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Kulturen im Konflikt - Druckversion

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- hawkeye87 - 26.03.2006

in der letzten zeit - besonders im kontext eines möglichen "kampf der kulturen" zwischen dem westen und dem islam - fiel als lösungsvorschlag immer wieder der begriff "dialog der kulturen". dazu ein guter artikel aus dem cicero:
Zitat:Die Uno empfiehlt ihn, mein Nachbar auch. Die EU rät dazu, die Nato, der Kebabverkäufer, die Bundesregierung und der Postbote, die Linke, die Rechte, Grüne, Graue, Blaue, das Militär sogar. Ich auch! Der „Dialog der Kulturen“ ist ein „Alles-Wird-Gut“ für die Weltpolitik, ein Fetisch der Selbstberuhigung, eine Zauberformel wider die Ratlosigkeit vor religiösen Konflikten. Der Begriff wird so oft beschworen, dass man langsam misstrauisch wird. [...]
:daumen: der artikel spiegelt weitestgehend meine meinung wieder.


- ThomasWach - 26.03.2006

Naja.. beim Überfliegen bin ich auf mehrere fragwürdige Stellen in dem Artikel gekommen, die ich kurzgefaßt auch als "Fehldarstellung" bezeichnen würde.

Generell halte ich recht wenig von diesen Selbstbehauptungsaufrufen. Mag der "Dialog der Kulturen" auch viel mit rhetorischer Befriedung zu tun haben (insoweit kann man dem Artikel vielleicht Recht geben), so sind die weiteren Schlüsse für mich einigermaßen verfehlt, weil zu schnell und auch oft sehr voreilig. Daher sind für mich solche Selbtsbehauptungsaufrufe auch nur bessere Phillipikas gegen den Islamismus. Mit ähnlich großem inhaltlichen Wert wie der Dialog der Kulturen.

Aber mal kurz zum Artikel und seinen Fehlern...

Zitat:Erstens offenbart er politische Hilflosigkeit vor der Größe des Konflikts, der sich da zusammenbraut. Was der Kalte Krieg im 20. Jahrhundert, das dürfte der Kampf der Kulturen im 21. Jahrhundert werden. War das geteilte Deutschland damals der Frontstaat, so ist dies heute Israel. Wieder werden Mauern errichtet, Atombomben gebaut, Ideologien mobilisiert, Stellvertreterkriege geführt.
...
Das ist mit Verlaub - eine hochgradig verengte Sicht (kurz und knapp: falsch). Der Vergleich mit dem Kalten Krieg ist auch deshalb völlig verfehlt, weil wir es hier mit ganz anderen Herausforderungen zu tun haben. Zum einen muss man sich fragen, welche Kulturen überhaupt wieso sich bekämpfen. Geht es hier um ganze Kulturen, um Eliten, um unterdrückte und deprivierte Ausgeschlossene usw. Da schwegt sich der Herr Autor aus. Also doch nur dier Islamismus, der uns herausfordert?
Eine in sich heterogene, in sich mit sich kämpfende moslemische Welt, die die Richtung für das 21. jahrhundert bestimmen will und sich nach außen und innen gegen die dominierende und sie stark mitprägende westliche Welt stellt, kann nicht mal ansatzweise mit einer globalen Ideologie und einer regionalen Supermacht wie der Sowjetunion verglichen werden. Das ist ziemlich lächerlich, weil es die substanzielle Seite des Konflikts völlig vergißt. Der Kalte Krieg war die für 50 Jahre geltende global bestimmende rivalisierende Bipolarität zweier Supermächte. Das nun regionale Ringen mit dem Islamismus ist die Folge weltweiter Veränderungen und rein regional von Bedeutung.
Und Israel ist auch kaum der alleinige Frontstaat. Auch wieder mal eine einseitige Sicht der politischen Liberalen/Rechten. Auch könnte man zu Dingen wie Selbstmordattentaten und Atombomben sehr einfache Erwiderungen finden, denn es ist die reine selbstsüchtige Sicht der Dinge. Mögen uns Selbstmordattentate und iranische Atombomben oder Vernichtungsdrohungen gegen Israel nicht gefallen (und sie sollen uns nicht gefallen), so findet man doch stets die Antwort vice versa: Sind nicht 3 der 5 offiziellen Atommächte westliche Staaten? Wieso kann Israel ohne echten Grund so langen das Existenzrecht Palästinas aussetzen? Wieso darf der Westen wirtschaftlich den moslemischen Raum so ins Abseits drängen mit seinem Wettbewerb (wobei, die Globalisierung ist Sache Asiens und des Westens..).
Alles eine sehr einfache Sicht der Dinge, die hier präsentiert wird...Rolleyes

