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Islamistischer Terrorismus - Druckversion

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- Erich - 12.04.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6616576_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach Attentaten in Algerien und Marokko
Die Angst vor Al Kaida in Nordafrika

Nach den Bombenanschlägen in Algier haben algerische Ermittler die Fahndung nach den Hintermännern aus dem Umfeld des Al-Kaida-Terrornetzwerkes verstärkt. Auch in Marokko und Spanien besteht höchste Alarmstufe. Experten meinen, es sei lediglich eine Frage der Zeit, bis neue Anschläge passieren.

...

Die Spuren führen ins Ausland

So ist die Ankündigung der Terroristen mit dem islamistischen Arm der Al Kaida im Maghreb weitere Anschläge durchführen zu wollen, keine leere Drohung. Sowohl in Algerien als auch in Marokko formieren sich neue Terrorzellen.

...
Stand: 12.04.2007 20:20 Uhr
damit graben sich die Islamisten aber selbst das Wasser ab - je mehr Angst sie verbreiten, desto eher wächst der geistige Widerstand der Gesellschaft;


- Cluster - 15.05.2007

Nuclear 9/11?

http://thebulletin.metapress.com/content/u73rh7435m10m368/fulltext.pdf

Zitat:When the Twin Towers fell on September 11, 2001, so too did America’s confidence that it was secure from calamitous acts of terrorism. Mindful that terrorists might next seek to use nuclear weapons, the United
States has undertaken concerted efforts to secure loose nukes and bombmaking materials. But, five years later, are we any safer? For an assessment, the Bulletin sought the views of GRAHAM ALLISON (P. 36),
author of Nuclear Terrorism: The Ultimate Preventable Catastrophe, and WILLIAM M. ARKIN (P. 42), a security analyst and online columnist for the Washington Post. (...)



- Lara - 02.06.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/831/116715/">http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/831/116715/</a><!-- m -->
Zitat:Al-Qaida
Iraks Krieger exportieren den Terror ins Ausland
Al-Qaida bekommt Zulauf von radikalen Dschihad-Anhängern. Experten machen diese Kämpfer für Terroraktivitäten in Nordafrika, in den Palästinensergebieten und im Libanon verantwortlich.
Von Tomas Avenarius
(...)
Auch im Konflikt um die Palästinenserlager im Libanon spielen Irak-Rückkehrer eine Rolle. Die "Fatah al-Islam", die seit einer Woche im libanesischen Palästinser-Flüchtlingslager Nahr al-Bared gegen die libanesische Armee kämpft, wird von einem Mann aus dem Al-Qaida-Netz geführt.
(...)
Ein Beispiel sind die Palästinensergebiete. Jahrzehntelang hatte die säkular orientierte Fatah Jassir Arafats den Kampf gegen die israelische Besatzungsmacht geführt. Die Fatah wurde Ende der neunziger Jahre als Vorkämpfertruppe abgelöst durch die radikal-islamische Hamas. Beide Gruppen, so unterschiedlich in der Ideologie, haben eine "nationale Agenda": die "Befreiung" von Teilen Palästinas oder des ganzen Landes und die Bildung eines palästinensischen Staates.
(...)
Da Hamas nach weit mehr als einem Jahr in der Regierung keine Erfolge vorweisen kann, stellen solche Gruppen mit ihren populistischen Forderungen für die etablierten Islamisten eine politische Bedrohung dar. Gegen diese Dschihadis, so die New York Times, "wirken die Vertreter der Hamas moderat".
(...)
Das für al-Qaida typische "Franchise-System", das bei der zunehmenden Radikalisierung zugezogener Muslime in Deutschland, England oder Frankreich zu erkennen ist, funktioniert dabei offenbar auch in Nahost.

So sehr schön, dann könnte man doch endlich mal anhand dieser längst überfälligen Analyse gegensteuern, im Irak, in Israel, im Libanon usw.


- ThomasWach - 03.06.2007

Was ist jetzt aber so besonders an diesem Artikel? Jeder guter Außenexperte hätte dir sowas prognostizieren können, sogar ich hätte das gekonnt :wink: .

