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Idee der Menschenrechte, ein europäisches Phänomen? - Druckversion

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- kurosh - 07.03.2005

Ich habe diesen Thread zur Aufklärung und den Menschenrechten geöffnet , da ich kalr stellen möchte , dass es NICHT die Europäer waren , bei den Menschenrechts-Idenn entstanden sind , geschweige denn zur Zeit ihrer "Erfindung" Realität waren.
Denn die erste Menschenrechts-Charta der WELTGESCHICHTE wurde im Iran vor über 2500 Jahren niedergeschrieben , wo es Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und die freie Religionsausübung sowie die Gleichberechtigung zwischen den Völkern und Ethnien , die in Iran gelebt haben (und allein das verhalf dem Iran in der Antike unter den Achaimeniden zur Weltmacht).

Nun behaupten die Europäer , dass die Menschenrechte oder die Idee von ihnen entwickelt worden ist (die Menschenrechtsideen in Europa entstanden im 17. und 18. Jahrhundert n. Chr. , wobei diese noch nicht einmal an den oben genannten Punkten nur irgendwie dran kamen , und die Menschenrechtserklärung Irans entstand auch noch ungefähr 539. v. Chr.) , was einfach falsch ist.

Die erste Menschenrechts-Charta der Erde wurde vom Iranischen Kaiser, Kyros dem Großen niedergeschrieben:

Zitat:"Nun dass ich mit dem Segen von Ahuramazda (der zoroastrische Gott) die Königskrone von Iran, Babylon und den Ländern aus allen vier Himmelsrichtungen aufgesetzt habe, verkünde ich, dass solange ich am Leben bin, und Mazda mir die Macht gewährt, ich die Religion, Bräuche und Kultur der Länder, von denen ich der König bin, ehre und achte und nicht zulasse, dass meine Staatsführer und Menschen unter meiner Macht die Religion, Bräuche und Kultur meines Königreiches oder anderer Staaten verachten oder beleidigen.

Ich setze heute die Krone auf und schwöre bei Mazda, dass ich niemals meine Führung einem Land aufzwingen werde. Jedes Land ist frei zu entscheiden, ob es meine Führung möchte oder nicht, und wenn nicht, versichere ich, dass ich niemals dies mit Krieg aufzwingen werde.

Solange ich der König von Iran, Babylon und den Ländern aus allen vier Himmelsrichtungen bin, werde ich nicht zulassen, dass jemand einem anderen unrecht tut, und wenn jemandem unrecht geschieht, dann werde ich ihm sein Recht zurückgeben und den Ungerechten bestrafen.

Solange ich der König bin, werde ich nicht zulassen, dass sich jemand ohne einen Gegenwert oder ohne Zufriedenheit oder Zustimmung des Besitzers sich sein Eigentum aneignet. Solange ich am Leben bin, werde ich nicht zulassen, dass jemand einen Menschen zu einer Arbeit zwingt oder die Arbeit nicht gerecht vergütet.

Ich verkünde heute, dass jeder Mensch frei ist, jede Religion auszuüben, die er möchte, und dort zu leben, wo er möchte, unter der Bedingung, dass er das Besitztum anderer nicht verletzt. Jeder hat das Recht, den Beruf auszuüben, den er möchte, und sein Geld so auszugeben, wie er möchte, unter der Bedingung, dass er dabei kein Unrecht begeht.

Ich verkünde, dass jeder Mensch verantwortlich für seine eigene Taten ist, und niemals seine Verwandten für seine Vergehen büßen müssen und niemand aus einer Sippe für das Vergehen eines Verwandten bestraft werden darf. Bis zu dem Tage, an dem ich mit dem Segen von Mazda herrsche, werde ich nicht zulassen, dass Männer und Frauen als Sklaven gehandelt werden, und ich verpflichte meine Staatsführer, den Handel von Männern und Frauen als Sklaven mit aller Macht zu verhindern. Sklaverei muss auf der ganzen Welt abgeschafft werden! Ich verlange von Mazda, dass er mir bei meinem Vorhaben und Aufgaben gegenüber den Völkern von Iran, Babylon und den Ländern aus vier Himmelsrichtungen zum Erfolg verhilft."

Cyrus der Große, der erste König der Könige und Gründer des persischen Imperiums, im Jahre 539 b.c



- pharao - 08.03.2005

Ist ja schön und gut, nur hat sich die Iranische Menschenrechtsidee nicht bis heute erhalten und wurde im Iran durch das Islamische Moral System abgelöst.

