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(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis? - Druckversion

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RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 27.02.2022

Eine große Baustelle ist unsere Luftwaffeninfrastruktur. Die ist nicht nur unzureichend / schlecht, sie ist auch meiner Meinung nach viel zu anfällig für ein Pearl Harbour Szenario aus der Luft bzw. mit weitreichenden Raketen. Wir benötigen hier ganz andere Strukturen um einen ersten Angriff überhaupt in ausreichender Stärke überstehen zu können. Diese Strukturen müssen überhaupt erst mal definiert, festgelegt und schließlich ausgebaut werden.

Überall so viele Baustellen und so wenig Zeit ! Diesen Augiasstall auszumisten benötigt meiner Überzeugung nach eine Art Pro-Konsul, einen geeigneten Mann der dafür weitreichende Vollmachten erhält und dessen Entscheidungen von der Verteidigungsministerin einfach abgenickt werden Einen solchen Militär-Reformer zu finden und in eine Stellung zu bringen in der er tatsächlich selbst und voll verantwortlich die notwendige Reform durchführen kann wäre meiner Ansicht nach die einzig wirkliche Lösung der anstehenden Mammut-Aufgabe. Wir benötigen für einen per Gesetz exakt definierten Zeitraum (mit desen Ende automatisch auch alle Vollmachten enden) einen außerordentlich und außerhalb der aktuellen Entscheidungs- und Rechtsstrukturen stehenden militärischen Reformer, dann könnte man auch zeitnah die notwendige Re-Militarisierung hinkriegen.

Natürlich wird das reine Theorie bleiben und wird jederman sich stattdesen so weit wie möglich an der Geldschwemme berreichern oder seine persönlichen Vorteile daraus ziehen wollen.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - blasrohr - 27.02.2022

Betreffend Infrastruktur gibt es noch viele mehr oder weniger marode Objekte aus Zeiten des kalten Krieges, sowohl Ost als auch West. Also wenn man mit Schlaglöchern und Wandschimmel klarkommt Sad
Aber Feldfähigkeit mit mobilen technischen Gruppen, bei Heer UND Luftwaffe, müssen ein Thema sein.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 27.02.2022

Quintus, hier ich bin leider mal komplett anderer Ansicht als du.

(27.02.2022, 17:06)Quintus Fabius schrieb: Hier und jetzt müssten wir das ganze Vergabe- und Ausschreibungsrecht ändern. Sonst wird das alles viel zu lange dauern. Dann muss die Besoldung der Soldaten komplett vom Beamtenrecht und deren Besoldung gelöst werden, sonst wird man die notwendigen Fachkräfte nicht in ausreichender Quantität für sich gewinnen können.... Und wir werden zunächst Systeme im Ausland ordern müssen, weil die deutsche Rüstungsindustire zu klein geworden ist um den Bedarf schnell genug decken zu können...

Du beschreibst zwar eigentlich notwendige Schritte, nur werden diese nicht "hier und heute" real möglich sein. Genauso wie große konzeptionelle oder strukturelle Umbrüche jetzt kontraproduktiv wären.
Aktuell muss es darum gehen, die vorhandene Truppe zu konsolidieren, Fehlentwicklungen umzukehren und die zukünftige Ausstattung zu sichern. Das ist genug Arbeit für die nächsten zwei Legislaturperioden.

Und was die eigene Rüstungsindustrie angeht: Das wäre jetzt die einmalige Gelegenheit, einfach mal sämtliche Exporte außerhalb EU/NATO/ANZUS zu stoppen und die heimischen Kapazitäten endlich mal selbst auszulasten. Gerade rot-grün müsste das eigentlich erkennen und für sich nutzen.

Nichtsdestotrotz sehe ich eine gewisse Chance hinsichtlich der Beschaffungen, indem man insbesondere die Flugabwehr als "einsatzbedingten Sofortbedarf" beschafft. Der "Einsatz" findet dann halt in der Slowakei und dem Baltikum statt und das Material geht hinterher in die reguläre Verwendung über oder dient als Ausgangspunkt für weitere Beschaffungen.


