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- Quintus Fabius - 14.08.2007

Zitat:gibt es dafür seriöse Quellen –

Das Buch von Ahmed Hashim ist seriös.

Auch wenn das von mir genannte Buch in bestimmten Teilen nicht mehr aktuell ist (Informationsstand des Buches ist die Zeit bis Ende 2005/Anfang 2006), so zeigt es doch klar, dass schon damals die Tendenz so war wie ich es beschrieben habe.

Die Aussagen dieses Buches decken sich darüber hinaus klar mit den Äußerungen die David Patreaus über den Irak in der letzten Zeit gemacht hat, es gab dazu eine Reihe von Zeitungsartikeln.

Zitat:und täuscht der Eindruck, dass Al-Quaida Terroristen (oder diesen nahestehende Gruppen) mit Bombenanschlägen auf religiöse Ziele aller Seiten nur das Chaos mehren wollen, um die Iraker gegeneinander aufzuhetzen und dann die "lachenden Dritten" zu sein ...

Das war zum Beispiel klar eine Strategie der Gruppen um Sarkawi herum. Zu dieser Zeit haben solche Gruppen Bombenanschläge und Angriffe insbesondere auf die religiösen Zentren der jeweiligen Irakischen Gruppen ausgeführt um genau das zu erreichen.

Der Eindruck täuscht also nicht.

Diese Strategie ist aber nicht der primäre Grund für den Innerirakischen Konflikt, auch unabhängig von diesen Anschlägen läuft der Kampf Sunniten gegen Schiiten und etliche der erfolgten Anschläge ließen sich am Ende eben nicht auf ausländische Terrorgruppen zurück verfolgen sondern erwiesen sich als tatsächlich durch andere Iraker ausgeführte Angriffe.

Ganz allgemein wird der Einfluß und die Möglichkeiten ausländischer Terroristen im Irak überschätzt.

Der Irak ist eine Stammesgesellschaft. In vielen Gebieten können sich ausländische Terroristen wegen eben dieser Stammesstrukturen nicht halten. Bewaffnete Gruppen die nicht den Stammesmilizen angehören werden von diesen grundsätzlich nicht toleriert.

Zitat:... etwa um dann im Chaos die Macht zu ergreiifen und das neue Kalifat von Bagdad auszurufen

Das mag ein Traum dieser Gruppen sein, aber es ist nicht möglich. Desweiteren läuft das Chaos im Irak auch ohne diese Gruppen. Für die Frage des Innerirakischen Konflikts sind die Handlungen dieser Gruppen nicht so entscheidend.

Ich möchte beschliessend das Buch zitieren: Seite 389

They will all be fighting for the last seat on the american helicopter fleeing the green zone when the american leave. Those who remain behind to fight over the rotting carcass of the Iraqi state will be the survivors of a process of political Darwinism: ruthless, merciless, and not averse to engaging in ethnic cleansing the other.


- Lara - 14.08.2007

Quintus Fabius schrieb:Im Irak läuft in etlichen Regionen ein offener Bürgerkrieg, dazu kommt vor allem das Problem der allgemeinen Kriminalität und Organisierten Kriminalität.

Ist das wirklich ein Bürgerkrieg oder nicht "einfach" Vertreibung von Minderheiten mit Gewalt?

Dann würde sich noch die Frage stellen, welche Gruppe oder Stamm, der Sunniten überhaupt in der Lage wäre die Macht im Irak zu übernehmen.
Sicherlich doch in erster Linie irgendwelche "Restbestände" der "Eliten" unter Hussein. Irgendwelche kleineren Gruppen würden nicht lange an der Macht bleiben.
Bei den Schiiten sehe ich eigentlich nur Sadr.

Edit.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7292840_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Mindestens 175 Tote bei vier Anschlägen im Irak
Bei vier Selbstmordanschlägen im Norden des Irak sind Militärangaben zufolge mindestens 175 Menschen ums Leben gekommen. Rund 200 Menschen wurden demnach verletzt. Drei Attentäter hätten kurz hintereinander Tanklastwagen in unterschiedlichen Bereichen der Stadt Kahtanija westlich von Mossul in die Luft gesprengt, teilte die Polizei mit. Damit handelt es sich um einen der schwersten Anschläge seit Beginn des Krieges vor vier Jahren.

Der Anschlag habe der religiösen Minderheit der Jasidi gegolten, teilten die Behörden weiter mit. Die Jasidi sind Mitglieder einer vorislamischen Sekte, der überwiegend Kurden angehören und die im Norden des Irak und in Syrien leben. Die Jasidis sind in jüngster Zeit häufig Opfer von Gewaltanschlägen geworden.

