Exoskelette - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Allgemeine fachbezogene Diskussionen (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=98) +--- Thema: Exoskelette (/showthread.php?tid=5394) |
Exoskelette - Quintus Fabius - 02.06.2016 Seit Jahren schreibe ich ja eigentlich konstant, dass ich nicht viel von Exoskeletten halte und diese meiner Meinung nach technisch zu komplex, zu störanfällig und mit einem zu großen Energieverbrauch versehen für den realen Krieg untauglich sind. Da ich aber ergebnisoffen denken will, und wir tatsächlich noch keinen Strang zu dieser Thematik haben, wie denkt ihr über die miltärische Verwendung von Exoskeletten ? Vor allem die Steuerung wurde in den letzten Jahren anscheinend immens verbessert und eine Verbesserung der Energieversorgung durch Systeme errreicht welche durch die bloße Bewegung des menschlichen Körpers selbst Energie erzeugen womit sich in Kombination mit neuen wesentlich besseren Akkus die Einsatzdauer dieser Systeme ebenfalls dramatisch erhöht hat. Die zivilen Firmen sind zudem anscheinend weiter als entsprechende militärische Forschungsprojekte (DARPA und Co) wie das folgende Beispiel: <!-- m --><a class="postlink" href="https://de.wikipedia.org/wiki/HAL_%28Roboteranzug%29">https://de.wikipedia.org/wiki/HAL_%28Roboteranzug%29</a><!-- m --> <!-- m --><a class="postlink" href="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2a/Hybrid_Assistive_Limb.jpg">https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... e_Limb.jpg</a><!-- m --> Zitat:Bei Bewegung werden Nervensignale vom Hirn über die Bewegungsneuronen zu den Muskeln gesendet, die das muskuloskelettale System in Bewegung versetzen. Hierbei entstehen niederschwellige Biosignale an der Hautoberfläche die detektiert und abgeleitet werden können. Der HAL-Roboteranzug registriert diese Signale durch einen Sensor auf der Haut des Trägers und übermittelt diese an seine Servo-Einheit, welche das jeweilige, zu unterstützende Gelenk bewegt. Der HAL-Roboteranzug besitzt sowohl ein vom Nutzer aktivierbares „willkürliches Kontrollsystem“ (Englisch: "voluntary control system") als auch ein „robotik-autonomes Kontrollsystem“ (Englisch: "robotic autonomous control system") zur automatischen Bewegungsunterstützung Zitat:Cyberdynes neueres HAL-5 Modell wiegt nur noch 10 kg und die Batterie und die Kontrolleinheit wird um die Hüfte des Nutzers befestigt. Zitat:HAL 5 gestattet dem Benutzer fünfmal mehr Gewicht zu heben und zu tragen als ohne. Nehmen wir mal einen abgesessen agierenden schwere Waffen-Trupp mit einem solchen System. Ersatzbatterien können etliche mitgeführt werden - dazu noch eine Maschinenkanone und entsprechende Muniton. Das würde es ermöglichen eine 30mm Maschinenkanone mit erheblichen Mengen an Munition durch abgesessen agierende Infanterie ins Gefecht zu bringen und damit die Zahl und Einsetzbarkeit solcher Unterstützungswaffen immens erhöhen. Oder nehmen wir einen Mörsertrupp mit einem 120mm Mörser und den entsprechenden schweren Mörsergeschossen. Mit einem Exoskelett könnte ein solcher Mörsertrupp innerhalb der Einsatzdauer dieser Anzüge immens beweglich agieren und den Feind zur Fuß aus ständig rasant wechselnden Stellungen mit 120mm Mörser Feuer eindecken. Solche Exoskelette könnten also beispielsweise entsprechende Waffenträger wie den Wiesel weitgehend ersetzen und eine im Vergleich zu jetzt gigantische Feuerkraft mit uneingeschränkter Querfeldeinbeweglichkeit in jedem Terrain "nach vorne" bringen. PS: um es noch mal zu betonen. Ich bin gegenüber Exoskeletten kritisch eingestellt, aber wie seht ihr die Sache ? Wie ist der technische Stand ? Was ist realistisch innerhalb der nächsten Jahre ? Re: Exoskelette - srg - 03.06.2016 Außer dass die Dinger sicher ein Haufen Geld kosten frage ich mich, wie man damit