Ich bin übrigens sehr froh, dass dieser vermeintlich warme Geldregen jetzt nicht von einer unserer letzten Regierungen verbraten werden soll, denn da hätten wir dann mit Sicherheit in ein paar Jahren 5 Divisionen auf dem Papier gehabt, aber nicht eine einzige einsatzbereite Brigade... Tongue


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Schneemann - 28.02.2022

@Quintus
Zitat:Erstaunlich was hier der Kanzler losgetreten hat, nachdem er anfangs eine derart klägliche Figur machte. Und es ist ebenso verblüffend dass es erneut ein SPD Kanzler ist (ausgerechnet), in einem Rot-Grünen (Liberalen) Regierungsbündnis, der derartige Umbrüche vornimmt (so wie ja auch HartzIV und der Kosovo Krieg sowie der Einmarsch in Afghanistan eine Zeitenwende waren.
Das ist insofern erstaunlich, als dass es ein Regierungsbündnis ist, das man im politischen Spektrum eindeutig linkslastiger zu verorten hat, zumal unter einem Kanzler, der selbst der Nachkriegsgeneration angehört und nicht nur nicht gedient hat, sondern in seiner Anfangszeit durchaus stramm linke Positionen eingenommen hat - und der auch die Politik Helmut Schmidts kritisierte, der Ende der 1970er den NATO-Doppelbeschluss, der neben SDI und Afghanistan den Sowjets schwer zusetzte, mit initiierte, was die SPD vor einer Zerreißprobe stellte. Ich will mich damit nicht beschweren, ich bin durchaus froh über die Perspektiven, die die gestrige Rede von Scholz umrissen hat, ich weise nur daraufhin, dass es erstaunlich ist, aus welcher politischen Richtung dies kam.

Aber möglicherweise muss ich selbst manchmal etwas umdenken...
Zitat:Meiner Einschätzung nach wird das primäre Problem jetzt sein, dass man so unfassbar viel Geld gar nicht so schnell in reale Projekte wird umsetzen können.
Erstens das, zweitens wird man nun sehr darauf achten müssen, dass nicht wieder die Herrschaften Beraterfirmen einem jetzt die Türe einrennen und versuchen, hier die Pründe abzugreifen. Derart viel Geld im Verteidigungshaushalt weckt auch massive Begehrlichkeiten und es wäre sehr vonnöten, hier eine Art zentraler Institution zu schaffen, die die Oberhoheit darüber hat und ggf. den Großteil der Berater vor die Türe setzt.

@spotz
Zitat:Ja, Scholz sagte "Zeitenwende" zu recht. Der bisherige Pazifismus bzw Anti-Militarismus ist in dieser Form so an sein Ende angelangt.
Ja, das ist einerseits auch gut so, und unabdingbar angesichts der gegenwärtigen Bedrohung. Und es ist auch erstaunlich, wie sehr dieser Gedanke auch bei z. B. den Grünen sich etabliert hat.

Aber ich will gerne mal andererseits nun auch den Advocatus Diaboli geben: Bei aller Freude darüber, dass wir, wenn es gut läuft, endlich unsere Streitkräfte dorthin bringen können, wo sie hin müssen, sollte eine Grundverständlichkeit bzgl. Pazifismus immer noch im Hinterkopf verbleiben. Die beste Truppe ist bekanntlich die, die ich nicht einsetzen muss, sondern die alleine durch ihre Präsenz den Gegner vom Krieg abhält.

Mit Olaf Scholz' Rede könnte Deutschland also endlich wieder - von der reinen Wirtschaftskraft einmal abgesehen - auch bis zu einem gewissen Grad militärisch auf die Weltbühne zurückkehren und die Rolle einnehmen, die wir verpflichtet sind einzunehmen (auch nach zunehmender Umorientierung der USA nach Asien); und nein, wir sind eben keine größere Schweiz, das wäre auch gegenüber unseren Verbündeten gar nicht mehr erklärbar....

