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(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis? - Druckversion

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RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 07.04.2022

Das ist meiner Kenntnis nach noch unbekannt (auch wenn es intern sicher Pläne dafür gibt). Bezüglich der rein deutschen Einheiten könnte man die Rohr-Artillerie in den Brigaden konzentrieren und die Raketenartillerie dann in eigenen Raketenartillerie-Bataillonen auf Divisions-Ebene (rein theoretisch).

Zielsetzung ist es zudem angeblich zeitnah die Joint-Fire Support Missile als Fähigkeitserweiterung für MARS II zu beschaffen. Dann hätte man statt maximal 84 km nicht weniger als 499 km Reichweite. Eine solche Fähigkeit wäre für einen Krieg in Osteuropa elementar wichtig.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 07.04.2022

IIRC sind bisher geplant gewesen je 12 Batterien PzH und RCH sowie 4 Batterien MARSII. Und letztere werden sicher nicht mehr werden. Ergänzung wird da eher auch auf BOXER oder LKW (HIMARS) kommen, ist aber mWn noch nichts zu bekannt.

Meine optimistische Prognose:
6x Brigade-Artilleriebtl. zu 2 Batterien PzH und 1 Batterie RCH zzgl. Flugabwehr
1x leichtes Artilleriebtl. D/F zu 2 Batterien RCH und 1 Artillerieaufklärungsbatterie zzgl. Flugabwehr
2x Divisions-Artilleriebtl. zu je 2 Batterien RCH und 2 Batterien MARSII zzgl. Flugabwehr


Aber vielleicht gibt es da ja noch ein paar Überraschungen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Leuco - 07.04.2022

Ich denke Loitering Munition sollte und wird hoffentlich querschnittlich eingeführt. Die weitreichenden Systeme wären hier ja vermutlich auch in der Artillerie gut aufgehoben.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 07.04.2022

Was man noch bedenken sollte ist die Frage einer Korps-Artillerie. Die aktuellen NATO Planungen sehen für ein komplettes Korps eigentlich zwei kompakte Raketenartillerie-Brigaden vor.

Man könnte daher auch überlegen die Brigaden in den Divisionen selbst von Artillerie frei zu halten, stärkere Artillerie auf Divisions-Ebene zu schaffen und dann eine Korps-Artillerie aufzustellen, in welcher man die ganze Raketenartillerie zusammenfasst. Aber dafür haben wir wie hier ja schon erwähnt viel zu wenig davon.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - FJ730 - 08.04.2022

https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/meldungen/tagesbefehl-persoenliche-vollausstattung-bis-2025-5390634 Auch die Entscheidung für den STH wird zeitnah erfolgen


RE: Bundeswehr – quo vadis? - ObiBiber - 08.04.2022

(08.04.2022, 10:21)FJ730 schrieb: https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/meldungen/tagesbefehl-persoenliche-vollausstattung-bis-2025-5390634 Auch die Entscheidung für den STH wird zeitnah erfolgen

Dann bin ich ja auch mal gespannt…
aktuell bin ich komplett neutral eingestellt…ob CH47F oder CH53K
Das Gesamtpaket muss halt passen…
mindestens 24 Helis wird man benötigen…
Beim CH47F immer 50% mehr Helis …
also 24 CH53K
oder 36 CH47F
als unteres Limit…
also oberes Limit sehe ich 40 CH53K oder 60 CH47F
und dann bin ich mal auf die Preise und Rahmenbedingungen gespannt


RE: Bundeswehr – quo vadis? - FJ730 - 08.04.2022

Tja, wie gewonnen https://www.tagesspiegel.de/politik/zeitenwende-fuer-die-bundeswehr-scholz-hat-seine-zusagen-schon-wieder-einkassiert/28239210.html hab's befürchtet!


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 08.04.2022

Zitat:Fachleute der Ampel sprechen neuerdings von einem „Missverständnis“. Scholz habe nicht ein Sondervermögen plus die Erhöhung des Verteidigungsbudgets angekündigt. Sondern das Sondervermögen bedeute die Erhöhung des Etats von gut 50 auf über 70 Milliarden Euro und damit auf mehr als zwei Prozent vom BIP. Auf dieses Ergebnis komme man, wenn man die 100 Milliarden Euro Sondervermögen auf die laufenden Etats von vier bis fünf Jahre verteile.

Scholz Rede im Original:

Zitat:Aber machen wir uns nichts vor: Bessere Ausrüstung, modernes Einsatzgerät, mehr Personal – das kostet viel Geld. Wir werden dafür ein „Sondervermögen Bundeswehr“ einrichten. Und ich bin Bundesfinanzminister Lindner sehr dankbar für seine Unterstützung dabei. Der Bundeshaushalt 2022 wird dieses Sondervermögen einmalig mit 100 Milliarden Euro ausstatten. Die Mittel werden wir für notwendige Investitionen und Rüstungsvorhaben nutzen. Wir werden von nun an Jahr für Jahr mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in unsere Verteidigung investieren.

Das sollte semantisch eigentlich absolut eindeutig sein und kann nicht Missverstanden werden.


