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- Shahab3 - 03.12.2006

Man kann über die "Demokratie" in Russland seinh Urteil fällen. Was die blanken Wirtschaftsdaten angeht so lässt sich da nüchtern betrachtet allerdings nur wenig aussetzen. Diese sind nämlich ausgesprochen positiv.

Und entgegen der von einigen hier vertretenen Meinung kommt der Wohlstand auch beim Volk an. Das trifft überwiegend auf die bürgerlichen Kreise in Städten zu, leider weniger auf die Menschen die auf dem Land leben. Für die hat sich in Russland seit hundert Jahren nichts geändert.

Die pauschale Abverurteilung aller Dinge die in Russland so passieren, orientiert sich meiner Einschätzung nach weniger an "Tatsachen", sondern persönlichen Positionen. Und so darf man Russland aus einer gewissen Position oder persönlichen Erfahrung heraus sicherlich seine Machtpolitik gegenüber den ehemaligen Puzfferstaaten des Ostblock vorhalten. Auch kann ich es verstehen und teile die Meinung wenn man die starke Verbreitung mafiöser (Wirtschafts)Kiriminalität mit manchmal staatlichem Bezug als ein enormes Problem darstellt. Wirtschaftlich -und darum ging es in Eurer Diskussion ja auch- ist dort aber auch sehr viel positives zu verzeichnen (enormes Wirtschaftswachstum, stetig wachsende Einkommen, Stärkung des Rubel, ...usw...) Das muss man auch einfach mal so ferstellen. Somit tendiere ich in der Darstellungsweise auch eher zu Francesco, was uns in der Diskussion zu einem 2:2 bringt Wink


- Ingenieur - 03.12.2006

Die Wirtschaftsdaten sind ohne Frage positiv, allerdings reden wir hier auch über die Perspektive, die Russland hat.
Als Vergleich: Die Vereinigten Staaten haben in den letzten Jahren ein enormes Wirtschaftswachstum hingelegt, aber die meisten Beobachter betrachten dies skeptisch aufgrund des hohen Außenhandelsdefizit.
Ebenso bin ich skeptisch, dass sich Russland in Zukunft positiv entwickeln wird, aufgrund der oben genannten Probleme, vor allem der halb-legalen Syndikatsbildung.

Dies wird auch negative Auswirkungen auf Rest-Europa haben aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Verbindungen. Als zwischen EU und Russland eine Zusammenarbeit der Polizei vereinbarte, verweigerte sich Polen, mit der Begründung, dass sie dann ihre Ermittlungsergebnisse direkt an die Mafia schicken könnten.

@Francisco

Es geht nicht darum, dass wir den Russen nichts gönnen; wir streiten uns darum, ob es irgendwas zu gönnen gibt.

Die Wirtschaftsdaten sind nicht so toll, wie es auf den ersten Blick erscheint. Beispiel Einkommenssteigerung: Zum ersten Mal seit 15 Jahren. Das hört sich eher nach Stabilisierung nach schwierigen Zeiten an, als nach großem Aufschwung.
Ferner:
Die Förderung der Bodenschätze stieg in den ersten acht Monaten dieses Jahres um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr an.
Die Ölproduktion wuchs dabei um 2,4 Prozent auf 318 Millionen Tonnen, die Gasförderung um 2,6 Prozent auf 433 Milliarden Kubikmeter und die von Kohle um 4,8 Prozent auf 199 Millionen Tonnen.

Die Verarbeitungsindustrie wies in den acht Monaten ein 4,3-prozentiges Wachstum auf.
Die Pkw-Produktion stieg um 9,3 Prozent an (748 000 Autos). Die Benzinproduktion steigerte sich um 6,5 Prozent auf 22,4 Millionen Tonnen und die Stromproduktion um 4,8 Prozent auf 645 Milliarden Kilowattstunden.


Das Russland viel Öl und Gas hat, ist ja nichts neues. Bei der Steigerung der Automobilproduktion ist auf die Eröffnung von mehreren "Baukasten-Fabriken" westlicher Automobilkonzerne (namentlich Ford, VW, Renault, GM), in denen zum Umgehen der hohen Einfuhrzölle de facto die Räder an die Achsen geschraubt werden.

---+++---

Zum Thema pluralistische Gesellschaft, Pressefreiheit und Demokratie:

Zitat:KRITISCHE RUSSEN
Wie gefährlich ist Moskau?

