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- Nightwatch - 11.05.2008

Erich schrieb:wenn Du auf mein Posting oben anspielst, dann wirst Du feststellen, dass die von mir mit Quelle verlinkte FAZ die Behauptung von Nasrallah wiedergibt:
Ach Erich, wenn man schon NAsrallahs Antiisraelische Propaganda nachplappern muss um Argumente zu finden ist man wirklich mit seinem Latein am Ende.

Erich schrieb:Ich habe das Ganze ausdrücklich "mit Fragezeichen" hinterfragt:
Du kannst es auch auf den Kopf stellen und rot anmalen - an der Aussage ändert sich nichts.
Erich schrieb:Wer daraufhin so dämliche Kommentare abgibt muss sich eine Replik schon gefallen lassen.
Im Gegensatz zu dir hab ich mich nicht beschwert.


- ThomasWach - 11.05.2008

Zitat:Die einzige, von allen - auch der Hisbollah - respektierte Ordnungsmacht ist derzeit die Armee. Aber auch die ist zu schwach um einen offenen Konflikt mit der Hisbollah durachzustehen.
Was also ist zu tun?
Nur dumm das die Armee alles andere als neutral ist, sich eher auf die Seite der Hisbollah geschlagen hat. Die Regierung stand alleine da.
Garnicht. Zumal die demographische Entwicklung nicht der entscheidende Faktor ist.

Sehe ich alles etwas anders. Wie weiter oben ausgeführt: Die Armee wollte sich eben für den innenpolitischen Machtkampf zwischen den verschiedenen Fraktionen nicht unnötig instrumentalisieren lassen. Sie hat eingegriffen, aber eben nicht parteiisch auf Seiten der Regierung sondern als eigenständige Instanz, die keiner politischen Agenda verpflichtet ist, sondern einfach nur soweit es geht die Ruhe im Libanon und die innere Stabilität (der Armee und des Libanon) sicherstellen will. Daher brachte die Armee ihre eigenen Vorschläge vor und sicherte damit den politischen Kompromiss. In meinen Augen ist die Rolle der Armee momentan sehr funktional: Sie steht zwischen allen Fronten und wird als größte bewaffnete Institution sich nicht eskalationsfördernd in den Kampf einmischen. Meines Erachtens ist es daher das Neutralitätsgebot der Armee, das momentan die beste Versicherung gegen einen neuen Bürgerkrieg ist. Solange die Armee geschlossen und neutral bleibt und seine Ränge und Waffen nicht in die verschiedenen Parteien "abfließen", dürfte die Lage trotz einzelner Kämpfe eher stabil bleiben. Denn so kann weder die Hizbullah und ihre schiitischen und christlichen Verbündeten, noch ihre sunnitischen und christlichen Widerparts auf Seiten der Regieurng mit ihren Milizen ernsthaft in der Lage sein, den ganzen Libanon jeweils unter ihre Kontrolle zu bekommen.
Militärisch läßt sich das ganze eben nicht lösen. Das zeigt eben auch die Eskalation jetzt: Die Regierung ist nicht stark genug, um die Hizbullah zu bezwingen, aber die Hizbullah ist auch nicht stark genug, um den Libanon als Ganzes zu dominieren. Der recht vernünftige Rückzug der Hizbullah aufgrund der politischen Kompromissintervention der Armee zeigt doch, dass man auch in der Hizbullah verstanden hat, dass sie allein mit ihren Verbündeten den Libanon nicht dominieren kann. Auch in der Vergangenheit nahm man immer wieder respektvoll Bezug auf die neutrale Armee; auch jetzt sorgte sie für die Lösung.
Wie ich weiter oben geschrieben habe: Es geht nur über die politische Schiene, durch einen Kompromiss beider Seiten. Eine andere Lösung, das hat diese militärische Auseinandersetzung, gibt es nicht wirklich.
Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Erkenntnis nun in beiden Seiten weiter durchsetzt.
Alles andere, auch westliche oder isrealische Hoffnungen auf eine schnelle Zerschlagung der Hizbullah, erachte ich als utopisch und brandgefährlich für die Stabilität des Libanon!