Zitat:Zweitens macht einen stutzig, dass der Begriff entweder als Tautologie daherkommt, als weißer Schimmel gewissermaßen. Denn es gibt gar keine Kultur ohne Dialog; auch keinen Dialog ohne Kultur. Ein Dialog der Kulturen ist etwas so minimal Selbstverständliches, dass die Forderung danach für eine echte Kultur fast beleidigend ist.
Das halte ich ehrlich gesagt für den dümmsten Schnitzer des Autoren. Intrakulturelle Kommunikation besteht immer. Kultur ist ein soziales Konstrukt, ein Derivat sozialer Strukturierung. Kommunikation gehört innerhalb einer sozialen Einheit, die gemeinsamkulturfähig ist, zusammen. Aber die Kommunikation zwischen den Kulturen ist aufgrund ihrer Verschiedenheit immer gefährdet, von Missverständnissen geprägt. Man braucht da eben ein großes Einfühlungsvermögen. Dialog ist da sicher auch kein guter Begriff. Man muss den anderen verstehen lernen.

Zitat:Wenn man im Westen nun, anstatt die Freiheit der Kritik zu verteidigen, in Sachen Karikaturen Selbstzensur übt, dann kann man auch gleich Lessings Ringparabel aus dem Lehrplan streichen, denn sie relativiert die Lehre Mohammeds. Dieser „Dialog der Kuluren“ bestünde dann wohl darin, den Pudel der Toleranz so lange zu streicheln, bis der eigene Maulkorb fertig ist. Man erinnert sich beim gegenwärtigen Kotau vor den Islamisten jedenfalls an Friedrich Nietzsches Beobachtung, wonach anbiedernde Toleranz den Verrat am eigenen Ideal in sich trägt.
Auch hier schießt der Autor weit übers Ziel hinaus. Da er ja Popper zitiert hat, werfe ich mal Bloch jetzt hinein: Man bedenken, dass wir in einer Welt leben, die durch die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit, durch die (nach Luhmann) Einheit der Verschiedenheit geprägt wird. Man muss nicht alles tolerieren, aber man muss wissen,wo man Grenzen ziehen muss und vorallem muss man mit Geduld auch die Entwicklung anderer respektieren.Wir sollen jetzt nicht die Islaqmisten einfach so machen lassen. Aber wir müssen uns vergegenwärtigen, dass wir da auch mitgewirkt haben und eine aggressive Selbstbehauptung haben wir angesichts der islamistischen Bedrohung wirklich nicht nötig...

Zitat:Ein drittes Element macht das Mantra vom „Dialog der Kulturen“ zwiespältig. Wovon handelt eigentlich dieser Dialog? Von Politik und Macht? Von Kunst und Literatur? Nein, er müsste im Kern von Religionen handeln. Da aber sind viele im Westen diskursunfähig geworden. Die weithin säkularisierte Kultur des Westens ist sich ihrer religiösen Tiefenstruktur gar nicht mehr bewusst. Wie soll eigentlich dialogisiert werden, was man selber gar nicht mehr versteht. Wer im Westen hat noch eine präzise Vorstellung von etwas Heiligem? Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, empfahl Ludwig Wittgenstein.
Tja,die jetzige Terminologie ist wie gesagt, irreführend, aber der Autor macht es kaum besser, eher schlechter.
Es geht nicht nur um Religion,es geht um Gesellschaft allgemein. Es geht um die Gesellschaftskonzeption des 21. jahrhunderts. Wie sollen hochtechnisierte Massengesellschaften strukturiert sein? Darum geht es und es gibt eben auch anderslaufende Konzepte zu der unsrigen. Durch wirtschaftliche Globalisierung und damit verbundene Erfordernisse wurde sie vielen Gesellschaften in teilen auch aufgezwungen. Das stößt auf Widerstand. Langfristig aber kann das häufiger passieren. Lateinamerika wendet sich mehr und mehr nach links außen. In Asien grassiert auch der Islamismus, Nationalismus und in Indien erleben die Kommunisten sogar ein Revival. Die Probleme gehen sehr vielk tiefer.