Die ersten Europäischen Menschenrechte also die Habeas-Corpus Akte und die Bill of Rights und die französische Déclaration des Droits de l'homme et du citoyen wurden unabhängig von der Iranischen Idee entwickelt, natürlich wesentlich später.
Auch die Theoretiker der Aufklärung und des Liberalismus, also der modernen Staatsphilosoph haben meines Wissens nach an den Ideen der Grundrechte gearbeitet ohne von der Iranischen Idee zu wissen

Also hat meines Wissens nach die Iranische Menschenrechtsidee, die Europäische nicht beeinflußt

Übrigens wurde schon in Athen 624 v.Chr die wilkürliche Rechtssprechung abgeschafft und auch das Noachidische Gesetz ist ein Art Vorläufer der Menschenrechte

Also kann man sagen, dass die Europäische Menschenrechtsidee des 17. und 18. Jahrhunderts in einigen Bereichen nichts neues ist, aber die europäische Idee ist bis heute gültig


- kurosh - 08.03.2005

@Pharao

Habe ich auch nie behauptet.
Es ist aber so , dass die Europäer ihre Menschenrechtsidee gerne als die Einzige betrachten oder die , die anderen beeinflusst haben soll.


- Shahab3 - 08.03.2005

Ich weiss nicht, ob ich den Thread richtig verstehe, aber ich denke nicht, dass es überhaupt der Punkt ist, ob die Europäer die Menschenrechtsencharta von Kaiser Kyros gekannt haben. Freiheitliche Grundideen sind keine Technologien, die man erst abschauen, oder lernen muss. Sie müssen funktionieren und von den Staatlichen Instanzen akzeptiert umgesetzt und in der Gesellschaft und im Rechtssystem implementiert werden. Das war für die damalige Zeit und für viele Jahrhunderte sicherlich beispiellos.

Dennoch glaube ich nicht, daß man Europa in der Hinsicht überhaupt mit dem damaligen Persien vergleichen kann.

In Europa hätte es eine solche Entwicklung zu der damaligen Zeit garnicht geben können, weil eher hierarchische Stammeskulturen in einer Art Mikrokosmos existierten. Von einem grossen Staatsgebilde, staatlichen Strukturen, dem Problem viele Völker und Religionen zu vereinen stand man garnicht.
Die Römer vielleicht...

Erst als sich in Europa eine breite Bauern- und vor allem insbesondere eine städtische Bürgerschicht entwickelte, enstanden überhaupt erst Motive siche gegen Lehnherrenschaft, Kirche und Monarch aufzulehnen.
Den Vorwurf ( das falsche Wort eigentlich) den man in der Hinsicht gefallen lassen muss liegt eher darin, daß diese Entwicklung erst viel später einsetzte als die hätte geschehen können. Und das eben nicht aus einer Freiwilligkeit und Überzeugung der Herrschenden heraus, sondern vom Volk her aufgrund der exisitierenden Mißstände. Da liegt für mich der entscheidende Unterschied.


- ThomasWach - 08.03.2005

Nunja, die Intensität der geistigen Bewegung, ihre soziale und politische Sprengkraft, ihr allmähliches Durchsickern in die sozio-ökonomische Realität, all das macht die europäische Aufklärung ziemlich einzigartig bzw. in ihrer Intensität eben einzigartig.
Die Gedanken von Erasmus von Rotterdam, Thomas Morus( um mal in der Renaissance anzufangen), von Spinoza, Descartes, Hobbes, Locke, Newton, Leibniz, Montaigne, Montesquieu ( über den ich jetzt gerade ne Hausarbeit schreibe Big Grin), Rousseau, Kant, den Federalists usw. haben sich eben niedergeschlagen in den beiden Bill of Rights ( in Gb und USA), in der Erklärung der Menschenrechte in Frankreich, in der 3. Mai-Verfassung und später eben auch in der allmählichen friedlichen und kriegerischen Revolutionierung Europas ( Napoleonische Kriege, Restauration und dagegen aufbegehrende Revolutionen 1830 und 1848) ihren unwiederruflichen Ausdruck gefunden.
Zudem kann man wie Shahab schon sagte diese Dinge nicht vergleichen:
Persien damals war trotz allem ein feudaler ologarchischer Staat, der sich durch eine aber recht bemerkenswerte Toleranz und Weitsicht auszeichnete.
Im Europa des 17. und 18. jahrhunderts gab es aber tatsächlich große gesellschaftl. Umwälzungen, die Auflösung der Standesschrnaken zeichnete sich ab und so weiter.