- Nightwatch - 11.05.2008

Welche stabilität im Libanon? Die Kämpfe gehen weiter.


Du stellst die Rolle der Armee schon sehr beschönigend da. Während der Kämpfe im Beirut hat sie faktisch mit der Hisbollah zusammengearbeitet.
Sie steht damit nicht zwischen den Fronten sondern hat sich faktisch auf die Seite der Hisbollah geschlagen und damit gegen die Regierung gestellt.
Damit kontrollieren jetzt die politischen Figuren der Hisbollah das Geschehen im Libanon, die eigentliche Regierung hat keine Machtbasis mehr.

Der Westen kann momentan nur froh sein die Armee des Libanons nicht wie vorgehabt mit modernen Waffen auszurüsten. Die befänden sich jetzt praktisch im Einzugsgebiet der Hisbollah.


- Erich - 11.05.2008

Nightwatch schrieb:....Im Gegensatz zu dir hab ich mich nicht beschwert.
ich hab mich nicht beschwert sondern Deine Replik als das bezeichnet, was sie ist - primitiv.

Und die letzten Antworten zu den Argumenten von Thomas zeigen, dass Du wirklich nichts verstanden hast.
Die Armee ist die einzige Organisation im Libanon, die neutral zwischen den sunnitischen und schiitischen Milizen steht und von beiden Seiten respektiert wird. Die Hisbollah hat immerhin die von ihr unter Kontrolle gebrachten Viertel in Beirut der Armee überlassen.
Eine stärkere Armee (wie ursprünglich vorgesehen) könnte noch mehr als Ordnungsmacht auftreten. Jetzt ist Libanons Armee noch gezwungen, sich mit den Milizen zu arrangieren, um Ruhe und Ordnung herzustellen. Vergiss nicht, nicht einmal die israelische Armee - die stärksten Streitkräfte im Nahen Osten - hat es geschafft, die Hisbollah zu bezwingen. Das ist etwas, was Du geflissentlich ständig übergehst.
Es sind nicht nur so seriöse Medien wie die von mir zitierte Tagesschau, die sich fragen, was die (von Sunniten gestellte) Regierung des Libanon dazu gebracht hat, die Hisbollah dermaßen chancenlos zu provozieren. Ich sage bewusst "dermaßen chancenlos", denn wenn die Regierung eine entsprechende Anordnung erlässt, dann muss sie auch sicher sein, diese Anordnung im "Ernstfall" durchsetzen zu können. Und genau da hat es gefehlt.
Letzendlich hat das ganze lediglich gezeigt, dass die Regierung sich - von wem auch immer, z.B. von sunnitischen Milizenchefs - instrumentalisieren lies, ohne die nötigen Mittel in der Hand zu haben.
Da hat die Armee mit wesentlich mehr Augenmaß gehandelt - mit dem Ergebnis, dass die Kämpfe überall da eingestellt wurden und sich die Hisbollah überall da zurück gezogen hat, wo die Armee die Kontrolle übernahm. Und jetzt komm bitte nicht mit irgendwelchen Storrys über die Rolle der Armee. Es ist die libanesische Armee, der vom letzten libanesischen Präsidenten die Verantwortung für die Sicherheit des Libanon ausdrücklich übertragen worden ist. Zur Gedächtnisauffrischung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,519368,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 68,00.html</a><!-- m -->
Zitat:23. November 2007

KRISE IM LIBANON
Scheidender Präsident überträgt Verantwortung für Sicherheit an Armee

Der Libanon ist ohne Staatsoberhaupt: Präsident Emile Lahoud wurde in Beirut mit militärischen Ehren verabschiedet, ohne dass es einen Nachfolger gibt. Lahoud hatte vor dem Ausnahmezustand gewarnt. Er will das Militär für Ruhe sorgen lassen. ...
Die Armee kann sich also auf einen präsidialen Auftrag stützen, solange, wie kein neuer Präsident diesen Auftrag widerruft.
Ja, richtig, die sunnitische Regierung war damals schon gegen diese Aufgabe. Aber:
Zitat:...
Internationale Vermittler hatten in den vergangenen Tagen mehrfach den "Starrsinn" der libanesischen Politiker beklagt und ihnen vorgeworfen, sie steuerten das Land mit ihrer Kompromisslosigkeit auf einen Abgrund zu.
...

Nightwatch schrieb:....
Du stellst die Rolle der Armee schon sehr beschönigend da. Während der Kämpfe im Beirut hat sie faktisch mit der Hisbollah zusammengearbeitet.
Sie steht damit nicht zwischen den Fronten sondern hat sich faktisch auf die Seite der Hisbollah geschlagen ......
kennst Du auch noch was anderes ausser "schwarz - weiß" - denken?
Du meinst, wer den Kurs in Richtung Chaos und Bürgerkrieg nicht mitmacht, ist automatisch auf Seite der Hisbollah??

Bis jetzt scheint lediglich die Präsenz der Armee den Libanon vor einem neuen Bürgerkrieg zu bewahren.
Wer Frieden und eine positive Entwicklung will, der muss diese positiven Kräfte stärken.

Was Du willst - eine Aufrüstung der sunnitischen Milizen und ihrer Verbündeten - destabilisiert die Lage dagegen noch weiter.


- Nightwatch - 11.05.2008

Erich schrieb:Und die letzten Antworten zu den Argumenten von Thomas zeigen, dass Du wirklich nichts verstanden hast.
Und ihr wundert euch das im Forum hier nichts los ist?

Erich schrieb:Die Armee ist die einzige Organisation im Libanon, die neutral zwischen den sunnitischen und schiitischen Milizen steht und von beiden Seiten respektiert wird.
Quatsch. Die Armee ist nicht neutral sondern arbeitet mit der Hibsollah zusammen. Die Regierungstreuen Milizen respektieren die Streitkräfte sicherlich nicht.

Erich schrieb:Eine stärkere Armee (wie ursprünglich vorgesehen) könnte noch mehr als Ordnungsmacht auftreten.
Eine stärkere Armee spielt nur der Hisbollah in die Hände da die Armeeführung bereit ist mit denen gemeinsame Sache zu machen. Gegen die eigene Regierung.

Erich schrieb:Vergiss nicht, nicht einmal die israelische Armee - die stärksten Streitkräfte im Nahen Osten - hat es geschafft, die Hisbollah zu bezwingen. Das ist etwas, was Du geflissentlich ständig übergehst.
NAtürlich übergehe ich das. Schließlich argumentiere ich nicht so primitiv und oberflächlich wie du.
"Israel schafft es 2007 nicht die Hisbollah zu besiegen" -> "die Hisbollah kann nicht besiegt werden".
Das ist Hauptschulniveau.
Israel ist 2007 falsch vorgegangen weil es die Fähigkeiten des Gegner falsch eingeschätzt hat. Mit einem anderen operativen Vorgehen - massiver Einsatz von Bodentruppen die angreifen um Gebiet einzunehmen, zu durchkämmen und zu sichern ist die Hisbollah zu vernichten.

Erich schrieb:Es sind nicht nur so seriöse Medien wie die von mir zitierte Tagesschau, die sich fragen, was die (von Sunniten gestellte) Regierung des Libanon dazu gebracht hat, die Hisbollah dermaßen chancenlos zu provozieren.
Ach weißt du, "Deutsche Medien" - informier dich mal aus vernünftigeren Quellen. Dieses ständige Zitiere irgendwelcher willkürlicher Deutscher Nachrichtenblätter ist so herrlich naiv...

Erich schrieb:Letzendlich hat das ganze lediglich gezeigt, dass die Regierung sich - von wem auch immer, z.B. von sunnitischen Milizenchefs - instrumentalisieren lies, ohne die nötigen Mittel in der Hand zu haben. [/qutoe] Sicher, es war ja vorauszusehen das die Armee die eigene Regierung im Stich lässt und zum Feind überläuft.

Erich schrieb:kennst Du auch noch was anderes ausser "schwarz - weiß" - denken?
Du meinst, wer den Kurs in Richtung Chaos und Bürgerkrieg nicht mitmacht, ist automatisch auf Seite der Hisbollah??
Sicher. Wenn die Armee die Einsatzbefehle der eigenen Regierung verweigert und stattdessen zusammen mit dem Feind gegen regierungsnahe Milizen operiert kann man sie nicht als neutral verkaufen.

Erich schrieb:Bis jetzt scheint lediglich die Präsenz der Armee den Libanon vor einem neuen Bürgerkrieg zu bewahren.
Eben nicht. Es kommt nur nicht zu einem Bürgerkrieg weil Armee und Hisbollah gemeinsam gegen ein paar schwache Milizen vorgehen. Man hat sich verbündet und macht jetzt gemeinsame Sache gegen die rechtmäßige Regierung des Libanons.
Die Hisbollah braucht sich garnicht mit der Armee auseinander zusetzen, schließlich arbeiten diese zusammen.

Erich schrieb:Was Du willst - eine Aufrüstung der sunnitischen Milizen und ihrer Verbündeten - destabilisiert die Lage dagegen noch weiter.
Ich will die sunnitischen Milizen ausrüsten? So ein Unfug.
Wenn es nach mir ginge würde der Westen intervenieren und mal die Resolutionen die die Entwaffnung der Hisbollah verlangen umsetzen. Mit Abwarten und darüber Freuen das sich die Armee mit einer Terrororganisation verbündet erreicht man gar nichts.


- Erich - 11.05.2008

Gott sei Dank geht nicht immer alles so wie Night watch, the man, das gerne hätte ... wir sehen ja im Irak und zunehmend in Afghanistan, welche Resultate diese "hau drauf Mentalität" hat.
Es gelingt schließlich auch einheimischen Kräften - z.B. im Libanon - die Sache zu deeskalieren und einen Bürgerkrieg zu verhindern:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/libanon100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/libanon100.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach schweren Gefechten
Armee sorgt für Ruhe im Libanon

Im Libanon sind außerhalb Beiruts neue heftige Kämpfe zwischen Anhängern und Gegnern der prowestlichen Regierung aufgeflammt. Im Norden sowie im Drusengebiet südöstlich der Hauptstadt beruhigte sich die Lage erst, nachdem die Armee eingeschritten war. Dagegen waren in Beirut nach Zugeständnissen an die radikalislamische Hisbollah den ganzen Tag über keine bewaffneten Kämpfer mehr zu sehen.
...

Stand: 11.05.2008 21:32 Uhr
und ganz nebenbei hat die Armee damit die "Köpfe der Regierung Siniora gerettet":
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt3l1/ausland/artikel/528/174010/">http://www.sueddeutsche.de/,tt3l1/ausla ... 28/174010/</a><!-- m -->
Zitat:10.05.2008 16:57 Uhr

Machtkampf im Libanon
Salomonische Lösung durch die Armee

Die libanesische Armee nimmt Beschlüsse der Regierung zurück und bewegt die Hisbollah so zum Abzug. Die radikale Miliz bekommt, was sie will und beweist ihre Stärke. Dennoch hat die angeschlagene Regierung Siniora ihren Kopf fürs Erste gerettet.
...

edit:
Der Artikel der sz geht noch weiter - und einige Zitate aus der zweiten Seite möchte ich Euch nicht vorenthalten,
es zeigt schließlich auch, wie auch mit etwas Kompromissbereitschaft der Frieden wieder hergestellt werden kann
Zitat: ....
Das sagte ziemlich viel über die libanesische Armee: Sie hielt sich bisher strikt aus dem Streit zwischen Regierung und Opposition heraus. Sie mischte sich nicht ein in einen Konflikt, dessen Linien entlang der Religionsgruppen verlaufen: Die Hisbollah besteht aus muslimischen Schiiten, die Regierung wird von muslimischen Sunniten, Drusen und Christen getragen. Kurz: Jeder Streit zwischen Regierung und Opposition läuft Gefahr, sofort zum Kampf zwischen den im Libanon der Selbstdefinition dienenden Religionsgruppen zu führen.

Das aber schmeckt schnell nach Bürgerkrieg. Und einen solchen hatte der Libanon schon zweimal: einmal in den fünfziger Jahren und dann - weit schlimmer - von 1975 bis 1989. Die heutige Armee setzt sich aus Angehörigen aller Religionen zusammen – und droht daher im Konfliktfall zwischen Schiiten, Sunniten, Drusen und Christen ebenfalls sofort zerrissen zu werden.

Und doch waren es diese scheinbar schwachen Streitkräfte, die sich unmittelbar nach Sinioras Rede einschaltete und Mut und Entschlossenheit zeigte. Die Armee stellte der Hisbollah ein Ultimatum: Bis Sonntag müssten alle Kämpfer von den Milizen – und das ist vor allem die Hisbollah - abgezogen werden. Und das landesweit. Ansonsten würde die Armee die Kämpfer festnehmen; im Fall des Widerstands würde sofort geschossen.

Außerdem forderte die Armeeführung, dass alle Straßen des Landes bis zum selben Zeitpunkt freigegeben werden müssten und die Blockade des Flughafens einzustellen sei.

Im Gegenzug sagten die Generäle der Hisbollah aber ausdrücklich zu, dass diese ihr Telefonnetz behalten dürfe - als Schutz gegen einen Angriff der Israelis. Auch der umstrittene Sicherheitschef am Flughafen könne bleiben. Damit machte sie also die Beschlüsse der Regierung rückgängig.

.....
Hisbollah-Chef Nasrallah hat keinen Grund mehr, mit der Macht seiner Kämpfer zu drohen. Aber auch die angeschlagene Regierung Siniora hätte noch einmal Zeit gewonnen und fürs Erste ihren Kopf gerettet.

Das Vorgehen der Armee könnte also genau die salomonische Lösung sein, auf die der Libanon wartet und die beiden Seiten helfen könnte, das Gesicht in einem endlos verfahrenen Konflikt zu wahren. Der eigentliche Streit aber wäre, so steht zu befürchten, nur gesichtswahrend für alle Parteien vertagt worden. Was wiederum sehr typisch wäre für den Libanon.



- Nightwatch - 11.05.2008

Erich schrieb:Gott sei Dank geht nicht immer alles so wie Night watch, the man, das gerne hätte ... wir sehen ja im Irak und zunehmend in Afghanistan, welche Resultate diese "hau drauf Mentalität" hat.
} Wie gesagt, primitive und oberflächliche Argumentation. Lass dir doch mal von ThomasWach erklären warum man immer nach dem Warum sollte bevor man gleich "geht niemals!" rausposaunt.


- bastian - 12.05.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,552765,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 65,00.html</a><!-- m -->[
Zitat:Der Durchmarsch der Hisbollah
Aus Beirut berichtet Ulrike Putz

Die Regierung ist gelähmt, der wortgewaltige Drusenführer Dschumblatt gibt klein bei, und die Christen im Libanon gehen in Deckung: Die waffenstarrende schiitische Hisbollah-Miliz übernimmt Stück für Stück die Macht im Libanon - und bereitet den Boden für die Rückkehr des ehemaligen Besatzers Syrien



- ThomasWach - 12.05.2008

Bevor ich mich wieder in die Diskussion einmische, möchte ich im Folgenden erstmal ein etwas älteres Interview posten. Dieses stammt aus dem lEnde letzten Jahres und beschäftigt sich mit der Lage im Libanon seit dem Amtsende des prosyrischen Präsidenten Emile Lahoud. Darin wird Bezug genommen auf den jetzigen Armeechef Suleiman und die generelle Rolle der Armee. Auch in diesem Interview wird ihre Neutralität nochmals (wie übrigens auch in anderen Quellen) hervorgehoben, so dass ich dieses Interview auch als Argument wider Nightwatchs Positionen sehen möchte. Die Armee stellt eine unabhängige Machtinstitution da und ist bedacht, sich aus den innenpolitischen Kämpfen herauszuhalten. Sie will sich - auch aus Angst vor Zerfall wie im Bürgerkrieg - von keiner der beiden Seiten innenpolitisch instrumentalisieren lassen.
Angesichts der fragilen machtpolitischen Lage in Libanon mit völlig zerstrittenen Fraktionen sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung. Schließlich kann man hier das westliche Staatsideal eines durch und durch funktionierenden Staates nicht anwenden. Es gibt nunmal keine innenpolitischen Kompromissmechanismen, wie wir sie aus der heutigen Zeit bei "uns" kennen. Wenn da die Armee bloß nur der bewaffnete Arm der Exektutive wäre, dann wäre sie letztlich nur ein Machtinstrument der Regierung und damit bestimmter regierender Kreise und Fraktionen. Und genau das gilt es zu verhindern: Weder 2005, noch jetzt will die Armee das Machtinstrument der herrschenden Clique und Fraktion sein. Und wie gesagt, angesichts der zerstrittenen Fraktionen ist das einfach der beste Weg. Ansonsten würde auch die allerletzte "nationale" Institution, die Armee, in der alle Fraktionen gemeinsam Dienst tun, zerfallen und der machtpolitischen Intrige anheimfallen. Ich denke Nightwatch, dass du die fragile Lage im Libanon unterbewertest und die Zerissenheit des Landes und den Wunsch überbewertest, die Hizbullah zu zerschlagen. Im Moment ist dieser Wunsch aber realistisch, noch ohne groteske Nebenfolgen umzusetzen. Eine westliche Intervention wäre überdies verlustreich, teuer und mit entsprechenden grausamen Nebenfolgen, denn so hätten wir einen zweiten Irak, ganz davon abgesehen, dass sie niemand im Westen auf solch ein Abenteuer einlassen würde mit den zu erwartenden Kosten, Verlusten und politischen "Nebenfolgen"...

Hier nun aber das Interview:
Zitat:Interview mit Theodor Hanf:

"Eine Pattposition ist besser als bewaffnete Zusammenstöße"
Die libanesischen Fraktionen haben sich auf den ehemaligen Armeechef Michel Suleiman als Kompromisskandidaten für das Amt des Staatspräsidenten geeinigt. Martina Waiblinger sprach mit Professor Theodor Hanf über die schwierige Gemengelage.
...

Quelle:
http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-468/_nr-846/i.html

PS:
Zitat:Nightwatch schrieb
Zitat:Erich schrieb
Und die letzten Antworten zu den Argumenten von Thomas zeigen, dass Du wirklich nichts verstanden hast.
Und ihr wundert euch das im Forum hier nichts los ist?

Ich hätte mal sehr gerne näher erläutert, was das denn bitte genau heißen soll und was genau du jetzt damit kritisieren willst... Gerne auch als PM.


- Tiger - 13.05.2008

@ThomasWach
Es käme darauf an, welche Form Schläge im Libanon annehmen würden. Meine Ideen wären z.B. die Sprengung des Fernsehsenders der Hizbollah oder Anschläge auf ihr Personal. Man muss nicht einmarschieren - zeigen wir den Libanesen einfach, das die Hizbollat sie nicht schützen kann!

Nachtrag: Ein Interview mit einer libanesischen Ministerin zu den jüngsten Auseinandersetzungen mit der Hizbollah:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,552890,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 90,00.html</a><!-- m -->
Zitat:"Die Maske der Hisbollah ist gefallen"

Die Hisbollah greift nach der Macht im Libanon - und macht das Land so zu Irans Brückenkopf am Mittelmeer, warnt die libanesische Ministerin Nayla Moawad. Im SPIEGEL-ONLINE-Interview spricht sie über die Bedrohung für Europa und prangert die Untätigkeit des Westens an.



- Marc79 - 13.05.2008

@ Tiger Das wird nur die falschen Treffen. Man muss entweder das Militär ausbauen, oder ein Gegengewicht zur Hizbolah bilden. Das hätte nur die Gefahr das die Situation weiter eskaliert.

Die meiner Meinung denkbarste Lösung wäre:

1. Säuberung des Militärs von Kräften der Hizbolah.
2. Unterstützung und Ausbildung für das Militär, auch durch US SF und Fremdenlegion.
3. Aufbau sozialer Gegeneinrichtungen zur Hizbolah


- Tiger - 13.05.2008

@Marc79
Wenn man die Hizbollah aufs Korn nimmt würde man nur die Falschen treffen? :?
Gute Ideen bringst du aber trotzdem, auch wenn die Bringschuld bei der libanesischen Regierung liegen würde. Mein Vorstoß ging eher dahin, sie ihr abzunehmen. :twisted:


- Erich - 16.05.2008

das heißt wie im Irak als fremde (Besatzungs-) Macht auftreten und die Libanesen im Widerstand zusammen schweissen?

Nein, die Konsolidierung muss durch innerlibanesische Kräfte geschafft werden, möglicherweise mit Ausrüstungshilfe und Unterstützung, aber nicht durch "Abnahme der Arbeit".

ThomasWach schrieb:.....
Meines Erachtens sollte man sich davor hüten seitens des Westens Siniora und Harriri in irgendeiner Weise aufzurüsten. .....

Da bist Du auf der Linie des libanesischen Ministers Fatfat - der nach Aussage der FAZ von heute (print, S. 6) vor der Aufrüstung sunnitischer Milizen warnt.

Er - selbst Sunnit und in Führungsposition bei der "Mustaqbal-Partei" - befürchtet vielmehr, dass durch die Aufrüstung von Milizen der Libanon noch mehr destabilisiert wird, und dass Al Quaida dadurch an Boden gewinnt.

Er fordert im Gegensatz dazu, die Armee erheblich zu stärken und sieht im Übrigen die Hisbollah politisch geschwächt - die Konflikte hätten gezeigt, dass die Hizbollah eben nicht nur die Verteidigerin des Libanon gegen Israel sei. "Die Hisbullah ist keine Widerstandskraft mehr".

Seine Schlussfolgerung in dem Artikel:
"Die Tatsache, dass die Hizbullah zugestimmt hat, ihr Telefonnetz durch die Armee begutachten zu lassen zeige, dass der bewaffnete Konflikt der vergangeen Tage auch bei Nasrallah uns seinen Kadern zu einem Umdenken geführt habe. Insofern könne man von einem "Sieg der Verfassung" sprechen."


- Nightwatch - 21.05.2008

Zitat:Hizbullah gets veto power in unity government

Major triumph for Lebanese opposition: All demands made by Nasrallah materialized in breakthrough agreement between feuding factions announced by Arab mediators after five days of talks in Qatar to end Lebanon's 18-month political crisis; Damascus welcomes deal

As part of the deal, 11 of the 30 ministers in a national unity government in Beirut will be Hizbullah members, giving the Shiite organization the right to veto any decision. This was one of the main demands made by Hizbullah Secretary-General Hassan Nasrallah during the recent crisis.

The sides also agreed to appoint Lebanon's army commander, General Michel Suleiman, the next Lebanese president.

Another important achievement for Hizbullah was an amendment to the current election law: The sides agreed to return to the 1960 Election Law, which includes a change in the election districts, and particularly in the Beirut district which will be divided in three. The current law allowed the anti-Syrian camp to win the elections.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3545897,00.html">http://www.ynetnews.com/articles/0,7340 ... 97,00.html</a><!-- m -->

Tja mir glaubt ja keiner.
Defakto regiert jetzt die Hibsollah zusammen mit ihrem neuen Freunden von der Armee den Libanon.
Aber immer schön die Armee untersützen, schließlich ist die ja neutral und steht zwischen den Islamisten und der dem Westen wenigsten zugeneigten Ex-Regierung. Zu denen kann man schließlich überhauptnicht halten, das machen ja schon die pösen USA!
:roll:

Nach Hamastan gibt es im Libanon jetzt den nächsten Staat an dem islamische Terroristen am Ruder sind.
Und immer schön weiter verhandeln, nicht das es zum Krieg kommt. *lach*


@ Nightwatch - ThomasWach - 21.05.2008

Nur als Anmerkung: Die Hizbullah vertritt zusammen mit Amal die schiitische Bevölkerungsgruppe und die macht mindestens 30%, wenn nicht sogar inzwischen schon weit über 40% aus.

Angesichts der politischen Spannungen im politischen System und im ganzen Libanon: Wie "demokratisch" wäre es denn, einfach mal so knapp die Hälfte der Bevölkerung politisch mundtot zu machen? Und rechnet man zur Hizbullah noch ihre Christen- und Drusenverbündeten um Aoun und Arslan dazu, dann "vertritt" diese Gruppierung ohne Frage gut die Hälfte der libanesischen Bevölkerung!

Möchtest du die mundtot machen und ihrer politischen Mitsprache berauben?? Sonderlich demokratisch ist das nicht gerade... aber vielleicht freuen sich USA und Israel ja doch, dass sie im Nahen Osten nur Diktaturen haben.... macht die Politik einfacher!

In solchen Konfliktsituationen gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man läßt den anderen mitregieren oder es kommt zum Konflikt. Klugerweise setzt man in Beirut nicht auf die hirnlose Konfrontation, sondern sucht die politische Auseinandersetzung.

Und in meinen Augen zeigen deine Kommentare Nightwatch, dass du immer noch nicht vrstanden hast, was die Funktion der Armee ist. Nur weil die nicht deiner Vorstellung nach die willige Exekutive des Westens ist, heißt das noch lange nicht, dass die Armee Spielball der Hizbullah ist. 2005 hatte sie auch nichts unternommen gegen die prowestlichen Kräfte. Diesen Umstand vergißt du bei deiner ganzen Polemik. Die Armee soll eben gerade nicht Exekutive einer der Machtgruppen sein, sondern über den Parteien stehen, aber eben nicht offen sich in den Konflikt einmischen. Das mag den Hizbullah-Feind verbittern, bedenkt aber den Umstand, dass in einem solchen Konfliktfall die Armee selbst zerfallen könnte und die Kämpfe eskalieren würden.

Und das muss nicht sein! Bedenkt man beipsielsweise, dass selbst Syrien jetzt mit Israel in Friedensverhandlungen eintritt, so könnte mittelfritig auch Syrien einen mäßigenden Einfluß auf die Hizbullah ausüben bzw. dafür sorgen, dass die proiranischen Hardliner in der Hizbullah schwächer werden.
Kämpfen und Blutvergießen kann man immer, aber manchmal muss man auch das politische Spiel spielen. Eskalation sollte wirklich erst der letzte Schritt sein. Denn schließlich ist die Hizbullah nicht einfach nur eine Terrororganisation, sondern eine vielschichtige politische und soziale Partei, Bewegung und Organisation. Sie ist nicht das "Böse".