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Russland vs. Ukraine - Druckversion

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RE: Russland vs. Ukraine - Helios - 21.05.2022

(21.05.2022, 07:37)Quintus Fabius schrieb: Wehrfähige Ukrainer die hier sind haben also nicht nur den Wehrdienst umgangen, sie sind auch illegal ausgereist, weil sie nach aktueller Gesetzeslage dort die Ukraine gar nicht verlassen dürfen.

Es gibt durchaus Sondergenehmigungen für bestimmte Aufgaben, man sehe sich nur die Benefizspiele in verschiedenen Sportarten oder auch organisierte Kunstaktionen an, auch wenn das nur ein kleiner Teil ist. Wesentlich größer dürfte die Zahl derer sein, die vor der Ausreisesperre ausgereist sind, oder die bereits zuvor im Ausland unterwegs waren (Gastarbeiter, Fernfahrer, etc.). Insofern ist nicht jeder wehrfähige Ukrainer illegal ausgereist.

Und ob diejenigen, die hier ukrainische Autos fahren überhaupt wehrfähige Ukrainer sind sei auch dahin gestellt. Nicht wenige Flüchtlinge sind hier bei Freunden oder der Familie untergekommen, nicht unwahrscheinlich, dass die Fahrzeuge auch von denen mitbenutzt werden. Bei uns fahren davon allerdings nicht besonders viele herum, ab und zu fällt mal ein Auto auf, da ist aber alles mögliche dabei.

Der Rest hat das korrumpierte System ausgenutzt. Die Oligarchen haben relativ schnell ihre Werte in Sicherheit gebracht, der Exodus an Privatflugzeugen aus der Ukraine ist gut dokumentiert, Berichte über evakuierte Wertgegenstände (Schmuck, Kunst, Zweitfrauen) gibt es auch, das wird auf dem Landweg nicht anders gewesen sein und immer noch stattfinden. Die Verklärung der Ukraine ist momentan weit verbreitet und in gewisser Hinsicht auch natürlich (im Krieg schaut man nicht so sehr auf die Verfehlungen von "Freunden"), die Diskussion darüber schwierig, weil vieles auch der Gegenseite in die Hände spielen kann.


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 21.05.2022

Aber um beim Thema zu bleiben - ein etwas antiquiert wirkendes Waffensystem kommt auch im Ukrainekrieg zum Einsatz: Der Panzerzug.

Was an den russischen Bürgerkrieg von vor 100 Jahren erinnert und somit ein aus einem anderen Jahrhundert gefallener Anachronismus zu sein scheint, ist dabei allerdings in der Gegenwart nicht mal ein Unikum. Auch im Bosnienkrieg in den 1990ern und in Tschetschenien kamen Panzerzüge zum Einsatz (was aber weniger bekannt ist). Interessant ist es dennoch. Und mutig, da es sicherlich angesichts der Drohnenflut riskant sein kann, mit einem derart großen Ziel durch die Gegend zu fahren, zumal man an bestimmte Routen zwingend gebunden ist.
Zitat:Ukrainian guerrilla fighters target Russian armored train in Melitopol

According to Ukrinform, Ukrainian guerilla fighters stopped a Russian armored train in Melitopol by exploding a bomb on the railway track: "An explosive device planted on the railway track detonated under a railcar with personnel. As a result, the railroad track and equipment were damaged". But several hours later, presidential adviser Oleksiy Arestovych gave a conflicting account, saying Ukrainian forces had blown up the tracks ahead of the train. [...]

Later it was reported that the train consisted of ten cars, and a bomb exploded under a car with personnel. According to reports, two railway tracks were damaged, and the armored train was stopped. The locomotive with ten fuel tanks, which was following the armored train, was also stopped. [...] The train was painted with “Z” markings and the video was filmed at Novobohdanivka, roughly 25 kilometers north of Melitopol. Two diesel locomotives and eight railcars could be seen in the video. The locomotive in front was shown between two armored railcars, while the one in the rear is equipped with two ZU-23 twin-barrel 23mm automatic cannons, apparently for air defense. The train carriages may be transporting vehicles that can offer firepower.
https://www.armyrecognition.com/ukraine_-_russia_conflict_war_2022/ukrainian_guerrilla_fighters_target_russian_armored_train_in_melitopol.html

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 21.05.2022

Allgemein:

Die Beiträge zum Verhältnis zwischen deutschem Staat und Gesellschaft habe ich in den entsprechenden Strang darüber verschoben:

https://www.forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=5109&page=3

Helios:

Du hast recht dass ich die Komplexität des ganzen nicht ausreichend gewürdigt habe und es natürlich noch viele anderen Varianten gibt. Von daher habe ich mich zu verkürzt ausgedrückt, was natürlich leicht ein falsches Bild befördert.