So sehr mal also den Begriff des Dialogs der Kulturen auch mit Vorsicht benutzen sollte, so sehr sollte man aucht geben, die Probleme im wirklichen Licht zu sehen. Und da erwarten uns im 21.Jahrhundert noch ganz andere Brocken.....:oah:

Daher kann ich mich diesem Artikel wirklich nicht anschließen...


- Turin - 26.03.2006

Zitat:Mögen uns Selbstmordattentate und iranische Atombomben oder Vernichtungsdrohungen gegen Israel nicht gefallen (und sie sollen uns nicht gefallen), so findet man doch stets die Antwort vice versa: Sind nicht 3 der 5 offiziellen Atommächte westliche Staaten?
Nicht nur das, sondern die anderen beiden Staaten sind wohlgemerkt nicht islamisch bzw. besitzen eine recht substantielle Eigenidentität (im chinesischen Fall mehr, im russischen vielleicht weniger). Auch die nächsten Aspiranten auf diese Prestigepositionen sind keine islamischen Staaten.
Ich habe den Eindruck, auch aufgrund dieses offenkundigen machtpolitischen Defizites wird der Begriff der Assymetrie bzw. des ihr inneliegenden "andersartigen Machtpotentials" in letzter Zeit so überstrapaziert.

Zitat:Denn es gibt gar keine Kultur ohne Dialog; auch keinen Dialog ohne Kultur. Ein Dialog der Kulturen ist etwas so minimal Selbstverständliches, dass die Forderung danach für eine echte Kultur fast beleidigend ist.
Sehe ich auch als äußerst fragwürdigen Schnitzer an...seit wann ist Kultur, und eine in sich gefestigte umso mehr auf Dialog angewiesen? Für mich purer Schwachsinn. Gerade stark sendungsbewußte Kulturen halten sich bestenfalls an einen Mono- nicht aber einen richtigen Dialog. Und je selbstbewußter (= stärker) eine Kultur wird, desto schwieriger wird auch der Dialog, weil umso erdrückender ihr Einfluss.


- Quintus Fabius - 01.04.2006

Wenn ud schon so exakt bist, wundern mich immer Wertungen wie Erdrückend.

Stärker wäre da doch objektiver. Aber das ist durchaus ein wesentlicher Punkt den viele nicht erkennen: das die Verbreitung und die Wertschätzung einer Kultur von der "Macht" des Volkes ausgeht, daß sie ausübt und direkt damit zusammen hängt.

Das heißt, je stärker und mächtiger ein oder mehrere Völker derselben oder ähnlichen Kultur sind, desto anziehender !! ist diese Kultur auf andere Völker und desto mehr verbreitet sie sich.

Auf dem Höhepunkt Europas wollte jeder Europäer sein, die zunehmende Ablehnung und Abstoßung der westlichen Kultur ist eben ein Symptom dafür, daß der Westen schwächer geworden ist bzw schwächer wird.

Das sollte man aber alles nicht werten, von wegen erdrückend...


- Azrail - 04.04.2006

@Qintus Fabius

Was sollen das sein das "der Westen schwächer wird"?
Wie deffinierst du Stärke und Schwäche?

Ist etwa die militärische Schwäche gemeint oder die politische oder die wirtschaftliche?Ich erkenne keine schwächen?

