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(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis? - Druckversion

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RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 11.11.2021

(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: ich würde aufgrund der oben genannten Themen und Rahmenbedingungen vorschlagen auf das große Vorhaben MGCS (u.a. Nachfolger Leopard 2) zu verzichten.
MGCS ist für mich keine "Ja oder Nein"-Frage, sondern eine Frage des "wie".
Die schwere Komponente der NATO-Heere basiert im Kern auf der Konzeption des 80er-Jahre-MBT, in den meisten Fällen des Leopard2. Das kann nicht auf ewig so bleiben, also braucht es ein Nachfolge-Konzept. Wie das heißt, und mit wem wir es wie voran treiben, ist eine andere Frage. Aber darauf "zu verzichten" ist keine Lösung. Aber ich verstehe deine weiteren Ausführung so, dass du den Verzicht nur auf das konkrete D/F-Projekt beziehst, nicht auf die Konzeptentwicklung insgesamt:
(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: statt eines direkten Nachfolgers für den Leopard 2 würde ich eine größere Anzahl an Lynx SPZ beschaffen ... Der Lynx SPZ wird als Hunter-Killer Panzer eingestuft und kann es somit auch mit Kampfpanzern aufnehmen.
Ein durchaus denkbarer Ansatz für ein zukunftsweisendes MGCS. Da Konzeption und Systemintegration viel wichtiger sein werden als die eigentliche Fahrzeugbasis, könnte der Lynx die optimale Grundlage für eine schwere Panzerfamilie der Zukunft darstellen. Mit Blick auf Australien und die USA auch industriepolitisch höchst interessant, weil es den Weg zu einem deutschen NATO-Einheitspanzer darstellen könnte. Aber das wäre ja sogar innerhalb des aktuellen MGCS-Projektes mit Frankreich zusammen umsetzbar, wenn man dieses entsprechend steuert und sich einigen kann.

Aber dazu gibt es ja ein eigenes Thema.

(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: - die Rolle Deutschlands als Anlehnungsnation in Europa (wir stellen den Rahmen einer Division müssen aber nicht alle Einheiten selbst stellen, Stichwort Multinationale Division mit einzelnen Brigaden aus unterschiedlichen europäischen Ländern)
Ohne eine echte GASP oder massive Aufrüstung in ganz Europa ist das der richtige Weg, ja.

Was die potentiellen Partner angeht, kommen - über die bereits teilintegrierten Niederlande hinaus - dafür realistisch nur die drei von dir genannten und vielleicht noch Slowenien/Kroatien in Betracht. Polen ist selbst groß genug, die Belgier haben Luxemburg bereits integriert und binden sich technisch stark an Frankreich, was ja durchaus verständlich und auch wünschenswert ist. Die Dänen bilden mit ihrer Division innerhalb des MNC NordOst selbst eine Anlehnungsnation für das Baltikum und die anderen Skandinavier sind aufgrund der Mitgliedschaften EU/NATO nicht geeignet, arbeiten aber untereinander entsprechend gut zusammen. Also bleibt nur noch der Balkan. Und dort sehe ich weder Rumänien noch Bulgarien in absehbarer Zeit anschlussfähig.

(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: Statt eines 2. Loses Puma SPZ und statt eines direkten Nachfolgers für den Leopard 2 würde ich eine größere Anzahl an Lynx SPZ beschaffen (1.000-1.200 Fahrzeuge).
Ich hoffe, ich interpretiere dich da nicht falsch, aber das entspricht für mein Verständnis gerade eben nicht dem Konzept der Anlehnungsnation, es sein denn, diese LYNX sind zum größten Teil für Spezialfähigkeiten vorgesehen und nicht als Schützenpanzer in Kampfbrigaden.
Mit den aktuell geplanten 328 LEO2 und 350 PUMA können je nach Zusammensetzung und Umlaufplanung 4-6 Brigaden je 2-3 Kampfbataillone ausgestattet werden, ohne dass hier zusätzliche Panzer benötigt werden. Hinzu kommt die 43.NL, die man mMn guten Gewissens voll mit einplanen kann. Somit könnte man zwar auf das 2. Los verzichten, jedoch nicht für einen anderen Schützenpanzer sondern zugunsten von anderen Fähigkeiten.

Denn wollen wir ernsthaft eine Anlehnungsnation sein, die Kampftruppen von weiteren Partnernationen effektiv führen kann, dann ist es viel wichtiger, dass wir alles oberhalb der Kampfbrigade in ausreichender Menge vorhalten, als dass wir selbst ausreichend Kampf- und Schützenpanzer ins Feld bringen. Und dahingehend haben wir viel mehr Schwächen auszuräumen als bei der Anzahl von Hauptkampfsystemen der Panzertruppe.

