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(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis? - Druckversion

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RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 10.10.2022

Weil das Haushaltsrechtlich, Vergaberechtlich, Ausschreibungsrechtlich, Beschaffungsrechtlich, Wehrrechtlich, Arbeitsplatzschutzrechtlich, und allen möglichen sonstigen -rechtlichkeiten zuwieder laufen würde. Und selbst wenn dem nicht so wäre, weiß die höhere militärische Führung im Heer anscheinend nicht genau was sie will.

Mein Vorschlag wäre, erst mal eine Abteilung für die Beschaffung von Widerkäuern aufzubauen, die dann in ungefähr zwei Jahren einen ersten Prototyp eines Normschafes beschafft......


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Pmichael - 11.10.2022

Die Bundeswehr sollte doch einfach erstmal das Geld ausgeben was vorhanden ist, bevor verschiedene Lobbyisten nach mehr Geld schreien.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - DeltaR95 - 11.10.2022

(11.10.2022, 08:08)Pmichael schrieb: Die Bundeswehr sollte doch einfach erstmal das Geld ausgeben was vorhanden ist, bevor verschiedene Lobbyisten nach mehr Geld schreien.

Das hat die letzten Jahre doch geklappt? Die Vollausgabe wurde doch medial zelebriert...

Zu deinem vorherigen Post... dein Ansatz ist leider weder mit Grundgesetz noch BHO vereinbar. Genau um dieser "Erpessung" vorzubeugen, nämlich einfach den Vertragswert zum Vertragsschluss gleich dem verfügbaren Buget zu setzen und bei jeder durch Preisgleitung bedingten Erhöhung darauf zu verweisen, dass man das Geld ja zwingend braucht, sonst müsste man das Projekt abbrechen, ist genau der Kernkritikpunkt von BRH und dem ehemaligen Finanzminister Scholz - und aus meiner Sicht haben diese dort leider recht.

Eine Inflation wirkt sich nicht nur im aktuellen Jahr aus, sondern ist kumulativ, d.h. ein Vertrag über 5 Jahre erfährt im Jahr 1 für alle (!) folgenden Jahre 2 bis 5 z.B. 5 % Inflation. Im zweiten Vertragsjahr kommt dann die Inflation für Jahr 2 auf alle folgenden Jahre 3 bis 5 und so weiter... aus diesem Grund gibt es etwas, das man Haushalts- und Finanzplan nennt und JEDER gute Projektleiter - egal ob öffentlicher Dienst oder Industrie - plant dafür Vorhalte ein. Das hätte beim Sondervermögen halt leider auch bedeutet, dass man die Preissteigerung aller Arten über die Laufzeit des Sondervermögens hätte einpreisen müssen und damit wäre man wohl eher an 150 Mrd. gelandet - aber wie soll man das dem allgemeinen Bürger erklären, dass da 50 Mrd. (WAS EINE UNGEHEURE SUMME!?!?!?!) für "nichts" verpufft? Da spart man sich den "Shitstorm" lieber und muss jetzt über Stückzahlreduktion bei den gedeckelten Projekten arbeiten (Halte ich für die wahrscheinlichste Lösung...) oder halt das Geld aus dem EP 14 abziehen, der dann halt für den Betrieb nicht mehr ausreicht...

Ein Bundeshaushalt muss immer ausgeglichen sein - ist aber keine Kunst, denn ein Minus kann mit mit Kreditaufnahme kompensiert werden. Ich bin kein Freund der schwarzen Null, sondern eher davon, die Einnahmeseite zu erhöhen, bevor man sich mit Schulden und unwägbaren Zinssätzen in der Zukunft belastet.

Bei allem gebührenden Respekt, aber diese Transparenz hat jeder im öffentlichen Raum verdient! Wenn mir ein Projektleiter ankommt, mir sagt "Projekt kostet 1.000.000,-!" und ich danach rausfinde, dass wir dank unterschlagener "Nebenkosten" bei 1.500.000,- landen, war diese Person die längste Zeit Projektleiter.