Eine Journalistin wird erschossen, ein Ex-Spion stirbt qualvoll, ein ehemaliger Regierungschef wird vergiftet: Was passiert da in Russland, wie leben Menschen, die nicht schweigen wollen? Kerstin Holm zeichnete für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" Stimmen aus einem immer dunkler werdenden Land auf.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,452173,00.html">http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 73,00.html</a><!-- m -->

Wenn die Russland keine demokratische Zivilgesellschaft aufbaut, dann wird über kurz oder lang der Gewinn aus dem Export in (dunklen) Taschen weniger wandern. Da ist auch Putin in der Verantwortung, der dabei ist, die Demokratie in Russland abzuschaffen.
Das hängt nicht von meiner Meinung zu Russland ab, sondern ist einfach ein ernstes Problem, dass jegliche positive wirtschaftliche Entwicklung zunichte macht.


- intelligenzija - 03.12.2006

Zitat:Da ist auch Putin in der Verantwortung, der dabei ist, die Demokratie in Russland abzuschaffen.
Kannst du mir das mal erklären? Wo war denn davor Demokratie? In Russland wird die vorherige Situation auch Dermo(Scheisse)kratie genannt.
Eine Zivilgesellschaft ist wichtig, keine Frage. Das sieht die Regierung ein. So soll in Zukunft eine z.B. eine zivile Behörde die Situation beim Militär überwachen. Der Rat der bürgerlichen Gellschaft, den die Regierung ins Lebengerufen hat halte ich jedoch für nutzlos.

Dass den Gouverneuren der Provinzen Rechte entzogen werden und sie vorgeschlagen werden und nicht mehr von der Bevölkerung gewählt werden, ist durchaus positiv zu bewerten. So wird verhindern, dass mafiöse Lokalregierungen in die eigene Tasche wirtschaften usw.

Das "demokratische" Russland vor Putin wurde von Oligarchen regiert. Ihnen gehörte die TV-Medienlandschaft. Das TV Gerät ist in Russland das wichtigste Mittel für Politik. Internet Medien sind in Russland frei, relativ frei sind Zeitungen und Radio auch.

Dass es der Bevölkerung nicht besser geht, ist Spekulation von Menschen, die in Westeuropa sitzen, aber die ganze Welt zu kennen denken. Wer von euch war schon mal in Russland? Der Lebensstandard wächst und wächst, die Kaufkraft und Lust steigt erheblich (Russland ist ein Riesenmarkt für Autos, Ikea, Obi was auch immer). Ich war im Oktober in St-Petersburg. Vor 7 Jahren haben mich die Kinder angeglotzt, weil ich einen Gameboy hatte, dachten ich schwimme in Geld. Bei meinem letzten Besuch saßen die selben Kinder vor High-End PC System und zockten Quake, telefonierten mit den neusten Handymodellen. Die Straßen sind vollgestopft mit Lexus, BMWs, Mercedes, Audio....

Natürlich gibt es Probleme. Die Rente ist niedrig, - wird aber ausgezahlt, und steigt. In den 90ern war das nicht garantiert.
Es gibt mafiöse Strukturen, es herrscht Korruption. Aber eben nicht nur.

Ich denke Demokratie muss man sich leisten können. Von anderen zu verlangen einfach so das westliche System anzunehmen geht nicht.
Ich bin mir sicher, dass wenn Russland so stabil ist, dass die Bedrohung, dass der Staat von einem Holding oder einer Ölfirma übernommen wird, nicht besteht, und keine anderen sezessionistischen Bedrohungen bestehen, weder von innen noch von außen, dass dann auch Zeit für "Demokratie", Debatten um Gesundheitssysteme und Grün-Weiss-Gelbe-Koalitionen sein wird.

Wie lange haben denn andere Staaten gebraucht? Frankreich nach der Revolution? Hat gedauert.


- ThomasWach - 03.12.2006

Und dann sollte man aber auch erklären können, inwiefern denn irgendwann mal die Entwicklung hin zur Demokratie passieren soll? Über Zufall? Wie soll eine positive Entwicklung nachhaltig die Situation aller Bevölkerungsschichten
verbessern, wenn die Distribution des Reichtums von halbmafiösen, halbgeheimdienstlichen Netzwerken gesteuert wird? Wie soll das gehen?
Die Zentralisierung geht in eine ähnliche Richtung: Nun sind nicht mehr mafiöse Gruppierungen auf lokaler Ebene am Drücker,sondern die hauptstädtischen Seilschaften und Netzwerke.
Wie Ingenieur das auch ansprach als Problem: DAs Elitenproblem ist und bleibt, die Dominierung durch fragwürdige Elitenstrukturen bleibt, die Frage ob Russland sich Demokratie leisten kann oder nicht. Kann es sich aber auch solche Durchmischung mafiöser und ehemaliger Funktionärsstrukturen der alten KP leisten?