(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: Die Länder HU, CZ und SK würde ich dann im Zusammenhang des Rahmennationskonzeptes in 3 europäische Divisionen integrieren. Diese Länder können dann jeweils 1-2 Brigaden mit SPZ Lynx diesen Divisionen beistellen.
Deutschland (ggf noch Benelux dazu) würde die fehlenden Brigaden auffüllen.
Optimistisch betrachtet kann man davon ausgehen, dass die in Frage kommenden Partner mittelfristig je eine mechanisierte und eine motorisierte Brigade beisteuern können. Reine Kampftruppen, mit maximal dem Eigenbedarf an Unterstützungskräften. Es wird nicht in einem absehbaren Zeitraum möglich sein, eine derartige europäische Vereinheitlichung zu erreichen, dass über die Unterstellung einer geschlossen agierenden Brigade hinaus eine Integration von Partnerverbänden effektiv stattfinden kann.
Und genau deswegen halte ich es für einen Fehler, eine Stärkung der Bundeswehr durch das Aufstellen weiterer Kampftruppenbataillone und -Brigaden zu betreiben, wie es anhand der Wende zu LV/BV häufig gefordert wird.

Das Konzept der Anlehnungsnation muss mMn so aussehen, dass unsere schweren Divisionen maximal zwei eigene - möglichst schlanke - Kampfbrigaden führen, aber Führungs- und Unterstützungskapazitäten für die doppelte Anzahl vorhalten. Das entspricht dem Souveränitätsgebot durch eine eigene Handlungsfähigkeit sowie der Kooperationserfordernis im Bündnis gleichermaßen. Weniger passen tut es allerdings zu einer Armee, die sich für Infanterie-lastige Auslandseinsätze aufstellt und entsprechend rotierende boots-on-the-ground benötigt, wie wir es in den letzten Jahrzehnten erlebt haben.

In diesem Zusammenhang kann der LYNX trotzdem auch kurzfristig für Deutschland hochinteressant sein, in dem man sich z.B. bei Lynx-Projekten der avisierten Partnernationen einklinkt und neue Unterstützungsfahrzeuge auf dieser Plattform aufbaut, sei es für Pioniere, Flugabwehr oder Artillerie/Mörser. So könnte der LYNX eine Art später M113-Nachfolger werden, der den klassischen SPz PUMA bei der BW ergänzt und bei den Partnern das Hauptkampfsystem darstellt.

(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: Zentral Europa hätte hiermit 3 Divisonen mit 2.000 modernen Schützenpanzern (alle Hunter-Killer) einsatzbereit und könnte so ausreichend konventionelle Abschreckungsmöglichkeiten ggü Russland aufbieten.
Der Gedanke, dass Deutschland drei multinationale mechanisierte Divisionen stellt, ist für mich ein Wunschdenken für die Zukunft. Es wird noch sehr lange dauern, bis die angeführten Partner tastächlich in der Lage sein werden, verlässlich auch nur jeweils eine Brigade mit modernem Gerät stellen zu können. Daher ist ein Aufbau mit zwei Panzerdivisionen schon ambitioniert genug. Wenn diese konsequent mit den erforderlichen Unterstützungskräften ausgestattet werden, wird es ja auch möglich sein, aus diesen perspektivisch eine dritte heraus zu bilden, wenn sie dann hoffentlich mal zu groß werden sollten.

(11.11.2021, 14:14)ObiBiber schrieb: Personalmangel bei der Bundeswehr
Genau der spricht gegen einen Zuwachs an eigenen Kampftruppen und für die Konzentration auf Spezialfähigkeiten.
Momentan leidet die Bundeswehr ja nicht darunter, dass sie zu wenig Verbände besitzt, sondern eher darunter, dass die vorhandenen nicht einsatzbereit sind. Daher sollte man eher die Zahl der Verbände dem verfügbaren Material und Personal annähern und die Mittel in all das investieren, das diese Verbände auch tatsächlich einsatzfähig macht. Denn nur so wird es auch für die anderen Nationen interessant, sich ernsthaft an die Bundeswehr zu binden.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 11.11.2021

Die Frage ist, ob dieses ganze Konzept einer "Anlehnungsnation" - das sogenannte Rahmennationenkonzept überhaupt funktionsfähig sein wird bzw. überhaupt unsererseits funktionsfähig gemacht werden kann. Danach sieht es nämlich im Moment nicht im Ansatz aus, sondern ganz im Gegenteil: es mangelt derart an der Interoperabilität und Ernsthaftigkeit unsererseits, dass wir zunehmend und völlig entgegen unseres derzeitigen Anspruches immer mehr als Problem und Hemmnis gesehen werden.

