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Indien - Druckversion

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- Venturus - 13.08.2009

@Schneemann: Klar, solche Wohlstandskrankheiten sind auf dem Vormarsch. Auch in China mehren sich die Fetten. Ist auch irgendwo verständlich. Die neue Mittelschicht will halt auch mal schlemmen. War bei uns mit der Fresswelle mit Beginn des Wirtschaftswunders auch nicht anders.

Aber gerade das Thema "Wasser" ist da meiner Meinung nach entscheidend. Kann mich noch gut erinnern, wie's in den 90ern bei uns in der Region immer wieder Wassernotstand gab. Und Deutschland ist nun mit Wasser wohl reichlich gesegnet.

Mehr gehen immer, aber zu welchen Bedingungen? Ausreichend sauberes Wasser für alle gibt's ja nicht mal jetzt schon. Von ausreichend Nahrung und halbwegs hygienischen Wohnverhältnissen mal ganz abgesehen.


- ThomasWach - 13.08.2009

... und dennoch werden die Unberührbaren immer noch in vielen Teilen des Landes diskriminiert.
Man sollte das Kastenwesen weder über- noch unterschätzen in seiner Wirkung. In vielen ländlichen Gegenden ist es noch mit all seiner diskriminierenden und exkludierenden Kraft am Werk. Dort können Unberührbare zum Beispiel nur bestimmte Wege und Eingänge nutzen.
Andererseits hat natürlich Indien auch ein modernes, forschrittliches Gesicht, vor allem in den urbanen Technologiehochburgen in Uttar Pradesh (kann auch sein, dass ich mich im Provinznamen irre, auf jeden Fall ist die High-tech vor allem in einem Bundesstaat konzentriert). Dort kann es ohne Frage auch vorkommen, dass die dort an Zahl und Wohlstand rasch zunehmende neue Mittel- und Oberschicht auch Gewichtsprobleme bekommt und dieselben Flüche, Plagen und Krankheiten der Zivilisation ereilt, an die wir schon seit ein paar Jahrzehnten leiden (Zuckerkrankheit...).

Was das Wasser nun angeht und generell die Entwicklung Indiens: Gerade am Beispiel des Wassers sehe ich geradezu klischeehaft das Potenzial für innere Konflikte, die Indiens Entwicklung hemmen können. Indien hat beispielsweise schon seit 1967 eine mehr oder minder erfolgreiche Maoistenbewegung, die der Staatsmacht in gut einem Drittel der Disktrikte Probleme bereitet. Zugegebenerweise, diese Naxaliten sind Unruhestifter, aber in echten Auseinandersetzungen den indischen Sicherheitskräften nicht gewachsen und daher in ihrer Gefährlichkeit noch weit entfernt von den islamist. Rebellen in Pakistan oder ihren ideologischen Glaubensbrüdern in Nepal (dort stürzten die Maoisten die Regierung und das Königshaus). Aber beispielsweise die fortgesetzte Kontamination von Wasser durch größere Fabriken, eine daraus erwachsende Konfrontation zwischen Landbewohnern und "Kapitalisten" ohne erfolgreiche Vermittlung oder auch Problembehung durch die oft inkompetente Verwaltung vor Ort dürfte dieser Gruppierung einiges an Zulauf bringen.
Da sehe ich mittelfristig weniger einen Krieg mit Massenvernichtungswaffen, denn stärkere innere Auseinadersetzungen, verbunden mit einem wirtschaftlichen Abflauen und den darausfolgenden schon genannten Plagen wie Seuchen, Dürren usw.

Langfristig könnte es allerdings doch nochmal "heiß" werden auf dem indischen Subkontinent: Wenn das Wasser, Lebensmittel und guter Boden knapp werden wird und das Bevölkerungswachstum nicht nur in Indien, sondern auch in Bangladesch und auch in Pakistan wie prognostiziert verlaufen sollte, dann haben wir einen dermaßen überlaufenen Subkontinent, dass politische Spannungen kaum zu vermeiden sein dürften, insbesondere dann auch, wenn Bangladesch wegen steigendem Meeresspiel Teile seines Territoriums verlieren sollte und dann es noch enger werden würde.


Neue Supermacht Indien - Gunmen - 13.08.2009

Ich denke nicht das Indien die künftige Supermacht sein wird. In Indien gibt es verschiedenste Volksgruppen und Religionen die völlig zerstritten sind. Es leben sehr viele verschiedene Ethnien in Indien.Ausserdem gibt es immer noch das Kastensystem. Indien wird sicher ein wichtiger Globalplayer sein, mit 1Milliarden Einwohner, aber ich denke das Land muss erst noch riessige innere Probleme lösen, bevor es Supermachtsambitionen haben kann/darf. Die Armut ist gewaltiges Problem.Der grösste Teil lebt in ärmsten Verhältnissen, und haust in Elendsvierteln. Der Hunger ist in Indien schlimmer als in Afrika, meine angesprochene Zerstrittenheit der Religionen, insbesondere Moslems und Hindus, dies stell ein beachtliches Gewaltpotential dar.
Man hats ja bein den Terroranschlägen in Mumbai gesehen. Die Terroristen waren mit modernsten GPS-Geräten ausgerüstet, während die indische Polizei auf alte Karabiner aus dem zweiten Weltkrieg zurückgreifen musste (Quellle: NZZ) Ausserdem besteht ein Kompetenzenwirrwarr, wer jetzt für die Küstenbewachung zuständig ist. Ich weiss, ich schweife wieder vom Thema ab, ich möchte damit nur zeigen das Indien weit weg ist von der Supermacht.


- Venturus - 14.08.2009

Und? In China hast du auch ein ziemliches Gewirr aus Volksgruppen, die teilweise Unruhe stiften. Armut ist da immer noch Normalzustand, ebenso wie fehlende Gesundheitsversorgung.

Zumal die Inder Meister des Chaos sind. Für uns unvorstellbar, wie man da die Übersicht behalten kann, aber die Inder schaffen es tagtäglich. Es gibt zB ein Logistiksystem das nur auf ein paar Farbcodes und ähnlichem basiert und wo die meisten Angestellten nicht mal lesen und schreiben können. Trotzdem ist es das wohl Fehlerärmste System der Welt.


- ThomasWach - 14.08.2009

Ganz so ethnisch fragmentiert wie Indien ist aber China nicht (Hunderte Dialekte und Ethnien), zudem fehlt auch der seit gut 700 Jahren bestehende Dualismus zwischen Islam und Hinduismus und auch eine in einem Drittel des Landes wütende maoistische Rebellion.
Dann fehlt in Indien zum Vergleich zu China auch eine durchdachte Demographie und eine allgemeine Alphabetisierung.


- Venturus - 14.08.2009

Das China einige Probleme weniger - geschenkt, aber unterschätzen würde ich die Inder nicht. Gerade das dort herrschenden Chaos und die Vielfältigkeit sind der in China vorherrschenden Uniformität (soweit von der Staatsmacht gelenkt) durchaus überlegen.


- Erich - 21.08.2009

Indien holt breitflächig auf. Rund 300 Millionen des 1,1 Mrd. Volkes zählen (Stand 2007) zur ständig wachsenden Mittelschicht des Landes - 300 Mio. sind bereits 2/3 der gesamten Bevölkerung der EU. Und die "Pluralität", die mit einem so vielfältigen, demokratisch rechtsstaatlichen Staatswesen verbunden ist, kann nicht unterschätzt werden. Hier haben "Querdenker" eine Chance, neue und bahnbrechende Wege zu entwickeln. Das ist nicht nur Potential, sondern auch ein Pluspunkt gegenüber autoritären Staaten, in denen sich Mindermeinungen weder richtig artikulieren noch entwickeln können.
Darüber hinaus übernimmt Indien durchaus Bewährtes. Indien verschafft sich da Zugang zu modernsten Technologien, wo immer es kann. Nach dem Abkommen mit den USA folgt das Nächste:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/business/20090821/122801269.html">http://de.rian.ru/business/20090821/122801269.html</a><!-- m -->
Zitat:Indien und Russland weiten Atom-Kooperation aus
19:53 | 21/ 08/ 2009

NEU DELHI, 21. August (RIA Novosti). Indien und Russland bereiten ein neues Abkommen über die Zusammenarbeit in der Atomenergie vor.
...

Russland und Indien arbeiten seit Jahren in der Atomenergie zusammen. Kurz vor seinem Abschluss steht der Bau der beiden ersten Blöcke des Atomkraftwerkes Kudankulam, das mit russischer Hilfe im Süden Indiens entsteht.

Russland und Indien hatten im Dezember 2008 in Neu Delhi ein Regierungsabkommen über die Errichtung weiterer vier Reaktoren im AKW Kudankulam und über Kernbrennstofflieferungen unterzeichnet.



- Schneemann - 11.11.2009

Zitat:Indiens Maoisten

Terror im Namen der Entrechteten

Tausend Tote in diesem Jahr - das ist die Bilanz des Terrors der maoistischen Truppe der Naxaliten in Indien. Sie spielen sich als Rächer der Armen auf und finden im ganzen Land Rückhalt. Die Krise spitzt sich zu, die Regierung hat ihnen jetzt den Krieg erklärt.

Die Bombe zerstört eine Schule, damit Soldaten das Gebäude nicht mehr als Unterschlupf nutzen können. Vermummte stürmen eine Polizeistation, stehlen Waffen und töten 17 Beamte.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,660444,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 44,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- Schneemann - 22.11.2009

Zitat:'Bicycle bombs' kill seven in Indian state of Assam

At least seven people have been killed in two bomb blasts in India's north-eastern state of Assam, police say.

The explosions happened within minutes in Nalbari, 70km (43 miles) from the state capital, Guwahati. Police said the two devices were mounted on bicycles left near a Nalbari police station and some 25 other people were hurt, reports said.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/8372801.stm">http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/8372801.stm</a><!-- m -->

Schneemann.


- Erich - 30.11.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/business/20091130/124178948.html">http://de.rian.ru/business/20091130/124178948.html</a><!-- m -->
Zitat:Indiens Bruttoinlandsprodukt wächst stetig
11:21 | 30/ 11/ 2009

MOSKAU, 30. November (RIA Novosti). Das indische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal des Finanzjahres 2009-2010 (Juli bis September) gegenüber dem Vergleichszeitraum des vorigen Jahres um 7,9 Prozent gewachsen, heißt es in einer Erklärung der indischen Regierung.
....



- Schneemann - 30.12.2009

Zitat:India hit by new state protests

Large parts of the southern Indian state of Andhra Pradesh (AP) have shut down in a strike called by the supporters of a new state.

Strict security has been imposed in 10 districts of the state and more than 100,000 security personnel deployed. Fearing violence, the authorities have cancelled 9,000 buses and 165 trains. The strike, called for the creation of a separate Telangana state out of AP, is also supported by students groups and the outlawed ultra-Left Maoists.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/8434357.stm">http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/8434357.stm</a><!-- m -->

Schneemann.


- Erich - 02.01.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:asiens-gewinner-teil-1-indiens-konsumenten-ignorieren-die-krise/50055018.html">http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:a ... 55018.html</a><!-- m -->
Zitat:29.12.2009, 13:58
Asiens Gewinner (Teil 1)
Indiens Konsumenten ignorieren die Krise
Eine stabile Binnennachfrage und Konjunkturhilfen der Regierung haben Indien durch die Weltwirtschaftskrise geholfen. Die Aussichten sind wieder so gut wie zuvor: Für 2010 gilt ein Wachstum von acht Prozent als möglich.
...

die Nachfrage nach Software und IT-Dienstleistungen blieb relativ stabil. Zudem machen Exporteinnahmen gerade einmal 22,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Mehr als die Hälfte der Inder lebt von der Landwirtschaft, sodass ein Großteil der Konsumnachfrage mehr vom Monsun abhängig ist als von der Weltwirtschaft. Jedoch schaffte es 2009 weder der schwache Monsun noch die Wirtschaftskrise, die Konsumfreude der Inder zu bremsen. So ruhte auch in diesem Jahr der Löwenanteil des indischen Wirtschaftswachstums auf der Binnennachfrage.
...



- Erich - 04.02.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/maxplanckindien100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/maxpla ... en100.html</a><!-- m -->
Zitat:Neues Max-Planck-Institut in Neu-Delhi
Gemeinsam in die IT-Zukunft

An Informatikern herrscht in Indien kein Mangel - aber an guten Forschungseinrichtungen. Das neue Max-Planck-Institut in Neu-Delhi soll die Zusammenarbeit zwischen deutschen und indischen IT-Forschern verbessern.
...

Stand: 04.02.2010 17:38 Uhr



- Erich - 10.02.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/wirtschaftswunder/index.php?op=ViewArticle&articleId=2283&blogId=10">http://www.ftd.de/wirtschaftswunder/ind ... &blogId=10</a><!-- m -->
Zitat:Aufsteiger-Check: Interview mit Indien-Experte Arvind Panagariya
09. Februar 2010 12:27 Uhr
Martin Kaelble

Im Aufsteiger-Check werden vier renommierte Ökonomen aus Brasilien, China, Indien und Russland zu den Aussichten in ihren Ländern und zur neuen Rolle der BRIC-Staaten in der Weltwirtschaft befragt. Heute: Arvind Panagariya, Professor für politische Ökonomie Indiens an der Columbia University in New York. Der einstige Chefökonom der Asian Development Bank zählt zu den renommiertesten Indien-Experten weltweit.
...



- hunter1 - 10.02.2010

Aus dem Artikel:
Zitat: (ii) A legislation is being brought to extend the minimum wage law to 340 million workers in the informal sector. Such a measure would lead to more capital-intensive technologies even in tiny enterprises in the informal sector.

Hab ich da was nicht verstanden? Gesetzlicher Minimallohn im informellen Sektor?