Das Phänomen des Terrorismusexports war schon kennzeichnend für den Fall Afghanistan. Wie im Artikel beschrieben, proliferierten sich die ehemaligen Kämpfer aus Afghanistan bis nach Bosnien und Tschetschenien.
Dass der Irak ähnliche destabilisierende Wirkungen haben wird, war mehr oder minder klar. Interessant und besorgniserreengend sind aber nun die genauen Auswirkungen dieses Terrorismusbrudherdes: Die Bildung neuer kleiner, radikaler Zellen. Dies aber war wohl auch nur eine Frage der Zeit.

Inwiefern nun aber gehandelt werden kann, sehe ich nicht. Die grundlegenden Problemlagen im Irak, wie auch im Libanon und im Palästinakonflikt sind schon lange bekannt. An guten Analysen mangelt es nicht. Das Problem ist viel eher, dass die dortigen Konfliktlagen derzeit fundamental und komplex/kompliziert sind, dass man eben nicht einfach so mit ein paar einfachen Maßnahmen die Lage verbessern und oder eskalieren könnte.
Leider.
Da braucht es leider sehr viel an politischem Willen und auch Ressourcen.


- Erich - 12.07.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7098730_REF3,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... F3,00.html</a><!-- m -->
Zitat:US-Geheimdienstbericht
Al Kaida wieder so stark wie 2001

Die Terrororganisation Al Kaida ist nach Ansicht der US-Geheimdienste wieder so stark wie vor den Anschlägen vom 11. September 2001. Trotz der weltweiten Verfolgung und der Angriffe der US-Truppen auf ihre Stützpunkte habe sich die Gruppe wieder neu organisieren können, heißt es in einer fünfseitigen Analyse der Geheimdienste, aus der verschiedene Medien zitierten.
...

Bush widerspricht

US-Präsident George W. Bush wies den Befund zurück. Al Kaida sei heute schwächer, als sie es ohne den "Krieg gegen den Terror" wäre, sagte er im Weißen Haus.
....

Stand: 12.07.2007 20:12 Uhr
ws heißt hier "trotz der ... Angriffe der US-Truppen...." - ich würde sagen: "wegen der ... Angriffe der US-Truppen ..." denn jeder Angriff treibt neue Heerscharen in die Netze der Al Quaida (und anderer Terrororganisationen), wie man im Irak und zunehmend auch in Afghanistan feststellen kann


- Azrail - 13.07.2007

Zitat:ws heißt hier "trotz der ... Angriffe der US-Truppen...." - ich würde sagen: "wegen der ... Angriffe der US-Truppen ..." denn jeder Angriff treibt neue Heerscharen in die Netze der Al Quaida (und anderer Terrororganisationen), wie man im Irak und zunehmend auch in Afghanistan feststellen kann

Ja da gebe ich dir Recht ABER eines möchte ich auch erwähnen die Umstände in den jeweiligen arabischen ländern schaffen auch die "Heerscharen" für El Kaida.
Wenn Saudi Arabien oder Ägypten eben korumpierte diktatorische Regime sind die nicht Rücksicht auf die Emotionen des eigenen Volkes nimmt ist es klar das sich besonders junge Menschen sich von ihrem Staat verrateb fühlen.
Wenn nicht ein selbsbewusster Saud Monarch oder ägyptischer Präsident gegen die USA protesiert und mal ehrlich ist fühlen sich diese Menschen vollkommen verlassen und schliessen sich eben "NGOs" an sprich
El Kaida.
Die Wut der Menschen wurde nicht kompensiert!!


- Erich - 15.07.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7115184_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Al-Kaida-Anführer preist Dschihad
Neues Video von Bin Laden

Der Führer des Terrornetzwerks Al Kaida, Osama bin Laden, ist in einem neuen Video seiner Organisation gezeigt worden, das im Internet verbreitet wurde. In einem knapp einmütigen Auftritt glorifizierte Bin Laden diejenigen, die im Dschihad (Heiligen Krieg) sterben.
..

