität und den technischen Anforderungen von Berufssoldaten bedient werden, während der Gros der Streitkräfte tatsächlich echte Milizen wären.

2. Allgemein in diesem Kontext könnte und sollte man die tradierten Wege der Kriegsführung kritisch hinterfragen. Man könnte die militärische Sicherheit der Bundesrepublik was den konventionellen Bereich angeht auch ganz anders als bisher gewährleisten und es sind hier auch völlig andere Strukturen, eine völlig andere Doktrin und eine komplett andere militärische Ausrichtung und Kampfweise andenken.

3. Bezüglich Automatisierung (auch Roboterisierung) der Kriegsführung bin ich voll bei dir. Für die real existierende Bundeswehr muss diese forciert werden um den Personalmangel auszugleichen. Das reicht noch weit über Marine und Luftwaffe hinaus. Als einfachstes und plakativstes Beispiel: Wenn ein Kampfpanzer 4 Mann Besatzung hat, und ich habe 360 Mann, kann ich damit entweder 90 Kampfpanzer bemannen (zwei Bataillone), oder deren 120 (drei Bataillone).

Keiner der genannten Punkte wird bei der Bundeswehr aktuell ernsthaft verfolgt. Weder personeller Aufwuchs und wie man diesen bewerkstelligen könnte, noch die Wiedereinführung der Wehrpflicht, noch andere Methoden der militärischen Verteidigung als die allerkonventionellesten und auch die Automatisierung schreitet viel zu langsam voran.

Bezüglich der Luftwaffe: das ist ein immens komplexes und raumgreifendes Thema dass ich eher andernortens detaillierter diskutieren würde. Hier also nur grob ein paar Stichpunkte:

- die EF müssen vollumfänglich alle für die Luft-Boden Rolle befähigt werden und ebenso alle vollumfänglich für SEAD/DEAD; Zielsetzung sollten 120 EF der Tranche 4 sein.

- wir benötigen eher vorgestern als gestern einen EF ECR / EloKa in signifikaner Stückzahl, meiner Meinung nach sogar 60 Stück - damit käme man auf insgesamt 180 EF (T4 + ECR)

- die EF müssen durch Drohnen ergänzt werden (wie Loyal Wingman, Valkyrie / LCASD etc); Stealthdrohnen welche den EF ergänzen sollten anstelle der F-35 beschafft werden

- die F-35A sind ein Fehler; die nukleare Teilhabe sollte auf Bodengestützte Marschflugkörper / respektive Boden-Boden Raketen abgestützt werden

- wir benötigen immens viel mehr Wirkmittel, insbesondere alles was in Richtung Luft/Boden geht

- die LW benötigt eigene SOF welche dem KSK bestimmte LW-spezifische Aufgaben abnehmen, zumindest ein Bataillon; ich würde zudem die Fernspäher der LW unterstellen, und in diesem Kontext wäre es sinnvoll diese zusammen mit den SOF in einem Kommando zusammen zu fassen

- deutliche Ausweitung und weiterreichende Befähigung eigener Luftwaffenpioniere

- Schaffung einer Fähigkeit mehrere hochmobile "Feldflugplätze" auf entsprechenden Straßen / Autobahnabschnitten betreiben, unterhalten und versorgen zu können; de facto Schaffung einer hochmobilen Flughafen-Infrastruktur, welche aus der Bewegung heraus einen solchen bereit stellen kann

- Objektschutz sollte an Einheiten der Reserve gehen und entsprechende Objektschutzregimenter analog zu den sogenannten Landesregimentern aufgestellt werden; man könnte auch daran denken entsprechende Objektschutz-Bataillone LW den Landesregimentern einfach zu unterstellen

- kein Ersatz der schweren Helis, stattdessen bewusste Aufgabe dieser Fähigkeit; im weiteren Beschaffung neuer mittlerer Mehrzweckhubschrauber (ob jetzt aus dem FLV Programm oder von Airbus lasse ich hier mal bewusst offen)

- vollständige Abgabe der Flugbereitschaft an die Bundespolizei um den Wehretat und das Personal davon frei zu machen

- massiver Ausbau der bodengestützten Luftraumverteidigung; enge Vernetzung derselben mit einer noch aufzustellenden Heeresflugabwehr; Einstieg in das SAMP/T System (zusätzlich)

- schnellstmöglicher Ersatz der T-38 durch den eT-7A Red Hawk von Boeing

- Modernisierung und Ausbau der Radarüberwachung; insbesondere des LÜR

- das FCAS zu dem Rüstungsschwerpunkt der Bundeswehr überhaupt machen

Das nur mal grob. Genauer können wir das gerne dann im entsprechenden Strang diskutieren.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - voyageur - 19.11.2022

