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Kulturen im Konflikt - Druckversion

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- -Cobra- - 15.02.2006

Zitat:Skywalker postete
Ich finde die deutschen zeitungen sollten Bilder von Imam Khameni mit Bombenturban machen oder von Ahmadinejad als neuen Adolf des Nahen Ostens.

Da bin ich echt gespannt wie die Iraner reagieren.
Im Iran extestiert eine Zeitschrift namens Golagha dort werden seit Jahren Politiker im Iran als Karikaturen dargestellt, manchmal als Witzfiguren, die auch Politische Hintergründe haben, der herausgebe hatte schon des öfteren ärger mit der Regierung , aber ihm stört dass das nicht, 90% alle Iraner lieben Golagha:baeh:


<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.haditoons.com/site_files/golagha-monthly.jpg">http://www.haditoons.com/site_files/golagha-monthly.jpg</a><!-- m -->

<!-- m --><a class="postlink" href="http://gooya.com/golagha/images/448gol1.gif">http://gooya.com/golagha/images/448gol1.gif</a><!-- m -->


- ThomasWach - 16.02.2006

Mal wieder schrillere Töne aus Europa..

Zitat:Barroso on riots: Europe must fight
By Graham Bowley International Herald Tribune

THURSDAY, FEBRUARY 16, 2006

In the face of escalating attacks against foreigners in the Muslim world, the European Union's chief executive on Wednesday laid down a clear marker for violent critics of the Prophet Muhammed cartoons, saying that Europe now had to fight for its core European values, including freedom of speech.

"We have to stick very much to these values," said José Manuel Barroso, the president of the European Commission. "If not, we are accepting fear in this society."

Referring to his youth when he grew up under a totalitarian regime in Portugal, Barroso, a former prime minister there, said in an interview that Europe had to defend its right to have in place a system that allowed the publication of the cartoons.
...
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://iht.com/articles/2006/02/15/news/union.php#">http://iht.com/articles/2006/02/15/news/union.php#</a><!-- m -->


- bastian - 19.02.2006

Ein meiner Meinung nach guter und pointierter Artikel, der bedenkenswerte Ansätze enthält;
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,401797,00.html">http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 97,00.html</a><!-- m -->
Zitat:DEBATTE

Raus aus der Defensive!

Islamunterricht, Moscheenbau, Lehrstühle: Der Westen braucht endlich eine Strategie im Umgang mit dem Islam. Wie die aussehen muss, beschreibt Nils Minkmar.

Um die Lage zu beschreiben, reichen zwei Sätze von Maureen Dowd aus der "New York Times": "Früher brauchte es einen Einmarsch der israelischen Armee, um die arabische Welt in Aufruhr zu versetzen. Heute reichen dänische Cartoons."
Das Bild Europas ist unterdessen das des müden, graugesichtigen Javier Solana, der sich permanent zu entschuldigen scheint und beteuert, Europa werde die Palästinenser nicht fallenlassen. Und dabei die Tatsache ignoriert, daß die palästinensischen Wähler das umgekehrt gerade getan haben. Vor lauter Furcht wird nicht einmal der tätliche Angriff auf diplomatische Vertretungen - früher ein erstklassiger Kriegsgrund - mit einem Abbruch der Beziehungen beantwortet. Sondern gar nicht. Der Mann wirkt wie ein Sinnbild der europäischen Diplomatie: nett, ratlos und ängstlich.

