Forum-Sicherheitspolitik
Russland - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90)
+--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96)
+--- Thema: Russland (/showthread.php?tid=1584)



- Tiger - 02.09.2009

@ThomasWach
Zitat:Kosmos, kommt dir nicht in den Sinn, dass die Polen vielleicht selber über ihr Schicksal entscheiden wollten und keine Vasallenregierung von Moskaus Gnaden haben wollten, gerade nach den Deportationen aus dem damaligen Ostpolen nach 1939, nach Katyn usw.??

Das darf aber nicht Begründung für antirussische Sentimentalitäten sein.
Gewiss, Stalin war ein *rsch, aber - haben andere Staaten jener Epoche, einschließlich Polen und Deutschland anders reagiert?
Polen zog ähnliches mit Litauen und der Ukraine durch, Hitler machte es zunächst mit Österreich und der Tschechoslowakei, gar nicht zu reden von dem, was er später verzapfte, sogar in den Niederlanden gab es nach dem 2.Weltkrieg den Bakker-Schutt-Plan...
Stalin befand sich also in guter Gesellschaft.


- Kosmos - 02.09.2009

Zitat:Ist es nicht da verständlich, dass die Ak versuchte, das machtpolitisch wohl kaum abwendbare abzuwenden und sich so gut wie es ging zu positionieren?
Ist es da nicht verständlich, dass viele Polen sich erst 1989 befreit fühlten und eben nicht schon 1945??
ich habe doch bereits selbst gesagt dass diese Wünsche der AK tatsächlich nachvollziehbar sind, ja sie hatten auch aller Recht der Welt dazu und nach 1939, Katyn und Behandlung der polnischen Bevölkerung in SU mehr als verständlich, aber das ändert ebenso nichts daran dass dieses Vorgehen ein Vabanque Spiel ersten Ranges war.
Hier waren diese Wünsche und Träume für die Operation ausschlaggebend, nicht rein militärische sachliche Abwägung des machbaren.
AK scheiterte dann und so musste natürlich eine Entschuldigung/Rechtfertigung her, in Form von Stalin der absichtlich seine Truppen zurück gehalten haben soll.
Zitat:Und deine Argumentation, dass Stalin eine ihm genehme polnische Regierung haben wollte, ist doch implizit schon der Grund, warum man der AK nicht helfen wollte und warum man eben heute im freien Polen sehr ambivalent, auch negativ über die Sowjetunion spricht.
recht düne "Beweislage" für ein konkret vorgeworfenes Vergehen.


- Ingenieur - 03.09.2009

@Kosmos

Stalin hat jedenfalls die Hilfsflüge der USA auf ein oder zwei beschränkt, und das schon allein war im Kontext, dass beide Verbündete gegen die Achsenmächte waren, ein Verrat. Es gibt keinen relevanten Grund, weswegen man hätte die Flüge blockieren sollen. Die sowjetischen Flüge kamen viel zu spät, nämlich nach einem Monat.

Die Hilfen der Amerikaner beim Bau der Transibirischen Eisenbahn oder die Rüstungslieferungen hat er gerne akzeptiert, obwohl es bedeutete, dass Westalliierte auf sowjetischen Boden agierten.

Ich wollte jetzt aber nicht vom ursprünglichen Thema ablenken, sondern hätte es passender gefunden, wenn Putin nicht nur von Polen als Waffenbrüder der Sowjets gesprochen hätte, sondern auch Polen als Opfer der Sowjets.
Aber immerhin wurde Katyn angesprochen und ich glaube, das ist schon mal was wert.


- Erich - 03.09.2009

ich denke, das wirft ein Schlaglicht auf die psychologische Situation der Russen als gedemügte Macht im Allgemeinen und im Kaukasus insbesondere. "Beslan" war für die Russen etwas ähnliches wie "09.11." für die Amerikaner.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E5E681CAB7C13430BBAD636F6045C6779~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:
Fünf Jahre danach
Beslan und die Bewältigung der eigenen Ohnmacht

Von Michael Ludwig, Beslan

02. September 2009 Am 1. September 2004 gegen neun Uhr sollte in der Mittelschule Nummer eins in Beslan der Beginn eines neuen Schuljahrs feierlich begangen werden, wie immer. Schulanfänger und Schüler aller Altersstufen waren festlich herausgeputzt zum Appell auf dem Schulhof vor der Turnhalle angetreten. Mütter mit Säuglingen im Arm waren mitgekommen, Tanten und Onkel als Zuschauer oder Begleiter der Kinder dabei.