Mein Wunschtraum
die Deutsch/französische Brigade in eine Division verwandeln. Sie kann nur auf Nato oder EU Ebene verwendet werden.
In Frankreich gibt ja schon
* Soldaten a titre francais
* Soldaten à titre étranger
alle mit dem selben Status, Gesetzen und Vorschriften.
Dann machen wir halt einen Dritten
* Soldaten à titre allemand (deutsch).
Individuelle Bewerbungen für jeden DP des deutschen Anteils der Division, mit allen Prüfungen.
Ausrüstungen
* persönliche wie FR
* kollektive meinetwegen ein Mix Boxer Griffon etc .
Die Kosten werden nach Deutschland durchgereicht


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 19.11.2022

Umgekehrt sollte die Bundesrepublik einfach deutsche Soldate a titre Francais unterstellen (dazu hatte ich ja vor kurzem schon mal was geschrieben).


RE: Bundeswehr – quo vadis? - FJ730 - 19.11.2022

Die EU Staaten gaben bereits 2020 vor den umfassenden Erhöhungen 232 Mrd USD für Verteidigung aus um je nach Berechnung zwischen 1.2 und 1.5 Mio Soldaten in 28 Ministerien und Generalstäben........ weiteren Stäben etc... mit all ihren nationalen Vorschriften zu beschäftigen.
Hiervon waren je nach Quelle zwischen 10% und 30% voll einsatzbereit. ( Die Bw hat vermutlich den Schnitt nicht nach oben gezogen) Von der Anzahl der unterschiedlichen Waffensysteme mal ganz abgesehen.
Ineffizienter geht es kaum, zumal sämtliche Streitkräfte trotz dieser Zahlen über Fähigkeitslücken verfügen die von Uncle Sam ausgefüllt werden müssen.
Die o.g. Ressourcen sind meiner Ansicht nach mehr als ausreichend um eine schlagkräftige EU Armee aufzustellen, die allen Bedrohungen gewachsen ist. Zudem wäre sie auch in der Lage groß angelegte Operationen durchzuführen, wozu derzeit im westlichen Bündnisraum lediglich die Amerikaner befähigt sind.

Von der Militarisierung (und der damit einhergehenden und in mehreren Studien nachgewiesenen Entfremdung aus der Gesellschaft) der Polizeikräfte halte ich aus vielen Gründen rein gar nichts, aber das ist wohl ein eigenes Thema. Das Konstrukt der Nationalgarde (ähnlich wie in den USA) die im Bedarfsfall aktiviert und der jeweiligen Regierung bzw den Strafverfolgungsbehörden unterstellt werden kann finde ich wesentlich attraktiver. Gerade wenn es zu einer EU Armee kommen sollte wäre diese für die Territoriale Verteidigung hervorragend geeignet. Die Ausgestaltung könnte man ja evtl. Finnland überlassen.

Deutschland und die Bw wären bei einer Fokussierung auf das Militär natürlich in der Lage Europa zu schützen.
Aber das ist weder sinnvoll, noch von irgend einer Mehrheit gewünscht und daher unrealistisch.
Eine EU Armee ist hingegen von einer deutlichen Mehrheit in D und den EU Mitgliedsländern nicht nur gewünscht, sondern auch parteiübergreifendes (Rechte und Linke in allen Ländern ausgenommen) Langfristziel und daher realistisch.
Die Bw ist wie alle anderen 27 Mini Armeen ein Auslaufmodell wenn man es mit der europäischen Souveränität ernst meint.

Die D/F Brigade zur Division auszubauen und unter EU/Nato Kommando zu unterstellen wäre natürlich ein hervorragender Ausgangspunkt. Ich fände es gut, wenn sie dann später für weitere Mitglieder der EU geöffnet , von der EU mit einem wachsenden Etat bezahlt und unter ihre Flagge gestellt wird. Frankreich hat mit seinen Dienstverträgen für die Fremdenlegionäre eine enorme Erfahrung, Menschen jeglicher Herkunft und Kultur unter einer Flagge zu vereinen und sollte bei dieser Transformation federführend sein.
Von oben her müsste man die EU befähigen, über eine nukleare Abschreckung zu verfügen.
Eine Möglichkeit wäre z.b eine der beiden Rafale Staffeln in Strasburg die für ASMP ausgelegt sind, unter das Kommando der EU Komissions- und oder Ratspräsidentschaft zu stellen. Die Piloten könnten sich aus allen Mitgliedsländern rekrutieren. Hierfür könnte die EU im Gegenzug die (gerade anstehende) extrem kostenintensive Wartung aller Waffen der Force de Frappe übernehmen. Das wäre wohl nur fair.
https://www.waz.de/politik/atomwaffen-putin-frankreich-deutschland-schutzschirm-id235984317.html
Strategisch wäre der Bau von 6 statt 4 SNLE 3G denkbar. Auch die Kosten könnte die EU im Gegenzug komplett übernehmen. (Also letzten Endes Deutschland)