Zitat:Doch es kommt noch schlimmer. Die Ampel-Parteien tragen nicht einmal die abgespeckte Neudefinition der Zeitenwende geschlossen mit: dass das Sondervermögen als Erhöhung des gedeckelten Wehretats gedacht ist und komplett an die Bundeswehr geht. Längst hat der 100-Milliarden-Topf andere Begehrlichkeiten geweckt, noch bevor das Parlament ihn eingerichtet hat.

Er sei für Sicherheit in einem breiteren Verständnis gedacht, heißt es jetzt. Zum Beispiel auch für den Zivilschutz, der ebenfalls seit drei Jahrzehnten vernachlässigt wurde. Und für den Schutz ziviler Datennetze gegen Cyberangriffe.

Oder für feministische Außen- und Sicherheitspolitik, denn die sei „kein Gedöns“. Und Kulturpolitik sei auch Sicherheitspolitik.


Vor allem anderen: Nichts von dem was sie jetzt verkündet haben, von der F-35 über die Luftraumverteidigung bis hin zu den geplanten neun Artileriebataillonen usw usw usf ist so finanzierbar. Und nur einer diesen Posten ist für sich allein genau so sinnlos. Am Ende werden sie vielleicht gerade mal eine möglichst elaborierte Raketenabwehr für Berlin beschaffen und sich noch dafür feiern.......


RE: Bundeswehr – quo vadis? - aramiso - 08.04.2022

Diese Regierung demontiert sich mit rasender Geschwindigkeit.
Man kann nicht ein riesen Bohei veranstalten und dann erzählen, man wäre falsch verstanden worden.
In Zukunft müssten alle Aussagen des Bundeskanzlers unter Vorbehalt gestellt werden, für den Fall, dass er es in ein paar Wochen doch ganz anderes gemeint haben könnte. Für einen Regierungschef unmöglich.
Sollte der Tagesspiegel richtig recherchiert haben, ist Scholz als Kanzler untragbar.

Hierzu im Vergleich diese Meldung, ebenfalls von heute:

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/bundeskanzler-olaf-scholz-erstmals-zu-besuch-in-london-17942819.html

"Scholz’ Ankündigungen, den Wehretat beträchtlich aufzustocken und Waffen ins ukrainische Kriegsgebiet zu liefern, werden auch in London mit dem deutschen Begriff „Zeitenwende“ beschrieben. Allerorten wurde dem Kanzler „Bewunderung“ entgegengebracht, wenngleich sich Zweifel halten, inwieweit er den Worten Taten folgen lässt. Immerhin ist die Kritik an Deutschland (und Frankreich) in den vergangenen Tagen schwächer geworden."

Meines Erachtens kann er nicht mehr zurück.... es sei denn, er tritt zurück.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Leuco - 08.04.2022

Also ich habe das von Anfang an so verstanden. Es hieß ja, dass das Ganze mit dem Sondervermögen abgesichert wird.

Es ist ja auch nicht so, dass wenn aktuell 100 Mrd. zur Verfügung stünden, diese sofort ausgegeben werden können. Auch im besten Fall ziehen sich die Maßnahme doch über das ein oder andere Jahr. So wird die Summe nach und nach aufgebraucht. Die F35 werden doch nicht in diesem Jahr bezahlt.

Die aktuellen Pläne gehen ja auch nicht von utopischen Anschaffungen aus. Das meiste ist geplant und wird "nur" vorgezogen oder etwas aufgestockt. Das muss ja wohl mit 2% BIP zu finanzieren sein.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Pmichael - 08.04.2022

Lindner hat am Tag der Ankündigung schon darüber gesprochen dass das Sondervermögen auf die 2% angerechnet wird. Artikel ist ziemlicher Unsinn.

https://www.bmvg.de/de/aktuelles/deutlich-aufgestockt-verteidigungshaushalt-5372564

Der Krieg in der Ukraine zeige eindringlich, wie wichtig militärische Stärke ist, um unsere Freiheit in Europa zu schützen, betonte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Sicherheit habe einen Preis – auch für die Ausrüstung der Bundeswehr. Bereits für den Verteidigungsetat 2022 sollen deshalb mehr als 50 Milliarden Euro veranschlagt werden. Die vorgesehenen 50,3 Milliarden Euro entsprechen einem Plus von 7,3 Prozent gegenüber dem Haushalts-Soll des Jahres 2021.

Das neu einzurichtende Sondervermögen der Bundeswehr in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro wird ebenfalls einen signifikanten Beitrag dazu leisten, Verteidigungs- und Bündnisfähigkeit der Bundeswehr weiter zu festigen. In Verbindung mit der Stärkung des originären Etats sollen die Verteidigungsausgaben dadurch auf über zwei Prozent der Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik, also des sogenannten Bruttoinlandsproduktes, ansteigen.