Und wie soll eine Kultur schwach werden?Bloss weil sie nicht mehr bereit ist 40.000 Mann wie in Verdun in nur einer Woche zu opfern für irgendeine Sinnlosigkeit?

MfG Azze


- Tiger - 05.04.2006

@Azrail
Stimmt. Man kann jeden Kulturkreis unterstellen, "geschwächt" zu sein, und nicht nur dem europäischen Kulturkreis.
Was ist denn z.B. mit dem afrikanischen Kulturkreis, der seiner Korruption nicht Herr wird? Oder mit dem arabisch-islamischen Kulturkreis, der quasi eine Immigration in sich selbst hinein angetreten hat?


- BigLinus - 28.04.2006

Anbei ein - wie ich finde - sehr gekonnter Aufsatz der neuen Bedrohungen des politischen Islams aus dem SZ-Magazin der Süddeutschen Zeitung.

Zitat:Die neue Bedrohung

Der amerikanische Holocaust-Forscher Daniel Jonah Goldhagen warnt im SZ-Magazin vor einer völlig neuen, breit gefächerten interkontinentalen Intifada.


Der politische Islam – eine ebenso aggressive wie totalitäre Bewegung – befindet sich jetzt vollständig in der Offensive. Er ist auf dem Vormarsch an den drei wichtigsten Schauplätzen der Politik: auf den Straßen, in den Schaltzentren der Macht und an den Kriegsfronten.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt1m2/kultur/artikel/700/74626/">http://www.sueddeutsche.de/,tt1m2/kultu ... 700/74626/</a><!-- m -->
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://sz-magazin.sueddeutsche.de/front_single/front_content.php?lang=2&idcatside=1786&jetzt_session=f864e3343ebd51a55af9ff974504617d">http://sz-magazin.sueddeutsche.de/front ... 974504617d</a><!-- m -->


- Tiger - 28.04.2006

@BigLinus
Da werden mal wieder Aktion und Reaktion verwechselt.
Die Gründe für die genannten Ereignisse liegen nicht in einer interkontinentalen, gezielten Intifada, sondern in anderen Gründen.

Die Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen: Die islamische Welt hat Angst, fühlt sich überall in die Enge getrieben. Ich hatte hier bereits erklärt, das die islamische Welt deshalb bereits eine Art Immigration in sich selbst angetreten hat, und eine der letzten Bastionen gegen die empfundene Einkreisung und Assimilation ist die islamische Religion, die ja auch der eigenen Identitätsfindung dient. Nun wurde jedoch auch diese letzte Bastion, und zwar durch diese Karikaturen, angegriffen...

Der Machtantritt der Hamas in Palästina: Die Fatah hat ihn durch ihre Korruption und Unterdrückung selbst mit vorbereitet. Zudem fehlte ihr seit dem Tod von Arafat ein wirklich charismatischer Anführer. Dazu kommt, das Palästina sich selbst in seinen Konflikt mit Israel geradezu verbissen hat, und nicht mehr den Weg hinaus findet. Die Hamas und ihre autistische Sicht der Dinge sind geradezu ein Symptom dafür.

Iran: Der Iran ist nationalistischer, als man es im Westen denkt, und zweifelsfrei wäre er gerne Grossmacht. Diese potentielle Grossmachtstellung wird jedoch als bedroht empfunden. Israel ist zwar kein Nachbar, aber eine Grossmacht in dieser Region, das benachbarte Pakistan hat ebenfalls bereits die Atombombe, und die Türkei ist ein laizistischer, erfolgreicher Staat, in gewisser Hinsicht sogar das genaue Gegenbild zum heutigen Iran. Saudi-Arabien und Ägypten sind ebenfalls als ernstzunehmende Konkurrenten anzusehen. Hinzu kommt eine empfundene Umzingelung durch die USA und der Umstand, das die Hauptreligion des Iran, der schiitische Islam, in der gesamten islamischen Welt eine oft genug verfolgte Minderheitenreligion ist. Die Unterstützung terroristischer Vereinigungen ist vielleicht ein Weg, potentielle Gegner (z.B. Israel und Sunniten) gegeneinander auszuspielen und sich selbst gegenüber anderen Mächten aufzuwerten.

