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Russland vs. Ukraine - Druckversion

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RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 04.11.2022

Pessimismus, oder noch besser ausgedrückt: buchhalterische Vorsicht, sind im Krieg keineswegs ein Nachteil.

Werter Nightwatch:

Hawk wäre für die Ukraine in vielen Bereichen ideal, wenn auch nicht gegen die Moped Drohnen, da wären solche Systeme wie du sie nennst immer noch eine Verschwendung von Mitteln. Bezüglich der genannten Raketen ist auch meiner Meinung nach die beschränkte Zahl der Starter / Trägersysteme das primäre Problem. Damit kann man nicht flächendeckend genug arbeiten, auch wenn es natürlich trotzdem richtig und wichtig wäre diese Systeme forciert zu liefern.

Man könnte bezüglich der Moped Drohnen uch zusätzlich die NATO Bestände nach leichten Maschinenkanonen und SMG mit entsprechender Visierung durchforsten, davon müssten auch noch Unmengen eingemottet sein.

Meiner Ansicht nach ist es zudem ein weiterer Fehler der Russen, dass sie ihre Luftangriffe so stark auf Kiew konzentrieren, denn Kiew wird sehr engmaschig verteidigt. Erneut wiederspricht das allen Grundsätzen der Maneuver Warfare, insbesondere der Zielsetzung eigene Stärken gegen feindliche Schwächen anzusetzen. Ganz allgemein sind die Russen da erstaunlich konzeptlos oder das ganze hat einmal mehr rein innenpolitische Gründe weil man irgendwie öffentlichkeitswirksame Pseudo-Erfolge produzieren will.


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 04.11.2022

Aktuell häufen sich die Meldungen, wonach es Attacken gegen russische Verbindungslinien gibt - sowohl auf ukrainischem als auch auf russischem Terrain.
Zitat:Ukraine Situation Report: Attacks Behind Russian Lines Crippling War Effort

Ukraine’s ‘partisan’ fighters are disrupting Russian military operations and attacking collaborators, hampering Moscow’s progress.

Ukrainian partisans are wreaking havoc on Russian forces and those who have collaborated with them, the Institute for the Study of War says in its latest assessment of Vladimir Putin's 251-day-old full-on war.

“Effective Ukrainian partisan attacks are forcing the Kremlin to divert resources away from frontline operations to help secure rear areas, degrading Russia’s ability to defend against ongoing Ukrainian counteroffensives, let alone conduct their own offensive operations,” according to ISW. “Poor Russian operational security has enabled Ukrainian partisan attacks.” [...] Ukrainian partisans “have conducted dozens of confirmed attacks across occupied Ukraine and have assassinated at least 11 Russian occupation officials and prominent collaborators as of Nov. 1,” according to ISW. [...] "Russian forces have failed to protect vulnerable sections of critical Russian ground lines of communication, such as rail line junctures and bridges, particularly in rural areas," ISW states. "Ukrainian partisans freely collect targeting information on Russian military and occupation authority targets and pass this information to other partisans and the conventional Ukrainian military."

Early on, we repeatedly underscored how a high-energized and well-funded insurgency would eventually doom Russian plans to occupy the country regardless of physical progress on the battlefield.
https://www.thedrive.com/the-war-zone/ukraine-situation-report-attacks-behind-russian-lines-crippling-war-effort

Darüber hinaus gibt es immer mehr Anschläge auf das russische Schienennetz. Und hierbei soll eine Untergrundgruppe namens "Stop the Wagons" recht aktiv sein. Ich habe zwar gewisse Zweifel, ob das eine reine innerrussische Gruppe ist (oder ob hier nicht doch teils ukrainische Kommandoeinheiten mitmischen), aber da laut dem FSB wohl schon "Terroristen" liquidiert wurden - gab da auch eine offizielle Meldung vor einigen Tagen -, scheint die ganze Geschichte auch nicht ganz von der Hand gewiesen werden zu können. Aber selbst wenn nur 50% der Informationen dazu stimmen, so zeigt sich hier, dass innerhalb Russlands der Unmut schon erheblich ist, denn wenn er nicht da wäre, hätte diese Gruppe kaum die Chance auf ein halbwegs effektives Vorgehen...
Zitat:Sabotage in Russland: Widerstandsgruppe zerstört Schienennetze [...]

