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EU vs. Türkei - Druckversion

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RE: EU vs. Türkei - Quintus Fabius - 10.03.2024

Skywalker:

Zitat:Wer weiss vielleicht gibt es schon Planungen bei der Bundeswehr, wie man die Bosporus Brücken mit Taurus sprengen kann.

Wenn man nur eines absolut sicher weiß, dann, dass die real existierende Bundeswehr keinerlei Planungen dieser Art hat. Und dass diese Bundesrepublik keinerlei, ja überhaupt gar keine Pläne dafür hat, was man tun könnte wenn ein Konflikt mit der Türkei eskaliert. Gesichert nicht.


RE: EU vs. Türkei - Skywalker - 10.03.2024

(10.03.2024, 00:06)Quintus Fabius schrieb: Skywalker:


Wenn man nur eines absolut sicher weiß, dann, dass die real existierende Bundeswehr keinerlei Planungen dieser Art hat. Und dass diese Bundesrepublik keinerlei, ja überhaupt gar keine Pläne dafür hat, was man tun könnte wenn ein Konflikt mit der Türkei eskaliert. Gesichert nicht.


Bei der Bundesrepublik gebe ich dir recht, dass mit den Bosporus Brücken war nur ein kleiner Spaß am Rande. Jetzt mal im Ernst, von französischer Seite kann ich mir das durchaus vorstellen das es da Pläne gibt.


RE: EU vs. Türkei - voyageur - 10.03.2024

(10.03.2024, 00:11)Skywalker schrieb: Bei der Bundesrepublik gebe ich dir recht, dass mit den Bosporus Brücken war nur ein kleiner Spaß am Rande. Jetzt mal im Ernst, von französischer Seite kann ich mir das durchaus vorstellen das es da Pläne gibt.
Der Generalstab wurde ja genau dafür gegründet. Da die Leute allerdings ihre Schubladen abschliessen, wissen wenige was wirklich geplant wird.


RE: EU vs. Türkei - Skywalker - 13.04.2024

(10.03.2024, 00:06)Quintus Fabius schrieb: Skywalker:


Wenn man nur eines absolut sicher weiß, dann, dass die real existierende Bundeswehr keinerlei Planungen dieser Art hat. Und dass diese Bundesrepublik keinerlei, ja überhaupt gar keine Pläne dafür hat, was man tun könnte wenn ein Konflikt mit der Türkei eskaliert. Gesichert nicht.

Für was ist eigentlich das Eurocorps da ? Solche Szenarien eher auf europäischer Ebene geplant werden müssten als auf nationaler Ebene. Eine Frage stellt sich nüchtern betrachtet für die EU sowieso, da sich die USA zukünftig mehr auf den asiatisch - pazifischen Raum fokussieren muss ist die EU mehr gefordert die eigene Sicherheit in die Hand zu nehmen. Egal gegen welche Bedrohung auch immer.

BTW: Ich kann mich erinnern du hattest im Thema "mittlere Kräfte" auch etwas zu der Sache gepostet man müsse sich auf einen Krieg gegen die Türkei vorbereiten. Wie stellst du dir in diesem Szenario den Einsatz der mittleren Kräfte vor ?


Ich verlinke auf den Post von voyageur zum Thema Eurocorps.

https://www.forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=7219


RE: EU vs. Türkei - Quintus Fabius - 13.04.2024

In der Theorie stimme ich dir zu - dass sind Planungen welche eigentlich auf EU Ebene laufen müssten. Aber ob es solche Pläne auf EU Ebene gibt ?? Im Geheimen ?? Denn bekannt ist dazu öffentlich rein gar nichts.

Bezüglich des Einsatz mittlerer Kräfte in einem Krieg gegen die Türkei: hier gibt es zwei wesentliche Bereiche in denen diese aufgrund ihrer spezifischen Eigenheiten Sinn machen: 1. zum einen gegen türkische Kämpfer in Europa (5. Kolonne / türkische Sondereinheiten und Agenten / aufgebrachte türkische Nationalisten usw usf) - hier können solche feindlichen Akte innerhalb der EU durch die hohe Mobilität der mittleren Kräfte eher niedergeschlagen werden, selbst wenn sie ein erhebliches Niveau annehmen sollten. 2. muss verhindert werden, dass auf dem Festland von Griechenland sowie in Bulgarien / Rumänien türkische Landstreitkräfte voran kommen.

