Forum-Sicherheitspolitik
Russland vs. Ukraine - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97)
+--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99)
+--- Thema: Russland vs. Ukraine (/showthread.php?tid=5210)



RE: Russland vs. Ukraine - Leuco - 20.01.2023

(20.01.2023, 20:26)Nightwatch schrieb: Du missverstehst. Im Interesse des Friedens darf es ja nicht darum gehen, dass sich die Ukraine und Russland irgendwie einigen. Vielmehr ist es angebracht über die Ukraine hinweg mit Russland darüber zu entscheiden, was die Ukraine hinzunehmen hat, damit Russland diesen Konflikt gewinnt.

Ich gehe davon aus, das wir uns alle einig sind, dass der Krieg am besten sofort enden sollte.

Dieser Vorschlag öffnet aber ja jedem stärkeren Tür und Tor sich zu nehmen was er will. Als erstes wird China sich Taiwan angreifen. Hier sollten wir dann unbedingt den Taiwanern schnell beibringen sich zu unterwerfen. Das Baltikum sollten wir dann evtl gleich auch an Russland übergeben, evtl werden sie so ein paar Jahre länger zufrieden sein. Denke das könnten wir uns zumuten dies über ihre Köpfe zu entscheiden. Sonst noch Vorschläge wer sich für eine besser Welt versklaven lassen soll?

Bei solchen Vorschlägen kann ich den moralischen Kompass nicht nachvollziehen.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 20.01.2023

Zweifelsohne muss Russland verlieren. Die eigentliche Frage aber ist, ob es besser wäre wenn Russland schnell und zeitnah verliert, oder ob es besser wäre wenn Russland ganz langsam verliert und dadurch noch lange Zeit Stück für Stück immer weiter ausblutet und so viel Material und Verbrauchsmittel wie möglich verliert. Je schwächer Russland insgesamt zum Zeitpunkt der Niederlage ist, desto besser. Meine These dazu ist: Wie man es dreht und wendet, Russland muss so weitgehend wie nur irgendwie möglich geschwächt werden und schwach bleiben, sonst ist ein zeitnaher Folgekrieg meiner Überzeugung nach unvermeidlich. Das reicht weit über das Militär hinaus, wir benötigen auch noch deutlich weitergehende Sanktionen, die russische Wirtschaft muss noch viel mehr geschädigt werden usw usf

Deshalb habe ich ja die ersten Monate im Prinzip auch immer genau die gleiche Strategie vertreten, welche aktuell immer offensichtlicher geworden auch von den USA vertreten wird, nämlich dass man die Ukrainer dafür benutzt die Russen langsam so weitgehend wie möglich auszubluten. Aber ob sich das als richtig erweisen wird, kann ich heute nicht mehr so sicher sagen wie eingangs.

Schneemann:

Ich habe nicht gesagt, dass dieses Narrativ welches da in Russland verbreitet wird bzw. sich ausbreitet stimmen würde. Die glauben aber allen möglichen Unsinn, beispielsweise dass die Bevölkerung in Deutschlands Städten in den öffentlichen Parks die Bäume fällt um mit dem Holz zu heizen etc

Zitat:Zudem denke ich nicht, dass Russland weiterführende größere Mobilisierungswellen durchstehen wird. Zumal wenn sie wieder in Zentralasien auf Rekrutenfang gehen. Ich beobachte derzeit sehr genau die politischen "Wellenbewegungen" in Zentralasien. Und von Aserbaidschan bis nach Kasachstan verspielt Moskau derzeit fast alles, jegliches Ansehen in punkto "Garant der Stabilität" oder "großer Bruder" etc. ist dahin; es würde selbst dann, wenn man morgen einen Waffenstillstand hinbekommt, sehr schwer werden, die zentralasiatischen Republiken bei der Stange zu halten und von des Kreml Integrität zu überzeugen. Wenn man nun aber noch bis 2026 Krieg führen wollen würde (theoretisch), so würde spätestens 2024/25 der ehem. Unterleib des Sowjetreiches implodieren, und das wird auch kein Kadyrow oder Prigoschin retten.