Man kann daher in Persine durchaus von libertären Ideen sprechen, aber nicht vergleichbar in der wirkung und im Impetus wie in Europa der neuzeit.

Auch wäre ich etwas vorsichtig mit der Schilderung der Antike... denn zwischen neuzeitlicher Aufklärung und antikem Ideal steht eindeutig eine große Grenze, nämlich die Einordnung des Menschens in der Welt.
Während in der Antike das traditionelle naturrecht galt und die Ordnung als Gottgegeben definiert wurde, war die Aufklärung trotz einiger Ausreißer eindeutig säkular... die Vernunft und die durch Menschen gemachte Ordnung oder der Glaube an bestimmte universelle Gesetzmäßgkeiten trat an die Stelle der Gottesfürchtigkeit und der gottgegebene Ordnung.
Von daher war die Antike höchstens Inspiration und Ideengeber in einigen Punkten...
ein Menschenrecht in unserem heutigen Verständnis kannten die auch noch nicht, auch die Römer und die Hellenen!
Von daher, die Perser auch nicht.


- Shahab3 - 08.03.2005

Das geht durchaus in die Richtung desssen, was ich zum Ausdruck birngen wollte. Vielleicht bringe ich es nochmal prägnant auf den Punkt :
Die europäischen Meneschenrechte haben sich AUS DEM VOLK GEGEN DIE HERRSCHENDEN entwickelt. Die Menschenrechtsencharta von Kurosh war EINE RECHTS/MORALLEHRE VOM HERRSCHENDEN FÜRS VOLK der er sich selbst im Sinne des Volkes unterwarf.

Das ist im Kern der qualitätive Unterschied den ich Ansprach.

Den Zeitlichen Rahmen und jahrhunderte vertane Zeit in Europa und verlorene Werte im Iran durch Islamisierung (oder was auch immer) mal aussen vor.


- pharao - 08.03.2005

Zitat:Die europäischen Meneschenrechte haben sich AUS DEM VOLK GEGEN DIE HERRSCHENDEN entwickelt.
Wobei man das "aus dem Volk" insgesamt wohl nur auf das Bürgertum bzw. die Intilligenz beziehen kann, denn das wirkliche einfache Volk hatte nur wenig Einfluß auf die Ideen des Liberalismus und des Nationalismus


- ThomasWach - 08.03.2005

@ Shahab
Im großen und ganzen hab ich ja auch so nicht so viel gegen deine Position einzuwenden, nur wollte ich eben meine auch noch dazu formulieren und eine etwas andere Formulierung mit ins Spiel bringen.

Denn Pharao hat vollkommen Recht:
Die meisten der Denker, die ich aufgezählt habe, waren sogar Adelige und nur wenige gehörten dem einfachen Kleinbürgertum an.
Einfach weil damals so die Bildungschancen noch um einiges anders verteilt waren als heute.
Von daher :
Man kann es wohl so haben:
Die Menschenrechte und libertären Ideen in Europa wurden für das Volk formuliert direkt, während in Persien zum Beispiel die Toleranz und Weitsicht der Herrschenden ihren Untertanen ( auch ne wichtige Unterscheidung!!!!) diese Rechte gaben, also waren jene Rechte vorallem darauf ausgerichtet, eine gute Herrschaft zu errichten.

Desweiteren kann man die Frage, wie man eine solche Ordnung legitimiert, nicht außer Acht lassen. Wer ist der Ursprung der Macht, Gott oder eben die Menschen bzw. das Volk selbst ( mit Volk wird dann meistens erst mal nur Bürgertum + Adel gemeint)?
Das war dann im Endeffekt die zentrale Umstellung im Denken.. warum? Weil starke sozio-ökom. Kräfte in Bewegung geraten waren in Europa und so der Boden auch bereitet war, um solche Ideen aufkommen zu lassen ( Entwicklung der systematischen Naturwissenschaften, Stärkung des Bürgertums, allmählicher technischer Fortschritt, Reformation und allmähliche "Schwächung der Religion" etc..).
Daher kann ich dir auch nur schwer zustimmen mit der vertrödelten Zeit.
Diese Entwicklungen brauchten eben ganz bestimmte Voraussetzungen um sich vollziehen zu können.


- pharao - 08.03.2005

Zitat:Die meisten der Denker, die ich aufgezählt habe, waren sogar Adelige und nur wenige gehörten dem einfachen Kleinbürgertum an.
Meines Wissens nach waren nur Descartes, Montesquieu und Leibnitz Adlige, die restlichen Denker entstammen dem Bürgertum.

Auch Herder und Fichte waren wichtige Staatsphilosophen ,wobei Fichte sogar aus dem Kleinbürgertum stammt


- ThomasWach - 08.03.2005

Mhm, nun gut, war wohl ein bißchen fehlerhaft formuliert von mir. Wobei Erasmus von Rotterdam und auf jeden Fall Thomas Morus auch Adelige waren ( Morus auf jeden Fall, er muss zumindest geadelt wurden sein, ansonsten wäre er nie Lordkanzler geworden ).

Aber jene entstammten fast alle den gehobenen Ständen, also dem Adel oder dem gut gegüterten Bürgertum.
Hobbes wäre da ne Ausnahme und auch Rousseau zum großen teil.

Herder, nun ja gut, den kann man dazuzählen, muss man nicht aber zwangsweise. Dann könnte man auch Hegel noch erwähnen und Voltaire und Thomasius und Smith usw.... denn es zeichnet die europäische Aufklärung ja gerade aus, dass sie an Ideen so reichlich ausgestattet war!


- Quintus Fabius - 17.03.2005

Zitat:Überhaupt gingen höher entwickeltere Kulturen wie die der Syrer und Ägypter unter , die Iraner haben hart gekämpft , bis sie wenigstens ihre persische Sprache und ein Teil der antiken Iranischen Kultur beibehalten konnten und auch nicht arabisiert wurden.
Tatsächlich verhält es sich sogar interessantererweise andersherum und sehr vieles was man heute als arabische Kultur wahrnimmt ist in Wahrheit persisch.

Als das islamische Kalifat errichtet wurde, waren die ganzen Hofbeamten zu großen Teilen Perser. Große Teile dessen was man heute als typisch islamisch wahrnimmt und folglich arabisch, ist in Wahrheit in seiner Herkunft genuin persisch.

Witzig dabei ist auch, daß manche Einflüsse die die Iraner heute als arabischen Einfluß auf sich sehen, in Wahrheit ganz anfänglich selber persischer Einfluß auf die Araber waren.

Zitat:Die Römer vielleicht...
So ist es. Der Freiheitsgedanke wie ihn die Europäer forumlierten basiert im Grund auf dem Rechtsverständnis der Römer. Die Römer waren eines der sehr auf Recht und Justiz bedachten Völker und ein Grosteil der heutigen Rechtsprechung weltweit geht auf römische Ideen zurück.

Um mal nur ein Beispiel zu nennen: die Römer waren die ersten die juristisch zwischen Eigentum und Besitz trennten. Wenn die römische Rechtsgeschichte interessiert dem kann ich : Geschichte des römischen Rechts von Ulrich Manthe empfehlen.

Auch die Römer formulierten den Gedanken der Menschenrechte, diese allerdings beschränkt auf ihre Bürger, d.h. nur als Bürger Roms hattest du prinzipielle Menschenrechte. Als das Christentum sich dann in rom durchsetzte, wurde daraus der Gedanke allgemeiner Menschenrechte, dieser ging jedoch für Jahrhunderte durch die Völkerwanderung verloren und wurde erst mit der Wiederbelegung des Antiken Wissens in der Renecainsse das erste Mal im Humanismus wieder aufgegriffen.

Die Westeuropäische Linie der Menschenrechte geht also auf die Kombination FRÜHchristlichen Denkens mit dem Römischen Justizwesen zurück.

Zitat:Während in der Antike das traditionelle naturrecht galt und die Ordnung als Gottgegeben definiert wurde, war die Aufklärung trotz einiger Ausreißer eindeutig säkular... die Vernunft und die durch Menschen gemachte Ordnung oder der Glaube an bestimmte universelle Gesetzmäßgkeiten trat an die Stelle der Gottesfürchtigkeit und der gottgegebene Ordnung.
Von daher war die Antike höchstens Inspiration und Ideengeber in einigen Punkten...
Als entscheidenden Punkt wo sich dies verändert hat sehe ich da aber im Gegensatz zu dir hier die Durchsetzung der monotheistischen oder dualistischen Weltreligionen als Kernpunkt an. mMn ist der Gedanke der Menschenrechte nicht von der Religion zu trennen und die Gedanken der Humanisten waren mMn nicht wirklich säkular. Sie waren gegen die Kirche, aber nicht säkular. Die Idee das der Mensch Rechte hat entwickelte sich mMn eben aus dem Verständnis der Seele und eines übergeordneten nichtmenschlichen Gottes. Die Antiken Götter dagegen waren sehr menschlich.

