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- Cluster - 29.04.2010

So eine Krise ist auch eine gute Chance, um den Laden noch mehr zusammenzuschweißen. Weg von supranational hin zu echter Konföderation eines Kerneuropas.

Es könnte eine logische Reaktion sein, die Basis zu vergrößern und Macht der Nationalregierungen auf die Konföderation zu übertragen.


- Tiger - 29.04.2010

@Cluster
Nur: Welche Regierung würde da mitmachen?
Sogar der deutsch-französische Motor droht auseinanderzufallen.


- Cluster - 29.04.2010

Krisen zeigen die Schwächen eines Systems in der Regel recht schonungslos. Wenn die Krise groß genug gewesen ist, reagiert selbst die/das schwerfälligste Politik/System mit Adaption.
Ein Abtreten weiter nationaler "Rechte" an eine Konföderation, könnte ein logischer Weg nach der Krise sein, um für die nächste Krise besser gewappnet zu sein. Außer natürlich, dass sich die europäischen Zwerge mit ihrer Bedeutungslosigkeit arrangieren und als Zwerge in der geschichtlichen Bedeutungslosigkeit verschwinden für die nächsten Jahrhunderte.

Einem globalisierten Wirtschafts- und Finanzraum kann man nicht als Zwerg regulieren. Kein einziges Land der Welt wäre dazu in der Lage. Ergo muss sich das herrschende politische System anpassen und entsprechend große Regelungsräume schaffen. Eine europäische Konföderation wäre ein denkbares Gefährt.


- Tiger - 29.04.2010

@Cluster
Habe ich etwas verpasst und die Sowjetunion existiert doch noch?
Auf kurz oder lang wird die EU die Zwerge nicht mehr halten können. Ich für meinen Teil bin lieber unabhängig als bedeutend.


- Cluster - 29.04.2010

Tiger schrieb:@Cluster
Habe ich etwas verpasst und die Sowjetunion existiert doch noch?
Auf kurz oder lang wird die EU die Zwerge nicht mehr halten können. Ich für meinen Teil bin lieber unabhängig als bedeutend.

Wer ist denn unabhängig? Du ganz allein kannst dich evtl. unabhängig machen. Aber was bringt dir das? Viel Spaß im Wald mit einer Lebenserwartung von 30 Jahren.


- Kosmos - 29.04.2010

Zitat:Auf kurz oder lang wird die EU die Zwerge nicht mehr halten können. Ich für meinen Teil bin lieber unabhängig als bedeutend.
das ist Illusion, Unabhängigkeit ist von der eigenen Stärke abhängig.


- Tiger - 30.04.2010

@Cluster
Ich sehe du kennst mich nicht so gut wie ich dachte.
Schon mal was von Opportunismus gehört?
Wieso sollte also z.B. Deutschland weitere nationale "Rechte" an die EU abtreten? Das ist imho vorstellbar, wäre aber zugleich auch höchst schädlich, hier hätten wir nämlich wieder die deutsche Weltflucht. Man lehnt sich zurück, überlässt (Großmacht)Politik und Militär am bester der EU - deutsche Außenpolitik und deutsches Militär sind ja sowieso ganz böse - und schläft weiter.
Tatsächlich hat solche Welt- oder Realitätsflucht in politischer Ebene in Deutschland sogar - nun ja, Tradition.
Nur: Wer Weltflucht begeht kommt unter gespaltene Hufe.
Wenn Deutschland sich weiter politisch über die EU definiert wachen wir eines Tages in einer Welt auf die uns nicht gefallen wird. Sei es, das Deutschland wegen seiner Zahlmeisterpolitik gegenüber der EU und ihrer Mitgliedsstaaten bankrott ist und für uns selbst ein Knopf unerschwinglich ist, sei es das wir in einer EU-Diktatur aufwachen wo wir wegen einer unüberlegten Äußerung um 4 Uhr morgens abgeholt werden und sich irgendwelche Funktionäre schamlos an unserem Geld und unseren Töchtern gütig halten, an letzteren auch wenn sie nicht wollen.
Erlösen kann man sich nur selbst. Gerade deshalb muss Deutschland - und jeder andere Mitgliedsstaat der EU - sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.