Man würde also vllt. 50% der Ukraine mit "knüppelschwingenden" Rekruten erobern können, aber man würde dafür unersetzliche Verluste riskieren und zugleich den Rest Russlands in Zentralasien verlieren. Und im fernen Osten würden die Chinesen zum Zuge kommen.

Und man wäre im weiteren nur noch ein höriger Junior-Junior-Untergebener der Chinesen etc

Alles zweifelsohne richtig. Und trotzdem befürchte ich, dass es genau so kommen wird ! Nur weil etwas grundfalsch, unlogisch, völlig irrational und brummeldumm ist, heißt das nicht, dass es nicht trotzdem genau so getan wird. Russland erzeugt gerade mit diesem Krieg für sich in Zentralasien politische Dauer-Schäden, die nicht mehr reparierbar sind. Die Fernwirkungen werden hier dann im Laufe der Zeit noch weit über Zentralasien und die RF hinaus reichen.


RE: Russland vs. Ukraine - Camarilla - 21.01.2023

(16.01.2023, 16:53)KheibarShekan schrieb: Sobald Deutschland sich von der Niederlage der beiden Weltkriege politisch erholt hat und seine natürlichen, historischen Feinde USA & England fallen lässt, dann steht nach meiner Einschätzung einer Allianz arisch geprägter Nationen mit Energie im Überfluss nichts mehr im Weg.


Dass es sich bei dem Gebäude um ein von Zivilisten genutztes Wohnhaus handelte wissen wir woher?

Und die Bezugsquelle dazu ist „Mein Kampf“, nehme ich an? Ich bin doch einigermaßen erstaunt, dass eben diese Äußerung hier prinzipiell kritiklos und nahezu völlig unkommentiert stehen bleibt bzw. hingenommen wird. Wie kann das sein, dass hier klar und deutlich NS-Ideologie verbreitet werden kann? An diesen beiden extrem bedenklichen und rein ideologischen Einzelaussagen (und dann noch in dieser Kombination), dass es a) natürliche Feinde für D gäbe, wie etwa die USA und GB (das könnte nahtlos durch die Nennung eines sog. „Erbfeindes“ Frankreich in der Aufzählung ergänzt werden), und b) der Notwendigkeit einer „arisch geprägten Allianz“ (was auch immer dieser Begriff des „Ariers“ und dieses Konstrukt überhaupt darstellen soll). Das war ich bislang aus diesem Forum anders gewohnt. Dass hier möglichst offen und wertfrei auch ungewöhnliche und von manchen wohl als, sagen wir mal vorsichtig, utilaristisch eingeordnete (ohne ständig auf politische Korrektheit geprüfte) Gedankengänge erörtert werden, empfand ich immer als Zugewinn, da es den Blick weitet und somit einem offenem Diskurs Rechnung trägt.

Nur diese Äußerung überschreitet jedes Gedankenspiel. Und wissenschaftlich ist diese braune Sauce schon überhaupt nicht mehr. Hier wurde eindeutig eine Grenze überschritten. Davon distanziere ich mich ausdrücklich und gehe davon aus, dass der Autor entsprechend angesprochen wird. Wenn an dieser Stelle nicht eingeschritten wird, wird dieses Forum sonst sehr schnell und berechtigterweise ein Fall für den Staatsschutz.


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 21.01.2023

@Camarilla

1. Der Beitrag ist so abgedreht, dass er in seiner Absurdität für sich selbst steht und nicht dadurch erhöht werden muss, dass man sich damit argumentativ auseinandersetzt.
2. Der User hat wohl mindestens iranische Wurzeln und damit einhergehend eine Weltsicht, die sich von westlichen oder gar deutschen Narrativen sehr grundlegend unterscheidet. Insofern geht der Vorwurf der Verbreitung von NS-Ideologie fehl.
3. Der Beitrag wurde von Broensen und lime sehr angemessen kommentiert – er wurde ins lächerliche gezogen. Und da gehört er hin. Nicht weil der User es nicht ernst meint, sondern weil die Einlassung nicht im Entferntesten mit der im Westen vorherrschenden Realität vereinbar ist.
4. Persönlich ging mir der zweite Teil des Beitrags mehr gegen den Strich als der irgendwelche kruden Bündnistheorien aus dem iranischen Narrativ.