Was nützt es also in der bloßen Theorie starke deutsche mechanisierte Kräfte oder signifikante deutsche Fähigkeiten bei Korps-Truppen anzudenken, wenn die Realität ist, dass wir analoge Funkgeräte nachbauen lassen und selbst kleine Nationen im Baltikum aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus kommen über unsere Unfähigkeit selbst im rein technischen Bereich Interoperabilität real herzustellen und da sind die vielen anderen Bereiche welche hier zur Technik dazu berücksichtigt werden müssen noch gar nicht mit inkludiert.

Wir haben hier und heute einen Anspruch, eine Idee davon wie es sein soll, die sehr weit von der Realität entfernt ist. Nirgends wird das meiner Meinung nach deutlicher sichtbar als beim sogenannten Rahmennationenkonzept.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 12.11.2021

Ja, da gebe ich dir Recht.

Und auch das ist ja Teil dessen, was ich meine: Es hilft dem Verbund nichts, wenn wir einfach nur unsere Kampftruppen hochfahren. Unsere Baustellen sind Führungsfähigkeit, Unterstützungskapazitäten und Einsatzbereitschaft.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 12.11.2021

Und selbst wenn wir diese Baustellen fertig stellen würden, bleibt das Problem dass wir dann in Bezug auf die Kampftruppen selbst auf Verbündete angewiesen sind, welche keineswegs sichere Kandidaten sind und es ist keineswegs gesagt dass uns diese Nationen im Kriegsfall dann ihre Kampftruppen unterstellen werden. Stattdessen werden sie fordern (so habe ich es beispielsweise schon mehrfach von polnischen Soldaten gehört), dass wir die Einheiten welche sie brauchen können ihnen unterstellen etc

Die nationalen Egoismen zu überkommen ist viel schwerer als es hierzulande angenommen wird und selbst wir schaffen es ja oft nicht da über unseren Schatten zu springen.

Daher ist meiner Meinung nach die entscheidende Frage wie man die richtigen Schwerpunkte identifiziert und ob man es schafft diese Schwerpunkte zu explorieren. Deshalb sind die Ausführungen von ObiBiber meiner Ansicht nach eben keineswegs falsch: er identifiziert einen Schwerpunkt und will diesen konsequent umsetzen, er hat also einen Fokus. Und genau das ist es (im allgemeinen) was der Bundeswehr fehlt: eine Fokussierung.

Die Details und was genau man zum Schwerpunkt macht und wo man den Fokus setzt, dass kann alles diskutiert werden, kann höchst unterschiedlich sein und man kann hier auch zu ganz verschiedenen Schlußfolgerungen kommen, je nach den Umständen - aber im allgemeinen ist das was ObiBiber schreibt exakt das was wir brauchen: nämlich einen scharf umrissenen Fokus.

Ob nun eine neue gepanzerte Einheitsplattform auf Lynx dieser Fokus ist, oder ein Primat bei der Luftwaffe mit einem erheblichen Ausbau unserer EF Kapazitäten (einschließlich und insbesondere eines EF ECR oder der Aufbau einer signifikanten Raketenstreitmacht oder was auch immer, dass ist in Wahrheit weniger wichtig als überhaupt mal eine solche Fokussierung zu erlangen. Es kann daher sein dass ein massiver Aufbau mechanisierter Kräfte in Form von lauter Lynx Panzern als gepanzerter Einheitsplattform immer noch viel besser ist als das was ist, völlig unabhängig davon ob eine nochmals andere Fokussierung nicht noch besser wäre.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - ObiBiber - 12.11.2021

danke für die umfangreichen Antworten.
Letztendlich ist viel von der weiteren Ausarbeitung des Rahmennatiosnkonzeptes anhängig, aber auch von den weiteren Mitteln und der weiteren Bestrebungen der Ampelkoalition bzgl. Außen- und Verteidigungspolitik.
Ich denke jedoch das man das Thema von mehreren Richtungen angehen könnte...
bei einheitlichen Strukturen und nahezu einheitlichem Material gelingt eine Integration von unterschiedlichen Streitkräften natürlich deutlich einfacher...
gemeinsames üben/gemeinsame Ausbildung und Manöver sind natürlich genauso wichtig.
Wenn man sich von dieser Seite annähern würde dann gelingt das Rahmennationskonzept und die europäische Integration bei der Verteidigung von alleine.

