Russland vs. Ukraine - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99) +--- Thema: Russland vs. Ukraine (/showthread.php?tid=5210) Seiten:
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RE: Russland vs. Ukraine - Facilier - 03.05.2022 https://twitter.com/Nrg8000/status/1521182363384152065 Zitat:This appears to be confirmation from official US Defence sources that Ukrainian troops have retaken the strategic town of Staryi Saltiv. That town is 40km NE of the centre of Kharkiv (a circle showing 40km is mapped below) and had been rumoured recaptured by Ukraine today. RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 03.05.2022 Nur ganz kurz: Östlich und Nordöstlich von Kharkiv bricht gerade die russische "Front" ein und die Ukrainer haben hier anscheinend (angeblich) einen signifikanten Durchbruch erzielt. Entsprechend sind die russischen Truppen dort laut Strelkov mitten durch gespalten und werden sich vermutlich komplett zurückziehen müssen, ansonsten besteht die Gefahr dass sie eingekesselt werden. Ein Schlagen aus der Nachhand scheidet hier anscheinend auch aus, weil die Nachschubwege bereits von den Ukrainer angegangen werden und vor allem weil eine entscheidende Brücke gesprengt wurde, damit ist für einen Gros der Systeme kein übersetzen mehr möglich. Eine ziemlich interessante Entwicklung. Ob das natürlich dann alles so für die Ukrainer aufgeht wird man erst mal abwarten müssen. Apropos Strelkov: Er wurde gestern nach Moskau befohlen (wie er selbst schreibt) und war jetzt ca einen Tag verschwunden. Entsprechend ging die Gerüchteküche hoch, man habe ihn halt aufgrund seiner Äußerungen verschwinden lassen oder er sei verhaftet worden etc. Vor 12 Minuten hat er sich dann gerade geäußert (vorausgesetzt die Nachricht ist tatsächlich von ihm und nicht vom FSB): Zitat:Aufgrund der großen Anzahl von Anrufen und Nachrichten: Ansonsten gibt es in Russland selbst immer mehr Akte wie den folgenden: https://www.themoscowtimes.com/2022/05/02/russian-explosives-plant-fire-kills-2-a77559 RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 04.05.2022 Westliche Dienste haben die Information verbreitet, Russland könnte jetzt doch die Generalmobilmachung anordnen und offen den Krieg erklären. Der Mechanismus wäre folgender: man führt eine Volksabstimmung in den gebildeten Volksrepubliken durch in welchen dann der Anschluss nach Russland gefordert wird. Dann nimmt man diese Gebiete in die RF auf. Entsprechend wäre ab da nach russischer Sicht der Krieg der Ukraine im Osten ein Angriffskrieg auf russisches Gebiet. Man fordert die Einstellung des Angriffs auf Russland, da die Ukraine dies nicht tut, erklärt man, Russland sei von der Ukraine militärisch angegriffen worden, erklärt den Krieg und ordnet die Mobilmachung an. Nun erklären etliche westliche "Experten", Russland habe ja gar nichts einsatzbereites mehr und die Wehrpflichtigen und Reserven würden rein gar nichts bringen etc. Deshalb meine Frage in den Raum: Wie schätzt ihr den militärischen Wert einer Mobilmachung der Russen ein? RE: Russland vs. Ukraine - Pogu - 04.05.2022 Das wären zwei Eskalationsrasten weiter. Von dort aus kann man nur spekulieren, was an heutiger Erfahrung dorthin übertragbar ist. Da die Russen bislang mit einer Hand im Rücken und mit angezogener Handbremse gekämpft haben, nehme ich an, daß wir dann einen Qualitätsanstieg sehen werden. Die gegenwärtig eingesetzten Kräfte sind aller Wahrscheinlichkeit nach ausgelutscht, blutleer und fragil. Der wichtigste Parameter in der russischen Kriegsführung nach sowjetischer Art ist Geschwindigkeit. Diese ist mit diesem Personal nicht mehr zu erreichen. Ein bloßer Truppenaustausch würde schon viel bewirken. Mit