(...)
Nun geht es gar nicht mehr anders. So wie es Bismarck unternahm, die Arbeiter mit Sozialgesetzen und dem allgemeinen Wahlrecht mit dem Nationalstaat zu versöhnen, so muß auch der öffentlich geförderte Bau von Moscheen und der deutschsprachige Islamunterricht an Regelschulen durchgesetzt werden. Beide Themen köcheln seit Jahrzehnten vor sich hin. Sie haben Schwierigkeiten und Tücken. Aber ein Land, das eine gewaltfreie Wiedervereinigung durchgeführt hat, kann auch diese Probleme lösen, wenn der politische Wille da oder die Not groß genug ist. Solche Gesetze und Staatsverträge bringen mehr Sicherheit als jedes Flugzeugabschußgesetz.
(...)
Umgekehrt müssen die gutausgebildeten, cleveren Jugendlichen - und es gibt davon mehr, als man annehmen möchte - besonders gefördert werden. Nichts festigt den Glauben an den guten Willen einer Gesellschaft wie der soziale und symbolische Aufstieg von Töchtern zu Lehrerinnen, von Söhnen zu Rechtsanwälten. In derart auf regionalen, religiösen und parteipolitischen Proporz fixierten Institutionen wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten müßte es möglich sein, endlich eine angemessene Repräsentanz von Menschen mit langem Namen und anderen Hautfarben zu erreichen, auf dem Bildschirm und selbst mal in Nachrichtensendungen. Als Moderatoren und Reporter wohlgemerkt, nicht bloß im Film als fahnenschwingende Schreihälse, die dänischen Havarti in Brand setzen.
Der treffendste Gedanke ist meiner Meinung nach dieser:
Zitat:Deutsche, Europäer muslimischen Glaubens können am besten deutlich machen, wo die Kampflinie verläuft: keineswegs zwischen Christen und Moslems, Arabern und Weißen, Türken und Juden, sondern zwischen Mördern und Demokraten. Diese Linie müssen wir auf allen Politikfeldern im Blick behalten. Es kann nicht sein, daß mit den mächtigen Despoten in Teheran, Kairo und Damaskus geschäftliche, politische und sogar nachrichtendienstliche Verbindungen gepflegt werden, während einbürgerungswillige Habenichtse erst mal und grundsätzlich verdächtigt werden.
(...)
Wir bekommen ihn aber in vollem Ausmaß, wenn wir weiterhin den Islam in Europa ignorieren, statt ihn zu adoptieren, immer bloß reagieren, Despotenregime stabilisieren und den Terror durch fleißigen Ölkonsum täglich finanzieren.



- Azrail - 20.02.2006

Ja der Artikel hat Recht.Die Frage stellt für mich doch eher ob man es als Staat ehrlich meint?
Sorry,Misstrauen besteht eben nicht nur wegen Migrationspolitik und Gessinnungstest.Ansonsten meine Parole.


- Der_Schakal - 20.02.2006

Ich stimme grösstenteils des Spiegel Artikels zu.
Wir müssen ebenso wie die Mosleme (und auch alle anderen grossen Glaubensrichtungen) aufeinander zu gehen.
Denn seien wir mal ehrlich, es ist unrealistisch anzunehmen das diese irgendwann einfach aus Deutschland verschwinden.

Ein anderer Punkt ist allerdings in meinen Augen unsere Aussenpolitik (indirekt auch die Europäische).
Ich habe letzte Woche folgendes gelesen
Zitat:Zitat AN:
Das was derzeit in vielen Arabischen Länder passiert (Anmerkung von mir: Plünderung und Stürmung von Botschaften und Konsulaten) wäre vor nicht allzu langer Zeit ein Kriegsgrund gewesen der zum entsenden eines Expiditionsheeres geführt hätte
Dieser Satz hat mir persönlich mal wieder Hoffnung für unseren Journalismus gegeben.
Okay es stimmt das die Mohamed Karikaturen eine Beileidigung für jeden Moslem waren. Okay die Politische Tragweite war für die Jungs in Dänemark vielleicht nicht ersichtlich. Sie und ihre Regierung haben sich dafür entschuldigt.
Demonstrationen in dem Arabischen Ländern, alles klar.
Aber wo es aufhört, ist eindeutig wenn es Regierungen der betroffenen Länder zulassen das dort Diplomatische Vertretungen (die laut Internationalen Recht, auswärtiges Gebiet ist, und deswegen Sankro Sankt sind) gestürmt werden und von einen randalierenden Mob abgefackelt werden.
Da hört es für mich eindeutig auf. Die Regierungen können wenn sie wollen diese Leute in Zaune halten. Es ist aber so das sie es anscheinend nicht wollen.
Dann gut.
Zieht die verfluchten Botschafter ab, und brecht die verfluchten Wirtschaftsbeziehungen ab. Ich glaube den meisten dieser Länder wo das auswuchert tut das mehr weh als uns.
Öl können wir auch in Russland, Südamerika, Afrika oder den ganzen klein Staaten mit -stan am Ende beziehen.

Wieso unsere Politiker bloss sowas von Feige sind....


Der Schakal


- ThomasWach - 21.02.2006

@ Schakal

Ich glaube, dass man heute so nicht mehr verfahren kann.
Es gäbe einige Staaten oder genauer, es gäbe viele, die sich in vielen Staaten dort über unseren Rückzug aus der Region sehr freuen würden.