Stand: 15.07.2007 10:00 Uhr



- BigLinus - 28.07.2007

Zitat:Logbuch Al-Qaida - 37.000 Kreditkarten für "Terrorist007"

Der Cyber-Dschihadist "Irhabi007" war eine Legende - bis die Briten ihn 2006 festnahmen, weil er Anschläge in der realen Welt plante. Nun wurde er zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die Details aus den Ermittlungen sind atemberaubend - und geben dem Fall eine neue Dimension.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,495468,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 68,00.html</a><!-- m -->


- ThomasWach - 12.09.2007

Zitat:Loser aus dem Sauerland
Was treibt Menschen wie Fritz G. und Daniel S. dazu, zum Islam überzutreten und sich Terror-Gruppen anzuschließen? Es ist die Nestwärme, mit der belohnt wird, wer freiwillig auf seinen freien Willen verzichtet, schreibt Henryk M. Broder.
...

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,505104,00.html

Besonders interessant finde ich da den letzten Satz von Broder.

Um seinen Artikel mal zu bewerten:
Im Grundsatz hat er sicher Recht, auch wenn er die Sache etwas polemisch, verzerrt und ungenau darstellt, aber das ist ja auch nur ein Zeitungsartikel, kein wissenschaftlicher Aufsatz.
Wobei er auch in diesem Punkt irrt: Er schreibt, dass über die Gründe und Mechanismen für die Radikalisieurng wenig bekannt ist. Hier muss ich deutlich widersprechen. Es gibt durchaus soziologische und islamwissenschaftliche Arbeiten über diese Themen. Einerseits wurde die Atomisierung, die Vereinzelung und Verunsicherung der Menschen in modernen Gesellschaften in vielen Arbeiten schon beschrieben: Familienbande erodieren, Partnerschaften existieren nur noch auf Zeit, Arbeitspaltzwechsel sind an der Tagesordnung, feste Bindungen und Orientierungen brechen weg sowohl in unseren modernen Gesellschaften, als auch in den sich langsam modernisierenden Ursprungsgesellschaften des Islams.
Andererseits gibt es auch Arbeiten (lese da gerade nebenbei an Olivier Roy, ist ein guter Literturtipp!), die zeigen, wie eine vereinfachte neofundamentalistische, salafistische Ideologie des Islams diese Verunsicherten anzieht und sie in ihren Bann zieht. Diese Attraktivität einer simplen Welterklärung und Sinnstiftung inklusive fester, individueller Orientierung hat ihren Charme eben besonders auf Abweichler von der herrschenden Ordnung bzw. Menschen, die durch Lebenskrisen, wenig Glück/viel Pech oder sozialen Ausschluss mit den jeweils herrschen Ordnungen nicht zurecht kommen. In diesem Punkt haben Marxismus, Rechtsradikalismus, radikaler Islamismus (obwohl inhatlich VÖLLIG verschieden ) zumindest als formale Alternativen eine ähnliche formale Funktionslogik: Will heißen, sie wirken jeweils als mögliche Alternative.
Und der neofundamentalistische Islam hat eben auch inzwischen im Westen einen gewissen Reiz, nicht zuletzt, weil er eben so stark in den Medien thematisiert wird.

Allerdings muss ich da dann doch noch einen kritischen Kommentar zu dem letzten Satz von Broders Headline loswerden:
Der Gewinn an solchen Ideologien ist eben die Sicherheit, die feste Orientierung, die die Unsicherheit der modernen Lebensführung absorpiert. Man hat so eine feste Sinnstiftung, die andere Lebensführungen eben ausschließt, so auch die gängige kapitalistische Konsumkultur. Ob man da jetzt seinen freien Willen verliert, das ist ne philosophische Frage anderer Natur. Hier ist Broder selbst Ideologe, denn man kann nämlich auch streiten, ob man als gut eingepasstes Mitglied und Nachahmer der kapitalistischen Konsumkultur denn einen freien Willen überhaupt hat bzw. ob solch einer überhaupt existiert.