Aber die Truppen gehen nach Dijala:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2007-08-14T091417Z_01_HAG433246_RTRDEOC_0_IRAK-OFFENSIVE.xml">http://de.today.reuters.com/news/newsAr ... ENSIVE.xml</a><!-- m -->
Zitat:Massiver US-Vorstoß im Irak - 16.000 Soldaten gegen die Al-Kaida
Bagdad (Reuters) - Irakische und US-Truppen haben als Teil einer neuen Großoffensive im Irak einen massiven Vorstoß in der Provinz Dijala unternommen.

Dort seien seit der Nacht zum Dienstag 16.000 Soldaten beider Nationen gegen die islamistische Al-Kaida im Einsatz, teilte das US-Militär mit. Begonnen habe "Operation Lightning Hammer" mit Luftangriffen. Der Vorstoß ziele auf Extremisten, die nach früheren Gefechten aus der Provinzhauptstadt Bakuba geflüchtet und untergetaucht seien. Am Montag hatten die Alliierten den Beginn der Offensive "Phantom Strike" bekanntgegeben. Bislang sind kaum Einzelheiten dazu bekannt geworden.

Tja, wer sind DIE dann, wenn NICHT Al-Kaida?


- Quintus Fabius - 15.08.2007

Zitat:Dann würde sich noch die Frage stellen, welche Gruppe oder Stamm, der Sunniten überhaupt in der Lage wäre die Macht im Irak zu übernehmen

Keine.

Zitat:Tja, wer sind DIE dann, wenn NICHT Al-Kaida?

Die Amerikaner verwenden den Begriff Al Quaida ganz allgemein für Ausländische Kämpfer die im Irak operieren und zunehmend auch für jedweden Sunnitischen Wiederstand.

Ebenso wie sie in Afghanistan jeden Gegner als Taliban bezeichnen.

In der Realität gehören die meisten Gegner gegen die sie da kämpfen aber nicht diesen Gruppen an, aber es ist für die Amis aus politischen und pr gründen wichtig den feind mit einem einheitlichen namen zu benennen. Einerseits für die Heimatfront, andererseits um die Völker in den jeweilig betroffenen Ländern zu manipulieren.


- ThomasWach - 15.08.2007

@ Erich
Auf gr keinen Fall! Ich bin und bleibe dabei: Würde man in der derzeitigen Situation arabisch-sunnitische und dann auf der anderen Seite iranische "Friedenstruppen" in den Irak entsenden wäre das Freibrief für ein noch größeres Abschlachten als man es sich jetzt vorstellen könnte.
In den rein sunnitischen Gebieten würden sich die Al-Quaida Terroristen auf die Truppen der ihnen verhassten arabischen Regime stürzen. Vielleicht würden auch einzelne Stämme gegen die fremden "Brüder" zu Felde ziehen. In den schiitischen Gebieten käme zum Dualismis zwischen Sciri al-Hakims und der Mahdi-Armee von Al-Sadr noch die iranische Armee. Auch das muss nicht ohne Opfer abgehen.
Und in dem religiös gemischten Gebieten haben wir dann Al-Quaida-Terrosristen, sunnitische Stammesmilizen, arabische Truppen, diverse schiitische Milizen und Todesschwadronen und die iranischen Truppen vor Ort. Das sind ziemlich viele Akteure, allesamt gewaltbereit und allesamt mit ihren eigenen Zielen und Agenden. Ich glaube nicht, dass das ohne Blutvergießen abgehen kann. Das gibt viel eher ein blutiges Tohuwabohou a la jeder gegen jeden!
Und es ist nunmal durchaus richtig, dass die Al-Quaida-Terroristen eben nur eine gewaltausübende Gruppierung in diesem Sammelsurium von Gewaltakteuren ist. Der Kampf gegen die amerikanischen Besatzer ist eben nur eine Folie, eine Dimension dieses mehrdimensionalen Konfliktaggregats, in dem diverse Konfliktdimensionen nebeneinander und ineinander verschoben existierne und sich auch gegenseitig befeuern. Da gibt es weder ne gute, noch ne schnelle, noch ne einfache Lösung.