Man muss halt nur wollen und die Deutschen militärisch erwachsen werden. Aber auch hier tut sich ja etwas. https://www.tagesschau.de/investigativ/panorama/umfrage-atomwaffen-deutschland-101.html Vor 60 Jahren waren wir in Europa schon einmal wesentlich weiter und der Alpha Jet war noch nicht einmal gebaut.
https://www.deutschlandfunk.de/50-jahre-atomwaffensperrvertrag-andauernder-streit-um-die-100.html
Wegen mir kann die EU jederzeit die Außen- Sicherheits- und Handelspolitik komplett übernehmen und im Gegenzug 2/3 ihrer sinnfreien Aufgaben wieder an die nationalen Parlamente abgeben.

Quo vadis Bundeswehr? In ihrer jetzigen Verfassung würde sie wohl kaum jemand vermissen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 19.11.2022

(19.11.2022, 16:37)FJ730 schrieb: Die D/F Brigade zur Division auszubauen und unter EU/Nato Kommando zu unterstellen wäre natürlich ein hervorragender Ausgangspunkt. Ich fände es gut, wenn sie dann später für weitere Mitglieder der EU geöffnet , von der EU mit einem wachsenden Etat bezahlt und unter ihre Flagge gestellt wird.
Es sollte als erster Schritt das belgisch-luxemburgische Aufklärungsbatallion unterstellt werden. Und vielleicht könnten die Niederländer ihren ohnehin beabsichtigten Artillerieaufwuchs beisteuern. Das würde einen guten Kernverband abgeben.

Zitat:Wegen mir kann die EU jederzeit die Außen- Sicherheits- und Handelspolitik komplett übernehmen
Von mir aus auch. Und genau dieser Punkt ist das alles entscheidende Hindernis. Alles andere ließe sich lösen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - FJ730 - 19.11.2022

(19.11.2022, 17:39)Broensen schrieb: Es sollte als erster Schritt das belgisch-luxemburgische Aufklärungsbatallion unterstellt werden. Und vielleicht könnten die Niederländer ihren ohnehin beabsichtigten Artillerieaufwuchs beisteuern. Das würde einen guten Kernverband abgeben

Das wäre natürlich wirklich ein sehr interessanter Verband mit hoher Optionalität. Vor allem auch militärisch eine absolute Bereicherung, weil wir es ja offenbar tatsächlich nicht hinbekommen werden, mehr als eine schwere und eine mittlere Division ( es ist so peinlich) bereit zu stellen. Die "schnelle" hab ich mal außen vor gelassen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 20.11.2022

(19.11.2022, 21:48)FJ730 schrieb: ..., weil wir es ja offenbar tatsächlich nicht hinbekommen werden, mehr als eine schwere und eine mittlere Division ( es ist so peinlich) bereit zu stellen.

Falsch. Es werden zwei gemischte. Macht es natürlich nicht besser.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 20.11.2022

Eine der EU unterstehende französisch-deutsche Division, erwachsen aus der D/F Brigade wäre genau das, was ich seit langem als notwendigen allerersten Kondensationskeim ansehe. Eine noch darüber hinaus weitergehende Zusammenführung der französischen und deutschen Streitkräfte wäre dann der erste Schritt zu einer EU Armee, weil diese dann eine derartige Schwerkraft ausüben würde, dass der Rest von selbst folgt. Statt eine EU Armee komplett zugleich aus allen europäischen Armeen aufzubauen, müsste man meiner Überzeugung nach als Zwischenschritt erstmal eine schlagkräftige französisch-deutsche Streitmacht aufstellen. Der Rest kann dann erst daraus folgen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Leuco - 20.11.2022

Wünschenswert wäre dies auf alle Fälle. Für mich ist hier fraglich wie die französische Rechte auf so ein Thema blickt. Das hier mehr auf nationale Alleingänge gesetzt und EU sowie D kritisch als ewiger Sündenbock für alles herhalten muss ist klar.

Weiß jemand wie von denen auf die D/F Brigarde geguckt wird?

Das Problem ist hier, dass so ein Vorstoß mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit von rechts als Wahlkampfthema genutzt würde. Die Franzosen müssen wieder Herr ihrer Streitkrâfte werden etc.

Die Atomare Abschreckung zu vereinen halte ich mit diesem Hintergrund ebenfalls für unwahrscheinlich. Solange die nationale Rechte in Ländern so stark ist, bleibt immer zu befürchten, dass ein etwaiger Vorstoß Richtung EU Armee zurückgedreht wird, wenn diese an die Macht kommen. Dies könnte dann wiederum die Verteidigungsfähigkeit weiter zurückwerfen, als vor der Änderung.

Da es die D/F Brigarde schon gibt, wäre es aber ein guter Einstieg z.B. am Anfang einer Legislatur diese aufzubohren. Dann können einige Jahre Fakten geschaffen werden.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - voyageur - 20.11.2022

Zitat: Eine der EU unterstehende französisch-deutsche Division, erwachsen aus der D/F Brigade wäre genau das, was ich seit langem als notwendigen allerersten Kondensationskeim ansehe.

Ich würde es als die DE/FR mittlere Eingreifdivision verkaufen. Nichts multilaterales, das kompliziert nur alles. Aber mit einigen Punkten die in DE weh tun werden. Und wir lassen die Atomwaffen aussen vor. Das kommt von alleine, wenn die Truppe im Einsatz ist, fällt sie automatische unter dem französischen Schutzschirm.
1) Der Bundestag gibt seinen Parlamentsvorbehalt auf. Die Division kann sich auf NATO/EU Befehl sofort bewegen. Der Bundestag wird nur unterrichtet, der Einsatz muss aber nach 4 Montane vom Bundestag bestätigt werden, sonst Rückzug (analog wie die Prozedur in Frankreich).
2) Die deutschen Einheiten werden nicht kollektiv zugeordnet, sondern die Bundeswehrsoldaten bewerben sich individuell um einen Posten. So umgehen wir die deutschen Probleme der Alters und Dienstgradpyramiden.
3) Die Division wird in die "Bulle Scorpion" eingebunden, das heißt das deutsche Materiel muss "scorpioniert" werden.
4) Die Division übernimmt das französische Kavalleriemodell mit dem Jaguar.
Und was das Materiell angeht, dringend 20 RCH155 produzieren und der Ukraine schenken, so das man die endlich RETEX bekommt. So kann man sachlich begründet den Mix Caesar/RCH erarbeiten.

Zitat:Wünschenswert wäre dies auf alle Fälle. Für mich ist hier fraglich wie die französische Rechte auf so ein Thema blickt. Das hier mehr auf nationale Alleingänge gesetzt und EU sowie D kritisch als ewiger Sündenbock für alles herhalten muss ist klar.


Was politisch Links und Rechts angeht, wenn endlich mal positive Sachen kommen dann verlieren diese auch sofort an Einfluss.
Und der Schuh Sündenbock passt auf beiden Seiten, zB Arie DE zahlt immer....


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Leuco - 20.11.2022

(20.11.2022, 10:51)voyageur schrieb: 3) Die Division wird in die "Bulle Scorpion" eingebunden, das heißt das deutsche Materiel muss "scorpioniert" werden.
4) Die Division übernimmt das französische Kavalleriemodell mit dem Jaguar.

Kannst du die Punkte weiter ausführen?


RE: Bundeswehr – quo vadis? - ObiBiber - 20.11.2022

Die Idee einer D/F Division ist ein guter Ansatz…
da muss man aber auch reinwachsen …
das ganze dann auf Basis „mittlerer Kräfte“ und der EU unterstellt…
4 Brigaden im Rahmen der Division …
wichtig bzgl Interoperabilität wäre dass man ein integriertes Battle Management System hat und ähnlich Effektoren/Munition/Kaliber


RE: Bundeswehr – quo vadis? - voyageur - 20.11.2022

Was den
Jaguar angeht, und er arbeitet (in Zukunft) mit dem VBAE. Was die Erklärung des Konzepts "leichte Kavellerie" angeht, das überlasse ich @Quintus Fabius

Es handelt sich um das SCIS (Scorpion Combat Informationssystem), Mit Hilfe des Radios "Contact' werden "alle" (nach und nach) in das SCIS eingebunden. Vom Infanteristen über Fahrzeuge, Artillerie, Hubschrauber bis zum Rafale und den Kriegsschiffen.

Zitat:4 Brigaden im Rahmen der Division …
wichtig bzgl Interoperabilität wäre dass man ein integriertes Battle Management System hat und ähnlich Effektoren/Munition/Kaliber

Fangen wir mal mit 2 (kampfbereiten) Brigaden an. Battle Management ist SCIS Scorpion. Waffen und Munition da steckt echt Arbeit drin. Aber als erstes sollten die Sensoren dran sein. Weil diese sind ja über das Fahrzeugen direkt in Scorpion eingebunden.
Das heißt der Boxer müsste scorpioniert werden. Er muss über gleichwertige Sensoren wie der Griffon verfügen, wie Jammer, Kameras etc etc. Entweder dieselben, oder mit einer entsprechend entwickelten Interface. Für den Boxer sollte das machbar sein KNDS Produkte, aber das gilt grundsätzlich für ALLE Fahrzeuge.