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Afghanistan vs. Pakistan - Ingenieur - 21.12.2009 Ein Strang um das Geschehen im "geopolitischer Knotenpunkt Eurasiens" abseits vom üblichen Tagesgeschehen zu betrachten. So gut wie alle größeren Interessen der heute existierenden Super-, Groß- und Mittelmächte mit Ausnahme der Südamerikaner und Japan laufen hier zusammen. Für die Amerikaner ist es zum ersten der "War on Terror" und zum anderen Bewahrung von Kontrolle und Zugang zu seinen Verbündeten im Mittleren Osten. Der Blog European Geostrategy nennt es sogar die Prüfung, ob die USA bereit sind, Chinas Aufstieg nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und überhaupt eine asiatische Macht bleiben. Ein besonderer Fokus wird momentan (neben der Bekämpfung radikaler Islamisten, welche ein Problem für alle Beteiligten darstellen) auf die Handelshäfen Pakistans im Indischen Ozean besonders Gwadar (Wiki de, auf Weltkarte). Diese sind von vor allem für China eine Chance, seine Energieversorgung sehr viel sicherer als bisher abzuwickeln. Bisher gilt, dass wenn die 7. US-Flotte die Straße von Malakka im indonesischen Archipel sperrt, China 80% seiner fossilen Energieversorgung verliert. Für die IR Iran und Pakistan geht es erst mal um den Absatz von fossilen Brennstoffen. Iran und Pakistan sind in der Planungsphase einer Pipeline zu dem erwähnten Hafen Gwadar, das Projekt wird auch von den Russen unterstützt, damit das iranische Gas nach Osten und nicht in die EU fließt, was die Europäer auf die Seite der Amerikaner zwingt, die auch gegen diese neue Absatzmöglichkeit für die ihnen ungeliebten Mullahs ist. Großbritannien scheint in der EU hier das Heft in der Hand zu haben. Im gleichen Haffen soll dem nach Willen der Amerikaner außerdem eine Pipline aus Turkmenistan enden. Die Chinesen wollen zu diesem Hafen ihre Energieimporte aus Katar lenken, um diese über den Landweg über Pakistan zu beziehen. Siehe auch hier eine Karte von Wikimedia mit allen Pipeplines Mehr dazu in dem Artikel (pdf) Gwadar: An Emerging Centre of the New Great Game sowie Pakistan: What Role for the European Union Für Indien ist die Sache zutiefst unangenehm, könnte Pakistan das Sprungbrett des Rivalen Chinas für den Indischen Ozean sein. Deshalb suchen sie Verbündete in Teheran, Kabul und Washington. Für die strategische Betrachtung der Artikel Europe’s ‘Af-Pak Syndrome’ auf European Geostrategy. Nachdem nun alle Seiten (un)klar sind, bleibt nun die Frage, wie geht es weiter, wer wird bleiben, seine Interessen durchsetzen oder sich zurückziehen müssen. - Quintus Fabius - 26.12.2009 Pakistan ist sehr wichtig, noch wichtiger ist meiner Ansicht nach Indien. Afghanistan aber ist meiner Ansicht nach völlig unwichtig. Das ist Land ist in sich selbst geschlossen, wenn man sich von außen nicht einmischt, dann spielt Afghanistan für die umliegenden Länder keine große Rolle. Für mich ist es völlig unverständlich, wie man Afghanistan irgendeine geostrategische Bedeutung andichten kann. Das Land ist völlig irrelevant und erhält jede Bedeutung die es hat nur dadurch das wir ihm diese andichten und das wir in folge dessen dort präsent sind. - Erich - 26.12.2009 Afghanistan hat zwei wichtige Bedeutungen, die wir nicht laut vor uns her tragen: 1) es verfügt über enorme Bodenschätze(siehe Afghanistan-Strang) und 2) bei der Erschließung dieser Bodenschätze entsteht zugleich ein Transit-Korridor zwischen Zentralasien und Pakistan / ind. Ozean - Cluster - 26.12.2009 Erich schrieb:Afghanistan hat zwei wichtige Bedeutungen, die wir nicht laut vor uns her tragen: Bleibt die Frage, ob die erforderlichen Investitionen für die Erschließung den ganzen Ärger wert sind. Meiner persönlichen Meinung nach eher nein. - Quintus Fabius - 27.12.2009 Afghanistan hat keine Bedeutung: Den 1 diese Bodenschätze gibt es anderswo auch, beispielsweise gibt es in der Mongolei viel größere Kupfervorkommen. Die Mongolei ist nun ein Staat der sehr viel stabiler ist, mit viel besseren Voraussetzungen diese Rohstoffe auszubeuten. Die Financial Times titelte vor einiger Zeit sogar, daß die Mongolei das Neue El Dorado sei. 2 Angesichts der Wirtschaftskrise wäre es sinnlos, bei den derzeitigen Rohstoffpreisen so hohe Investitionen in die Hebung der afghanischen Rohstoffe zu investieren. Das würde sich nicht amortisieren. Das ganze Rohstoffegefasel ist also nur eine Aussage von Politikern die von wirtschaftlichen Rechnungen keine Ahnung haben. Kein Bergbaukonzern der Welt wird in Afghanistan groß investieren. Wenn Geld für Investitionen da ist, dann wird es zur Zeit in anderen Ländern, wie beispielsweise akutell in der Mongolei investiert. 