Dazu sind die Landstreitkräfte besagter Staaten etwaig zu schwach. Eine entsprechende Verstärkung müsste also schnell, unabhängig von der Eisenbahn dorthin verlegt werden und derart aufgestellt sein, dass sie in dem Gelände dort und der vorhandenen Infrastruktur in dieser Region einen Beitrag zur Verlangsamung und schließlich zum stehen bleiben türkischer Bodentruppen beiträgt. Dies geht mit mittleren Kräften hier meiner Einschätzung nach relativ gut. Das wesentlichste wäre es es hier, die türkischen Bodentruppen erst gar nicht weit voran kommen zu lassen, damit dadurch keine Verhandlungsmasse entsteht welche die Türkei dann in folgenden Verhandlungen einbringen kann.


RE: EU vs. Türkei - Skywalker - 13.04.2024

(13.04.2024, 22:01)Quintus Fabius schrieb: In der Theorie stimme ich dir zu - dass sind Planungen welche eigentlich auf EU Ebene laufen müssten. Aber ob es solche Pläne auf EU Ebene gibt ?? Im Geheimen ?? Denn bekannt ist dazu öffentlich rein gar nichts.

Bezüglich des Einsatz mittlerer Kräfte in einem Krieg gegen die Türkei: hier gibt es zwei wesentliche Bereiche in denen diese aufgrund ihrer spezifischen Eigenheiten Sinn machen: 1. zum einen gegen türkische Kämpfer in Europa (5. Kolonne / türkische Sondereinheiten und Agenten / aufgebrachte türkische Nationalisten usw usf) - hier können solche feindlichen Akte innerhalb der EU durch die hohe Mobilität der mittleren Kräfte eher niedergeschlagen werden, selbst wenn sie ein erhebliches Niveau annehmen sollten. 2. muss verhindert werden, dass auf dem Festland von Griechenland sowie in Bulgarien / Rumänien türkische Landstreitkräfte voran kommen.

Dazu sind die Landstreitkräfte besagter Staaten etwaig zu schwach. Eine entsprechende Verstärkung müsste also schnell, unabhängig von der Eisenbahn dorthin verlegt werden und derart aufgestellt sein, dass sie in dem Gelände dort und der vorhandenen Infrastruktur in dieser Region einen Beitrag zur Verlangsamung und schließlich zum stehen bleiben türkischer Bodentruppen beiträgt. Dies geht mit mittleren Kräften hier meiner Einschätzung nach relativ gut. Das wesentlichste wäre es es hier, die türkischen Bodentruppen erst gar nicht weit voran kommen zu lassen, damit dadurch keine Verhandlungsmasse entsteht welche die Türkei dann in folgenden Verhandlungen einbringen kann.

Ich könnte mir nicht mal vorstellen das die türkische Armee bis Rumänien vorstoßen könnte, davor müssten sie ganz Bulgarien einnehmen. Bei der Front in Thrakien kann ich mir vorstellen, dass sich die Gefechte hauptsächlich auf Artillerieduelle im griechisch - türkischen Grenzgebiet beschränken. Ob Bulgarien oder Rumänien daran militärische teilnehmen werden ist auch eine Frage, Artikel 42.7 besagt lediglich das die EU Mitglieder zur Solidarität verpflichtet sind, wie dies im Einzelfall aussieht entscheiden die Staaten selbst. Ich sehe als sehr wahrscheinlich an das Frankreich beteiligt sein wird, da sie ein gemeinsames Verteidigungsabkommen mit Griechenland geschlossen haben. So weit ich weiss, kann in Frankreich der Staatspräsident über den Einsatz des Militärs entschieden, es wird daher dort keine parlamentarische Entscheidung notwendig sein. Italien könnte ich mir auch vorstellen, sie haben schon einmal eine Fregatte ins östliche Mittelmeer entsendet wie ein Bohrschiff des italienischen Enegiekonzern ENI in den Gewässern um Zypern nach Kohlenwasserstoffe suchen wollte.