Zuletzt haben sich russische Exilanten lautstark gegen das russische Regime rund um Wladimir Putin aufgelehnt. Engagement zeigt nun auch eine weitere russische Gruppe, die Sabotageakte nutzt, um das Schienennetz und damit Russlands Strategien zu gefährden. Was hinter der Anti-Kriegs-Gruppe „Stop the Wagons“ steckt – und warum das Schienennetz für das russische Kriegstreiben so bedeutsam ist. [...]

Die seitens der britischen Regierung öffentlich gemachten Sabotageakte bringen Russland in Erklärungsnot. Bereits seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs informiert das britische Verteidigungsministerium regelmäßig über die aktuellsten Vorfälle. Vorfälle, die in Russland nicht zur Sprache kommen. Das aktuellste Beispiel: die Ausfälle im Schienennetz Russlands. Es handelt sich um eine Infrastruktur, die nicht zuletzt in den vergangenen Monaten an Bedeutung gewonnen hat. [...]

Nicht einmal – zum wiederholten Mal zeigt sich eine Gruppe namens „Ostanowi wagony“ bzw. „Stop the Wagon“ für entsprechende Ausfälle verantwortlich. Anfang dieser Woche war sie zuletzt aktiv. Nun hat sich die Formierung zu den Aktionen bekannt – sechs erfolgreiche Einsätze seit Juni 2022. [...]

Dem Schienennetz kommt der russischen Regierung eine tragende Rolle zu. Es verbindet Russland über 33.000 Schienenkilometer und trägt auch eine Verantwortung für den weiteren Transport von Panzern, Munition oder Treibstoff. Per Güterwaggons werden sie in die vom Ukraine-Krieg betroffenen Regionen gebracht. Die Aktivisten und Aktivistinnen von „Stop the Wagon“ haben nun eine Sollbruchstelle ausgemacht: Viele Bahnanlagen, gelegen entlang dünnbesiedelter Gebiete, eignen sich demnach zum Sabotageakt.
https://www.fr.de/politik/putin-russland-ukraine-krieg-schienennetz-widerstand-news-91876532.html

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Venturus - 04.11.2022

Laut den Briten hat Russland Mitte Oktober rund 40 Fahrzeuge pro Tag verloren. Inzwischen scheint man daher nicht nur in Nordkorea Munition und im Iran Drohnen zu shoppen, sondern wohl auch insgesamt 100 MBTs und IFVs bei den belarussischen Brüdern.

Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass Lukaschenko seinem Lehensherrn lieber die eigenen Bestände verhökert, als mit ihm in den Krieg zu ziehen. Es wäre dann wohl nicht die letzte Lieferung.


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 04.11.2022

Quintus Fabius schrieb:Hawk wäre für die Ukraine in vielen Bereichen ideal, wenn auch nicht gegen die Moped Drohnen, da wären solche Systeme wie du sie nennst immer noch eine Verschwendung von Mitteln.
Das halt eben nicht. Hawk wurde vor Jahren ausgemustert und verursacht nur noch Lagerkosten.
Ganz ähnliches gilt für die enormen Bestände an alten AIM-120 und AIM-9.
Wenn man schon in die Wirtschaftsdiskussion einsteigen will (was ich ablehne, weil die Kosten der Flugkörper nicht entscheidend sind, sondern der verhinderte Schaden) - die Dinger sind alle samt und sonders abgeschrieben, haben einen Buchwert von ziemlich genau 0$ und sparen uns noch eine Menge Geld wenn wir sie jetzt samt und sonders in der Ukraine verklappen können.

lime schrieb:Reisner wirkt tatsächlich etwas pessimistisch, Andere vielleicht zu optimistisch. Die ukr. Regierung meldet dass Rußland 40% der Energieinfrastruktur zerstört hätte. Was ich fast nicht glauben kann. Hier wäre die Frage was genau damit gemeint ist. Vielleicht sind auch nur 40% der Einwohner aktuell von der Stromzufuhr abgeschnitten, was auch mit viel weniger Schäden einher gehen könnten.
Vor allem eine sinnlose Metrik, da getroffene Infrastruktur auch wieder repariert werden kann. Und auch beständig wird.