- Cluster - 30.04.2010

Hier kennt niemand irgendjemanden richtig. Wenn man so etwas aufwirft, muss man glatt fragen, ob überhaupt ein anderer Mensch einen anderen Menschen wirklich kennt.

Die Darstellung der EU als Diktatur ist irgendwo doch recht fragwürdig. Die Spitzenpositionen der EU werden von den gewählten Vertretern der jeweiligen Mitgliedsstaaten bestimmt.
Das EU Parlament wird von der Bevölkerung der EU gewählt.
Eine Konföderation ist nur eine Weiterentwicklung vom supranationalen Gebilde, dass die EU schon jetzt ist.

Deine Heilsvorstellung des Nationalstaats hat sich überlebt. Seit der Staat seine Macht über Finanzmärkte und Wirtschaftsräume durch die Globalisierung verloren hat, schrumpft seine Bedeutung. Finanzen aber auch Firmen sind heute so mobil, dass sie der nationalen Gesetzgebung in kürzester Zeit entgehen können. Internationale Konzerne können Nationalstaaten erpressen. Das haben wir in den letzten Jahren ja schön erleben können.
Entweder entwickeln sich die Staaten weiter zu transnationalen mehr oder weniger losen Interessengemeinschaften, wie z.B. eine Konföderation, laufen sie Gefahr zum Spielball einer neuen Form des Feudalismus zu werden.

Ahh und auch in deinem Nationalstaatsparadies bist du nicht sicher, 4:00 morgens von der Geheimpolizei abgeholt zu werden, weil du im falschen Moment den Mund aufgemacht hast.


- Tiger - 02.05.2010

@Cluster
Erstmal ein paar kurze Denkanstöße:

Zitat:Hier kennt niemand irgendjemanden richtig.
Aber man hat ungefähre Vorstellungen darüber, was man von anderen Forenmitgliedern an Beiträgen erwarten kann, vor allem wenn sie schon länger dabei sind.
Ist aber Shahab3 auch passiert:
<!-- l --><a class="postlink-local" href="http://forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?p=124117&highlight=tiger#124117">viewtopic.php?p=124117&highlight=tiger#124117</a><!-- l -->
Ist dir mal beim Lesen meiner Beiträge aufgefallen, das ich vielleicht nichts und niemanden wirklich über mir dulde? Ist zumindest die Einschätzung, die ich von einer Person über mich gehört habe die mich sehr gut kennt.

Zitat:Die Darstellung der EU als Diktatur ist irgendwo doch recht fragwürdig. Die Spitzenpositionen der EU werden von den gewählten Vertretern der jeweiligen Mitgliedsstaaten bestimmt.
Das war nur als Beispiel für eine mögliche Entwicklung genannt, die vorstellbar wäre und so eintreffen oder auch nicht eintreffen kann.
Hatte ich übrigens mal aus einem Roman, in dem ein Reporter versucht den Tod eines Freundes aufzuklären versucht und schließlich feststellt, das Teile der EU-Verwaltung eine Art Europutsch planen.

Zitat:Das EU Parlament wird von der Bevölkerung der EU gewählt.
Aber ist es denn recht und gut wenn Deutschland (mit)bestimmt was z.B. Luxemburg oder Portugal zu tun hat?
Ich hab' da eher eine "leben und leben lassen"-Mentalität...

Zitat:Deine Heilsvorstellung des Nationalstaats hat sich überlebt.
Was aber, wenn du das Vertrauen in supranationale Gebilde verloren hast?


- Tiger - 10.05.2010

Die EU steht durch die Schuldenkrise am Abgrund.
Ein lesenswerter Artikel:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/ist-europa-noch-zu-retten-429685/">http://www.wiwo.de/politik-weltwirtscha ... en-429685/</a><!-- m -->
Zitat:Ist Europa noch zu retten?

Inmitten der tiefsten Krise ihrer Existenz offenbart die Europäische Union ein Machtvakuum. Wozu brauchen wir die EU? Darüber driften die Antworten in den europäischen Hauptstädten weit auseinander. Das historische Projekt droht zu scheitern.