3 Wie kann man auf die irrwitzige Idee kommen, ein Transit von Zentralasien könnte jemals durch Afghanistan und ! Pakistan hindurch verlaufen!? Das stinkt schon wieder nach den Ideen eines alten wirren Polen. Es wäre beispielsweise viel leichter, das ganze nach Westen durch das Kaspische Meer und über den Kaukasus abzutransportieren. Hier könnte die Türkei und die Panturanische Bewegung in den Zentralasiatischen Ländern eine wichtige Rolle einnehmen. Aber über Afghanistan UND Pakistan?! Zur Zeit kommen nicht mal schwer bewaffnete Konvois des US Militärs auf diesem Weg voran. Afghanistan ist völlig bedeutungslos, weil es nie etwas einbringen wird im Vergleich zu den Kosten die man investieren müsste. - Ingenieur - 28.12.2009 Es bleibt immer noch seine Funktion als "Flugzeugträger" für die USA gegenüber dem Iran, Russland und China. - Erich - 28.12.2009 Quintus Fabius schrieb:.....och, mit entsprechenden "Wegegebühren" an die örtlichen "Machthaber" könnte jeder Transport durch Afghanistan und Pakistan kommen. Die Frage ist nur, wie hoch diese "Gebühren" sein müssten, dass sich der Transport noch rentiert. Aber auch die örtlichen Machthaber werden wahrscheinlich lieber weniger "Wegeunterhaltskosten" verlangen als gar nichts zu erhalten. Dementsprechend wird diese "Maut" wahrscheinlich immer so hoch sein, dass sich der Transport gerade noch rentiert. - Erich - 31.12.2009 Quintus Fabius schrieb:Afghanistan hat keine Bedeutung:zum folgenden Transit hab ich ja schon oben geschrieben (Sichwort "Maut"), jetzt zu den Punkten 1 mit 2: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/rohstoffe/:rohstoff-rally-warum-konzerne-sogar-im-all-metalle-schuerfen-wuerden/50053520.html">http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/rohs ... 53520.html</a><!-- m --> Zitat:31.12.2009, 07:00 - Erich - 03.01.2010 ah ja - @Quintus: noch was zu den Rohstoffpreisen: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/rohstoffe/:ausblick-warum-die-rohstoffrally-weitergeht/50055687.html">http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/rohs ... 55687.html</a><!-- m --> Zitat:02.01.2010, 11:56<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/finanzen/alternativen/:keine-entstpannung-iwf-glaubt-an-rally-bei-rohstoffen/50056058.html">http://www.ftd.de/finanzen/alternativen ... 56058.html</a><!-- m --> Zitat:03.01.2010, 20:41 RE: Afghanistan - Pakistan - Kongo Erich - 12.10.2025 noch mal ein Blick tiiiief in die Schubladen: in der Vergangenheit hat sich Pakistan ja eher als "heimliche Beschützer" der (paschtunischen) Taliban gezeigt. Osama fand bei den Paschtunen und zuletzt in Pakistan einen Unterschlupf (ohne Kenntnis der Regierung?), die Paschtunen leben beidseits der Grenze, und Pakistan versteht sich betont als islamischer Staat mit einer recht konservativen Agenda, war vor allem im Punjab, Jammu und Kaschmir auch zur Unterstützung der dort - gegen Indien agierenden - muslimischen Rebellen führt. Das hat mich immer leicht gewundert - denn der ganz offiziell als Schutzmacht agierende nördlich NAchbar - China - hat in seiner westlichen Provinz mit der dort heimischen islamischen Bevölkerung einen Unruheherd, der mit zunehmendem Druck ruhig gehalten wird. Islamistische Propaganda, die über die pakistanisch-chinesische Grenze kommen könnte, können die Chinesen in Peking überhaupt nicht brauchen. Und Pakistan möchte eigentlich die Eigenständigkeit der Grenzbevölkerung - egal ob Paschtunen oder einem anderen Stamm dort angehörig - eher beschneiden. Für mich war das wohl eher ein Zweckbündnis. Und je mehr die Taliban im Sattel sitzen und schleichend eine internationale Anerkennung erhalten - jetzt erklären sogar Unionspolitiker, mit den Taliban wegen der Abschiebung von Afghanen verhandeln zu wollen - desto mehr lösen sich die anscheinend von den Pakistani. Es