Dazu auch folgende Meldungen:

Zitat:GEWALTWELLE
Mehr als 200 Tote bei Anschlagsserie und Kämpfen im Irak
Mindestens 200 Tote, genauso viele 200 Verletzte - das ist die blutige Bilanz der verheerendsten Anschlagsserie im Irak seit Monaten. Attentäter zündeten nahezu zeitgleich vier Autobomben in einem Wohngebiet der Stadt Kahatanija. Bei weiteren Anschlägen und Kämpfen starben Dutzende Menschen
...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,499961,00.html

Inzwischen sind es also schon über 200 Tote. Bei den Opfern handelt es sich um die nichtislamische Minderheit der Jassisids, die mehrheitlich Kurden sind. Es liegt durchaus nahe, dass hier Al-Quaida dahintersteckt. Im Artikel wurde geschrieben, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak dahintersteckt und wenn ich mich richtig erinnere, ist das ein Zusammenschluss verschiedener Al-Quaida-Zellen bzw. Al-Quaida-naher Gruppen (Al-Quaida ist ja letztlich nur ein Brandname, eine Marke...)



Zitat:ESKALATION DER GEWALT
Deutsche Studie warnt vor Staatszerfall im Irak
Von Yassin Musharbash

Düstere Zukunftsaussichten für den Irak: Eine neue Studie zeigt, der Staat ist gescheitert. Das liegt nicht nur am täglichen Terror, sondern vor allem daran, dass Sunniten, Schiiten und Kurden ausschließlich eigene Interessen verfolgen.
...

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,499922,00.html

Dieser Artikel bezieht sich auf eine Studie der SWP in Berlin von Guido Steinberg. Interessanter Artikel zu dieser Studie, allerdings muss man auch ehrlich sagen bzw. kritisch anmerken, dass da nichts wirklich neues gesagt wird. Wir besprechen bzw. betonen hier die zentralen Punkte und Erkenntnisse dieser Studie auch schon seit mindestens 20 oder 30 Threadseiten:
- Vielschichtigkeit der Konflikte
- neben dem Terrorproblem existerit das noch fundamentalere Problem, dass die politischen Gruppierungen ethnisch und religiös unterfüttert sind und unüberbrückbare Interessenkonflikte zwischen ihnen bestehen
- eine tragende politische Konstruktion für den Irak ist nicht in Sicht
- der Irak ist ein gescheiterter Staat mit (wie ich ergänze einer fehlenden nationalen Identität, die wenn mal existent verschwunden ist bei allen religiösen Konflikten)
- die Nachbarstaaten tragen nichts zur Konfliktlösung bei
- innerhalb der 3 großen religiös-ethnischen Gruppen gibt es noch diverseste Untergruppen, die auch miteinander im Konflikt stehen

All das sind Punkte, die auch hier immer wieder herausgearbeitet wurden in den Diskussionen von diversen Usern.
Der Irak ist und bleibt ein Problemfall, seit dem Zeitpunkt der amerikanischen Intervention als die Amerikaner die Büchse der Pandora geöffnet haben.


- Azrail - 15.08.2007

Zitat: (wie ich ergänze einer fehlenden nationalen Identität, die wenn mal existent verschwunden ist bei allen religiösen Konflikten)

Hmm.. nein das timmt nicht jeder Staat ist künstlich weil eine Nation oder Staat eben ein System ist das aus Oragnisation und Umsetzung besteht wenn aber keine Organisation und keine Umsetzung da ist,wird automatisch eine "Lösung" gesucht um eine Oraganisation und Umsetzung zu haben sprich Gewaltmonopol.
Das ganze hat weder mit Ethnie oder Religion zu tun das ist nur nebensächlich,der Hauptpunkt ist das die Autorität sprich Staat mit Gewaltmonopol fehlt und weil das fehlt beanspruchen mehrere Autoritäten den Machtanspruch den sie durch eigene Gewaltgruppen an sich reissen wollen.
Das was im Irak passiert ist einfacher gesagt:
Das fehlen einer Autorität und eines Gewaltmonopols.

Das was im Irak passiert würde in jedem Staat dieser Welt passieren sogar in den USA oder Deutschland.


- Lara - 15.08.2007

Quintus Fabius schrieb:
Zitat:Dann würde sich noch die Frage stellen, welche Gruppe oder Stamm, der Sunniten überhaupt in der Lage wäre die Macht im Irak zu übernehmen

Keine.

Mögliche wäre dann nur ein Zusammenschluß sunntischer Stämme, die dann gemeinsam die Regierung stellen?
Also dann wäre nur ??, der Sunittenblock von Adnan al-Dulaimi dazu fähig?

Quintus Fabius schrieb:
Zitat:Tja, wer sind DIE dann, wenn NICHT Al-Kaida?

