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- Wolf - 15.08.2006

Zitat:Erich postete
jetzt bin ich doch wieder gefordert
@ Wolf:
glaubst Du wirklich, dass die israelische Armee mit dem Grundgesetz unter dem Arm im Libanon einmarschiert ist?
Ein schönes Werk für die Zukunft. In etwa das weltliche Pendant zur Bibel - funktioniert nur wenn alle mitmachen und bleibt bis dahin nur ein frommer Wunsch.

Die Ziele der Israelis umfassen eigentlich immer zumindest die Tötung von Schlüsselpersonal von dem sie glauben es wolle ihre Staat zerstören und ihre Bürger töten. Kein Recht auf Leben. Allerdings ist das eine rein akademische Frage, denn das GG ist ist in keinem Krieg voll anwendbar. Egal wer, egal worum es geht und egal wo.

Zitat:der Krieg hat viel zu viel zivile Todesopfer gefordert, als dass man den Israelis "Gutmenschentum" vorwerfen könnte :motz: ?
Das war auf Grund der Taktik der Gegenseite, nach unseren Informationen, bei der Masse der Toten kaum anders möglich. Klar gibts vielleicht irgendwo in einem geheimen Ami-Bunker ne Drohne die einen Mehrfachwerfer zwischen zwei Häuserblöcken mit einem magischen Schaum besprüht, der dann aushärtet und das Gerät ohne Verlust von Menschenleben unbrauchbar macht. Aber von einem kleinen Land soetwas zu fordern spielt in der selben Liga wie Anrufung irgendwelcher Götter mit der Bitte die Feinde doch durch göttliche Macht von ihrem Tun abzubringen...

Zitat:nämlich dass aufgrund einer völligen Fehleinschätzung durch die israelische Militärführung eine untrainierte Truppe von Reservisten einer hochtechnisierten Armee in einer Bodenoffensive gegen eine Guerillia geschickt - ich möchte fast sagen verheizt - wurde, die sich seit Jahren auf nichts anderes als den Kampf aus dem Hinterhalt genau gegen eine solche Armee vorbereitet hat ....
Nein. Und wenn du die Güte hättest "Guerillakampf und Befreiungsbewegung" mal eben beiseite zu legen und den Kalender von 1969 auf 2006 zu blättern - verstehst du das auch. Der Fehler war die Focussierung der Einsätze auf begrenzte Vorstösse. Durchgeführt, einzig und allein, um den Aktionen einen defensiveren Charakter zu verleihen. Eine klassische Offensive auf breiter Front hätte zwar ebensolche Verluste produziert - nur wäre das überrannte Gebiet dann um vieles leichter zu befrieden gewesen, denn Kämpfer der Hiz. hätten dann nicht von "links und rechts" in die gerade freigekämpften Korridore wieder kampflos einsickern können. Ausserdem wären medial besser verwertbare Meldungen produziert worden die man auch bei der Auslandspresse (also hier) hätte verstehen können ("erobertes Gebiet" und so weiter). Die so produzierte Belastung des einzelnen israelischen Soldaten wäre ebenfalls bedeutend geringer gewesen, also auch für die mental nicht vorbereiteten aber doch kampferprobten Reservisten*. *in Israel ist das ein wenig anders als bei uns... wie du wohl einsehen wirst.


@Thomas

Zeit und Zeit und nochmals Zeit. Wenn keine Menschen ermordet und entführt worden wären würde ich ihnen allen soviel Zeit geben wie sie brauchen. Leider bin ich unfähig mir anzumassen, zu bestimmen, wieviele Tote ein Land oder eine Fraktion still zu ertragen hat, um diese deine Zukunftsperspektive nicht zu gefährden. 100, 200, 1000 - je ne sais pas.

Aber vielleicht hast du Recht und ich höre auf darüber nachzudenken, denn die Vertreter unserer Presse sind weitgehend eh kompetenter in ihren Bewertungen und Schlussfolgerungen. Also "stecke ich hier auf", wie man sagt, bestelle mir ein passendes T-Shirt und lebe in meiner Zweidimensionalität vor mich hin. Vielleicht willst du auch eins. Kommt sicher in der Uni gut an Rolleyes ->

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.coxandforkum.com/archives/UncleSam.-X.gif">http://www.coxandforkum.com/archives/UncleSam.-X.gif</a><!-- m -->

@Schneemann:

Stimme zu.


- Erich - 15.08.2006

Zitat:Snakeshit postete unter Bezug auf:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,431774,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 74,00.html</a><!-- m -->
Zitat:LIBANON-KRIEG

Bushs Blaupause für Angriff auf Iran

Von Yassin Musharbash

US-Starjournalist Seymour Hersh hat Indizien dafür zusammengetragen, dass Israel den Bombenkrieg gegen die Hisbollah von langer Hand plante - und die US-Regierung Bescheid wusste. Die Offensive gelte in Washington als Testlauf für einen Iran-Krieg. (...)
ebenso (wer da wohl abgeschrieben hat) <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gmx.net/de/themen/nachrichten/ausland/amerika/2767138,cc=000000160300027671381uA73e.html">http://www.gmx.net/de/themen/nachrichte ... uA73e.html</a><!-- m -->
Zitat:15.08.2006
In Kooperation mit Nahostkrieg Blaupause für US-Angriff auf Iran?
US-Starjournalist Seymour Hersh hat Indizien dafür zusammengetragen, dass Israel den Bombenkrieg gegen die Hisbollah von langer Hand plante - und die US-Regierung Bescheid wusste. Die Offensive gelte in Washington als Testlauf für einen Iran-Krieg, zitiert er Experten.
....

Hershs Recherchen zufolge habe Israel geglaubt, dass ein militärischer Schlag gegen Hisbollah angesichts der Rüstung der Miliz unausweichlich und geboten sei; gezielte Angriffe auf die Infrastruktur des Libanon, etwa den Beiruter Flughafen, sollten - so das Kalkül - die Zivilbevölkerung gegen die Hisbollah aufbringen
....

"Die Israelis sagten uns, es würde billig sein und viele Vorteile bringen. Warum also dagegen sein? Es würde eine Demo-Version für den Iran sein." Die USA seien besonders an den zu erwartenden Erkenntnissen über die Erfolge einer Luftwaffe gegen Tunnel- und Bunkersysteme interessiert, heißt es an anderer Stelle in Hershs Report, denn solche Strukturen gebe es auch im Iran.
....

