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- Azrail - 13.12.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2006/12/14/1144778.html">http://www.welt.de/data/2006/12/14/1144778.html</a><!-- m -->
"Saud Arabien will sunnitische Iraker unterstützen"

Hmm?
Kann man sagen das dies so ne Art "30 jähriger Krieg" in Miniformat auf "islamischen" Boden wird?

Hier ist die rede von Schutzmächten wie Jordanien oder Saudi Arabien die eindeutig Regimeinterssen verfolgen,die Frage ist doch ist so ne Entwicklung nicht gefährlich für alle??

Vergessen wir nicht Osama bin Laden wurde durch eine "sunnitische Internationale" unterstützt durch wahabitische Saudis geschaffen!!

So wie in Afghanistan? Jetzt Irak,wiederholt sich die Geschichte?


- Tiger - 13.12.2006

@Azrail
Ich glaube, dieser Zug ist gegen den Iran gerichtet.
Saudi-Arabien steht mit dem Iran in Konkurrenz um Einfluss im Nahen Osten und will sich offenbar zur regionalen Großmacht aufschwingen. Angeblich soll es sogar ein saudi-arabisches Atomwaffenprogramm geben. Man kann durchaus sagen, das der Iran und Saudi-Arabien sich in einer Art "Kalten Krieg" gegeneinander befinden, oder zumindest kurz davor stehen.
Ich kann mir gut vorstellen, das es über der Krise im Irak zu einem Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien kommen könnte. Da könnten nicht nur die irakischen Bevölkerungsgruppen, sondern auch andere Staaten in der Region hineingezogen werden.


- Lara - 13.12.2006

Zitat:Tiger postete
@Azrail

Ich kann mir gut vorstellen, das es über der Krise im Irak zu einem Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien kommen könnte. Da könnten nicht nur die irakischen Bevölkerungsgruppen, sondern auch andere Staaten in der Region hineingezogen werden.
Das wäre aber "fatal", die hälfte (??) des Weltöls nicht mehr unter der Kontrolle des Westens? Never!


- Azrail - 14.12.2006

@Tiger
Naja das ist aber doch etwas weit hergeholt oder?

Einen regionalen Konflikt innerhalb Iraks wo andere einen stellvertreter Krieg führen kann man ja noch nachvollziehen aber gleich nen Krieg zwischen Staaten eher nicht.

Das ganze sieht mir eher danach aus das die Iraker weiterbluten werden und das fatale dabei ist das eben das ganze hier neue Terroristen schaffen könnte.


- Shahab3 - 14.12.2006

Ist ja auch nicht so als wäre diese Konkurrenzsituation oder Konfliktsituation neu.

Die Saudis haben schon einiges unternommen, um den Iranern das Leben schwer zu machen:

-Geld für die Finanzierung der irakischen Armee zur Zeit des ersten Goflkriegs

-Aufbau und Unterstützung der Taliban/Wahabiten (Paki.-S.A. Connection) in Afghanistan im Kampf mit der von Iran und Indien* unterstützten Nordallianz.
Und beinahe hätte man es sogar geschafft den Iran direkt in einen zweiten Krieg hineinzuziehen. Der Osten Irans war bereits so etwas wie Kriegsgebiet (3000 getötete Sicherheitskräfte). Wären die USA nicht einmarschiert hätte es früher oder später der Iran getan.

Später wurden die Saudis von den USA dann ziemlich derbe beschissen. Taliban weg, Saddam weg. Es gibt nur noch ein paar kleinere radikale Kerngruppen der Wahabiten in der Region. Und die machen vermutlich sogar eher ungern Geschäfte mit dem Hause Saud. Aber wer weiss..Offenbar besteht ja durchaus der Wille, sich da aus strategischen Gründen anzunähern. Es gab in SA verdächtig wenig Anschläge auf Regierung und Militär. In der Regel sind Ausländer betroffen. Seltsam nicht?

Derzeit schaut es insgesamt so aus, als seien die Saudis vom Festland wieder zurückgeschlagen worden. Was wie geschildert weniger der Hauptverdienst der Iraner war, als letztlich der der USA. Die USA besiegen, die Iraner verwalten. Big Grin "Freunschaften" mit den USA sind halt so eine zweischneidige Sache. Es sind vielmehr befristete Arbeitsverhältnisse, die hin und wieder mal einseitig gekündigt werden :evil:

Heute machen sich einige pro-sunnitische oder auch anti-schiitische Diktaturen durchaus Sorgen, dass die Schiiten nach langer Zeit Oberwasser gewinnen, mehr Rechte im eigenen Land einfordern, die Machtverhältnisse in diesen Ländern in Frage stellen, usw... Was wenn die plötzlich im eigenen Land gar aufbegehren? Im ölreichen Süden Saudi-Arabiens leben viele Schiiten....in einigen anderen Golfanreinerstaaten auch.

Der Krieg um Iran und seine Nachbarschaft scheint verloren, wird man jetzt noch gar selber gestürzt?

Diese Ängste sind in der arabischen Welt real und existent!

Zu einem direkten Krieg zwischen SA und Iran kömmt es wohl eher nicht. Dazu steht für beide Seiten zuviel auf dem Spiel... Öl-Geschäfte. Im Grunde kann man sich nur gegenseitige bombardieren, aber nicht besetzen. Ersteres wäre ein Desaster für alle Beteiligten. Eine lose-lose Situation..

...........
*Daher gibt es übrigens auch einen Vetrag, nach denen iranische See- und Flughäfen im Falle eines Indisch-Pakistanischen Kriegs für die Inder zur freien Verfügung stehen.


- Turin - 14.12.2006

Aus dem Kapitel "Entdecke die Möglichkeiten":


<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,454513,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 13,00.html</a><!-- m -->
Zitat:IRAK-EXPERTE
"Eine schiitische Diktatur ist noch das positivste Szenario"

Die USA haben keine entscheidende Rolle im Irak mehr, der Bürgerkrieg könnte eskalieren, eine Intervention der Nachbarn wird immer wahrscheinlicher: Irak-Experte Guido Steinberg stellt bei SPIEGEL ONLINE die alarmierenden Ergebnisse einer neuen Studie vor. ...



- Tiger - 14.12.2006

@Lara
Zitat:Das wäre aber "fatal", die hälfte (??) des Weltöls nicht mehr unter der Kontrolle des Westens? Never!
Saudi-Arabien könnte noch immer über seinen Ölhafen am Roten Meer Erdöl exportieren. Der Persische Golf könnte allerdings ziemlich dicht sein, und die Preise für Erdöl würden sehr wahrscheinlich steigen.
Letzteres wäre für die Beteiligten vielleicht gar nicht mal so unerwünscht...


- Lara - 14.12.2006

Zitat:Tiger postete
@Lara
Zitat:Das wäre aber "fatal", die hälfte (??) des Weltöls nicht mehr unter der Kontrolle des Westens? Never!
Saudi-Arabien könnte noch immer über seinen Ölhafen am Roten Meer Erdöl exportieren. Der Persische Golf könnte allerdings ziemlich dicht sein, und die Preise für Erdöl würden sehr wahrscheinlich steigen.
Letzteres wäre für die Beteiligten vielleicht gar nicht mal so unerwünscht...
Für die Beteiligten vielleicht, aber was macht der Westen? Ich glaube kaum das sich keiner einmischen würde. Nehmen wir mal einen Krieg in den Gebieten an, also Iran gegen Saudi-Arabien, der Großteil des Krieges würde doch sehr wahrscheinlich im Irak stattfinden. Ich würde als erstes die Einahmequellen zerstören, denn wenn die Saudis Krieg führen dürften sie reichlich Waffen brauchen und kaufen/bezahlen müssen. Kein Öl kein Geld. Und ob bei zerstörten Förderanlagen Kredite gewährt werden würden (auf zukünftige Öleinnahmen), tja?


OffTopic: Wenn ich als iranischer Präsident wüßte, das sie Saudis sunnitische Milizen (?) finanziell unterstützen, würde ich DIE unterstützen die die Saudis stürzen wollen. Da finden sich bestimmt welche.


- Tiger - 15.12.2006

@Lara
Zitat:Ich würde als erstes die Einahmequellen zerstören, denn wenn die Saudis Krieg führen dürften sie reichlich Waffen brauchen und kaufen/bezahlen müssen.
Dito im Fall des Iran. Es wäre gut vorstellbar, das ein grosser Teil der Raffinerien und Förderanlagen gleich in den ersten Tagen des Krieges zerstört würde, und das wäre auch ein Grund dafür, das sich der Westen NICHT einmischt.
Der Westen würde wahrscheinlich verstärkt auf andere Anbieter, z.B. Angola, oder auch auf alternative Energieträger zurückgreifen. Eine Intervention des Westens in einem Krieg zwischen Iran und Saudi-Arabien würde sich wahrscheinlich darauf beschränken, das man wie in den 80ern Tanker aus dem Golf herauseskortiert.