einer Mobilmachung würde der ukrainische Boden das Gewicht der russischen Stiefel definitiv spüren ... RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 04.05.2022 BLICK VON OSTEN: Lagezusammenfassung durch Strelkov von heute vormittag: Zitat:Zusammenfassung: RE: Russland vs. Ukraine - Pogu - 04.05.2022 In der Felddienstvorschrift 1962 der Roten Armee nimmt das Kapitel "Angriff" bei einer Gesamtseitenzahl von 362 insgesamt 281 Seiten ein. Zum Vergleich: Der Kampfart „Verteidigung“ sind nur 74 Seiten gewidmet. „Logistik“ hat 11 Seiten. Das erklärt beinahe alles, was man tatsächlich in diesem Konflikt von den Russen beobachten kann. Eine Mobilmachung wird nicht nach anderen Handbüchern vorgehen ... können. RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 04.05.2022 JOMINI: https://twitter.com/JominiW/status/1521700041601302529 Zitat:Gesamtkarte Osten: Verbleibt die Frage wie eine richtige Kriegserklärung und Generalmobilmachung in Russland diesen Krieg dann im Sommer beeinflussen werden ?! RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 04.05.2022 Pogu: Da kann ich dir nur zustimmen, aber die Frage verbleibt halt, ob das was Russland real mobilisieren kann dann ausreicht die ukrainische Verteidigung zu "übersättigen" oder nicht und wie schnell es dann mit der Ukraine zuende geht (oder nicht). RE: Russland vs. Ukraine - Ottone - 04.05.2022 Ich halte eine vollständige Mobilmachung für unwahrscheinlich. Es könnte stattdessen durch ein neues Gesetz eine verdeckte partielle Mobilmachung geben die über dem liegt, was die Wehrpflicht an Vertragssoldaten generieren kann. Die Annektion von Donezk und Luhansk wird hingegen sehr bald kommen, vielleicht Mitte Mai, vielleicht etwas später ja nach militärischer Lage. Die Ukraine hat Russland und die Welt schon seit ein paar Tagen oder gar Wochen daran gewöhnt, daß russisches Territorium kein Tabu mehr ist. Insofern fällt das oben genannte Argument als Begründung für eine ohnehin nicht intendierte Mobilmachung aus. Peskov hat im Übrigen heute auf Nachfrage ausgesprochen deutlich geantwortet, daß keine Mobilmachung anstünde. RE: Russland vs. Ukraine - Pogu - 04.05.2022 Ich vermute, die Rechnung würde für die russische Seite aufgehen. Sie wissen jetzt sehr genau, was sie erwartet. In der Geschichte haben die Russen immer eine längere Einschwingphase gebraucht. Die ukrainische Seite hingegen wird nicht mehr viel Erwartungswidriges aufbringen können. Ich gehe von höchstens drei Monaten nach einer Mobilmachung aus und der ukrainische Widerstand ist erstickt. (04.05.2022, 22:16)Ottone schrieb: Ich halte eine vollständige Mobilmachung für unwahrscheinlich. Es könnte stattdessen durch ein neues Gesetz eine verdeckte partielle Mobilmachung geben die über dem liegt, was die Wehrpflicht an Vertragssoldaten generieren kann. Das wäre inkonsequent, weil der Zweck davon die Eskalierung sein muß. Halbgares hat die Russen zerschlissen. Zweimal halbgar ist wieder nichts und streckt den Status Quo nur aus. (04.05.2022, 22:07)Quintus Fabius schrieb: Da kämpft also keineswegs David (Ukraine) gegen Gholiat (Russland) wie das die Medien hierzulande immer so transportieren. Es gilt hier: Information ist die Abkürzung für Desinformation. (04.05.2022, 22:07)Quintus Fabius schrieb: Die ukrainischen Stellungen haben vor allem eine erhebliche Tiefe und es gibt überall dahinter immer wieder weitere Auffangstellungen und neue Linien. Die Ukrainer sind nun klug genug ihre Stellungen keineswegs so lange zu halten wie das möglich wäre, sondern sie räumen sie meist schon früher und lassen sich dann halt auf die nächste Stellung zurück fallen. Verzögerung in absoluter Perfektion. Das hintertreibt den