Die aktuelle Geschichte ist gegenwärtig nicht viel mehr als eine fundierte Behauptung - aber eine von enormen Ausmaßen. Denn die Quasi-Verschwörung, die ihren Kern ausmacht, wäre geeignet, viele der Vorurteile und Ressentiments, die in der arabisch-islamischen Welt gegen die USA und ihren Alliierten Israel existieren, zu bestätigen. Und nicht nur das: Hat Hersh Recht, hätten sowohl die Regierung Israels als auch jene der USA ihre Wähler wochenlang belogen
dann scheint das ganze aber ziemlich in die Hosen gegangen zu sein
<!-- m --><a class="postlink" href="http://focus.msn.de/politik/nahost/libanon_nid_33681.html?DDI=3303">http://focus.msn.de/politik/nahost/liba ... l?DDI=3303</a><!-- m -->
Zitat:Libanon
Israel beschleunigt Rückzug

| 15.08.06, 12:52 |
Israel setzt alles daran, schnell aus dem Libanon herauszukommen.
...

Israel „will keine zweite Kampfrunde“

Den Diplomaten zufolge ist Israel insgesamt an einem zügigen Abzug interessiert, um neue Zusammenstöße mit der Hisbollah zu vermeiden. „Sie wollen ein schnelles Ende innerhalb von ein bis zwei Wochen“, sagte der Vertreter eines westlichen Landes. „Sie wollen derzeit keine zweite Kampfrunde.“ Ein anderer Diplomat sagte: „Sie wollen das beenden. Je länger sie dort sitzen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Probleme bekommen.“ Sollte es keine neue Zuspitzung der Kämpfe geben, ist demnach mit einer Beschleunigung des Abzuges gegen Ende der Woche zu rechnen.
....



- Shahab3 - 15.08.2006

@Schneemann
Deinen historischen Sachverstand erkenne ich an. Auch bei Deiner Beurteilung der Medien(arbeit), gebe ich Dir grundlegend Recht. Trotzdem beruht Deine Hauptkritik auf der angewendeten Terminologie. Also konkret, die inflationäre Verwendung des Begriffs "Zerstörung".

Und da siehst Du das vielleicht wenig zu sehr als Historiker. Klar haben sich die Maßstäbe ohne Zweifel geändert. Logo. Was ist schon "Zerstörung"? Karthago? Grosny? Dresden? Hiroshima? Die Inka? Wer definiert das? Da hast Du schon Recht und es ist auch jedem klar hier, dass es krassere Fromen der Zerstörung in de Menschheitsgeschichte gegeben hat. Auch wurde bisher noch kein Land für immer und ewig zerstört. Auch Dreseden stand nach ein paar Jahren wieder. All das wird hier also niemand bestreiten wollen. Auch nicht die "Gutmenschen". Wink

Und mal ganz anders argumentiert, ist Sprache ohnehin immer "zeitgemäß". Die Verwendung von Sprache und Sprachbedeutung ist mWn immer auf das hier und jetzt bezogen und unterliegt heutigen Wertmaßstäben. Somit ist nicht das Wort falsch, sondern Deine Wertvorstellungen.

Desweiteren ist die potentielle Effektivität bei der Zerstörung eines Landes heute eine ganz andere. Der Anteil des primären und sekundären Sektors an der Gesamtwirtschaft ist heute viel größer. Somit wirtschaftliche Zentren und die Inftrastruktur allgemein eine viel größere Achilleverse einer Staatswirtschaft.
Die Zahl der Flüchtlinge mit 1Mio Menschen fällt ja historisch betrachtet auch gering aus. Das entspricht aber eben auch 25% der heutigen Bevölkerung des Libanon. Dazu kommen wohl mindestens 100.000-200.000, die über Nacht kein Dach mehr über dem Kopf haben.

Also es fällt Dir natürlich immer etwas schlimmeres ein. Aber es macht keinen Sinn für den Terminus Zerstörung die krassesten Fälle als Refenz her zu nehmen... Ich finde es eher schockierend, dass sich hier mancheiner im Laufe der Zeit aufgrund von Gewöhnung eine moralische Hornhaut zulegt.

Somit sollten wir uns überhaup mehr mit der Frage nach dem Sinn, Zweck und der Rechtfertigung stellen. Und da ist vieles äusserst fraglich, was geschehen ist.

EDIT:
Ich habe die 3 Wirtschaftssektoren zusammengewürfelt. Der 1. Sektor ist Agrar, der 2. Produzierendes Gewerbe, 3. Dienstleistung.
Demzufolge ist die Bedeutung des 2. und 3. Sektors im Vergleich zu früher angestiegen.


- Quintus Fabius - 15.08.2006

Zitat:Auch wurde bisher noch kein Land für immer und ewig zerstört.
Das Land nicht, aber Völker wurden schon mehrfach in der Geschichte für immer und ewig zerstört.

Außerdem ist das Ausmaß der Zerstörung durchaus ein Kriterium:

Die Mongolen töteten 60% der Bevölkerung Zentralasiens und des Iran, 40% aller Chinesen usw bestimmte Gebiete in Afghanistan haben sich wegen Erosion usw bis heute nicht davon erholt. Bei einzelnen extremen Massakern wurden hunderttausende Menschen innerhalb weniger Wochen mit Äxten und Schwertern abgeschlachtet. Das ganze war derart schlimm, daß man die Mongolen tatsächlich für Reiter aus der Hölle hielt und glaubte der Weltuntergang trete nun ein.

Im Zweiten Weltkrieg löschte man noch ganze Städte in einer Nacht aus und verbrannte Hunderttausende bei lebendigem Leib. Millionen und Abermillionen Zivilisten starben. Am Ende dieses Krieges setzte man tatsächlich Nuklearwaffen ein.

In Vietnam haben die USA im Laufe mehrere Jahre mehrere Millionen Zivilisten getötet, allein durch den Einsatz von Agent Orange kam es zu 500 000 Totgeburten oder Mißbildungen bei der Geburt.

Im Yom Kippur Krieg starben in zwei Wochen 3000 Israelis, 10 000 Israelis wurden verwundet oder verkrüppelt, 25 000 Ägypter wurden im Gegenzug getötet.

Und heute bricht man tatsächlich den Libanonkrieg ab, nach ungefähr 1500 Toten.

Das könnte man fast positiv darstellen, diese Entwicklung, wirklich erstaunlich !!

Ich bin aber der festen Überzeugung, daß dies nur der Westen allein ist, und das die Gegenseite, hätte Sie unsere MIttel nicht so handeln würde.

Zitat:Somit sollten wir uns überhaup mehr mit der Frage nach dem Sinn, Zweck und der Rechtfertigung stellen. Und da ist vieles äusserst fraglich, was geschehen ist.
Es ist vor allem deshalb fraglich, weil jetzt der Kampf wirklich eingestellt wurde, ohne eine Entscheidung herbei zu führen.