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 21.01.2023

@Camarilla

Danke für deinen Hinweis. Ich muss gestehen, dass mir dieser betreffende Beitrag irgendwie unter dem Radar durchgerutscht war. Selbstverständlich lassen wir hier keinerlei NS-Propaganda oder rassistische oder antisemitische Hetze zu. Solche, d. h. rassistische etc., Beiträge würden nicht nur umgehend gelöscht werden, sondern könnten auch die Sperrung eines Users nach sich ziehen.

Gleichwohl allerdings ist der hier genannte Beitrag nicht einfach als eine wie auch immer geartete "NS-Ideologie" anzusehen, eher stellt er eine wirre Verknüpfung dar, die inhaltlich wiederum nicht schlüssig und historisch auch falsch ist. (Was ja auch an den Reaktionen der Community erkennbar wird, die das Posting eher verspotten.)

Erstens hat sich Deutschland von den Weltkriegen schon lange erholt, zweitens hat selbst die NS-Ideologie England nicht "als einen von der Vorsehung bestimmten" (Hitler sprach ja gerne von der Vorsehung) Feind definiert, drittens hat die NS-Führung sehr lange gezögert, bis sie die USA als Feind definierte (was auch erst nach der massiven Unterstützung seitens Roosevelts für die deutschen Kriegsgegner Großbritannien und Sowjetunion geschah), viertens war der Gegner im Osten angesiedelt (siehe "Kreuzzug gegen den Bolschewismus", slawisches "Untermenschentum", Holocaust etc.) und fünftens weiß ich nicht, welche arischen Nationen hier angeblich eine Allianz bilden sollen, um im Energieüberfluss zu schwelgen - zwar leitet sich der Name des Iran von "Land der Arier" ab, und auch Rohstoffe hat man dort genug, aber ich habe keinen Schimmer, welche anderen Länder jetzt noch in Rohstoffen schwelgende "Ariernationen" sein sollen?

Vielleicht Indien? Hinzu kommt, dass man man natürlich hinterfragen kann, wieso eine Stammesbezeichnung aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. noch 3.000 Jahre später zur Anwendung kommen muss?

Insgesamt betrachtet ist der Beitrag, trotz durchaus hinterfragenswerter und vermutlich auch mit einer gewissen Provokationsabsicht formulierter Begriffsnutzung, also keine Verherrlichung der NS-Ideologie, sondern man gewinnt eher den Eindruck, dass der Beitrag nach Genuss einer Flasche Portwein am Montagmittag entstanden ist.

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Camarilla - 21.01.2023

Den möglichen und durchaus plausiblen iranischen Hintergrund des Verfassers kann man entschuldigend heranziehen, meinetwegen auch ins Lächerliche ziehen, jedoch auf keinen Fall so stehen lassen. Dass der Verfasser sich in Bezug auf England wohl kaum auf „Mein Kampf“ bezogen haben kann, ist ebenfalls offensichtlich. Wer dieses Werk gelesen und analysiert hat, weiß dies. Mein erster einführender Satz war insofern auch nur als klar positionierte Einleitung und Ausdruck des Entsetzens zu verstehen, um den Finger direkt auf den „wunden“ Punkt zu legen. Aber an der Stelle setzen wir uns hier schon wieder zu detailliert inhaltlich mit diesem Post auseinander. Genau das sollten wir nicht tun - da gebe ich Nightwatch absolut und uneingeschränkt recht. Keine Bühne für derartiges Gedankengut - egal ob der Präfix NS dabei berechtigt zur Anwendung kommt oder nicht. In jedem Fall ist dies vollkommen abwegiges rassenideologisch begründetes Gedankengut.

Hier überhaupt mit irgendwelchen arischen Schwurbeleien auf sich aufmerksam zu machen oder meinetwegen auch nur provozieren zu wollen, ist ein absolutes No Go. Das gehört schlicht nicht in ein seriöses Forum. Hinzu kommt, dass dadurch das Forum als solches durchaus diskreditiert werden könnte. Man male sich nur einmal aus, was da losgetreten werden könnte, wenn dies jemand liest, der handelnd tätig werden möchte bzw. auch muss. Es gibt mit Sicherheit den einen oder anderen hier, der in einem bestimmten dienstlichen Verhältnis steht und sich unter ungünstigen Konstellationen durch solche Beiträge möglicherweise auf einmal in einer Befragung wiederfindet - egal, ob gar nicht mitbekommen, nicht für voll genommen oder was auch immer. Diese Auswüchse solcher Bestrebungen haben wir alle mehr oder weniger detailliert irgendwann einmal medial oder gar persönlich mitverfolgen dürfen. Wir leben hier alle nicht im luftleeren Raum und Zusammenhänge sind schnell konstruiert.

