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Weltweite Verteuerung der Nahrungsmittel - Druckversion

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Weltweite Verteuerung der Nahrungsmittel - Lara - 18.04.2008

Es wundert mich ein bisschen, dass offenbar das Potenzial dieser Verteuerung nicht erkannt wird, oder doch?

Die faktischen Ursachen dürften klar sein, der Anbau von Pflanzen für Treibstoffe, Stichwort "Biosprit", verursacht eine Verknappung der Anbauflächen für Nahrungsmittel. Unruhen hat es schon gegeben z.B. in Haiti, die Uno sah sich veranlasst dort kostenlose Lebensmittel zu verteilen. In Indien herrscht Exportverbot für Reis.
Und es wird sich in absehbarer Zeit auch nichts daran ändern.

Ich frage mich nun ob dies nicht eine "Strategie" sein könnte, denn seien wir mal ehrlich, wenn Menschen den Hungertod sterben, dann sind es die Ärmsten der betroffenen Länder, Länder in denen es "sowieso" zu viele Menschen gibt.

Also, was meint ihr?


- Nightwatch - 18.04.2008

Und wer soll auf diese "Strategie" bitteschön gekommen sein? Das traue ich westlicher Politikern gelinde gesagt nicht zu, genausowenig den diversen Umweltfanatikern die diesen Wahnsinn erst auslösten und momentan wunderbar auf Tauchstation sind.
Und selbstverständlich wird die westliche Welt wieder ehebliche Mittel locker machen damit die Zahl der Hungertoten im vertretbaren Rahmen bleibt. Die von dir in den Raum gestellte Entwicklung halt ich da doch für sehr unwahrscheinlich.

Mal davon abgesehen, ob jetzt in Indien, Haiti pder sonstwo ein paar Menschen verhungern - die sicherheitspolitischen Auswirkungen eines solchen Vorgang sind so groß nun auch wieder nicht.


- hunter1 - 18.04.2008

@Lara
Das halte ich für eine sehr weit hergeholte Verschwörungstheorie. Es gäbe einfachere Methoden, um die dritte Welt verhungern zu lassen, man könnte z.B. einfach mal das WFP und sonstige Hilfslieferungen einstellen und die Armen im Süden sich selbst überlassen. Aber die Industrienationen haben gar kein Interesse daran, ihre Absatzmärkte vorsätzlich auszuhungern.
Ich bin prinzipiell dafür, die Nahrungsmittelproduktion nicht für die Herstellung von Treibstoff zu verwenden. Profitgier und kurzsichtige Umweltbedenken sollten in diesem Fall nicht über Barmherzigkeit stehen. Meiner Meinung nach hat jeder Staat der Welt zuerst die Verpflichtung, seine Bevölkerung zu ernähren, bevor er seine Agrarerzeugnisse ins Ausland verkauft oder daraus Biosprit fabriziert. Aber: Was ein Staat mit seinen Getreideüberschüssen anstellt, ist ihm selbst überlassen. Da soll sich niemand von aussen einmischen. Ein Staat ist nicht verpflichtet, seine Überschüsse an die Hungernden im Ausland zu verteilen. Das ist letztlich eine ethische Frage.

Die Konsequenz aus der Hungerkrise wird sein, dass der seit langem tobende Krieg zwischen Agronomen und Ethnologen um die Frage, wie die Landwirtschaft in der dritten Welt den Anforderungen anzupassen sei, in eine neue Runde geht...

Nightwatch schrieb:Mal davon abgesehen, ob jetzt in Indien, Haiti pder sonstwo ein paar Menschen verhungern - die sicherheitspolitischen Auswirkungen eines solchen Vorgang sind so groß nun auch wieder nicht.
Und ob die gross sind. International vielleicht nicht, aber national umso mehr. Wenn die Bevölkerung hungert, wird der Staat auf eine schwere Probe gestellt. Gelingt es den Behörden bzw. der Regierung, mit einem fundamentalen Problem fertigzuwerden, ja oder nein? Falls nein, sind innere Konflikte, von kleinen Unruhen bis zum Scheitern des Staates, im Bereich des Möglichen. Und wo Hunger herrscht, setzt die Migration ein. Die kriegen wir dann schon zu spüren.