Ergänzend hätten wir beide anführen können, dass viele Ukrainer welche hier dauerhaft leben in die Ukraine in den Kampf gezogen sind. Das hat auf einigen Baustellen oder bei Speditionen usw. bereits zu praktischen Problemen geführt. Und im Gegensatz zu der anekdotischen Evidenz von lime und meiner Wenigkeit ist dass nun jetzt ein tatsächlich auffälliges Phänomen, es sind ja wirklich viele Ukrainer von hier in die Ukraine gegangen.

Das ist meiner Auffassung nach einmal mehr ein Beleg dafür, wie elementar und herausragend wichtig ideelle Werte in der Kriegsführung sind.

Schneemann:

Über die Panzerzüge habe ich schon hier mehrfach mal was berichtet. Interessant finde ich, dass diese gleich von entsprechenden Pionieren und Eisenbahntechnikern begleitet werden, Ersatzschienen mitführen und das Zerstören der Gleise solche Züge anscheinend kaum aufhält. Das einzige was sie stoppt / länger beschäftigt ist, wenn Brücken weggesprengt werden.

Diese Züge dienen in der russischen Armee primär dem Nachschub und bringen diesen wesentlich sicherer und zuverlässiger nach vorne als Lkw etc. Wenn einzelne Waggons zerstört werden, hängt man diese ab, wirft sie seitlich vom Gleis runter und fährt weiter. Die Züge sind zudem in ihren geschützten Waggons relativ stark gepanzert, und selbst gegen Drohnen wesentlich sicherer als Lkw und Co. Zudem führen sie teilweise eine erstaunliche Menge an Flugabwehr mit.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 21.05.2022

BUNDESHEER:

Oberst Reisner zur ukrainischen Artillerie:

https://www.youtube.com/watch?v=pzAl29Gl9MA

Meiner Ansicht nach besonders sehenswert.


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 21.05.2022

Gerüchte / Spekulationen über eine mögliche ukrainische Offensive an der Kherson Front:
https://twitter.com/DefMon3/status/1528014124554272768
https://twitter.com/ian_matveev/status/1527366092254875648

Hätte schon seinen Reiz.
Eine ukrainische Offensive dort ist leichter logistisch zu unterstützen als Gegenstöße im Donbass, wo die Ukrainer schon Schwierigkeiten haben, die aktuell eingesetzten Truppen zu versorgen.
Auf russischer Seite ist die Kherson Front auch furchtbar weit ab vom Hauptgeschehen, es wäre nicht einfach Truppen aus dem Donbass dorthin zu verlegen.
Hauptproblem für die Ukrainer wäre halt der Dnjepr. Fallen die Russen zu schnell zurück haben sie gute Chancen den Angriff am Fluss auzufangen und mögliche Brückenköpfe zu zerschlagen.
Gut möglich das sich eine Offensive darauf beschränken würde Kherson selbst zu nehmen. Und das sollte mit den angeblich paarundreisig BTGs auf jeden Fall möglich sein.


RE: Russland vs. Ukraine - Broensen - 21.05.2022

(21.05.2022, 19:11)Nightwatch schrieb: Hauptproblem für die Ukrainer wäre halt der Dnjepr. Fallen die Russen zu schnell zurück haben sie gute Chancen den Angriff am Fluss auzufangen und mögliche Brückenköpfe zu zerschlagen.
Gut möglich das sich eine Offensive darauf beschränken würde Kherson selbst zu nehmen.
IMHO wäre letzteres auch der sinnvollere Weg. Der Dnjepr bietet die Chance, in dieser Region mit einem erfolgreichen Befreiungsschlag eine komplette Front zu neutralisieren und enorme Kapazitäten frei zu setzen. Wenn man bereit ist, die eigenen Brücken aufzugeben, bliebe nur Kachowka als zu verteidigender Übergang südlich von Zaporizhzhia. Und das wäre auch der einzige Flucht- und Versorgungsweg für die Russen, sollte man es sogar schaffen, die Antonivka-Brücken noch vor einer Offensive unbrauchbar zu machen.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 21.05.2022