Warum der TEuro und die EU scheitern müssen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zerohedge.com/article/john-taylor-dead-man-walkingthe-euro-finished">http://www.zerohedge.com/article/john-t ... o-finished</a><!-- m -->
Zitat:John Taylor: "Dead Man Walking...The Euro Is Finished"

One of the incidents that I remember from my youth was the first time I saw a chicken slaughtered and running around headless for quite a few minutes before it keeled over and died. The euro is at that stage. Its life is finished, but it will be around for some time before it becomes a subject of historical analysis. Actually the euro was always a short term solution, even on the day it was born. There were only two possible outcomes: the euro would blow up, or it would lead to an EU with taxing and borrowing authority.



- Erich - 13.05.2010

@Tiger:
zum Autor John Taylor
Zitat:Spekulant John Taylor
Dieser Mann zockt gegen den Euro
10.05.2010 - 01:51 UHR
Von OLIVER SANTEN
...
Quelle ... er hat also Interesse - massives persönliches Interesse - an der Verbreitung seiner These.

Die Gegenthese - von Angela Merkel:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/979/511091/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/979/511091/text/</a><!-- m -->
Zitat:Angela Merkel zur Euro-Krise '
'Scheitert der Euro, dann scheitert Europa''

13.05.2010, 19:59

Dramatischer Appell der Kanzlerin: Angela Merkel sieht das Jahrhundertprojekt Europa am Abgrund, wenn die Staaten den Euro nicht retten.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,694675,00.html">http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 75,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 13.05.2010

Euro-Krise
Merkel warnt vor einem Scheitern Europas


Dramatischer Aufruf zur Geschlossenheit: Angela Merkel hat vor einem Ende des Euro gewarnt - denn "dann scheitert Europa, dann scheitert die Idee der europäischen Einigung". Die Gemeinschaft stehe vor der größten Bewährungsprobe seit dem Zusammenbruch des Kommunismus.
...

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.handelsblatt.com/politik/international/merkel-kaempft-fuer-den-euro-scheitert-der-euro-scheitert-europa;2580191">http://www.handelsblatt.com/politik/int ... pa;2580191</a><!-- m -->
Zitat:13.05.2010
Merkel kämpft für den Euro:
„Scheitert der Euro, scheitert Europa“


Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnt in eindringlichen Worten ein engeres Zusammenrücken Europas an. Bei der Rettung des Euro gehe es um mehr, als nur eine gemeinsame Währung. Europa werde sich stärker wirtschafts- und finanzpolitisch verzahnen müssen.
...
wobei ich persönlich nicht so fatalistisch wäre; selbst ein Zahlungsmoratorium der Griechen - also faktisch eine Staatspleite mit einer vorübergehende Zahlungseinstellung (von Zins- / Kreditrückzahlungen) würde den Euro nicht gefährden. Dazu haben die Griechen einfach zu wenig Wirtschaftskraft. Wenn ein Bankkunde in Zahlungsschwiergikeiten gerät, wird dadurch die Bank selbst i.d.R. auch nicht pleite.
Das Problem ist die Hype, die psychologische Situation, die von George Soros, John Taylor u.a. Hedge-Fonds Managern erzeugt wird; es "könne ja was drann sein" ...

Insofern - ja, diese Finanzhaie sind durchaus sinnvoll, um Defizite und Schwächen aufzuspüren und frühzeitig ins Bewusstsein zu rücken.
Aber sie werden zur Pest, wenn sie wie Lemminge eine Lawine lostreten, eine Stampede, bei der andere in Panik mitrasen und alles mitreissen und niedertrampeln, was in den Weg geht.
Und gerade das mache ich diesen Spekulanten zum Vorwurf: sie erzeugen - aus Profitgier - bewusst eine Hype, die mit ihren Ausschlägen weit über die realen Mängel und die objektiv gerechtfertigten Folgen hinaus gehen.

