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Russland vs. Ukraine - Druckversion

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RE: Russland vs. Ukraine - Facilier - 26.04.2022

Zitat:Quellen schätzen die Wahrscheinlichkeit eines feindlichen Angriffs auf Tiraspol bereits im April-Anfang Mai als „hoch“ ein.
sagt Strelkov.

Wenn Transnistrien fällt, könnten die Georgier vielleicht auch wieder aktiv werden, fragt man sich da fast schon?

Wer weiss, vielleicht fliegt den Russen auf kurz oder lang ihr gesamtes Mini-Imperium um die Ohren.

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Update:

https://twitter.com/nexta_tv/status/1518872532165840897
Zitat:"#Russian state-owned news agency RIA Novosti: "The #Transnistrian leadership will soon take decisions in defense of the republic's interests"."

https://twitter.com/nexta_tv/status/1518869277037711361
Zitat:The #Moldovan president is calling a meeting of the Security Council because of the tense situation in occupied #Transnistria.



RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 26.04.2022

Die Meldung ist von vor vier Tagen, aber ich finde sie dennoch etwas bedenklich. Man kann über Waffenlieferungen streiten, inwieweit sie nun einen zur Kriegspartei machen oder nicht, aber wenn ich der Partei 1 aktiv helfe, ein Schiff der Partei 2 zu versenken, so ist dies meiner Meinung nach definitiv eine direkte Involvierung.
Zitat:US Navy P-8 Poseidon aircraft reportedly assisted Ukrainians in hitting Moskva

According to information published by the Daily Mail on April 20, 2022, the US Navy reportedly sent a P-8 Poseidon maritime patrol aircraft to have assisted the Ukrainian strikes on the Russian cruiser Moskva.
https://www.navyrecognition.com/index.php/naval-news/naval-news-archive/2022/april/11650-us-navy-p-8-poseidon-aircraft-reportedly-assisted-ukrainians-in-hitting-moskva.html

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 26.04.2022

Zitat:Wenn Transnistrien fällt, könnten die Georgier vielleicht auch wieder aktiv werden, fragt man sich da fast schon?

Es kämpfen übrigens bereits erhebliche Mannzahlen von Georgiern in der Ukraine, weit über die sogenannte Georgische Legion hinaus.

Zu Transnistrien: das könnte auch eine russische Schwarze Flagge Operation sein, mit dem Ziel dann per See weitere Truppen dorthin zu verbringen. Heute früh gab es übrigens noch weitere Angriffe in Transnistrien durch Unbekannte und es wuden auch zwei Sendemasten zerstört. Von der ganzen Konzeption her für mich eine Schwarze Flagge Operation. Man könnte eine Truppenverlegung nach Transnistrien dann mit den erfolgten Angriffen begründen / legitimieren.Und dann, einige Zeit später auch von Transnistrien aus in Richtung Odessa vorstoßen.

Strelkovs Äußerungen könnten explizit auch Teil einer solchen Operation sein, in die er sich jetzt involvieren will, den wie gesagt hat er aufgrund seines Werdegangs ziemlich viele Kontakte nach Transnistrien und kennt das Umfeld dort besser als die meisten.


RE: Russland vs. Ukraine - Helios - 26.04.2022

(26.04.2022, 10:54)Schneemann schrieb: aber wenn ich der Partei 1 aktiv helfe, ein Schiff der Partei 2 zu versenken, so ist dies meiner Meinung nach definitiv eine direkte Involvierung.

Naja, das gibt ja der Ursprungsbericht aus der Times aber nicht her. Ich habe hier ja schon berichtet, wie stark die NATO beispielsweise aus dem eigenen Luftraum heraus das ukrainische Staatsgebiet (Bewegungen in der Luft und am Boden) aufklärt, zusätzlich zu sonstigen Mittel (Satellitenaufklärung, Geheimdienste), und nichts anderes wurde nun in diesem Fall berichtet: eine P-8 befand sich auf Patrouille als der Angriff stattfand.