- Salahaddin x - 03.12.2006

Russland ist in guten händen Wink

ich als ein Deutscher Muslim unterstütze Putin auch wenn er manchmal grosse fehler gemacht hat und auch im Zukunft machen wird, aber eins kann man diesen man nicht bestreiten er hat Russland wieder seine Selbstbewusstsein gegeben und dass passt natürlich nicht denn Westlern wie auch im Falle der Islamischen Republik Wink

Es ist schon schwer für viele hier endlich zur Verstehen dass der WEsten nicht mehr die Normen geben wird wie die Welt aussehen muss im Zukunft wird der WEsten sich umstellen müssen es werden halt andere die Spielregeln machen und wenn der Westen sich nicht dazu hält dann wird es halt paar schläge kriegen aber nicht dass hier jetzt manche denken dass kommt so in 20 Jahren oder so nein es wird ein langsamer aber unausweichlicher Weg sein!

Naja wieder zum Russland die Russen sind schon auf dem richtigen Weg sich nicht von einer Seite abhängig machen, die Verbündeten nicht in Stich lassen und vorallem sich mit der Islamischen WElt befassen und die Wirtschaftlichen und Militärischen beziehungen erweitern.

Bald werden wir auch einen "Freien"; "Unabhängigen"; auf gegenseitigen "Respekt" beruhenden neue Weltordnung sehen die ersten Rosen fängt man schon in zukünftigen "Freien" Libanon zu sehen an :daumen:


- Cluster - 03.12.2006

Zitat:Dass den Gouverneuren der Provinzen Rechte entzogen werden und sie vorgeschlagen werden und nicht mehr von der Bevölkerung gewählt werden, ist durchaus positiv zu bewerten. So wird verhindern, dass mafiöse Lokalregierungen in die eigene Tasche wirtschaften usw.
Also das verwundert mich nun wirklich. Gouverneure die vorgeschlagen und nicht gewählt werden, sind in meinen Augen sehr eher in mafiösen Strukturen als welche, die gewählt werden. Ich glaube kaum, dass die Mafia vor einer Wahl das eine ausreichende Masse des Volkes besticht, damit die Mafia gewählt wird. Ein Vorschlagssystem von oben riecht nach Seilschaften und Mafia.


- Francisco - 03.12.2006

Zitat:Ebenso bin ich skeptisch, dass sich Russland in Zukunft positiv entwickeln wird, aufgrund der oben genannten Probleme, vor allem der halb-legalen Syndikatsbildung.
Ich finde diese Behauptung etwas kurzsichtig. Genauso bin ich skeptisch darüber, das es nicht gelingen wird. Rolleyes. Es wird ja auch daran gesetzt diese Probleme zu beseitigen, es braucht nun mal ihre gewisse Zeit und die sollte man ihnen auch geben. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut...

Allgemein, bin ich der Meinung dass diese Probleme etwas übertrieben dargestellt werden, was auf die permanente, negative Berichterstattung zurückzuführen ist. So denken heute noch viele Leute, die Mafia ist allgegenwärtig in Russland. Man sieht deutlich anhand von Berichten, dass mehr oder weniger der Beibehalt der Probleme gewünscht ist, als eine allgemeine Verbesserung - ein gestärktes Russland will man nicht haben.

Zitat:Es geht nicht darum, dass wir den Russen nichts gönnen; wir streiten uns darum, ob es irgendwas zu gönnen gibt.
Jo, man muss sich auch genau überlegen wonach und wo man suchen will Rolleyes. Beim wühlen in den gesellschaftlichen Problemen wird man logischerweise nicht fündig...Man muss kein Narr sein um zu sagen, dass es einiges Lobenswertes existiert, keinesfalls nur schlechte Formen.