Allerdings ist diese (überzogene) Aussage von Merkel wohl auch notwendig, um aufgrund Art. 122 EU-Vertrag entsprechende Beistandsgarantien im Falle von "Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Ereignissen" abgeben zu können. Und solche Ereignisse haben wir derzeit mit den von Soros, Taylor & Co. (z.B. Ackermann) ausgelösten und am Rollen gehaltenen Spekulationen.
Der Artikel steht vor Artikel 123 und 125, die bisher für die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Disziplinierung der Euroländer zuständig sein sollten. Und er ist damit (im bestehenden "Ausnahmefall") im Kontext, aber eben auch vorrangig gegenüber dem "Normalfall" der Art. 123 und 125 zu sehen.
Und:
Die Krise kann sehr gut dazu genutzt werden, einen "Geburtsfehler" des Euro zu bereinigen. Eine einheitliche Währung verlangt in der Tat eine bessere Koordination der Finnaz-. Wirtschafts- und Währungspolitik innerhalb des gemeinsamen Währungsgebietes.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitaege/euro-krise-als-chance-pushing-merkel-wie-amerika-ueber-die-kanzlerin-denkt;2579573">http://www.handelsblatt.com/meinung/gas ... kt;2579573</a><!-- m -->
Zitat:12.05.2010
Euro-Krise als Chance:
„Pushing Merkel“ – wie Amerika über die Kanzlerin denkt

Europa ist dabei, sich angesichts seiner gewaltigen Schuldenkrise neu zu erfinden.
...
Wenn das eine dauerhafte Folge ist, die Soros, Taylor & Co. erreichen, dann müsste Ihnen eigentlich ein europäischer Verdienstorden gegeben werden. Wie wär's mit der Verleihung des Karlspreises in Aachen?

So, und zum Abschluss
zur EU
Unter dem Titel "IG Flickenteppich Europa" hat die Wirtschaftswoche eine interaktive Grafik ins Netz gestellt
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/info-grafiken-1/ig-flickenteppich-europa.html">http://www.wiwo.de/politik-weltwirtscha ... uropa.html</a><!-- m -->
Zitat:Wer zur Europäischen Union und Europäischen Währugnsunion gehört - und wer noch hinein will
ganz schön viele Bewerber für einen Club, der angeblich keine Zukunft haben soll


- Erich - 14.05.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~EE4C251330DE44A97A3D099B8F6B02602~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Euro-Krise
Europas Zwangsvertiefung
Als Konsequenz aus der Krise will die EU-Kommission den Stabilitätspakt weiterentwickeln - inklusive Überwachung und Bestrafung. Das könnte eine Chance sein, würde die Handlungsspielräume der EU-Staaten aber auch weiter reduzieren und das Gefühl von Fremdbestimmung verstärken.


Von Günther Nonnenmacher

13. Mai 2010

.... Ein Wendepunkt ist diese Krise auf jeden Fall. Sie wird zeigen, ob aus der Idee vom vereinten Europa noch genug Kraft zur Vertiefung kommt oder ob sich die EU mit ihren Reformen in den vergangenen Jahrzehnten übernommen hat.

Die weitreichendste Reform war die Entscheidung für eine gemeinsame Währung. Schon als der Maastricht-Vertrag über eine Wirtschafts- und Währungsunion 1992 unterzeichnet wurde, hieß es, dass diese Union hinke: Es fehlte ihr das politische Standbein, was besonders in Deutschland kritisiert wurde. Die Griechenland-Krise hat nun zusätzlich klar gemacht, dass die Währungsunion ohne mehr wirtschaftliche und haushaltspolitische Konvergenz nicht funktionieren kann.
...

Die EU-Kommission schlägt als Remedur vor, den Stabilitätspakt so weiterzuentwickeln, dass er tatsächlich funktioniert, inklusive Überwachung und Bestrafung. Das könnte – ganz im Sinne Tusks – die Chance sein: Den nationalen Anstrengungen würde durch supranationale Kontrolle mehr Glaubwürdigkeit verliehen.

Eines ist allerdings auch klar: Die Handlungsspielräume der EU-Staaten würden durch einen „gehärteten“ Stabilitätspakt noch einmal reduziert. Dagegen wird es Widerstand in den Parlamenten geben, und das Gefühl von Fremdbestimmung wird auch in der Bevölkerung zunehmen.