Und genau genommen ist es auch das, was sich unsere Verbündeten in Europa auch wünschen (wobei aktuelle internationale Pressemeldungen interessanterweise schon teils nachfragen, beinahe mit etwas Sorge, was denn aus einem Deutschland mit dem zweitstärksten Militärbudget innerhalb der NATO - nach den USA - werden solle und in welche Richtung Deutschland gedenkt zu steuern). Insofern sollten wir uns beständig daran erinnern: Es geht bekanntlich mit mehr Macht auch mehr Verantwortung einher...

Schneemann


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Helios - 28.02.2022

Ich finde jetzt viele Aspekte gar nicht so überraschend mit Blick auf der Regierungszusammensetzung. Das Gesamtpaket ist eine Unterstützung der hiesigen Industrie, eine Stärkung der europäischen Zusammenarbeit, eine Beschleunigung der Energiewende, wenn man das alles mal losgelöst vom den Faktoren "Rüstung" und "Bundeswehr" sieht, dann finden sich viele Kernpunkte der regierenden Parteien in den Entscheidungen. Man könnte auch sagen, dass die nun in der Mitte der Gesellschaft angekommenen Sicherheitsbedenken geschickt für eine Forcierung der eigenen Vorstellung genutzt werden. Überraschend ist allenfalls, dass man tatsächlich die Bundeswehr ins Zentrum rückt.
Nach all den Unkenrufen darüber, dass solch eine Regierung unser Untergang sein werde, bin ich nun erstmal zufrieden, dass meine hier auch an verschiedener Stelle ausgedrückte Hoffnung, es könnte auch ein Richtungswechsel sein, sich bewahrheitet. Auch wenn ich vom Umfang und der "Massivität" doch sehr überrascht bin.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - GermanMilitaryPower - 28.02.2022

Die ersten inoffiziellen Zahlen:

- 15 Milliarden Euro für Tornado-Nachfolge geplant
- 5 Milliarden Euro für schwere Transporthubschrauber
- 2,5 Milliarden Euro für Weiterentwicklung des Eurofighters
- 3 Milliarden Euro für Digitalisierung der Truppe und ihrer landbasierten Operationen (bspw. Funkgeräte und Gefechtsstände)
- 1 Milliarde Euro für Nachfolgeregelung einer modernisierten Boden-Luft-Verteidigung des Systems Patriot

Weitere Projekte, die besonders im Fokus stünden, seien etwa die Finalisierung der Beschaffung bewaffneter Drohnen oder die Korvetten und Fregatten der Marine.

https://flash-up.com/2022/02/aus-sondervermoegen-15-milliarden-euro-fuer-tornado-nachfolge-geplant/91607/


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Helios - 28.02.2022

Bitte für etwaige Wünsche oder fiktive Aufstellungen das Wunschkonzert nutzen. Danke!


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 28.02.2022

Aus dem ZEITonline Liveblog:
Zitat:Konzeptionelle Neuausrichtung der Bundeswehr laut Kujat in wenigen Monaten möglich

Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Harald Kujat, hat die angekündigte Aufstockung der Verteidigungsausgaben als "historischen Schritt" begrüßt und eine schnelle Reform der Streitkräfte gefordert.

Dazu müsse seiner Einschätzung nach das Personal inklusive Reservisten aufgestockt werden, die Ausrüstung korrigiert sowie Bewaffnung und Ausbildung geändert werden, sagte er in einem Interview mit dem Fernsehsender phoenix. "Den konzeptionellen Überbau kann man durchaus in zwei bis drei Monaten schaffen", danach müsse die schnelle Umsetzung erfolgen, sagte Kujat.