Zitat:Wenn ich als iranischer Präsident wüßte, das sie Saudis sunnitische Milizen (?) finanziell unterstützen,
Im Irak soll der Iran bereits einige schiitische Milizen unterstützen. Moktadr al-Sadr soll die US-Streitkräfte im Irak bereits auf solche schiitischen Milizen aufmerksam gemacht haben Teilweise soll auch die Mehdi-Miliz bereits vom Iran unterstützte schiitische Milizen im Irak angegriffen haben. Stand zumindest jüngst in einer Ausgabe von "Newsweek".


- Shahab3 - 15.12.2006

Zitat:Im Irak soll der Iran bereits einige schiitische Milizen unterstützen. Moktadr al-Sadr soll die US-Streitkräfte im Irak bereits auf solche schiitischen Milizen aufmerksam gemacht haben Teilweise soll auch die Mehdi-Miliz bereits vom Iran unterstützte schiitische Milizen im Irak angegriffen haben. Stand zumindest jüngst in einer Ausgabe von "Newsweek".
Naja. Also eigentlich wirft man dem Iran immer vor, Al-Sadr und seine Milizen zu unterstützen. Das man nun (angeblich?!) das Gegenteil behauptet, zeigt mir nur, dass in den USA keiner wirklich weiss was abläuft.
Tatsächlich dürfte es eher so ausschauen, dass er Iran pauschal alle schiitischen Kräfte dort unterstützt. Wie übrigens auch gleichzeitig die irakische Regierung. Das ist übrigens nicht mal ein Widerspruch. Bei internen Konflikten wird man sich wohl geschickterweise weitestgehend bedeckt halten.

Auf das konkrete Szenario bezogen, wirst Du keinen Schiiten dazu bewegen können Position für Saudi-Arabien, oder andere radikale Sunniten zu beziehen. Da muss man eigentlich nicht viel vermuten oder spekulieren Wink


- Lara - 15.12.2006

Zitat:Tiger postete
@Lara

Zitat:Wenn ich als iranischer Präsident wüßte, das sie Saudis sunnitische Milizen (?) finanziell unterstützen,
Im Irak soll der Iran bereits einige schiitische Milizen unterstützen. Moktadr al-Sadr soll die US-Streitkräfte im Irak bereits auf solche schiitischen Milizen aufmerksam gemacht haben Teilweise soll auch die Mehdi-Miliz bereits vom Iran unterstützte schiitische Milizen im Irak angegriffen haben. Stand zumindest jüngst in einer Ausgabe von "Newsweek".
Ich sprach ja auch von der Unterstützung von Gegner der Saud´s die aber direkt in Saudi-Arabien agieren wollen. Umsturz, oder dergleichen.


- Shahab3 - 19.12.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,455347,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 47,00.html</a><!-- m -->
Zitat:PENTAGON-BERICHT
Sicherheitslage im Irak dramatisch verschlechtert
...
Von Mitte August bis Mitte November sei die Zahl der Anschläge im Vergleich zum Zeitraum Mai bis Anfang August um 22 Prozent gestiegen, hieß es in einem dem Kongress in Washington übergebenen Bericht des Pentagon. Im Durchschnitt liege die Zahl der Anschläge bei 959 pro Woche. Ein Grund dafür sei der übliche Anstieg der Gewalttaten während des Fastenmonats Ramadan. Hauptziel der Anschläge seien mit 68 Prozent weiterhin die US-Truppen und ihre Verbündeten, die "überwältigende Mehrheit" der Opfer seien jedoch Iraker. Die Mehrzahl davon (54 Prozent) ereigne sich in den Provinzen Bagdad und Anbar.
...
Der Schutz der US-Soldaten scheint ziemlich gut zu sein. Jedenfalls so gut, dass die meisten Anschläge ohne, oder nur mit wenig Opfern recht glimpflich für sie enden. Was der gemeine irakische Zivilist nicht von sich behaupten kann.