16.03.2022



RE: Bundeswehr – quo vadis? - FJ730 - 08.04.2022

(08.04.2022, 19:41)Pmichael schrieb: Lindner hat am Tag der Ankündigung schon darüber gesprochen dass das Sondervermögen auf die 2% angerechnet wird. Artikel ist ziemlicher Unsinn.

https://www.bmvg.de/de/aktuelles/deutlich-aufgestockt-verteidigungshaushalt-5372564

Der Krieg in der Ukraine zeige eindringlich, wie wichtig militärische Stärke ist, um unsere Freiheit in Europa zu schützen, betonte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Sicherheit habe einen Preis – auch für die Ausrüstung der Bundeswehr. Bereits für den Verteidigungsetat 2022 sollen deshalb mehr als 50 Milliarden Euro veranschlagt werden. Die vorgesehenen 50,3 Milliarden Euro entsprechen einem Plus von 7,3 Prozent gegenüber dem Haushalts-Soll des Jahres 2021.

Das neu einzurichtende Sondervermögen der Bundeswehr in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro wird ebenfalls einen signifikanten Beitrag dazu leisten, Verteidigungs- und Bündnisfähigkeit der Bundeswehr weiter zu festigen. In Verbindung mit der Stärkung des originären Etats sollen die Verteidigungsausgaben dadurch auf über zwei Prozent der Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik, also des sogenannten Bruttoinlandsproduktes, ansteigen.


16.03.2022
Hier geht es auch nicht darum was der Finanzminister gesagt hat
https://www.hss.de/news/detail/deutschlands-zeitenwende-news8506/ sondern der Artikel bezieht sich auf die Rede von seinem Chef und auch nur die wird von unseren Partnern weitestgehend wahrgenommen wenn ich den Großteil der Auslandspresse richtig deute. Und hier war die Rede von "von nun an" und "dauerhaft" Wir hatten 2021 ein BIP von ca 3500 Mrd. 50 Mrd sind 1,4 %. Ergo müsste das Sondervermögen von 100 Mrd innerhalb von 5 Jahren verbraucht werden um an die 2% auch nur heranzukommen. Legen wir ein jährliches Wirtschaftswachstum von 2% zu Grunde, haben wir in fünf Jahren ein BIP von ca 3850 Mrd. Bei einem gedeckelten Verteidigungsetat von 50 Mrd hätte man 2027 einen Anteil von 1,3% und man müsste den Etat ab 2028 von jetzt auf Gleich von 50 auf 77 Mrd aufstocken. Sportlich! Aber man soll ja nicht nur meckern. Es ist ja auch positiv, dass man hier in der Regierung einen Mangel anerkannt hat und einen mutigen Schritt voran geht. Das ist ja viel mehr als die Jahre zuvor passiert ist und war so nun wirklich nicht zu erwarten. Man hat der Bw jetzt einen großen Vorschuss gegeben und es ist jetzt auch erstmal an ihr zu beweisen, dass sie ihre Strukturen verbessert und das Geld vernünftig verwendet ( Tanker!)
Trotzdem steht die Aussage von dauerhaft 2% nunmehr im Raum und derjenige der sie getätigt hat, wird mit Sicherheit durch die Presse und unsere NATO Partner daran erinnert und eben auch gemessen werden.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Leuco - 08.04.2022

Ich gehe fest davon aus dass wir die 2% die kommenden Jahre (mit dem Sondervermögen, welches dazu dient die Schuldenbremse zu umgehen und somit den Haushaltsposten abzusichern) erreichen. Wir werden dieses Jahr auch deutlich über dem geplanten Etat liegen. Auch habe ich wenig bedenken, dass notwendige Dinge nun schnell angestoßen werden.

Die Frage ist dann was anschließend kommt, wenn der Krieg vorbei und die nächste Krise vor der Tür steht Menschen haben die Eigenart schnell zu vergessen und weniger an morgen und schon gar nicht an übermorgen zu denen. Wie nachhaltig das Ganze dann ist, das wird die Frage sein.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Pmichael - 08.04.2022

Der passende Gesetzesentwurf wurde Mitte März vorgestellt. Das 2% Ziel wird durch das Sondervermögen schlagartig erreicht in dieser Legislaturperiode.
Es ist fast schon jämmerlich wie der Author nun einen Gesetzesentwurf der Mitte März vorgestellt wurde als plötzlich einkassiert framen will.

Hier mal ein Artikel des Tagesspiegel von 27.02.
https://www.tagesspiegel.de/politik/erhoehung-der-ruestungsausgaben-100-milliarden-mehr-fuer-die-bundeswehr/28111130.html

Scholz kündigte an, dass im Bundeshaushalt für 2022 ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro angelegt werden soll, aus dem dann auf Jahre hinaus der Mehrbedarf der Bundeswehr finanziert werden soll. Damit wird Deutschland nach den Worten von Scholz seine Wehrausgaben ab 2024 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen und damit die so genannte Nato-Quote erfüllen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - FJ730 - 08.04.2022

Schon klar! Nochmal, ich fand seine Entscheidung auch sehr mutig! Nur die Messlatte von 2% wurde durch ihn selbst gesetzt. Und man muss nunmahl kein Steven Hawking sein um rechnerisch nachzuvollziehen, dass das so nicht hinhaut. Und eben darauf bezog sich der Artikel!

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