Meiner Einschätzung nach ist das primär ein Entlastungsangriff, der gerade eben die russische Aufmerksamkeit und russische Truppen von anderer Stelle abziehen soll. Aktuell läuft eine russische Offensive von Popasna (in russicher Hand) in Richtung Solneadar (also von Südosten in Richtung Nordwesten) sowie Paraskoviivka (Grob nach Westen) und damit in Richtung der ganzen wesentlichen Straßen welche dort entlang verlaufen. Die Offensive zielt damit im Endeffekt auf das Gebiet nördlich der größeren Stadt Artemiwsk (Bachmut) und auf die Kontrolle der nördlich davon zusammen laufenden Straßen. Das diese Offensive ernst ist sieht man meiner Meinung nach auch daran, dass schon gestern erhebliche Mengen von Zivilisten aus Bachmut evakuiert wurden. Die ukrainische Armee will sich meiner Einschätzung nach in Bachmut eingraben und dann von dort die Flanke des aktuellen primären russischen Vorstoßes in Richtung Nordwesten bedrohen bzw. die Russen dazu zwingen Bachmut zu belagern und einzunehmen, was erneut hohe Verluste und Zeit kosten wird.


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 21.05.2022

(21.05.2022, 21:24)Quintus Fabius schrieb: Meiner Einschätzung nach ist das primär ein Entlastungsangriff, der gerade eben die russische Aufmerksamkeit und russische Truppen von anderer Stelle abziehen soll. Aktuell läuft eine russische Offensive von Popasna (in russicher Hand) in Richtung Solneadar (also von Südosten in Richtung Nordwesten) sowie Paraskoviivka (Grob nach Westen) und damit in Richtung der ganzen wesentlichen Straßen welche dort entlang verlaufen. Die Offensive zielt damit im Endeffekt auf das Gebiet nördlich der größeren Stadt Artemiwsk (Bachmut) und auf die Kontrolle der nördlich davon zusammen laufenden Straßen. Das diese Offensive ernst ist sieht man meiner Meinung nach auch daran, dass schon gestern erhebliche Mengen von Zivilisten aus Bachmut evakuiert wurden. Die ukrainische Armee will sich meiner Einschätzung nach in Bachmut eingraben und dann von dort die Flanke des aktuellen primären russischen Vorstoßes in Richtung Nordwesten bedrohen bzw. die Russen dazu zwingen Bachmut zu belagern und einzunehmen, was erneut hohe Verluste und Zeit kosten wird.

Zumindest könnte die Ukraine mit einem erfolgreichen Gegenangriff auf Cherson zeigen dass sie auch zu Offensiven fähig ist.

Dass die Azov Truppe nun scheinbar komplett kapituliert hat ist wieder ein Punkt für Rußland. So wie es aussieht sind schlicht und einfach die Vorräte im Tunnelsystem unter dem Stahlwerk zur Neige gegangen. Ansonsten hätten die sicher noch viele Monate ausharren und damit etliche russische Truppen binden können.

Die Ukraine wird nun dringend wieder einen motivierenden Erfolg brauchen denn im Donbass sieht es gar nicht gut aus. Könnte durchaus passieren dass Rußland vorerst nur einen kleinen Kessel um Lyssytschansk bilden will und (noch) nicht die große Kelle mit der Umschließung von Kramatorsk probiert. In der Region Lyssytschansk könnten 15-20K ukrainische Soldaten aktiv sein und unter diesen Viele mit gutem Ausbildungsstand.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 21.05.2022

Die haben schon vorher kaum noch russische Kräfte gebunden, weil man nicht viel Truppen benötigt um das abzustellen. Ein Gros der russischen Kräfte ist schon vor geraumer Zeit aus der Stadt abgezogen, dass sind genau die Kräfte welche jetzt aktuell die Offensive im Donbass von Südosten her betreiben.

Und wenn die Ukraine jetzt schon massiv in die Gegenoffensive gehen sollte, wäre das meiner Meinung nach verfrüht (kann natürlich trotzdem sein, die Ukrainer machen ja auch jede Menge Fehler). Es wäre weiter meiner Meinung nach sinnvoller systematisch strategische Reserven aufzubauen statt jetzt schon in die Offensive zu gehen.