Die Amerikaner verwenden den Begriff Al Quaida ganz allgemein für Ausländische Kämpfer die im Irak operieren und zunehmend auch für jedweden Sunnitischen Wiederstand.

Ebenso wie sie in Afghanistan jeden Gegner als Taliban bezeichnen.

In der Realität gehören die meisten Gegner gegen die sie da kämpfen aber nicht diesen Gruppen an, aber es ist für die Amis aus politischen und pr gründen wichtig den feind mit einem einheitlichen namen zu benennen. Einerseits für die Heimatfront, andererseits um die Völker in den jeweilig betroffenen Ländern zu manipulieren.

Gut, aber diese Gruppen müssen ja irgendwoher Geld bekommen. Sicherlich können sie ein Teil durch Entführungen mit Lösegeldfordeungen "erwirtschaften". Oder durch den großen Raub den es letzt gab. Die Frage bliebe, reicht das so gewonnen Geld und! wo bekommen sie die Waffen her.

Und die andere Frage wäre, wer hat ein Interesse daran z.B. die Jassisids (ergänzend noch zu erwähnen, sie sind vorislamischen Glaubens und haben im April eine zum Islam Konvertierte gesteinigt, es waren die eigenen Eltern die dies taten) oder auch die irakischen Plästinenser, die jetzt vor der syrischen Grenze in erbärmlichen Verhältnissen leben müssen, zu vertreiben?


- Erich - 15.08.2007

Lara schrieb:.....

Und die andere Frage wäre, wer hat ein Interesse daran z.B. die Jassisids (ergänzend noch zu erwähnen, sie sind vorislamischen Glaubens und haben im April eine zum Islam Konvertierte gesteinigt, es waren die eigenen Eltern die dies taten) oder auch die irakischen Plästinenser, die jetzt vor der syrischen Grenze in erbärmlichen Verhältnissen leben müssen, zu vertreiben?
ich denke man muss fragen, wer Interesse am Chaos und daran hat, dass jeder gegen jeden zu Felde zieht ...

und die nächste Frage müsste lauten, was man tun kann um dieses "jeder gegen jeden" zu stoppen.
Einen Ansatz dazu bringen sowohl der Spiegel wie auch der von mir oben zitierte FAZ-Artikel: der Terror, der sich gegen jeden richtet, wurde "überspannt" und die Iraker halten gegen die "Fremden" zusammen; die Frage ist, was passiert, wenn der gemeinsame Gegner (und Störenfried) weg ist - wenden sich die Iraker dann nach ihren jeweiligen religiös-ethischen Gruppierungen wieder gegeneinander?
Der zweite Ansatz - der zu einer dauerhaften Stabilisierung und Beruhigung führen könnte - wäre das Muster Indiens, oder der Schweiz.
Der Irak wird nicht nur in drei große Regionen organisiert, sondern jede Ethnie, jeder Stamm, jede religiöse Gemeinschaft erhält dort, wo sie die Mehrheit bildet, eigene Hoheitsbefugnisse, als autonome Region, als Kanton, als Bezirk, Kreis oder (was auch immer).

Dieses Staatsmodell ist völlig konträr zu einem Zentralstaat, wie er unter einem Diktator (Saddam) bestand.
Das bedeutet und verlangt einen "Demokratieaufbau" von unten her. Die Repräsentanten der Dörfer und Städte werden gewählt (und das werden vielfach sicher die Stammesführer sein), und können sich zu entsprechenden Kreisen und diese wieder zu Bezirken zusammen tun.
Damit würden ethnische und religiöse Besonderheiten von den Beteiligten selbst berücksichtigt.
Je nach der Größe dieser Gruppierungen oder Verbände erhalten diese dann auch hoheitliche Befugnisse, von der eigenen Stadtpolizei bis hin zur Kultushoheit. Die förderale Struktur Deutschlands könnte da durchaus auch als Beispiel dienen.


- Lara - 15.08.2007

Erich schrieb:
Lara schrieb:.....

Und die andere Frage wäre, wer hat ein Interesse daran z.B. die Jassisids (ergänzend noch zu erwähnen, sie sind vorislamischen Glaubens und haben im April eine zum Islam Konvertierte gesteinigt, es waren die eigenen Eltern die dies taten) oder auch die irakischen Plästinenser, die jetzt vor der syrischen Grenze in erbärmlichen Verhältnissen leben müssen, zu vertreiben?
ich denke man muss fragen, wer Interesse am Chaos und daran hat, dass jeder gegen jeden zu Felde zieht ...
und die nächste Frage müsste lauten, was man tun kann um dieses "jeder gegen jeden" zu stoppen.