- Nightwatch - 18.04.2008

hunter1 schrieb:Und ob die gross sind. International vielleicht nicht, aber national umso mehr.
Wenn sie international nicht groß sind sind sie schlicht nicht groß. Es kann den Westen so ziemlich vollkommen egal sein wenn da ein paar unwichtige Staaten in der Dritten Welt mal wieder ein weniger instabiler sind als gewöhnlich. Das hat nunmal in aller Regel kaum Auswirkungen auf unsere Sicherheit.


- hunter1 - 18.04.2008

Wenn der Migrationsdruck aufgrund von Hunger zunimmt, dann geht das den Westen schon was an. Zu viele Einwanderer destabilisieren westliche Staaten, als Reaktion darauf gibts eine verstärkte Abriegelung der Grenzen, vielleicht den Schiessbefehl auf Migranten, etc.
Es gibt natürlich kaum ein Sicherheitsrisiko, dass Staat X, dessen Bevölkerung hungert, im Westen einmarschiert, um Nahrungsmittel zu erobern, das ist klar. Das Sicherheitsrisiko entsteht durch zu grosse Migration.
Und um dem präventiv vorzubeugen, sollten die Industrienationen eben dafür sorgen, dass die dritte Welt genügend Nahrungsmittel für sich selbst produziert.


- Nightwatch - 18.04.2008

hunter1 schrieb:Wenn der Migrationsdruck aufgrund von Hunger zunimmt, dann geht das den Westen schon was an.
Ach komm, dieser Migrationsdruck ist doch sowas von gering und kann mit sehr geringfügigen Maßnahmen in einem absolut vernüftigen Rahmen halten.
Es werden keine Millionen das Mittelmeer durchschwimmen nur weils in Afrika zu wenig zu Essen gibt.
Das wird doch total aufgebauscht.

hunter1 schrieb:Und um dem präventiv vorzubeugen, sollten die Industrienationen eben dafür sorgen, dass die dritte Welt genügend Nahrungsmittel für sich selbst produziert.
Kosteneffektive rwäre es die Grenzen zu sichern.


- hunter1 - 18.04.2008

@Nightwatch
Nightwatch schrieb:Ach komm, dieser Migrationsdruck ist doch sowas von gering und kann mit sehr geringfügigen Maßnahmen in einem absolut vernüftigen Rahmen halten.
Welche Massnahmen? Die Regierungen der USA und Europas wären Dir dankbar für ein paar realistische Vorschläge.
Es stimmt schon, es werden keine Millionen Afrikaner nach Norden schwimmen, bzw. Lateinamerikaner durch den Rio Grande. Was mir Sorgen macht, sind die paar Tausend, die nachhaltig jedes Jahr in den Westen strömen. Ich bin dagegen, dass sich das verstärkt. Die Konsequenzen daraus sind:
- Verstärkter Kulturkampf (daraus folgt dann verstärkter Rassismus)
- Verstärkte Ausbeutung der illegalen und somit rechtlosen Migranten, dadurch Förderung des organisierten Verbrechens
- in Zeiten einer Rezession bzw. grosser Arbeitslosigkeit kommt dann noch ein verstärkter Kampf um Arbeitsplätze dazu.
Es ist also kein akutes Sicherheitsrisiko gegen Leib und Leben, das durch die Migration entsteht, sondern ein langfristiges gegen die Gesellschaft. Eine verstärkte Migration wird diese in einen Zustand transformieren, den ich nicht will. Ich habe kein Interesse an einer abgeschotteten, fremdenfeindlichen Bevölkerung, die in einer Festung lebt. Aber wenn wir die Integration von Migranten in unsere Kultur schon jetzt nicht so in den Griff kriegen, wie wir das eigentlich wollen, wie soll das denn erst aussehen, wenn sich die Migration verstärkt? Und genau das wird passieren, wenn es in der dritten Welt zu einer Hungerkrise kommt. Daher bleibt uns, um unserer selbst willen, eigentlich gar nichts anderes übrig, als die Landwirtschaft in der dritten Welt anzukurbeln. Damit die Migration an sich eingedämmt wird.
Tönt Dir das zu übertrieben, zu überspitzt? Dann bleibt ja noch Variante B, die zynische, menschenverachtende Taschenrechnervariante:
Nightwatch schrieb:Kosteneffektive rwäre es die Grenzen zu sichern.
Ja, aber nur, wenn wir auch bereit sind, die Migranten an der Grenze niederzumähen. Nur die Grenze dichtmachen ist z.B. gerade im Fall der USA alles andere als kosteneffektiv. Bis die ihre ganzen Zäune und Überwachungseinrichtungen gebaut haben, wird den Latinos, die rein wollen, schon etwas anderes eingefallen sein. Rückschaffungen sind auch nicht billig, v.a., wenn vorher noch der ganze Rechtsweg beschritten wierden muss. Man darf auch nicht vergessen, dass Ausgewiesene es wahrscheinlich wieder probieren werden. Also bleibt nur die Lösung mit dem Schiessbefehl. Und willst Du diese Verantwortung auf Dich nehmen? Willst Du in einer Gesellschaft leben, die sowas befürwortet?