Weil es in den Links angesprochen wurde: Sudan ist ein Konflikt, der mit dem Islam an sich nichts zu tun hat. Gewiss, der Islam wurde in Afrika häufig in neue, andere Formen gepresst, aber auch dies spielt in Darfur keine Rolle. Tatsächlich hat das Regime in Khartoum sich vom Islamismus abgewandt - die Verhaftung und Einkerkerung von Turabi ist ein deutliches Zeichen dafür, welcher Staat wird wohl seinen Chefideologen einbuchten ?! - und sich nun einem arabischen Nationalismus zugewandt. Der bevorstehende Abfall des Süden des Sudan und der Umstand, das der Islamismus auch bei der grossen Masse der sudanesischen Muslime nicht wirklich ankam und abgelehnt wurde, spielt bei dieser Art von Umorientierung eine Rolle. Die faktische Niederlage gegen den Süden des eigenen Staates war für die sudanesische Regierung auch ein Grund, den Konflikt in Darfur anzurühren: Man braucht ein Erfolgserlebnis.


- Azrail - 28.04.2006

Tja vergessen wir aber nicht der poltische Islam ist eine Reaktion keine Aktion.
Wenn man eben falsche Interssenpoltik betreibt kommt sowas zu Vorschein und man kann es auch nicht verhindern nur verzögern.
So wie die französische Revolution,die islamische Welt ist im Umbruch und der "Westen" hat eben schiss ein Einfluss zu verlieren.
Wir leben nun mal in einer Multipolaren Welt.


Ansonsten sieht der Westen den Islam eh doch als Gegenthese und als eine neue Art des "Kommunismus".
Viel Spass noch am Aufbau eines FeindbildesRolleyes


- Skywalker - 28.04.2006

Zitat:Wissen und Waffen: Wiederherstellung der alten Größe der islamischen Kultur
Florian Rötzer 11.07.2003

Der Premierminister von Malaysia hat zu einer Konferenz der Islamgelehrten geladen; die islamische Welt soll dem Westen durch Einheit der Religion, Zuwendung zur Wissenschaft und militärischer Aufrüstung Paroli bieten

In Malaysia tagt die Ulama, die Gemeinschaft der Islamgelehrten. Malaysia hat zur ersten Weltkonferenz dieser Art in die neugegründete Verwaltungshauptstadt Putrajaya im Multimediakorridor geladen. Über 900 Teilnehmer - Geistliche und Gelehrte - aus 33 Ländern sind gekommen, um über die Zukunft des Islam zu sprechen. Premierminister Mahathir Mohamad hat in seiner Eröffnungsrede zu einer Art des Kampfs der Kulturen aufgerufen. Um die eigene Kultur in ihrer alten Größe wiederherzustellen, müssten sich die islamischen Länder mit Wissen und Waffen ausstatten.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15191/1.html">http://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15191/1.html</a><!-- m -->

Ich finde den Vorschlag des malaysischen Premierminister für einen zukunftweisenden Weg um der islamischen Gemeinschaft um der westlichen Überlegenheit mit rationalen Mitteln entgegentreten zu können. Terror und Hass sind keine Lösung für die Probleme der islamischen Welt, ganz im Gegenteil sie führen nur zur Gegengewalt und beschädigen letztendlich das Ansehen und die Würde des Islams.