Kujat schlug eine deutlich größere Armee mit einem festen Bestand an Berufs- und Zeitsoldaten aus mindestens 200.000 Soldaten vor – unter den "gegenwärtigen Bedingungen" plädierte er jedoch sogar für "einen größeren Umfang". Die Struktur der Armee müsse so umgestaltet werden, dass sie "aufnahmefähig für Reservisten" sei. Derzeit verfügt die Bundeswehr über gut 180.000 Soldatinnen, Soldaten und Wehrdienstleistende.

Glaubt der das ernsthaft?


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 28.02.2022

Allein schon Munition / Wirkmittel und Ersatzteile ausreichend (für einen durchschnittlichen Kriegs-Verbrauch von maximal 2 Monaten) aufzustocken wird meiner Einschätzung nach mindestens 40 Milliarden kosten. Um die schon vorhandenen Systeme innerhalb der Brigaden des Heeres einsatzfähig zu kriegen wird man weitere 5 Milliarden Euro pro Brigade benötigen. Kommt man so schon 70 Milliarden nur damit das was da ist ernsthaft kriegsfähig ist. Zu den anderen Bereichen (Luftwaffe / Marine) äußere ich mich mal nicht, da kenn ich mich nicht gut genug aus. Aber selbst bei Annahme meiner Zahlen welche auch auf einer gewissen buchhalterischen Vorsicht beruhen blieben ja nur aus dem Sonderetat allein dafür noch 30 Milliarden übrig, zzgl. dessen was aus der sonstigen Erhöhung des Wehretats her rührt.

Meiner Meinung nach ergeben sich daraus zwei zwingende Schlußfolgerungen:

1 wir dürfen trotz dieser immensen Menge Geldes die Bildung eines Schwerpunktes nicht vergessen. Es muss ein Schwerpunkt gebildet werden, sonst wird das Geld keine so große Wirkung erzielen wie man es sich jetzt erhofft.

2 Wir dürfen die Bundeswehr rein von der Zahl der Soldaten her nicht zu sehr vergrößern. Das Geld muss in Modernisierung, Waffensysteme und auch Forschung / Entwicklung investiert werden. Diese Modernisierung wird nur dann schnell genug und weitreichend genug gehen, wenn man die Mannzahl eben nicht aufbläht, sondern für die notwendige Quantität in bestimmten Bereichen auch andere Wehrstrukturen andenkt.

3 Eine Widereinführung der Wehrpflicht macht Sinn, aber nicht indem man die Wehrpflichtigen kreuz und quer in die Bundeswehr einzieht, sondern in Form einer völligen eigenen Unterstreitkraft Miliz (reiner Arbeitstitel), welche beispielsweise in Form einer vierten Division dem Heer oder der SKB unterstellt werden sollte. Der Wehrdienst kann dann in der Miliz, dem THW oder einer medizinischen Verwendung erfolgen. Punkt 3 ist aber viel weniger wesentlich als 1 und 2 - wichtig wäre hier meiner Meinung nach vor allem, dass man nicht auf die Idee verfällt Wehrpflichtige überall in die Armee reinzuholen, sollte man sich für die Widereinsetzung der Wehrpflicht entscheiden, den das würde die anderen wesentlicheren Prozesse deutlich stören.

Beschließend noch ein meiner Ansicht nach recht hörenswerter Podcast (wie das wohl heutzutage so heißt):

https://augengeradeaus.net/2022/02/sicherheitshalber-der-podcast-folge-54-putins-angriffskrieg-gegen-die-ukraine-zeitenwende-in-der-deutschen-sicherheitspolitik/


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 01.03.2022

Tarond:

Zitat:Damit das nicht verpufft müsste man noch einen anderen Schritt gehen.

Nämlich den, nicht überall das bestmögliche zu beschaffen, sondern das mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis.

