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Kulturen im Konflikt - Druckversion

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- Azrail - 10.06.2008

Zitat:Was denn Islam angeht so ist der Islam keine Ideologie wie es der Kommunismus war oder der Kapitalismus ist er verspricht nicht wie der Kommunismus ein Neues Verteilungssystem oder bietet Alternativen zur Marktwirtschaft an. Der Islam ist einfach nur die Aggressivste Religion auch die einzige der großen Religionen die Krieg legitimiert um den Glauben zu verbreiten aber da hören die Besonderheiten in Vergleich zum Christentum und andere Religionen schon auf.

Nein er ist keine Ideologie ABER der revolutionäre Islamismus beruhend auf dem Islam eine Ideologie.er Islam ist da anders gestrickt da er eben ein gesetzgebendes Element enthält also z.B. "du darfst Profit machen aber keine Zinsen nehmen" oder "du musst Armensteuer abgeben" oder
"helfe den Bedürftigen mit Spenden" oder "hilf denen die am Boden liegen auf".
Es gibt im Islam eine Soziallehre die ein wichtiges Element ist aber auch es erlaubt einen Gewinn zu machen also reich zu werden.Dieser steht aber unter der Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft mit seinem Reichtum.
Wenn man etwas Martktwirtschaftlich vergleichen könnte dann wäre das wohl am ehesten Die Soziale Marktwirtschaft.
Der Islam ist auch nicht die aggressivste Weltreligion(gibt es soetwas) das Gewaltpotential expandiert nur weil es eben äussere und innere Faktoren von arabischen Staaten dazu führen,gerade im gegenteil der Islam bedeutet im grunde Frieden der aber eben einen Selbstverteidgungsrecht gibt,das bedeutet eben das der Islam zum Widerstand gegen Ungerechtigkeit aufruft und es sogar Pflicht ist ABER eben in gewissen Regeln.
Der Islam hat viele regeln eben auch für den Widerstand oder Krieg.
Er ist nicht Realitätsfern.
Der Islam legitmiert nicht den Krieg um den Glauben zu verbreiten sondern um sich eben selbst zu verteidigen.Das was eben fanatischen islamisten machen ist aus einer defensiven Gewaltlegimitation eine offensive Gewaltlegimitation.

Noch was zur Freiheit:
Die Freiheit die man im Kapitalismus meint ist die Freiheit das der Reiche seinen Reichtum ausleben kann udnd ie Bevölkerung auch so erzogen wird.
Im Islam versteht man unter Freiheit-Gerechtigkeit das zeigt wieder die soziale Grundidee des Islams.

@Erich


revolutionärer Islamismus

Ist die Gesamtüberschrift für all jene Gruppierungen die eine Umwälzung mit islamischer Grundidee beinhaltet.Darin können gemäßigte Gruppen sein ohne Gewalt oder auch fanatische Gruppen mit Gewalt oder eben verschiedene Spektren dazwischen (defensive Gewalt/offensive Gewalt).
Diese Umwälzung also Revolution soll in islamischen Ländern umgesetzt werden vorallem in den betshenden arabischen Autokratien.
Es ist nichts anderes als eine Revolution mit dem Treibmittel der islamischen Soziallehre und Widerstandsrecht das von Gott legitmiert wird.

Eine Art franz. Revolution.

MfG Azze


- Quintus Fabius - 10.06.2008

Zitat:Was denn Islam angeht so ist der Islam keine Ideologie wie es der Kommunismus war oder der Kapitalismus ist er verspricht nicht wie der Kommunismus ein Neues Verteilungssystem oder bietet Alternativen zur Marktwirtschaft an

Doch genau das tut er, er bietet etwas neues an, er bietet eine Gesellschaft die nicht mehr die Verteilungsfrage als Grundlage besitzt, es stellt sich daher die Frage nach Markwirtschaft und Alternativen für den Islamismus gar nicht. Dies ist gar nicht der Ansatz.

Zitat:Die Frage ist aber ob überhaupt eine andere Gesellschaftsform existiert die Freiheit garantiert bzw. das streben danach ermöglicht außer, der Kapitalismus.

Es existieren andere Gesellschaftsformen, und insbesondere ermöglicht der Kapitalismus nicht die Existenz in Freiheit. Was kann es größere Unfreiheit geben als die Geldsklaverei und die Maschine die dahinter steht? Wir sind heute sehr unfrei.

Es stellt sich aber noch einen Schritt weiter die Frage, ob Freiheit überhaupt das Kriterium ist, daß sich in der nahen Zukunft als Vorteil erweisen wird.