Insofern plädiere ich dafür diesem Autor keinen weiteren Raum zu widmen. Das war nicht der erste Post in dieser Richtung - andere mir bekannte frühere Post ließen nur etwas mehr Interpretationsspielraum zu und als Deutsche reagieren wir naturgemäß auch manchmal etwas sensibler auf bestimmte Formulierungen bzw. Begrifflichkeiten, überhaupt keine Frage. Speziell bei diesem Post ist nun allerdings jegliche Grenze überschritten.

Ich möchte noch nachschieben, dass ich erleichtert bin, dass der Post nun nicht einfach abgetan wird. Dafür danke!

(18.01.2023, 13:16)Quintus Fabius schrieb: Recht gute BBC Doku welche den Kriegsalltag auf ukrainischer Seite recht gut abbildet:

https://www.youtube.com/watch?v=6uFW7baBPg4

Das französische TV hat da ebenfalls etwas geliefert: https://www.youtube.com/watch?v=H4dIJnWnILU&t=211s

(20.01.2023, 19:52)GermanMilitaryPower schrieb: Es ist lächerlich wie viele Experten von einem Sieg der Ukraine quatschen, wenn was auch immer erfüllt wird.

[…]

Mit Helmut Schmidt hätten wir längst einen Waffenstillstand.

Ich habe einmal ganz bewusst diese beiden Teilbehauptungen in direkte Nähe zueinander versetzt. Vielleicht fällt dem Autor selber auf, wie dünn die „Argumentationskette“ aufgebaut ist. Ganz zu schweigen von der nicht vorhandenen Fakten- und Quellenpräsentation - die ein Experte immer dazu liefert. Substanziell konnte ich da nichts entdecken. Dann noch der Griff in die Black Box eines Toten, der sich gar nicht mehr dazu äußern kann, was ihm da unterstellt wird, finde ich schon spannend. Zum Beispiel, wann hat sich Helmut Schmidt jemals zu diesem derzeitigen Szenario in der Ukraine und der damit einhergehenden neueren Zuspitzung des Konflikts zwischen NATO und Russland geäußert? Mir zumindest ist das vollkommen unbekannt.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 21.01.2023

Camarilla:

Zitat:Hier überhaupt mit irgendwelchen arischen Schwurbeleien auf sich aufmerksam zu machen oder meinetwegen auch nur provozieren zu wollen, ist ein absolutes No Go. Das gehört schlicht nicht in ein seriöses Forum.

Ich stimme dir grundsätzlich zu. Zusätzlich vermute ich stark, dass du hier vor allem auf den Begriff Arier angesprungen bist. Und deshalb hier von NS Denken, NS Ideologie usw. ausgehst. Nur ist hier das Problem, dass dieser Begriff im Iran eine komplett andere Bedeutung, und komplett andere Inhalte hat.

Allein der Staatsname Iran (Mittelpersisch Eran): bedeutet wortwörtlich Land der Arier (Eran Shahr).

Jetzt ist es durchaus nicht so, dass dies harmlos wäre, oder dass es keine gedanklichen Querverbindungen zu dem gäbe, was du hier annimmst, beispielsweise möchte ich dir deshalb den folgenden Artikel empfehlen:

https://www.cicero.de/innenpolitik/attentat-in-muenchen-arierkult-und-islamfeindschaft

Zitat:Unser Autor reiste häufig durch Iran und lernte viel über den Arierkult der dortigen Jugend

Mit dem Antisemitismus in manchen europäischen oder arabischen Ländern hat der Arierkult in Iran allerdings wenig zu tun. Antisemitismus – verstanden als Hass gegen Juden – ist in der iranischen Bevölkerung eher ein Randphänomen. Einige Juden sind sogar im iranischen Parlament vertreten.

Anders sieht es mit dem Hass auf Araber aus, der manchmal erst im Ausland bizarre Formen annimmt. Der amerikanische Journalist und Anthropologe Alex Shams schrieb jüngst: „Einige Iraner_innen – besonders solche in der Diaspora – haben sich der arischen Rassentheorie verschrieben, die von europäischen Denkern des frühen 20. Jahrhunderts verbreitet wurde.

Wie soll man nun damit umgehen? Das ist eine schwierige Frage, ich verstehe vollauf deine Empörung, und deine scharfe Ablehnung solcher Äußerungen, dessen ungeachtet ist dies eine Sichtweise, welche im Iran und auch bei vielen Exil-Iranern Gang und Gäbe ist. Die geht ja nicht weg, nur weil man sie einfach aus der eigenen Wahrnehmung verbannt. Die Probleme welche durch eine solche Geisteshaltung verursacht werden verschwinden ja nicht, nur weil man sie per Löschung und Sperrung ins Dunkelfeld verbannt.

Es ist daher eigentlich viel interessanter dies alles ins Hellfeld zu holen. Im übrigen wäre dies sogar für den Staatsschutz viel interessanter, den du hier so schnell anführst. Es geht mir / uns also nicht darum, diesen Eintrag einfach abzutun, sondern ich habe ihn beispielsweise ganz bewusst und intentional zugelassen, weil er aufzeigt, wie fremd und wie abweichend andere Völker und Kulturen denken und erst in der Erkenntnis dieser Andersartigkeit kann man überhaupt anfangen über nachhaltige Problemlösungen nachzudenken. Ein Problem der heutigen deutschen Politik ist vor allem anderen der blinde Glaube an die Universalität der eigenen Auffassungen und das Leugnen der Unterschiede.

Daher sind solche Aussagen im Hellfeld meiner Meinung nach wertvoller als wenn man diese Realität leugnet und aus seiner Wahrnehmung verbannt. So wird zum Beispiel klar, dass der Iran an sich ein Feind ist, warum es notwendig ist gegen ihn vorzugehen, auf welche Weise und bis wohin man gegen ihn vorgehen kann, warum er ein Feind ist und wie er dazu wurde. Dies ist alles viel nützlicher als wenn man sich dieser Realität nicht stellen wollte.


PS: ich wäre aufrichtig an deiner Meinung zu meinen Ausführungen in diesem Eintrag interessiert !


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 23.01.2023

Gemeinsames Manöver Chinas, Rußlands und Südafrikas

https://www.n-tv.de/politik/Russisches-Kriegsschiff-uebt-mit-suedafrikanischer-Marine-article23863236.html


RE: Russland vs. Ukraine - Camarilla - 25.01.2023

(21.01.2023, 23:50)Quintus Fabius schrieb: Wie soll man nun damit umgehen? Das ist eine schwierige Frage, ich verstehe vollauf deine Empörung, und deine scharfe Ablehnung solcher Äußerungen, dessen ungeachtet ist dies eine Sichtweise, welche im Iran und auch bei vielen Exil-Iranern Gang und Gäbe ist. Die geht ja nicht weg, nur weil man sie einfach aus der eigenen Wahrnehmung verbannt. Die Probleme welche durch eine solche Geisteshaltung verursacht werden verschwinden ja nicht, nur weil man sie per Löschung und Sperrung ins Dunkelfeld verbannt.

Es ist daher eigentlich viel interessanter dies alles ins Hellfeld zu holen. Im übrigen wäre dies sogar für den Staatsschutz viel interessanter, den du hier so schnell anführst. Es geht mir / uns also nicht darum, diesen Eintrag einfach abzutun, sondern ich habe ihn beispielsweise ganz bewusst und intentional zugelassen, weil er aufzeigt, wie fremd und wie abweichend andere Völker und Kulturen denken und erst in der Erkenntnis dieser Andersartigkeit kann man überhaupt anfangen über nachhaltige Problemlösungen nachzudenken. Ein Problem der heutigen deutschen Politik ist vor allem anderen der blinde Glaube an die Universalität der eigenen Auffassungen und das Leugnen der Unterschiede.

Daher sind solche Aussagen im Hellfeld meiner Meinung nach wertvoller als wenn man diese Realität leugnet und aus seiner Wahrnehmung verbannt. So wird zum Beispiel klar, dass der Iran an sich ein Feind ist, warum es notwendig ist gegen ihn vorzugehen, auf welche Weise und bis wohin man gegen ihn vorgehen kann, warum er ein Feind ist und wie er dazu wurde. Dies ist alles viel nützlicher als wenn man sich dieser Realität nicht stellen wollte.

Es ist schwierig hierauf eine erschöpfende und befriedigende Antwort zu geben, wie ich finde. Zumal hier schlicht eine neue Büchse der Pandora eröffnet wird und uns in der Folge bei etlichen Punkten sehr wahrscheinlich schlicht das Wissen in der Tiefe fehlt. ;-) Der Cicero-Artikel wirft per se schon einige wichtige Aspekte in die Waagschale, die es durchaus wert sind beachtet und näher hinterfragt zu werden.
Diese Tradition iranischen Arierbewusstseins in verschiedenen Teilen der Bevölkerung war mir durchaus geläufig und hin und wieder habe ich mich damit (gänzlich am Rande allerdings) beschäftigt. Und natürlich hat dieser Begriff in seinem Ursprung rein gar nichts mit unserem Bewusstsein vor dem Hintergrund der NS-Vergangenheit unserer Kultur zu tun. Er ist schlicht durch unsere deutsche Geschichte und den Umgang mit ihr belastet.
Natürlich gebe ich dir da auch an anderen Stellen Recht. Dem Staatsschutz als solchem ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eher gedient, wenn gewisse Kräfte / Strömungen sich frei und öffentlich äußern - kenne deinen Feind und halte ihn nah bei dir. Allerdings ist und bleibt dies eine Gratwanderung, die schnell zu neuen Problemen führen kann. Siehe NSU-Prozesse, Vorgehen im angestrebten NPD-Verbot etc.pp.
Und ja, auch ich denke, dass deine Gedanken hinsichtlich des „Hellfelds“ etliche Vorteile bieten.
Trotz alledem komme ich nach Abwägung all dieser und noch anderer Aspekte zu dem Schluss, dass unser ursprünglicher Autor an dieser Stelle sehr wohl die Grenzen zumindest verwischt hat (sei es bewusst oder nach dem hastigen Genuss von drei Flaschen Portwein) und sehr wohl NS-Gedankengut erwogen hat - wie es auch andere politisch tätige Iraner in Führungsposition immer wieder gerne tun, wohl wissend, dass sie damit (durchaus rein provokativ) auf Israel und die Juden zielen - wenngleich natürlich auch immer wieder geschickt bestehende Ressentiments in der eigenen Bevölkerung nutzbringend einzufangen (Stichwort „nützliche Idioten“) und somit folgerichtig auch immer wieder erfolgreich den eigenen Machtanspruch sichern können - das gemeinsame Feindbild / Stereotyp als kleinster gemeinsamer Nenner.
In diesem Zusammenhang passt sich auch sehr gut ein, dass wohl insbesondere junge Auslandsiraner hier ein Betätigungsfeld zu finden scheinen (sei es hier allerdings dagegen die Wahrnehmung von Arabern / Sunniten), befinden gerade diese sich doch oftmals in einer Art Identitätskonfusion (Stufenmodell nach Erikson) - was für junge Menschen, egal welcher Herkunft, schlicht normal ist (Aufbegehren gegen das Elternhaus, das bestehende System usw. usf.).
Fazit: Eine klare Abgrenzung und Sicherheit im Gebrauch der Terminologie kann ich beim Autoren jedenfalls nicht herauslesen. Die Ukrainer z.B. (wie wir hier alle wissen) stammen ebenso von schwedischen Wikingern ab, wie die Rus. Und letztlich hießen diese Reiche auch einmal Kiewer Rus, Reich von Nowgorod etc., um nur ganz kurz den Bogen zu spannen. Da war Moskau noch nicht einmal existent. Am Ende ist dies einfach zu viel ideologischer Nebel, ohne diesen historisch wissenschaftlich zu lüften.

Quintus, beinahe hätte ich den fast wichtigsten Punkt Deiner Ausführungen ignoriert, das Vorhandensein anderer Wahrnehmungen in Bezug auf spezielle Kontexte. Da gebe ich Dir am Ende ebenfalls voll umfänglich Recht. Oft ist dies in unserer „aufgeklärten“ Denkweise beinahe unvorstellbar, dass andere Kulturkreise, z.B. arabische Welt, China, oder eben auch vermeintlich sehr ähnliche Kulturkreise, wie etwa UK, dann gänzlich anders zu ticken scheinen (umgekehrt denkt man im Umkehrschluss dort konsequent auch so über uns) und gerade deswegen in der Auseinandersetzung mit eben solchen Sichtweisen ein großer Zugewinn liegen kann - Stichwort Multiperspektivität.
Viele waren sicherlich verwundert, wie groß die Gräben in den Ansichten über den Ukrainekrieg und die kriegführenden Parteien mitten durch unser Land verlaufen und als beinahe unüberwindbar erscheinen. Erst jetzt bekomme ich langsam das Gefühl, dass etliche Menschen wieder etwas entspannter und offener damit umgehen. Aber vielleicht liegt dies auch schlicht an mir selber und meiner ganz persönlichen Wahrnehmung. Big Grin


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 25.01.2023

Für diese Dikussion findet sich sicher auch ein passender Thread.

Was anderes, zum geschätzen Oberst aus Österreich.
Die Tage ist ein Vortrag Reisners aus dem Sommer 22 hochgeladen worden. Nichts skandalöses bei und im Rückblick auf die ersten Kriegstage auch sehr interessant, vor allem aber es ist schon erhellend wenn man seine Einschätzungen und Prognosen ein halbes Jahr später mit der Realität abgleicht. Ich bleibe da bei meiner Einschätzung, dass Reisner die russische Position konstant überhöht.

https://www.youtube.com/watch?v=Zq35QO6S2r0


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 25.01.2023

(25.01.2023, 16:34)Nightwatch schrieb: Für diese Dikussion findet sich sicher auch ein passender Thread.

Was anderes, zum geschätzen Oberst aus Österreich.
Die Tage ist ein Vortrag Reisners aus dem Sommer 22 hochgeladen worden. Nichts skandalöses bei und im Rückblick auf die ersten Kriegstage auch sehr interessant, vor allem aber es ist schon erhellend wenn man seine Einschätzungen und Prognosen ein halbes Jahr später mit der Realität abgleicht. Ich bleibe da bei meiner Einschätzung, dass Reisner die russische Position konstant überhöht.

https://www.youtube.com/watch?v=Zq35QO6S2r0

War es nicht Reisner der in einem seiner letzten Videos erwähnt hatte dass die ukrainische Verluste die 100.000 überschritten haben? Ähnliches wurde wohl auch schon von Frau von der Leyen und mindestes einem US General berichtet. Dies weicht signifikant von den offiziellen Zahlen ab. Reisners Einschätzungen bleiben nur in diesem Rahmen plausibel das diese Zahl stimmt, ansonsten handelt es sich tatsächlich um eine Überhöhung der russischen Position.


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 25.01.2023

Das war Milley.
“You are looking at well over 100,000 Russian soldiers killed and wounded [...] Same thing probably on the Ukrainian side.”

Mal abgesehen davon, das Milley eine politische Agenda pusht und ich ihn persönlich auch nicht für bemerkenswert kompetent halte beinhaltet die Aussage hinsichtlich 'probably' schon eine substantielle Einschränkung. Geht für mich eher schlicht in Richtung 'beide Seiten haben x verloren, daraus sollte y folgen' mit im politischen Narrativ Betonung auf y und nicht auf die absolute Validität von x.