Wirtschaftlich wäre das spätestens mittelfristig kein Problem mehr. An die Stelle europ-udn amerik. Firmen würden ind,. chin, japan, Unternehmen treten. Und auch deren Erdöl wurde extrem schnell Abnehmer finden (oder hat man im Westen übersehen, dass der erste Auslandsbesuch des neuen saudischen Königs nach Peking ging!!).
Nö, so einfach geht das alles nicht mehr. Zwar bekommen weder die USA noch die EU ihren Hauptteil Öl aus dem Nahen Osten, dafür aber Korea, Japan und in steigendem Maße China und Indien. Bisher hatte der Westen noch wirtschaftl. und militärisch eine gewisse Oberhoheit über den Nahen Osten. All die Mühen der USA um den Erhalt dieser Vormachtstellung wären dahin, wenn man einfach so gehen würde und Ost- und Südasien die Position des Westens kampflos überlassen würde.

Nein, sowas wird nicht passieren. Denn dann wäre die ganze Hegemoniepolitik der USA, ihre Strategie Ostasien einzudämmen dahin. So einfach wird die USA sich nicht dazu verleiten lassen.


- Azrail - 21.02.2006

Also ich hab dazu was im Fernsehen gehört von einem Journalisten der die Randalierer in Syrien fragt,wieso sie die Botschaft angreifen und abfackeln und das dies ein Kriegsgrund sei,

Die Antwort:"Das schert uns doch nicht ob wir Regeln brechen ihr brecht die Regeln doch genauso als ihr Irak besetzt habt ohne irgendeine Legitimation."

Selbst da sieht man spielt das verletzten von Regeln das es auf ander Punkte springen kann,da sind längst Grenzen beidseitig überschritten worden.


- Wolf - 21.02.2006

Zitat:Thomas Wach postete
Ich glaube, dass man heute so nicht mehr verfahren kann.
Es gäbe einige Staaten oder genauer, es gäbe viele, die sich in vielen Staaten dort über unseren Rückzug aus der Region sehr freuen würden.
Es ging ihm wohl schwerpunktmässig um Syrien, den Libanon und Palestina. Die haben kein Öl oder andere kritische Rohstoffe und protestieren trotzdem.


- ThomasWach - 21.02.2006

Syrien ist schon heute extrem isoliert. Der Libanon desweiteren wurde erst vor kurzem noch als der zukünftige demokratische Musterstaat gefeiert von einigen. Es wurde sich gut machen erst einen demokratischen Prozess zu fodern und dann -wenn es halt die radikalen Strömungen im Land wiederspiegelt - die Segel zu streichen. Libanon hat allerdings stärkere wirtschaftl. Beziehungen zum Westen, die würde das treffen.
Bei Syrien oder Libanon würde aber letztlich bei so einem Schritt nur der Iran gewinnen und lanfgristig Unternehmen einsteigen, die sich weniger um die Politik scheren (China ist da ein Schlagwort).
Palästina ist ein Thema für sich, denn momentan sind das - bis auf den Bantustan Gaza - auch nur besetzte Gebiete. Da hat Israel immer noch die Hand drauf und eine Isolierung wird definitiv der Lage dort nicht gut tun.
Die Verhältnisse sind dort eh schon katastrophal und eine weitere Verschlechterung der Lage wird sicher nicht Hamas angelastet werden, sondern dem Westen und vorallem Israel. Auf diese Art und Weise - durch die Unkenntnis der dortigen Gegebenheiten, verschlimmbessert man mal wieder alles.

Aber generell:
Der Westen insgesamt hat eben seine Finger immer dort im Spiel gehabt. Und das wurde bei den Moslems auch sehr stark wahrgenommen. Teilweise haben sicher auch bestimmte Gruppen auch den westl. Einfluß übetrieben dargestellt und ihn auch zum Sündenbock für alles gemacht. Das ist sicher auch übertrieben. Aber wir haben uns da eingemischt und wir haben Fehler gemacht, Entscheidungen getroffen, die alle Konsequenzen hatten. Und der einfache Araber steht dem ganzen sehr ablehnend gegenüber.