Deshalb ist die Frage, ob eine „Zwangsvertiefung“ der EU, die heute wie eine unausweichliche Folge der Währungsunion erscheint, politisch durchzusetzen ist. Frau Merkel sagte in Aachen, wenn der Euro scheitere, dann scheitere die Idee der europäischen Einigung. Werden ihr die Wähler das glauben?
wie gesagt - die Finanzzocker von Ackermann bis Taylor müssten eigentlich den "Aachener Karlspreis" erhalten, für die Bemühungen um die Vertiefung der europäischen Einigung (die m.E. nach nur mit mehr Koordination im Finanz-, Wirtschafts- und Währungsbereich und über eine vertiefte Befugnis des EU-Parlaments sinnvoll ist).
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~EA61306E60CF54F4297CCD23FD47B590C~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E7 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Euro-Krise
Die Währungsunion am Scheideweg
Die EU-Kommission schlägt vor, künftig die Haushalte ihrer Mitgliedsstaaten stärker zu kontrollieren - und Schuldensünder abzustrafen. Für Deutschland geht es nun um schwerwiegende Fragen: Will Berlin harte Regeln gegen Defizitsünder - oder einen Austritt aus der Währungsunion? Werner Mussler kommentiert.


14. Mai 2010

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat bei der Präsentation seiner Reformvorschläge für den Euro-Raum einen bemerkenswerten Satz gesagt: Wer die (wirtschafts-) politische Union nicht wolle, solle auch die Währungsunion vergessen, so Barroso sinngemäß.
...
ein Austritt wäre ein politisches und angesichts der bisherigen Vorteile für Deutschland aus dem Euro auch ein wirtschaftliches Desaster (siehe Deutschland-Strang). Also gibt es keine Alternative ...


- Erich - 14.05.2010

Europa besteht ja nicht nur aus dem Euro, wenngleich der das "Sahnehäubchen" der europäischen Integration ist.

Deshalb mal wieder ein anderer "Zungenschlag":
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eurasisches-magazin.de/artikel/?artikelID=20100514">http://www.eurasisches-magazin.de/artik ... D=20100514</a><!-- m -->
Zitat:EU-MINDERHEITENSPRACHEN
Wepsisch, samisch und karelisch
In der Europäischen Union gibt es 60 Regional- und Minderheitensprachgemeinschaften, zu denen etwa 40 Millionen Menschen gehören. Artikel 22 der Europäischen Grundrechtecharta legt fest, dass „die Union kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt respektiert.“ Genau das macht das Wesen der EU aus. Sie ist eben kein „Schmelztiegel“, in dem Unterschiede verwischen, sondern eine Gemeinschaft, in der Vielfalt Trumpf ist. Jetzt hat die EU-Kommission ein Projekt zu den Minderheitensprachen gestartet.
Von Janina Plato
EM 05-10 · 01.05.2010
....
ob da jetzt "boarisch" auch dazu gehören soll?


- Erich - 16.05.2010

ok, zurück zu Europa und zur Wirtschaft
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:zeitalter-der-globalisierung-das-trilemma-der-weltwirtschaft/50114226.html">http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:z ... 14226.html</a><!-- m -->
Zitat:16.05.2010, 09:30
Zeitalter der Globalisierung
Das Trilemma der Weltwirtschaft
Kommentar
Die Griechenland-Krise beweist, dass Globalisierung, Demokratie und nationale Souveränität nicht miteinander vereinbar sind. Europa muss sich nun entscheiden, welches der drei Ziele es aufgeben will

...
Verlust der Nationalstaatlichkeit

Die dritte Option, die das Trilemma erlaubt, ist die Abschaffung der nationalen Souveränität. Wirtschaftliche Integration und Demokratie werden verknüpft, indem eine politische Einheit zwischen Staaten geschaffen wird. Der Verlust der Nationalstaatlichkeit wird kompensiert durch eine "Internationalisierung" der Demokratie. Man stelle sich das als eine Art globalen Föderalismus vor.

Die USA etwa schufen einen einheitlichen Markt, sobald die föderale Regierung den einzelnen Staaten genügend politische Macht entrissen hatte. Das war kein reibungsloser Prozess, wie der Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 belegt.

Die aktuellen Schwierigkeiten der EU rühren daher, dass die globale Finanzkrise Europa mitten in einem ähnlichen Prozess erwischt hat. Europas Politiker wussten immer schon, dass eine Wirtschaftsunion auch ein politisches Standbein braucht. Dennoch fiel das europäische Politikprojekt weit hinter das Wirtschaftsprojekt zurück.
...

mmerhin kann Europa diese Entscheidungen nach dem Griechen-Desaster nicht länger hinauszögern. Optimisten könnten sogar zu dem Schluss kommen, dass Europa daher letzten Endes gestärkt aus der Krise hervorgehen wird.