Ich kann dem zwar allgemein zustimmen, aber meiner Meinung nach ist das bereits ein Schritt zu weit. Zunächst müsste man erst mal festlegen wo genau gegen wen genau und wie genau die Bundeswehr überhaupt kämpfen soll. Kriegsraum, Gegner, eigene Doktrin usw. müssen festgelegt werden und da besteht meiner Ansicht nach die erste Baustelle. Die Bundeswehr hat meiner Auffassung nach kein wirkliches konkretes Konzept für einen spezifischen Krieg. Es gibt zwar ein paar allgemeine Überlegungen, viel Gefasel und Worthülsen über ein gar nicht existentes Gap in Richtung Baltikum, aber eigentlich keine wirklich ernsthaften Kriegspläne.

Und erst aus diesen heraus - wenn man weiß wohin die Bundeswehr überhaupt gehen soll (Quo vadis?) könnte man dann ableiten was genau dafür benötigt wird. Das kann dann sowohl das bestmögliche sein, als auch das mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis, als auch etwas was weniger kostet und weniger leistet. Ich habe ja schon lange vor der aktuellen Krise immer von Osteuropa als spezialisiertem Kriegsraum gesprochen und wurde dafür von vielen belächelt. Aber ohne einen konkreteren Plan - der natürlich nur dann aufgestellt werden kann wenn er auf konkreteren Umständen beruht - wird die Bundeswehr nicht so aufgestellt werden können, dass sie unter diesen Anforderungen vollumfänglich kriegsfähig ist.

Und dann kommt da meiner Meinung nach noch das Problem ins Spiel, dass man gerade hierzulande viel zu konventionell denkt, viel zu sehr Strukturextrapolierung betreibt und viel zu Konservativ ist in militärischen Fragen. Den aktuellen Zustand könnte man aber gerade eben als Chance für eine echte Militärreform nutzen, nie waren die Voraussetzungen dafür so günstig wie jetzt.

Meiner rein persönlichen Einschätzung nach wird aber die Generalskaste nicht in der Lage sein eine solche tatsächliche Militärreform durchzuführen. Und außerhalb der Generalskaste fehlt bei den zivilen Politikern die notwendige Sachkenntnis. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir die aktuelle Chance vertun werden.

Es wird dann gar keine Rolle spielen, ob wir die bestmöglichen - oder die effizientesten Systeme beschafft haben, oder was auch immer, es wird dennoch unzureichend sein.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 01.03.2022

Rheinmetall legt erstes Angebot für ein Gesamtpaket vor:

https://www.t-online.de/finanzen/news/unternehmen-verbraucher/id_91745350/rheinmetall-bietet-bund-ruestungsgueter-fuer-42-milliarden-euro.html

Zitat:Der Rüstungskonzern Rheinmetall könnte die Bundesregierung mit Munition, Hubschraubern und Panzern für 42 Milliarden Euro versorgen. Das sagte Vorstandschef Armin Papperger am Montag.

Der Rheinmetall-Konzern hat der Bundesregierung eine umfassende Lieferung von Rüstungsgütern angeboten. Das Paket könnte unter anderem Munition, Hubschrauber sowie Ketten- und Radpanzer umfassen, sagte Vorstandschef Armin Papperger dem Düsseldorfer "Handelsblatt". Das Angebot hat demnach ein Volumen von 42 Milliarden Euro.



RE: Bundeswehr – quo vadis? - Tarond - 01.03.2022

Interessant, kaum 48 Stunden nach der Rede so ein umfassendes Angebot.

Ich kann nicht glauben, dass man das in so kurzer Zeit seriös kalkuliert hat. Bei dem Umfang und den Lieferengpässen und Preiserhöhungen derzeit bei allen möglichen Teilen kann das am Ende eigentlich nicht funktionieren.

Erstmal den ftrag hohlen und dann nach und nach verkünden, dass man da nachjustieren muss. Hat ja bisher immer gut geklappt bei der Bundeswehr.