Zitat:Die Wirtschaftsdaten sind nicht so toll, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Du nennst nur ein einziges Beispiel und setzt daran fest, dass der Wachstum nur minimal verläuft? Stellen wir diese Frage doch lieber der Bevölkerung oder? Und die hat ganz andere Ansichten wie die deinige. Diese These wird beliebt mit dem Zusammenspiel der Diskredierung Politik Putins in der Presse verbreitet, ebenso die Behauptung, der Wachstum stagniert in den nächsten Jahren, was einige Zeitungen vor fünf, sechs Jahren geschrieben haben... Das der Wachstum toll ist hat hier doch niemand geschrieben, er ist sicherlich mit einem "gut" zu bewerten die Tendenzen sind auch vielversprechend. Naja, manchen kann vieles halt nicht toll genug sein Rolleyes.

Zitat:Beispiel Einkommenssteigerung: Zum ersten Mal seit 15 Jahren. Das hört sich eher nach Stabilisierung nach schwierigen Zeiten an, als nach großem Aufschwung.
Man muss hier diferenzieren. Die Rede war von einem realen Wachstum. Der Lohnzuwachs lief in den letzten Jahren auch an, vor einigen Jahren waren es nur einge Jobs, Bereiche die großteils dank der erhöhten Nachfrage stiegen. Dieses Jahr ganz anders - immerhin ein spürbarer Anstieg und gewissermaßen ein Erfolg. Mit 12 % der höchste in Osteuropa - Tendenz steigend für 2007.

Russland kann eben nicht das ganze Kapital in Reformen umsetzen, das Militär bleibt auch (traditionel) ein wichtiger Bestandteil des Landes.

Zitat:Zum Thema pluralistische Gesellschaft, Pressefreiheit und Demokratie:
Zu diesem doch typischen Spiegel Artikel verweise ich auf diese Meldung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/russia/20061130/56232104.html">http://de.rian.ru/russia/20061130/56232104.html</a><!-- m -->

Zitat:Westliche Medienkampagne gegen Russland - warum gerade jetzt? - "Wedomosti"

MOSKAU, 30. November (RIA Novosti). Allein in der letzten Woche haben führende internationale Zeitungen wie "The Wall Street Journal", "The Guardian" und "Financial Times Deutschland" äußerst kritische Beiträge über Russland veröffentlicht. Die Moskauer Tageszeitung "Wedomosti" bringt am Donnerstag Meinungen einiger Experten über mögliche Ursachen der jüngsten Medienattacke.[...] Der generelle negative Hintergrund ist damit verbunden, dass Russland die Grenze der vernünftigen Druckausübung, in erster Linie in der Frage der Energieträger, überschritten hat. Erpressung, Bluff und Druck werden zwar von allen Ländern bei der Erörterung wichtiger Themen angewendet. Russland ist aber bei der Demonstration seiner Stärke und der Vernachlässigung der Reaktion anderer Länder darauf zu weit gegangen. Es gab einen Moment, wo es schien, dass die EU aus Angst, Wärme und Licht zu verlieren, recht weit zurückweichen kann. Nun zwingt aber Russland die Europäer und die Amerikaner, sich gegen den gemeinsamen "Feind" bei allen Fragen zusammenzuschließen.
Der Begriff "Souveräne Demokratie" ist nicht mehr eine effektive politische Konzeption schlechthin, sondern eine reale Doktrin. Wink

weitere Meldungen:
Zitat:Russland: Haushaltseinnahmen deutlich über dem Plan.

Das sind 8,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Einnahmen lagen mit 4 561,041 Milliarden Rubel (23,5 Prozent des BIP) um 22,2 Prozent über dem Plan. 58,3 Prozent davon entfielen auf die Steuereinnahmen.
http://russlandonline.ru/ruwir0010/morenews.php?iditem=12327

Alle Meldungen für 2006 hier nachzulesen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://russlandonline.ru/ruwir0010/archiv.php?ar_date=2006">http://russlandonline.ru/ruwir0010/arch ... _date=2006</a><!-- m -->

Zitat:Also das verwundert mich nun wirklich. Gouverneure die vorgeschlagen und nicht gewählt werden, sind in meinen Augen sehr eher in mafiösen Strukturen als welche, die gewählt werden.
Im Prinzip hast du Recht, aber vieles hat eben mehrere Seiten, dass heißt, über jede Betrachtung kann man nur spekulieren. Vorgeschlagene könnten unter Umständen und möglicherweise ihre Aufgabe besser bewältigen als Personen die wegen ihrer glänzenden Werbekampagne gewählt wurden. Auch besteht hier ein besseres Zusammenspiel mit der Regierung. Die Gefahr der "Selbstfinanzierung" ist hier geringer - dafür wird viel Wert gelegt. Vertrauen in andere Poliktiker ist bis jetzt - trotz der gesicherten Stabilität- immer noch Mangelware im Lande, so würden Leute nur Putin wählen, auch wenn es Kandidaten gäbe die es angeblich besser machen könnten.Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser. :evil:


