Forum-Sicherheitspolitik
Libanon - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90)
+--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96)
+--- Thema: Libanon (/showthread.php?tid=1882)



- Schneemann - 19.10.2009

Zitat: Nein. Dein Angriff auf den Libanon wäre eine Verletzung der Libanon Resolution. Die "Objektivität", die Du von den dort stationierten UN-Truppen erwartest, müsste demnach (ganz objektiv) bei der ersten Grenzverletzung bereits konsequenterweise auch ein militärisches Eingreifen der UN-Truppen zur Folge haben. Inwieweit das militärische Potential dieser Truppen dazu ausreichend ist, ist ein anderer Sacherverhalt und bei der Frage nach der Beurteilung der "Objektivität" (besser: Neutralität oder Mandatstreue) dieser Truppen zunächst mal nebensächlich. Das Mandat der UN-Truppen lässt sich nicht in irgendeiner Form zurecht biegen, auslegen oder zu Gunsten einer von Dir bevorzugten Seite umintrepretieren, weil Dir das besser gefällt.
Ich sage ja nicht, dass man zwingend die Libanon-Resolution verletzen sollte. Wenn die Blauhelme wirklich ihr Mandat (wurde ja sogar extra als „robustes“ Mandat bezeichnet) ernstnehmen und einen Hisbollah-Angriff dementsprechend beantworten, bzw. zukünftige ebenso zu verhindern suchen würden, so wäre ich der letzte, der hier von präventiven Maßnahmen, einem Bruch der Resolution oder irgendwelchen Aktionen im Südlibanon reden würde. Nur glaube ich, dass die UN leider gar nichts machen werden. Und damit greift nicht mehr die Resolution, weil die UN sich ja selbst nicht dran halten würde, sondern das Selbstverteidigungsrecht. Und von dem sollte Israel dann Gebrauch machen.

Schneemann.


- Erich - 19.10.2009

Schneemann schrieb:.....
Ich sage ja nicht, dass man zwingend die Libanon-Resolution verletzen sollte. Wenn die Blauhelme wirklich ihr Mandat (wurde ja sogar extra als „robustes“ Mandat bezeichnet) ernstnehmen und einen Hisbollah-Angriff dementsprechend beantworten, bzw. zukünftige ebenso zu verhindern suchen würden, so wäre ich der letzte, der hier von präventiven Maßnahmen, einem Bruch der Resolution oder irgendwelchen Aktionen im Südlibanon reden würde. ...
Schneemann.
ganz gezielt: gilt die Aussage auch andersrum - für einen israelischen Angriff auf den Libanon?


- Nightwatch - 20.10.2009

Ohne Angriffe der Hisbollah wird es keinen israelischen Militärschlag geben.
Dabei ist die Diskussion eh affig weil realitätsfremd.
Keiner hält sich an die geltenden Resolutionen.


- Shahab3 - 22.10.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.iran-daily.com/1388/7/30/MainPaper/3527/Page/9/Index.htm#">http://www.iran-daily.com/1388/7/30/Mai ... Index.htm#</a><!-- m -->
Zitat:Israel Spying on Lebanon

Lebanon’s President Michel Suleiman accused Israel of spying on his country in violation of a United Nations resolution intended to promote peace in the region.
...
“Both these spy networks and these means of spying are a clear violation of UN Resolution 1701, even more so than the violation of Lebanese air space that is routinely carried out by Israel.”

A Lebanese military said in Beirut on Sunday that three “Israeli spying devices” which monitored communications in Lebanon had been destroyed near the border with Israel, two of them blown up by the Israeli army.
...
More than 70 people have been arrested this year in Lebanon on suspicion of spying for Israel.



- Tiger - 30.10.2009

Offenbar versuchen Elemente der Hizbollah Israel erneut zu provozieren:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globalsecurity.org/military/library/news/2009/10/mil-091029-unnews06.htm">http://www.globalsecurity.org/military/ ... news06.htm</a><!-- m -->
Zitat:UN finds more rockets aimed at Israel from southern Lebanon

29 October 2009 – A day after Secretary-General Ban Ki-moon urged maximum restraint by all sides, United Nations peacekeepers today found four more rockets, three of them set to be fired, in an area of southern Lebanon from which a missile zoomed into Israel on Monday.

“Such attacks are evidently aimed at provoking renewed hostilities to undermine the security and stability in south Lebanon,” the UN Interim Force in Lebanon (UNIFIL) said in a news release, in which it also voiced concern at Israel’s return fire of artillery shells on Monday.



- Shahab3 - 30.10.2009

Der Israeli könnte versucht sein, dass so zu interpretieren. Darin liegt wohl auch schon das gesamte Geheimnis solcher Vorfälle.


- Schneemann - 01.11.2009

Zitat:Zuspitzung an der Grenze

Libanon fürchtet Großangriff Israels

Raketen- und Artillerie-Feuer, Lauschangriffe und mysteriöse Explosionen: Zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah tobt seit Wochen ein nicht erklärter Krieg, der laut Beobachtern jederzeit eskalieren könnte. Beirut warnt: Eine israelische Großoffensive stehe unmittelbar bevor.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,658529,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 29,00.html</a><!-- m -->

Tja, ich kann mich noch daran erinnern, dass hier spekuliert wurde, dass die Hisbollah aktiv werden wird, wenn der Atomkonflikt nicht bald zu einer Lösung gebracht wird. Es scheint nun tatsächlich so, dass die Annahme hier im Forum von vor ein paar Wochen, dass die Hisbollah ein Ablenkungsmanöver wegen des Konflikts ums Atomprogramm starten könnte, sich bewahrheiten wird.

Allerdings hoffe ich, dass die Israelis nicht mit einer Großoffensive sich verzetteln. Sie sollten ihre Kräfte jetzt gut einteilen und „Prioritäten“ setzen. Anderweitig könnte es allerdings auch sein, dass die Israelis erst im eigenen Rücken sich Luft mit gezielten Schlägen verschaffen und die Teheraner Schleppenträger im Südlibanon neutralisieren wollen, ehe sie sich auf ein mögliches Iran-Unternehmen einlassen.

Schneemann.


- Nightwatch - 01.11.2009

Ich sehe momentan weder eine Notwendigkeit noch eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit für eine wie auch immer gelagerte Militäroperation Israels gegen die Hisbollah.
Die Situation ist nicht explosiver als in der ganzen Zeit seit 2006, allenfalls der kürzlich erfolgte Artillerieschlag ist etwas außer der Norm zu sehen.
Solange die Hisbollah keine größere Dummheit macht glaube ich nicht das Israel hier irgendetwas ohne Not vom Zaun brechen wird.


- Shahab3 - 01.11.2009

Nur so zur allgemeinen Info. Selbst die Israelis haben gesagt, dass die 107mm Rakete von einer palästinensischen Splittergruppe abgeschossen wurde und nicht von der Hisbollah. Was sie selbst nicht davon abhielt 8 (Edit:15) Artilleriegranaten in den Libanon zu feuern. :roll:

Ich darf dazu vielleicht mal Ynet zitieren:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3796443,00.html">http://www.ynetnews.com/articles/0,7340 ... 43,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Rocket hits Galilee panhandle
(Yenet.news)
A 107-millimeter Katyusha rocket exploded Tuesday evening in northern Israel. There were no reports of injuries or damage. In response, the Israel Defense Forces fired 15 shells into the area where the rocket was launched from.

The explosion started a fire, which spread to fallow land and a nearby orchard. Firefighters from Kiryat Shmona attempted to put out the fire. Israeli security sources estimate that the rocket was not fired by Hezbollah, but rather by a small Palestinian organization.

A Lebanese security source told Reuters that the rocket was fired from the Lebanese village of Houla, where alleged spy devices uncovered under the ground were detonated recently. Representatives of the United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) were expected to arrive at the landing site to examine the rocket, and the IDF has filed an official complaint.
...



- Erich - 20.11.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/unifil104.html">http://www.tagesschau.de/ausland/unifil104.html</a><!-- m -->
Zitat:Marine-Einsatz vor der Küste des Libanon
Außer Spesen nichts gewesen?

Das neue Bundeskabinett hat sich gerade erst für eine Verlängerung des UNIFIL-Mandats ausgesprochen. Dabei soll ein internationaler Flottenverband Waffenschmuggel vor der Küste des Libanon verhindern. Bisher wurde bei dieser Mission aber noch keine einzige Patrone gefunden.
...

Die Kanzlerin verwies 2007, gut ein Jahr nach Beginn des Einsatzes, auch darauf, dass die deutsche Marine dem Libanon Unterstützung bei der Ausbildung und technischen Ausrüstung eigener Marineeinheiten gebe. Zumindest das lässt sich nicht bezweifeln.

Stand: 20.11.2009 01:44 Uhr
na ist doch schön :wink: das zeigt doch den Erfolg der Mission;
wenn wir jetzt noch unsere Marineschiffe - die über kurz oder lang sowieso ausgemustert werden würden - der libanesischen Marine als Aufbauhilfe überlassen, damit diese Marine daran gehen kann, die eigenen Küsten elbst zu überwachen, dann wäre doch fast alles in Butter.

Das einzige Loch ist dann noch die Landgrenze zu Syrien, und da könnten wir doch mit einigen Panzerlieferungen (Leo) auch behilflich sein - ach nein, das machen die Amerikaner schon, die liefern die alten Schützenpanzer (M 113), die sie ausmustern, glaub ich .... :wink:


- Shahab3 - 20.11.2009

Bevor die Deutschen einen alten Kahn an die Libanesen verkaufen, verschenken sie lieber noch ein paar neue atomwaffentaugliche Uboote auf Kosten der hiesigen Steuerzahler an Israel. Big Grin

Auch würde ich starke Zweifel hegen, dass die libanesischen Streitkräfte in naher Zukunft gegen die Hisbollah geschweige denn gegen ihre Versorgung mit Kriegsmaterial auch nur im Ansatz vorgehen würde. Das ist angesichts der bedrohlichen Lage durch äußere Feinde (Israel, Al-Kaida) nicht im Interesse des Landes und daher im Augenblick absolut ausgeschlossen. Was man vielleicht nicht wahrhaben will, aber die libanesische Armee pflegt insbesondere seit 2006 (aber auch vorher schon) ausgesprochen enge Kontakte mit der Hisbollah. Auch die Geheimdienste kooperieren im Augenblick sehr stark zusammen gegen Mossad-Netzerke im Libanon. Sofern also die deutsche Marine keine Waffen entdeckt hat, dann lag es vermutlich daran, dass diese von der libanesischen Küstenwache freundlich winkend an ihr vorbeigefahren wurden. :lol:


- Schneemann - 20.11.2009

Zitat: Sofern also die deutsche Marine keine Waffen entdeckt hat, dann lag es vermutlich daran, dass diese von der libanesischen Küstenwache freundlich winkend an ihr vorbeigefahren wurden...
Oder eher vielleicht daran, dass der ganze Einsatz eine ziemliche Augenwischerei war, weil die Masse der Waffen sicher nicht über See, sondern über den Landweg zur Hisbollah kam. Und die paar Dampfer, die tatsächlich Waffen an Bord hatten, wurden von den Israelis kassiert, wobei peinlicherweise auch ein vercharterter deutscher Frachter dabei war.

Schneemann.


- Shahab3 - 21.11.2009

Schneemann schrieb:Oder eher vielleicht daran, dass der ganze Einsatz eine ziemliche Augenwischerei war, weil die Masse der Waffen sicher nicht über See, sondern über den Landweg zur Hisbollah kam.

Das ist richtig. Aigenwischerwei ist allerdings ebenso, wenn man das Ziel dieser Mission für sich idealisiert und fehlinterpretiert.

Rein teorethisch geht es übrigens ebenso darum, die libanesischen Grenzen für israelischen Übertritten zu schützen. Auch das gelingt nich Teile des Libanon sind von Israel weiterhin illegal besetzt. Es gibt immer auch wieder Grenzverletzungen, massive Spionageaktivitäten, usw... Das schützt UNIFIL auch nicht.

Dabei muss man sich vergegenwertigen, dass diese Mission das Ergebnis der Diskussion war, wie man den Krieg beenden konnte. Man musste ein Lösung finden. Dass die Eindämmung der Hisbollah weder das Ergebnis dieses Krieges sein würde, geschweige denn dass ein Keil zwischen Hisbollah und der libanesischen Regierung getrieben wurde, war auch nicht zu erwarten und trat ja dannn auch nicht ein.

Ein aggressives/robustes Mandat hätte eine Sicherung der Grenzen zu Syrien beinhaltet. Das war aber nicht mal Basis möglicher Diskussion, weil Israel den Krieg nicht gewonnen hat und auch nicht hätte gewinnen/halten können. Das sind die realistischen Grenzen der Macht.

Zitat:Und die paar Dampfer, die tatsächlich Waffen an Bord hatten, wurden von den Israelis kassiert, wobei peinlicherweise auch ein vercharterter deutscher Frachter dabei war.

Die Israelis dürften einiges an Transporten beobachtet, sabotiert und auch verhindert haben. Die PR-Geschichte mit dem deutschen Frachter entstammt allerdings dem Drehbuch der IDF-Marketingabteilung. :wink:


- Shahab3 - 25.11.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.haaretz.com/hasen/spages/1130385.html">http://www.haaretz.com/hasen/spages/1130385.html</a><!-- m -->
Zitat:24 November, 2009
Barak: Israel to target Lebanon if Hezbollah escalates tension
(Haaretz)
Defense Minister Ehud Barak on Tuesday warned Lebanon that it, not Hezbollah, would be the target of retaliatory attacks should the militant group escalate tension along Israel's northern border.

"Lebanon grants Hezbollah permission to operate on its soil," said Barak. "We must clarify for the international community that we do not accept that a militia like Hezbollah exists in Lebanon, a sovereign country, and even sits in its parliament."

Barak added that it holds Lebanon responsible for any conflict with Hezbollah. "Hezbollah is not our target," in such a case, said Barak. "Our target will be the state of Lebanon."
...

Passend zur Diskussion um moralische Vorgaben. Selbstverständlich gilt dies für beide Seiten. :wink:


- Schneemann - 25.11.2009

Wieso? Die Hisbollah operiert von libanesischem Boden aus, wie es ihr in den Kram passt. Und man hat, auch aufgrund der politischen Einflüsse der Schiitenmiliz, auch nicht gerade den Eindruck, dass sich der Staat Libanon sonderlich querzustellen oder anzustrengen bereit ist, wenn es darum geht, die Hisbollah in ihre Schranken zu verweisen oder dass er gar bereit wäre, die Hisbollah zu entwaffnen. Da tut sich rein gar nichts! Insofern muss man dann auch die Konsequenzen tragen, wenn man einer Untergrundorganisation erlaubt, dass diese Angriffe gegen ein anderes Land von libanesischem Boden aus tätigt.

Schneemann.