Väter blickten stolz auf ihre Sprösslinge und die Großväter waren sicherlich auch in Beslan überzeugt, mit den am Jackenaufschlag zur Schau gestellten Verdienstorden aus der Sowjetzeit dem Ganzen zusätzliche Würde zu verleihen.
...

Sie wissen, dass das Geiseldrama von Beslan, zwar eine besonders schreckliche Tragödie war, aber zugleich auch nur eine Episode in der neusten Geschichte unaufhörlicher Gewalt im russischen Kaukasus, bei der immer wieder Unschuldige zwischen die Fronten gerieten. Und sie sehen, dass diese unheilvolle Geschichte noch längst nicht zu Ende ist. Terror und staatlicher Gegenterror gehen weiter.

Fast kein Tag vergeht mehr, ohne dass Tote zu beklagen sind, auch Kinder werden von Bomben und Granaten zerfetzt. Einer der ehemaligen Kampfgefährten Bassajews, Doku Umarow, hatte das Verbrechen der Terroristen an den Kindern von Beslan anfangs noch verurteilt. Inzwischen töten Umarows Leute, der sich selbst zum „Emir des Nordkaukasus“ ernannt hat und den antirussischen Untergrund anführt, bedenkenlos auch Kinder.

Bei staatlichen Vergeltungsmaßnahmen geht es nach dem Grundsatz zu, dass wo gehobelt werde, auch Späne fallen. Beslan solle nie wieder sein, sagen Opfer und russische Politiker. Aber weil die Politiker zu tragfähigen Lösungen für die vielfältigen Probleme im Kaukasus offenbar nicht in der Lage sind, ereignet es sich in kleinerem Maßstab bereits jetzt immer wieder und es ist keineswegs ausgeschlossen, dass sich auch eine solche Tragödie solchen Ausmaßes wie vor fünf Jahren wiederholt. Ella Kessajewa ist sich dessen bewusst und verlangt deshalb ein russisches Gesetz, das den Status von Terroropfern regelt. Sie hat damit den Finger in die Wunde gelegt. Der russische Staat macht keine Anstalten, zu reagieren, weil er sonst zugeben müsste, dass er die Lage im Kaukasus keineswegs unter Kontrolle hat.



- revan - 06.09.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.focus.de/politik/ausland/tid-15355/beslan-die-zweifel-der-ueberlebenden_aid_431083.html">http://www.focus.de/politik/ausland/tid ... 31083.html</a><!-- m -->


Zitat:Die Zweifel der Überlebenden


Fünf Jahre nach dem Geiseldrama von Beslan fühlen sich die Hinterbliebenen im Stich gelassen. Vielen fehlt selbst das Geld für Medikamente. Die offizielle Version der Tragödie zweifeln sie an.....




„Engagiert doch einen Killer“



Ignoriert und verdrängt: Der Historiker Stefan Troebst erklärt, was die Deutschen vergessen, wieso das Abkommen der Diktatoren bis heute politisch brisant und Erinnern in Europa so schwierig ist.

Die offizielle Version, wonach die Terroristen in der Schule einen Sprengsatz zündeten und die Sicherheitskräfte deshalb zum Sturm ansetzen mussten, bezweifeln Kessajewa und viele Hinterbliebene. „Wir können inzwischen eindeutig belegen, dass Schüsse aus einem Granatwerfer von außerhalb der Schule zur Eskalation führten.“ Bis auf einen überlebenden Terroristen, der zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, ist niemand für die Geiselnahme zur Verantwortung gezogen worden. Die Behörden seien nur am Vertuschen und nicht am Aufklären, ist Kessajewa überzeugt.