Danke auch für das Feedback dass die Länder CZ, HU, SK genau hierfür die relevanten Partner wären.

Ich sehe das genauso dass Polen eigenständig unterwegs sein kann.

Die Niederlande und Deutschland kooperieren schon sehr stark.

Die Franzosen integrieren Belgien und Luxemburg.

bzgl Lynx für CZ und SK hoffe ich dass er sich da durchsetzen kann

bzgl Lynx bei der Bundeswehr.
Ja... ich würde den Lynx auch als reinen SPZ beschaffen. Deutschland sollte mindestens 600-800 moderne SPZ im Bestand haben. Das Upgrade eines Pumas ist beinahe so teuer wie ein neuer Lynx.
Losgelöst davon machen natürlich weitere Varianten (AGM, SHORAD, Ambulanz, Mörser, Pioniere) auf Lynx Basis Sinn.
Auf den klassischen Kampfpanzer würde ich tatsächlich verzichten. Da reicht der SPZ mit 4 x SPIKE ER LFK.
Aber selbst 120mm Kanone wäre wohl auf Lynx Basis problemlos machbar.

Die Integration von weiteren Modulen ist hier ja so einfach möglich wie auf dem Boxer.
Weitere Boxer halte ich übrigens auch für wichtig.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - aramiso - 12.11.2021

Eine Einheitsplattform auf Lynx könnte ich mir vorstellen, obgleich ich bei der schieren Anzahl russischer Kampfpanzer daran zweifele, ob ein IFV mit Spike wirklich ausreicht.

Ich sehe den notwendigen Schwerpunkt vor allem in der Flugabwehr und der Artillerie. Wir können alle mechanisierten Verbände schnell vergessen, wenn wir sie nicht ausreichend schützen und mit weitreichenden Wirkmitteln ausstatten.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 12.11.2021

(12.11.2021, 09:33)Quintus Fabius schrieb: das Problem dass wir dann in Bezug auf die Kampftruppen selbst auf Verbündete angewiesen sind, welche keineswegs sichere Kandidaten sind und es ist keineswegs gesagt dass uns diese Nationen im Kriegsfall dann ihre Kampftruppen unterstellen werden. Stattdessen werden sie fordern (so habe ich es beispielsweise schon mehrfach von polnischen Soldaten gehört), dass wir die Einheiten welche sie brauchen können ihnen unterstellen etc.
Deshalb würde ich auch auf einen Grundstock eigener Kampftruppen (2 Bg/Div) keinesfalls verzichten, auch wenn ich diese pessimistische Annahme nicht in dem Ausmaß teile. Aber eine angestrebte europäische Unabhängigkeit von amerikanischer Unterstützung erreicht man halt nicht durch mehr Panzerbataillone.

(12.11.2021, 13:21)ObiBiber schrieb: bei einheitlichen Strukturen und nahezu einheitlichem Material ...
Wenn man sich von dieser Seite annähern würde dann gelingt das Rahmennationskonzept und die europäische Integration bei der Verteidigung von alleine. ...
bzgl Lynx für CZ und SK hoffe ich dass er sich da durchsetzen kann

bzgl Lynx bei der Bundeswehr. ... machen natürlich weitere Varianten (AGM, SHORAD, Ambulanz, Mörser, Pioniere) auf Lynx Basis Sinn. ...Die Integration von weiteren Modulen ist hier ja so einfach möglich wie auf dem Boxer.
Ich stehe ja auch voll hinter dem Konzept, den LYNX in der Breite der BW und bei möglichst vielen Partnern unterzubringen. Ich kann mich nur weder mit dem Ansatz anfreunden, den PUMA aufzugeben, noch damit, zwei unterschiedliche Panzer in der selben Rolle parallel einzuführen.

(12.11.2021, 13:21)ObiBiber schrieb: Auf den klassischen Kampfpanzer würde ich tatsächlich verzichten. Da reicht der SPZ mit 4 x SPIKE ER LFK.
Aber selbst 120mm Kanone wäre wohl auf Lynx Basis problemlos machbar.
Grundsätzlich sehe ich das zumindest ähnlich. In der Praxis denke ich, dass dieser Ansatz derart risikobehaftet ist, dass man ihn zumindest noch eine ganze Weile mit weiter kawestierten LEOs absichern muss.