- Seccad - 15.08.2006

Zitat:Der libanesische Verteidigungsminister: Die Armee des Landes wird nicht zur Entwaffnung der Hisbollah im Südlibanon stationiert

Beirut - Der libanesische Verteidigungsminister, Elyas Almer, teilte mit, die Armee des Landes hat nicht die Aufgabe, die Hisbollah im Südlibanon zu entwaffnen.

Nach Berichten der französischen Nachrichtenagentur aus Beirut wies Almer auf den jüngsten Widerstand der Hisbollah gegenüber der israelischen Armee hin und fügte hinzu, die Aufgebe der libanesischen Armee im Südlibanon besteht darin, die Sicherheit der Widerstandtruppen und der libanesischen Bürger zu garantieren sowie die Errungenschaften des Widerstandes zu bewahren. Der libanesische Verteidigungsminister versicherte, dass die Widerstandstruppen bestmöglich mit der Armee zusammenarbeiten werden.
:daumen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.irib.ir/worldservice/germanradio/nachricht.asp?id=6203&day=0">http://www.irib.ir/worldservice/germanr ... 6203&day=0</a><!-- m -->

Zitat:Netanjahu: „Israel wurde von der Hisbollah eine Niederlage bereitet“

Beitolmoghaddas - Der zionistische Rechts-Oppositionsführer, Benjamin Netanjahu kritisierte am gestrigen Montag Olmert wegen seiner Unfähigkeit, die vor der Libanon-Invasion bestimmten Ziele zu erreichen.

Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xin Hua aus Beitolmoghaddas, betonte der Likud-Vorsitzende in der Sondersitzung im Knesset: „Unsere einmonatigen Angriffe auf die Hisbollah sind mit zahlreichen Verlusten und Niederlagen einhergegangen. Es muss offen gesagt werden, dass es zahlreiche Niederlagen gegeben hat, darunter die Unfähigkeit bei Einschätzung der Gefahr und der Begegnung mit ihr, dem Misserfolg bei der Kriegsführung und der Leitung der Innenfront.“ Netanjahu fuhr fort: „Wir sollte aus diesem Krieg eine Lehre ziehen und unsere Fehler in der Zukunft vermeiden.“
http://www.irib.ir/worldservice/germanradio/nachricht.asp?id=6198&day=0

Zitat:Laridschani: Die Hisbollah braucht keine iranische Rüstungshilfe

Teheran - Der Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrats Ali Laridschani hat die Behauptung der USA und des zionistischen Regimes, Iran würde über die Hisbollah mit diesem Regime kämpfen, zurückgewiesen. "Die Hisbollah braucht keine iranische Rüstungshilfe, denn die von der Hisbollah eingesetzten Kriegsrüstungen sind auf jeden Markt zu finden", sagte Laridschani in einem Exklusivinterview mit dem Fernsehsender CNN. "Die USA bezichtigen Iran, die Hisbollah mit Waffen zu versorgen, während sie selbst ihre Rüstungshilfen an Israel bestätigt haben", fügte er hinzu.

Er bezeichnete ferner den Vorwurf, Iran habe den Krieg im Nahen Osten ausgelöst, um von seinem Atomprogramm abzulenken, als eine haltlose Behauptung. Die USA und Israel hätten schon vor langer Zeit den Krieg geplant.
http://www.irib.ir/worldservice/germanradio/nachricht.asp?id=6189&day=0

Zitat:Ansprache Seyyed Hassan Nasrollahs nach dem Sieg des libanesischen Widerstandes ...
http://www.irib.ir/worldservice/germanradio/kommentar.asp?id=6208&pn=1


- Tiger - 15.08.2006

Ich werde das Gefühl nicht los, das dieser israelische Feldzug in den Libanon quasi eine Art "Probelauf" war. Man wollte klären, wo Schwächen in der Doktrin sind, wie stark die Hisbollah ist und welche Probleme bei einem Krieg im Libanon in Zukunft zu erwarten sind. Die Praxis sagt natürlich mehr aus als irgendwelche Analysen und Berichte von Geheimdiensten.

@Quintus Fabius

Zitat:Die Mongolen töteten 60% der Bevölkerung Zentralasiens und des Iran, 40% aller Chinesen usw bestimmte Gebiete in Afghanistan haben sich wegen Erosion usw bis heute nicht davon erholt.
Die Mongolen hatten aber auch eine völlig andere Kultur als die Chinesen oder die Chorezmier. Im Prinzip gilt: Man zerstört, wann, wie und wo es einem nützt. Das haben auch die Israelis im Libanon beherzigt.

Zitat:Im Zweiten Weltkrieg löschte man noch ganze Städte in einer Nacht aus und verbrannte Hunderttausende bei lebendigem Leib. Millionen und Abermillionen Zivilisten starben. Am Ende dieses Krieges setzte man tatsächlich Nuklearwaffen ein.
Man bombardierte von Seiten der Aliierten die Städte auch deshalb, weil man die Produktionsanlagen nicht (mehr) treffen konnte. Genützt hat es nichts...


- Erich - 15.08.2006

@Wolf:
Zitat:Der Fehler war die Focussierung der Einsätze auf begrenzte Vorstösse. Durchgeführt, einzig und allein, um den Aktionen einen defensiveren Charakter zu verleihen. Eine klassische Offensive auf breiter Front hätte zwar ebensolche Verluste produziert - nur wäre das überrannte Gebiet dann um vieles leichter zu befrieden gewesen, denn Kämpfer der Hiz. hätten dann nicht von "links und rechts" in die gerade freigekämpften Korridore wieder kampflos einsickern können.
das im Libanon war klassische Guerillia-Taktik aus Vietnam:
die Hizb. Kämpfer sind nicht von der Seite her nachgesickert, sondern in den "gesäuberten Gebieten" wortwörtlich "aus dem Boden gewachsen" - aus getarnten und versteckten Tunnels waren sie plötzlich hinter der kämpfenden Invasions-Truppe - und wenn das ganze in breiter Front vorgetragen worden wäre, wären noch viel mehr Hizb.Kämpfer aus den Löchern und Tunnels aufgetaucht - auf breiter Front - und hätten noch mehr Israeli im Rücken fassen können,
ganz abgesehen davon, dass die Nachschubwege der Fronttruppen immer auf entsprechende Fahrstraßen konzentriert sind und die Nachschubtransporte dann zwangsläufig "von links und rechts" unter Feuer stehen

so, und in dieses "Minengebiet" sollen jetzt auch deutsche Truppen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gmx.net/de/themen/nachrichten/deutschland/aussenpolitik/2757618,cc=000000160300027576181nuIt2.html">http://www.gmx.net/de/themen/nachrichte ... nuIt2.html</a><!-- m -->
Zitat:15.08.2006
Deutschland beteiligt sich an UN-Nahostmission
Berlin (dpa) - Deutschland wird sich erstmals mit Soldaten an einer UN-Friedensmission im Nahen Osten beteiligen. Diskutiert werde nur noch Art und Umfang des Engagements, wurde der Deutschen Presse- Agentur (dpa) am Dienstag in Berlin aus Regierungskreisen bestätigt.
...

Bei dem Bundeswehr-Einsatz wird das Schwergewicht nach dpa- Informationen zunächst auf der Marine liegen. Die Deutsche Marine ist im Rahmen der NATO-Operation "Active Endeavour" bereits mit Einheiten im Mittelmeer. Diese könnten, so hieß es, bei der Seeüberwachung vor den Küsten Libanons und Israels durch eine Fregatte ergänzt werden, um Waffenlieferungen an die radikal-islamische Hisbollah zu verhindern.
...

Nachgedacht wird in der Bundesregierung auch über eine Beteiligung des Technischen Hilfswerks (THW), beispielsweise zur Gewinnung von Trinkwasser oder zur Errichtung von Unterkünften. Für einen THW- Einsatz ist im Gegensatz zu einer Beteiligung deutscher Soldaten kein Bundestagsbeschluss notwendig. Mitglieder der Bundespolizei - des früheren Bundesgrenzschutzes - könnten Sicherungsaufgaben an der libanesisch-syrischen Grenze übernehmen. Dies wird von der Polizeigewerkschaft strikt abgelehnt.
....


In den Planungen ist ferner ein Marschbefehl für Pioniereinheiten, die sich vor allem am Wiederaufbau der Infrastruktur im Libanon beteiligen könnten.
....

...
da kann man dann wirklich nur auf den Vorschlag von deutschen Marinetruppen zur Kontrolle der Seeverbindungen vor der Küste hoffen,
und darauf, dass die Hizb. keinen Grund findet, den UNO-Soldaten so wie den Israeli Hinterhalte zu legen - d.h., die Hizb. muss freiwillig mitmachen,
und der Vorschlag, die Bundeswehr als Aufbausoldaten (Pioniere) zur Instandsetzung der Infrastruktureinrichtungen einzusetzen und die Hizb. Milizionäre in der libanesischen Armee zu integrieren (die von Seccad wiedergegebene Äusserung des libanesischen Verteidigungsministers deutet darauf hin, dass der Libanon das auch so vorhat) sowie die Milizen unter Anleitung und Hilfe aus Deutschland zu "Heimatschutzverbänden" mit Aufgaben des Katastrophenschutzes (nach dem Muster des THW) umzuformen, könnte ein solcher Ansatz sein

edit:
aber die Diskussion wird unter <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/showtopic.php?threadid=3868&time=1155551922">http://www.forum-sicherheitspolitik.org/show ... 1155551922</a><!-- m --> geführt


- Wolf - 15.08.2006

Zitat:Erich postetedas im Libanon war klassische Guerillia-Taktik aus Vietnam
Nein. Jeder Rekrut kann sich überrollen lassen und den Nachschub angreifen. Das Problem bzw. der Casus Knacktus ist die Nachhaltigkeit. Du musst diese Guerillias versorgen können und du musst sie bewegen können, zumindest um Ersatz heranzubringen, Nachschub zu liefern oder um ihnen, wegen unsicheren Funks, Informationen zuzuspielen.

Kannst du das nicht und deine Leute haben nur begrenzten Bewegungsspielraum (z.B. durch kurze Tunnel) arbeitet die Zeit gegen sie. Erfahrene und gut ausgebildete Guerillas halten das länger aus als unerfahrene Truppen aber auch nicht ewig - insbesondere wenn sie häufig in Kämpfe verwickelt werden.

Besonders wenn die Zivilbevölkerung geflohen ist, die die Kämpfer zur Not mit Nahrung, Wasser und Medizin unterstützen könnte (bzw. dazu gezwungen werden kann). In Vietnam hatte man in manchen Gegenden Zivilbevölkerung - in anderen den Jungel - einen Schritt nach links oder rechts und man war "verschunden". In einer solchen Umgebung war die Abriegelung des Hinterlandes nahezu unmöglich. Im Südlibanon ist sie es nicht. Bei vollem Kräfteeinsatz hätte man nach einigen Wochen Besatzung durchaus Zonen "Partisanenfrei" bekommen können. Aber man hat es eben gar nicht versucht.


- Quintus Fabius - 15.08.2006

Zitat:und wenn das ganze in breiter Front vorgetragen worden wäre, wären noch viel mehr Hizb.Kämpfer aus den Löchern und Tunnels aufgetaucht - auf breiter Front - und hätten noch mehr Israeli im Rücken fassen können,
Breite Front hieße Verkleckerung der Kräfte und hier sind wir beim

wirklichen Hauptproblem hier,

der Kleckerei der Israelis am Boden. Die Folgen sind einfach folgerichtig, wenn ich nur mit ein paar wenigen Kompanien da herumeiere, keine richtigen SPz habe, und wenn ich in solchem Terrain vor allem mit Panzern agiere, dies aber nicht mit dem Ziel des Durchbruchs sondern mit dem Ziel eines frontalen Angriffs auf Feindstellung.

Mir ist die Strategie der Israelis überhaupt nicht klar, was sollte das ??

Richtig wäre gewesen: Mobilmachung, dann Durchbruch und Einkesseln des Feindes, sofort Angriff mit mehreren Divisionen, die Luftschläge ergänzend und den Bodenangriffen folgend und nicht umgekehrt.

Es gibt hier nur zwei Erklärungen: 1 die haben versagt und eine völlig falsche Strategie verfolgt

2 die Erklärung von Tiger und andere, das dies in Wahrheit anderen strategischen Zielen diente

Was mich vor allem anderen noch überrascht ist das Versagen der Strategischen und Taktischen Aufklärung der Israelis.

Am Schluß hatte man dann 3 Divsionen im Einsatz, und plötzlich ging es voran, langsam zwar und mühsam aber es ging voran. Und dann, gerade mal das es ein paar Tage voran ging Abbruch: „Frieden“ Ende des Krieges, dabei ist überhaupt nichts passiert, es hat noch nicht mal angefangen.

Hätte man gleich 4 oder 5 Divisonen von Anfang an eingesetzt, das allgemein Bombardement sein gelassen sondern immer nur direkt für die Bodentruppen bombardiert, hätte man die Hisbollah schon aus dem Süden geworfen.

Völlig abstrus. Wenn der Westen so weitermacht, geht er unter, wenn jetzt Israel schon so herumstümpert.


Nochmal zum Vietnam Vergleich den Erich ja so liebt:

In Vietnam hat die US Armee viele Gebiete durch den massiven Einsatz ihrer Truppen in engem Raum Partisanenfrei gekämpft, wirklich Partisanenfrei, wenn die dort fertig waren, gab es keine Lebenden Kommunisten mehr dort.

Dann zog der Verband weiter und die sickerten wieder von außen ein weil die Südviets keine Kontrolle hatten.

Nun argumentiert Erich: hier wäre es ebenso: das geht aber von falschen Maßstäben was die Größe des Raumes angeht aus. In Vietnam wurden Gebiete so groß wie der halbe Libanon völlig feindfrei gekämpft und solange die US Truppen dort waren gab es dort auch keinen neuen Feind mehr.

Daher: hätte man auf die gleiche Weise agiert, wäre der Südlibanon jetzt feindfrei und da es im Gegensatz zu Vietnam keine weiteren anderen Gebiete gäbe könnte man ihn besetzt auch feindfrei halten.

Das ganze hätte nur 20 000 Zivilisten gekostet, daß ist die völlig normale 1:4 Quote, noch in den 80er Jahren wurde so gekämpft, da starben ja noch 5000 Ägypter mehr, und heute.....

Völlig abstrus !!

Umgekehrt wird der Feind nicht zögern, er wird uns töten. So viele von uns wie möglich. HÄtte der Feind unsere Mittel, wären wir schon erledigt und als Kultur und als Völker zerstört.

Es ist endlich Zeit, dies zu erkennen und zu handeln.

So sehr ich den Iran mag, ist es z.B. längst an der Zeit ein Exempel zu statuieren und den Iran völlig zu zerstören. Aber das wird offenkundig solange nicht geschehen bis es zu spät ist.

Ein Trauerspiel !!


- Shahab3 - 15.08.2006

Zitat:Umgekehrt wird der Feind nicht zögern, er wird uns töten. So viele von uns wie möglich. HÄtte der Feind unsere Mittel, wären wir schon erledigt und als Kultur und als Völker zerstört.
...alles wird gut.. Rolleyes

Zitat:So sehr ich den Iran mag, ist es z.B. längst an der Zeit ein Exempel zu statuieren und den Iran völlig zu zerstören. Aber das wird offenkundig solange nicht geschehen bis es zu spät ist.

Ein Trauerspiel !!
um genau was zu erreichen? Um mal klarzustellen wer die Hosen anhat? :laugh:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1154525877356&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull">http://www.jpost.com/servlet/Satellite? ... 2FShowFull</a><!-- m -->
Zitat:Hizbullah likely to retain weapons
By JPOST.COM STAFF AND AP

Hizbullah will not hand over its weapons to the Lebanese government but rather refrain from exhibiting them publicly, according to a new compromise that is reportedly brewing between Lebanese Prime Minister Fuad Seniora and Hizbullah leader Hassan Nasrallah.
...



- ThomasWach - 16.08.2006

So, schnell, kurz und bündig...

@ Wolf

Irgendwie verstehe ich dich nicht so recht. Von dir würde ich schon erwarten, dass du verschiedene Systemreferenzen unterscheiden kannst und weißt, was letztlich nur lebesnweltliche Orientierung und was systemische Prozesse sind. Hier geht es nicht darum, wem etwas gefällt oder wer etwas will. Das geht siche rnicht nach normativen Gesichtspunkten, sonst könnten wir uns gleich alle anfassen und Ringelreie spielen, etwas drastisch ausgedrückt. Lies doch einfach mal meien Argumentation genauer. Wieso sollten Israelis das haben, was Palästinenser oder Libanesen auch nicht hatten. Oder denken wir an den Ostblock. Die polnischen Arbeiter haben auch nicht schon 1956 mit ihrem Aufstand in Posznan das kommunistische Regime in die Knie gezwungen. Es hat nunmal gedauert bestimmte individuelle oder Gruppeninteressen gegen systemische Zusammenhänge durchzusetzen. Das war früher so, ist heute so und wird so bleiben. Die Palästinenser können aus ihrem Hass heraus, ihrer Perspektivlosigkeit und Verzweiflung, ihrer inneren Selbstbezogenheit (systemtheoretisch:aus ihrer Selbstrefrenz heraus) heraus so lange wie sie wollen Hamas wählen, sie können so viele Kassam Rakten abschießen wie sie wollen und so viele Selbstmordattentate durchführen wie sie wollen: Sie werden ihren Staat auch nicht sofort bekommen. Da können sie sich dreimal um ihre eigene Achse drehen, das ist egal. Da kollidiert Selbstrefrenz mit Fremdreferenz, da kollidiert die eigene Weltvorstellung/Wünsche und Selbstbezogenheit mit einer etwas komplexeren Welt. Und dasselbe gilt eben auch für Israel. Egal ob nun Hersh Recht hat oder nicht, ob es ein eingefädelter Plan war oder wirklich nur Reaktion, sie können eben das komplexe Problem Libanon und Hizbulah nicht mit ein paar Bomben sofort lösen. Wer das glaubt, der muss echt wenig Ahnung haben von sozialen und politischen Zusammenhängen. Da liegen ganz andere Sachen noch dahinter, man kann die dahinter liegende Komplexität eben nicht mit ein paar Bomben bewältigen. Und schon gar nicht mit so viel Stümperei, wie die Israelis gezeigt haben.
Das da Menschen weiter sterben werden, ist siche rnicht schön. Nur dummerweise ist die Hizbullah eben nicht nur eine Ansammlung bösartiger iranischer Agenten, die den Libanon ganz plötzlich als Geisel nehmen. Da steckt etwas mehr dahinter.

@ Erich

Tja, Soziales ist immer widersprüchlich. Für mich ist der Dialog der Kulturen eben nicht mehr als eine bloße Phrase, allein schon begriffsstrategisch (ja, es gibt auch so etwas wie eine Begriffsstrategie) völlig überladen.
Wir leben inzwischen in einer (kommunikativen) Weltgesellschaft, jeder beeinflußt jeden und kommuniziert irgendwie mit jedem. Kommunikation gibt es also schon, nur muss man halt aufpassen, wie man ihn gestaltet. Und einfach nur auf Dialog setzen, hilft halt net. Es gibt eben auch so viel zu viele Kontakte, viel zu viel Kommunikation, die aufgrund kaum schnell ausräumbarer unterschiedlicher Prägungen zu Problemen führen müssen. Es gibt unterschiedliche Machtinteressen usw. Der Begriff des Dialog trifft es für mich einfach nicht, denn wir sind schon lange im Dialog, im miteinander kommunizieren.Nur kann man Mißvberständnisse nach all den vielen Mißverständnissen wohlnicht mehr allein mit Dialog ausräumen. Da gehört mehr dazu, andere Verhaltensstrategien usw.
Und gerade Wirtschaft ist so eine Sache: Immerhin hinken da die Araber sehr hinterher, da ihre Staaten und gerade ihre Wirtschaften eine ziemlich ineffektive Klientelwirtschaft voller Nepotismus ist. Unser Einfluß dort, die Entwicklung der modernen ausdifferenzierte Wirtschaftssysteme, hat auch ihren negativen Impakt. Alles wirkt halt irgendwie und oft genug mit negativen Auswirkungen. Denn über die moderne Wirtschaft und dessen Förderung profitieren wieder nur die politischen Eliten, die die Wirtschaft bislang dominiert haben. Und das bedeutet wieder nur Wasser auf die Mühlen der Opposition und das sind letztlich nur die Islamisten momentan.

@ Schneemann

Ich achte deine Geschichtskenntnisse, auch wenn wir desöfteren unterschiedlicher Meinung sind. Aber hier ist deine Meinung für mich nicht mehr als bessere Ideologie. Ich glaube fast nicht, dass du dich schon mal mit tiefergehenden sozialwissenschaftlichen Analysen zur Genese dieser Bewegungen beschäftigt hast und da die ganze Brandbreite der historischen und sozialen Wechselwirkungen kennst. Hättest du das aber getan, würdest du sicher so nicht schreiben.
Das ist das erste.
Zur Strategie noch ein paar kurze Sätze: Du erwartest doch hofferntlich nicht eine Lösungstrategie in einem Satz?!? Entschuldigung, aber wir reden hier von unheimlich komplexen sozialen, wirtschaftlichen und religiös-ideologischen Problemlagen, die die die Lage dort unten dominieren und die islamistischen Strömungen fundieren. Ich glaube, wenn man ernsthaft argumentieren will, verkneift man sich da einen Einzeiler als hohle Phrase Wink.
Eine kurze, zusammenhängende und in sich geschlossen stimmige Strategie kann man für solche Problemlagen sowieso nicht entwickeln. Das klappt vielleicht im lebensweltlich geordneten Alltag, aber selbst da bringen es einfache Lösungen nicht immer. Nein, hier braucht man diverse unterschiedliche Strategien und die Bereitschaft schnell reagieren zu können, um die systemischen Strukturen dort zu verändern.
Und vorallem, man sollte viel vorsichtiger vorgehen! Diemeisten Probleme gibt es nicht, weil man nicht eingegriffen hat, sondern weil man eingegriffen hat und dann fast immer falsch, weil man ja glaubte, immer das richtige zu tun.
Man muss tun:
Man sollte sich davon verabschieden, die Hegemonie über den Nahen OSten haben zu wollen. Langfristig ist die so nicht zu halten. Dann sollte man sich schnell dranmachen, von arabischen Öl und Gaslieferungen vollkommen abhängig zu werden. Man sollte sich langsam von den arabischen Eliten distanzieren, man sollte langsam anfangen, auch mal mit gemäßigten Islamisten zu sprechen. Generell sollte man erkennen, dass die momentan so starke Islamistenbewegung letztlich primär eine gesesamtgesellschaftliche Opposition gegen miese Regime sind und die Breite dieser Bewegungen ausnützen, ums sie zu spalten und auch zu moderieren. Und vorallem sollte man nicht wie ein Elefant im Porzelanladen sich dort gebährden. Das sind allesamt fragile Staaten und der Westen pflügt dort ohne langes Überleben rum. Das kann nicht gut gehen.
Mehr Zurückhaltung, mehr Überlegen wäre das erste, was man machen muss.
Denn letztlich haben wir es hier nicht mit einem hochmodernen, überrüsteten Feind zu tun. Allein schon deshalb taugt der Vergleich mit Kommunismus und Faschismus nicht. Diese Bewegungen jetzt sollte man vieleher mit der Boxer-Bewegung oder der Taipang Bewegung in China vergleichen, nur konnten damals halt keine Boxer per Flugzeug nach Berlin oder London. Die modernen Zeiten und ihre Multioptionalität läßt solche asymmetrische Bedrohungen gefährlicher erscheinen als sie sind. Was würde schon passieren, wenn eine Muslimbrüderregierung in Ägypten zustande käme? Was denn? Was sollte denn Ägypten schon machen? Sie hätten damit genung zu tun, die riesigen Hoffnungen ihrer Wähler erstmal zu befriedigen nach Gerechtigkeit und besserem Leben. Damit hätten sie genung zu tun. Druck von außen wäre das falscheste, was man da tun könnte. Denn so hätten sie wieder einen Sündenbock usw.
Eine in sich geschlossene Strategie kannst du nicht haben bei der Verflechtungsdichte der Probleme dort, wenn du deine Argumentation ernsthaft aufbauen willst.


- Erich - 16.08.2006

Zitat:Thomas Wach postete
...
Man sollte sich davon verabschieden, die Hegemonie über den Nahen OSten haben zu wollen. Langfristig ist die so nicht zu halten. Dann sollte man sich schnell dranmachen, von arabischen Öl und Gaslieferungen vollkommen abhängig zu werden. .....
Du meinst, "unabhängig zu werden" - richtig?
Oder meinst Du, dass gegenseitige Abhängigkeit wünschenswert wäre?

Israel droht, falls sich die Hizb. - wie angekündigt - nicht entwaffnen lässt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://focus.msn.de/politik/nahost/Nahost_nid_33735.html">http://focus.msn.de/politik/nahost/Naho ... 33735.html</a><!-- m -->
Zitat:Israel droht mit Fortsetzung des Kriegs

| 16.08.06, 11:40 |
Die israelische Regierung will ihre Militäroffensive fortsetzen, wenn die Hisbollah als bewaffnete Organisation fortbestehen sollte.

In diesem Fall müsse die israelische Armee ihren Einsatz weiterführen, sagte ein Regierungsvertreter aus dem Büro des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert der „Jerusalem Post“. ....
ich denke die Aussage ist wegweisend
- die Hizbollah als bewaffnete Organisation -
d.h., dass die Hizbollah als unbewaffnete Organisation weiter bestehen kann - also als politische Partei,
d.h., dass der bewaffnete Arm der Hizbollah auch in anderen Organisationen und Strukturen, wie der libanesischen Armee, aufgehen kann

ich denke, das ist wegweisender als die Aussagen von Assad (Diskussion darüber unter <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/showtopic.php?threadid=1903&pagenum=7&time=1155724659">http://www.forum-sicherheitspolitik.org/show ... 1155724659</a><!-- m --> ), auch wenn diese für die interne syrische Bevölkerung gedacht waren um auf der Hizb. Welle mit zu schwimmen,


- Schneemann - 16.08.2006

Shahab3 schrieb:
Zitat:Also es fällt Dir natürlich immer etwas schlimmeres ein. Aber es macht keinen Sinn für den Terminus Zerstörung die krassesten Fälle als Refenz her zu nehmen... Ich finde es eher schockierend, dass sich hier mancheiner im Laufe der Zeit aufgrund von Gewöhnung eine moralische Hornhaut zulegt.
Es ist sicherlich schockierend, wenn man annimmt, dass man sich eine Hornhaut zugelegt hat. Und so etwas sollte man auch vermeiden. Ich wollte auch sicher nicht sagen, dass man gefälligst ähnliche Zerstörungen wie in den von mir genannten Extrembeispielen anrichten soll oder dass ich mich an solche Bilder gewöhnen könnte. Nein, meine Kritik zielte auf die Formulierungen mancher Medien und User. Gerade weil es die verheerenden Verwüstungen in der Vergangenheit gegeben hat, sollte man doch versuchen zu differenzieren, wenn man heutige Kriege beschreibt, weil man ansonsten Gefahr läuft, den Menschen bei uns vor dem Fernsehen ein falsches Bild zu zeichnen. Auch verharmlost man ja Ereignisse der Vergangenheit. Bsp.: Wenn eben ein Journalist, der vielleicht eher weniger von den Aspekten einer mehr oder minder modernen Kampfführung versteht, im Fernsehen von einem "Bombenhagel" spricht und man - wie schon von mir geschrieben - im Hintergrund eine einsame Explosion oder Rauchsäule auf einem Hügel sieht, so verfälscht dies das Bild, welches weniger informierte Menschen von einem "Bombenhagel" haben. Und wenn diese dann bspw. in der Schule - Geschichte zählt leider nicht gerade zum Lieblingsfach deutscher Schüler - vom Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg hören, so denken sie vielleicht eben auch an diese TV-Aufnahme von dieser einsamen Explosion und sagen sich, dass es ja schon nicht nett, aber wohl doch nicht so schlimm gewesen sein muss. Und das wäre fatal. Das hier aber zwischen "Bombenhagel" und "Bombenhagel" in extremster Form unterschieden werden sollte, bleibt auf der Strecke.

Und deshalb möchte ich sicher nicht, dass man extra den Libanon auch so zusammenschlägt wie manche Stadt im Zweiten Weltkrieg oder Orte in Vietnam, so habe ich deinen Post gedeutet, sondern ich wünsche mir einfach nur eine etwas differenziertere Darstellung der Ereignisse, weil ich befürchte, dass eben weniger informierte Menschen diese Beschreibungen falsch deuten, egal in welche Richtung (könnte zwischen Übertreibung und Verharmlosung schwanken).

Thomas Wach schrieb:
Zitat:Und vorallem, man sollte viel vorsichtiger vorgehen! Diemeisten Probleme gibt es nicht, weil man nicht eingegriffen hat, sondern weil man eingegriffen hat und dann fast immer falsch, weil man ja glaubte, immer das richtige zu tun.
Das man vorsichtiger vorgehen sollte und dass vor allem auch dem State Departement einige Fehleinschätzungen im Nahen und Mittleren Osten unterlaufen sind oder man gar absichtlich seine eigenen "Frankenstein-Monster" zumindest mit hochgezüchtet hat (z. B. Saddam, Shah, Taliban, etc.) steht außer Frage. Aber: Grundsätzlich kann man, denke ich, nicht in die Richtung argumentieren, dass man sich nicht einmischen sollte. Z. B. sollte man sich in Darfur einmischen. Manche Einmischungen, wie etwa jetzt die UN-Resolution für den Nahen Osten, machen Sinn. Auch die Proteste der Weltöffentlichkeit oder der Supermächte während der bisherigen Krisen im Nahen Osten waren teils sinnvoll und haben für Entflechtungen gesorgt. Außerdem denke ich, sollte man sich manchmal einmischen, weil oftmals ein neutraler Mittler in der zerstrittenen arabischen Welt weiterhelfen kann.
Zitat:Man sollte sich davon verabschieden, die Hegemonie über den Nahen OSten haben zu wollen. Langfristig ist die so nicht zu halten. Dann sollte man sich schnell dranmachen, von arabischen Öl und Gaslieferungen vollkommen abhängig zu werden. Man sollte sich langsam von den arabischen Eliten distanzieren, man sollte langsam anfangen, auch mal mit gemäßigten Islamisten zu sprechen. Generell sollte man erkennen, dass die momentan so starke Islamistenbewegung letztlich primär eine gesesamtgesellschaftliche Opposition gegen miese Regime sind und die Breite dieser Bewegungen ausnützen, ums sie zu spalten und auch zu moderieren. Und vorallem sollte man nicht wie ein Elefant im Porzelanladen sich dort gebährden. Das sind allesamt fragile Staaten und der Westen pflügt dort ohne langes Überleben rum. Das kann nicht gut gehen.
Ich stimme dir weitgehend zu, aber ich widerspreche dir darin, dass der Westen immer noch eine Hegemonie versucht zu halten. Diese beschränkt sich allenfalls noch auf das Israel-Palästina-Problem. Darüber hinaus allerdings kann man diese Bestrebungen im Nahen Osten nicht allgemein erkennen.
Zitat:Mehr Zurückhaltung, mehr Überlegen wäre das erste, was man machen muss.
Denn letztlich haben wir es hier nicht mit einem hochmodernen, überrüsteten Feind zu tun. Allein schon deshalb taugt der Vergleich mit Kommunismus und Faschismus nicht. Diese Bewegungen jetzt sollte man vieleher mit der Boxer-Bewegung oder der Taipang Bewegung in China vergleichen, nur konnten damals halt keine Boxer per Flugzeug nach Berlin oder London. (...)
Naja, mit einem hochgerüsteten Feind im Sinne einer modernen Armee des Westens hat man es vielleicht nicht zu tun, aber die Mittel der modernen Gesellschaft (Internet, Handy, Banking, Flugzeuge, etc.) nutzen diese Gruppen schon. Die Propaganda im Internet spricht auch für sich.
Zitat:Die modernen Zeiten und ihre Multioptionalität läßt solche asymmetrische Bedrohungen gefährlicher erscheinen als sie sind.
Nein, dass denke ich nicht. Gerade die "modernen Zeiten" lassen derart assymentrische Bedrohungen um so unmittelbarer und gefährlicher werden. Gerade die Optionen der modernen Zivilsation bieten zu allem entschlossenen "assymetrischen Kriegern" ein Zerstörungspotenzial und Kommunikationsspektrum von bisher ungekannten Ausmaßen. Waren früher Tausende von Guerillas nötig, um dem "Feind" - und auch nur im eigenen Land - einigermaßen empfindliche Schäden zuzufügen, so können heute kleine Gruppen von zehn, 20 oder 30 Personen im Land des "Feindes" selbst u. U. verheerende Zerstörungen anrichten. Ob dies nun Flugzeugattentate, Selbstmordattentate in Zügen oder gar "schmutzige Bomben" oder andere Kampfmittel des "kleinen Mannes" sind, bleibt dahingestellt. Fakt ist, dass die moderne Gesellschaft mit ihren Möglichkeiten nicht eine Bedrohung künstlich aufwertet oder bedrohlicher erscheinen lässt, sondern sie tatsächlich zu einer wachsenden unmittelbaren Gefahr aufwertet.
Zitat:Was würde schon passieren, wenn eine Muslimbrüderregierung in Ägypten zustande käme? Was denn? Was sollte denn Ägypten schon machen? Sie hätten damit genung zu tun, die riesigen Hoffnungen ihrer Wähler erstmal zu befriedigen nach Gerechtigkeit und besserem Leben.
Naja, der politische Arm der Muslimbrüder könnte durchaus einen positiven Einfluß auf das Land haben, u. a. auch weil sie Krankenhäuser oder Schulen betreiben. Auch will ich ihnen den guten Willen nicht absprechen. Aber wenn ich höre, dass z. B. al-Qaida-Vize Sawahiri dieser Gruppe angehört oder dass die Gruppe, bzw. der radikale Arm der Gruppe, zahlreiche Morde in Ägypten zu verantworten hat, so werde ich vorsichtig. Und wenn ich höre, dass auch der "Islamische Dschihad" seine Wurzeln in dieser Organisation hat, so werde ich doppelt skeptisch. Zumindest müsste man damit rechnen, dass Ägypten ein Rückzugsbereich für fundamentalistische Gruppen werden könnte. Insofern würde ich diesen "Versuch" auch nicht eingehen wollen.

Schneemann.


- Shahab3 - 16.08.2006

@Schneemann

hmm...leider hast Du meinen Beitrag eben genau nicht verstanden. Sad
Was mich eigentlich wundert, weil ich mich doch meist relativ einfach und ohne Umschweife ausdrücke.

Natürlich weiss ich, "Früher war alles schlimmer, höher, tiefer, wärmer, größer, besser, kälter, etc.."

Aber es geht eben irgendwie garnicht darum, wieviele Rauchsäulen Du über Stalingrad und über Beirut gesehen hast. In meinem Text habe ich einige Aspekte aufgezählt, warum Kriege von heute ohnehin nicht mit denen von früher vergleichbar sind. So muss zum Beispiel heute nicht mehr eine Großstadt vollständig in Schutt und Asche gelegt werden um sie lahmzulegen und die verkehrs- und industrielle Infrastruktur eines Landes zu zerstören.

All das habe ich ausgeführt. Vielleicht liest Du das nochmal in Ruhe durch. Ansonsten werden wir mit Sicherheit in den nächsten Monaten aufgedröselt bekommen, wie hoch der volkswirtschaftliche und humanitäre Schaden tatsächlich ist.
Und dann kommen wir gerne nochmal auf das Thema zu sprechen, wieviel davon kalkulierter Zerstörungswahn der Israelis war und was davon militärisch sinnvoll gewesen ist. Auf diese Diskussion freue ich mich heute schon. Ansonsten steht halt wie gesagt zu Deiner Einordnung der Zerstörung alles in meinem letzten post.


- Erich - 16.08.2006

zurück zum Libanon:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,431915,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 15,00.html</a><!-- m -->
Zitat:16. August 2006

HISBOLLAH-ROLLE BEIM WIEDERAUFBAU

Helfer mit Pistole im Gürtel

Aus Beit Lif berichtet Matthias Gebauer

Pünktlich zu Kriegsende hat die Hisbollah umgeschaltet: Die Kämpfer treten jetzt als fleißige Wiederaufbau-Helfer auf. Harte Arbeit und gute Organisation beeindrucken die Einwohner. An Rückzug oder Entwaffnung denken die Guerilleros auch in ihrer neuen Rolle nicht.
.....
da stellt sich dann schon die Frage, wie das berechtigte Interesse Israels, die Forderung der UN-Resolution auf Entwaffnugn der Hizb. und deren Weigerung unter einen Hut gebracht werden können .....
gut Ding will Weile haben, sagt man,
und mit der Integration der Hizb. in die libanesischen STreitkräfte kann es durchaus auch einen Ansatz geben
auf <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/0,1518,k-729,00.html">http://www.spiegel.de/politik/0,1518,k-729,00.html</a><!-- m -->
gibt es Übrigends eine interessante Zusammenstellung von akutellen Meldungen - man beachte die zeitliche Reihenfolge:
Zitat:16.08.2006, 18:53 Uhr
Beirut: Libanesisches Kabinett stimmt Truppeneinsatz im Süden zu
Das libanesische Kabinett hat den Einsatz von 15.000 Soldaten im Südlibanon gemäß der Uno-Resolution beschlossen. Die ersten Soldaten sollen bereits morgen in der Sicherheitszone eintreffen. mehr...



16.08.2006, 16:58 Uhr
Libanon: Hisbollah lehnt Entwaffnung ab
Zwei Tage nach Beginn des Waffenstillstands ist der Friede in Nahost in Gefahr. Die Hisbollah lehnt derzeit eine Entwaffnung ab. Dies will Israel nicht hinnehmen. Die ersten Einheiten einer Uno-Eingreiftruppe sollen in zehn bis 15 Tagen im Südlibanon stationiert werden. mehr...



16.08.2006, 16:57 Uhr
Uno- Friedenstruppe: Große Koalition will Polizei und Marine in den Libanon entsenden
Deutschland wird sich an der Friedenssicherung im Libanon beteiligen. Die Spitzen der Großen Koalition einigten sich am Nachmittag darauf, "einen Beitrag" gemäß der Uno-Resolution zu leisten. Gedacht ist an den Einsatz von Marineverbänden und Bundespolizei zur Grenzsicherung. mehr...



16.08.2006, 13:44 Uhr
Nahost: Israel droht Hisbollah mit neuem Angriff
Seit Montag Morgen schweigen im Nahen Osten die Waffen. Jetzt aber droht Israel der Hisbollah-Miliz mit einer Fortsetzung des Krieges. Diese stellt Bedingungen für den Rückzug aus dem Südlibanon. Die Uno arbeitet mit Hochdruck daran, ihre Eingreiftruppe in zehn bis 15 Tagen vor Ort zu haben. mehr...