Passend zum Thema:
Zitat:Verschiedene Schweizer Bauernorganisationen wehren sich gegen den Import von Kartoffeln aus Ägypten. Diese seien sowohl in Bezug auf die Lagerbestände wie auch in ethischer Hinsicht fraglich.

(ap) Der Schaffhauser Bauernverband protestiert zusammen mit den Kartoffelproduzenten der Kantone Schaffhausen, Thurgau und Zürich bei Bundesrätin Doris Leuthard gegen Kartoffelimporte aus Ägypten. Das entsprechende Zollfreikontingent sei fragwürdig, da es aus einem Land komme, in dem ein Teil der Bevölkerung hungere.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/aegypten_protest_kartoffeln_1.713590.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/a ... 13590.html</a><!-- m -->
Ich habe allerdings eher das Gefühl, dass die Schweizer Bauern die Gunst der Stunde nutzen, um mal wieder ein bisschen über Importe zu klagen. Man kriegt ja in der Schweiz auch kaum staatliche Unterstützung, wenn man Bauer ist.. *lach*


- Nightwatch - 18.04.2008

hunter1 schrieb:Welche Massnahmen? Die Regierungen der USA und Europas wären Dir dankbar für ein paar realistische Vorschläge.
Auffanglager in Afrika und ein vernünftiger Grenzzaun am Rio Grande.
Mal davon abgesehen das ich "die paar Tausend" jetzt nicht für sonderlich problematisch halte. Diese Flüchtlinge sind noch pflegeleichter als Immigranten der zweiten und dritten Generation die sich immer noch nicht integriert haben. Hier liegt die wirkliche Gefahr, nicht bei irgendwelchen Afrikanern die es übers Mittelmeer schaffen.


hunter1 schrieb:Ja, aber nur, wenn wir auch bereit sind, die Migranten an der Grenze niederzumähen. Nur die Grenze dichtmachen ist z.B. gerade im Fall der USA alles andere als kosteneffektiv.
Die Grenze ist in den USA noch längst nicht wirklich dicht. Und man kann die Einwandererzahlen auch auf ein erträgliches Niveau drücken ohne den Schießbefehl zu erteilen.
Diejenigen die rein kommen müssen halt durch ein strenges Asylrecht nach Möglichkeit wieder ausgewießen werden.
Und das ist gerade in Deutschland dann doch strenger als viele glauben.
Freilich ist das nicht billig und freilich dauert es seine Zeit.
Aber daran geht der Westen schon nicht zu Grunde.
Da gibt es eine ganze Reihe von anderen Problem auf die wir unsere Ressourcen ansetzen sollten.


- hunter1 - 18.04.2008

@Nightwatch
Wir werden langsam OT. Wir sollten im Migrationsthread weiterdiskutieren Smile

@Lara
Lara schrieb:Die faktischen Ursachen dürften klar sein, der Anbau von Pflanzen für Treibstoffe, Stichwort "Biosprit", verursacht eine Verknappung der Anbauflächen für Nahrungsmittel. Unruhen hat es schon gegeben z.B. in Haiti, die Uno sah sich veranlasst dort kostenlose Lebensmittel zu verteilen. In Indien herrscht Exportverbot für Reis.
Und es wird sich in absehbarer Zeit auch nichts daran ändern.
Der folgende Artikel versucht zu zeigen, was die Ursachen für die Verteuerung der Lebensmittel sind. Biosprit ist dabei nur einer von mehreren:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/angst_vor_hunger_1.709075.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/startseit ... 09075.html</a><!-- m -->
Zitat:Was die Lebensmittel teuer macht
Sieben Gründe für die steigenden Preise

Energie: Hohe Öl- und Gaspreise verteuern Produktion, Verarbeitung und Transport von Nahrungsmitteln.
Appetit: In China, Indien und anderen Schwellenländern mit hohem Wirtschaftswachstum ändern sich die Ernährungsgewohnheiten. Je grösser die Nachfrage nach Fleisch, desto mehr Getreide wird verfüttert. Zur Erzeugung von 100 Kalorien Rindfleisch werden 700 Kalorien Futter aufgewendet.
Urbanisierung: Das verfügbare Ackerland schwindet, die Zahl der urbanen Konsumenten steigt. Ende 2008 werden laut Uno erstmals über 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben.
Biotreibstoffe: Industrienationen fördern die Produktion von Biotreibstoffen, um ihre Abhängigkeit vom Erdöl zu mindern. Auf immer mehr Feldern wächst statt Nahrung Rohmaterial für Treibstoff.
Wetter: Hurrikane, Überschwemmungen, Dürreperioden: Umweltkatastrophen, ob vom Menschen mitverschuldet oder nicht, sorgen für Ernteausfälle.
Spekulanten: An der Börse versuchen Investoren, von der starken Nachfrage nach Agrarprodukten zu profitieren. Oft treibt dies die Preise weiter hoch.
Vorräte: Viele Staaten haben ihre Getreidevorräte aufgebraucht und sich von Importen abhängig gemacht. (mid./dhe.)



- Lara - 18.04.2008

hunter1 schrieb:@Lara
Das halte ich für eine sehr weit hergeholte Verschwörungstheorie. Es gäbe einfachere Methoden, um die dritte Welt verhungern zu lassen, man könnte z.B. einfach mal das WFP und sonstige Hilfslieferungen einstellen und die Armen im Süden sich selbst überlassen. Aber die Industrienationen haben gar kein Interesse daran, ihre Absatzmärkte vorsätzlich auszuhungern.

Na einfachere schon aber die sind zu auffällig. Wenn die Hilfslieferungen eingestellt würden, hätte man als normler Westler doch ein schlechtes Gewissen, irgendwie, wenn aber nicht genug da ist, tja, da kann man dann nichts machen, man betet evtl. und "gut ist".

Die Absatzmärkte blieben ja weitestgehend erhalten, die die verhungern hätte eh kaum Geld für unsere Produkte. Eigentlich spricht immer mehr für meine "Spinnerei".

hunter1 schrieb:Man darf auch nicht vergessen, dass Ausgewiesene es wahrscheinlich wieder probieren werden. Also bleibt nur die Lösung mit dem Schiessbefehl. Und willst Du diese Verantwortung auf Dich nehmen? Willst Du in einer Gesellschaft leben, die sowas befürwortet?

Ähnliche Problematik wie oben. Wenn man nicht anderes kann, wenn man den Menschen im Heimatland erzählt UND wenn sie es selber mitbekommen, die haben hunger und wir haben selber nicht genug, dann wäre es etwas anderes oder nicht?


- hunter1 - 19.04.2008

@Lara
Ok, wir sollten vielleicht mal über Deine Ausgangsfrage sprechen:
Lara schrieb:Es wundert mich ein bisschen, dass offenbar das Potenzial dieser Verteuerung nicht erkannt wird, oder doch?
Ich verstehe nicht, was Du mit "Potenzial" meinst. Potenzial zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums? Potenzial zur erneuten Schwächung der dritten Welt? Oder ganz im Gegenteil dazu, ein Potenzial zur "Masschneiderung" der dritten Welt (nur die Starken, Qualifizierten, Reichen überleben, der Rest verhungert)?
Also, dass sich einfach alle produzierenden Länder in einer abgelegenen Waldhütte getroffen und einen solchen Masterplan zur Korrektur des globalen Bevölkerungswachstums beschlossen haben, das ist mir zu bunt. Angenommen, es gibt eine globale Ernährungskrise, obwohl man z.B. die Faktoren, die momentan die Preise für Nahrungsmittel hochtreiben, aus der Welt geschafft hat (also weniger Fleisch essen, kein Biosprit mehr, lokale Produkte verwenden, etc.), dann wird den Produzenten der Rest der Welt egal sein. Dann wird jeder zuerst für sich selber schauen, Hilfsprogramme für die dritte Welt wird es nicht mehr geben. Im Moment ist es aber noch nicht so weit. Solange es bei uns noch genügend zu essen gibt, werden wir auch die Lebensmittelhilfe für andere aufrechterhalten. Wie ich schon geschrieben habe, wir sind dazu nicht verpflichtet. Getan wird es aber trotzdem.

Lara schrieb:Die Absatzmärkte blieben ja weitestgehend erhalten, die die verhungern hätte eh kaum Geld für unsere Produkte. Eigentlich spricht immer mehr für meine "Spinnerei".
Hmm, dieses Argument kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das ist eine sehr kurzfristige Überlegung. Wenn man von der momentanen Situation in der dritten Welt ausgeht, also salopp gesagt 1 Schwerreicher auf 1000 Verarmte, dann bringt es doch mehr für eine exportorientierte Wirtschaft, wenn man den 1000 ein bisschen nachhaltigen Wohlstand verschafft. Den einen schwerreichen Kunden hat man so oder so. Es ist aber viel profitabler, wenn man die anderen 1000 noch als Kunden dazugewinnt. Es lohnt sich also weniger, diese verhungern zu lassen.


- Erich - 20.04.2008

Lara hat offenbar ein interessantes Thema angestoßen, das auch in den Medien ein Echo findet, z.B. hier:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~EF67589BD2D714D47BB527DD651897F86~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C8 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Rasant steigende Nahrungsmittelpreise
Die teuren Früchte der Globalisierung

Von Winand von Petersdorff

20. April 2008 McDonald's wird dieses Jahr das tausendste Schnellrestaurant in China eröffnen, die Kentucky- Fried-Chicken-Gruppe hat dort schon knapp 2500 Gaststätten. Die amerikanischen Fastfood-Spezialisten kalkulieren, dass sich 500 Millionen Chinesen wenigstens gelegentlich einen Besuch in ihren Niederlassungen leisten können - und wollen. Immer wenn Kentucky Fried Chicken in China eröffnet - und das passiert dort jeden Tag -, müssen acht bis zehn private Schutzleute für Ordnung sorgen, um den Ansturm zu bewältigen.

Warum essen die Chinesen plötzlich so gerne Hühnchen und Hamburger? Die Antwort ist einfach: Es geht ihnen besser. ...

...

Erfolge im Kampf gegen Hunger führen zu Hunger

Aber in Wirklichkeit ist alles mal wieder ein bisschen komplizierter. Es sind gerade die langfristigen Erfolge der Globalisierung in weiten Teilen Asiens, die eine kurzfristige Hungerkrise in anderen Teilen Asiens und Afrikas zur Folge haben. Die gestiegenen Ansprüche der vielen ehemals Armen verteuern weltweit die Nahrung zum Schaden für die immer noch Armen.

1990 verzehrte der durchschnittliche chinesische Stadtbewohner 131 Kilogramm Getreide, in diesem Fall vor allem Reis. 2006 isst der Stadtchinese nur noch 76 Kilogramm Getreide, dafür aber hat er seinen Konsum an Hähnchenfleisch verdreifacht, trinkt viermal so viel Milch und verzehrt deutlich mehr Meeresfrüchte und Gemüse. Ähnlich sieht es in Indien, Brasilien und selbst Nigeria aus. Zusammengenommen leben dort 2,8 Milliarden Menschen. Und diese Menschen wollen mit steigendem Wohlstand anders essen als früher: vor allem mehr und besser

...
(die zitierten Passagen halte ich durchaus für überzeugend, ohne gleich ein Komplott zu vermuten lässt sich da vieles plausibel begründen)


- Lara - 22.04.2008

hunter1 schrieb:Potenzial zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums? Potenzial zur erneuten Schwächung der dritten Welt? Oder ganz im Gegenteil dazu, ein Potenzial zur "Masschneiderung" der dritten Welt (nur die Starken, Qualifizierten, Reichen überleben, der Rest verhungert)?

Ich dachte eher an eine Strategie zur Lösung all dieser Probleme.

hunter1 schrieb:Also, dass sich einfach alle produzierenden Länder in einer abgelegenen Waldhütte getroffen und einen solchen Masterplan zur Korrektur des globalen Bevölkerungswachstums beschlossen haben, das ist mir zu bunt.

Ob das in einer Waldhütte geplant wurde, keine Ahnung, ob da alle beteiligt waren, weiß ich auch nicht. Das es aber "think-tanks" gibt die sich mit solchen Thematiken beschäftigen, davon gehe ich aus. Die Grundlage für meine Annahme ist der "Neuordungsplan des mittleren und nahen Ostens" den Bush jun. ja fast 1 zu 1 umgesetzt hat.


hunter1 schrieb:Hmm, dieses Argument kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das ist eine sehr kurzfristige Überlegung. Wenn man von der momentanen Situation in der dritten Welt ausgeht, also salopp gesagt 1 Schwerreicher auf 1000 Verarmte, dann bringt es doch mehr für eine exportorientierte Wirtschaft, wenn man den 1000 ein bisschen nachhaltigen Wohlstand verschafft. Den einen schwerreichen Kunden hat man so oder so. Es ist aber viel profitabler, wenn man die anderen 1000 noch als Kunden dazugewinnt. Es lohnt sich also weniger, diese verhungern zu lassen.

Nein, die "Kosten-Nutzen" Analyse stimmt so nicht, denn um die potenziellen Kunden zu "erschließen" bedarf es erst einmal einer Menge Geld. Es muß also irgend jemand in diese Menschen investieren. Schauen wir uns die Lage der Entwicklungsländer an, wir (Westen) ist nicht mehr der einzige Nutznießer von evtl. Aufträgen, nach der Methode Entwicklungshilfe gegen Rohstoffe bzw.Handelsabkommen. Den einzigen Vorteil den wir ZURZEIT!!! noch haben ist unser Vorsprung an Technologie, die Frage ist wie lange noch?
Das heißt wir können nicht sicher sein, dass das Geld was "wir" (Westen) jetzt dort investieren auch für unsere Produkte ausgegebn wird. Wir reden hier von Produkten die "leichtwohlhabende" Menschen sich leisten.



Ich dachte ich hätte hier einen Link als edit noch reingestellt, werd mal sehen ob ich den noch finde.
Er berichtet davon das ca. 99 Mil. Tonnen Mais (Überproduktion) aus den USA die früher zu sehr günstigen Preisen an Mexico verkauft wurden, komplett in die Ethanolproduktion gegangen sind. Das die dann natürlich fehlen, sollte den politischen Entscheidern in Washington eigentlich klar sein.


- ThomasWach - 22.04.2008

@ Off-Topic Diskussion Hunter1 und Nightwatch

Ich finde, dass (wie so oft) deine Vorstellungen, Nightwatch, vollkommen unrealistisch und areal sind. Wenn du aus Griechenland, Italien oder Spanien kommen würdest, dann würdest du definitiv anders sprechen, denn dort hat man das Problem in seiner Schwere schon lange erkannt und spürt es vor allem auch viel stärker. Jede Woche haben spanische, italienische und griechische Grenzschützer mit internationalen Schmugglerbanden zu tun und deren Versuchen weit über Zehntausende jährlich nach Europa zu bringen. Süditalienische, griechische und zum Teil auch spanische Küstengemeinden klagen da erheblich über die Belastungen durch ankommende Illegale und die damit verbundene Schmuggleraktivität. Das ist inzwischen schon ein Milliardengeschäft! Und hier ist die Tendenz weiter steigend! Momentan versucht man über Kooperation mit den Maghrebstaaten und dort eingerichtete Flüchtlingslager dem Einwandererstrom Herr zu werden und dort schon afrikanische Einwanderer vor der "Mittelmeerbarriere" abzufangen. Allerdings zeigt das Aufkommen illegaler in Italien, aber vor allem in Griechenland und auch in Spanien, dass dies eben nicht gelingt. Momentan merken wir eben in Deutschland noch nicht so viel davon, denn die Hauptbelastung tragen eben die südlichen Staaten. Aber, wie gesagt, informiere dich mit Fokus auf die südlichen EU-Staaten und du wirst herausfinden, dass deine Darstellungen sehr beschönigend sind und idealistisch.
Dasselbe trifft auch auf die amerikanisch-mexikanische Grenze zu.


Kommen wir aber zum eigentlichen Thema.
Wie schon angedeutet, kann man das ganze Problem nicht nur auf die Frage des Biosprits reduzieren. Die "Umnutzung" von Nahrungsmitteln zu Energiequellen hat ohne Zweifel zur jetzigen Verschärfung der Nahrungsmittelkrise beigetragen und zur medialen Aufmerksamkeit, die das Problem momentan erhält. Die schlimme Wahrheit ist aber, dass die Nahrungsmittelkrise aber eine brisante, permanente Realität ist, der man nur aufgrund ihrer derzeitigen Verschärfung mediale Aufmerksamkeit schenkt. Die Krise und der weltweite Hunger besteht schon lange, nur derzeit ist die ganze Lage eben dramatisch verschärft und diese Verschärfung manifestiert sich in spektakulären Hungeraufständen in der ganzen südlichen Hemisphere, die mediale Aufmerksamkeit erzeugt. Dass jährlich wer-weiß-wie-viele Menschen an Hunger krepieren in der südlichen Hemisphere (vorallem in Afrika), wen interessiert das schon?
Jean Ziegler hat schon vor Jahren in einem sehr polemischen Buch "Das Imperium der Schande" auf diverse Misstände und den Hunger in der Welt aufmerksam machen wollen.
Ergo, das ganze ist nicht neu. Und die Ursachen sind komplex.
Zur derzeitigen krassen Verschärfung mögen die Umnutzung und Neuverwertung der Nahrungsmittelpflanzen zu Biosprit und Energiequellen im größeren Maßstabd sicher beigetragen haben, aber es gibt eben zahllose weitere Gründe: Der Klimawandel, bzw. genauer Versteppung und Desertifikation, wodurch mehr und mehr Anbaufläche verloren geht. Eine zunehmende globale Bevölkerungszahl, die mehr Nahrung braucht. Gestiegene Ansprüche, vermehrte Fleischkonsum und damit verbundenen verstärkte "Fleischproduktion" für die kaufkräftigeren neuen Mittelschichten in einigen Schwellenländern, die auch als neue Zielgruppe einiges an Ressourcen und Anbauflächen "aufbrauchen". Schließlich "kostet" ein Kilo Fleisch in Relation gesetzt zu Pflanzen 7kg Getreide, so dass die neuen Mittelschichten in den Schwellenländern zu mehr Fleischkonsum, zu mehr Umnutzung der Anbauflächen und damit zu weniger Pflanzenanbau für die ärmeren führen. Damit wird aber weniger Nahrungsmittel-Pflanzen angebaut, gleichzeitig steigt durch den Biosprit und vergrößerte Bevölkerungen aber die Nachfrage... das Resultat sind gestiegene Preise.
Zu dem verknappten Angebot gehören aber eben auch Desertifikation, das Wegfallen von Anbauflächen bzw. Bauern wegen Bürgerkriegen und das aus dem Markt drängen einheimischer landwirtschaftlicher Erzeugnisse in der Dritten Welt durch subventionierte, billige Exportware aus der Ersten Welt.