Und hier kommt nun der Iran ins Spiel, den mit Zarathustra und dem Zoroastrismus hatten die Perser eben lange vor den anderen eine solche Völkerübergreifende Weltreligion. Und von daher eine andere geistig kulturelle Haltung im Vergleich zu den anderen antiken Völkern.

Beschließend: Was mich immer wieder fasziniert ist die Ironie, daß in der jüdischen Bibel die Perser und noch mehr Kyros bis zum geht nicht hoch gelobt werden, wegen der guten Behandlung die die Perser den Juden nach langen Zeiträumen ununterbrochenen Überlebenskampfes zukommen ließen.

Die Religionsfreiheit und der Wiederaufbau des Tempels mit persischer Hilfe und Finanzierung führten dazu, daß Jahrhundertelang die Juden die treuesten und loyalsten Untertanen der Perser waren, die selbst nach dem Sieg Alexanders des Großen die Makedonen weiter bekämpften und sich der griechischen Kultur verweigerten. Das ist deshalb so eine tragische Ironie, wenn man den heutigen Zustand beider Völker/Länder sieht.


- ThomasWach - 18.03.2005

Also so weit wie ich mich belesen habe, lag der Quantensprung eben in der Säkulariserung des Denkens und damit auch in der Betrachtung des Menschens.
Bei den Römern wie auch im scholastischen Mittelalter war der mensch bzw. der auch brauchbare Büger ein sogenanntes zoon politicon, ein politisches Tier. Man nimmt den Menschen von Natur aus als politisches Wesen an, dass sich in die Gott gegebene Welt einzufügen hat.
In dem unterscheidet sich die aristotelische Weltsicht nicht viel von der mittelalterlichen Weltsicht, nur um Nuancen ( ich guck mal nach wegen den genauen Unterschieden, hatte erst ein Seminar zu dem Thema...).

Das wirklich neue war dann, dass der Mensch als ein gesellschaftliches und soziales Wesen verstanden wurde, dass untereinander erst die Gesellschaft konstituiert ( egal, ob man nun annimmt wie die Vertragslehre, dass der Mensch erst allein ist und dann eine Gemeinschaft schafft über einen Vertragsschluß oder ob man wie Montesquieu zum Beispiel schon den vergesellschafteten Menschen als Grundlage annimmt).
Das neue ist eben die Legitimation über den Menschen selbst und dies schaffte erst das Neue Naturrecht im Gegensatz zum Traditionellen.
Natürlich darf man die klassischen Wurzeln nicht vergessen und auch die Religion. Trotzdem darf man das keineswegs in einen Topf werfen, denn dann würde man die horrenden Unterschiede übersehen.


- Quintus Fabius - 18.03.2005

Zitat:In dem unterscheidet sich die aristotelische Weltsicht nicht viel von der mittelalterlichen Weltsicht, nur um Nuancen
Sicherlich, das liegt aber schon allein daran, weil sich die mittelalterliche Scholastik zum großen Teil gerade eben auf Aristoteles aufbaut.

Zitat:Also so weit wie ich mich belesen habe, lag der Quantensprung eben in der Säkulariserung des Denkens und damit auch in der Betrachtung des Menschens.
Säkularisierung ja, wenn man damit die Abwendung von dem Machtanspruch der Kirche und den Kirchlichen Dogmen meint. Aber nicht Säkularisation wenn man damit die Abwendung von Gott oder dem Gedanken einer göttlichen Herleitung der besonderen Stellung des Menschen meint. Und diese ist eben erst durch das Christentum oder im Fall des Iran durch den Zoroastrismus geschaffen worden.

Zudem unterscheidet sich das Frühchristentum und die katholische Kirche wie wir sie kennen drastisch.

Noch im Mittelalter heirateten Priester und vieles was wir als finsteres „Mittelalter“ in der Religion bezeichnen war erst eine Folge der Neuzeit und entstand auch erst in der Neuzeit.