- Tiger - 28.04.2006

@Skywalker
Ein grosses Projekt, bei dem aber auch die Suche nach Prestige dabei ist und das aus diesen Gründen scheitern wird.
Schon die Einheit der Religion hat es nur sehr kurz gegeben, und was die eigene Kultur betrifft: Auch der islamische Raum enthält mehrere Kulturen, nicht nur die islamisch-arabische Kultur. Malaysia gehört etwa schon dem islamisch-malayischen Kulturkreis an, und genug Regionen, z.B. weite Teile von Afrika und Indonesien haben die islamische Religion und damit verbundene kulturelle Aspekte lediglich oberflächlich übernommen.
Auch bei diesen Ankündigungen und Erklärungen sehe ich eine ähnliche Angst wie in anderen Teilen der islamischen Welt: Malaysia kann sich von China bedroht fühlen, und ein erheblicher Teil seiner Bevölkerung ist chinesischer Abstammung und nicht muslimischen Glaubens, obwohl Malaysia sich als islamischer Staat definiert. Weitere Mächte in der Region sind ebenso oder ähnlich erfolgreich wie Malaysia. Einer der nächsten islamischen Staaten in dieser Region, nämlich Indonesien, ist eine potentielle Zeitbombe.
Daher der Ruf, sich mit Waffen auszustatten.
Andere Vorsätze sind jedoch nur als lobenswert und gut zu bezeichnen, etwa die Wahrung der Menschenrechte.


- BigLinus - 28.04.2006

Zitat:Azrail postete
(...)
Viel Spass noch am Aufbau eines FeindbildesRolleyes
Ich weiß zwar nicht was du mir hier konkret unterstellen willst? Ich verstehe den Aufsatz von Daniel Jonah Goldhagen so, daß er nicht den Islam - wie du fälschlicher weise unterstellst -, sondern diejenigen angreift, die den Islam als Vehikel für ihre schmutzigen Intensionen benutzen. Und das sind eindeutig zwei Paar Stiefel!


- Quintus Fabius - 28.04.2006

Zitat:Ansonsten sieht der Westen den Islam eh doch als Gegenthese und als eine neue Art des "Kommunismus".
Was heißt sieht. Der Islam ist eine Positive Gegenthese zu der Seelenlosen Konsumwelt die Menschen zu Gegenständen reduziert, die man nach Belieben zum Wohl und Nutzen Reicher Nihilisten manipuliert und mißbraucht.

Der Islam ist durchaus EINE Lösung. Neben anderen.

Aber man sollte hier noch einhaken:

Ein paar wenige Verbrecher, angeheuerte Tschetschenen die im Auftrag von Drogenbaronen Anschläge primär auf Muslime ! machen haben genau so wenig mit dem Islam zu tun, wie "Christliche" US Soldaten, die Muslime in Afghanistan zu Tode foltern.

Ich mache nicht mal die USA als Staat dafür verantwortlich, daß einzelne Verbrecher in ihren Diensten Übles tun, aber umgekehrt wird hier stets der Islam wegen Verbrechen einzelner kritisiert, daß ist Doppelmoral.

Der eigentliche Islam aber ist zur Seelenlosen Kapitalismus Welt die bessere Lebensweise. Für uns wäre natürlich kulturell eine Rückkehr zu unseren eigenen Werten und das heißt auch religiösen Werten noch besser.

Zitat:die bedrohlichste militärische Entwicklung des politischen Islams einleitete, seit Saddam Hussein versuchte, mit dem Einmarsch in Kuwait im Jahr 1990 den Golf (und damit die ganze Welt) in den Würgegriff zu nehmen.
Wenn ich so was schon lese, dann kann ich nur noch den Kopf schütteln. Ist aus besagtem Aufsatz von diesem Juden.

Beim Thema Juden in Gefahr schaltet bei vielen Deutschen wirklich das Hirn ab, so jetzt auch im Fall Iran, wir sind da derart billig manipulierbar, daß es wirklich abstrus ist.

Und natürlich, durch die Eroberung UNSERER Erdölquellen werden wir natürlich gewürgt.

Sarkasmus ein: Jeder muß sterben der UNSER Erdöl auch nur gierig anblickt, jawoll ja. Unser Luxus Lotterleben sollen Söldlinge verteidigen und jeden Töten der unser Parasitendasein bedroht. Und aus.

Und dafür sind wir unserem Glauben nach sogar moralisch höherstehend und können von den anderen fordern was wir selber nicht geben.