Wie gesagt, die Ursachen sind vielfältig, sie reichen von Umweltveränderungen, über Zerfallende Staaten und Bürgerkriege über die Gier und das fehlende Nachdenken in den aufstrebenden Schwellenländern und in den westlichen Ländern.

Eine zentrale Absicht gibt es hinter diesen Entwicklungen definitiv nicht, sie sind viel mehr das klassische Beispiel für ein vollkommenes Marktversagen, das in der neoklassischen liberalen Wirtschaftstheorie ja gar nicht vorkommt.
Der Markt hat versagt, die Gier, die Uninformiertheit, die Indifferenz gegenüber anderen und deren Schicksal hat zu dieser schlechten Lage geführt.

Und ja, diese Probleme machen sicherheitspolitische Implikationen. Nehmen wir ein Land wie Ägypten, dass schon in den 70er Jahren Hunger- und Lebensmittelaufstände gesehen hat (bekanntlich folgte 1981 die Ermordung Sadats...). Mubarak wird in einer Macht kaum gestärkt, wenn die Ägypter nicht nur unterdrückt und mundtot gemacht werden, sondern nun sogar schon hungern müssen. Ähnliches gilt für Algerien. Und so kann man das für einige Staaten durchdeklinieren. Hunger erzeugt vermehrte Instabilität. Und diese Instabilität tritt in Staaten auf, die nicht gerade dafür bekannt sonderlich stabil zu sein. Ergo: Der Hunger wird mehr und mehr zu der sowieso schon bestehenden Unsicherheit und Instabilität beitragen und was dieser explosive Cocktail bzw. dieses explosive Gemisch dann letztlich sein wird, das kann man heute noch nicht wissen: Nur zur Sicherheit international wird das nicht beitragen. Ganz im Gegenteil, die Spannungen und schon bestehenden Probleme werden nur explosiver. Und das alles in Regionen, die dummerweise eben auch das Gros der Ressourcen beheimaten...

Ich wünsche guten Appepit angesichts dieser süßen Melange!!


- Lara - 05.05.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Kraftstoffe-Mais-USA;art271,2355411">http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/K ... 71,2355411</a><!-- m -->

Zitat:Energiebilanz von Mais ist negativ

Dabei ist Ethanol auf Maisbasis, wie er in den USA hergestellt wird, weder billig noch sauber, wie das Magazin "Economist" anmerkt. Einigen Studien zufolge sei die aufgewendete Energie bei der Produktion höher als die gewonnene bei seiner Verbrennung. Und die Staatssubventionen liegen nach Berechnungen des Internationalen Instituts für Nachhaltige Entwicklung irgendwo zwischen 5,5 und 7,3 Milliarden US-Dollar (4 bis 5,3 Mrd Euro) pro Jahr.

Besser schneidet laut "Economist" hingegen Ethanol aus Zuckerrohr ab, wie es Brasilien im größten Stil produziert. Doch auf dessen Import erhebt die Regierung in Washington Zölle.

Interessant, der Artikel ist vom 10.8.2007