RE: EU vs. Türkei - Quintus Fabius - 13.04.2024

Sollten die Türken sich auf bloße Artillerieduelle und den Kampf um Thrakien beschränken, wäre ein Gegenstoß aus Bulgarien heraus in die Flanke der Türken möglich und würde ihre Kampfverbände abschneiden. Zudem könnte man so sehr leicht nach Istanbul durchstoßen. Dafür braucht man genug Quantität um die türkischen Streitkräfte im Kampf mit den Griechen zu binden, um dann in ihre Flanke zu stoßen und Mittlere Kräfte können sehr schnell eine solche Quantität in diesem Kriegsraum herstellen weil man sie dafür dort nicht direkt vorhalten, sondern sie dann erst wenn notwendig in großer Zahl dorthin verlegen könnte.

Im übrigen ist die EU ein sehr enges Verteidigungsbündnis. Da geht es keineswegs um Solidarität und die Verpflichtungen reichen viel weiter als in der NATO.

(ob sie dann eingehalten werden ist eine andere Sache, aber rein de jure geht es um weit mehr als bloße national definierte Solidarität)


RE: EU vs. Türkei - Skywalker - 14.04.2024

(13.04.2024, 23:52)Quintus Fabius schrieb: Sollten die Türken sich auf bloße Artillerieduelle und den Kampf um Thrakien beschränken, wäre ein Gegenstoß aus Bulgarien heraus in die Flanke der Türken möglich und würde ihre Kampfverbände abschneiden. Zudem könnte man so sehr leicht nach Istanbul durchstoßen. Dafür braucht man genug Quantität um die türkischen Streitkräfte im Kampf mit den Griechen zu binden, um dann in ihre Flanke zu stoßen und Mittlere Kräfte können sehr schnell eine solche Quantität in diesem Kriegsraum herstellen weil man sie dafür dort nicht direkt vorhalten, sondern sie dann erst wenn notwendig in großer Zahl dorthin verlegen könnte.

Im übrigen ist die EU ein sehr enges Verteidigungsbündnis. Da geht es keineswegs um Solidarität und die Verpflichtungen reichen viel weiter als in der NATO.

(ob sie dann eingehalten werden ist eine andere Sache, aber rein de jure geht es um weit mehr als bloße national definierte Solidarität)

Das mit den Artillerieduellen bezog sich auf dem Fall das Bulgarien nicht mit Eingreifen würde oder zumindest nicht in militärische r Form beteiligt ist. Wäre das Gegenteil der Fall ist ein Vorstoß nach Bulgarien notwendig. Genauso auch Angriffe auf Infrastruktur mit Cruise Missiles und ballistischen Raketen die von den EU Truppen für Angriffe gegen die Türkei genutzt werden.

Würde deiner Meinung nach auch beim Kampf um Zypern der Einsatz der mittleren Kräfte Sinn ergeben ?


RE: EU vs. Türkei - lime - 14.04.2024

(13.04.2024, 23:52)Quintus Fabius schrieb: Sollten die Türken sich auf bloße Artillerieduelle und den Kampf um Thrakien beschränken, wäre ein Gegenstoß aus Bulgarien heraus in die Flanke der Türken möglich und würde ihre Kampfverbände abschneiden. Zudem könnte man so sehr leicht nach Istanbul durchstoßen. Dafür braucht man genug Quantität um die türkischen Streitkräfte im Kampf mit den Griechen zu binden, um dann in ihre Flanke zu stoßen und Mittlere Kräfte können sehr schnell eine solche Quantität in diesem Kriegsraum herstellen weil man sie dafür dort nicht direkt vorhalten, sondern sie dann erst wenn notwendig in großer Zahl dorthin verlegen könnte.