Interessen gibt es viele, aber um "sie" zu stoppen muß man wissen, wer sie unterstützt. Und da kommt man nicht umhin sich die einzelnen Taten anzuschauen und zu sagen, "wem nutz das". Es ist ja nur "scheinbar" ein Chaos.
Ich würde mal annehmen, wenn der Iran Milizen unterstützt, würden sie kaum (ganz ausschließen kann man es nicht, denn auch solch eine Tat hätte "ihren Sinn") Schiiten als Opfer wählen.


- Cluster - 15.08.2007

Da hilft alles philosophieren nichts mehr. Der Irak wird im Chaos versinken. Demokratie aufbaun und alle weiteren guten Vorschläge ... der Zug ist schon seit 3 Jahren abgefahren. Ein gutes Indiz dafür sind die jüngsten amerikanischen Waffenverkäufe in die Region. Man rüstet seine Verbündeten für das kommende Unheil.


- Erich - 15.08.2007

Thomas Wach schrieb:...... Es liegt durchaus nahe, dass hier Al-Quaida dahintersteckt. Im Artikel wurde geschrieben, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak dahintersteckt und wenn ich mich richtig erinnere, ist das ein Zusammenschluss verschiedener Al-Quaida-Zellen bzw. Al-Quaida-naher Gruppen (Al-Quaida ist ja letztlich nur ein Brandname, eine Marke.........
inziwschen berichtet auch die Tagesschau:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7292840_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Attentat im Nordirak
"Wie nach einem Atomschlag"

Mit vier Autobomben gleichzeitig haben Attentäter im im nordirakischen Kahatanija mindesten 200 Menschen getötet. Der Anschlag galt offenbar Angehörigen der religiösen Minderheit der Jesiden. Die Tat trägt die Handschrift von Al Kaida.
....

Schlag gegen "Ungläubige"?

Die Jesiden sind eine kleine religiöse Minderheit im Irak, die vor allem bei Mossul lebt und kurdisch spricht. Ihre Religion stammt aus vor-islamischer Zeit. Aus Sicht fundamentalistischer Sunniten sind die Jesiden Teufelsanbeter und Ungläubige. Damit wären sie für die radikal-sunnitischen Kämpfer von Al Kaida automatisch ein legitimes Ziel: Auch die Komplexität des Anschlags könnte darauf hindeuten, dass es sich um eine Tat von Al Kaida handelte.
...

Tatsache ist, dass die Jesiden ein leichtes Ziel waren. In ihren Siedlungsgebieten gibt es keine nennenswerte Militärpräsenz, die sie schützen könnte. Für die Attentäter dürfte es also einfach gewesen sein, in dieser Gegend zu agieren.
...

In einem Monat muss der Oberbefehlshaber der multinationalen Streitkräfte im Irak dem amerikanischen Kongress einen Bericht zum Stand der Dinge vorlegen. Wie es scheint, versuchen die Aufständischen nun zu zeigen, dass es den Amerikanern weiterhin nicht gelingt, wesentliche Fortschritte zu machen und das Land zu befrieden.

Stand: 15.08.2007 13:08 Uhr



- Lara - 15.08.2007

Cluster schrieb:Da hilft alles philosophieren nichts mehr. Der Irak wird im Chaos versinken. Demokratie aufbaun und alle weiteren guten Vorschläge ... der Zug ist schon seit 3 Jahren abgefahren. Ein gutes Indiz dafür sind die jüngsten amerikanischen Waffenverkäufe in die Region. Man rüstet seine Verbündeten für das kommende Unheil.

Und wenn der Irak im Chaos versinkt..., heißt das ja nun nicht das es immer SO weitergehen muß, oder?
Es gibt ein Phänomen, eine Art "kollektivem Unterbewußtsein" und mit dem Internet vernetzen sich ganz unterschiedliche Gruppen.
Wieso also nicht nach Ursachen, Analysen und Lösungen suchen?