Ich hoffe wirklich, dass man hier nicht mit der großen Kelle hantiert. Und vor allem, bevor man vonseiten der Bundesregierung überhaupt ermittelt hat, was am dringendsten gebraucht wird etc. Rheinmetall will da scheinbar mehr wissen als alle anderen......


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Helios - 01.03.2022

Die Diskussion zur F127 habe ich in den passenden Strang verschoben: https://www.forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=5492


RE: Bundeswehr – quo vadis? - spotz - 01.03.2022

(01.03.2022, 07:19)Quintus Fabius schrieb: Rheinmetall legt erstes Angebot für ein Gesamtpaket vor:

https://www.t-online.de/finanzen/news/unternehmen-verbraucher/id_91745350/rheinmetall-bietet-bund-ruestungsgueter-fuer-42-milliarden-euro.html
Bei Focus Online steht noch etwas mehr von dem Interview. Ich zitiere den größten Teil mal, weil ich es ganz interessant finde.

Zitat:(...)FOCUS Online: Die Bundeswehr ist seit Jahren kaputtgespart worden, heißt es oft. Trotzdem betrug der jährliche Verteidigungshaushalt auch 2021 schon rund 46,9 Milliarden Euro. Das ist viel Geld. Warum kommt das Geld offenbar nicht an den richtigen Stellen an? Und hilft es dann überhaupt, die Summe aufzustocken?

Papperger: Es ist ganz wichtig, dass wir jetzt die Prozesse bei der Bundeswehr anpassen. Die Art der Qualifizierung, also der Freigabe von Material, muss anders werden und wir müssen die Bürokratie abbauen. So wie ich das sehe, beschäftigt sich das Ministerium jetzt mit Hochdruck damit.

FOCUS Online: Was genau muss sich ändern?

Papperger: Die Beschaffung dauert allgemein viel zu lange. Es gibt zum Teil 25 Genehmigungsprozesse für Panzer-Munition. Da können wir viel schneller sein. Ein Beispiel: Munition, die in den Niederlanden für denselben Waffentyp schon qualifiziert worden ist, müssen wir in Deutschland nicht noch einmal extra genehmigen. Ein weiteres Beispiel ist der Panzer-TÜV: Ein Panzer muss jedes Jahr zum deutschen TÜV. Das mag in Friedenszeiten machbar sein, aber nicht, wenn der Panzer jetzt akut in einem Einsatz gebraucht wird. Diese Frist könnte man auf zwei oder drei Jahre verlängern.

FOCUS Online: Welche Waffen braucht die Bundeswehr nun ganz konkret? Oder ist der Bedarf zu Land, zu Wasser und in der Luft gleich groß?

Papperger: Die Landsysteme sind meiner Meinung nach derzeit am schlechtesten aufgestellt.

FOCUS Online: Diese Aussage überrascht nicht. Ihr Unternehmen liefert ja nur Landsysteme.

Papperger: Ich kann das aber an ganz konkreten Beispielen festmachen. Mit dem Bestand an Munition könnte unsere Armee im Verteidigungsfall nur wenige Tage durchhalten. Es stimmt leider: Die Bundeswehr ist keineswegs einsatzbereit, die Landesverteidigung wird mit dem vorhandenen Material nicht funktionieren. Wir liefern Munition für Maschinenkanonen, Panzerkanonen und Artillerie. Früher haben wir davon im Jahr 250.000 Stück für die Bundeswehr produziert – jetzt sind es noch 20.000 bis 30.000 pro Jahr, also ein Zehntel.

FOCUS Online: Wie schnell könnten Sie denn überhaupt liefern?