- Francisco - 12.09.2007

Zitat:Drei Verdächtige in Österreich festgenommen

In Österreich sind drei Männer festgenommen worden. Sie sollen im Zusammenhang mit Drohungen der Islamistengruppe „Stimme des Kalifats“ gegen Deutschland und Österreich im vergangenen März stehen.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.focus.de/politik/ausland/terror-drohungen_aid_132598.html">http://www.focus.de/politik/ausland/ter ... 32598.html</a><!-- m -->

-


Zitat:El-Kaida-Franchise in Österreich

Die in Österreich festgenommenen Islamisten sollen keine El-Kaida-Zelle, sondern eine Art Terror-Franchise gebildet haben. Der Zugriff erfolgte aufgrund erhöter Fluchtgefahr.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.focus.de/politik/ausland/festnahmen_aid_132616.html">http://www.focus.de/politik/ausland/fes ... 32616.html</a><!-- m -->


- ThomasWach - 03.11.2007

Zitat:Libysche Dschihadisten treten al-Qaida bei
Von Yassin Musharbash

In einer neuen Ansprache fordert Qaida-Vize Aiman al-Sawahiri seine Anhänger dazu auf, die Regime in Algerien, Tunesien und Marokko zu bekämpfen. Ein libyscher Qaida-Kader bestätigt in dem Band, dass die "Libysche islamische Kampfgruppe" al-Qaida beigetreten ist.
...

Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,515180,00.html

Interessanter Artikel. Interessant deshalb, weil er interessante Aspekte aufwirft, die gerade in der Literatur beim neuen islamischen globalen Terrorismus heiß diskutiert werden. Es wird an vielen Stellen nämlich ausgesagt, dass der neue islamische Terrorismus völlig apolitisch wäre und allein apokalyptische und jenseitige, religiöse Motivierungen hat und daher scharf zu trennen wäre vom früheren Terrorismus und seinen Ausformungen. Wenn man die so liest, kann man aber darüber streiten - es gibt durchaus auch bestimmte Zielvorgaben, die nicht nur diffus und schwammig vom Kampf gegen den Westen handeln. Es geht - wie Guido Steinberg schon ausführte - sowohl um den Kampf gegen den "nahen Feind", also die Regime in Algerien, Lybien und so weiter und dann um den Kampf gegen den "fernen Feind", also um den Kampf gegen die Unterstützer aus dem Westen, die die arabischen Regime an der Macht halten und jene auch unterstützen.


- hoj - 03.11.2007

Thomas Wach schrieb:
Zitat:Libysche Dschihadisten treten al-Qaida bei
Von Yassin Musharbash

In einer neuen Ansprache fordert Qaida-Vize Aiman al-Sawahiri seine Anhänger dazu auf, die Regime in Algerien, Tunesien und Marokko zu bekämpfen. Ein libyscher Qaida-Kader bestätigt in dem Band, dass die "Libysche islamische Kampfgruppe" al-Qaida beigetreten ist.
...

Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,515180,00.html

Interessanter Artikel. Interessant deshalb, weil er interessante Aspekte aufwirft, die gerade in der Literatur beim neuen islamischen globalen Terrorismus heiß diskutiert werden. Es wird an vielen Stellen nämlich ausgesagt, dass der neue islamische Terrorismus völlig apolitisch wäre und allein apokalyptische und jenseitige, religiöse Motivierungen hat und daher scharf zu trennen wäre vom früheren Terrorismus und seinen Ausformungen. Wenn man die so liest, kann man aber darüber streiten - es gibt durchaus auch bestimmte Zielvorgaben, die nicht nur diffus und schwammig vom Kampf gegen den Westen handeln. Es geht - wie Guido Steinberg schon ausführte - sowohl um den Kampf gegen den "nahen Feind", also die Regime in Algerien, Lybien und so weiter und dann um den Kampf gegen den "fernen Feind", also um den Kampf gegen die Unterstützer aus dem Westen, die die arabischen Regime an der Macht halten und jene auch unterstützen.

Errienert irgendwie an das Vorgehen der Jakobiener.


- Erich - 04.11.2007

Thomas Wach schrieb:
Zitat:Libysche Dschihadisten treten al-Qaida bei
Von Yassin Musharbash

In einer neuen Ansprache fordert Qaida-Vize Aiman al-Sawahiri seine Anhänger dazu auf, die Regime in Algerien, Tunesien und Marokko zu bekämpfen. Ein libyscher Qaida-Kader bestätigt in dem Band, dass die "Libysche islamische Kampfgruppe" al-Qaida beigetreten ist.
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Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,515180,00.html

Interessanter Artikel. ...
es gibt tatsächlich "zwei Feinde", die von den Fundamentalislamisten gesehen werden.

Das eine sind die säkulären ("gottlosen") Regierungen des eigenen Landes, die gegen Fundamentalisten im eigenen Lande vorgehen wie in Ägypten (Verfolgung der Moslembrüder), Algerien, Libyien, Syrien oder dem Irak unter Saddam - wobei man darüber streiten mag, ob diese Verfolgung aus säkulären oder anderen Gründen (Verfolgung jeder Opposition zur Machterhaltung) erfolgte.

Das andere sind die - für Fundamentalislamisten - "Feinde" schlechthin, der Westen (insbesondere die USA) der bereits mit seinem Gedankengut die überlieferten religiösen Werte infiltriert und damit (so die Meinung der Fundamentalisten) zum Niedergang der islamischen Kultur und der islamischen Staaten beiträgt.

Al Quaida hat unter Bin Laden mit seiner Vertreibung der "gottlosen Sowjets" aus Afghanistan einen enormen Mythos gewonnen - als die Kraft, die es mit den "gottlosen Mächten" aufnehmen kann. Bin Laden ist ein Held, ein Heroe für die frustrierten Jugendlichen, denen in ihrem Land keine Zukunft geboten wird.
Nach dem Mythos "Afghanistan" entsteht nun ein weitere Mythos "Irak", wo den "gottlosen Amerikanern" erfolgreich die Stirn geboten wird.
Die langsam erschlaffenden nationalen Widerstandsbewegungen erhalten also ein neues "siegreiches Vorbild". Sie können sich mit dem Mythos "Al Quaida" einer "Blutauffrischung" unterziehen. So hat sich auch die Algerische Wiederstandsbewegung bereits Al Quaida angeschlossen.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globaldefence.net/kulturen_im_konflikt/islamische_kulturen_und_israel/maghreb___algerien_161_27_5.html">http://www.globaldefence.net/kulturen_i ... _27_5.html</a><!-- m -->

Getragen wird diese "Blutauffrischung" auch nicht mehr von den "Afghanis", die siegreich aus dem Kampf gegen die Sowjetunion zurück kehrten, sondern von den jungen "Irak-Kämpfern", die im Irak den Untergrundkrieg in Städten gegen eine weit überlegene und präsente Armee lernen.

Soweit zur Situation der Al Quaida-Ableger im Nahen Osten.
__________________________________________________

Nun zu den Auswirkungen für Europa - und für uns:

Ich weiß nicht, ob sich die EU erlauben kann, an der Südküste des Mittelmeeres (vor unserer Haustüre) radikale Regime zu haben, ich fürchte nicht. Im Gegenteil - ich meine, ein blühendes Nordafrika kann ein bedeutsamer und wichtiger Handels- und Wirtschaftspartner für Europa werden.

Der Nahe Osten steht hier vor einem Scheideweg, der insbesondere für Europa von elementarer Bedeutung ist. Die Frage ist, wie solchem Terrorismus am besten und effektivsten entgegen getreten kann.

Wenn wir davon ausgehen, dass Hoffnungslosigkeit und wirtschaftlicher Niedergang - also eine fehlende Lebensperspektive gepaart mit dem "ich kann sowieso nichts verlieren" - der Nährboden für eine Fundamentalisierung und Radikalisierung der Jugend ist (und die meisten soziologischen Forschungen deuten darauf hin), dann kann eine wirtschaftliche Alternative, ein wirtschaftlicher Aufschwung, das Austrocknen der Radikalisierung bedeuten.
Dann ist weiterer Terror allenfalls noch ein Aufbäumen, das Aufflackern eines letzten Strohfeuers.

Die andere Alternative erleben wir im Irak - oder auch im Gebiet der Palästinenser: der Versuch, ein Volk und eine Auflehnung mit Gewalt zu ersticken ist nach meiner Überzeugung zum Scheitern verurteilt. Der Unabhängigkeitskampf in Algerien ist dafür ein weiteres Beispiel.