Spießrutenlauf statt Hilfe



Während kurz nach der Tat eine Hilfewelle aus der ganzen Welt zumindest die materielle Not der Angehörigen etwas linderte, fühlen sie sich heute vom Staat vergessen. „Vielen fehlt das Geld, um ihre Krankheiten, an denen sie seit dem Terrorakt leiden, behandeln zu lassen“, klagt Kessajewa: „Offiziell ist die Gesundheitsversorgung in Russland kostenlos, aber das ist nur auf dem Papier so, in Wirklichkeit muss man entweder Bakschisch bezahlen, um gut behandelt zu werden, oder in eine teure Privatklinik gehen.“ Vielen Opfern fehle selbst für dringend notwendige Medikamente das Geld. „Und wenn sie sich beklagen, sagen ihnen die zuständigen Beamten zynisch ins Gesicht, ohne rot zu werden, die medizinische Betreuung sei doch laut Verfassung umsonst.“ Viele Hinterbliebene mit andauernden Schäden bekommen laut Kessajewa nicht einmal eine Invalidenrente: „Um als invalid anerkannt zu werden, muss man einen fast unendlichen Spießroutenlauf durch die Behörden auf sich nehmen, vielen fehlt dazu die Kraft und der Wille.“



Staats-TV zeigt eigene Version der Geschichte

Die letzte Hoffnung der Hinterbliebenen ist jetzt Präsident Medwedew: Sie baten ihn um ein Treffen, wollen, dass er eine neue, ehrliche Untersuchung des Dramas einleitet und dass der Staat den Opfern von Terrorakten künftig per Gesetz staatliche Hilfe garantiert – wie in vielen anderen Ländern üblich. Den entsprechenden Brief haben Kessajewa und ihre Mitkämpferinnen per Post geschickt, nachdem sie bei Medwedews Besuch in der Ruine der Schule von Beslan Anfang August so rüde zurückgewiesen wurden. Als sie den Sicherheitsbeamten, die sie aufhielten, damals sagten, sie wollten Gerechtigkeit, riet einer der Männer ihnen, sie sollten doch einen Killer engagieren. Als die Frauen antworteten, sie wollten, dass alles nach dem Gesetz verlaufe, schüttelte der Beamte nur den Kopf: „Je weniger es von solchen Leuten wie Euch gibt, um so besser.“....


Ein schöner und demaskierender Blick auf Russland, wenn ein Staat so mit seinen eigenen Bürger verfehrt, wenn die Russische Kakofonie nicht mal halt vor den Russen selbst macht was soll man dann noch von so einen Staat erwarten ?



Ein weiterer netter Artikel der beleuchtet was Russland wirklich beschäftig:


<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/922/484359/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/922/484359/text/</a><!-- m -->

Zitat:Eine schmerzhafte Wunde


sueddeutsche.de: Der Hitler-Stalin-Pakt jährt sich am Sonntag zum 70. Mal. In Deutschland kennt kaum jemand dieses Datum, doch in Polen und im Baltikum ist es bis heute sehr präsent. Warum?

Stefan Troebst: Für die baltischen Staaten bedeutete dieser Pakt den Verlust der erst kurz zuvor erlangten Eigenstaatlichkeit. Das war ein schweres Trauma, die Wunde schmerzt bis heute. In der Perestrojka-Zeit in den Achtzigerjahren war es die wichtigste Mobilisierungsparole im Kampf für Unabhängigkeit. Und für Polen bedeutet der Pakt den Auftakt zu fünfeinhalb Jahren Krieg, Besatzung, Terror, Sklavenarbeit, Zwangsumsiedlung und Völkermord.

sueddeutsche.de: Was war so brisant am Hitler-Stalin-Pakt?

Troebst: Zum einen ist die bündnispolitische Wirkung wichtig: Hitler bekam mit diesem Nichtangriffsvertrag von Stalin freie Hand für seine Kriege gegen Polen und gegen die Westmächte Frankreich und Großbritannien. Zum anderen gab es ein geheimes Zusatzprotokoll zum Vertrag: Darin wurde vereinbart, die Territorien zwischen der Ostgrenze von Hitler-Deutschland und der Westgrenze der Sowjetunion von der Arktis bis zum Schwarzen Meer einvernehmlich untereinander aufzuteilen.

sueddeutsche.de: Was bedeutete das?