Robben, Klettern, Tarnen, Nahkampf, Häuserkampf usw. bestehen soll. Und dann würde ich mal gerne sehen wie diese Cyborgs für Arme in den Schützenpanzern und Hubschraubern sitzen oder einen Gewaltmarsch durchs Gelände machen. Meines Erachtens völlig sinnfrei. Re: Exoskelette - Mitleser - 03.06.2016 So lange Lauf- und Kletterroboter noch nicht zum Standard gehören wird das wohl nix. Denen könnte man auch was zum Ballern draufpacken. Re: Exoskelette - srg - 03.06.2016 Das Geschützt könnte man vermutlich auch auf einen Esel schnallen, um es mal übertrieben zu formulieren. Re: Exoskelette - Quintus Fabius - 04.06.2016 Was ihr dazu ausgeführt habt entspricht ja sehr weitgehend dem was ich auch seit Jahren in Bezug auf Exoskelette geschrieben habe. Meiner Meinung nach ist das auch alles zutreffend, verschenkt aber das Potential dass diese Systeme haben - wenn man in Bezug auf sie einen Perspektivenwechsel vornimmt und sie anders einstuft als dies bisher immer getan wird. Worauf will ich hinaus ? Meiner Meinung nach sind Exoskelette nichts anderes als Waffenträger, also Unterstützungssysteme. Wenn man sie so betrachtet, dann ist der Vergleich: menschlicher Infanterist ohne Exoskelett vs menschlicher Infanterist mit Exoskelett gerade eben falsch. Das System mit dem man sie in Wahrheit vergleichen sollte wäre beispielsweise der Wiesel. Wiesel können genau so wenig gleiten, klettern, usw aber sie sind als Träger schwerer Waffen extrem nützlich, weil diese von menschlichen Infanteristen abgesessen sonst nicht geführt werden können. Ich spreche hier von richtigen Maschinenkanonen, schweren Mörsern usw Solche Systeme könnten aber tatsächlich inzwischen auch abgesessen von Infanteristen in Exoskeletten bedient werden, womit diese Waffen eine viel größere Querfeldeinbeweglichkeit erlangen könnten, als dies ein Waffenträger (Wiesel) erreichen kann. Das Gewicht dieser Exoskelette ist dabei der entscheidende Punkt: das neueste japanische Modell wiegt gerade mal noch 10 kg und ist vergleichsweise hoch beweglich. Man kann damit tatsächlich einen Gewaltmarsch machen und wenn es gerade nicht dafür einsetzt überschwere Waffen zu benutzen kann man es zu Zwecken des Energiesparen sehr leicht zusammen legen und auf dem Rücken etc transportieren. Und man kann mit diesem System durchaus in Schützenpanzern / Hubschraubern usw sitzen und gerade der letztgenannte Transporter macht diese Systeme vielleicht erst wirklich interessant: In einen CH-53 passen mit Müh und Not gerade mal zwei Wiesel Typ 1 oder ein Wiesel Typ 2. Die Reichweite des Heli ist dann im übrigen sehr gering und in einer High/Hot Umgebung noch mal viel geringer. Würde man aber die schweren Waffen mit Exoskeletten bedienen, könnte man pro Hubschrauber ein vielfaches solcher Waffen mitnehmen und dies auch auf deutlich größere Distanzen. Statt zwei Maschinenkanonen könnte man ad extremum zehn dabei haben - die fünffache Feuerkraft. Statt einem 120mm Mörser könnte man ad extremum vier dabei haben usw Mitleser: Der Unterschied zum Roboter ist, dass beim Exoskelett der menschliche Körper die Steuerung übernimmt (durch die Körperbewegung) und dass "Innenleben" des Systemes bildet. Deshalb sind einsetzbare Exoskelette meiner Ansicht nach viel eher realistisch als einsetzbare Roboter. Heutige Exoskelette können sowohl gut laufen wie auch inzwischen (aufgrund geringen Gewichtes von nur noch 10 kg oder weniger) durchaus auch beim Klettern eingesetzt werden. <!-- m --><a class="postlink" href="https://www.youtube.com/watch?v=kQ0RBLKkZjY">https://www.youtube.com/watch?v=kQ0RBLKkZjY</a><!-- m --> Wie geschrieben denke ich das weniger für Infanteristen an, denn vielmehr als ein Unterstützungssystem (schwere Kompanien etc) welches es erlaubt mehr schwere Unterstützungswaffen an Orte zu bringen, wo beispielsweise ein Wiesel nicht mehr hinkommt. |