Auf der anderen Seite passt dieser Bericht nicht ganz mit der Argumentation der USA zusammen, dass sie die Anschläge durch ihre Präsenz eher noch verhindern. Anhand dieser Zahlen eine schwer haltbare These.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://today.reuters.com/news/articlenews.aspx?type=worldNews&storyID=2006-12-18T153115Z_01_PAR843520_RTRUKOC_0_US-IRAQ-SADDAM.xml">http://today.reuters.com/news/articlene ... SADDAM.xml</a><!-- m -->
Zitat:Saddam says responsible for any Iran gas attacks

BAGHDAD (Reuters) - Saddam Hussein said on Monday he would take responsibility "with honor" for any attacks on Iran using conventional or chemical weapons during the 1980-1988 war but he took issue with charges he ordered attacks on Iraqis.
...
Tjoar..dafür wurde er auch nicht verurteilt. [Bild: http://kolobok.wrg.ru/smiles/light_skin/hang2.gif] wird er trotzdem.


- BigLinus - 30.12.2006

Zitat:Saddam im Morgengrauen gehängt

Der frühere irakische Diktator Saddam Hussein ist am Samstagmorgen hingerichtet worden. Wie irakische Fernsehsender unter Berufung auf das Außenministerium in Bagdad berichteten, wurde der 69-Jährige kurz vor 6 Uhr Ortszeit (4 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) gehängt. Entgegen anders lautenden Berichten fand die erwartete Hinrichtung seines Halbbruders und eines ebenfalls wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten Ex-Richters noch nicht statt. Der arabische Sender Al-Arabija hatte zuvor ihre Hinrichtung vermeldet.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://onnachrichten.t-online.de/c/10/02/69/30/10026930.html">http://onnachrichten.t-online.de/c/10/0 ... 26930.html</a><!-- m -->


- Erich - 02.01.2007

Zitat:Tausende pilgern zum Grab
Sunniten schwören Rache
für Saddam
Die Hinrichtung des Diktators heizt die Stimmung im Irak weiter auf. US-Präsident Bush sprach von einem "Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie". mehr ...
unter <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt1m2/ausland/artikel/744/96648/">http://www.sueddeutsche.de/,tt1m2/ausla ... 744/96648/</a><!-- m -->

(wobei mir nicht klar ist, was das Töten eines Menschen - durch wen auch immer - mit einer Stärkung der Demokratie zu tun haben soll)

Es ist schon fast peinlich, mit welcher Eile und Hast ein völlig abgehalfteter ehemaliger Dikator zum Martyrer aufgebaut wird.
Ich hätte jetzt erst mal einen Prozess nach dem anderen durchgeführt, um die gesamte "Aera Saddam" juristisch aufzuarbeiten. Noch ein paar Jahre und kein Mensch hätte sich im Irak noch für diesen Verbrecher interessiert.
Aber offenbar ging es einigen um schnelle Rache.


- Azrail - 02.01.2007

Erich schrieb:
Zitat:Tausende pilgern zum Grab
Sunniten schwören Rache
für Saddam
Die Hinrichtung des Diktators heizt die Stimmung im Irak weiter auf. US-Präsident Bush sprach von einem "Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie". mehr ...
unter <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt1m2/ausland/artikel/744/96648/">http://www.sueddeutsche.de/,tt1m2/ausla ... 744/96648/</a><!-- m -->

(wobei mir nicht klar ist, was das Töten eines Menschen - durch wen auch immer - mit einer Stärkung der Demokratie zu tun haben soll)

Es ist schon fast peinlich, mit welcher Eile und Hast ein völlig abgehalfteter ehemaliger Dikator zum Martyrer aufgebaut wird.
Ich hätte jetzt erst mal einen Prozess nach dem anderen durchgeführt, um die gesamte "Aera Saddam" juristisch aufzuarbeiten. Noch ein paar Jahre und kein Mensch hätte sich im Irak noch für diesen Verbrecher interessiert.
Aber offenbar ging es einigen um schnelle Rache.


Versteh ich auch nicht ganz da waren ja die Nürnberger Prozesse besser aufgeklärt.
Ausserdem was sollen das bringen?
Hätte man ihn nicht einfach im Knast verfaulen lassen sollen,der soll ja sogar Krebs gehabt haben.Am Ende wäre er sogar auf natürliche Weise qualvoller gestorben.
Das war ne poltische Entscheidung und das ist nicht gut,aber was gut ist interssiert wohl niemanden mehr.