Troebst: Beide Vertragspartner bekamen das Recht, in ihren Einflusszonen zu tun, was sie wollten. Sie konnten diese Länder militärisch besetzen, zerstückeln oder in den eigenen Staatsverband eingliedern. Im Fall Polen hat man sich geeinigt, das Land zunächst zu besetzen. Zwei Wochen nach dem deutschen Angriff auf Polen hielten deutsche und sowjetische Soldaten in Brest-Litowsk, an der Grenze zwischen dem deutsch und dem sowjetisch besetzten Teil Polens, eine gemeinsame Parade ab, um der Bevölkerung zu zeigen: Wir sind jetzt Verbündete und wir haben euch besiegt. Während es Finnland gelang, sich gegen die sowjetische Besatzung zu wehren, wurden Estland, Lettland, Litauen und Bessarabien, d. h. der Ostteil Rumäniens, der heute den Staat Moldova bildet, von der Sowjetunion annektiert.

sueddeutsche.de: Deswegen leugnete der Kreml selbst noch in der Perestrojka, dass ein Geheimprotokoll existiere.

Troebst: Genau, selbst für Gorbatschow war die Lage unangenehm. Er durfte die Hardliner in der eigenen Partei nicht verärgern. Zunächst hieß es zu Glasnost-Zeiten, ein solches Papier existiere gar nicht. Als das Protokoll in einer estnischen Zeitung abgedruckt wurde, wurde es als Fälschung bezeichnet. Und als man selbst das nicht mehr behaupten konnte, wurde erklärt, dass die UdSSR seinerzeit durch die Umstände zur Unterschrift gezwungen gewesen sei. Erst am 24. Dezember 1989 bestätigte der Kongress der Volksdeputierten die Echtheit des Zusatzprotokolls, erklärte es für nichtig - und entschuldigte sich sogar formell. Doch dem Schritt der parlamentarischen Vertretung ist die politische Führung nicht gefolgt.

sueddeutsche.de: Wie wird der Hitler-Stalin-Pakt heute in Russland gesehen?

Troebst: Es hat sich seit 1989 einiges verändert. Im politischen Bereich ist es schlechter geworden: Für Wladimir Putin und seinen Nachfolger Dmitrij Medwedjew war es ein Fehler von Gorbatschow, die Existenz des Protokolls anzuerkennen. Die heutige Führung glaubt, dass es für das Staatsinteresse klüger gewesen wäre, stur zu bleiben und alles zu ignorieren. Das Thema ist zwar von russischen Zeithistorikern gründlich aufgearbeitet worden, aber es gab und gibt großen Druck, nichts zu publizieren, was der offiziellen Linie widerspricht.

sueddeutsche.de: Wie sieht diese offizielle Sicht aus?

Troebst: Man kriegt das Thema nicht aus der Welt und versucht deshalb, es weichzuspülen und umzudeuten. Es gibt zwei Linien: Die eine stellt den Pakt als wenig bedeutenden Teil einer Kette historischer Ereignisse, wie dem Münchner Abkommen 1938, in dem die Westmächte Hitler die Tschechoslowakei überlassen hatten, und dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Die lasche Haltung des Westens gegen das aggressive Dritte Reich hat in dieser Sicht Stalin genötigt, sich vorübergehend mit Hitler zu verbünden.

sueddeutsche.de: Und wie lautete die zweite Version?

Troebst: Sie besagt, dass der Pakt und das Protokoll zwar zynisch und menschenverachtend gewesen seien, aber dass die Sowjetunion diese Schuld im Laufe des Krieges wieder "durch das in Strömen fließende Blut der Rotarmisten" reingewaschen habe. 1945 habe die UdSSR dann Europa vom Faschismus und von Hitler befreit. Es war also eine temporäre Allianz mit dem Teufel nötig, um ihn von hinten erwürgen zu können.


sueddeutsche.de: Und wer anders denkt, dem droht seit Mai eine Gefängnisstrafe.


Troebst: Ja, das ist die letzte und sehr bedenkliche Entwicklung. Es wurde ein Gesetz verabschiedet, wonach Russen sowie Ausländer mit bis zu drei Jahren Haft rechnen müssen, wenn sie die Geschichte Russlands oder der Sowjetunion verfälschen - was immer das bedeuten mag. Das ist natürlich eine Drohung. Eine Kommission entscheidet über solche Fälle, aber bisher ist niemand verurteilt worden.

sueddeutsche.de: Worüber wird da gestritten?

Troebst: In Russland spricht niemand vom Hitler-Stalin-Pakt, denn Hitler ist ja nicht nach Moskau geflogen. Stattdessen heißt es Molotow-Ribbentrop-Pakt - benannt nach den Außenministern, an die sich kaum jemand mehr erinnert. Das ist eine geschickte Strategie. Für den staatstragenden Teil der russischen Historiker und Politiker ist der Pakt immer noch schwer zu verdauen. Stalins Wendung von der Einheitsfront gegen den Faschismus hin zum Bündnis mit dem Nationalsozialismus ist kaum vermittelbar. Vor diesem Kontext muss man das Gesetz sehen......



Ein sehr schöner und Neutral geschriebener Artikel zum Thema, Geschichtsverfälschung der zugleich nicht nur ein Blick auf die Idole des Modernen Russlands verrät sondern auch einiges über den Inneren Zustand der Diktatur aussagt.


- Kosmos - 06.09.2009

welche Geschichtsverfälschung?

Ich lehne zwar solche Gesetze grundsätzlich ab jedoch erkenne ich ebenfalls an dass russischer Staate angesichts der Entwicklungen in Polen, Ukraine und baltischen Ländern wo staatlich geförderte Institutionen "Nationallen Gedenkens" eine bestimmte Sichweise zementieren um bei ganz speziellen Fragen durch Gesetzgebung Tabus geschaffen werden, irgendwie gegen steuern muss. Aber wie gesagt grundsätzlich und speziel im Falle russischer Institutionen lehne ich so etwas ab, Russen können und konnten in Sachen Propaganda nie an Anglosaxen und ihre Schüller herankommen, man kann nur verlieren, hier werden die Lehren der SU wieder ignoriert.


- Erich - 06.09.2009

"Geschichtsfälschung" ist relativ. Es gibt in Deutschland zum Beispiel den Tatebstand, dass das Leugnen des Holocaust bestraft werden kann - letztendlich auch eine Art "Geschichtsfälschung", die unter Strafe gestellt ist.
Ich möchte das an zwei Beispielen aus Westeuropa als durchaus üblich belegen:
In Österreich wurde Holocaustleugnung schon 1945 durch das Verbotsgesetz 1947 als NS-Wiederbetätigung unter Strafe gestellt (§ 3 h des Verbotsgesetes).
Das vorsätzliche „öffentliche Dulden, Leugnung oder massive Trivialisierung von Genozid-Verbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen“ wie sie im Statut des Internationalen Strafgerichtshofes (Artikel 6, 7 und 8) festgelegt" wird demnächst in allen EU-Mitgliedstaaten straffähig (EU Richtlinie zur Bekämpfung von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit von 2007).
Quelle


- Ingenieur - 06.09.2009

Die Regelung in Russland hört sich allerdings etwas diffus an, da wird es ja möglich ins Gefängnis zu kommen, wenn ich behaupte Lenin hätte sich nie die Zähne geputzt.
In D und Ös ist es ja wenigstens klar definiert, was genau der Tatbestand ist.


- Kosmos - 06.09.2009

Zitat:Die Regelung in Russland hört sich allerdings etwas diffus an, da wird es ja möglich ins Gefängnis zu kommen, wenn ich behaupte Lenin hätte sich nie die Zähne geputzt.
nein dafür kommt keiner ins Gefängniss, in der Kommision sind alle Richtungen vertretten.
Manche Historiker mögen einfach nicht wenn eine andere Sichtweise ebenfalls zum Sprache kommt.


- Putin - 09.09.2009

Ein interessanter Artikel zu den Methoden der Russischen Armee
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Russland;art1117,2882114">http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/ ... 17,2882114</a><!-- m -->

Zitat: Sein Wehrdienst sollte zwei Jahre dauern. Eigentlich. Doch dann wurde Anton Kusnezow als Arbeitskraft an eine Ziegelfabrik verkauft. Lohn gab es nicht, dafür Schläge. Als er nach fünf Jahren endlich fliehen konnte, warf Russlands Armee ihm Fahnenflucht vor.