Die Abwendung von der Kirche der Neuzeit als Grundlage der Menschenrechte ja, aber nicht die Abwendung von Gott oder von der christlichen Idee der Menschrechte, es geht mir dabei eben um die Frage wer diese Idee von einer besonderen Stellung des Menschen zuerst aufgestellt hat und woraus man dann die Rechte des Menschen überhaupt ableitete. Der Humanismus und dieser ganze Gedanke entstand in einer Epoche, in der man die Antike wieder entdeckte und zugleich die Kirche zeitweilig völlig verweltlichte, was dann auch zur Reformation führte. Aber man macht daher mMn leicht den Fehler, daß mit einer Abwendung vom Christentum oder dem christlichen Denken gleichzusetzen, was mWn nicht richtig ist.

Im Mittelalter gab es z.B. schon den Streit des Kaisers und der Kirche um den Vertretungsanspruch Gottes auf Erden. In der Spätantike war der Kaiser der Stellvertreter Gottes auf Erden und der Papst nur einer der Patriarchen.

Die Trennung säkulare staatliche Gewalt und Kirche war nicht gegeben und entwickelte sich eigentlich erst durch den zunehmenden Machtanspruch des Papstes. Um diesen durchzusetzen stellte sich der Papst außerhalb des Staates, auf Dauer aber führte das dann zur Säkularisation, als nach dem Ende der Staufer der päpstliche Weltmachtanspruch gescheitert war.
Das ist aber eben keine sozialkulturelle Abwendung von Gott oder der christlichen Kultur gewesen, sonder nur eine Abwendung vom Papst und dessen Kirche.

In der Spätantike war dagegen Staat und Religion eins, und dies verlor sich erst durch das Mittelalter. Im alten Iran nun, finden wir genau die Situation wieder, die die Römer in der Spätantike hatten. Und in der Spätantike waren es die christlichen Römer, die als erste im Abendland eben Menschenrechte propagierten.

Die Achaimeniden wiederum waren Zoroastrier und begründeten ihren Anspruch auf Macht ebenso religiös. Daher z.B. die außerordentliche Betonung der Lüge z.b. in den Texten von Darius d Großen (Darayavahush) oder das Berufen auf Gott gerade eben in dieser Menschenrechts“erklärung“ durch Kyros (Kurosh)

Von daher sehe ich eben den Ursprung der Idee der Menschenrechte in religiösem Denken, also in einem von der jeweiligen religiösen Kultur geprägten Umfeld.

Zitat:Das wirklich neue war dann, dass der Mensch als ein gesellschaftliches und soziales Wesen verstanden wurde, dass untereinander erst die Gesellschaft konstituiert
Das war aber auch das Selbstverständnis der Römer. Und es wurde dann durch die Völkerwanderung verschüttet, ging aber nicht verloren und wurde so in der Renecainsse wiederbelebt.


- kurosh - 18.03.2005

Offiziell nahmen die Achaimeniden erst ab Dariush dem Großen den zarathustrischen Glauben an.
Dass Kurosh der Große die Menschenrechtserklärung verfasst hat , könnte auch ein Mittel zum Zweck sein (Spekulation meinerseits) , um das neugegründete Reich mit seinen vielen Völkern und Kulturen zusammenzuhalten , nichtsdetotrotz war es schon eine beachtliche Leistung einen säkularen Staat mit solchen (auch für die heutige Zeit , vor allem für den heutigen Iran) fortschrittlichen Gesetzen zu haben.


- Quintus Fabius - 28.03.2005

Wie meinst du offiziell ? Meines wissens nach ist das alles noch sehr umstritten, ebenso wie wann Zoroaster überhaupt gelebt hat.

Zitat:Dass Kurosh der Große die Menschenrechtserklärung verfasst hat , könnte auch ein Mittel zum Zweck sein
Das war sicher auch ein Mittel zum Zweck aber es zeugt, vor allem für die Damaligen Zeit !! von wahrem Genie zu erkennen, daß man so die Menschen mehr für sich einnehmen kann.

Interessant finde ich eben hier auch, wie Kurosh in der Thora/im Alten Testament hochgelobt wird, als der direkte Gesandte Jahwes und sein Stellvertreter auf Erden. Witzigerweise war es Kurosh, der die Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft befreite, ihnen ihr altes Land zurückgab und ihnen auch noch den Tempel wiederaufbauen half.