- ThomasWach - 28.04.2006

Um mal zu den sozialen/politischen Grundlagen zurückzukommen und nicht zu viel in die Niederungen der Ideologie abzusinken:

Zitat:Once again, for Muslims, it's 'us versus us'
Mona Eltahawy International Herald Tribune

FRIDAY, APRIL 28, 2006

Attacks in Egypt

Look no further than the triple bombing this week at the Sinai resort of Dahab, where most of those killed and wounded were Egyptians, to fully appreciate the lie behind Osama bin Laden's latest message that the West is on a crusade against Islam.

If anyone is on a crusade against Muslims it is Al Qaeda itself, whose sympathizers most likely carried out the attack in Dahab, the third in Sinai in 18 months.

Attacks by bin Laden's henchmen and others espousing violent Islamist thought are ostensibly carried out to oppose U.S. foreign policy. But it is Muslims who bear the brunt of their violence. The previous attacks on Sinai - in Taba in October 2004 and Sharm el-Sheik in July 2005 - were supposedly to avenge the U.S. invasion of Iraq and America's support of Israel in its conflict with the Palestinians. But who were the main victims of those attacks? Egyptians, the majority of whom are Muslim.
...
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.iht.com/articles/2006/04/28/opinion/edmona.php#">http://www.iht.com/articles/2006/04/28/ ... dmona.php#</a><!-- m -->


Zitat:Was heißt sieht. Der Islam ist eine Positive Gegenthese zu der Seelenlosen Konsumwelt die Menschen zu Gegenständen reduziert, die man nach Belieben zum Wohl und Nutzen Reicher Nihilisten manipuliert und mißbraucht.
Das kann man auch anders ausdrücken. Anstaat zumindest de facto die Möglichkeit zu haben, sich so frei wie niemals zuvor in der Weltgeschichte persönlich entwickeln zu können mitsamt den Möglichkeiten und den Rissiken persönlicher Biographieschreibung, werden Leute in althergebrachte Denkmuster gedrückt und oder alte Muster von vor sehr langer Zeit aufgenötigt, die sie zu bloßen Marionetten von Mullahs oder Imanen machen. Auch nicht soo toll.

Zitat:Der eigentliche Islam aber ist zur Seelenlosen Kapitalismus Welt die bessere Lebensweise. Für uns wäre natürlich kulturell eine Rückkehr zu unseren eigenen Werten und das heißt auch religiösen Werten noch besser.
Tja, nur welche Auslegung paßt zur modernen, zur postmodernen Wissensgesellschaft? Können wir einfach so zurück zu den alten Werten, zu den alten Strukturen innerhalb unserer heutigen Gesellschaft, geht so eine Entwicklung so einfach und so friedlich?
Wenn ich mir das überlege, habe ich erhebliche Zweifel. man kann die Probleme von morgen nicht mit den Lösungen und Rezepten von gestern lösen. Zumindest nicht solange, wie wir uns nicht in die Steinzeit wieder zurückgebombt haben oder wie auch immer das passieren könnte...


- Azrail - 29.04.2006

Was den Konlikt der Kulturen angeht sieht der Westen doch längst die islamische Welt als ihr Konfliktherd und ihre Krise.
Man hat den Feind schon ausgemacht und geht eben verschiedene Wege um sich dieser zu entledigen entwder medial indem man den Islam diffarmiert oer militärisch um durch Gewalt Macht zu demonstrieren.
Das Problem ist aber die Gegenseite schläft nicht,man sieht die Kriege in Afghanistan,Irak und vielleicht bald in Iran und erkennt ein Muster nähmlich die Splitterung und Einnahme des islamsichen Raums.
Diese "Demütigung" hat aber auch etwas positives die Hegemonie des Westens führt dazu das eine allergische Gegenreaktion ensteht die wie der malaysische Premier es ausdrückt eine Einheit fördern könnte.
Die Bedrohung von aussen stärkt immer nach innen.
Das soll heissen je mehr Amerika Gewalt anwendet seine Macht offen zeigt und je mehr sie islamische Länder erobern drangsalieren desto schneller wird es einen zusammenschluss und damit verbundene Modernität einsetzten.
Vergessen wir nicht der Mensch hat immer unter Druck und Not eine Lösung gefunden.