Papperger: Wir haben für das Ministerium aktuell Listen aufgestellt, was kurzfristig verfügbar wäre. Wir als Rheinmetall könnten in kurzer Zeit Ausrüstung im Wert von 42 Milliarden Euro liefern. Unsere Munitionswerke und Panzerwerke haben die Kapazitäten dafür. Wir können innerhalb von zwölf Monaten logistische Fahrzeuge liefern, innerhalb von 18 Monaten Radfahrzeuge und innerhalb von 24 Monaten auch Kettenfahrzeuge. Die Weichen müssten nur jetzt schnell gestellt werden, damit die Materialbeschaffung beginnen kann.

FOCUS Online: Das haben Sie alles auf Lager?

Papperger: Die Werke dafür haben wir: In Ungarn, Australien, England und auch in Kanada, den USA und natürlich unsere deutschen Werke. Kapazität gibt es also genug. Was noch fehlt ist Pulverkapazität und Sprengstoffkapazität. Aber da haben unsere Freunde in Ungarn bereits Maßnahmen ergriffen.

FOCUS Online: Ihre Freunde in Ungarn?

Papperger: Die Regierung dort wird eine große Sprengstoffproduktion aufbauen. Die Pläne sind längst fertig.

FOCUS Online: Was ist mit Partnern in Westeuropa? Bundeskanzler Scholz sprach davon, dass neues Gerät in enger Abstimmung mit Frankreich entwickelt werden soll. Werden Sie da zum Beispiel mit Ihrem Konkurrenten Thales kooperieren?

Papperger: Solche Pläne gibt es schon lange, wir sind bereits dabei. Aber diese Kampffahrzeuge, die dort entwickelt werden sollen, kommen erst später. Das sind langfristige strategische Entscheidungen

FOCUS Online: Welches Produkt aus Ihrem Arsenal ist aus Ihrer Sicht jetzt am wichtigsten für die Bundeswehr?

Papperger: Auf jeden Fall die Munition. Und die Regierung sollte die zweite Tranche Puma-Panzer bestellen. Dann folgen die Radfahrzeuge mit der Erneuerung der Fuchs-Flotte durch den Schützenpanzer Boxer. Und wir haben aktuell auch nur 225 Kampfpanzer.

FOCUS Online: Was machen Sie eigentlich, wenn jetzt auch andere Länder bei Ihnen anfragen. Wen beliefen Sie zuerst?

Papperger: Wir werden die Kapazitäten aufbauen und alle Partner gleichbehandeln.

FOCUS Online: Würden Sie auch die Ukraine beliefern? Gab es Anfragen?

Papperger: Ja, die Ukraine hat bereits angefragt. Der Antrag wird derzeit von der Bundesregierung geprüft. Ich kann in der derzeitigen Situation nur sagen: Wir wollen denen helfen.

FOCUS Online: Wenn die Nachfrage steigt, steigen normalerweise die Preise. Kommt uns die Aufrüstung über Nacht nun deutlich teurer als ein langfristig geplanter Aufbau?

Papperger: Wenn wir schneller produzieren sollen, kosten Geschwindigkeitszuschläge natürlich Geld. Ansonsten werden wir aber sehr faire Preise aufrufen. Wir betreiben ein langfristiges Geschäft. Wir planen in Jahrzehnten.



RE: Bundeswehr – quo vadis? - aramiso - 02.03.2022

Zorn gegen eine neue Wehrpflicht.

"Die Bundeswehr und ihre Aufgaben hätten sich verändert. „Für den Kampf im Cyberraum, um nur ein Beispiel zu nennen, sind Wehrpflichtige absolut ungeeignet“, erklärte Zorn. „Wir brauchen gut ausgebildetes, in Teilen sogar hochspezialisiertes Personal, um das gesamte Aufgabenspektrum abzudecken.“

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wehrpflicht-widerstand-gegen-eine-neuauflage-17845194.html

Das Argument wirkt vorgeschoben. Einige Aufgaben sind heute komplexer, andere können nach wie vor von Wehrpflichtigen übernommen werden.
Der Rattenschwanz mit Unterkunft, Ausrüstung, Ausbildung etc. ist eine andere Geschichte.