Werter Azrail:

Zitat: Es herrscht ja eine Gier die Frage ist sie künstlich oder natürlich?

Meiner Meinung nach ist im Menschen schon eine natürliche Gier vorhanden, das ist ein menschlicher Trieb. Aber sie ist nicht so stark wie sie sich zur Zeit zeigt, sie wird also nicht künstlich erzeugt, aber künstlich verstärkt.

Zitat:Ich glaube:
Der Masse der Menschen streben in erster Linie nach Sicherheit und dann nach Freiheit

Ich glaube, die Masse der Menschen strebt nach Glück. Alles weitere folgt daraus.

Zitat:ist der revolutionäre Islamismus eine Reaktion auf den Kapitalismus?

Wenn man den Begriff als Oberbegriff für diverse kulturelle Entwicklungen der Islamischen Völker bzw des Islams nehmen will ja. Meiner Meinung nach ist der Islamismus an sich eine Gegenströmung gegen die Globalisierung und den Kapitalismus. Er ist eine Reaktion.

Insbesondere im Radikalen Islamismus fehlt auch das von dir genannte Soziale Element bzw ist viel schwächer als im normalen Islamismus. Der Radikale Islamismus ist im Endeffekt der Versuch eine Gesellschaft zu errichten der Grundlagen und Fundamente sich gar nicht um die Verteilungsfrage drehen, sondern die ganz anderes von Grund auf aufgebaut ist. Der Kommunismus ist ja wie der Kapitalismus eine Ideologie deren Grundlage die Verteilungsfrage ist, der Islam ist jedoch eine Ideologie deren Grundlage eben nicht die Verteilungsfrage ist sondern Gott.

Das ist meiner Meinung nach ein ganz anderes Gesellschaftskonzept.

Zitat:Der Islam ist auch nicht die aggressivste Weltreligion(gibt es soetwas)

Der Islam ist meiner Ansicht nach die Weltreligion die man am meisten agressiv leben kann bzw die man am stärksten agresiv interpretieren kann. Der Islam kann daher die agressivste Weltreligion sein, muß dies aber nicht.


- ThomasWach - 11.06.2008

Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht!

Wenn ich mehr Zeit hätte, dann wüßte ich einige Punkte hier sehr kritisch kommentieren.

Daher mal stichpunktartig:

Die Darstellung des Kommunismus ist in meinen Augen hier absolut fehlerhaft, vor allem weil man hier nicht bedenkt, dass Kommunismus ein Entwicklungsmodell sein sollte und der Leninismus eine situationsbedingte, praktische Abwandlung war. Die Herrschaft der Avantgarde (so heißt das korrekt) entsprang aus der Notwendigkeit das Proletariat als Klasse zu einem Kollektivakteur zu formieren und ihm ein Kollektivbewusstsein zu geben. So die Theorie.
Die Bolschwewiki waren letztlich sowieso nur fehlgeleitete Radikale, die dann marxistische Theorien als Inspiration nahmen und sie dann für ihre Cliquenherrschaft nutzten. Daher muss man den Marxismus und dann den Neomarxismus ziemlich klar von der sowjetischen Realität trennen... Marx selbst hätte ja eine Revolution in Russland nie für möglich gehalten aufgrund der dortigen Verhältnisse (kaum Proletariat...).
Also in dem Punkt bitte etwas mehr Genauigkeit.

Und dann zum Verhältnis Kapitalismus und Planwirtschaft.
Auch hier braucht man terminologische Genauigkeit. Jede moderne Gesellschaft, jede technologisch-moderne komplexe Gesellschaft weißt einen hohen Organisationsgrad auf. Organisation bedeutet aber nicht pauschal Planung, da gibt es viele, viele feine Unterschiede und die bitte ich einfach mal zu beachten. Sozialistische Planwirtschaft implizierte zentralisierte Gesamtplanung und Gesamtsteuerung der gesamten Volkswirtschaft, inklusive Planung der Nachfrage und des Angebots.
Moderner Kapitalismus läuft da schon anders, weil hier zwar auch hohe Organisationsgrade bestehen, die sind aber Dezentral gelagert!! Es gibt keine zentrale Planung, sondern poly- bzw. subzentrale Cluster, die flexibel und zeitnah sich abstimmen und kommunizieren. Das ergibt zwar auch viel Planung bzw. adäquater Organisation, aber die ist nicht starr, sondern ist flexibel und wird dezentral durch einen unheimlich gesteigerten Informationsfluß immer wieder neu adaptiert. Der Staat oder andere Gremien geben nicht vor, wieviel produziert wird oder wieviel konsumiert werden soll. Das pendelt sich sozusagen im Spiel der Kräfte so ein.
Ergo gibt es schon einen erheblichen Unterschied zwischen der Staatsplanwirtschaft und dem Kapitalismus, den man nicht so einfach wie hier wegwischen kann.
Organisationsgrade sind natürlich bei beiden hoch, aber zum einen ist das eine evolutionäre Grunderscheinung moderner Gesellschaften und zum anderen sind die Organisationsstrukturen höchst unterschiedlich (zentral vs. dezentral). Auch hat Wettbewerb in beiden Strukturformaten andere Bedeutungen!

Zudem hab ich damit Probleme, wenn man zumindest beim Kapitalismus ihn nur auf die Verteilungsfrage beschränkt. Das ist vielleicht aus heutiger Sicht ok, verkennt aber gewisse Eigenheiten in der Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Strömungen. Der Kapitalismus ist das Resultat liberaler Naivität und konservativer Ruchlosigkeit und hat eben nicht nur mit der bloßen Verteilungsfrage zu tun...

Also alles in allem kann ich mit vielem hier nicht so mitgehen, aber mir fehlt leider die Zeit, die hier sehr sehr verkürzte und verzerrte Darstellung der Dinge etwas zu korrigieren....


- Erich - 01.07.2008

wenn ich jetzt wüsste, wo ich das reinstellen soll ....
vielleicht hier?
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eurasisches-magazin.de/artikel/?artikelID=20080614">http://www.eurasisches-magazin.de/artik ... D=20080614</a><!-- m -->
Zitat:Zukünftige globale Machtverschiebungen: Die Debatte in den deutschen Thinktanks

Am 12. und 13. März 2008 haben die drei wichtigsten deutschen außen- und entwicklungspolitischen Thinktanks, das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE), das GIGA German Institute of Global and Area Studies und die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zusammen mit Vertretern des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und des Bundeskanzleramtes über „Neue Führungsmächte/Ankerländer – Herausforderungen und Perspektiven für die Politikgestaltung Deutschlands“ beraten. Damit wird eines der zentralen Themen zukünftiger Außenpolitik angesprochen.

Von Daniel Flemes und Detlef Nolte
EM 06-08 · 30.06.2008

...



- Erich - 13.07.2008

das passt wohl auch hier rein:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/kinokairo100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/kinokairo100.html</a><!-- m -->
Zitat:Film "Baby Doll Night" bewegt Ägypten
Zensierter Erfolg

"Baby Doll Night" ist der erfolgreichste Film in der Geschichte des ägyptischen Kinos. Die dargestellten Konflikte zwischen dem Westen und der arabischen Welt treffen die Gefühle einer ganzen Nationen - und ruft Zensoren auf den Plan.

...
Stand: 13.07.2008 01:28 Uhr



- Erich - 20.07.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/:Interview%20Asien%20Wachstum/387469.html">http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktie ... 87469.html</a><!-- m -->
Zitat:"Asien treibt das Wachstum"

Jeroen Brand, Manager des ING Invest Prestige & Luxe Fund sieht die Zukunft des Luxus-Marktes optimistisch. Im FTD-Interview spricht er über luxusverliebte Touristen aus Asien und Handtaschenkäufer im Westen.
...

Insgesamt meinen wir, dass die Schwellenländer sehr wichtige Wachstumstreiber für die Luxusbranche sind und mit der Zeit die Folgen einer wirtschaftlichen Abschwächung in den USA oder Europa kompensieren könnten.
...

FTD.de, 19.07.2008



- bastian - 29.08.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/politik/article2369490/Deutschland-hat-Angst-vor-Hampelmaennern.html">http://www.welt.de/politik/article23694 ... nnern.html</a><!-- m -->
Zitat:Russland, Iran, Nordkorea
Deutschland hat Angst vor Hampelmännern
(8) Von Hannes Stein 29. August 2008, 14:28 Uhr
Russland, Iran, Nordkorea: Verglichen mit Nazideutschland oder der Sowjetunion, sind die heutigen Feinde des Westens ziemlich schwach. Ihre Regierungschefs sind lachhafte Hampelmänner, die nur deshalb groß wirken, weil der Westen sie anerkennt. Trotzdem – gerade weil die Staaten schwach sind, sind sie gefährlich

Quintus?


- Luetzow - 29.08.2008

bastian schrieb:http://www.welt.de/politik/article2369490/Deutschland-hat-Angst-vor-Hampelmaennern.html
Zitat:Russland, Iran, Nordkorea
Deutschland hat Angst vor Hampelmännern
(8) Von Hannes Stein 29. August 2008, 14:28 Uhr
Russland, Iran, Nordkorea: Verglichen mit Nazideutschland oder der Sowjetunion, sind die heutigen Feinde des Westens ziemlich schwach. Ihre Regierungschefs sind lachhafte Hampelmänner, die nur deshalb groß wirken, weil der Westen sie anerkennt. Trotzdem – gerade weil die Staaten schwach sind, sind sie gefährlich

Quintus?

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Hannes_Stein">http://de.wikipedia.org/wiki/Hannes_Stein</a><!-- m -->

Ich denke eher nicht , Quintus hat zwar manchmal provozierende Thesen aber ein "Antideutscher" wie der "Achse des Guten"-Verein ist er mit Sicherheit nicht. ;-)

Zitat:Hannes Stein (* 15. Februar 1965 in München) ist ein deutscher politischer Journalist und Buchautor. Er ist Mitglied des Netzwerks Die Achse des Guten.



- Erich - 10.09.2009

das passt auch hierher:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/1929987_Zu-den-humanitaeren-Interventionen-Ihr-sagt-Menschlichkeit-und-meint-Macht.html">http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... Macht.html</a><!-- m -->
Zitat: Feuilleton

"Humanitäre Interventionen"
"Ihr sagt Menschlichkeit und meint Macht"

...
Copyright © FR-online.de 2009
Dokument erstellt am 07.09.2009 um 17:33:06 Uhr
Letzte Änderung am 08.09.2009 um 12:12:50 Uhr
Erscheinungsdatum 07.09.2009 | Ausgabe: d


- Erich - 15.09.2009

die Gegenthese steht:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/wissen/:konfliktforschung-studie-entkraeftet-these-vom-krieg-der-kulturen/50009710.html">http://www.ftd.de/wissen/:konfliktforsc ... 09710.html</a><!-- m -->
Zitat:15.09.2009, 14:30

Konfliktforschung

Studie entkräftet These vom "Krieg der Kulturen"

Der Westen und der Islam seien zu unterschiedlich. Deshalb gebe es immer wieder Konflikte. Diese gern vertretene These stimmt so nicht. Heidelberger Wissenschaftler fanden heraus: Die meisten Kulturkämpfe gibt es innerhalb von Landesgrenzen. Und ein weiterer häufiger Kriegsgrund sind – zu viele junge Männer.

.....


Zwar gehörten gegensätzliche Werte oder kulturelle Zersplitterung in Sprache und Religion oder unterschiedliche historische Erfahrungen zu den Auslösern, sie seinen aber nicht die Hauptursache von Konflikten.
...

"Seit dem Ende des Kalten Krieges und der Sowjetunion haben vor allem religiöse und ethnisch-historisch begründete Konflikte auf innerstaatlicher Ebene wie etwa im ehemaligen Jugoslawien, im südlichen Kaukasus oder auf Sri Lanka erheblich zugenommen." Diese kulturellen Konflikte seien besonders gewaltsam und würden auf denn höchsten Intensitätsstufen ausgetragen.
Hoher Bevölkerungsanteil junger Männer fördert Konflikte Vier von fünf der kulturellen Konflikte seien aber ausschließlich innerstaatliche Phänomene, hieß es
...

Als wichtigste Ursachen dieser Konflikte benennt die Studie ein hohes Maß an sprachlicher und religiöser Zersplitterung eines Landes. Weitere Faktoren seien unterschiedliche historische Erfahrungen und Entwicklungen verschiedener Bevölkerungsgruppen. Aber auch ein sehr hoher Anteil männlicher Jugendlicher zwischen 15 und 24 Jahren erhöhe die Wahrscheinlichkeit von Konflikten, ebenso wie Unterentwicklung, geringes Wirtschaftswachstum oder mangelnde Demokratisierung. Ein Automatismus zwischen diesen Faktoren und Konflikten ergebe sich aber aus diesen Faktoren nicht.
...
einerseits widerspricht die Studie der These Huntingtons (dessen Fixierung auf den Islam ich ohnehin schon bezweifelt habe) - abdererseits wird die sprachliche und religiöse Zersplitterung als Grundlage für innerstaatliche kulturelle Konflikte bestätigt - und damit eigentlich doch wieder (allerdings auf nationaler Ebene) der Ansatz von Huntington bestätigt.


- ThomasWach - 15.09.2009

Wie andere (auch ich) immer wieder betont haben: Identität ist ein wichtiger Faktor für die Entwicklung von Konflikten, schlicht, weil anhand von Identitäten die Freund-Feind-Muster festgelegt werden. Aber eben diese Identitäten sind nicht deckungsgleich mit Makro-Blöcken von Zivilisationen und Religionen, sondern sind fragmentiert und vielschichtig (so ja auch beschrieben im meiner Globaldefence-Ergänzung zu deiner Beschreibung der weltpolitischen Lage).


- Shahab3 - 12.10.2009

Der sogenannte "Kampf der Kulturen" ist in Wahrheit ein Kampf um Kapitalströme.


- Mondgesicht - 12.10.2009

Shahab3 schrieb:Der sogenannte "Kampf der Kulturen" ist in Wahrheit ein Kampf um Kapitalströme.
Oder: Kultur = Religion !?

Welcher erwachsene Mensch hat den cooleren imaginären Freund? :twisted:


- Tiger - 12.10.2009

@Mondgesicht
Sehr gut beobachtet!
Huntington machte die These von der Zugehörigkeit zu einem Kulturkreis an der Religion fest. Vor allem im Bezug auf Ostasien merkt man, wie er damit ins Schleudern gerät.
Sehen wir uns doch mal gerade China an: Man hat eine traditionelle, vom Taoismus mitgeprägte polytheistische Religion, aber im Alltagsleben - kurz, der Kultur - spielt der Konfuzianismus die entscheidende Rolle. Dieser ist aber keine Religion, sondern eher eine Philosophie.
Der typische, in der VR China lebende Chinese, in dessen Leben der polytheistische Glaube oder eine importierte Religion keine besondere Rolle spielt bezeichnet sich demnach auch als Atheist.
Traditionell wird Religion in China sogar kritisch beäugt.
Auch der einstmals bedeutende Buddhismus ist in China heute kaum verbreitet, er wurde irgendwann Opfer einer nationalistischen Gegenreaktion, nachdem er wieder als fremde Religion "enttarnt" wurde.
Chinesische Bekannte von mir waren sogar erstaunt, als sie von einem der ihren erfuhren das sie Buddhistin ist.
Womit wir beim nächsten Kritikpunkt von Huntingtons unausgesprochener These von Religion = Kultur sind.
Genug Staaten und Völkern wurde ihre heutige Religion aufgezwungen, das gilt für Deutschland ebenso wie für den Iran. Sind sie dennoch für uns seligmachend?
Überlege jedenfalls mal, woher Huntington seine These vom "Kampf der Kulturen" herhatte...


- Schneemann - 12.10.2009

Zitat: Huntington machte die These von der Zugehörigkeit zu einem Kulturkreis an der Religion fest. Vor allem im Bezug auf Ostasien merkt man, wie er damit ins Schleudern gerät.
Wirklich? Er sagt explizit, dass die Religion sich wieder stärker in die Politik hineinverlagern wird, wenn es um die Findung von Entscheidungen geht, bzw. deren Begründung. Und gerade in Ostasien ist dies in den letzten Jahren sehr deutlich geworden. Egal ob in Thailand, Indonesien oder in Malaysia, der Islam ist auf dem Vormarsch, wie jüngste Scharia-Urteile (etwa in Malaysia) oder auch die wachsende Anzahl der Extremisten in Thailand (Attentate) oder auf den Philippinen (z. B. Bali-Attentate) zeigt.
Zitat: Auch der einstmals bedeutende Buddhismus ist in China heute kaum verbreitet, er wurde irgendwann Opfer einer nationalistischen Gegenreaktion, nachdem er wieder als fremde Religion "enttarnt" wurde.
Chinesische Bekannte von mir waren sogar erstaunt, als sie von einem der ihren erfuhren das sie Buddhistin ist.
Womit wir beim nächsten Kritikpunkt von Huntingtons unausgesprochener These von Religion = Kultur sind.
Wobei man vorsichtig sein sollte. Ich habe sowohl die englische als auch die deutsche Fassung des Buchs und die Übersetzungsdefinitionen von Zivilisation, Kulturkreis, Kultur, etc. verwischen hierbei teils. Das liegt nicht unbedingt am Verfasser, aber einfach an sprachlichen Definitionsunterschieden.
Zitat: Genug Staaten und Völkern wurde ihre heutige Religion aufgezwungen, das gilt für Deutschland ebenso wie für den Iran.
Wieso?

Schneemann.