Wie Azrail ja schon ganz zutreffend sagt: Die Moslems sehen unsere Taten eben anders. Sie fordern (so weit ich das mitkriege) einfach mal Gerechtigkeit. Keine Unterstützung korrupter Regime, keine Unterstützung von Besatzung, keine Doppelmoral mehr, in der sich entwicklende Hilfea allzu sehr für Machtinteressen mißbraucht werden.

Man beobachtet ganz genau in der moslemischen Welt, wie man mit der Hamaswahl umgeht im Westen. Erst Demokratie fordern und dann kneifen, weil das Ergebnis einem nicht gefällt? Das empfinden viele Moslems als nicht gerecht, als Doppelmoral. Sei mal dahingestellt, das Hamas ne terrorist. Vereinigung sei. Dieses aus israelischer Sicht wichtige Kriterium übersehen sie natürlich. Trotzdem: Unser Verhalten, wollen wir keine harte Konfrontation, muss einfach mal die Befindlichkeiten der anderen Seite miteinrechnen, auch unsere eigenen Fehler.

Und da kann ich irgendwie auch nachvollziehen, dass bei einem Anlass wie dem der Karrikaturen (war sicher auch extra aufgeputscht) sich einfach mal der Hass der Moslems Bahn bricht, der Hass über korrupte Regime und über einen doppelzüngigen Westen. Und die korrupten Regime leiten den Hass auch nur zu gern über auf den Westen als Sündenbock für alles....


- Der_Schakal - 21.02.2006

@ Thomas

Zitat:@ Schakal
Ich glaube, dass man heute so nicht mehr verfahren kann.
Es gäbe einige Staaten oder genauer, es gäbe viele, die sich in vielen Staaten dort über unseren Rückzug aus der Region sehr freuen würden.

Wirtschaftlich wäre das spätestens mittelfristig kein Problem mehr. An die Stelle europ-udn amerik. Firmen würden ind,. chin, japan, Unternehmen treten. Und auch deren Erdöl wurde extrem schnell Abnehmer finden (oder hat man im Westen übersehen, dass der erste Auslandsbesuch des neuen saudischen Königs nach Peking ging!!).
Nö, so einfach geht das alles nicht mehr. Zwar bekommen weder die USA noch die EU ihren Hauptteil Öl aus dem Nahen Osten, dafür aber Korea, Japan und in steigendem Maße China und Indien. Bisher hatte der Westen noch wirtschaftl. und militärisch eine gewisse Oberhoheit über den Nahen Osten. All die Mühen der USA um den Erhalt dieser Vormachtstellung wären dahin, wenn man einfach so gehen würde und Ost- und Südasien die Position des Westens kampflos überlassen würde.

Nein, sowas wird nicht passieren. Denn dann wäre die ganze Hegemoniepolitik der USA, ihre Strategie Ostasien einzudämmen dahin. So einfach wird die USA sich nicht dazu verleiten lassen.
Okay was lassen wir uns dann bitte noch gefallen ?
Bis ein paar Kerle mit AKs in die Botschaften stürmen und alle über den Haufen mähen ?
Ich glaube für meinen Teil das selbst das von den meisten aktzeptiert werden würde.
Und für meinen Teil, sind wir hier jetzt an einem Scheidepunkt.
Die Regierungen im Iran, Syrien usw können diese Instutionen schützen wenn sie wollten. Sie wollen bloss nicht.
Nein sie heitzen das sogar noch ein.
Saudi Arabien, Kuwait und so weiter, auch dort gab es Demonstrationen aber das ganze ufferte nicht aus.

Weisst du was ich damit sagen will ?
Wieso versuchen wir ein Handel und eine Verständigung mit Länder aufzubauen die eigentlichts nichts ungetan lassen als uns zu piesacken aber schön die Hand hinhalten wenns Geld gibt.
Und Sorry, weder Indien noch die Chinesen sind in vielen Bereich dazu fähig das zu liefern was wir liefern. Die Japaner wären es, aber inwiefern sie sich so einer Insolation nicht auch anschliessen bleibt abzuwarten !
Und das Öl kannst du auch nicht an jeden verkaufen. Die Chinesen würden zu schlagen sicherlich. Die Inder. Und was würde dann passieren ?
Die Preise für Arabisches Öl würde ins Bodenlose sinken !
Und dafür andere Öl Preise nach oben gehen.
Weswegen ? Weil der "Westen" mit den USA die Haupteinnahme Quelle der Arabischen Länder ausmacht.
Was mit deren Wirtschaft passiert dürfte jedem klar sein.