Es bleibt dabei halt völlig offen, wie das Verhältnis WIA zu KIA aussieht. Ich denke, dass zumindest auf ukrainischer Seite die Ratio deutlich positiver ist als es gemeinhin angenommen wird.
Schlicht weil die Battlefield Medicine gerade in den letzten beiden Jahrzehnten bedingt durch die Kriege im Irak und Afghanistan ganz erhebliche Entwicklungssprünge gemacht hat und die Ukrainer das resultierende Knowhow und die resultierende Ausrüstung ziemlich breit anzapfen können.
Kein schönes Thema, aber bei welchen Verwundungen man hier teilweise nocht retten konnte ist beindruckend wie bedrückend. Sprich, ich würde mutmaßen wollen, dass man sich was die Ration angeht nicht auf dem Niveau des zweiten Weltkrieg bewegt und irgendwo in Richtung 4 zu1 und 5 zu 1 geht.
Zudem, wer wird wie gezählt. 100.000 Casualties können Getötete und Schwerverletze beinhalten oder eine relative hohe Zahl die halt mal einen Lazarettaufenthalt haben und nach ein paar Wochen wieder an der Front sind.

Die Ukrainer sprache zuletzt anfang Dezember von bis zu 13.000 KIA. Zusätzlich erst unlängst von über 3.000 ukrainischen POW und über 15.000 MIA (inklusive Zivilisten allerdings).
Das klingt für mich jetzt nicht so falsch. Mittlerweile dürften es schon 15.000 KIA sein plus einige Tausend MIA die gefallen sind... bei einer Ratio von vier oder fünf zu eins ist man mit WIA ohne weiteres bei über 100k total.

Und von der Leyen weiß einfach nicht wovon sie spricht.


RE: Russland vs. Ukraine - Broensen - 25.01.2023

(25.01.2023, 19:02)Nightwatch schrieb: Und von der Leyen weiß einfach nicht wovon sie spricht.

Wie sollte sie auch? Die hat ja nie was Verteidigung zu tun gehabt, so richtig beruflich oder so.... Undecided


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 25.01.2023

Zitat:Reisners Einschätzungen bleiben nur in diesem Rahmen plausibel das diese Zahl stimmt, ansonsten handelt es sich tatsächlich um eine Überhöhung der russischen Position.

Oberst Reisner überhöht seit Kriegsbeginn die russische Position ganz bewusst und intentional ! Ganz genau so wie es die Ukrainer auch tun, insbesondere höhere ukrainische Offiziere. Das ist ja einer der nicht beachteten Umstände hier, dass Reisner meist 1 zu 1 das wiedergibt, was auch höherrangige ukrainische Offiziere so wiedergeben. Der Grund dafür ist höchst einfach: Mobilisierung von mehr Hilfe für die Ukraine. Auch wenn Nightwatch hier anderer Meinung ist, so halte ich das immer noch für die richtige Strategie.

Reisner ist kein Russenfreund, ganz im Gegenteil ! Er hat aufgrund seiner Einsatzerfahrungen auf dem Balkan besonders enge Beziehungen zur Ukraine und steht in Wahrheit mehr für diese ein als die meisten hier in Deutschland.


RE: Russland vs. Ukraine - Rudi - 25.01.2023

(25.01.2023, 21:56)Quintus Fabius schrieb: Oberst Reisner überhöht seit Kriegsbeginn die russische Position ganz bewusst und intentional ! Ganz genau so wie es die Ukrainer auch tun, insbesondere höhere ukrainische Offiziere. Das ist ja einer der nicht beachteten Umstände hier, dass Reisner meist 1 zu 1 das wiedergibt, was auch höherrangige ukrainische Offiziere so wiedergeben. Der Grund dafür ist höchst einfach: Mobilisierung von mehr Hilfe für die Ukraine. Auch wenn Nightwatch hier anderer Meinung ist, so halte ich das immer noch für die richtige Strategie.

Reisner ist kein Russenfreund, ganz im Gegenteil ! Er hat aufgrund seiner Einsatzerfahrungen auf dem Balkan besonders enge Beziehungen zur Ukraine und steht in Wahrheit mehr für diese ein als die meisten hier in Deutschland.

Das ist auch absolut mein Eindruck. Eine Relativierung der Gefahr durch Rußland wäre höchst kontraproduktiv.

Mein ganz persönliches Gefühl, wenn ich ihn sehe. Er haßt die Russen (als Angreifer) und kann das geradeso mit Mühe hinter einer professionellen Mine verbergen. Einer seiner ukrainischen Freunde ist ja bereits am Anfang des Krieges gefallen.

Hatten wir das schon ?

https://www.youtube.com/watch?v=u33XktOuSNk