Die Bundeswehr muss endlich ihren WIRKLICHEN Bedarf benennen dürfen - ungeschönt! Ansonsten geben wir z.B. weiterhin vor, eine ASW-Marine zu haben... dummerweise die einzige weltweit mit ASW-Fokus ohne Schleppsonar und Torpedoabwehr... nur mal als plakatives Beispiel.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Pmichael - 11.10.2022

Die Bundeswehr war bisher nicht in der Lage weder den erhöhten Bundeswehretat noch das Sondervermögen umzusetzen, wenn dann Lobbyisten schreien es sei sowieso nicht genug, dann muss das Geschrei halt erstmal als Lobbyismus einordnen.
Die wieder angesprochene Inflation, um gerade diese Inflation entgegen zu wirken ist ein vorgezogenes Vermögen die best Möglichkeit, hier müssen jedoch Investitionen sofort getätigt werden. Davon mal abgesehen wird die Höhe der einzelnen Haushaltsposten nicht an der Inflation festgemacht sondern am Haushaltetat, der durch die Steuereinahmen bzw. Kreditaufnahme bestimmt wird.
Und nein, man nimmt keine Kredite auf um irgendeine Reserve zu haben.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - 26er - 21.10.2022

In ein paar Tagen steht das diesjährige "Heimdall 2022 – Joint Fire Support Exercise" in Nord-Norwegen an.

"Marine, Heer und Luftwaffe üben in Nordnorwegen gemeinsam die taktische Feuerunterstützung."

Diesmal ist auch eine F125 Fregatte dabei. Ich kann mich nicht erinnern, dass schon mal über ein Landzielschießen mit 127mm berichtet wurde. Deshalb bin ich darauf sehr gespannt.

https://www.bundeswehr.de/de/organisation/marine/aktuelles/joint-fire-support-exercise-heimdall-2022-5513530


RE: Bundeswehr – quo vadis? - OG Bär - 24.10.2022

Zur Abwechselung auch auch mal wieder eine positive Nachricht.

Gemäß ESUT sollen 10.000 Schuß SMArt 155 Suchzündermunition nachgeordert werden.

Im ersten Schritt wurde dazu wohl am 20.10. eine Vorlage vom Finazsausschuß für den Abschluß eines Vertrages mit der Deutschen Rüstingsindustrie, für die Nachentwicklung zur Beseitugung von Obsoleszenzen, genehmigt. Der Wert dafür liegt aussagegemäß bei etwas über 102 Mio Euro.

Im Anschluß daran soll dann ab 2027 die Munition beschafft werden. Der Finanzbedarf wird dafür auf etwa 810 Mio. Euro geschätzt, so ESUT. Gemäß Artikel hat die Bundeswehr noch etwa 8.000 Granaten von SMArt 155 im Bestand.

Das Vorhaben wird wohl aus dem Verteidigungshaushalt und nicht aus dem Sondervermögen finanziert.

Quelle ESUT:

https://esut.de/2022/10/meldungen/37472/nachentwicklung-fuer-artilleriemunition-smart-155-genehmigt/


RE: Bundeswehr – quo vadis? - DeltaR95 - 24.10.2022

(24.10.2022, 14:53)OG Bär schrieb: Zur Abwechselung auch auch mal wieder eine positive Nachricht.

Gemäß ESUT sollen 10.000 Schuß SMArt 155 Suchzündermunition nachgeordert werden.

Im ersten Schritt wurde dazu wohl am 20.10. eine Vorlage vom Finazsausschuß für den Abschluß eines Vertrages mit der Deutschen Rüstingsindustrie, für die Nachentwicklung zur Beseitugung von Obsoleszenzen, genehmigt. Der Wert dafür liegt aussagegemäß bei etwas über 102 Mio Euro.

Im Anschluß daran soll dann ab 2027 die Munition beschafft werden. Der Finanzbedarf wird dafür auf etwa 810 Mio. Euro geschätzt, so ESUT. Gemäß Artikel hat die Bundeswehr noch etwa 8.000 Granaten von SMArt 155 im Bestand.

Das Vorhaben wird wohl aus dem Verteidigungshaushalt und nicht aus dem Sondervermögen finanziert.

Quelle ESUT:

https://esut.de/2022/10/meldungen/37472/nachentwicklung-fuer-artilleriemunition-smart-155-genehmigt/

Was ist daran positiv?

a) Obsoleszenzmanagement: Nicht vorhanden!
b) Lieferung ab 2027 bis keine Ahnung: Sofern die Qualifizierung halt klappt wie geplant, was sie ja sicher wird UND ab 2027 Geld für die Serienbeschaffung da ist...

Sorry, aber so eine Nachricht würde ich im gegenwärtigen Sicherheitsumfeld gerade nicht melden... aber wir schreiben gleich noch den Bestand dazu???