Das wir den die Arabischen Länder verarschen (was anderes unterstellen sie uns damit ja nicht) würde ich wiedersprechen.

1. Haben wir den Krieg gegen den Irak unterztützt ? Nein, wir haben ihn verurteilt !
2. Ja wir haben die Demokratisierung der Arabischen Welt vorangetrieben (in meinen Augen auch nix falsches) und ja wir haben mit Hilfsgelder und so weiter gelockt. Und ?
Was ist daran falsch diese Gelder (die wir immerhin freiwillig zahlen) mit Forderungen abzusichern ? Erwarten sie das wir eine Terrorististische Vereininigung Monatlich 5 Millionen Euro überweisen ohne das wir sicher gehen können, das nicht irgendein Terrorist mit einer Kofferbombe den Reichstag in die Luft jagd und wir das mit unseren 5 Millionen finanziert haben.
Was ist daran falsch ? Wenn ich 100.000 Euro aufnehme bei der Bank, will die Bank auch Sicherheiten von mir haben und sogar ein Mitsprache Recht bei Finanztechnischen Entscheidungen !


Ich halte es bloss mittlerweile für Wichtig das wir den Herren dort drüben mal klar machen das wir nicht nur Geldgeber sind sondern auch Länder mit denen man es sich verscherzen kann.

Der Schakal


- Wolf - 21.02.2006

Zitat:Der_Schakal postete2. Ja wir haben die Demokratisierung der Arabischen Welt vorangetrieben (in meinen Augen auch nix falsches) und ja wir haben mit Hilfsgelder und so weiter gelockt. Und ?
Was ist daran falsch diese Gelder (die wir immerhin freiwillig zahlen)...
Unsere Form von Demokratie. Damit kann nicht jeder etwas anfangen, man hat in der Demokratie viele Rechte und Pflichten und einen Haufen Möglichkeiten, das ist eine Veränderung die für manchen zu gross ist. Es geht hier nicht bloss um freie Wahlen.


- Der_Schakal - 22.02.2006

@ Wolf

Okay alles klar, dann brechen wir das ab und lassen die Leute weiterhin in Diktaturen leben.
Weisst du viele Leute vergessen einfach das wir nicht nur aus eigen Interesse sowas verbreiten sondern weils vielen Menschen in diesen Länder es so beschissen geht weil, deren Regierungen alles in die eigene Tasche wirtschaften.
Einschliesslich unser Entwicklungsgelder....

Wenns die Leute nicht ertragen sich von uns helfen zu lassen und erwarten das wir im Gegenzug keine Forderungen stellen, dann lassen wir es halt, und den Leuten wirds dann richtig dreckig gehen.

Ich meine die Leute tun so als wenn wir die USA wären.
Wir können ja mal so anfängen.


Der Schakal


- Turin - 22.02.2006

Ich möchte jetzt nicht als Zyniker dastehen, aber selbstlose Politik seitens Europas, insbesondere solche im Kontrast zu den USA ist ein Märchen, das vielleicht auf Grünen-Parteitagen gut ankommt, wenn man die Parteidisziplin wieder mal stärken muss.
Klar haben wir eine Bevölkerung, die querschnittlich viel Mitleid aufbringt, wenn es um all die Übel in der weiten Welt geht, aber spätestens wenn es ums harte Geld geht, dann relativieren sich die Beileidsbekundungen. Entwicklungsgelder fließen nur deswegen so, wie sie es tun, weil sie anteilig gesehen ein Witz sind. Also kann man das öffentliche Gewissen beruhigen, indem man hier einen Brunnen baut und dort eine Schule ausstattet, ohne dass sich der brave Bürger zuhause beschwert, dass schon wieder die Steuern deswegen steigen. Solche Hilfe ist deswegen forderungslos, weil man dafür schlicht nichts fordern kann (aus dem gleichen Grund werden im übrigen Schulden von Entwicklungsländern in schöner Regelmäßigkeit erlassen und das ganze dann als Akt der Nächstenliebe demonstriert).
Ganz anders siehte es dagegen dort aus, wo es wirtschaftlich oder politisch kostenintensiv wird, siehe zb. Irak. Wie schnell ist da die Diskussion in Europa verebbt, wie gut oder schlecht dieser Krieg der USA in moralischer Hinsicht war, und wie schnell kam die Frage auf die Beteiligung europäischer Firmen an Investment- und Aufbaumöglichkeiten.