Daraus hat dann die Daily Mail, nicht gerade das seriöseste Blättchen (um das mal zurückhaltend zu formulieren), eine Weitergabe von Informationen gemacht, ohne die Quelle dafür zu nennen, und nur um das im gleichen Artikel wieder in Frage zu stellen. Jetzt lässt sich ja nicht ausschließlich, dass das Boulevard auf verschlungene Wege gute Kontakte hat (hat die Bild ja auch manchmal), aber Spekulation bleibt es meiner Ansicht nach trotzdem.

Generell habe ich aber schon zu Anfang des Krieges die Frage gestellt, ob die von der NATO gesammelten Daten nicht (in aufbereiteter Form) direkt an die ukrainische Armee gegeben werden? Das trifft natürlich auf die weltraumgestützte Aufklärung ebenso zu, oder auf zusätzliche geheimdienstliche Informationen. Und zumindest so einige Dislozierungen der ukrainischen Kräfte lassen darauf schließen, dass man ziemlich gut informiert war, besser, als ich es der ukrainischen Armee in einem Krieg zugetraut habe.

Gefährlich ist jedenfalls die Geschichte an sich, völlig unabhängig davon, ob die nun stimmt oder nicht. Als nächstes verliert dann jemand die Nerven und fühlt sich von diesen "NATO-Aufklärern" so bedroht, dass er reagiert. Gerade wenn diese Nachricht stimmt würde es mich nicht wundern, wenn Russland mal einen US-Aufklärer (oder eine Drohne, davon sind ja auch einige entlang der Grenze und über dem schwarzen Meer aktiv) abschießt; hinterher kann man ja immer noch behaupten, dass es die Ukrainer waren, oder ein technischer Defekt, oder ein Versehen, weil die Situation so brenzlig ist, worauf man ja schon mehrfach hingewiesen hat. Umgekehrt würde die NATO nicht wegen einem Flugzeug einen Krieg riskieren (schon gar nicht für eine Drohne).


RE: Russland vs. Ukraine - Facilier - 26.04.2022

(26.04.2022, 11:55)Quintus Fabius schrieb: Zu Transnistrien: das könnte auch eine russische Schwarze Flagge Operation sein, mit dem Ziel dann per See weitere Truppen dorthin zu verbringen. Heute früh gab es übrigens noch weitere Angriffe in Transnistrien durch Unbekannte und es wuden auch zwei Sendemasten zerstört. Von der ganzen Konzeption her für mich eine Schwarze Flagge Operation. Man könnte eine Truppenverlegung nach Transnistrien dann mit den erfolgten Angriffen begründen / legitimieren.Und dann, einige Zeit später auch von Transnistrien aus in Richtung Odessa vorstoßen.

Ja, das ist jederzeit möglich. Bloß, haben die Russen die Kräfte dafür? Falls die Operation scheitert wie vor Kiew, könnte das nicht dann ein großes Eigentor werden? Dass man eben Transnistrien gerade dann verliert, weil Ukrainer+Rumänien nach einem gescheiterten rus. Angriff die Region besetzen würden?