- intelligenzija - 03.12.2006

Zitat:Cluster postete
Also das verwundert mich nun wirklich. Gouverneure die vorgeschlagen und nicht gewählt werden, sind in meinen Augen sehr eher in mafiösen Strukturen als welche, die gewählt werden. Ich glaube kaum, dass die Mafia vor einer Wahl das eine ausreichende Masse des Volkes besticht, damit die Mafia gewählt wird. Ein Vorschlagssystem von oben riecht nach Seilschaften und Mafia.
Wenn einer eingesetzt wird, der kompetent und loyal ist, finde ich es besser, als wenn irgendsoein typ, der womöglich durch Wahlfälschung oder wie auch immer an die MAcht gekommen ist regiert und möglicherweise noch irgendwelche Drogengeschäfte geschmuggeltem Stoff aus den südlichen Nachbarländern am laufen hat. Allerdings ist das auch nur Spekulation.

Man muss auch beachten, dass es starke regionale Unterschiede gibt in Russland. In einigen Provinzen muss wirklich "aufgeräumt" werden. Ich war zwar noch nie persönlich dort, aber nachdem, was ich gelesen habe, hat in Fern-Ost die "Mafia" viel Einfluss. Und diese Probleme sind in meinen Augen eher lösbar, als z.B. Italiens Camorra Problem.


Edit: hier nochmal das System: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Gouverneur_%28Russland%29">http://de.wikipedia.org/wiki/Gouverneur_%28Russland%29</a><!-- m -->


- Ingenieur - 04.12.2006

Francisco hast natürlich Recht, dass wir uns die gesellschaftlichen Probleme anschauen und daher auf ein düsteres Bild kommen, als bei der Betrachtung der nackten Wirtschaftsdaten.
Allerdings bestimmen die gesellschaftlichen Strukturen die künftige Wirtschaftsentwicklung, vor in den Punkten Effizienz, Einkommensverteilung, Unternehmensneugründungen und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Und Putins aktueller Kurs wird alle vier Punkte negativ beeinflussen

intelligenzija hat die Frage in Raum gestellt, was die "Dermo(Scheisse)kratie" den Russland gebracht hat. Erst mal nur Instabilität und Finanzkrise. Mittel- und langfristig gesehen, wird die Zentralisierung und Autokratisierung des politischen Systems Russland massive Probleme bereiten.
Der Präsident hat über ein Netzwerk ausgehend von Gasprom die russischen Schlüsselbranchen zu Monopolen zusammengefasst. Wie soll bei diesen staatlich protektionierten Riesen ein ernst zu nehmender Mittelstand entstehen? Ganz zu schweigen von der Kontrolle der Macht, die diese Konzerne dann haben!
Die Medienlandschaft hat Putins Netzwerk mittlerweile auch unter seine Kontrolle gebracht.* Wie soll den die Presse denn irgendwie investigativ tätig werden? Skandale wie Watergate würden gar nicht bekannt werden. Ebenso wenig die Aufdeckung von Verbrechen der Armee und der Geheimdienste. Wieder eine Möglichkeit weniger, wie eine effektive Kontrolle über den Zentralstaat und seine industriellen Ableger.

Um noch mal auf einzelne Punkte einzugehen:
Zitat:Salahaddin x
Naja wieder zum Russland die Russen sind schon auf dem richtigen Weg sich nicht von einer Seite abhängig machen, die Verbündeten nicht in Stich lassen und vorallem sich mit der Islamischen WElt befassen und die Wirtschaftlichen und Militärischen beziehungen erweitern.
Der war gut! :laugh:
Du meinst sicher die militärischen Beziehungen zu Tschetschenien. Die sind wirklich exzellent

Zitat:Bald werden wir auch einen "Freien"; "Unabhängigen"; auf gegenseitigen "Respekt" beruhenden neue Weltordnung sehen die ersten Rosen fängt man schon in zukünftigen "Freien" Libanon zu sehen an
Die Anführungszeichen hast du schon richtig gesetzt Wink

Zitat:Francisco postete
Zu diesem doch typischen Spiegel Artikel verweise ich auf diese Meldung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/ru">http://de.rian.ru/ru</a><!-- m -->[...]32104.html
Du setzt mir als Gegenargument gegen eine Artikel eines unabhängigen Verlages** nicht wirklich eine staatliche Nachrichtenagentur vor :pillepalle:

Zitat:Man muss auch beachten, dass es starke regionale Unterschiede gibt in Russland. In einigen Provinzen muss wirklich "aufgeräumt" werden. Ich war zwar noch nie persönlich dort, aber nachdem, was ich gelesen habe, hat in Fern-Ost die "Mafia" viel Einfluss. Und diese Probleme sind in meinen Augen eher lösbar, als z.B. Italiens Camorra Problem.
Ohne demokratische Kontrolle sehe ich es schwarz. Die staatliche Bürokratie ist viel zu langsam und oft Unwillens um effektiv gegen Korruption vorzugehen. Beispielsweise ist die deutsche Polizei v.a. deshalb so effizient weil sie aktive Unterstützung aus der Bevölkerung erhält.



* Hierzu ein Artikel aus der Zeit: <!-- m --><a class="postlink" href="http://zeus.zeit.de/text/2001/18/200118_pressefreiheit.xml">http://zeus.zeit.de/text/2001/18/200118 ... eiheit.xml</a><!-- m -->
und Reporter ohne Grenzen: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.reporter-ohne-grenzen.de/archiv/pressemitteilungen/archiv-pressemitteilungen-single/period/1041379200/31535999/archived/browse/5/select/pressemitteilungen/article/39/aus-anlass-des-deutschland-besuches-von-praesident-putin.html">http://www.reporter-ohne-grenzen.de/arc ... putin.html</a><!-- m -->
Siehe auch der SpOn-Artikel meines letzten Beitrages.
** Hier die Eigentümerstruktur: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegelgruppe.de/spiegelgruppe/home.nsf/D008083F883D828BC1256FFD004AC3E0/$file/SP-Gruppe_Beteiligungen.jpg">http://www.spiegelgruppe.de/spiegelgrup ... gungen.jpg</a><!-- m -->

---+++---
Edit: Spiegel-Artikel

Russland kommt nicht zur Ruhe - wie war das mit weniger Problemen als Italien mit der Camorra??

Zitat:AUFTRAGSMORDE
Chef von russischer Gasfirma erschossen

In Russland geht die Serie von Auftragsmorden an Prominenten weiter. Im Süden des Landes ist der Chef einer Gasfirma erschossen worden. Auf offener Straße wurde aus einer automatischen Waffe das Feuer auf ihn eröffnet.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,452477,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 77,00.html</a><!-- m -->


Zitat:FALL LITWINENKO
Britische Ermittler bezichtigen russischen Geheimdienst des Giftmords

Der britische Geheimdienst ist einem Bericht der "Times" zufolge davon überzeugt, dass der russische FSB hinter dem mysteriösen Gifttod von Alexander Litwinenko steckt. Die Spitze des Inlandsgeheimdienstes habe den Anschlag auf ihren früheren Agenten geplant und organisiert.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,452523,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 23,00.html</a><!-- m -->

Interessant, dass laut Artikel, die Anzahl der Auftragsmorde genauso hoch wie in den 90ern während der Privatisierung ist.
Worum wird gerade gekämpft und wer sind die Parteien?
Putin gegen Oppositionelle? Mafia gegen Staat? Oligarch gegen Oligarch? :frag:


- Lara - 12.12.2006

Ich hätte da mal eine Frage, was kann man eigentlich mit dem Polonium 210 "anstellen"? Hab mal bei Wikipedia geschaut, aber so ganz schlau werd ich nicht daraus, da es sich auf Polonium generell bezieht.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Polonium">http://de.wikipedia.org/wiki/Polonium</a><!-- m -->


- Francisco - 12.12.2006

Zitat:was kann man eigentlich mit dem Polonium 210 "anstellen"
Wegen seiner Alphastrahlung wird Polonium häufig in der Forschung und Medizin, aber auch beim Militär verwendet. Unter anderem dient es als Heizmittel für die Triebwerke in Raumfähren. Außerhalb militärischer und wissenschaftlicher Kreise ist es nur selten zu finden. In der Natur - in Luft und Boden - kommt Polonium nur in sehr schwachen Dosen vor. Btw: In der USA ist Polonium frei verkäuflich.