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 21.05.2022

(21.05.2022, 22:11)Quintus Fabius schrieb: Und wenn die Ukraine jetzt schon massiv in die Gegenoffensive gehen sollte, wäre das meiner Meinung nach verfrüht (kann natürlich trotzdem sein, die Ukrainer machen ja auch jede Menge Fehler). Es wäre weiter meiner Meinung nach sinnvoller systematisch strategische Reserven aufzubauen statt jetzt schon in die Offensive zu gehen.

Eine Entlastungsoffensive auf Cherson wäre jedenfalls wesentlich sinnvoller als der Versuch diese komische Schlangeninsel zurückzuerobern, die überhaupt keinen strategischen Wert hat.


RE: Russland vs. Ukraine - Ottone - 21.05.2022

(21.05.2022, 22:11)Quintus Fabius schrieb: Und wenn die Ukraine jetzt schon massiv in die Gegenoffensive gehen sollte, wäre das meiner Meinung nach verfrüht
Andererseits nützt es auch nichts, so lange zu warten bis sich die russische Armee defensiv in gleicher Manier wie die ukrainische im Donbas eingegraben hat. Das wird ein Balanceakt, und viele verschiede Faktoren, interne und externe, werden eine Rolle dabei spielen ob die Ukraine selbst offensiv werden kann oder nicht.

Die militärische Rückeroberung der Krim sehe ich übrigens nicht als Option, denn a) ist der Zugang zur ihr einfach genug zu verteidigen, und b) wohnt auf der Krim mittlerweile kaum noch jemand der sich als Ukrainer definieren würde oder wollte. Es bleibt nur der grüne Tisch, und auch das ist wenig mehr als eine vage Hoffnung.


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 21.05.2022

(21.05.2022, 22:11)Quintus Fabius schrieb: Und wenn die Ukraine jetzt schon massiv in die Gegenoffensive gehen sollte, wäre das meiner Meinung nach verfrüht (kann natürlich trotzdem sein, die Ukrainer machen ja auch jede Menge Fehler). Es wäre weiter meiner Meinung nach sinnvoller systematisch strategische Reserven aufzubauen statt jetzt schon in die Offensive zu gehen.
Wir wissen schlicht nicht wie groß ihre Reserven sind. Die Kämpfe im Donbass erwecken für mich allerdings nach wie vor nicht dne Eindruck, dass hier alles reingeworfen werden muss was da ist.
Vom Bauchgefühl her... den Russen muss die Puste ausgehen. Eine Offensive in ~ 4 Wochen wäre genau passend.


Gerade übrigens wieder Meldungen, dass die nächste Flussüberquerung schiefgegangen ist:
https://twitter.com/KyivIndependent/status/1528116469619367940
https://twitter.com/mhmck/status/1528122924590321665


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 22.05.2022

Ich denke auch, dass eine jetzige Zurückhaltung seitens der Ukrainer (von einem möglichen Entlastungsangriff auf Cherson abgesehen) eher zweckdienlich ist. Auch wenn wir nicht genau wissen, wie viele Reserven sie noch haben, haben sie ebenso sicherlich auch recht hohe Verluste, gerade auch unter Mannschaften, die wir allerdings wiederum nicht genau eingrenzen können.

Sie mögen zweifelsohne motivierter sein als die Russen, aber mit rasch herangezogenen und zweitklassig ausgebildeten Reservisten oder Milizen und unzulänglich ausgestatteten Freiwilligen aus dem Westen werde ich gegen eine halbwegs noch feuerstarke russische Armee, selbst wenn sie keine Präzisionswaffen benutzt, immer noch beträchtliche Verluste erleiden - die sie sich jetzt nicht leisten sollten.

Sinnvoller wäre es, wenn sie mit den nach und nach eintreffenden Artilleriekräften aus dem Westen die Russen erst einmal auf Distanz halten, sie abnutzen und eine flexible, dehnbare Defensive im Donbass führen. Selbst ein Rückzug oder eine Frontbegradigung dort über einmal 20, 30 oder mehr Kilometer tut niemandem so richtig weh, man kann es sich jetzt noch erlauben. (Bleibt allerdings die Frage, ob der politische Wille dies bereit ist umzusetzen oder aber ob man nicht dem "Feste Plätze"-Denken verfällt und um jeden Weiler kämpfen will.) Aber nun sich in allen möglichen Minioffensiven zu verzetteln und dann die Löcher mit hastig herangezogenen Verstärkungen wieder aufzufüllen, bringt nichts, sondern schwächt nur die eigene Kampfkraft.