Russische Wehrdienstleistende sind bis heute Rechtlose "Gegenstände" ihrer Vorgesetzten.

Zitat: Hier hat sie begonnen, jene fünfjährige, qualvolle Odyssee, die für Anton noch immer kein Ende gefunden hat. „Noch bin ich Angehöriger der Armee, kein Bürger“, sagt Anton. „Ich bin rechtlos.“ Und manchmal, fügt er hinzu, wäre er lieber tot.

Gewalt, Vergewaltigung, Mord usw. leider Alltag in Russischen Kasernen

Zitat: Wenige Tage nach seiner Ankunft in der dagestanischen Kaserne wiesen ihn zwei Unteroffiziere an, seine Sachen zu packen. Erklärungen gab es nicht. Aus Respekt und Angst vor Schikanen fragte Anton nicht nach. „Ein Befehl ist zuerst auszuführen und dann zu diskutieren“, erinnert er sich. So hatte man es ihm beigebracht.

Man verlud ihn in einen Geländewagen, Anton wusste nicht, wohin er fuhr. Die dagestanische Hauptstadt Machatschkala war seit Stunden hinter dem Horizont verschwunden, als Anton inmitten einer steinigen Steppenlandschaft die mächtigen Gasöfen und Förderanlagen einer Ziegelei erkannte. „Das ist dein neuer Dienstort“, sagten die Unteroffiziere. Anton akzeptierte auch diesen Befehl. Er ahnte nicht, was ihn erwartete.

Die Fabrikbesitzer an denen die Wehrdienstleistenden verkauft/ Vermietet wurden tuen es den Russischen Kommandanten gleich.

Zitat: Die dagestanischen Aufpasser in der Fabrik bestraften solche Missgeschicke erbarmungslos: „Bei den kleinsten Fehlern setzte es sofort Hiebe“, erzählt Anton. „Wer den Mund aufmachte, wurde noch härter traktiert.“ Die Aufpasser wussten, wie sie Schmerzen verursachen konnten, ohne die Arbeitsfähigkeit ihrer Opfer zu beeinträchtigen: „Sie schlugen mit ihren Stöcken nicht auf die Knochen, sondern auf die Organe, vor allem auf Leber und Nieren“, sagt Anton.

Zitat: Doch die Frist verstrich, ohne dass Anton aus dem Dienst entlassen worden wäre. Man ließ ihn einfach weiterarbeiten. Drei Jahre dauerte dieses Martyrium an, in acht verschiedenen Ziegeleien wurde Anton eingesetzt. Er kann sich nicht mehr genau erinnern, wann er die zerfetzte Uniform gegen zivile Arbeitskleidung eintauschte. Nicht einmal mehr dem äußeren Anschein nach war er nun ein Wehrdienstleistender – er war endgültig zum Sklaven geworden

Und die russische Staatsanwaltschaft reagierte auch wie gewohnt

Zitat: Vermeintlich in der Freiheit angekommen, meldete er sich im März bei der Militärstaatsanwaltschaft. Doch die stellte ihn sofort unter Arrest. Um seinen Einsatz in den Ziegeleien zu vertuschen, hatten Antons Vorgesetzte ihn fünf Monate vor Ablauf seiner Dienstzeit als vermisst gemeldet. Im Juni 2005 hatte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnet – wegen unerlaubten Entfernens von der Truppe. Deshalb könnte Anton nun nach der Sklaverei eine Gefängnisstrafe von fünf bis sieben Jahren drohen, wegen Fahnenflucht. Schlimmstenfalls könnte er außerdem gezwungen werden, die theoretisch verbleibenden fünf Monate seiner Dienstzeit nachträglich in Dagestan abzuleisten.

Und wie ebenfalls üblich verschwinden auch die Verantwortlichen auf "tragische" Weise... Der FSB lässt grüßen.