"Frißt doch kein Brot"

EDIT

Nun schaut euch mal DAS an.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid-de.html">http://www.gfbv.it/3dossier/kurdi/yezid-de.html</a><!-- m -->

Zitat:Diese mehrheitlich von Yeziden bewohnte Al Sheikan Region befindet sich am Fuße des Chins Bafian Gebirges, 46 km nord-östlich von Mosul. Ab Mitte 1975 setzte hier eine massive Arabisierungspolitik ein. Auch hier wurden die Yezidi aus ihren Dörfern vertrieben und in insgesamt neun Lagern angesiedelt. So wurden zum Beispiel die yezidischen Bewohner von neun Dörfern im Süden und Osten der Region in die Lager Mahat und Pauan vertrieben. An ihrer Stelle wurden arabische Siedler ansässig gemacht und mit Geld und Waffen unterstützt. Die yezidischen Einwohner des Lagers Alrisala stammen aus Ortschaften, die durch den Bau des Mosul-Staudammes (Saddam-Staudamm) überflutet wurden.
Am 16. März 1978 verabschiedete der Revolutionsrat die Anordnung Nummer 358, derzufolge der yezidische Landbesitz in der Scheikhan Region enteignet und auf Araber übertragen werden sollte. Die 15 km nordwestlich von Mosul gelegenen Städte Bashiqa und Bahsani sind zwei der wichtigsten Städte der Yezidi im Irak. Bahsani ist ein bedeutendes religiöses Zentrum mit zahlreichen heiligen Grabstätten. Beide Städte haben zusammen mehr als 15.000 Einwohner. Seit Jahren will das irakische Regime auch hier die demographischen Verhältnissen umkehren und 10.000 arabischstämmige Familien ansiedeln, für die auch 10 Moscheen errichtet werden sollen. Dieser Plan schürt in der yezidischen Bevölkerung große Ängste.

Ich würde sagen: NIX Al-Kaida das ist "hausgemachter" Terror, denn ich nehme ganz, ganz stark an das sich die dort angesiedelten Araber nicht so einfach wieder vertreiben lassen wollen.


- Quintus Fabius - 15.08.2007

Werte Lara:

Von den Sunnitischen Gruppierungen ist zur Zeit keine einzige in der Lage die Macht wieder zu übernehmen und auch ein Sunnitisches Bündnis wäre dazu nicht mehr in der Lage.

Zitat:Gut, aber diese Gruppen müssen ja irgendwoher Geld bekommen. Sicherlich können sie ein Teil durch Entführungen mit Lösegeldfordeungen "erwirtschaften". Oder durch den großen Raub den es letzt gab. Die Frage bliebe, reicht das so gewonnen Geld und! wo bekommen sie die Waffen her.

Geld und Waffen kommen von Außen. Die Sunniten erhalten Geld je nach Gruppe von Syrien, Jordanien, Saudi Arabien, selbst Ägypten usw

Die Schiiten erhalten Geld je nach Gruppe von Syrien, dem Iran usw

Ebenso werden Waffen und inzwischen auch Ausbildung von den Nachbaarstaaten für diese Gruppen geleistet.

So werden Aufständische Iraker nachweislich im Iran ausgebildet, man vermutet aber ebenso, daß aufständische Sunniten in Saudi Arabien ausgebildet werden.

Aus Saudi Arabien ziehen pro Monat zwischen 50 und 100 Kriegsfreiwillige mit den Ausgebildeten in die Sunnitischen Wiederstandsgebiete.

usw usw usw

Es besteht angesichts der unfassbaren Verknäuelung aller Anrainer in den irak inzwischen wirklich die Gefahr des Flächenbrandes sollten die USA abziehen.

Ein Abzug der US Truppen wäre jetzt daher ein noch größerer Fehler als der Einmarsch.

Dann ist die Wahrscheinlichkeit gross das das grosse Morden beginnt. Und dann sogar nicht an den Grenzen des Irak halt macht.

Das müsste jetzt eigentlich durchgebissen werden.

meiner persönlichen Meinung nach müssten jetzt die Europäischen Staaten ihre Streitkräfte konzenteriert in den Irak werfen.

Die BW sollte z.b. komplett aus Afghanistan und dem Kosovo abziehen und all die Truppen die dadurch frei werden komplett in den Irak entsenden. Mit einem Kampfauftrag und der vorher festzulegenden eindeutigen Gewissheit Verluste im Bereich von 100 Mann pro Jahr zu akzeptieren.

Die anderen europäischen Staaten entsprechend.

Ein Scheitern in Afghanistan ist bedeutungslos zu dem was möglich ist wenn der Irak in die Luft fliegt. Aber ganz ehrlich gesagt, ich sehe schwarz, allein schon wegen unserer Feigheit und Unfähigkeit im entscheidenden Moment sind wir jetzt nicht in der Lage das notwendige zu tun. Das wird fatale Folgen haben.


- Lara - 15.08.2007

Quintus Fabius schrieb:meiner persönlichen Meinung nach müssten jetzt die Europäischen Staaten ihre Streitkräfte konzenteriert in den Irak werfen.