Polonium hinerlässt angeblich keine Spuren:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/society/20061211/56773271.html">http://de.rian.ru/society/20061211/56773271.html</a><!-- m -->


- Francisco - 13.12.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/society/20061213/56887727.html">http://de.rian.ru/society/20061213/56887727.html</a><!-- m -->

Zitat:Russland: Geburtenzahl seit Jahresbeginn um 1,4 Prozent gestiegen

MOSKAU, 13. Dezember (RIA Novosti). In Russland sind in den ersten zehn Monaten 2006 insgesamt 1 236 454 Kinder geboren worden. Das ist um 1,4 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2005.
Das positive Ergebnis einer neuen Reform :daumen:


- Demon Wojny - 14.12.2006

Sind das Kinder von Russen oder von moslemischen Bewohnern Russlands?


- Shahab3 - 14.12.2006

Zitat:Sind das Kinder von Russen oder von moslemischen Bewohnern Russlands?
Interessante Unterscheidung :rofl:

.......

Zu dem Thema EU-Energie Problematik & Russland als Lieferant hatten wir ja mal vor ein paar Tagen eine interessante Diskussion. Dieser Artikel stützt ein wenig meine Position, die ich dort vertreten hatte:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/analysis/20061213/56855394.html">http://de.rian.ru/analysis/20061213/56855394.html</a><!-- m -->
Zitat:Will Russland Europa wirklich mit Gas erpressen?
...
Zu den Anschuldigungen des Westens, Russland betreibe eine Erpressung mit Gas, stellte der Minister trocken fest: "Dahinter erkennt man die Absicht des Westens, Zugang zu den russischen Energieressourcen zu bekommen, ohne etwas in Retour zu geben."
...
Der harte Ton und die Handlungen Russlands wie auch das Streben, seine Energiepolitik vielfältiger zu gestalten, mussten natürlich westliche Analysten beunruhigen. Wenn Gasprom-Chef Alexej Miller von neuen Märkten potentieller Gasabnehmer in der Asiatisch-Pazifischen Region und in Nordamerika spricht, ruft das in Europa Beunruhigung hervor. Gasprom plant für die nächste Zeit einen Liefervertrag mit China, Flüssiggas-Lieferungen an die USA werden ernsthaft erwogen. All das gehört zu den neuen Realitäten, die verstanden werden müssen. Statt dessen wird aber Russland wirtschaftliche Erpressung vorgeworfen.
...
..ergänzend dazu die Position der USA:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/world/20061213/56850523.html">http://de.rian.ru/world/20061213/56850523.html</a><!-- m -->
Zitat:USA-Außenamt: Kein Land darf Energiewirtschaft als Waffe einsetzen

WASHINGTON, 13. Dezember (RIA Novosti). Kein Land der Welt sollte die Energiewirtschaft als Waffe einsetzen.
...
"Wir haben bereits von Russland ein Verhalten gesehen, das gewisse Besorgnis hervorruft", fügte der Sprecher hinzu.



- Francisco - 14.12.2006

Zitat:Sind das Kinder von Russen oder von moslemischen Bewohnern Russlands?
Du meinst mit dem "moslemischen Bewohnern" sicherlich die autonome Republik Tatarstan. Ich würde auf Russen und Tataren gleichermaßen tippen. Die Bevölkerung in dem Föderationskreis liegt bei etwa 52% Tataren 40% Russen. Der Hauptgrund für den Anstieg dürfte an der neuen Reform und an der positiven Lage liegen. Tatarstan zählt zu den reichsten Republiken mit den schnellsten Wirtschaftswachstum in Russland - was an der Erdölförderung, Erdgasgewinnung und an der Maschinenindustrie liegt. In diesem Fall profetieren davon nicht nur Menschen die sich dem Islam bekennen.

EDIT:

Ein weiterer Berricht:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.russland.ru/umfrage/morenews.php?iditem=416">http://www.russland.ru/umfrage/morenews.php?iditem=416</a><!-- m -->
Zitat:[...]Die Geburten stiegen im Zeitraum von Januar bis August in 43 der insgesamt 88 russischen Regionen, wobei die Sterblichkeitsrate in 79 Regionen rückläufig war.[...]
Somit ist nicht nur Tatarstan mit dem Geburtenanstieg betroffen.

@Shahab
Danke für den Artikel, habe ich noch nicht gelesen :daumen: