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Russland vs. Ukraine - Druckversion

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RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 20.03.2022

Möglicherweise bis zu 80 Todesopfer bei einem russischen Luft- bzw. Raketenangriff auf ein Kasernengelände bei Mykolaiv.
Zitat:Ukraine war: Dozens of soldiers feared dead after attack on Mykolaiv barracks 'while troops slept'

Up to 200 people are thought to have been inside the barracks in Mykolaiv when they were attacked. [...] Up to 200 troops were thought to have been inside the barracks in Mykolaiv, in the south of the war-torn country, when they were targeted on Friday. At least 50 bodies have been recovered, a Ukrainian serviceman told the AFP news agency. [...]

Belgian media outlet VTM visited the scene of the missile attack and filmed the destruction caused, as dead bodies were pulled from the rubble. A source at a morgue told the broadcaster that 80 people were believed to have been killed. [...] VTM said at least two missiles hit the military base.
https://news.sky.com/story/ukraine-war-dozens-of-soldiers-feared-dead-after-attack-on-mykolaiv-barracks-while-troops-slept-12570330

Interessant auch, dass dieser Schritt - d. h. dass die Arbeit prorussischer Parteien auf ukrainischem Boden für die Kriegsdauer bzw. für die Zeit, in der das Kriegsrecht gilt, untersagt wird - nach dreieinhalb Wochen Krieg bislang noch nicht erfolgte. Ein "faschistisches Regime" hätte sich gewiss wesentlich brutaler bzw. anders verhalten...
Zitat:+++ Liveblog +++

Ukraine verbietet prorussische Parteien

Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine hat die Arbeit einer Reihe von prorussischen Parteien für die Gültigkeitsdauer des Kriegsrechts im Land verboten. Das teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj per Videobotschaft mit. „Die Aktivitäten von deren Politikern, die auf Spaltung oder Kollaboration abzielen, werden keinen Erfolg haben, dafür aber eine harte Antwort erhalten“, wurde Selenskyj von der „Ukrajinska Prawda“ zitiert.
https://www.faz.net/aktuell/ukraine-konflikt/ukraine-liveticker-ukraine-verbietet-prorussische-parteien-17804564.html

Gleichwohl gibt es auch tatsächlich Rechtsxtremisten, die auf Seiten der Ukrainer kämpfen, darunter dürfte sich vor allem das bereits hier genannte Asow-Bataillon befinden, dessen Kräfte sich derzeit vor allem im Gebiet um Mariupol aufhalten. Und es ist damit zu rechnen, dass sich auch militante Neonazis aus Europa auf den Weg nach der Ukraine machen, um dort gegen die Russen zu kämpfen (eine Verlautbarung hat der Verfassungsschutz auch vor ein paar Tagen herausgegeben). Einerseits.

Andererseits gibt es auch genügend Rechtsextremisten aus Russland, dort gibt es übrigens auch Dank der nationalistischen Politik Putins in den letzten Jahrzehnten derzeit mehr Rechtsextremisten und neonazistische Gruppen als in der Ukraine selbst, die in der Ukraine auf Seiten der Russen kämpfen - alleine die Wagner-Gruppe steht nun nicht im Verdacht, dem linksgrünen Spektrum anzugehören...
Zitat:Extremisten im Ukraine-Krieg

Welche Rolle das Asow-Regiment spielt

Im Krieg gegen Russland kämpft auch das als ultranationalistisch bis rechtsextrem geltende Asow-Regiment an der Seite der ukrainischen Streitkräfte. Die russische Propaganda nutzt das für ihre Zwecke. Doch welchen Einfluss hat die Gruppe tatsächlich?

Am 8. März veröffentlichte das belarussische Oppositionsmedium Nexta auf Twitter zwei Bilder, welche die Ankunft einer Waffenlieferung der NATO im ukrainischen Charkiw zeigen sollen. Darauf zu sehen ist eine Gruppe bewaffneter Männer in Militärmontur, die sich um einen Raketenwerfer versammelt haben. Deutlich sichtbar prangt auf dem Oberarm eines Kämpfers die Wolfsangel-Rune, ein Emblem, das auch von Teilen der Waffen-SS genutzt wurde. Es ist auch das Erkennungssymbol des Regiments Asow. [...] In ihrem eigenen Telegram-Kanal postete Asow Fotos zerstörter russischer Militärfahrzeuge. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Bilder nicht. [...]

Gegründet wurde die Miliz als Bataillon Asow, benannt nach ihrer Herkunftsregion am Asowschen Meer, von nationalistischen Politikern im Jahr 2014. Sie entstand als eine von mehreren Freiwilligenmilizen, die damals an der Seite der ukrainischen Streitkräfte gegen die prorussischen Separatisten im Osten des Landes kämpften. [...] Im Oktober 2014 wurde die Gruppe Asow schließlich in den ukrainischen Heimatschutz eingegliedert und blieb unter dem Befehl des Innenministeriums vor allem in und um Mariupol militärisch aktiv. [...]

Mit den Jahren hat Asow es geschafft, das ursprüngliche Freiwilligenbataillon zu einer breiteren Bewegung auszubauen. "Es handelt sich um eine heterogene rechtsextreme Bewegung, die gerne eine Minderheit von Neonazis und Anhängern politischer Gewalt, wie groß auch immer sie ist, in ihren Reihen hat", sagt der kanadische Journalist Michael Colborne, der kürzlich ein Buch über Asow veröffentlicht hat, dem Recherchenetzwerk "Belltower News". Asow als Ganzes lehne die liberale Demokratie ausdrücklich ab.
https://www.n-tv.de/politik/Welche-Rolle-das-Asow-Regiment-spielt-article23203218.html

Derweilen entwickelt sich der Krieg in der Ukraine zur größten Flüchtlingskrise in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, sie stellt auch das Desaster von 2015 bereits deutlich in den Schatten. So wurden geschätzt bislang rund 3,6 Mio. Menschen gezählt, die aus der Ukraine geflüchtet sind, davon rund 2,1 Mio. alleine nach Polen und 500.000 nach Rumänien. In Deutschland kamen bislang vermutlich mehr als 200.000 Menschen an.
Zitat:Ukraine Refugee Situation [18 Mar 2022]

The escalation of conflict in Ukraine has caused destruction of civilian infrastructure and civilian casualties and has forced people to flee their homes seeking safety, protection and assistance. In the first week, more than a million refugees from Ukraine crossed borders into neighbouring countries, and many more are on the move both inside and outside the country.

They are in need of protection and support. As the situation continues to unfold, an estimated 4 million people may flee Ukraine. In light of the emergency and paramount humanitarian needs of refugees from Ukraine, an inter-agency regional refugee response is being carried out, in support of refugee-hosting countries’ efforts. The regional refugee response plan brings together UN, NGO and other relevant partners and primarily focuses on supporting the host country governments to ensure safe access to territory for refugees and third-country nationals fleeing from Ukraine, in line with international standards. It also focuses on the provision of critical protection services and humanitarian assistance, while displacement dynamics and needs continue to grow exponentially.
https://data2.unhcr.org/en/situations/ukraine

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 20.03.2022

Noch ein Aspekt der aktuell vor allem in russischen Quellen auftaucht ist, dass im Schwarzen Meer immer mehr Seeminen unterwegs sein sollen. Zudem sollen mehrfach schon zivile Schiffe unter irgendeiner Fremdflagge von russischen Schiffen aus entweder beschossen oder angehalten und durchsucht worden sein.

Der nächste hochrangige russische Offizier wurde getötet:

https://www.dailymail.co.uk/news/article-10632485/Putin-loses-commander-Black-Sea-Fleet-captain-51-shot-dead-near-Mariupol.html

Zitat:First rank captain Andrey Paliy, 51, is the only senior naval officer allegedly killed in the war in Ukraine, although Kyiv claims to have slain five army generals.

Col Sergei Sukharev, of the 331st Guards Parachute Assault Regiment from Kostroma, was killed on March 18 and Andrei Sukhovetsky, 47, was killed during a special operation by a sniper on March 3.

In addition, Major-General Oleg Mityaev, 47, commander of the army's 150th motorised rifle division, died fighting around the besieged city of Mariupol, Major General Vitaly Gerasimov, 45, was killed on March 7 outside the eastern city of Kharkiv, and Colonel Andrey Kolesnikov, Commander of the Guards Tank Kantemirovskaya Division, was killed in fighting on March 11.

Das spricht meiner Meinung nach für Operationen welche vom ukrainischen Geheimdienst in Absprache mit US Diensten durchgeführt werden. Die USA liefern entsprechende Informationen und die Ukrainer können anhand dieser ihre Ziele und deren Position heraus finden und entsprechend zuschlagen.

Bezeichnend dafür finde ich, dass die Mehrzahl dieser getöteten russischen Offiziere nicht wie der aktuelle Fall einer Kugel zum Opfer fielen, sondern sehr gezielten und begrenzten Artillerie-Angriffen, welche sich eindeutig spezifisch gegen ihre Personen richteten.


Interaktive Karten mit Kommentaren:

https://ig.ft.com/russias-war-in-ukraine-mapped/


Und mal ein paar Filmchen (mit Analysen):

https://www.youtube.com/watch?v=Igq2fqa7RY4

https://www.youtube.com/watch?v=KJkmcNjh_bg


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 21.03.2022

Hoffen wir mal, dass dies nicht der inszenierte "Startschuss" bzw. die Pseudo-Rechtfertigung ist/wird, um C-Waffen einzusetzen...
Zitat:+++ 04:32 Ammoniak im Chemiewerk in Sumy ausgetreten +++

In einem Chemiewerk in der Stadt Sumy in Nordosten der Ukraine ist aus noch unbekannter Ursache hochgiftiges Ammoniak ausgetreten. Der regionale Militärchef Dmytro Schywytzky schlägt unter anderem über Telegram Alarm und ruft alle Bewohner im Umkreis von fünf Kilometern um das Chemiewerk auf, möglichst Keller oder Wohnungen im Erdgeschoss aufzusuchen, um nicht mit dem Ammoniak in Kontakt zu kommen. [...]

Wie es zu dem Austritt in dem Chemiewerk "Sumychimprom" gekommen war, ist unklar. Das russische Militär hatte in der vergangenen Woche der Ukraine vorgeworfen, unter falscher Flagge einen Chemiewaffenangriff auf Zivilisten vorzubereiten.
https://www.n-tv.de/politik/06-57-Frankreich-friert-russisches-Vermoegen-von-850-Millionen-Euro-ein--article23143824.html

Darüber hinaus bin ich mir nicht so sicher, ob die hier anscheinend gegebenen Hinweise des lokalen Befehlshabers hilfreich sind. Ammoniak ist ein tückisches Gas, es ist zwar normal etwas leichter als Luft, steigt also "nach oben", und ist auch leicht riechbar. Bei einem Austritt im Freien allerdings, wo es sich rasch mit Feuchtigkeit in der Luft mischt - zumal auch im Winter, wo die Luftfeuchtigkeit höher ist -, kann es wiederum schwerer werden als Luft und sinkt "nach unten". D. h. hier kann die Flucht in den Keller dann tödlich enden...

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 21.03.2022

Die Komsomolskaya Pravda (wohl nicht gerade Putin feindlich) hat zeitweise angebliche Verlustzahlen des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlicht. Mittlerweile wurde der fragliche Artikel anscheinend editiert.

9861 Gefallene und 16.153 Verwundete
https://twitter.com/yarotrof/status/1505972650786672648


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 21.03.2022

Besondere Entwicklungen:

Odessa wird zunehmend durch Beschuss als Hafen ausgeschaltet:

https://www.thedrive.com/the-war-zone/44851/russias-shelling-of-ukraines-western-port-city-of-odesa-ramps-up

Analysen:

Eine interessante alternative Sichtweise (ukrainischer Sieg):

https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2022/03/ukraine-is-winning-war-russia/627121/

Über russische Propaganda:

https://www.nytimes.com/2022/03/20/world/asia/russia-putin-propaganda-media.html?smid=tw-share

Meine These dazu ist, dass sehr viele der Unwahrheiten welche hier verbreitet werden von der Führung Russlands selbst exakt so eins zu eins geglaubt werden. Aus deren Sicht ist das daher nicht einmal Propaganda. Das sind Prozesse ähnlich denen welche die Reichsbürger oder Querdenker umtreiben, man baut im Endeffekt Kausalketten auf völlig falschen Grundannahmen auf. Ich halte das tatsächlich für realistisch, dass vieles was wir einfach als glatte Lügen wahrnehmen von denen keineswegs als Lüge gemeint ist. Und das ist noch mal viel gefährlicher.

Die Vierte Woche auf War on the Rocks:

https://warontherocks.com/2022/03/in-the-fourth-week-is-russia-revising-its-war-aims-amidst-attrition/

Auch noch sehenswert:

https://www.youtube.com/watch?v=Lem3enNkbV0

https://www.youtube.com/watch?v=KJkmcNjh_bg


Eine wertvolle russische Ansicht - von Strelkov (Girkin) persönlich, der schon 2014 die ganze Ukraine überrennen wollte um exakt das zu verhindern was man jetzt zur Zeit da beobachten kann:


https://www.youtube.com/watch?v=0qJujhoiros

Ich habe Strelkov immer sehr geachtet, ein hervorragender Soldat und russischer Nationalist, dem die Korruption im eigenen Land und die Inkompetenz seiner Führung genau so unerträglich sind wie die aktuelle westliche Kultur.


Zusammenfassungen:

Tag 25:

https://militaryland.net/ukraine/invasion-day-25-summary

Karten:

https://nitter.net/pic/media%2FFOVGKNvX0AEGX8m.jpg%3Fname%3Dorig

https://nitter.net/pic/media%2FFOVGMvcXoAI-b95.jpg%3Fname%3Dorig

https://nitter.net/pic/media%2FFOVGOpjXwAgcue6.jpg%3Fname%3Dorig

https://nitter.net/pic/media%2FFOVGRL_XMAkcD8r.jpg%3Fname%3Dorig


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 21.03.2022

Jomini:

https://twitter.com/JominiW/status/1505738880779182080

Zitat:Gesamtkarte:

https://twitter.com/JominiW/status/1505736672662757376/photo/1

1/ Ukrainian Theater of War, Day 25: Russian forces generally remain static and continue their transition to defensive operations in the Kyiv and Southern areas of operation. Only limited offensive action took place along the Donets River line & Mariupol.

2/ Humanitarian Impact. Refugees in various European countries exceeds 4.2 million, with 1.85 million IDPs, mostly in western Ukraine. Russian injustices against the Ukrainian populace multiple by the day; kidnappings and seizure of property continues.

3/ Today’s update will focus on the Kyiv area, providing a brief overview of the situation in the capital and surrounding countryside as Russian troops dig in. This is meant to set conditions for a more in-depth study of each AO as the war enters a protracted campaign.

4/ Weather assessment. In Kyiv, visibility & wind speed are favorable for VKS & UAF to execute aerospace operations. Temperatures generally will remain between 14/0 C, wind speed generally favors artillery fire, though there is an increased likelihood for overshooting targets.

5/ Kyiv AO assessments. There has been no change to the situation in Kyiv over the past 48 hours. Russian forces have begun the process to transition from offensive operations to a long-term defense of occupied territory in west, NW, and NE Kyiv.

Karten Kiewer Raum:

https://twitter.com/JominiW/status/1505737184007049219/photo/1

https://twitter.com/JominiW/status/1505737586551181319/photo/1

6/ It clear that short term political objectives are overriding long-term military success. Russian forces will focus on entrenching their positions while moving forward heavy artillery and rockets to increase and intensify the bombardment of Kyiv.

7/ This move is meant to place political pressure on the Ukrainian government to negotiate with the Kremlin on terms the Russian hope are favorable. This will tie down Ukrainian forces in the defense of Kyiv, reducing the likelihood of a major counteroffensive in other regions.

8/ Aerospace Assessment. Russia’s recent claim of the employment of hypersonic missiles in Ukraine can be assessed to intensify political pressure on the Ukrainian government than to regain operational momentum, given that only two have been used.

9/ The Russians continue to struggle with employing many of its newer MLRS system that could have a dramatic tactical impact but have failed to so far due to poor planning and inadequate battlefield adaptability.

10/ Information War. Russia continues to fall behind in the information sphere. So long as images and messaging from occupied towns and cities can reach the Ukrainian people and international community, resistance will persist and grow.