Sie werden sie nicht "werfen", aber selbst wenn würde es wahrscheinlich nichts wesentliches bringen, denn die Ursachen liegen ja ganz offenbar aussen und nicht innen.

Ich denke Europa müßte sich (halbwegs geschlossen) politisch einmischen.
Zumindest ein Gegengewicht zur der hirnlosen Liebe der USA zu den Saudis darstellen und jetzt dem Iran "freundlich" entgegenkommen.
Denn egal wie schmutzig weitere Anschläge werden, eins wird sich nicht soo schnell ändern, die Mehrheit ist schiitisch.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E37C5828B75F1478CBDD0011A6733DF26~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... googlefeed</a><!-- m -->

Zitat:Riad selbst hat sich angesichts der faktischen schiitischen Machtübernahme im Irak und des Aufstrebens der schiitischen Führungsmacht Iran zur Schutzmacht aller Sunniten in der arabisch-muslimischen Welt erklärt. Damit verband Riad die Drohung, im Falle eines überstürzten amerikanischen Abzuges aus dem Zweistromland den möglicherweise von Völkermord bedrohten sunnitischen Stämmen im Mittelirak zur Hilfe zu eilen, notfalls auch mit militärischen Mitteln.


Der Versuch Washingtons, mit dem herkömmlichen Mittel der Aufrüstung des Verbündeten Saudi-Arabien den Hauptfeind Iran einzudämmen, könnte den drohenden schiitisch-sunnitischen „Weltbürgerkrieg“ im Nahen und Mittleren Osten anfeuern, dessen erste Schlachten im Irak schon geführt würden. Abrüstungsfachleute und Menschenrechtsorganisationen haben deshalb beklagt, dass die geplanten amerikanischen Waffenlieferungen an Saudi-Arabien sowie an die Partner der Saudis im Golf Kooperationsrat - Bahrain, Kuwait, Oman, Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate - dem Versuch gleichkomme, einen Flächenbrand mit Öl zu löschen.


In Washington erinnern Kritiker der Nahost-Politik der Regierung daran, dass Geld aus Stiftungen der radikal-sunnitischen Wahabbiten, die mit dem saudischen Königshaus eng verbunden sind, nicht nur die Terroranschläge vom 11. September 2001 maßgeblich ermöglicht haben, sondern dass auch heute noch nach Erkenntnissen der amerikanischen Streitkräfte die Mehrheit der Selbstmordattentäter im Irak und etwa 40 Prozent der ausländischen Kämpfer unter den Aufständischen aus Saudi-Arabien stammten. Dass das saudische Königshaus ein Teil des Problems und nicht der Lösung sei, ist seit Jahrzehnten ein bekannter Topos der Debatte über die amerikanische Nahostpolitik, ohne dass es freilich zu einer Kehrtwende in der Politik gegenüber dieser Schlüsselmacht in der arabischen Welt gekommen sei.

Manchmal vermute ich aber auch, der "Flächenbrand" ist vielleicht von den "Hintermännern" (think-tanks) Bushs geplant. Wir hatten ja auch schon hier die Diskussion darüber ob es nicht besser wäre, US Truppen raus, Ränder sichern und "kochen" lassen.


Der Link ist etwas off topic, hat aber einen Bezug auf das Thema Unterstützung der Saudis,deshalb:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.handelsblatt.com/news/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1309244/default.aspx/bush-will-iranische-teilstreitmacht-auf-terrorliste-setzen.html">http://www.handelsblatt.com/news/Politi ... etzen.html</a><!-- m -->
Zitat:Bush will iranische Teilstreitmacht auf Terrorliste setzen

US-Präsident George W. Bush will die iranischen Revolutionsgarden auf die Liste terroristischer Organisationen setzen. Es wäre das erste Mal, dass die USA Streitkräfte eines souveränen Staates offiziell als „terroristisch“ einstufen.



- Tiger - 15.08.2007

@Quintus Fabius

Zitat:meiner persönlichen Meinung nach müssten jetzt die Europäischen Staaten ihre Streitkräfte konzenteriert in den Irak werfen.
Das wird nicht geschehen. Sowohl die irakische Bevölkerung als auch die USA hätten etwas gegen eine stärkere Präsenz von Truppen europäischer Staaten im Irak. Die USA würden um ihren Einfluss im Irak fürchten.
Es bestände zudem die Gefahr eines endgültigen Bruchs zwischen EU und Türkei, besonders wenn die europäischen Staaten die Kurden im Irak zu sehr unterstützen würden.
Eine andere Möglichkeit wäre es, symbolische Truppenkontingente in den Irak zu schicken, und bei Anschlägen die Unterstützerstaaten des Terrors dort zu bedrohen - treiben sie es zu weit, kann immer noch eine Invasion folgen.