soll ja auch schon Annäherungen an Russland und Indien geben. Zerbricht jetzt dieses Zweckbündnis zwischen den Afghanen und die Pakistani? Zitat:Grenzgefechte zwischen Pakistan und Afghanistan Siehe auch ZDF-heute: Gefechte zwischen Afghanistan und Pakistan entbrannt RE: Afghanistan - Pakistan - lime - 12.10.2025 (12.10.2025, 21:56)Kongo Erich schrieb: Das hat mich immer leicht gewundert - denn der ganz offiziell als Schutzmacht agierende nördlich NAchbar - China - hat in seiner westlichen Provinz mit der dort heimischen islamischen Bevölkerung einen Unruheherd, der mit zunehmendem Druck ruhig gehalten wird. Islamistische Propaganda, die über die pakistanisch-chinesische Grenze kommen könnte, können die Chinesen in Peking überhaupt nicht brauchen. Nach China gelangt man ohne Visum nicht so leicht wie über eine europäische Grenze. Davon abgesehen achten Pakistan und auch Afghanistan intern darauf China in keinster Weise zu reizen. Diese dort herrschenden Mentalitäten zeigen klare Unterwürfigkeit hinsichtlich kompromissloser Überlegenheit anderer. Nur so erreicht man in dieser Gegend nachhaltig etwas. China braucht da null Rücksicht nehmen und würde es auch nie, was man in der Nachbarschaft schnell verstanden hat. Zitat:Zerbricht jetzt dieses Zweckbündnis zwischen den Afghanen und die Pakistani? Die pak. Regierung war eben froh dass die Paschtunen in Afghanistan beschäftigt waren. Es wurde vermutlich nie ernsthaft damit gerechnet dass die Taliban mal ganz Afghanistan kontrollieren (bis zum US-Rückzug und dann war es zu spät) und sie dann den Konflikt aus quasi sicherem Hinterland wieder nach Pakistan bringen könnten. RE: Afghanistan vs. Pakistan - Schneemann - 16.10.2025 Danke euch (besonders diesbzgl. @Kongo Erich), dass dieser Strang wieder aus der Versenkung geholt wurde - zumal dieses Thema nicht so schnell ausgestanden sein dürfte. Ich hatte von den Gefechten während der Fahrt im Zug gelesen, leider konnte ich nicht reagieren bzw. komme eben erst zum Schreiben. Interessant, welche Fahrzeuge die Taliban wohl in Bewegung gesetzt haben: https://www.reddit.com/r/TankPorn/comments/1o47839/taliban_armored_column_moving_towards_pakistan/?tl=de Schneemann RE: Afghanistan vs. Pakistan - Kongo Erich - 18.10.2025 Berichte: Zitat:Pakistan verübt erneut Luftschläge in Afghanistandas könnte jedenfalls die Bemühungen Indiens, in Afghanistan weiter Fuß zu fassen, erleichtern. Allerdings bleibt der streng antiislamische Nationalhinduismus ein bleibendes Hinternis. Insofern sehe ich in Afghanistan (sogar?) für die Iraner mehr Chancen als für die Inder. RE: Afghanistan vs. Pakistan - lime - 18.10.2025 (18.10.2025, 10:06)Kongo Erich schrieb: Berichte: das könnte jedenfalls die Bemühungen Indiens, in Afghanistan weiter Fuß zu fassen, erleichtern. Allerdings bleibt der streng antiislamische Nationalhinduismus ein bleibendes Hinternis. Zitat:Außenpolitisch steht Indien auf derselben Linie wie Islamabad, Peking und Moskau. Diese Länder wollen den Menschen in Afghanistan helfen und unterstützen deswegen die Taliban-Regierung. Diese hatte Moskau sogar im Sommer 2025 schon anerkannt. Und die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach einer US-Militärpräsenz auf dem afghanischen Luftwaffenstützpunkt Bagram lehnen alle ab. Ausländische Militäreinsätze in der Region seien "inakzeptabel" für die Stabilität, hieß es diese Woche aus Delhi. Diese Botschaft wird zwischen den Zeilen in erster Linie als deutlicher Wink an Washington gesehen. https://www.dw.com/de/indien-geht-auf-tuchfühlung-mit-taliban/a-74284346 RE: Afghanistan vs. Pakistan - Kongo Erich - 18.10.2025 Zitat:Außenpolitisch steht Indien auf derselben Linie wie Islamabad, Peking und Moskau.das ist eine starke Behauptung, wenn gleichzeitig heiße Gefechte zwischen Kabul und Islamabad sowie zwischen Islamabad und Dehli stattfinden. Der einzige gemeinsame Nenner ist, dass alle diese Regierungen in den dort genannten Städten die Amerikaner vor der Türe lassen wollen. Und dann sollte man Teheran auch gleich mit in Satz aufnehmen. Aber daraus kann man noch lange keine gemeinsame Linie ableiten. Jeder der genannten hat seine eigene Agenda und seine Prioritäten, und die sind durchaus konträr zu Vorstellungen anderer. |