11/ This makes demands, like the recent Russian MoD call for the surrender of Mariupol by 21 March, seem hollow & desperate. Russia has yet to produce a military situation in which surrender is preferable to continued resistance & is unlikely to do so.

12/ Battle Damage Assessment. Russian equipment and personnel losses continue to mount. In Kyiv the 331st Guards Airborne Regiment is assessed as being destroyed, it can no longer function as a cohesive unit, the 6th Tank Regiment is close to this too.

13/ Tomorrow’s update will focus on the Sumy-Chernihiv AO. I will soon be posting an in-depth look at the first month of the war, analyzing how the Ukrainian response to the Russian invasion resulted in a strategic victory for Ukraine & why the Russian military has so far failed.



RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 22.03.2022

@Quintus
Zitat:Ich habe Strelkov immer sehr geachtet, ein hervorragender Soldat und russischer Nationalist...
...der aber auch in Verwicklungen hinsichtlich einiger Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht wird.
Zitat:Odessa wird zunehmend durch Beschuss als Hafen ausgeschaltet:
Dieses Hafenproblem bringt noch andere Sorgen mit sich, faktisch blockieren die Russen aktuell nicht nur Odessa, sondern so ziemlich jeden ukrainischen Hafen, was entsprechende wirtschaftliche Ausfälle bedeutet...
Zitat:+++ Liveblog +++

Ukraine entgehen Milliarden im Getreidehandel

Durch die russische Blockade der ukrainischen Häfen könnten dem Land nach eigenen Angaben sechs Milliarden Dollar an Einnahmen aus dem Getreidehandel entgehen. Es warteten noch etwa 20 Millionen Tonnen Weizen und Mais aus der Saison 2021/2022 auf die Ausfuhr, sagte der Vorsitzende des ukrainischen Getreide-Verbandes, Mykola Horbatschjow, der Nachrichtenagentur Reuters. Diese Menge könne unmöglich per Zug exportiert werden. Vor dem Krieg exportierte die Ukraine 98 Prozent ihres Getreides über die Häfen.
https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-montag-107.html

Offenbar hat Russland die japanischen Sanktionen, die Tokio im Kontext des Ukraine-Krieges verhängte, zum Anlass genommen, sich aus den Verhandlungen über einen Friedensvertrag zurückzuziehen. (Das hört sich erst mal erstaunlich dramatisch an, aber auch Deutschland hat nach 1945 nie einen Friedensvertrag mit Russland unterzeichnet.)
Zitat:Japan opposes Russian withdrawal from World War II peace treaty talks over sanctions

(Reuters) - Japan reacted angrily on Tuesday after Russia withdrew from peace treaty talks with Japan and froze joint economic projects related to the disputed Kuril Islands because of sanctions imposed by Tokyo over Russia's invasion of Ukraine. Russia and Japan have still not formally ended World War II hostilities because of the standoff over islands just off Japan's northernmost island of Hokkaido, known in Russia as the Kurils and in Japan as the Northern Territories. The islands were seized by the Soviets at the end of World War II. [...]

Japanese Prime Minister Fumio Kishida said he strongly opposed Russia's decision, terming it "unfair" and "completely unacceptable." "This entire situation has been created by Russia's invasion of Ukraine, and Russia's response to push this onto Japan-Russia relations is extremely unfair and completely unacceptable," he said, adding that Japan's attitudes towards seeking a peace treaty were unchanged and it had protested the Russian move.
https://edition.cnn.com/2022/03/21/asia/russia-halts-japan-war-peace-talks-intl-hnk/index.html

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 22.03.2022

Ergänzend zur C-Waffen-Geschichte:
Zitat:Russia-Ukraine live updates: Moscow responds to Biden on biological, chemical weapons

"We have neither of these," Russia's deputy foreign minister said Tuesday. [...] Russian forces moving from neighboring Belarus toward Ukraine's capital, Kyiv, have advanced closer to the city center in recent days despite the resistance. Heavy shelling and missile attacks, many on civilian buildings, continue in Kyiv, as well as major cities like Kharkiv and Mariupol. Russia also bombed western cities for the first time this week, targeting Lviv and a military base near the Poland border.
https://abcnews.go.com/International/live-updates/russia-ukraine/?id=83390885

Rein formal gesehen sogar nicht mal falsch. Offiziell hat Russland seine C-Waffen-Bestände bereits 2017 komplett vernichtet gehabt, was auch das OPCW bestätigt hat. Angesichts von verschiedenen "Vergiftungsoperationen" im In- und Ausland und gemäß Aussagen von Überläufern bleiben aber indessen Zweifel...