Wir müssten also aus eigenem - ureigendstem - Interesse darum Sorge haben, wie die Staaten Nordafrikas und dem Nahen Osten wirtschaftlich weiterentwickelt werden, insbesondere, wie dort Arbeitsplätze für die Jugendlichen entstehen, die sonst radikalisiert werden. Die Voraussetzungen wären nicht schlecht. Tunesien z.B. verfügt über einen sehr breiten und guten Bildungsstand - und Algerien und Ägypten können schon von der Bevölkerungszahl her einen großen Absatzmarkt für lokal gefertigte Güter - bis hin zur Kraftfahrzeugindustrie - bieten.

Bis jetzt allerdings sieht es nicht so aus, als ob Europa und die europäische Wirtschaft größere Investitionen in die Zukunft dieser Länder vornimmt.


- ThomasWach - 15.09.2008

Da sich dieser Artikel weder allein auf den Irak fokussiert, noch auf Pakistan, sondern allgemein sich mit der Gefahr des (Islamistischen) Terrorismus a la Al Quaida auseinandersetzt, poste ich den Artikel mal hier:

Zitat:What Statistics Don't Tell Us About Terrorism
Terrorism, Transnational Security Threats, Iraq, Pakistan, Afghanistan
Daniel Benjamin, Director, Center on the United States and Europe
Slate

...
More important, though, is the relative unimportance of numbers. It has been clear—and somewhat reassuring—since the immediate post-9/11 period that al-Qaida was not going to mobilize vast numbers of Muslims to take up arms against us. What matters, instead, is that it continues to accrete—intelligence services around the world report that the group is consistently picking up recruits. Since terrorism is a problem of small numbers and large consequences, this is the bad news. Indeed, one could go further and say that tragic as the fatalities are in these statistics, almost all were strategically insignificant.
...
We'll be making real progress when ordinary Muslims are not just repelled by al-Qaida's tactics but are turning on its followers and helping eliminate safe havens, not just in the most traumatized countries like Iraq but around the world. We're a long way from making that happen.

Quelle:
http://www.brookings.edu/opinions/2008/0530_terrorism_benjamin.aspx

Generell kann ich dazu Folgendes sagen: Ich bin definitiv kein Anhänger rein quantitativer Forschungsmethoden und daher vertraue ich definitiv auch nicht allein auf die Aussagekraft irgendwelcher Statistiken. Ich halte es wie Winston Churchill: Trauer keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Oder am besten: Traue gar keiner Statistik ohne weitere Prüfung.
Daher hat der Autor sicherlich Recht, wenn er die Gefährlichkeit potenzieller terrorist. Angriffe weiterhin betont. Andererseits - und dies erwähnt er, auch wenn zu kurz - sollte man damit nicht Schindluder treiben. Terrorismus als Strategie gründet sich in seinem Erfolg darin, dass er schlicht und ergreifend niemals vollständig zu verhindern ist. Und aus bloßer Gefahr heraus, dass etwas passieren könnte, muss und soll man sich nicht verrückt machen.


- ThomasWach - 29.09.2008

Und wieder mal eine internationale Studie, die die Erfolge des War on Terrorism eher in fahlem Licht darstellt, denn in glänzendem. Insbesondere wird in dieser international durchgeführten Meinungsumfrage in 23 Ländern über die antiterroristische Kampagne deutlich, dass durch die militärischen Einsätze in den politisch wie auch ideologisch umkämpften Ländern des Islamischen Kulturkreises viel an Kredit für den Westen verloren wird und die Sympathiewerte für den radikalen Islamismus und Fundamentalismus recht hoch bleiben.

Zitat:Al-Qaeda not weakening - BBC poll
US-led efforts to tackle the al-Qaeda group are not regarded as successful, an opinion poll carried out for the BBC World Service suggests.
Some 29% of people said the "war on terror" launched by President George W Bush in 2001 had had no effect on the Islamist militant network.
According to 30% of those surveyed, US policies have strengthened al-Qaeda.
...
Losing hearts and minds?
Our correspondent says there is plenty in this survey to worry the governments of Egypt and Pakistan.
When asked "overall would you say your feelings about al-Qaeda are positive, negative or mixed", some 60% of Egyptians said they had either a positive or mixed view.
...

Quelle:
http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/7638566.stm