Zugleich sollte man die eigenen Kräfte nach Möglichkeit schonen für den Sommer, sie richtig ausbilden und ausstatten und den Zulauf von schwerem Gerät aus dem Westen abwarten. Ebenso wichtig dürfte es sein, die Logistik gestaffelt bzw. gut auszubauen - insbesondere Munition, Treibstoff, Sanitätswesen und auch Verpflegung, Ersatzteile und Wasser (in der Ukraine habe ich gerade im Hochsommer, zumal in den Steppenzonen des Donbass'schen Südosten, schnell auch mal 30 Grad [wir denken ja bei "Sowjetunion" historisch bedingt gerne mal an Schnee und Sibirien, aber im Sommer kann es dort durchaus sehr heiß und staubig werden und Wasser ist dann genauso wichtig wie Sprit]).

Hinsichtlich der Bodenbeschaffenheiten ist das idealste Zeitfenster für Offensivhandlungen mit schwerem Gerät in der Ostukraine die Zeit zwischen Ende Juni und Ende August, ggf. noch September. D. h. wir können damit rechnen, dass in diesem Zeitraum eine Entscheidung gesucht werden könnte - egal nun, welche Seite wir betrachten und sofern sie von beiden Parteien überhaupt gesucht werden möchte. Darüber hinaus ist allerdings, bedingt durch Staubentwicklung im Hochsommer, der Motorenverschleiß in dieser Zeitphase recht hoch, auch bei modernen Fahrzeugen, entsprechende Ersatzteilverfügbarkeiten und Instandhaltungsketten sollten also gegenwärtig und vorbereitet sein.

Zu aktuellen Themen - China scheint verstärkt russische Kohle abzunehmen
Zitat:China needs Russian coal. Moscow needs new customers

Hong Kong (CNN Business) - China is buying record amounts of cheap Russian coal, even as Western nations slam Moscow with sanctions over the invasion of Ukraine. In April, not only did the world's second largest economy buy more coal from Russia than ever before, it also eliminated import tariffs on all types of coal, a move analysts say will mainly benefit Russian suppliers.

China's coal imports from Russia nearly doubled between March and April, reaching 4.42 million metric tons, according to trade data from Refinitiv. Russia has overtaken Australia as China's second biggest supplier since last year and now accounts for 19% of its coal imports, up from the 14% share it had in March. [...] Coal imports soared 64% in 2021, and domestic output hit a record 4.13 billion metric tons. This year, these numbers are expected to be even higher as President Xi Jinping prioritizes infrastructure investments to revive the economy.

Last month, China imported a record 1.09 million metric tons of seaborne coking coal from Russia, up 10% on April last year, according to Matthew Boyle, lead dry bulk analyst at data firm Kpler. Coking coal is used to make steel.
https://edition.cnn.com/2022/05/20/business/russia-china-coal-trade-intl-hnk/index.html

Laut britischen Nachrichtendiensten hat die russische Armee Schwierigkeiten bei UAVs (die seitens der Russen in letzter Zeit verstärkt eingesetzt wurden):
Zitat:Russia likely facing Uncrewed Aerial Vehicles shortage, UK says

May 21 (Reuters) - Russia is likely experiencing a shortage of appropriate reconnaissance Uncrewed Aerial Vehicles (UAVs), which it has attempted to use to identify targets to be struck by combat jets or artillery, British Defence ministry said on Saturday. [...]

If Russia continues to lose UAVs at current rate, Russian Forces intelligence, surveillance reconnaissance capability will be further degraded negatively impacting operational effectiveness, Britain said in a regular bulletin.
https://www.reuters.com/world/europe/russia-likely-facing-uncrewed-aerial-vehicles-shortage-uk-says-2022-05-21/

Ergänzend zur Blockade ukrainischer Häfen und der Getreideproblematik...
Zitat:UKRAINISCHE HÄFEN

Suche nach Weg aus Würgegriff

Mit der Blockade der ukrainischen Häfen im Schwarzen und Asowschen Meer hat Russland gleich zu Beginn des Ukraine-Krieges eine Achillesferse des angegriffenen Nachbarlandes getroffen und damit einen der größten Getreideexporteure vom Weltmarkt abgeschnitten. Die Suche nach Möglichkeiten, die Blockade zu durchbrechen, bleibt schwierig: Während Russland eine Lockerung der Seeblockade zuletzt von einer Sanktionslockerung abhängig machte, wird im Westen über neue Druckmittel – die Lieferung von Anti-Schiff-Raketen an die Ukraine – debattiert. [...]