RE: Bundeswehr – quo vadis? - OG Bär - 24.10.2022

(24.10.2022, 19:03)DeltaR95 schrieb: Was ist daran positiv?

a) Obsoleszenzmanagement: Nicht vorhanden!
b) Lieferung ab 2027 bis keine Ahnung: Sofern die Qualifizierung halt klappt wie geplant, was sie ja sicher wird UND ab 2027 Geld für die Serienbeschaffung da ist...

Sorry, aber so eine Nachricht würde ich im gegenwärtigen Sicherheitsumfeld gerade nicht melden... aber wir schreiben gleich noch den Bestand dazu???

Grundsätzlich hast du Recht, die Versäumnisse der Vergangenheit!

Aber wie ich in solchen Situationen im immer gern zu sagen pflege: "We are where we are! I can not change the past!" So sollte man es sehen.

Positv ist für mich daher, dass sich überhaupt was tut. Wenn man von A nach B möchte, dann muss man halt irgendwann auch den ersten Schritt tun auch wenn's dauert bis man am Ziel ist. Weiterhin im Status Quo zu verharren ist ja keine Alternative.

Ich find es daher eine gute Entscheidung in die SMArt 155 zu investieren. Man zeigt sich auf Basis des Ukrainekrieges mMn lernfähig.

.. und wie du auch richtig ausführst, es dauert einfach wieder zu lange und daher kann es auf der langen Wegstrecke auch zu Unwägbarkeiten kommen..... Wir werden es sehen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 24.10.2022

ab 2027

wo in der Ukraine aktuell pro Tag mehr als das doppelte dieser Anzahl von Granaten abgefeuert wird. Natürlich nicht SMArt, aber dafür PRO TAG. Die USA haben jetzt schon mehr als 1 Millionen Artilleriegranaten im Kaliber 155mm in die Ukraine geworfen, mehr als, und dazu noch eine immense Menge 152mm Artilleriegranaten.

Aber wir feiern es, wenn ab 2027 dann 10.000 neue Granaten geliefert werden, und ab heißt nicht im Jahr 2027, sondern in welchem Zeitraum von da ab folgend ?!


RE: Bundeswehr – quo vadis? - OG Bär - 24.10.2022

(24.10.2022, 20:42)Quintus Fabius schrieb: ab 2027

wo in der Ukraine aktuell pro Tag mehr als das doppelte dieser Anzahl von Granaten abgefeuert wird. Natürlich nicht SMArt, aber dafür PRO TAG. Die USA haben jetzt schon mehr als 1 Millionen Artilleriegranaten im Kaliber 155mm in die Ukraine geworfen, mehr als, und dazu noch eine immense Menge 152mm Artilleriegranaten.

Aber wir feiern es, wenn ab 2027 dann 10.000 neue Granaten geliefert werden, und ab heißt nicht im Jahr 2027, sondern in welchem Zeitraum von da ab folgend ?!

Quintus Fabius,

also "feiern" würde ich meine Aussage nicht nennen. Du hast mich noch nicht feiern erlebt...Cool.
Mir war diese Nachricht doch zumindest Wert, das Attribut "positv" zu erhalten. Aber die Debatte halb voll versus halb leer hatten wir beiden ja schon wiederholt...

Zu deiner Frage "ab 2027". Dazu steht im Artikel der ESUT leider nur folgendes, ich zittiere: "Im Anschluss an die Nachentwicklung beabsichtigt das BMVg, ab 2027 die Beschaffung von rund 10.000 Geschossen SMArt 155 einzuleiten. Für zwei Serienlose inklusive Serienvorbereitung und Produktionsunterstützung rechnet das BMVg mit einem Finanzbedarf von 810 Millionen Euro. Dies werde Gegenstand einer weiteren 25-Mio-Euro-Vorlage sein." Zitat Ende.

Dann hoffen wir mal das Lieferung dann noch in diesem Jahrzehnt erfolgt. Smile


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 26.10.2022

Quintus, achte auf deinen Blutdruck!

Zahl der Anträge auf Kriegsdienstverweigerung gestiegen
Zeit online schrieb:Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine ist die Zahl der Kriegsdienstverweigerungsanträge bei der Bundeswehr gestiegen. Wie aus einem Schreiben des Verteidigungsministeriums an den Verteidigungsausschuss hervorgeht, stieg die Zahl bei den Reservisten von zehn im Jahr 2021 auf 190 in den ersten acht Monaten des Jahres. Bei aktiven Soldaten lag die Zahl der Anträge bis Ende August demnach bei 136. Im Vorjahr waren es 176 Anträge.

In der Gruppe der Ungedienten stieg die Zahl von 23 Fällen im Jahr 2021 auf bislang 484 Fälle. Allerdings ist die Wehrpflicht in Deutschland seit 2011 ausgesetzt.
Schon etwas absurd, als Bundeswehrsoldat den Kriegsdienst zu verweigern.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - aramiso - 26.10.2022

@ Broensen:

Na ja, wenn ich lese, dass kaum Munition vorhanden ist, die schweren Waffen sukzessive an die Ukraine gehen (ohne dass Ersatz auch nur bestellt wurde) und auf der Führungsebene anscheinend niemand einen richtigen Plan hat, welche Ausstattung die Truppe zu welchem Zeitpunkt überhaupt haben soll ...dann überlegt man sich vielleicht, ob man unter diesen Voraussetzungen in einen Kampf gehen will.
Ohne Vertrauen in die eigene Führung ist die Teilnahme an einem Krieg nicht gerade erhebend.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 26.10.2022

Broensen:

Das noch viel größere Problem als der zunehmende Defätismus in der Truppe ist die ganze Haltung zu großer Anteile Bevölkerung in dieser Bundesrepublik. Nur eine Minderheit (!) wäre bereit im Fall eines militärischen Angriffs auf Deutschland die eigene Nation zu verteidigen, wir haben da einen der niedrigsten Werte überhaupt.

Eine Armee kann aber so oder so nicht im Krieg bestehen, wenn die Bevölkerung - wenn es dann darauf ankommt - nicht hinter der Armee steht und den Krieg nicht führen will. Man redet sich diesen fatalen Kontext seit Jahren schön: dem sei ja gar nicht so, und würde Deutschland erst angegriffen werden, dann würde die Stimmung sich sofort komplett ändern und alle würden dann kämpfen um ihre Demokratie und Freiheit zu verteidigen, und überhaupt seit das Ansehen der Bundeswehr in der Gesellschaft doch hervorragend und alle fänden die Bundeswehr gut usw usf

Das ist alles nur Augenwischerei. Diese Gesellschaft ist meiner Überzeugung nach in Bausch und Bogen nicht kriegsfähig. Sie würde daher unter einem massiven militärischen Angriff zusammen brechen. Diese Aussage möchte ich bitte komplett wertungsfrei verstanden wissen, sondern einfach nur als möglichst kalte nüchterne militärwissenschaftliche Analyse dessen was ist, so wie es halt ist.

Entsprechend verwundert es mich in keinster Weise, dass auch aktive Soldaten der Bundeswehr plötzlich "erkennen", dass der Kriegsdienst für sie nicht leistbar ist. Das entspricht lediglich dem, was gesellschaftlich und sozialkulturell vorgegeben ist. Und das reicht meiner Ansicht nach weit über die bloße Ablehnung der Vorgesetzten, mangelndes Vertrauen in die Führung oder ein rasant wachsendes Misstrauen gegen die Regierung hinaus. Das sind meiner Einschätzung nach gar nicht die wirklich primären Gründe, sondern die Gewaltaversion der sozialkulturellen Grundströmung bei zu vielen ethnischen Deutschen, die ganze Erziehung in diesem Land hin zu Schwäche, Defätismus und Nihilismus, die Degenerierung der Werte und Normen in dieser Gesellschaft und deren zunehmende Umwandlung in eine Nicht-Gesellschaft.

Daraus ergeben sich für mich mehrere zwingende Schlussfolgerungen:

1. das ernsthaft miltärisch einsetzbare Humankapital ist sehr begrenzt und wird selbst im Kriegsfall nicht ernsthaft steigerbar sein.

2. Es wird in keinem Fall eine Re-Militarisierung der Gesellschaft von oben her geben (beispielsweise über eine ernsthafte Wehrpflicht, entsprechende Erziehung usw usw) und damit ist Punkt 1 bereits nicht lösbar. Es würde meiner Einschätzung nach nicht mal im Kriegsfall eine Wehrpflicht mehr geben, und selbst wenn die Regierung eine Mobilisierung anordnen würde, wäre diese erfolglos und würde nicht funktionieren.

3. Man sollte die Polizeien in Deutschland weitgehend militarisieren, um sie für den Fall eines Krieges als eine Parallelstruktur dann als Kombattanten einsetzen zu können. Entsprechend sollte alle Polizei zu ihrer normalen Ausbildung eine vollumfängliche Ausbildung als leichte Infanterie erhalten, und entsprechende Bewaffnung vorgehalten werden. Es gibt ca 324.000 Polizeibeamte in Deutschland. Daraus ließen sich mit Leichtigkeit mindestens 100.000 Mann leichte Infanterie generieren. Man benötigt dann auch entsprechende Gesetzgebung, welche bei bestimmten Fällen diese Dual-Use Polizei zu Kombattanten macht.