(12.11.2021, 09:33)Quintus Fabius schrieb: Es kann daher sein dass ein massiver Aufbau mechanisierter Kräfte in Form von lauter Lynx Panzern als gepanzerter Einheitsplattform immer noch viel besser ist als das was ist, völlig unabhängig davon ob eine nochmals andere Fokussierung nicht noch besser wäre.
(12.11.2021, 13:21)ObiBiber schrieb: Weitere Boxer halte ich übrigens auch für wichtig.
(12.11.2021, 14:24)aramiso schrieb: Ich sehe den notwendigen Schwerpunkt vor allem in der Flugabwehr und der Artillerie. Wir können alle mechanisierten Verbände schnell vergessen, wenn wir sie nicht ausreichend schützen und mit weitreichenden Wirkmitteln ausstatten.

3x Zustimmung.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - aramiso - 18.11.2021

FAZ: Harte Zeiten für die Bundeswehr

"An der Ostflanke der NATO ist die Lage angespannt. Nach bisheriger Planung müssen die Streitkräften dennoch kräftig sparen. Auf fast fünf Milliarden Euro sollen sie nach dem vorgelegten Etat von Finanzminister Scholz bis 2025 verzichten.

Nach rund 50 Milliarden Euro im kommenden Jahr soll der Etat bis 2025 schrittweise auf 45,7 Milliarden sinken. So sieht es die mittelfristige Finanzplanung vor, die Olaf Scholz (SPD) als Finanzminister vorgelegt hat.
Die Union mit Kanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat dem zugestimmt. Gleichzeitig hatte das Verteidigungsministerium allerdings dem Bundestag vorgerechnet, dass es eigentlich bis 2025 wenigstens 62 Milliarden braucht, um seinem Auftrag nachzukommen. "

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/finanzplan-sieht-harte-zeiten-fuer-die-bundeswehr-vor-17639262.html


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 18.11.2021

Das war ja im Prinzip ohnehin klar. Und ich gehe stark davon aus, dass der Wehretat in den nächsten Jahren noch weiter gesenkt werden wird. Die volkswirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden nämlich erst in einiger Zeit so richtig durchschlagen. Aktuelle Strohfeuer auf Kredit sind keine nachhaltige Lösung der makroökonomischen Fehlentwicklung.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - aramiso - 19.11.2021

Die Frage ist dabei, ob die NATO-Partner ebenfalls ihren Etat wg. Corona reduzieren werden. Falls nicht, würde das für die Bundesregierung ziemlich schlecht aussehen. Irgendwie hatte man der NATO glaube ich 1,5% zugesagt.

Allerdings könnten die Generäle jetzt unter Beweis stellen, dass sie keine reinen Beamte sondern auch Soldaten/Offiziere sind.
Wie stellen sie sich auf diese Situation ein und wie führen sie das Problem zu einer pragmatischen Lösung?
Mit "geht nicht" gewinnt man keinen Krieg. Big Grin


RE: Bundeswehr – quo vadis? - ObiBiber - 19.11.2021

also bei allem was kommt...
die 1,5% MÜSSEN sein... sonst kann man den Laden dicht machen... und Herrn Putin und Lukaschenko nach Berlin zum Frühstück einladen.
Ich denke/hoffe der FAZ Bericht von oben bezieht sich nur auf die letzte Finanzplanung für 2022 und ist im Prinzip so bekannt...
von der neuen Ampel Koalition kann es hierzu aktuell ja noch gar keine Aussage geben.
Die Spannungen, Probleme und Bedrohungen in Europa sind aktuell meiner Meinung nach die größten seit Ende des 2. Weltkrieges... und wir haben gefühlt die schlechteste Armee seit Ende des 2. Weltkrieges (wenn auch leicht besser werdend in den letzten Jahren).
Vor allem Deutschland und Europa werden in den letzten Jahren durch die Hybride Kriegsführung von Russland (und auch von China) aktiv bedroht und beinahe täglich angegriffen...
es erfolgen Cyberangriffe auf Infrastruktur, auf die Industrie
es erfolgen Desinformationskampagnen und Beeinflussungen von demokratischen Wahlen von außen
durch gesteuerte Migrations- und Fluchtbewegungen wird versucht die westlichen Staaten zu destabilisieren.
an den NATO Grenzen werden die größten militärischen Bewegungen und Übungen seit Ende des 2. Weltkrieges abgehalten.
usw.
Es muss hier auf allen Ebenen dagegengehalten werden... und die Bundeswehr und ihre notwendigen Fähigkeiten sind ein sehr zentraler Faktor in diesem hybriden Bedrohungs-Szenario!
  • konventionelle/militärische Abschreckungsfähigkeiten (bei Verzicht auf nukleare Teilhabe müssten diese noch stärker ausgebaut werden)
    Cyberangriff und Verteidigung
    Sicherung Infrastruktur und Handelswege
    Sicherung der Außengrenzen
    Antworten auf Flüchtlingsströme
wenn hierfür nicht weiter deutlich mehr Mittel bereitgestellt werden kann man es gleich lassen
dann kann man den Laden dicht machen und alle Sanktionen gegen Russland und andere fallen lassen...
man kann Probleme und Menschenrechtsverletzungen auch einfach ignorieren...
man kann auch die eigene Sicherheit und eigene Demokratie einfach vernachlässigen und die Bedrohungen einfach geschehen lassen


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Quintus Fabius - 19.11.2021

aramiso:

Zitat:Allerdings könnten die Generäle jetzt unter Beweis stellen, dass sie keine reinen Beamte sondern auch Soldaten/Offiziere sind. Wie stellen sie sich auf diese Situation ein und wie führen sie das Problem zu einer pragmatischen Lösung?

Wie stets triffst du mit wenigen Worten den Nagel perfekt mittig auf den Kopf. Exakt das ist die Frage vor der wir stehen, die einzige Lösungsmöglichkeit unserer Misere und exakt das was jetzt getan werden müsste, und nicht getan werden wird.


RE: Bundeswehr – quo vadis? - aramiso - 21.11.2021

Es wird anscheinend nicht wirklich besser für die arme Truppe.

Angeblich soll Marie-Agnes Strack-Zimmermann die neue Verteidigungsministerin werden.
Absolute Unkenntnis scheint für diesen Ministerposten mittlerweile zwingende Grundvoraussetzung zu sein.

Frau Strack-Zimmermann fiel vor einigen Monaten mit der Idee auf, man könnte doch das gesamte KSK (weil rechts)auflösen und danach wieder komplett neu aufstellen.

https://www.n-tv.de/politik/So-koennte-das-kuenftige-Kabinett-aussehen-article22943930.html


RE: Bundeswehr – quo vadis? - aramiso - 21.11.2021

Addendum:

Immerhin fordert die FDP eine Strukturreform und die Stärkung des Generalinspekteurs.

https://www.new-facts.eu/fdp-fraktion-verlangt-umfassende-reform-der-bundeswehr-419716.html


RE: Bundeswehr – quo vadis? - Broensen - 21.11.2021

(21.11.2021, 18:11)aramiso schrieb: https://www.new-facts.eu/fdp-fraktion-verlangt-umfassende-reform-der-bundeswehr-419716.html
Zitat:Deutschlands oberster Soldat soll demnach künftig als Teil der Hausleitung auf Augenhöhe mit den beamteten Staatssekretären agieren und in alle „Fragen von Planung und strategischer Vorbereitung sowie Führung federführend miteingebunden“ sein.

Die Arbeitsfähigkeit des obersten Militärs soll durch einen neu zu schaffenden „Generalführungsstab“ verbessert werden, dem ein Chef des Stabes, die Inspekteure der Teilstreitkräfte und militärischen Organisationsbereiche angehören. Deren Zahl wird von sechs auf fünf verringert, indem die Sanität in die Streitkräftebasis eingegliedert wird. Der Stab, „eine international und bei unseren NATO-Partnern bewährte und verbreitete Institution“, solle alle Aufgaben der bisherigen militärischen Abteilungen im Ministerium abdecken, so die Vorstellungen der FDP. Das Ministerium sei insgesamt „neu zu konzipieren und muss sich wieder auf seine Kernaufgaben im politisch-strategischen Bereich konzentrieren“, verlangt die FDP. Konkret soll das Wehrressort „sowohl organisatorisch als auch personell“ gestrafft und von 2.500 auf 2.000 Dienstposten reduziert werden. Einer von zwei Parlamentarischen Staatssekretären soll eingespart, die Abteilung Recht geschrumpft werden, der Stab Revision und Organisation in einer neuen Zentralabteilung aufgehen. Externe Beratungsleistungen sollen „auf ein notwendiges Maß“ reduziert werden.

Klingt ja generell erstmal ganz vielversprechend, allerdings stammt das schon aus Januar und muss daher noch als Oppositionspapier gegen die CDU bewertet werden, nicht als Ampelkurs.