Im übrigen ist die EU ein sehr enges Verteidigungsbündnis. Da geht es keineswegs um Solidarität und die Verpflichtungen reichen viel weiter als in der NATO.

(ob sie dann eingehalten werden ist eine andere Sache, aber rein de jure geht es um weit mehr als bloße national definierte Solidarität)

Ein türkischer Angriff müsste zwangsweise große Gebietsgewinne einplanen, denn nur so könnte die Türkei Verhandlungsmasse aufbauen. Rein wirtschaftlich gesehen wird sie nicht lange durchhalten wenn sie von der EU bzw. dem gesamten Westen sofort umfangreich sanktioniert würde. Insofern kann die Türkei nur auf ein "Blitzkriegszenario" setzen. Griechenland hingegen müsste deshalb vor allem auf größtmögliche Verzögerung setzen.


RE: EU vs. Türkei - Quintus Fabius - 14.04.2024

Skywalker:

Zitat:Das mit den Artillerieduellen bezog sich auf dem Fall das Bulgarien nicht mit Eingreifen würde oder zumindest nicht in militärische r Form beteiligt ist. Wäre das Gegenteil der Fall ist ein Vorstoß nach Bulgarien notwendig. Genauso auch Angriffe auf Infrastruktur mit Cruise Missiles und ballistischen Raketen die von den EU Truppen für Angriffe gegen die Türkei genutzt werden.

Bulgarien wird meiner Meinung nach in jedem Fall involviert sein und mitkämpfen müssen.

Aber selbst wenn die Bulgaren initial erklären würden, dass sie neutral sind und sich raushalten (was praktisch nicht möglich ist, aber als Täuschung reizvoll wäre), so stellt dennoch Bulgarien fortwährend eine erhebliche Bedrohung für die türkische Flanke und für Istanbul dar. Entsprechend halte ich sogar einen türkischen Präventivangriff auf Bulgarien eigentlich für notwendig. Man kann sich nicht mit den Griechen in Thrakien schlagen und dabei Bulgarien ignorieren, zumal EU Kampfeinheiten - Mittlere Kräfte ! - nach Bulgarien verlegen würden, Neutralität hin oder her und entsprechend die Frage der bulgarischen Flanke so oder so gestellt ist.

Zitat:Würde deiner Meinung nach auch beim Kampf um Zypern der Einsatz der mittleren Kräfte Sinn ergeben ?

Nein. Der Kampf um Zypern wird vor allem anderen auf See entschieden. Wenn es gelingt die türkische Flotte / Luftwaffe so weit auszuschalten, dass Nord-Zypern abgeschnitten wird, ist es völlig irrelevant was für Landstreitkräfte in Zypern agieren. Diese Frage wird auf See und in der Luft entschieden. Das gleiche umgekehrt: wenn die Türken die See / Luftherrschaft um Zypern herum erringen würden, ist es irrelevant ob dort mittlere Kräfte sind oder nicht.


lime:

Zitat:Ein türkischer Angriff müsste zwangsweise große Gebietsgewinne einplanen, denn nur so könnte die Türkei Verhandlungsmasse aufbauen. Rein wirtschaftlich gesehen wird sie nicht lange durchhalten wenn sie von der EU bzw. dem gesamten Westen sofort umfangreich sanktioniert würde. Insofern kann die Türkei nur auf ein "Blitzkriegszenario" setzen. Griechenland hingegen müsste deshalb vor allem auf größtmögliche Verzögerung setzen.

Exakt so sehe ich es auch. Man muss im Prinzip so viel EU Territorium überrennen wie möglich, gleich zu Beginn. Und hier stehen die Türken vor dem Problem, dass die Griechen sich ja schon jahrzehntelang genau darauf vorbereiten und ein Vorstoß durch Thrakien meiner Einschätzung nach sehr zäh verlaufen würde.

Andererseits könnte man die griechischen Einheiten sehr leicht über Bulgarien flankieren und kombiniert mit der Zielsetzung soviel EU Gebiet wie möglich zu besetzen macht es daher in jedem Fall Sinn über bulgarisches Gebiet zu operieren und wenn man dieses ohnehin betritt / betreten muß, dann kann man dort auch gleich so viel möglich präventiv besetzen.