Reuters zufolge seien gegenwärtig zwei Raketentypen in der Diskussion. Das seien die von Boeing hergestellte Harpoon mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern und die Naval Strike Missile (NSM) von Kongsberg und Raytheon Technologies mit 250 Kilometern. Dem Marineexperten Bryan Clark vom Hudson Institute zufolge wären zwölf bis 24 derartige Raketen ausreichend, um die russischen Kriegsschiffe zu bedrohen und die Regierung in Moskau zu einem Ende der Blockade zu bewegen.
https://orf.at/stories/3266964/

Und zu geplanten (und erfolgten) deutschen Waffenlieferungfen:
Zitat:Rheinmetall from Germany prepares the supply to Ukraine of 88 Leopard 1A5 tanks and 100 Marder IFVs

According to information published by the "WSW.ORG" website on May 21, 2022, German company Rheinmetall prepares the supply to Ukraine of 88 Leopard 1A5 Main Battle Tanks and 100 Marder tracked armored IFVs (Infantry Fighting Vehicles). [...] Today, Germany has already delivered to Ukraine 2,450 RGW 90 man-portable anti-tank weapons, 1,600 DM22, and 3,000 DM31 anti-tank mines. In the next few weeks, Germany will also deliver PzH 2000 155mm tracked self-propelled howitzers and Gepard 35mm self-propelled anti-aircraft gun systems.
https://www.armyrecognition.com/defense_news_may_2022_global_security_army_industry/rheinmetall_from_germany_prepares_the_supply_to_ukraine_of_88_leopard_1a5_tanks_and_100_marder_ifvs.html

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Facilier - 22.05.2022

Zitat:wird im Westen über neue Druckmittel – die Lieferung von Anti-Schiff-Raketen an die Ukraine – debattiert.

Wie sieht das eigentlich aus ... müsste die Ukraine mit einer ausreichenden Anzahl an Raketen nicht in der Lage sein, die russische Marine in Schutt und Asche zu legen und die Blockade zu durchbrechen? Sicher, die Schiffe mögen Abwehrmaßnahmen an Board haben, aber beim derzeitigen Zustand der russischen Streitkräfte dürfte deren Effektivität weit unter 100% liegen, bei einer ausreichenden Salve also ...


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 22.05.2022

Selbst wenn die Überwasser-Einheiten allesamt zerstört wären, könnten die Russen weiterhin aus der Luft wie auch per Seeminen und U-Booten weiterhin die ukrainische Küste sehr weitgehend sperren. Gerade Seeminen werden bis jetzt eigentlich (zu meiner Überraschung) noch gar nicht so sehr eingesetzt. Die russische Blockade ist daher meiner Meinung nach von der Ukraine aus nicht zu brechen.

Ein solcher massiver Angriff auf die Flotte würde zudem den Krieg natürlich weiter eskalieren (hier im Westen ist den Naivlingen gar nicht klar wie wenig eskaliert dieser Krieg bis jetzt ist und was da noch alles möglich wäre). Je länger ein Krieg dauert, desto mehr entwickelt er sich natürlich wie von selbst zum totalen Krieg. Ein solcher Angriff auf die Flotte wäre aber genau so ein Schritt in diese Richtung.

Diese Entwicklung zum totalen Krieg zu verzögern ist aber strategisch gesehen im Interesse der Ukraine. An Stelle der Russen würden mir auf der Stelle dutzende Möglichkeiten einfallen, wie ich den Weiterbestand der Ukraine insgesamt mehr als in Frage stellen könnte, und dies noch ganz ohne irgendwelche Massenvernichtungswaffen. Dafür fehlt den Russen aber eine Legitimation, eine entsprechende Zerstörung ihrer Flotte würde genau so eine für entsprechende "Gegenschläge" liefern.