wichtigsten taktischen Parameter der Russen: Geschwindigkeit. Die bloße Entschleunigung ist bereits ein echter Teilerfolg. Mit der Spannocchi-Doktrin erklärt: Der Eintrittspreis in die Ukraine war gering, der Aufenthaltspreis ist ein astronomischer. RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 05.05.2022 (04.05.2022, 22:24)Pogu schrieb: Ich vermute, die Rechnung würde für die russische Seite aufgehen. Sie wissen jetzt sehr genau, was sie erwartet. In der Geschichte haben die Russen immer eine längere Einschwingphase gebraucht. Die ukrainische Seite hingegen wird nicht mehr viel Erwartungswidriges aufbringen können. Da bin ich anderer Auffassung. Auf russischer Seite lassen sich die bestehenden Probleme durch eine Mobilmachung nur teilweise lösen. Wesentliche Teile der russischen Armee sind vernichtet worden, die materiellen Verluste sind substantiell. Da fehlt es mittlerweile nicht nur an Personal sondern auch an jeder Menge Material um dem Krieg in der Ostukraine noch eine entscheidende Wendung zu geben. Es wird da nicht reichen die verschlissenen Einheiten einfach mit genügend frischen Personal /Kanonenfutter aufzustocken um den Gegner zu erdrücken. Das endet nur mit einen Blutzoll, den auch die Russen sich nicht leisten können werden. Schlicht weil der politische Blowback zu groß wird wenn die Verlustzahlen deutlich ins Sechsstellige gehen. Und das wird nun mal passieren, wenn hier demotivierte Reservisten mit mangelhafter persönlicher Ausstattung und minimaler Vorbereitung gegen einen vorbereiteten Gegner antreten soll. Insofern würde eine Mobilmachung den Russen es bestenfalls ermöglichen, eingenommenes Gebiet leichter gegen Ukrainische Gegenstöße zu halten. Für alles weitere muss neben personellen auch materielle Reserven an die Front geschafft werden Da stellt sich zuallererst die Frage, inwieweit überhaupt noch ausreichend Material im Nutzbaren Zustand vorhanden ist, um ganze Reserveverbände (jenseits von AK47 mit Stahlhelm und Flasche Vodka) kriegstauglich auszustatten. Ich habe meine Zweifel. Ebenso halte ich es für sehr optimistisch, dass die Russen es innerhalb von wenigen Monaten schaffen würden, diese Reserven nicht nur zu aktivieren (Generalüberholung, Einweisung am Gerät, Training im Verband) sondern auch an die Front zu verlegen, in die bestehende Befehlskette zu integrieren und geschlossen einzusetzen. Das hat schon mit der Garde und intakter Logistik nicht funktioniert und soll jetzt mit irgendwelchen Bauerntöpeln und T-62 die Wendung bringen? Na dann. Auf der anderen Seite - mein Eindruck ist nicht, dass die Ukrainer durch die russische Offensive im Donbass aktuell maximal belastet sind. Meiner Einschätzung nach sind die eher dabei eine strategische Reserve für den Sommer zu generieren und ansonsten Gelände gegen russisches Blut und maximalen Zeitgewinn einzutauschen. Ich erwarte da, dass sie die sich abzeichnende operative Pause nach dem Auslaufen der Donbassoffensive effektiver Nutzen können werden als die Russen. Im Sommer dann werden die russischen Reservisten auf neu ausgehobene mit westlichen Material ausgestattete Einheiten treffen. Der Blutzoll wird hoch sein aber unterm Strich wird da nichts bei rumkommen. RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 05.05.2022 Man kann zwar Aussagen des Kreml aktuell quasi nicht mehr trauen, zu viele Lügengeschichten wurden verbreitet (und selbst Lawrow sagte ja bekanntlich zwei Tage vor dem Angriff, dass es keinen Angriff geben wird), aber man weist die Befürchtung, man könne am 9. Mai "offiziell den Krieg erklären", von sich. Nun denn, warten wir es mal ab, ob dies so zutrifft oder ob es wieder eine Maskerade ist. Weiterhin scheint man wohl am 