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 26.04.2022

@Helios
Zitat:Daraus hat dann die Daily Mail, nicht gerade das seriöseste Blättchen (um das mal zurückhaltend zu formulieren), eine Weitergabe von Informationen gemacht, ohne die Quelle dafür zu nennen...
Das dachte ich mir auch. Die Daily Mail ist ein Revolverblatt, aber da ich es bei Navy Recognition gefunden hatte, dachte ich, ich verlinke es. Aber ja, Fragezeichen bleibt natürlich.
Zitat:Gefährlich ist jedenfalls die Geschichte an sich, völlig unabhängig davon, ob die nun stimmt oder nicht. Als nächstes verliert dann jemand die Nerven und fühlt sich von diesen "NATO-Aufklärern" so bedroht, dass er reagiert. Gerade wenn diese Nachricht stimmt würde es mich nicht wundern, wenn Russland mal einen US-Aufklärer (oder eine Drohne, davon sind ja auch einige entlang der Grenze und über dem schwarzen Meer aktiv) abschießt; hinterher kann man ja immer noch behaupten, dass es die Ukrainer waren, oder ein technischer Defekt, oder ein Versehen, weil die Situation so brenzlig ist, worauf man ja schon mehrfach hingewiesen hat. Umgekehrt würde die NATO nicht wegen einem Flugzeug einen Krieg riskieren (schon gar nicht für eine Drohne).
So meinte ich das auch. Zumal das Abschießen von Aufklärern zu Zeiten des Kalten Krieges durchaus auch gelegentlich geschah, ohne dass die beiden Hauptprotagonisten in einen Krieg verwickelt wurden. (Findet man auch Listen darüber, wie etwa diese: https://web.archive.org/web/20090611143826/http://www.aiipowmia.com/koreacw/cw1.html)

Allgemein gibt es da noch andere, etwas seltsam anmutende Vorkommnisse:
Zitat:EXPLOSIONEN IN RUSSLAND

Rätselhafte Brände in kriegswichtigen Einrichtungen

Im westrussischen Brjansk sind zwei Öllager explodiert. Schon zuvor gab es Vorfälle dieser Art in Belgorod und in Twer. Unklar bleibt, wer dafür verantwortlich ist. [...]

In der Nacht auf Montag explodierten im westrussischen Brjansk zwei Öllager. Videoaufnahmen zeigten, wie von den Tanks hohe Flammen aufsteigen. Die Lager gehören einer Tochter des Staatskonzerns Transneft, durch deren Pipeline „Druschba“, was übersetzt Freundschaft heißt, Öl gen Westen fließt. Nach offiziellen Angaben wurde niemand verletzt. Der Hergang blieb unklar. In Medien wurde spekuliert, ukrainische Drohnen hätten die Lager angegriffen; das blieb unbestätigt. [...] Näher daran liegt die Stadt Belgorod, in der am 1. April ein Öllager explodiert war. Dafür machten russische Behörden einen ukrainischen Kampfhubschrauberangriff verantwortlich. Aufnahmen sollen zeigen, wie zwei Hubschrauber das Öllager beschießen. Zunächst wollte Kiew die Vorwürfe weder bestätigen noch dementieren, später wies man sie zurück.

Die Grenzgebiete von Brjansk und Belgorod sind zwei der insgesamt sechs Regionen samt der annektierten ukrainischen Krim, für die vom 11. bis zum 25. April Terrorwarnstufen ausgerufen wurden. Kiew vermutet, dass dadurch sowie mit inszenierten Angriffen Hysterie geschürt werden soll. [...] Keine Bezichtigung gibt es zu dem bislang folgenschwersten Vorfall: Am 21. April ging ein Militärforschungsinstitut im nordwestrussischen Twer in Flammen auf. Nach jüngsten Angaben kostete der Großbrand 17 Menschen das Leben. Spezialisten des Instituts entwickelten die „Iskander“-Raketen sowie Steuerungssysteme für Raketen und Kampfflugzeuge. In einem Büro sei ein Feuer ausgebrochen, hieß es; warum, blieb unklar.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russland-raetselhafte-braende-in-kriegswichtigen-einrichtungen-17982519.html

Das erinnert mich beinahe etwas an die Vorkommnisse um das iranische Atomprogramm, wo auch allenthalben mal was explodiert und wo ziemlich wahrscheinlich die Israelis mit Unterstützung durch US-Dienste mitmischen. Die Frage hier wäre, ob das einfach nur Unfälle sind, ukrainische Aktionen, russische Operationen unter falscher Flagge (wobei da die Schäden zu erheblich wären), Aktionen russischer Kriegsgegner - man denke an die Sabotageakte in Weissrussland durch dortige Bahnmitarbeiter - oder ob gar irgendwelche Sabotagekommandos westlicher Provenienz die Finger drin haben.