Und gerade wegen der hohen und unabhängigen Geschwindigkeit in der Eigenverlegung sind hier nun mittlere Kräfte eine interessante Option der EU dies zu verhindern oder die Türken in Bulgarien zu stoppen.


RE: EU vs. Türkei - Skywalker - 14.04.2024

Quintus Fabius:

Zitat:Bulgarien wird meiner Meinung nach in jedem Fall involviert sein und mitkämpfen müssen.

Aber selbst wenn die Bulgaren initial erklären würden, dass sie neutral sind und sich raushalten (was praktisch nicht möglich ist, aber als Täuschung reizvoll wäre), so stellt dennoch Bulgarien fortwährend eine erhebliche Bedrohung für die türkische Flanke und für Istanbul dar. Entsprechend halte ich sogar einen türkischen Präventivangriff auf Bulgarien eigentlich für notwendig. Man kann sich nicht mit den Griechen in Thrakien schlagen und dabei Bulgarien ignorieren, zumal EU Kampfeinheiten - Mittlere Kräfte ! - nach Bulgarien verlegen würden, Neutralität hin oder her und entsprechend die Frage der bulgarischen Flanke so oder so gestellt ist.

Wenn dann wäre es eher sinnvoll eine Sicherheitszone in Bulgarien zu etablieren. Was die dort stationierten mittleren Kräfte angeht, so wären sie ein wichtes Ziel für Angriffe mit ballistischen Raketen oder MLRS. Gleichzeitig kann ich mir auch keinen Vorstoß tief nach Bulgarien vorstellen, alleine die türkische Armee hat knapp 350 Leopard-2 A4 und eine große Anzahl an ACV-15 gep. Kampffahrzeugen. Es fehlen schlicht und ergreifend die Reserven and modernen Kpz, Rad- sowie Kettenspz. Wenn der Sltay vorraussichtlich gegen Ende 2025 in Serienproduktion geht, gleiches gilt auch für modernere Rad- und Kettenspz. So wären diese Anfang der 2030er in nennenswerter Stückzahl vorhanden.

https://en.wikipedia.org/wiki/FNSS_ACV-15



Zitat:Nein. Der Kampf um Zypern wird vor allem anderen auf See entschieden. Wenn es gelingt die türkische Flotte / Luftwaffe so weit auszuschalten, dass Nord-Zypern abgeschnitten wird, ist es völlig irrelevant was für Landstreitkräfte in Zypern agieren. Diese Frage wird auf See und in der Luft entschieden. Das gleiche umgekehrt: wenn die Türken die See / Luftherrschaft um Zypern herum erringen würden, ist es irrelevant ob dort mittlere Kräfte sind oder nicht.

Definitiv würde der Kampf auf Nordzypern in der See und in der Luft entschieden. Bei einer Beteiligung der EU ist auf jeden Fall mit dem Einsatz von Flugzeugträgerverbänden zu rechnen, die eine wichtige Rolle bei der Erlangung der Luft und Seeherrschafft spielen würden. Von diesen Flugzeugträgern und ihren Begleitschiffen geht eine große Gefahr für die Luftherrschaft der Türkei über Zypern aus.

1: Die Begleitschiffe können Marschflugkörper wie die Tomahawk oder die Scalp Naval auf Luftwaffenbasen in Zentral-, Ost- und Südostanatolien abfeuern, dir sonst durch die geografische Lage weit genug entfernt vom Geschehen entfernt wären.

2: AAW Kapazitäten zur Verbandflugabwehr bedeuten eine große Gefahr für Kampfflugzeuge der türkischen Luftwaffe, sollten sich die AAW Schiffe Zypern nähern könnte die türkische Luftwaffe offensive Operationen nur unter größten Verlusten durchführen.

3: Trägergestützte Kampfflugzeuge können offensiv zum Einsatz kommen für CAS, CAP, Luftüberlegenheit und als Träger für ALCM die wichtige militärische Einrichtungen angreifen können.