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 04.11.2022

(04.11.2022, 16:58)Nightwatch schrieb: Das halt eben nicht. Hawk wurde vor Jahren ausgemustert und verursacht nur noch Lagerkosten.
Ganz ähnliches gilt für die enormen Bestände an alten AIM-120 und AIM-9.
Wenn man schon in die Wirtschaftsdiskussion einsteigen will (was ich ablehne, weil die Kosten der Flugkörper nicht entscheidend sind, sondern der verhinderte Schaden) - die Dinger sind alle samt und sonders abgeschrieben, haben einen Buchwert von ziemlich genau 0$ und sparen uns noch eine Menge Geld wenn wir sie jetzt samt und sonders in der Ukraine verklappen können.

Das sind doch beides Luft-Luft-Lenkwaffen. Oder gibt es eine Möglichkeit die auch vom Boden aus zu betreiben?


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 04.11.2022

Natürlich, warum denn nicht? An eine Starschine hängen, mit Zieldaten versorgen und das wars. Reichweite ist halt geringer.

NASMAS ist eine Gerätefamilie von Konbgsberg Defense, die verschiende AMRAAM Typen mit verschiedenen Radargeräten kombiniert und in die halbe Welt expotiert wurde. Einzelne System sind bereits in der Ukraine im Einsatz.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 04.11.2022

Werter Nightwatch:

Wir schreiben offenkundig aneinander vorbei.

Zitat:
Zitat:Hawk wäre für die Ukraine in vielen Bereichen ideal,

Das halt eben nicht. Hawk wurde vor Jahren ausgemustert und verursacht nur noch Lagerkosten.

Zunächst mal kommen die HAWK Systeme welche da jetzt in die Ukraine gehen sollen aus Spanien, und nicht von uns, zum anderen ist HAWK bei der Bundeswehr seit 2005 schon ausgemustert - und auch wenn das System alt ist, so ist bei den real existierenden Zuständen in der Ukraine aufgrund bestimmer Eigenschaften welche es hat absolut tauglich und gerade weil es alt ist - kann man es bedenkenlos dort verbrauchen, wie du selbst es ja auch richtig schreibst.

Also: gerade eben weil HAWK seit Jahren von vielen Staaten ausgemustert wurde, es aber noch überall gewisse Restbestände gibt und weil es für die Anforderungen in der Ukraine sehr gut geeignet ist, gerade eben deshalb wäre es für die Ukraine ideal.

Zu einem anderen Punkt noch kurz:

Zitat:eine sinnlose Metrik, da getroffene Infrastruktur auch wieder repariert werden kann. Und auch beständig wird.

Das geht aber nicht nach belieben. Wenn eine gewisse kritische Masse an kritischer Infrastruktur gleichzeitig ausfällt, dann kommt man schnell in Abwärtsspiralen aus denen man dann eben nicht mehr schnell genug heraus kommt und dann kann auch keine Reperatur mehr stattfinden. Ob die Russen mit dem was sie jetzt an Waffenlieferungen noch erhalten werden in der Lage sein werden, eine solche kritische Masse zu erzielen entzieht sich aber meiner Kenntnis. Es kann meiner Ansicht nach auch gar nicht objektiv von außen jetzt beurteilt werden. Von daher besteht meiner Ansicht nach eine ernsthafte Gefahr, dass der strategische Luftkrieg gegen die Ukraine im Winter katastrophale Folgen für die Ukraine haben könnte. Ungeachtet aller taktischen und operativen Erfolge und auch der strategischen Erfolge der Ukraine, halte ich es immer noch für möglich, dass die Ukraine diesen Krieg auf der strategischen Ebene verlieren kann. Dass ist noch nicht in trockenen Tüchern, da ist noch jede Menge zu tun.


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 06.11.2022

Auch wenn man annehmen kann, dass die signalisierte Bereitschaft zu Verhandlungen seitens Moskaus (von Ende Oktober)...
Zitat:Auftritt in Moskau

Putin: USA sollen Kiew zu Gesprächen drängen

Bei einem Auftritt in Moskau sprach Wladimir Putin über den Krieg in der Ukraine. Die Ukraine käme nicht am Verhandlungstisch vorbei, die USA müssten dazu drängen, so Putin. [...] Fast vier Stunden dauerte der Auftritt von Wladimir Putin bei einer Diskussionsveranstaltung in Moskau. [...]

Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach mehr als acht Monaten Krieg gegen die Ukraine seine Bereitschaft zu Verhandlungen bekräftigt. [...] Russland sei bereit zum Dialog mit der Ukraine zur Beendigung des Konflikts, Kiew wolle aber nicht an den Verhandlungstisch. Dabei könnte das Problem einfach gelöst werden, sagte Putin: Die USA müssten die Ukraine zu Friedensgesprächen drängen. [...]

Die "historische Periode" einer Dominanz des Westens neige sich dem Ende zu, meinte der 70-Jährige. In der Diskussion warf Putin den westlichen Regierungen auch "systematische Fehler" vor, die zu Energie- und wirtschaftlichen Krisen führten. Mit einem "Diktat" eines "neokolonialen Westens" werde sich Russland nicht abfinden. Es entstünden etwa in Asien und Südamerika andere Machtzentren und eine multipolare Welt, sagte Putin.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/putin-rede-verhandlungen-ukraine-krieg-russland-100.html

...eher auch dem Umstand eines total verbockten und desaströs ablaufenden Krieges geschuldet sein kann (so rennt man nachwievor erfolglos gegen Bakhmut an und erleidet wohl erneut horrende Verluste; angeblich hetzen Wagner-Söldner auch weniger kampferfahrene Reservisten nach vorne, nur um so auszuloten, wo Ukrainer sich verborgen halten)...
Zitat:Ukrainian troops fire on Russians with captured weapons near key city

BAKHMUT, Ukraine, Nov 4 (Reuters) - Ukrainian forces using captured weapons fired at Russian targets near the key eastern city of Bakhmut on Friday as fighting dragged on in an area that Moscow is trying hard to capture.

Russian forces have repeatedly launched attacks against Bakhmut and nearby Avdiivka in the Donetsk region but are being pushed back with what Kyiv says are heavy losses. [...] Reuters journalists saw a captured Russian T-80 tank and a 2S23 Nona SVK self-propelled mortar, now controlled by Ukrainian crews, firing at targets outside Bakhmut. Ukraine's military says both were seized in March and took months to be refitted. The eight-wheel Nona - commanded by Moriak - has a 120 mm mortar capable of firing a maximum of 10 rounds per minute. [...] Britain's defence ministry says the Wagner Group private military company "likely remains" heavily involved in the Bakhmut fighting. Wagner, staffed by veterans of the Russian armed forces, was founded in 2014 after Russia annexed Crimea and started providing support to pro-Russia separatists.
https://www.reuters.com/world/europe/ukrainian-troops-fire-russians-with-captured-weapons-near-key-city-2022-11-04/

...haben die USA den Hinweis Putins wohl aufgegriffen und geben Kiew zu verstehen, dass man zumindest die Bereitschaft signalisieren solle, auf Verhandlungen einzugehen, wenn man die bisherigen Unterstützungsleistungen nicht gefährden wolle:
Zitat:+++ US reportedly urging Ukraine to talk to Russia +++

The US is privately encouraging Ukraine’s leaders to drop their public refusal to engage in peace talks unless President Vladimir Putin is removed from power, the Washington Post reports. The newspaper cites unnamed sources as saying the request by American officials was a calculated attempt to ensure Kyiv maintains the support of other nations.
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2022/11/6/live-news-us-reportedly-urging-ukraine-to-talk-to-russia

Hintergrund ist auch, dass man in Washington durchaus bemerkt hat (und worüber wir hier im Forum auch schon gesprochen haben), dass es ein schleichendes Anwachsen der Mischung aus Kriegsmüdigkeit und Desinteresse an diesem Krieg in den westlichen Staaten gibt. Das sieht man nicht nur in den USA, wo einige Republikaner schon indirekt vom Unterstützungskurs Bidens abweichen, sondern auch in Deutschland, wo es kritische (und populistische) Stimmen und Demonstrationen gegen den Krieg gibt - freilich ohne eine direkte, für alle Parteien akzeptable Lösung anzubieten. Und diese Entwicklung sieht man auch im Kreml (er ist zwar sonst derzeit wohl nicht sonderlich gut informiert, aber diese Information hat er sicher), und man erkennt darin den Rettungsanker, den man ausnutzen kann, um aus dem völlig verbockten Ukrainekrieg irgendwie herauszukommen.

Die Frage ist nun, wie man mit diesem Herantasten an eine Verhandlungslösung umgehen soll? Vorab: Sie wirklich ernst nehmen, sollte man sie nicht unbedingt. Es ist ein Taktieren, quasi der Versuch der Moskauer Kamarilla, irgendwie den Kopf aus der Schlinge des gegenwärtigen Desasters heraus zu bekommen - und es ist der Versuch des Systems Putin, irgendwie an der Macht zu bleiben. Und ja, man muss damit rechnen, dass es, wenn man jetzt einen Waffenstillstand aushandelt, kein wirklicher Frieden wäre, sondern nur ein Aufschub für die "zweite Runde" in einigen Jahren.

Und nun gilt es abzuwägen, was für uns besser wäre (Quintus hatte dies auch schon mal umrissen):

1.) Führt man den Krieg weiter bis zum Sturz Putins, der irgendwann durch Kräfte in Russland selbst geschehen wird, wenn der Krieg weiter so desaströs abläuft? Und riskiert man dann, dass noch wirrere (aber weniger korrupte und vielleicht militärisch fähigere) Spinner ans Ruder kommen, die für uns ggf. noch ein schlimmeres Problem darstellen könnten? (Der Gaspreis dürfte dadurch übrigens nicht sinken.)

2.) Oder opfert man die vier annektierten Gebiete in der Ostukraine und an die 100.000 Tote auf dem Verhandlungstisch (und auch auf den deutsche Gasrechnungen) und hilft Putin zu einem gewissen Erfolg, so dass er bzw. seine Banditen noch auf Jahre in Moskau herrschen, was Russland durch Korruption und Vetternwirtschaft weiter schwächt und ihm den Wiederaufbau einer ernstzunehmenden Armee auf die nächsten 15 Jahre unmöglich macht? (Was für uns militärisch betrachtet besser wäre.)

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Ottone - 06.11.2022

Option 2 steht so nicht zur Disposition, wenn überhaupt dann Option 3: Status quo ante Februar 2022. Aber auch das nicht aus heutiger Sicht.


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 06.11.2022

(06.11.2022, 16:50)Ottone schrieb: Option 2 steht so nicht zur Disposition, wenn überhaupt dann Option 3: Status quo ante Februar 2022. Aber auch das nicht aus heutiger Sicht.

Aktuell sicher nicht. Und ich glaube auch nicht dass die USA die Ukraine fallen lassen würde, falls sich die Republikaner jetzt bei den Midterms durchsetzen sollten und Trump wieder der nächste Präsident wird. Dafür dürfte es jetzt und auch in Zukunft innerhalb der GOP keine Mehrheit geben. Trotzdem wäre Option 2 eine theoretische Variante für eben diesen Fall oder wenn die USA ihre Unterstützung in dem Sinne limitiert dass sie eine Verhandlungslösung daran knüpft.


RE: Russland vs. Ukraine - Venturus - 06.11.2022

@lime: Was bringt dich zu dieser Sicherheit? Gerade die USA dürften sich, nach den Erfahrungen der letzten Jahre, den Titel des unsicheren Kantonisten redlich verdient haben. Trump und die Kurden, Biden und Afghanistan ... und Trump war ja schon immer ein Fanboy von Putin.

Die Ukraine hat aus meiner Sicht einen großen Feind und das ist die Zeit.

Schon jetzt würde ich an deren Stelle ein Planungsstab bilden, der sich mit der Zeit auseinandersetzt, wenn sich Amerika, West- und Mitteleuropa abwenden und man nur noch Hilfe aus Ländern wie Polen oder bestenfalls GB zu erwarten hat. Bis dahin lautet das Motto, möglichst weit zu kommen und möglichst viel westliches Material in die Finger zu kriegen.


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 06.11.2022

Bis eventuell wieder ein Republikanischer Präsident ins Amt kommt vergehen noch deutlich mehr als zwei Jahre.
Sollte der Krieg bis dahin überhaupt noch laufen wäre das aller Wahrscheinlichkeit nach eine Situation in der sich beide Kriegsparteien weißgeblutet und sich irgendwo im völlig zerstörten Donbass festgefressen haben.
Da wäre es dann sogar sinnvoll und human, dass Ganze irgendwie zu beenden, Russland wäre in diesem Szenar sowieso am Boden.
Ich halte das aber gesteigert unwahrscheinlich, viel eher wird es eine militärische Entscheidung geben oder Putin fliegt der Laden zu Hause um die Ohren.


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 06.11.2022

Zur Lage bei Cherson - gut möglich, dass hier bald eine weitere Eskalation ansteht.

Einerseits bauen die Russen aktuell verstärkt Defensivpositionen entlang der östlichen Dnjepr-Linie aus, andererseits melden sie nun, dass angeblich die Ukrainer den Damm des hydroelektrischen Werkes bei Kakhowka beschossen hätten. Gut möglich, dass dies die Ouvertüre ist für die Sprengung des Dammes durch die Russen, so dass man so die ukrainischen Bewegungen am Westufer ausbremsen kann (und immer noch behaupten könnte, die Ukrainer selbst hätten den Damm in die Luft gejagt)...
Zitat:Angriff mit sechs Raketen?

Moskau meldet Beschuss von Kachowka-Staudamm

Seit Kriegsbeginn halten russische Truppen das Wasserkraftwerk Kachowka und den gleichnamigen Staudamm im Süden der Ukraine besetzt. Bereits im August will die ukrainische Armee die Autobrücke des Damms durch gezielten Beschuss unbrauchbar gemacht haben. Russland zufolge erfolgen nun weitere Angriffe.

Der Kachowka-Staudamm in der von Russland besetzen Region Cherson ist russischen Angaben zufolge durch einen ukrainischen Angriff beschädigt worden. Es habe um 10 Uhr (9 Uhr MEZ) einen Angriff mit "sechs HIMARS-Raketen" gegeben, zitieren russische Nachrichtenagenturen örtliche Rettungsdienste. Eine Rakete habe eine Schleuse des Kachowka-Damms getroffen, heißt es weiter. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. [...] In der vergangenen Wochen hatte die Ukraine Russland mehrfach beschuldigt, den Staudamm zerstören zu wollen. Demnach haben russische Streitkräfte den Damm vermint, um mit der Flutwelle die ukrainische Gegenoffensive in Cherson zu stoppen.
https://www.n-tv.de/politik/Moskau-meldet-Beschuss-von-Kachowka-Staudamm-article23699497.html

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - lime - 06.11.2022

(06.11.2022, 20:35)Schneemann schrieb: Zur Lage bei Cherson - gut möglich, dass hier bald eine weitere Eskalation ansteht.

Einerseits bauen die Russen aktuell verstärkt Defensivpositionen entlang der östlichen Dnjepr-Linie aus, andererseits melden sie nun, dass angeblich die Ukrainer den Damm des hydroelektrischen Werkes bei Kakhowka beschossen hätten. Gut möglich, dass dies die Ouvertüre ist für die Sprengung des Dammes durch die Russen, so dass man so die ukrainischen Bewegungen am Westufer ausbremsen kann (und immer noch behaupten könnte, die Ukrainer selbst hätten den Damm in die Luft gejagt)...
https://www.n-tv.de/politik/Moskau-meldet-Beschuss-von-Kachowka-Staudamm-article23699497.html

Schneemann

Aus russischer Sicht würde eine Sprengung in der aktuellen Situation noch überhaupt keinen Sinn haben. Das würde sich erst ändern wenn man die eigenen Truppen auf die östliche Seite des Flußes transportiert hätte.


RE: Russland vs. Ukraine - Broensen - 06.11.2022

Mir kommt langsam der Verdacht, dass man von russischer Seite die Verteidigungsstellungen rund um Cherson jetzt mit Mobilisierten besetzt, die den geordneten Rückzug der regulären Kräfte sichern sollen und dann einfach zurückgelassen werden.