Forum-Sicherheitspolitik
Algerischer Befreinungskampf - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97)
+--- Forum: Geschichtliches (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=68)
+--- Thema: Algerischer Befreinungskampf (/showthread.php?tid=2783)



- Skywalker - 19.04.2005

Zitat:Geschichte
8. Mai 1945: In den Straßen von Algier feiern jubelnde Menschenmengen die Kapitulation des Deutschen Reiches. Dafür, daß sie der französischen Armee im 2. Weltkrieg als Kanonenfutter dienten, hatte Frankreich dem seit 1830 besetzten Algerien die Unabhängigkeit versprochen. Doch die Freude dauert nur kurz: General De Gaulle lässt die Demonstrationen aus Flugzeugen bombardieren. 45.000 Tote an diesem Tag lehren, daß das Ende der Kolonialherrschaft noch nicht gekommen ist.

Ermutigt durch die französische Niederlage in Vietnam, nahm die algerische Befreiungsarmee den bewaffneten Kampf auf. 8 Jahre dauerte der Krieg, der von der französischen Armee äußerst blutig und brutal geführt wurde. Etwa ein Drittel der Landbevölkerung wurde zwangsumgesiedelt, wodurch die Versorgung zusammenbrach. Insgesamt kamen 1,5 Millionen Menschen (15% der Bevölkerung) ums Leben, ca. 2 Millionen landeten in Konzentrationslagern. Doch 1962 war der größte Teil des Landes unter der Kontrolle der Befreiungsfront FLN, und De Gaulle musste die Unabhängigkeit gewähren. Bedingung: Die Interessen des französischen Kapitals seien nicht anzutasten.

In 132 Jahren Kolonialherrschaft war die auf Stammes- und Gemeineigentum basierende Selbstversorgungswirtschaft zerstört und durch eine auf den französischen Markt ausgerichtete Exportwirtschaft (Wein, Orangen, Weizen) ersetzt worden. Nun hungerten die in die Wüste vertriebenen Menschen. Auch die kulturelle Eigenständigkeit war gefährdet, denn die französische Verwaltung hatte die arabische Sprache und die Koran-Schulen, wo fast alle Menschen Schreiben und Lesen gelernt hatten, verboten. Am Ende der Kolonialzeit betrug die Analphabetenquote 90%. 40% des Landes und 2/3 des Viehbestandes waren vernichtet, 60% der Betriebe und Verschiffungsanlagen zerstört, 30% der Verkehrswege unbenutzbar
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.el-puente.de/projekte/afrika/algerien/algerien.htm">http://www.el-puente.de/projekte/afrika ... gerien.htm</a><!-- m -->


Wenn ich mir durchlese das die französische Verwaltung die arabische Sprache Verboten hat, Menschen in die Wüste Vertrieben wurden, Demonstrationen für nationale Eigenständigkeit mit Bombern aus der Luft niedergeschlagen wurden, in dem 8 jährigen Krieg 1,5 Mio Algerier starben usw. so kann nur von brutaler Unterdrückung und von einem Völkermord die Rede sein.

In diesem Thread will ich Fakten über begangene Verbrechen und Unterdrückungen der französischen Kolonialtruppen während des Befreiungskrieges in Algerien sammeln.


- Jacks - 19.04.2005

Der Begriff Völkermord ist in dieser Realation in meinen Augen völlig unangebracht aber es ist klar das damals sehr vieles falsch gelaufen ist.
Es war eben ein hart geführter Krieg von Besatzern gegen Rebellen.

Algerien war so eine Art Scheideweg für die französische Demokratie.
Man hat sich wie ein kleines Kind an dem Lutscher Kolonien festgehalten und ist auf die Fresse gefallen um es mal ganz harsch zu sagen.
Nachdem man Indochina verloren hatte versuchte man wenigstens Algerien zu halten aber dies war von vorneherein ohne Erfolgsaussichten.
Das Militär,besonders die hohe Offiziersschicht haben in Folge dessen versucht die Zügel anzuziehen und jeden Verhandlungen einen Riegel vorzuschieben,wodurch es fast zu einem Militärputsch in Frankreich gekommen wäre.
Die Armee,besonders die Fremdenlegion als Hauptträger, hat dadurch einiges an Reputationverloren,einige große Regimente wurden in Folge dessen für immer aufgelöst.

Alles in allem muss man sagen das in Algerien vieles falsch gelaufen ist und praktisch das endgültige Ende der Kolonie eingeläutett wurde,an der sich manche in Frankreich trotz Krieg (oder gerade deswegen) festgeklammert hatten ...


- pseunym - 19.04.2005

Ohne das, was dort passiert ist, herunterspielen zu wollen, aber so einseitig war das Ganze dort nicht:

Und nach dem der Krieg beendet war, wurden von den Algerier bis zu 150 000 harkis, Algerier, die auf Seiten Fs gekämpft/gearbeitet hatten, ermordet.....

Zudem sprechen selbst die Algerier von max 1 Mio Toten, während F. von 350000 spricht, beidesmal inklusive der ca. 50 000 frz. Soldaten und Zivilisten, exklusive der Harkis.

Quellen: Staatsverbrechen, R. Maran 1996; A Savage War of Peace: Algeria 1954-1962; A. Horne, War in Algeria, J Roy

Zudem ist der Tag des Waffenstillstande in F Gedenktag für alle Opfer des Algerienkrieges (inkulsive der Harkis, was den Algerieren, die diese als Landesverräter ansehen nicht gefällt).


- Skywalker - 15.05.2005

Zitat:The world at war
Massacre in Algeria
As France celebrated victory in Europe on 8 May 1945, its army was massacring thousands of civilians in Sétif and Guelma - events that were the real beginning of Algeria’s war of independence.

By Mohammed Harbi

THE massacres in the Sétif and Guelma regions on 8 May 1945, described at the time as events or troubles in north Constantine, marked the beginning of the Algerian war of independence. This episode in the Algerian tragedy is one of the great turning points in colonial history.

The ensuing upheavals dominated the political life of Algeria, which grew increasingly independent of political developments in France as the nationalist movement gained momentum. Each time France was at war, in 1871, 1914 and 1940, militants hoped to exploit the situation to win reforms or free Algeria from colonial rule. There were uprisings in the Kabyle region and eastern Algeria in 1871 and in the Aurès mountains in 1916. But May 1945 was different. There were widespread fears of another uprising but, despite claims, there is no evidence that it was on the agenda.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://mondediplo.com/2005/05/14algeria">http://mondediplo.com/2005/05/14algeria</a><!-- m -->


Zitat:Ein Krieg, der keiner sein durfte
Frankreich und der Algerienkrieg
Vor bald 40 Jahren, am 1. Juli 1962, wurde Algerien von Frankreich unabhängig . Lange Zeit wurde um diese Unabhängigkeit gekämpft. Der militärische Befreiungskampf der AlgerierInnen begann am 1. November 1954 - in ganz Algerien explodierten etwa zwanzig Sprengsätze. Das Datum gilt als Beginn des militärisch geführten algerischen Befreiungskampfs durch die FLN (Front de Libération National/Nationale Befreiungsfront Algeriens) gegen die Kolonialherrschaft Frankreichs.

Im November 1954 waren etwa 57.000 französische Soldaten in Algerien stationiert. Die französische Regierung Mendès-France lehnte Verhandlungen ab und verstärkte die Truppen, fünfzehn Monate später waren es schon über 400.000 Mann. Bis zur Unabhängigkeit des Landes 1962 verbrachten rund 1,7 Millionen Wehrdienstpflichtige Teile ihrer 27 Monate dauernden Dienstzeit in Algerien - fast 25.000 von ihnen starben, 60.000 wurden verletzt. Weitaus höher war die Zahl der Toten auf algerischer Seite. Nach Schätzungen starben etwas eine Million Menschen in den acht Jahren. Ab August 1955 weitete sich der Konflikt aus. Die FLN erhielt Waffen und Geld von den arabischen Nachbarstaaten, die auch die in Kairo sitzende provisorische Regierung Algeriens anerkannten.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sozialismus.net/zeitung/mr17/algerienkrieg.html">http://www.sozialismus.net/zeitung/mr17 ... krieg.html</a><!-- m -->


Re: Algerischer Befreinungskampf - Erich - 20.12.2012

das passt wohl hierher - auch, weil es etwas Hintergründe für den Befreiungskampf aufdeckt
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/frankreich600.html">http://www.tagesschau.de/ausland/frankreich600.html</a><!-- m -->
Zitat:Frankreichs Präsident in Algerien
Wieder keine Entschuldigung für Kolonialzeit

Frankreichs Präsident François Hollande hat die französische Kolonialzeit in Algerien als "zutiefst ungerecht und brutal" verurteilt. Bei seinem Staatsbesuch sagte er vor den beiden Kammern des Parlaments in Algier: "Ich erkenne hier die Leiden an, die die Kolonialisierung dem algerischen Volk zugefügt hat."
...

Stand: 20.12.2012 15:19 Uhr