Bzgl. des Themas Nachschub und Logistik:
Zitat:Vorräte für höchstens drei Tage?

Ukraine: Russische Armee hat massiven Versorgungsengpass

Der russische Angriffskrieg wird seit Tagen von Berichten über Versorgungsprobleme der Soldaten begleitet. Nun legt der ukrainische Generalstab nach und veröffentlicht Informationen, dass die Vorräte nur für drei Tage reichen würden. Russland ändert daher offenbar auch seine Strategie.

Die russische Armee hat nach Angaben des ukrainischen Generalstabes weiterhin Probleme mit der Sicherung ihres Nachschubs für den Krieg. Vorliegenden Informationen zufolge hätten die in der Ukraine operierenden Einheiten Munitions- und Lebensmittelvorräte für höchstens drei Tage. [...] Das deckt sich mit einem aktuellen Bericht des Pentagon. Den Angaben zufolge verstärke Russland derzeit seine Militäroffensive aus der Luft und zu Wasser. Der Kreml versuche "verzweifelt", seine Kampfdynamik zu erhöhen, sagte ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamter.
https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-Russische-Armee-hat-massiven-Versorgungsengpass-article23213640.html

Falls dies stimmt, und die Zeichen sind doch eindeutig, wenn man sich das Wirrwarr in der Versorgung, die verstopften Straßen, aufgegebene, verschneite und zerschossene Lastwagen, Berichte von Plünderungen seitens russischer Soldaten (und angeblich haben manche Einheiten Munition und gar Sprit gegen Verpflegung getauscht) etc. ansieht, dann könnte der russische Vormarsch bald endgültig zum Stillstand kommen. Und es wäre ein absolutes Armutszeugnis für die russische Führung, wenn man einen Feldzug derart unzureichend, ja überheblich geplant hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies ohne innere Säuberungen bzw. größeren Zwist in der Führung hingenommen wird...

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - hunter1 - 22.03.2022

Ich habe eher die Befürchtung, dass man die Versorgungslage nach und nach in den Griff bekommt. Die Ukrainer haben nicht die Feuerkraft, um einen massiven Gegenangriff zu führen, also arbeitet die Zeit inzwischen auch für die Russen.
Die einzige Chance der Ukrainer ist, dass den Russen das Geld ausgeht. Die russischen Verluste sind bis jetzt zu niedrig, um matchentscheidend zu sein. Besonders bei Artillerie und Luftwaffe nicht. Kamikaze-Drohnen (Switchblade) können gegen das Artillerieproblem helfen, dann müssen aber mehr als 300 Stück geliefert werden.
Das Hauptproblem ist, dass die Ukraine unbedingt einen militärischen Sieg braucht, wenn sie ihr Land inkl. der Separatistengebiete und der Krim zurückhaben will. Am Verhandlungstisch werden die Russen das bisher eroberte Gebiet im Süden und im Donbass nicht wieder abgeben, da ist allenfalls ein Waffenstillstand drin. Bei den derzeitigen Kräfteverhältnissen wird das Erreichen dieses Ziels aber noch Jahre dauern.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 22.03.2022

Meine These dazu ist, dass die Russen inzwischen nicht mehr das ganze Land besetzen wollen, aus der Erkenntnis heraus dass diese Zielsetzung schon von Beginn an hochproblematisch war, sondern dass sie die Ukraine schlußendlich teilen wollen, wobei dann eine völlig zerstörte Ukraine dem Westen überlassen wird, damit dieser die Kosten für Wiederaufbau etc zahlen muss, um auf diese Weise dem Westen wenigstens noch ein Ei zu legen. Selbst wird man dann die Schwarzmeerküste halten, hat so die Landbrücke zur Krim und die Ukraine ist im weiteren ein Binnenstaat ohne Anschluss ans Meer der mit all seiner Korruption und organisierten Kriminalität und all den Zerstörungen und Folgekosten dem Westen auf der Tasche liegt.


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 22.03.2022

Bislang haben sich die Russen doch primär in den Gebieten ausgetobt die sie behalten möchten. Dei angedachte Restukraine ist von den Kämpfen bislang deutlich weniger betroffen.

Mir ist das alles zu pessimistisch ehrlich gesagt. Natürlich habe ich auch keine Glaßkugel, aber nach meiner Einschätzung verbessert sich die Lage für die Ukraine von Tag zu Tag.
Operativ gesehen ist bei den Russen doch effektiv seit dem zehnten Kriegstag mindestens Pause. Man kloppt sicht halt um Mariupol und versucht im Süden und Osten noch einige Geländegewinne mitzunehmen, aber in Sachen raumgreifende, kriegsentscheidende Bewegungen geht mal eben garnichts mehr.
Die Verluste sind gewaltig, einzelne Kampfverbände offensichtlich komplett aufgerieben, die Versorgungslage schlecht, die Moral nicht besser, der Matsch noch da, die Züge nicht, der Kampfwille der Ukrainer ungebrochen, etc. etc.
Es ist ja schön das man auf dem Papier die höhere Feuerkraft und mehr Material (wobei mittlerweile - ?) hat. Faktisch sollte man halt langsam mal liefern. Die Operative Pause dauert mittlerweile mindestens eine Woche zu lange und der Gegner schläft nicht.

Ganz und garnicht übrigens und das kommt mit viel zu kurz. Es sieht aktuell eben überhaupt nicht danach aus, dass die Ukrainer den Zugang zur Schwarzmeerküste in absehbarer Zeit verlieren werden. Die Offensive der Russen auf Mykolajiw wurde abgewehrt, die Gegenstöße der Ukrainer haben die Russen auf Kherson zurückgeworfen. Da wird sich genau garnichts tun im Hinblick auf Odessa.

Genauso im Norden. Die Ukrainer bauen mittlerweile gewaltig Druck an den Flanken des russischen Vorstoßes nach Kiev auf. Makariv wurde gestern befreit und mittlerweile scheint - zumindest nach Ukrainischer Darstellung - die Einkesselung russischer Verbände vor Kiev im Bereich des möglichen.
https://twitter.com/mhmck/status/1506291217025441808
https://twitter.com/andersostlund/status/1506269779765743616
https://twitter.com/JackDetsch/status/1506289284709593102

Wenn das was dran ist werden die Russen vor Kiev bis zum Wochende gewaltige Probleme bekommen. Wenn es den Ukrainern gelingne sollte die Nachschubwege zu unterbrechen, ist der Zusammenbruch der kompletten Nordfront westlich des Dnjepr alles andere als ausgeschlossen.


RE: Russland vs. Ukraine - Broensen - 22.03.2022

Ein Waffenstillstand muss aus ukrainischer Sicht unbedingt vermieden werden. Denn sollte Putin die Chance erhalten, unter Beibehaltung von Gebietsgewinnen stehen zu bleiben, dann sind die zu diesem Zeitpunkt besetzten Gebiete nicht nur für die Ukraine dauerhaft verloren, sondern zugleich auch Aufmarschgebiet für den nächsten Angriff, der dann vielleicht nicht mehr so dilettantisch vollzogen wird.

Ich bin gespannt, ob es noch einen Verzweiflungsangriff auf Odessa geben wird, bevor Russland sich aus "humanen Gründen" um eine Waffenruhe bemüht.


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 22.03.2022

(22.03.2022, 21:04)Broensen schrieb: Ein Waffenstillstand muss aus ukrainischer Sicht unbedingt vermieden werden. Denn sollte Putin die Chance erhalten, unter Beibehaltung von Gebietsgewinnen stehen zu bleiben, dann sind die zu diesem Zeitpunkt besetzten Gebiete nicht nur für die Ukraine dauerhaft verloren, sondern zugleich auch Aufmarschgebiet für den nächsten Angriff, der dann vielleicht nicht mehr so dilettantisch vollzogen wird.

Ich bin gespannt, ob es noch einen Verzweiflungsangriff auf Odessa geben wird, bevor Russland sich aus "humanen Gründen" um eine Waffenruhe bemüht.

Die Euphorie scheint sehr groß zu sein dass sich Rußland auf der Verliererstraße befindet. Ich kann diese Ansicht nicht teilen. Das erinnert mich irgendwie stark an die Anfangszeit des russischen Eingriffs in den syrischen Bürgerkrieg. Da sagte man auch vorher dass Rußland dort nichts reißen würde und den Einsatz nicht lange finanzieren könnte. Tatsächlich begann es damals auch eher zäh, bis sich die Lage einige Monate später wendete. Ich glaube nicht dass der Krieg gegen die Ukraine nur auf dem Plan basierte dass die Ukraine nach kurzer Zeit definitiv kapitulieren wird. Das war vielleicht Variante A und Variante C oder D ist nun eingetreten. Auch kann man bei einer Truppenstärke von 150k- 200k bei entsprechender Gegenwehr nicht erwarten dass sich diese wie eine Dampfwalze unaufhaltsam durch die Ukraine bewegen müssten. Zudem kann man aktuell ca. 15.000 an Mannstärke abziehen, die entweder tot oder so schwer verwundet sind dass sie nicht mehr einsatzfähig sind. Vielleicht sind es sogar noch einige Tausend mehr. Da wird es keine großen Offensiven mehr geben solange Kapazitäten in Mariupol gebunden sind.


RE: Russland vs. Ukraine - slurm - 23.03.2022

@lime
Wenn Russland die Verluste hinnimmt und die Lagerbestände ausreichen, könnte man sicherlich noch Ziele erreichen. Nur deutet imho bislang nichts darauf hin, dass Russland einen Plan B gehabt hätte. Wenn doch, war die Ausführung komplett dilettantisch.
Ich gehe davon aus, dass sich die ukrainer weiterhin erfolgreich wehren und Russland weitermacht bis man eine untragbare Menge an Personal und Material verheizt hat und dann eine weitere Eskalation folgt. Da man jetzt schon Soldaten/Kämpfer aus anderen Ländern zusammenkratzt, kann ich mir kaum vorstellen dass die russische Armee noch wochenlang durchhält ohne große Zugeständnisse machen zu müssen.


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 23.03.2022

(23.03.2022, 09:28)slurm schrieb: @lime
Wenn Russland die Verluste hinnimmt und die Lagerbestände ausreichen, könnte man sicherlich noch Ziele erreichen. Nur deutet imho bislang nichts darauf hin, dass Russland einen Plan B gehabt hätte. Wenn doch, war die Ausführung komplett dilettantisch.
Ich gehe davon aus, dass sich die ukrainer weiterhin erfolgreich wehren und Russland weitermacht bis man eine untragbare Menge an Personal und Material verheizt hat und dann eine weitere Eskalation folgt. Da man jetzt schon Soldaten/Kämpfer aus anderen Ländern zusammenkratzt, kann ich mir kaum vorstellen dass die russische Armee noch wochenlang durchhält ohne große Zugeständnisse machen zu müssen.

Der Denkfehler ist hierbei dass man in Rußland ähnliche Maßstäbe wie im Westen ansetzt im Hinblick auf "ertragbare" Verluste. Auch ist es falsch anzunehmen dass Rußland auf ausländische Kämpfer nur aus dem Grund setzt weil man selbst keine Soldaten mehr hat. Tschetschenien ist darüber hinaus auch Bestandteil der russischen Förderation und wenn Kadyrows Milizen im Häuserkampf in der Ukraine herbe Verluste erleiden wird dies Putin wenig bis gar nicht stören, vermutlich ist sogar das Gegenteil der Fall. Die 40.000 Syrer die angeblich angeworben wurden dürften sicherlich auch meist im Häuserkampf Verwendung finden und ihr Einsatz wird als Gegenleistung für Rußlands Einsatz in Syrien gewertet werden. Demzufolge wäre es interessant genaueres über die Gesamtverluste zu wissen. Wie sie sich aufteilen zwischen regulärer russischer Armee, Kadyrows Truppen, den Milizen "Neurußlands", diverser Freiwilligenverbände und angeworbenen Söldnern (aus Syrien usw.)