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Ottone - 26.04.2022

(26.04.2022, 10:54)Schneemann schrieb: Man kann über Waffenlieferungen streiten, inwieweit sie nun einen zur Kriegspartei machen oder nicht, aber wenn ich der Partei 1 aktiv helfe, ein Schiff der Partei 2 zu versenken, so ist dies meiner Meinung nach definitiv eine direkte Involvierung.
https://www.navyrecognition.com/index.php/naval-news/naval-news-archive/2022/april/11650-us-navy-p-8-poseidon-aircraft-reportedly-assisted-ukrainians-in-hitting-moskva.html
Mit Beginn der zweiten Phase des Ukrainkrieges kündigten die USA öffentlich an, die an die Ukraine weitergegebenen Aufklärungsdaten kaum noch in ihrer Präzision einzuschränken, was auch die bis dahin künstlich hinzugefügte Zeitverzögerung betrifft.

Es ist somit sehr gut möglich, daß die P-8 die Identifizierung und die grobe Position der Moskwa und die Positionen ihrer Begleiter/ihres Verbandes übermittelte, womit dann das Suchfenster der zwei Neptun FKs programmiert wurde.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 26.04.2022

So war mir das auch bekannt. Dass man den Ukrainern direkt Informationen gibt, aller Art und auf allen Ebenen wurde von den USA öffentlich so kommuniziert.

Allgemein:

Polen wurde das Gas eingestellt, ich meine abgestellt.

https://www.focus.de/politik/ausland/wegen-ausbleibender-rubel-zahlungen-bericht-russland-stellt-gas-lieferungen-an-polen-ein_id_89934579.html


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 26.04.2022

BLICK VON OSTEN:

Lageanalyse von Strelkov von heute Nachmittag:

Zitat:Die Situation an der Donezk-Front:

Im südlichen Teil gibt es keine Informationen über Änderungen in der Position beider Parteien.

Im nördlichen Sektor (südlich von Izyum) - verläuft der Vormarsch der russischen Truppen langsam und unter heftigen Kämpfen.

Nach Stand von gestern Abend wurden folgende Ortschaften eingenommen:

R. Oskol (am Zusammenfluss Seversky Donets) - Dry Kamenka, Dolgenkoe, Suligovka und Dubravnoye, Kurulka, Brazhkovka -

Bezüglich Malaya Kamyshevakha und Andreevka weiß ich nicht, wer diese Siedlungen im Augenblick kontrolliert.

Es kann festgestellt werden, dass die Verteidigungslinie der Streitkräfte der Ukraine allmählich abgenutzt wird (aber das geringe Tempo des Vormarsches ermöglicht es dem Feind, jede nachfolgende Siedlung nicht weniger sorgfältig zu verteidigen als die, um die jetzt gekämpft wird). Und wenn die "zweite konkrete Phase" der Spezialoperation im gleichen Tempo fortgesetzt wird, wird vielleicht das gesamte Gebiet der DVR noch vor den ersten Herbstfrösten befreit.

Probleme der vorrückenden Truppen:

1) Sehr schwache und ungenaue taktische Luftunterstützung (trotz der Tatsache, dass die russische Luftwaffe an der Grenze ihrer Möglichkeiten arbeitet, war es nicht möglich, hier ernsthafte Ergebnisse zu erzielen).

2) Schlechte Leistung der Artillerie bei eigentlich ausreichender Gesamtzahl (es fehlen leistungsfähige Feuerleitkräfte, die Infanterie kämpft völlig getrennt von der Artillerie und es fehlt Präzisionsmunition).

3) Ein akuter Mangel an modernen Mitteln der taktischen Aufklärung (unbemannte Aufklärungsluftfahrzeuge, ganz zu schweigen von Angriffsdrohnen).

4) Geringe Ausbildung der Truppen (insbesondere auch auf der Ebene der Führung von Einheiten und Formationen) und stark mangelnde Initiative der mittleren und unteren Führung.

5) Das Fehlen jedweder Reserven umd dadurch taktische Durchbrüche wirklich nutzen zu können. Dadurch "füllt der Gegner schnell die Lücken", während die Stabilität der gesamten Verteidigung als Ganzes erhalten bleibt.

Die von ihm genannten Ortsnamen sind allesamt de facto unbedeutende Dörfer und Kleinstädte. Der Vormarsch erfolgt zudem schleppend langsam (wie er es ja selbst zynisch anreißt mit seinem Kommentar zur Befreiung bis zum Herbstfrost) und ziemlich linear.


Aktuell verhandeln die Kämpfer im Stahlwerk mit den russischen Seperatisten und der Türkei darüber, ob die Türken vielleicht den Abtransport aus dem Stahlwerk bewerkstelligen könnten. Wir meiner Meinund nach nicht zugelassen werden:

https://ria.ru/20220426/azovstal-1785482736.html?utm_source=yxnews&utm_medium=desktop


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 26.04.2022

(26.04.2022, 19:41)Quintus Fabius schrieb: So war mir das auch bekannt. Dass man den Ukrainern direkt Informationen gibt, aller Art und auf allen Ebenen wurde von den USA öffentlich so kommuniziert.

Ist allgemein bekannt und ein Grund für einige der ukrainischen Abwehrerfolge.

Zitat:Allgemein:

Polen wurde das Gas eingestellt, ich meine abgestellt.

https://www.focus.de/politik/ausland/wegen-ausbleibender-rubel-zahlungen-bericht-russland-stellt-gas-lieferungen-an-polen-ein_id_89934579.html

Damit war zu rechnen. Ich kenne einige Leute die früher Geschäfte mit russischen Firmen gemacht haben. Und die Tür ist wohl für lange Zeit zu. Es heißt man wird sich dauerhaft Richtung China orientieren.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 26.04.2022

Bulgarien haben sie jetzt auch den Hahn zugedreht.

Meiner Meinung nach sollte sich diese Bundesrepublik darauf einstellen, dass ganz allgemein bald der Hahn zu ist, was ich an russischer Stelle schon vor Wochen gemacht hätte. Aber da hängen halt zu viele Leute mit ihren persönlichen Einnahmen dran, die saugen wie die Parasisten die da herein fließenden Gelder an und sind wichtig für die Stabilität des grenzenlos korrupten Gefüges dort. Das dürfte in Wahrheit der einzige Grund sein warum überhaupt noch Gas nach Europa fließt.

Die Pipelines in Sbirien in Richtung China sind übrigends weitgehend fertig. Da könnte man bereits jetzt mehr liefern als man aktuell tut. Tut man vermutlich nur deshalb nicht, weil die Chinesen jedes Problem Russlands gnadenlos ausnutzen und natürlich sofort den Preis drücken würden bis zum geht nicht mehr, sobald sie die einzigen Primärkunden sind.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 26.04.2022

Noch ein Nachtrag zu den sogenannten Dieben im Gesetz - also der organisierten Kriminalität in Russland, gerade im Kontext dieses Krieges:

Viele der sogenannten "Politiker" in den Seperatistengebieten in den letzten Jahren waren Diebe im Gesetz. Im Prinzip wurden die Seperatistengebiete - also die sogenannten Volksrepubliken direkt von der organisierten Kriminalität beherrscht - im Auftrag der russischen Führung.

Als diese Gebiete entstanden zogen damals viele Neonazis, Skinheads, Ultranationalisten usw dorthin und erlangten dort in kurzer Zeit eine ziemliche Bekanntheit. Es begann sich von dort aus auch ein gewisses Netzwerk in zu Rechtsextremisten in ganz Europa zu bilden - beispielsweise gab es 2015 eine viel beachtete Konferenz dazu in Moskau. Dann wurden etliche dieser Ultranationalisten und Neonazis ermordet. Zeitgleich oder auch kurz darauf. Und zwar direkt durch die Diebe im Gesetz. Zum einen weil sie diese bei ihren kriminellen Geschäften gestört haben, zum anderen - so meine These: im Auftrag der russischen Führung, weil mit dieser rasch aufsteigenden Gruppe von Fanatikern eine politische Gefahr ausgemacht wurde.

Nachdem man die Ultranationalisten in den Seperatistengebieten durch Mord als Machtfaktor ausgeschaltet hatte, überließ man dafür diese direkt vollständig der organisierten Kriminalität. Ein praktisches Beispiel:

https://de.wikipedia.org/wiki/Igor_Wenediktowitsch_Plotnizki

Es gibt ein paar wenige Oben-Ohne Bilder von ihm mit einschlägigen Tätowierungen. So diese Bilder nicht Fälschungen sind, ist er beispielsweise ein Dieb im Gesetz. Er war (höchst)wahrscheinlich in die Beseitigung etlicher der Nationalisten im Donbass verwickelt. Informationen aus dem Smartphone von Arsen Pavlov kurz vor dessen Ermordung 2016 zeigen bereits auf, dass er damit rechnete vom FSB beseitigt zu werden und dass dieser die Diebe im Gesetz damit beauftragen würde. Was diese natürlich um so lieber erledigten, als die genannten Figuren ihnen ja bei ihren ganzen kriminellen Aktivitäten (Schwarzmarkt, Drogenhandel, Zwangsprostitution, Menschenhandel) entweder im Wege standen oder Konkurrenten waren.


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 27.04.2022

Nach den mysteriösen Explosionen in Transnistrien könnte es sein, dass wir bald dort einen Nebenkriegsschauplatz zur Ukraine sehen; ich frage mich gerade nur, mit welchen Truppen man aktiv werden könnte, so viel halbwegs brauchbares Material und Personal hat man derzeit ja nicht mehr...
Zitat:Moldaus Sicherheitsrat tagt

Kreml droht mit Einsatz in Transnistrien

Nach zwei mysteriösen Anschlägen in der Ex-Sowjetrepublik Moldau wiederholt der Kreml sein Drehbuch zum Überfall auf die Ukraine. Moskau sei besorgt um die Sicherheit der Russen in Transnistrien. Eine Interventionsdrohung folgt auf dem Fuße. [...]

Das Außenministerium in Moskau warnte vor einem Szenario, in dem Russland intervenieren müsse, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA, ohne nähere Details zu nennen. Der schmale Landstreifen Transnistrien grenzt an die Ukraine. Die ukrainische Regierung äußerte Befürchtungen, Russland könne planen, von Transnistrien aus den Westen des Landes anzugreifen. [...]

Moldaus Präsidentin Sandu hatte wegen der Vorkommnisse den Obersten Sicherheitsrat des Landes einberufen. In dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Transnistrien hatten lokale Behörden mehrere Zwischenfälle gemeldet. Explosionen sollen das Hauptquartier der Staatssicherheit erschüttert und zwei Sendemasten aus Sowjetzeiten beschädigt haben. Über die Antennen wurde von einem Dorf in der Region aus russisches Radio gesendet. Auch eine Militäreinheit sei angegriffen worden. Kurz darauf hatte der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, erklärte, Russland beobachte die Vorgänge sehr genau.
https://www.n-tv.de/politik/Kreml-droht-mit-Einsatz-in-Transnistrien-article23291421.html

Weiterhin, zum Treffen in Ramstein:
Zitat:US and allies gather at Ramstein to discuss how to help Ukraine defeat Russia’s ‘unjust invasion’

RAMSTEIN AIR BASE, Germany — Defense Secretary Lloyd Austin said that allies must “move at the speed of war” to get more weaponry into the hands of Ukrainian forces, following meetings with dozens of foreign military leaders at Ramstein Air Base on Tuesday. [...] The gathering at Ramstein was the first monthly meeting of the “Contact Group,” which includes NATO and partner countries. “The Contact Group will be a vehicle for nations of goodwill to intensify our efforts, coordinate our assistance, and focus on winning today’s fight and the struggles to come,” Austin said. [...]

Since February, the U.S. has provided Ukraine more than $3.4 billion in security assistance. Among the weaponry that has been dispatched: anti-tank Javelins and Stinger missiles, tactical drones, howitzers and an array of ammunition. Other countries made additional commitments to supply Ukraine with weapons and aid at Ramstein on Tuesday. [...] German Defense Minister Christine Lambrecht said her country will deliver an unspecified number of Gepard “anti-aircraft cannon tanks” to Ukraine soon, without committing to a timeline. The systems meet priority requests by Ukrainian defense officials, Lambrecht said. Krauss-Maffei Wegmann, a German defense contractor, said it had about 50 Gepards, also called Cheetahs, ready to deliver. [...]

Also on Tuesday, Canadian Defense Minister Anita Anand told reporters at Ramstein that Canada plans to give Ukraine M777 armored vehicles. Austin later said Ukraine would receive eight of them. [...]
https://www.stripes.com/theaters/europe/2022-04-26/austin-ukraine-ramstein-air-base-russia-5804405.html

Zu den deutschen Lieferungen bzw. Zusagen bzw. Absichten:
Zitat:Panzerlieferung an Ukraine

Deutschland liefert - und da kommt noch mehr

Die Bewaffnung der Ukraine durch Deutschland war bislang ein einziges Kommunikationsdesaster. Wochenlang haben sich Kanzler und Regierung treiben lassen: von den eigenen Leuten, der Opposition und der Ukraine. [...] Der Vorwurf, Deutschland tue militärisch zu wenig, hat sich dadurch nachhaltig festgesetzt. Auch wenn Partner wie die USA diese Kritik ausdrücklich nicht teilen. [...]

Deutschland hat außer Geld zudem Panzerfäuste, Mörser, Luftabwehrraketen, 100.000 Handgranaten und mehr als 16 Millionen Schuss Munition geliefert. Deutschland hat bereits der Lieferung von knapp 60 ehemaligen NVA-Schützenpanzern aus Tschechien und einem Ringtausch von Panzern aus Slowenien in die Ukraine zugestimmt. Und dennoch bleibt haften: Deutschland liefert keine schweren Waffen. [...]

Und jetzt liefert die deutsche Waffenindustrie eben "Gepard"-Flugabwehrpanzer direkt in die Ukraine. Ein Schritt, der plötzlich als die große militärische Kehrtwende wahrgenommen wird, der aber auch nicht kriegsentscheidend sein wird. Denn diese 40 alten "Gepard"-Panzer sind kompliziert in Wartung und Handhabung. Und da die Ausbildung dauert, könnten sie frühestens in ein paar Monaten in der Ukraine zum Einsatz kommen. [...] Deutschland ist längst ein großer Waffenlieferant der Ukraine. Nun liefert es auch direkt Panzer. Das ist neu. Und weitere Panzer aus Deutschland werden folgen.
https://www.tagesschau.de/kommentar/panzer-kommentar-101.html

Aber das ist durchaus auch der Punkt: Ich schrieb ja schon, dass die Flakpanzer den Ukrainern auf taktischer Ebene mehr nutzen würden als alte Leopard 1 (die ja auch im Gespräch waren), aber dafür ist eben der Gepard auch etwas komplizierter. Dieses System bedingt insofern doch eine gewisse Heranführung und Ausbildung, d. h. auch wenn sie in ein paar Wochen dort sind, sind sie noch nicht sofort einsetzbar, da die Crews erst ausgebildet werden müssen.

Derweilen sorgen sich die Chinesen um Drohnenlieferungen...
Zitat:Chinese drone maker DJI halts Russia, Ukraine sales ‘to ensure products not used in combat’

SHENZHEN, China - Drone giant DJI Technology Co. said it will temporarily suspend business in Russia and Ukraine to ensure its products are not used in combat, making it the first major Chinese firm to halt sales to Russia since Moscow invaded Ukraine in February.

“DJI is internally reassessing compliance requirements in various jurisdictions,” the privately held company said in a statement late on Tuesday. “Pending the current review, DJI will temporarily suspend all business activities in Russia and Ukraine.” [...] Ukrainian officials and citizens have accused DJI, the world’s largest maker of consumer and industrial drones, of leaking data on the Ukrainian military to Russia. [...] Although the company had noticed footage online that suggested the Russian military was using its products, a DJI spokesperson said last month it had not been able to confirm this and had no control over the use of its products.
https://www.asahi.com/ajw/articles/14608662

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 27.04.2022

Auch durchaus interessant - und bislang, von Drohnenthemen abgesehen, eher weniger thematisiert: Elektronische Kriegführung in der Ukraine (Video):
Zitat:Review of Russian Murmansk-BN jamming communication system deployed in Ukraine

Army Recognition editorial team explains the Murmansk-BN, the most powerful electronic warfare system and jamming communication system deployed by Russian armed forces in Ukraine. [...] The Murmansk-BN is a modern electronic warfare system developed by the Russian company KRET. The system is designed to perform long-range communications jamming and was developed as part of a Russian strategic electronic warfare system and operates as a network-centric capability.

The primary role of the system is to eliminate High Frequency (HF) broadcasts from NATO forces – in particular the HF Global Communications System of the United States (HFGCS) and high-frequency military satellite communications. According to Russian military sources, it can jam communication systems with a range from 5,000 to 8,000 km.
https://www.armyrecognition.com/ukraine_-_russia_invasion_conflict_war/video_review_russian_murmansk-bn_jamming_communication_system_deployed_in_ukraine.html

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 27.04.2022

(26.04.2022, 22:05)Quintus Fabius schrieb: Bulgarien haben sie jetzt auch den Hahn zugedreht.

Meiner Meinung nach sollte sich diese Bundesrepublik darauf einstellen, dass ganz allgemein bald der Hahn zu ist, was ich an russischer Stelle schon vor Wochen gemacht hätte. Aber da hängen halt zu viele Leute mit ihren persönlichen Einnahmen dran, die saugen wie die Parasisten die da herein fließenden Gelder an und sind wichtig für die Stabilität des grenzenlos korrupten Gefüges dort. Das dürfte in Wahrheit der einzige Grund sein warum überhaupt noch Gas nach Europa fließt.

Warst Du nicht der Meinung dass die EU als Sanktion generell kein russisches Gas mehr abnehmen sollte?

Zitat:Die Pipelines in Sbirien in Richtung China sind übrigends weitgehend fertig. Da könnte man bereits jetzt mehr liefern als man aktuell tut. Tut man vermutlich nur deshalb nicht, weil die Chinesen jedes Problem Russlands gnadenlos ausnutzen und natürlich sofort den Preis drücken würden bis zum geht nicht mehr, sobald sie die einzigen Primärkunden sind.

Auch hier habe ich noch in Erinnerung dass Du meintest so schnell könnten die Kapazitäten Richtung China nicht ausgebaut werden.

Unabhängig davon ist die russische Taktik doch recht clever. Mal schauen wie Polen und Bulgarien darauf reagieren werden. Gerade Bulgarien dürfte bisher fast nur russisches Gas bezogen haben. Das wird sich nur zum aktuellen Tagespreis ersetzen lassen. Ich vermute dass sie bald doch in Rubel zahlen werden und wenn es nur indirekt ist wie es andere EU-Länder machen. Ansonsten wird es wohl bald die nächste Regierungskrise in Bulgarien geben. Sind erst einmal ein paar kleine EU-Länder erfolgreich gefügig gemacht worden, dann wird sich die EU vermutlich in Zukunft mehr zurückhalten gegenüber Rußland. Da hätte man schon wesentlich langfristiger Vorbereitungen treffen müssen, anstatt sich mit übertriebenem Klimaschutz die eigene Energie-Infrastruktur in der EU zu zerstören.