Dani Rodrik ist Professor für Volkswirtschaft an der US-Universität Harvard. <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.project-syndicate.org">www.project-syndicate.org</a><!-- w --> - und er sagt das, worauf ich im Forum auch schon hingewiesen hatte:

a)
Die EU ist politisch in einer Phase, die mit der USA nach dem Unabhängigkeitskrieg (1775 - 1783) vergleichbar ist;
die Erholung durch die gemeinsame Währung und die gemeinsame Wirtschaftspoltik der einzelnen Staaten war danach so groß, dass US-Präsident Thomas Jefferson schon 20 Jahre später am 30. April 1803 mit dem so genannten Louisiana Purchase die französische Kolonie Louisiana von Napoleon I. für damals astronomische 15 Mio $ kaufen konnte. Die Vereinigten Staaten verdoppelten damit ihr Staatsgebiet auf einen Schlag.
Der Bürgerkrieg hat dann die Zentralmach in den USA noch mehr gestärkt, aber bereits die Koordination nach dem Unabhängigkeitskrieg hat einen starken Aufschwung bewirkt.

b)
Was jetzt gebraucht wird ist eine koordinierte europäische Finanz-, Wirtschafts- und Währungspolitik, denn
= Globalisierung können wir nicht abschaffen und
= Demokratie wollen wir nicht abschaffen.

Dazu auch <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.project-syndicate.org/commentary/eichengreen17/English">http://www.project-syndicate.org/commen ... 17/English</a><!-- m -->
Zitat:Europe’s Historic Gamble
Barry Eichengreen

2010-05-15

BERKELEY – The last few weeks have been the most amazing – and important – period of the euro’s 11-year existence.
...



- Tiger - 19.05.2010

Dieses Plädoyer des niederländischen Schriftstellers de Winter spricht mir aus der Seele:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,695157,00.html">http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,695157,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Zurück zur EWG
Von Leon de Winter

Ein Plädoyer für die Abschaffung des Euro

Bei meinem ersten Besuch Europas jenseits der Grenzen der Niederlande muss ich etwa acht Jahre alt gewesen sein. Mein Vater machte mit uns einen Tagesausflug an die Mosel. Beim zweiten Mal, als wir einige Tage in Nordfrankreich auf einem Bauernhof verbrachten, war ich zehn. Mit fünfzehn habe ich eine Belgien-Rundfahrt auf dem Moped gemacht. Mit sechzehn habe ich am Strand von Saint Raphaël geschlafen. Mit siebzehn versuchte ich, mich in einer Herberge für vagabundierende Hippies im Norden von London an Mädchen ranzumachen (klappte ganz gut). Mit zwanzig stand ich in Prag am Grab Kafkas. Doch ein Europäer bin ich nie geworden.

Mir ist nie klar, was Menschen damit sagen wollen, dass sie sich als Europäer bezeichnen. Für mich ist und bleibt Europa ein geografischer Begriff für einen Haufen von Landfortsätzen im Westen Asiens. Anders als in Asien, wo niemand ernsthaft auf die Idee käme, eine Asiatische Union zu gründen, glauben aber manche Europäer an die Existenz von so etwas wie einer europäischen Kultur, die erst in ihrem ganzen Reichtum erblüht, wenn es keine Grenzen mehr gibt. Solche Europäer wollten eines Tages die Europäische Union gründen.

Kleiner Denkanstoß für jene, die meinen, das wir die EU brauchen um uns vor der Globalisierung und Finanzkrise zu schützen (gleiche Quelle):
Zitat:Ohne die EU, die es den Banken ermöglichte, Milliarden zu überweisen (übrigens bilden die Top-Etagen der Banken und die Spitzen der politischen Pyramiden einen eigenen supranationalen Kosmos), wäre es diesen Ländern niemals gelungen, sich in einer solchen Höhe zu verschulden.

Ich empfehle diesen Artikel allen EU-Fans hier!