- Azrail - 15.08.2007

Quintus Fabius schrieb:Werte Lara:

Von den Sunnitischen Gruppierungen ist zur Zeit keine einzige in der Lage die Macht wieder zu übernehmen und auch ein Sunnitisches Bündnis wäre dazu nicht mehr in der Lage.

Zitat:Gut, aber diese Gruppen müssen ja irgendwoher Geld bekommen. Sicherlich können sie ein Teil durch Entführungen mit Lösegeldfordeungen "erwirtschaften". Oder durch den großen Raub den es letzt gab. Die Frage bliebe, reicht das so gewonnen Geld und! wo bekommen sie die Waffen her.

Geld und Waffen kommen von Außen. Die Sunniten erhalten Geld je nach Gruppe von Syrien, Jordanien, Saudi Arabien, selbst Ägypten usw

Die Schiiten erhalten Geld je nach Gruppe von Syrien, dem Iran usw

Ebenso werden Waffen und inzwischen auch Ausbildung von den Nachbaarstaaten für diese Gruppen geleistet.

So werden Aufständische Iraker nachweislich im Iran ausgebildet, man vermutet aber ebenso, daß aufständische Sunniten in Saudi Arabien ausgebildet werden.

Aus Saudi Arabien ziehen pro Monat zwischen 50 und 100 Kriegsfreiwillige mit den Ausgebildeten in die Sunnitischen Wiederstandsgebiete.

usw usw usw

Es besteht angesichts der unfassbaren Verknäuelung aller Anrainer in den irak inzwischen wirklich die Gefahr des Flächenbrandes sollten die USA abziehen.

Ein Abzug der US Truppen wäre jetzt daher ein noch größerer Fehler als der Einmarsch.

Dann ist die Wahrscheinlichkeit gross das das grosse Morden beginnt. Und dann sogar nicht an den Grenzen des Irak halt macht.

Das müsste jetzt eigentlich durchgebissen werden.

meiner persönlichen Meinung nach müssten jetzt die Europäischen Staaten ihre Streitkräfte konzenteriert in den Irak werfen.

Die BW sollte z.b. komplett aus Afghanistan und dem Kosovo abziehen und all die Truppen die dadurch frei werden komplett in den Irak entsenden. Mit einem Kampfauftrag und der vorher festzulegenden eindeutigen Gewissheit Verluste im Bereich von 100 Mann pro Jahr zu akzeptieren.

Die anderen europäischen Staaten entsprechend.

Ein Scheitern in Afghanistan ist bedeutungslos zu dem was möglich ist wenn der Irak in die Luft fliegt. Aber ganz ehrlich gesagt, ich sehe schwarz, allein schon wegen unserer Feigheit und Unfähigkeit im entscheidenden Moment sind wir jetzt nicht in der Lage das notwendige zu tun. Das wird fatale Folgen haben.


@Qintus

Ja da kann ich dir vollkommen Recht geben das die Lage desaströs ist ABER reine EU-Truppen bringen in den Irak keinen Frieden.
Meiner Ansicht nach kann nur ein weigestreutes Bündnis unter "robustem UN-Mandat" etwas bringen unter weitgetreut meine ich das unbedingt die Anrainerstaaten oder zumindest islamische Staaten dort wirken müssen daneben EU-Truppen und die USA.Nur gemeinsam unter gegenseitiger Kontrolle kann man wieder aus dem Irak einen Staat formen der existiert.

Das ist eben das Problem jeder denkt an sich der eine wie Deutschland klappert schon wenn drei BKA Beamte sterben,die USA alleine packen es trotzt Know How und Geld nicht und die islamischen Staaten wollen sich nicht die Finger schmutzig machen wie Saudi Arabien oder sind schwach alles zu schaffen also unterstützt man Milizen.

Da gibt es nur eine Lösung ein UN-Mandat mit der Wirkung aller oder zumindest starker Bündispartner.

Ein Beispiel:
Die Türkei hat ca. 200.000 Mann an der Grenze zusammengezogen würde die USA nur etwas intelligenter und bewusster eingehend auf die Nachbarn agieren könnten alleine diese beiden Akteure plus UN Mandat eine Menge bewegen!!