Zitat: Anton aber muss nun nachweisen, dass auch er zu den Sklaven von Dagestan gehört hat. Unklar ist zudem, wer genau ihn an die Fabrik verkauft hat. Antons Anwalt vermutet, dass es der Truppenkommandant war. Doch der wurde inzwischen erschossen.



"Archipel Gulag" an russischen Schulen - imation - 10.09.2009

Zitat:Zu Sowjetzeiten durfte sein Roman nur im Westen erscheinen, jetzt entschied das russische Bildungsministerium: "Archipel Gulag", das Hauptwerk von Alexander Solschenizyn, wird Pflichtlektüre für Oberschüler. Der Anstoß dazu kam von Wladimir Putin.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,647987,00.html">http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 87,00.html</a><!-- m -->

Na sowas, und ich dachte immer Putin währe ein Sowjet- und Stalinverehrer.


Re: "Archipel Gulag" an russischen Schulen - Venturus - 10.09.2009

imation schrieb:Na sowas, und ich dachte immer Putin währe ein Sowjet- und Stalinverehrer.

Putin ist vor allem ein Putinverehrer. Seine Rückgriffe auf die Symbole der Sowjetzeit sind wohl eher taktischer Natur, um sich in deren "Glanz" zu sonnen. Und sein wir mal ehrlich. Die alte Sowjet-Hymne klingt einfach besser als dieses komische patriotische Lied aus den 90ern (ist mit den beiden deutschen Nationalhymen ja auch nicht anders). Wink


- Erich - 11.09.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/business/20090911/123067289.html">http://de.rian.ru/business/20090911/123067289.html</a><!-- m -->
Zitat:Russlands Gold- und Devisenreserven bleiben bis Jahresende bei 400 Milliarden Dollar

13:00 | 11/ 09/ 2009

MOSKAU, 11. September (RIA Novosti). Russlands Gold- und Devisenreserven werden bis um Jahresende bei rund 400 Milliarden US-Dollar bleiben.
...
diesen Berichten steht massive Kritik aus höchsten Regierungskreisen gegenüber:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/761/487170/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/761/487170/text/</a><!-- m -->
Zitat:Medwedjew über Russland

"Zurückgeblieben und korrupt"


10.09.2009, 13:58

Heftige Schelte vom Präsidenten: In einer Kolumne will Dmitrij Medwedjew die Russen aufrütteln - doch der Weckruf liest sich wie eine Abrechnung.
...

Russland sei ein "zurückgebliebenes und korruptes Land", habe eine "primitive" Wirtschaft, und eine "schwachen Demokratie" mit einer Bevölkerung, der es an Initiative fehle.

Russland sei es in den vergangenen 20 Jahren nicht gelungen, sich von der "erniedrigenden Rohstoffabhängigkeit" zu befreien, und seine Wirtschaft ignoriere wie zu Sowjetzeiten die Bedürfnisse des Menschen, heißt es in der "Vorwärts Russland!" betitelten Kolumne.
...



- Schneemann - 11.09.2009

Zitat:Putin hält sich Präsidentschaftskandidatur für 2012 offen

Nowo-Orgajowo (Reuters) - Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin hat sich eine erneute Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2012 offengehalten.

Er habe noch nicht entschieden, ob er nach Ablauf der Amtszeit von Präsident Dmitri Medwedew für das höchste Staatsamt antreten werde, sagte Putin am Freitag vor Journalisten und Wissenschaftlern. Von 2000 bis 2008 war Putin bereits Staatspräsident. Seit vergangenem Jahr ist er Ministerpräsident.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE58A0FZ20090911">http://de.reuters.com/article/worldNews ... FZ20090911</a><!-- m -->

Naja, sowas war abzusehen. Vielleicht ist es auch so, dass sich "Imperator" Putin wieder zurück aufs Feld wagt, weil "Luke" Medwedew sein "Reich" so arg kritisiert hat... :lol:

Schneemann.


- Kosmos - 12.09.2009

könnte auch sein dass Putin damit sagen möchte das seine Macht und Stellung so gefestigt sind wie je und alle Hoffnungen ihn wie auch immer abzudrängen vergebens sind (diese Botschaft vorallem nicht an "Oppositionelle" sondern an eigene Machtstrukturen.............).

man hoffts zumindest............................