Die Türkei verfügt über den Barbaros Küstenverteidigungskomplex, das sind landgestützte AShM Batterien mit den Flugkörpern Atmaca(Reichweite 250 km) und Çakir(Reichweite 150 km). Wegen der Gefahr der Flugzeugträger ist zu erwähnen das die Türkei über quasi - ballistische Raketen des Typs Tayfun verfügt, die Tayfun wurde 2022 mit einer Reichweite von 561 km getestet, es ist davon auszugehen das die tatsächliche Reichweite höher liegt bei ca. 800 km. Eine Variante der Tayfun soll in der Lage sein gegen Schiffe eingesetzt zu werden. Das die türkische Armee über ASBM verfügt hat sie weder offiziell bestätigt noch verneint auch gibt es keine genauen Angaben zur Reichweite der Tayfun.


RE: EU vs. Türkei - Broensen - 14.04.2024

(14.04.2024, 14:40)Skywalker schrieb: Definitiv würde der Kampf auf Nordzypern in der See und in der Luft entschieden. Bei einer Beteiligung der EU ist auf jeden Fall mit dem Einsatz von Flugzeugträgerverbänden zu rechnen, die eine wichtige Rolle bei der Erlangung der Luft und Seeherrschafft spielen würden. Von diesen Flugzeugträgern und ihren Begleitschiffen geht eine große Gefahr für die Luftherrschaft der Türkei über Zypern aus.
Dabei wird es eine hochgradig interessante Frage, ob die Briten sich der EU anschließen und ihre Kapazitäten auf Zypern gegen die Türkei einsetzen würden.

Flugzeugträger sind seitens der EU in dem Konflikt aber auch nur für Zypern und die umliegende See interessant, den nordwestlichen Kriegsschauplatz kann man komplett von Festlandflughäfen aus mit Luftbetankung und AWACS-Unterstützung abdecken.


RE: EU vs. Türkei - Skywalker - 14.04.2024

(14.04.2024, 17:59)Broensen schrieb: Dabei wird es eine hochgradig interessante Frage, ob die Briten sich der EU anschließen und ihre Kapazitäten auf Zypern gegen die Türkei einsetzen würden.

Flugzeugträger sind seitens der EU in dem Konflikt aber auch nur für Zypern und die umliegende See interessant, den nordwestlichen Kriegsschauplatz kann man komplett von Festlandflughäfen aus mit Luftbetankung und AWACS-Unterstützung abdecken.

Dafür müssen strategische Interessen der Briten hochgradig bedroht damit sie in den Krieg eintreten. So lange die Türkei nicht eine komplette Einnahme Zyperns plant, den Status quo erhalten will und die Offensivkraft der südzyprischen Streitkräfte mittels Drohnen und Luftangriffe schwächt eher nicht.

Den Nordwestlichen und westlichen Kriegsschauplatz in der Ägäis kann man gut von Festlandflughäfen mit Tanker und AWACS Unterstützung abdecken. Deshalb sehe ich es als notwendig an, für den Luftüberlegenheitsjäger Kaan eine Lenkwaffe wie die PL-17 zu entwickeln, die über eine Reichweite von 400 km verfügt und gegen AWACS, MPA, und Tanker einsetzbar ist. Das wäre ein Teil einer A2/AD Strategie.


Da ballistische Raketen u.a auch gegen weiter entfernte Flugplätze einsetzbar sind, ein paar Informationen zu den neuesten Raketen Entwicklungen.

https://www.overtdefense.com/2023/05/26/turkey-successfully-carries-out-the-second-test-fire-of-its-first-short-range-ballistic-missile-named-tayfun/


RE: EU vs. Türkei - Quintus Fabius - 14.04.2024

Skywalker:

Zitat:Was die dort stationierten mittleren Kräfte angeht, so wären sie ein wichtes Ziel für Angriffe mit ballistischen Raketen oder MLRS.

Ja natürlich ! Und jede Rakete welche dann auf die mittleren Kräfte abgefeuert (werden muss) fehlt um die Griechen damit zu bekämpfen. Damit binden die mittleren Kräfte türkische Truppen in einer relevanten Anzahl und so würde man allein schon dadurch strategische Effekte erzielen.

Zitat:Wenn dann wäre es eher sinnvoll eine Sicherheitszone in Bulgarien zu etablieren.

Als Flankensicherung gegen über Bulgarien angreifende EU Streitkräfte wäre das eine Option aber: es verschenkt die Möglichkeit hier mehr zu erreichen und überlässt damit der EU die Initiative. Deshalb wäre das meiner Meinung nach ein Fehler.

Aber mal ganz allgemein: eine solche Sicherheitszone könnte auch eine erhebliche Tiefe haben, sie muss ja keineswegs ein schmaler Streifen entlang der Grenze sein. Strandscha und Sakar bieten keine sinnvollen natürlichen Linien, noch darüber hinaus gibt es im Süden von Bulgarien ja eine türkischsprachige Minderheit. Es wäre daher besser das Land zumindest halb zu nehmen, und den Großen Balkan als natürliches Defensivwerk gegen EU Truppen zu verwenden und gegen die Griechen im Südwesten die Rhodopen welche man eventuell auch im Handstreich gleich zu Auftakt des Krieges nehmen könnte.

Und das ist in Wahrheit eine extrem wenig ehrgeizige Variante. Wenn man ehrgeiziger ist, könnte man auch die Donau als natürliche Linie anstreben (das Land also komplett überrennen), da auf der Westseite Bulgariens mit Mazedonien und Serbien keine EU Staaten sind.

Und weil Bulgarien selbst sehr schwach ist (siehe unten), sind mittlere Kräfte hier eben die Einheiten, welche die EU am schnellsten zur Unterstützung der bulgarischen Streitkräfte dorthin werfen könnte.

Zitat:Gleichzeitig kann ich mir auch keinen Vorstoß tief nach Bulgarien vorstellen, alleine die türkische Armee hat knapp 350 Leopard-2 A4 und eine große Anzahl an ACV-15 gep. Kampffahrzeugen. Es fehlen schlicht und ergreifend die Reserven and modernen Kpz, Rad- sowie Kettenspz.

Die bulgarische Armee ist aber noch sehr sehr viel schlechter aufgestellt, die haben kaum ein dutzend einsatzfähiger Kampfpanzer vom Typ72 (offiziell 90, davon vermutlich zwei Drittel aufwärts nur als Ersatzteillager verwendbar). Da wäre also bei einem blitzschnellen Angrif einiges drin.

Und wie gesagt: es geht mehr um natürliche Linien um die Flankenbedrohung für den europäischen Teil der Türkei und für die türkischen Truppenbewegungen gegen die Griechen auszuschalten und Verhandlungsmasse zu erzielen.


RE: EU vs. Türkei - Broensen - 14.04.2024

Ich würde erstmal in Frage stellen, dass es überhaupt zu einem türkischen Angriff auf dem europäischen Festland kommen muss. Denn gerade in diesem besonderen Konflikt zwischen zwei NATO-Mitgliedern sind ja eben die Hemmungen bei den Verbündeten relativ hoch, sich dort mit hineinziehen zu lassen.
Daher könnte es bewusst türkisches Kalkül sein, die Landgrenze gar nicht zu bedrohen und sich komplett und erklärtermaßen auf die Einnahme von Inseln zu beschränken, in der Hoffnung, dass dadurch gerade zentral- und osteuropäische EU-Mitglieder sich lieber raushalten, da sie keine eigene Bedrohung sehen. Bei einem Angriff Richtung Donau wäre das etwas ganz anderes. Außerdem böte das sehr viel bessere Möglichkeiten, einen potentiellen Waffenstillstand nach Einnahme einiger Inseln zu verfestigen und somit den Krieg insgesamt mit einer positiven Bilanz abzuschließen. Eine Besetzung von EU-Territorium auf dem Festland wäre sicher sehr viel schwieriger in einen Dauerzustand zu überführen.