Wir sind nicht die USA, richtig. Aber nicht, weil wir moralisch so viel besser wären, sondern weil es uns an den Instrumenten fehlt und weil Teile unserer Poltitik sich immer noch mit der Rolle des ideologischen Traumtänzers zufriedengeben, der von der Seitenlinie kommentiert, und zwar so risiko- wie nutzlos. Aber das ändert sich, und wer das bezweifelt, der muss nur mal schauen, welche wirtschaftlichen Ambitionen deutsche Firmen etwa im Sudan haben, von den vielzitierten Beispielen China und Russland (wo es vielen Menschen genauso "beschissen" geht) mal ganz abgesehen.

Damit will ich nicht generell den Westen anprangern, man sollte sich nur von gewissen Blicken durch die rosa Brille lösen. Die USA haben im Grunde viel mehr kapiert, wie das "Spiel" funktioniert, sie haben halt auch eine gewisse Praxis, während Deutschland außenpolitisch fünfzig Jahre Auszeit hatte (wie im wesentlichen ganz Europa). Leider schlägt man in Washington in letzter Zeit etwas über die Stränge, weswegen sich die Angriffsfläche gegenüber amerikanischer Außenpolitik aus eigenem Verschulden vergrößert hat.


- Wolf - 22.02.2006

Zitat:Turin posteteKlar haben wir eine Bevölkerung, die querschnittlich viel Mitleid aufbringt, wenn es um all die Übel in der weiten Welt geht, aber spätestens wenn es ums harte Geld geht, dann relativieren sich die Beileidsbekundungen.
Ach wirklich? Als die deutsche Bevölkerung die Rekordsummen für die Tzunamiopfer aufbrachte - ist das wohl kaum geschehen um politisches Kapital daraus zu schlagen. Die Chinesen spendeten so gut wie nichts und ihr einziger Beitrag wird letzendlich vielleicht darin liegen, dass sie uns die Technologie des Frühwarnsystems klauen. Und die Muslimischen Staaten? Genau. Auch fast nichts - nicht mal für die betroffenen Glaubensbrüder.
Und wenn du dich auf die staatliche Entwicklungshilfe beziehst sieht es genau so aus. Deutschland und Europa: zu wenig oder falsch gesteuert. China: Fast nichts Arabische Staaten: Fast nichts.

q.e.d.

Zitat:Solche Hilfe ist deswegen forderungslos, weil man dafür schlicht nichts fordern kann (aus dem gleichen Grund werden im übrigen Schulden von Entwicklungsländern in schöner Regelmäßigkeit erlassen und das ganze dann als Akt der Nächstenliebe demonstriert).
Aus welchem Grund bitte? Ich dachte sie hätten Kredite bekommen um damit irgendetwas zu kaufen/bauen (Infrastruktur oder Panzer oder Präsidentenmercedes u.a.) - hinter der Vergabe dieser Kredite steckten natürlich niedere Absichten, genauso niedere Absichten wie hinter den Krediten stehen die mir die Bank anbietet. So läuft das nunmal immer. Mit fast jeder Art von Kredit.

Zitat:Ganz anders siehte es dagegen dort aus, wo es wirtschaftlich oder politisch kostenintensiv wird, siehe zb. Irak. Wie schnell ist da die Diskussion in Europa verebbt, wie gut oder schlecht dieser Krieg der USA in moralischer Hinsicht war, und wie schnell kam die Frage auf die Beteiligung europäischer Firmen an Investment- und Aufbaumöglichkeiten.
Das war auch richtig so. Jeder von uns der z.B. in den Ami-Foren gegen die Invasion bis 10 Minuten vor dem Termin noch kräftig geredet hatte, war sich einig mit den anderen Unbeteiligten, dass die Kriegspläne der USA nun so schnell wie möglich und so unblutig wie möglich umgesetzt werden. Es gab in dem Moment als der erste US Soldat die Grenze überschritten hatte eben keine andere Macht auf diesem Planeten die das Land hätte wieder stabilisieren können. Oder kennst du eine - ausser Saddam? Und wenn wir mit nicht militärischen Mitteln nach Abschluss des Krieges helfen konnten - warum nicht?