9. Mai in Mariupol eine Parade zu planen (?). Ich weiß nicht, ob das angesichts einer geschwärzten Ruinenlandschaft als "Dekoration" eine gute PR wäre... Zitat:Ukraine war: Russia denies it plans to declare war on 9 Mayhttps://www.bbc.com/news/world-europe-61321799 Zu den zahlreichen getöteten russischen Führungskräften: Zitat:HILFE AUS DEM WESTENhttps://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-macht-mit-us-infos-jagd-auf-russische-generaele-18006597.html Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - TobyR - 05.05.2022 (02.05.2022, 10:16)Schneemann schrieb: Nach dem Untergang der Moskwa scheint die russische Marine auf den Beschuss von Landzielen mit U-Booten zurückzugreifen. Es ist zwar einerseits ein taktischer Vorteil, denn die Boote dürften kaum so leicht zu treffen sein wie ein Kreuzer, aber zugleich auch ein strategischer Rückzug, den man räumt damit faktisch ein, dass man sich mit Überwassereinheiten nicht mehr an die ukrainische Küste heranwagt.. Das ergibt keinen Sinn. a.) Hat die "Moskwa" selber keine Landziel-FK abgefeuert. (Hatte das entsprechende VLS nicht an Bord, weil zu alt.) b.) Haben "Kalibr"-Landziel-FK eine Reichweite, je nach Version von 1500 bis 2500 km. Um die gegen Ziele in der Ukraine einzusetzen, muss man nicht in der Nähe der Küste sein. Dazu muss man noch nicht mal in der Nähe des Schwarzen Meeres sein - was Russland durch den Einsatz dieser FK vom Kaspischen Meer aus auch schon demonstriert hat. Logischere Erklärung: Gleichmäßiges Verschießen verschiedener, nicht kompatibler Vorräte (die Torpedorohrversion des "Kalibr" kann man nicht aus dem VLS in Überwasserschiffen verwenden) bzw. Produktionslinien. Das auch der Grund für die Verwendung von Schiffs-, Land- (Oniks) und luftgestützten Waffen. RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 05.05.2022 @TobyR Zitat:Das ergibt keinen Sinn.Das ist hier aber nicht entscheidend. Die Moskwa diente primär als Luftsicherungs- und -überwachungsschiff, nicht als maritime "Keule". Sie war der blockierende, observierende Präsenzfaktor, weniger der reine Angreifer. Das mit den Raketen, was du ansprichst, ist bzgl. Reichweite absolut korrekt, dennoch ist erkennbar, dass seit dem Untergang der Moskwa die Präsenz der Überwasserkräfte merklich zurückging. Insofern "weicht" man sehr wohl aus in tiefere Gefilde. Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Pogu - 05.05.2022 Sehr geschätzter @Nightwatch, es scheint, daß ich da optimistisch bin, wo Du pessimistisch bist (russ. Potenzial) und umgekehrt dort pessimistisch bin, wo Du optimistisch bist (ukrain. Potenzial). Ich ordne die gemeinhin zu erkennenden Schwächen der russ. Seite in zwei Ecken: • Mangel an taktischer Kompetenz • Mangel an Personal Beides sind Effekte, deren Ursache in gänzlich anderen Bereichen liegen müssen. Aber wir sehen ja nur die Effekte und mutmaßen bloß über die Ursachen. Beide negativen (für die russ. Seite) Effekte lassen sich durch eine Mobilmachung dezimieren: 1. Die takt. Kompetenz (wie ich schon sagte, ist die Einschwingphase der Russen historisch betrachtet immer schon von längerer Dauer gewesen) nimmt mit neuen und diesmal zumindest besser vorbereiteten Truppen zu. 2. Der Personalmangel ist selbstredend aufgelöst ... WENN wir tatsächlich von einer größeren Mobilmachung ausgehen. Im übrigen schrieb ich explizit "in drei Monaten NACH einer Mobilmachung". Natürlich sind wie in jedem Krieg, wie überhaupt in jedem Weltgeschehen, Überraschungen möglich. Aber auch hierfür wären die Russen mit großen Mannzahlen besser gewappnet. PS: Das Bild des russischen Soldaten als plumpe Heugabelinfanterie halte ich für das zwangsläufige Ergebnis eigener Propaganda. |