4. Man sollte auch auf dem Zivilen Sektor (Umbau kritischer Infrastruktur, Ent-Digitalisierung, Zivilschutz, vorgeschoben die Katastrophenhilfe, THW usw) die Widerstandsfähgkeit der Gesellschaft insgesamt deutlich verbessern was ein hoher Wert in einem Krieg wäre. Im weiteren könnte über solche Strukturen auch die Kohäsion der Gesellschaft gefördert werden, beispielsweise durch den Aufbau von im ganzen Land vorhandenen Zivilschutzstrukturen analog zu Freiwilligen Feuerwehren etc etc)

5. Die Roboterisierung der Kriegsführung muss voran getrieben werden, da mit einer möglichst weitgehend roboterisierten Armee man sehr viel wengier Menschen benötigt.

6. Die Feuerkraft insgesamt muss deutlich gesteigert werden, da mangelnde Quantität durch entsprechende NLOS Feuerkraft bedingt ausgeglichen werden kann.

7. Man benötigt umfangreichst mögliche Strukturen für indirekte und unkonventionelle Kriegsführung, dies auch als Abschreckungsinstrumentarium gegen eine gleichartige feindliche Kriegsführung. Hier fehlt es aus sozialkulturellen Gründen weitgehend an der dafür notwendigen "Bösartigkeit" und Hinterlist um in einem solchen Krieg bestehen zu können.

Es gäbe da noch unendlich mehr zu schreiben, aber selbst mit diesen sieben kurzen Punkte wäre die real existierende Bundeswehr ebenso überfordert wie diese Bundesrepublik.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 26.10.2022

(26.10.2022, 09:45)aramiso schrieb: Na ja, wenn ich lese, dass kaum Munition vorhanden ist, die schweren Waffen sukzessive an die Ukraine gehen (ohne dass Ersatz auch nur bestellt wurde) und auf der Führungsebene anscheinend niemand einen richtigen Plan hat, welche Ausstattung die Truppe zu welchem Zeitpunkt überhaupt haben soll ...dann überlegt man sich vielleicht, ob man unter diesen Voraussetzungen in einen Kampf gehen will.
Ohne Vertrauen in die eigene Führung ist die Teilnahme an einem Krieg nicht gerade erhebend.
Als ob es in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten irgendwann mal groß anders gewesen wäre. Die allermeisten also, die heute Bundeswehrsoldaten sind, kannte diese Missstände schon, als sie sich verpflichtet haben oder hätten zumindest lange genug Zeit gehabt, sich umzuorientieren.
Nichts von den Dingen, die du aufzählst, rechtfertigt es, dass ein Soldat den Kriegsdienst verweigert.
Natürlich kann es rechtfertigende Gründe dafür geben, diesen Beruf nicht mehr ausüben zu können. Z.B. Traumatisierungen, geänderte persönliche Umstände etc., aber die erklären nur das Phänomen an sich, nicht den akuten Anstieg der Zahlen.

Quintus:

Mal abgesehen von ein paar - wie bei dir üblich - für meinen Geschmack etwas überzogenen Formulierungen hinsichtlich des Zustands unserer Gesellschaft, würde ich deinen Ausführungen sogar weitestgehend zustimmen. Punkt 3 halte ich noch für diskussionswürdig, aber ansonsten passt das schon ganz gut.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 26.10.2022

Broensen:

Was stört dich konkret an Punkt 3 ?

(anbei: der BGS hatte bis 1994 Kombattanten-Status und bis 1968 war die ganze Ausrichtung des BGS fast rein militärisch und änderte sich ab da erst ganz langsam in Richtung Polizei, war aber noch bis um 1980 herum strikt paramilitärisch ausgerichtet)

Eine interessante Option in diesem Kontext wäre die Wiederbelebung der ausgesetzten Grenzschutzdienstpflicht. Man könnte so mehr Kombattanten / Reserven generieren, ohne dass diese aus dem Bundeswehrhaushalt finanziert werden und ohne dass diese irgendwelchen vertraglichen Regelungen bezüglich des Militärs unterliegen. Somit könnte man die Mannstärke entsprechend über vertragliche Grenzen erhöhen und die leichte Infanterie in den dafür notwendigen Anteilen entsprechend auf die "Grenzpolizei" auslagern.