Zitat:...welche wirtschaftlichen Ambitionen deutsche Firmen etwa im Sudan haben, von den vielzitierten Beispielen China und Russland (wo es vielen Menschen genauso "beschissen" geht) mal ganz abgesehen.
Die Förderrechte für Rohstoffe des Sudan wurden, meineswissens schon zwischen den Amis und den Chinesen aufgeteilt. Das war der Grund warum die UN den Völkermord dort nicht mit Truppen unterbunden hat. Sie wollten die nützliche Marionettenregierung dort als Vertragspartner nicht verlieren.

Zitat:Die USA haben im Grunde viel mehr kapiert, wie das "Spiel" funktioniert..
Nee. Solbald der Bildungsstand hoch genug ist, erheben sich die betroffenen Völker - auf die eine oder andere Weise - gegen die Ausbeutung.

Zitat:sie haben halt auch eine gewisse Praxis, während Deutschland außenpolitisch fünfzig Jahre Auszeit hatte
Ähm, ja, und davor war unsere Aussenpolitik geradezu mustergültig, schliesse ich aus deinen Worten.


- Turin - 22.02.2006

Zitat:Ach wirklich? Als die deutsche Bevölkerung die Rekordsummen für die Tzunamiopfer aufbrachte - ist das wohl kaum geschehen um politisches Kapital daraus zu schlagen.
Ich spreche von Dauerbelastungen, nicht von Einmalspenden. Die sind vielleicht hoch, aber das relativiert sich bei der Höhe des Spendenbetrags pro Bundesbürger. Genauso wie beim alten Spruch "wenn jeder nur einen Euro geben würde, dann...".

Abgesehen davon ist es mir neu, dass wir Frühwarnsysteme vor der chinesischen Küste installieren...

Zitat:Aus welchem Grund bitte? Ich dachte sie hätten Kredite bekommen um damit irgendetwas zu kaufen/bauen (Infrastruktur oder Panzer oder Präsidentenmercedes u.a.) - hinter der Vergabe dieser Kredite steckten natürlich niedere Absichten, genauso niedere Absichten wie hinter den Krediten stehen die mir die Bank anbietet. So läuft das nunmal immer. Mit fast jeder Art von Kredit.
Diese Kredite sind von vornherein Totgeburten hinsichtlich der direkten Rückzahlung und wesentlich Investitionsbeihilfen. Eine Zurückzahlung ist nicht wirklich geplant oder zumindest vernachlässigbar angesichts ökonomischer und politischer Ambitionen, die damit verbunden sind. Und dabei geht es nicht um Ambitionen im Sinne der Heilsarmee.

Zitat:Die Förderrechte für Rohstoffe des Sudan wurden, meineswissens schon zwischen den Amis und den Chinesen aufgeteilt.
Förderrechte sind nicht alles. Deutsche Firmen meinen, dort könnte man auch prima Eisenbahnlinien bauen, netter Rückgriff auf deutsche Erfahrungen der Vergangenheit übrigens.

Zitat:Ähm, ja, und davor war unsere Aussenpolitik geradezu mustergültig, schliesse ich aus deinen Worten.
Dann ist es eine falsche Schlußfolgerung. Es war allerdings Außenpolitik in sich, wenn überhaupt, dann im realpolitischen Sinn, anders als das Herumgewackel, was man in Deutschland in den letzten Jahren so Außenpolitik genannt hat und was über Phrasendrescherei jenseits der osteuropäischen Einflußsphäre nicht groß weitergekommen ist. Hier geht es um die Gestaltung kohärenter Richtlinien, und davon ist jenseits von populistischer Rhetorik in Deutschland eben nichts zu sehen gewesen. Wie gesagt, das ändert sich.

Zitat:Nee. Solbald der Bildungsstand hoch genug ist, erheben sich die betroffenen Völker - auf die eine oder andere Weise - gegen die Ausbeutung.
Schon richtig. Daher ist es die "hohe Kunst", in den betroffenen Staaten die innere Ausbeutung gegen die äußere sorgfältig abzuwägen, der ersteren den Garaus zu machen und natürlich daraus selbst innenpolitisch den Profit zu ziehen. Ich sage nicht, dass den USA das immer gelungen ist, aber meistens schon. So kommen wir zu Coke und Nike, zu IBM und Microsoft. Oh...und die Chinesen bald zu den ganzen tollen Airbus-Fliegern, auch wenn das noch nach hinten losgehen könnte... :laugh: