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Dollar als weltweite Leitwährung? - Druckversion

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RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Kongo Erich - 31.07.2025

Zitat: Kommentar
Den USA droht eine Vertrauenskrise in der Geld- und Finanzpolitik
Wenn ein politisch gefügiger Nachfolger von Fed-Chef Jerome Powell kommt, drohen Zinsschocks, Vertrauensverlust und teurere Staatsanleihen – mit weltweiten Folgen.
...
aber d.h. noch nicht, dass "der Euro die weltweite Ersatzleitwährung" werden würde.

Der Euro ist zwar nach dem Dollar an zweiter Rangstelle - auch ich vermute aber, dass mit einem Vertrauens- und Wertverlust des Dollar eine Stärkung mehrerer anderer Währungen mehr regionaler Verbreitung einhergehen wird.
Zitat:Warum der Euro den Dollar nicht als Leitwährung ablösen wird
Die geopolitischen Spannungen stellen den Dollar als Leitwährung infrage. Weder Euro noch Yuan können die Rolle übernehmen. Deshalb wird es einen dritten Weg geben, meint Maria Demertzis.
...



RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Kongo Erich - 04.08.2025

Mehrere regionale Währungen im Portfolio ändern nichts an der $-Krise:
Zitat:Halbjahresbilanz 2025
US-Dollar verliert acht Prozent an Kaufkraft - was ist die nächste Leitwährung?


Die aktuelle Schwäche des US-Dollars ist (auch) Konsequenz der Politisierung der amerikanischen Währung. Die Suche nach Alternativen für eine internationale Reservewährung hat begonnen.
...

In Zukunft ist eine neue Aufstellung im Bereich der internationalen Reservewährungen vorstellbar. Der US-Dollar bleibt das dominante Transaktionsmittel für den Westen, mit weiteren Kreditgeldwährungen wie dem Euro, dem japanischen Yen und dem kanadischen oder australischen Dollar als mehr oder weniger umfangreiche regionale Ergänzungen.

Der chinesische Renminbi ist die dominante Währung im chinesischen Einflussbereich. Angesichts der Politisierung und des notorischen Kaufkraftverfalls des US-Dollars und anderer Kreditgeldwährungen übernimmt Gold im Westen wie im Osten die Funktion des Mittels zur längerfristigen Wertaufbewahrung. Bitcoin könnte ihm Konkurrenz machen.

Eine künftige Währungsordnung dieser Art wäre der Konstellation in der Zeit des Kalten Krieges ähnlich. Für den Ostblock war der russische Rubel die Verrechnungseinheit für den grenzüberschreitenden Handel – was mehr schlecht als recht funktionierte. Für den Westen stand der Dollar als Reservewährung im Mittelpunkt – was ebenfalls nicht ganz unproblematisch war. Angesichts der notorischen Inflationierung des Dollars spielte die D-Mark eine unterstützende Rolle als Mittel zur Wertaufbewahrung. An ihre Stelle ist jetzt Gold getreten.
der Focus schnarcht auf seiner Leitung ... unser Thread hat schon viel früher - nämlich 2006 und damit vor fast 10 Jahren - begonnen


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Kongo Erich - 12.08.2025

(04.08.2025, 13:25)Kongo Erich schrieb: Mehrere regionale Währungen im Portfolio ändern nichts an der $-Krise:
Zitat:Halbjahresbilanz 2025
US-Dollar verliert acht Prozent an Kaufkraft - was ist die nächste Leitwährung?
...
ich muss mich beim FOCUS entschuldigen. Was der Focus als "Die Suche nach Alternativen für eine internationale Reservewährung hat begonnen." bezeichnet, ist für viele Banker tatsächlich Neuland. Ich hab mir gerade den Spaß gemacht, renommierte Privatbanken und deren volkswirtschaftliche Prognosen anzuschauen. Noch im Mai schrieb beispielsweise die Bethmann-Bank: "Dem US-Dollar droht kein schneller Machtverlust" .
Das war die klassische Meinung einer Generation, die mit der Leitwährung US-Dollar aufgewachsen ist und sich schon aufgrund der Wirtschafskraft der USA nichts anderes vorstellen konnte. Und klar - eine starke Wirtschaft führt zu einer starken Währung. Denn der Wert einer Währung wird maßgeblich durch die dahinter stehende Wirtschaftskraft bestimmt.

Wer dagegen "ohne Scheuklappen" auf die globalen Entwicklungen geschaut hat, der konnte bereits in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende erkennen, dass die US-Wirtschaft stetig ihre Vorrangstellung verlor.
Und das musste Auswirkungen auf die US-Währung und ihre Stellung in der Welt haben.
Die Hochrechnung vom "Status X" auf die nächsten hundert Jahre ist eben von einem statischen Bild geprägt. Dabei ist ein Rückblick auf die letzten hundert Jahre eindeutig: mit Sicherheit kann man nur davon ausgehen, dass sich wesentliche Änderungen ergeben werden. Der "Querschuss" ist das einzig sichere aus dem Rückblick. Man weiß vorher nicht was und wie, aber dass der Schuss kommen wird - das ist garantiert.
Daher muss eine solidere Hochrechnung vielmehr dynamische Prozesse erkennen und bewerten, als von statischen Gegebenheiten auf die Zukunft zu schließen.

Und Onkel Donald ist auch nicht so überraschend aus dem Nichts aufgetaucht. Isolationistische Tendenzen von HillyBilly gibt es seit Jahrzehnten. DT hat bereits in seiner ersten Amtszeit gezeigt, zu was er in der Lage ist - und am Ende der Amtszeit dann auch noch seinen brutalen Willen gezeigt, sich an die Macht zu klammern und diese erneut anzustreben. Und so unwahrscheinlich war die erneute Wahl des Chaoten und Rabauken auch nicht.
Dass kühl kalkulierende Banker trotzdem das "Prinzip Hoffnung" unterlegt haben, ist für mich primär psychologisch erklärbar. "Es is noch immer jot jejange" hat halt auch die Bonner Republik geprägt.

Vielleicht braucht es den US-Chaoten jetzt tatsächlich, um etwas mehr Realitätssinn (nicht zwingend Pessimismus) in die internationale Finanz-, Währungs- und Wirtschaftspolitik einzubringen. Es wäre zu hoffen, dass es dabei bleibt - und nicht noch mit einer Sturzlandung endet.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Kongo Erich - 12.08.2025

Menetekel? Edelmetall statt Greenback

Wer die letzten Monate etwas tiefer in die staatlichen Geldanlagen eingestiegen ist, kommt an einer Reihe von Meldungen nicht vorbei:
Zitat:Diese zehn Staaten haben das meiste Gold gekauft
17.03.2025, 12:30

Der Goldpreis erklimmt ein Rekordhoch nach dem anderen und durchbrach jetzt auch die Schallmauer von 3000 Dollar je Feinunze. Zur Preisrally tragen auch Notenbanken bei: 2024 stockten besonders viele Länder ihre Goldbestände auf
Der Goldpreis bleibt weiter auf Rekordkurs: Das Edelmetall übersprang vorige Woche die Marke von 3000 Euro je Feinunze. Seit Jahresbeginn hat der Preis um rund 14 Prozent zugelegt. Der Goldpreis erklimmt ein Rekordhoch nach dem anderen und durchbrach jetzt auch die Schallmauer von 3000 Dollar je Feinunze. Zur Preisrally tragen auch Notenbanken bei: 2024 stockten besonders viele Länder ihre Goldbestände auf
Der Goldpreis bleibt weiter auf Rekordkurs: Das Edelmetall übersprang vorige Woche die Marke von 3000 Euro je Feinunze. Seit Jahresbeginn hat der Preis um rund 14 Prozent zugelegt.
...
Zitat:US-Goldimporte erreichen Rekordhöhen: Droht ein Einbruch der Weltwirtschaft?
23.05.25 21:55 Uhr

Laut aktuellen Angaben des World Gold Council, die in einem CNBC-Interview mit John Reade, Marktstratege des World Gold Council, bekanntgegeben wurden, haben die USA in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 mehr als 600 Tonnen Gold aus London und der Schweiz importiert. Diese außergewöhnlich hohe Menge entspricht rund 13 Prozent der geschätzten Goldreserven in Fort Knox - und sorgt bei Investoren und Analysten weltweit für Stirnrunzeln.

Zentralbanken im Gold-Kaufrausch: ein Alarmsignal?
Wie CNBC berichtet, kaufen Zentralbanken seit mittlerweile drei Jahren weltweit im großen Stil Gold. Allein 2024 wurden laut Daten des World Gold Council 1.045 Tonnen des gelben Edelmetalls von verschiedenen Staaten erworben - ein Ausmaß, das man gemäß Reuters seit den 1950er Jahren nicht mehr gesehen hat.

Auffällig dabei sei, dass insbesondere auch geopolitische Rivalen der USA wie China und Russland ihre Goldreserven in rasendem Tempo aufstocken würden, ...
Zitat:Die Vereinigten Staaten haben in nur zwei Monaten über 600 Tonnen Gold aus Europa importiert - eine Menge, die selbst hartgesottene Marktbeobachter stutzig macht.
...
China läutet das Ende der Dollar-Dominanz ein
Ein besonders alarmierendes Signal kommt aus dem Reich der Mitte: China erlaubt seinen Unternehmen neuerdings, ihre Dollar-Reserven in Gold umzutauschen. Angesichts chinesischer Devisenreserven von fast 800 Milliarden US-Dollar könnte selbst eine teilweise Umschichtung massive Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben.

Das Bretton-Woods-System wankt
Die aktuelle Entwicklung könnte der Vorbote eines fundamentalen Umbruchs sein. Das seit 1944 bestehende Bretton-Woods-System, das die Grundlage der westlichen Finanzordnung bildet, hat seine übliche Lebensdauer bereits deutlich überschritten. Historisch betrachtet halten sich Währungssysteme selten länger als 50 bis 75 Jahre - wir sind bereits im 81. Jahr.

Die Rückkehr zum "echten" Gold
Bemerkenswert ist auch die Abkehr vom reinen Papiergold-Handel. Statt ETFs und Derivaten wird nun massiv physisches Gold verschoben. Diese Entwicklung deutet auf ein schwindendes Vertrauen in das papierbasierte Finanzsystem hin. Nicht ohne Grund verglich ein führender Marktexperte Papierwährungen kürzlich mit einer "Gruppentherapie mit der Druckerpresse".

Fazit: Die Zeichen stehen auf Sturm
Die massiven Goldkäufe der Zentralbanken und die beispiellosen US-Importe deuten auf tiefgreifende Veränderungen im globalen Finanzsystem hin. ....

Man kann es sehen wie man will - eine gewisse Absicherung und Vorsicht gegenüber Dollar-Abstürzen ist diese Anlagealternative allemal.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Kongo Erich - 14.11.2025

Eine der Konkurrenten der "Leitwährung Dollar" sind ja diese "Krypto-" oder "Kunstwährungen", die ich bisher lediglich als Spekulationsobjekte bewerte - und deren "Tauschwert" momentan (zumindest was den Bitcoin betrifft) mal wieder in den Keller rauscht.

Ich bin ja mehr ein Fan der realen Wirtschaft - da ist es dann schon interessant, dass relativ zeitgleich der Euro bald in Bulgarien kommt und der Euro-Raum damit wieder etwas größer wird.
Gleichzeitig kann ich mich noch an eine Zeit erinnern, da waren US-$ und € halbwegs paritätisch um die 1:1. Inzwischen kriegt man für einen Euro schon 1,16 $. Wer den langfristigen Chart anschaut wird feststellen: seit ungefähr 10 Jahren bewegen sich Dollar und Euro ungefähr auf dem gleichen Niveau. Also so viel Konkurrenz mach der Euro nicht gerade.

Das ist jetzt kein Aufruf zur Diskussion. Vielmehr zwischendurch ein "Schlaglicht". Eine Kette solcher "Schlaglichter" oder "Spots" zeigt über die Jahre hin vielleicht eine klare Entwicklung. Das ist so wie bei Aktien. Wer immer nur nach dem Tageskurs schaut, gerät in Gefahr, sich verrückt zu machen und den Überblick auf das Ganze zu verlieren.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Kongo Erich - 19.11.2025

Bestätigt sich meine Skepsis gegenüber den "Krypto-Währungen"?
Zitat:Krypto-Anleger haben «extreme Angst»: Sechs Gründe für den Bitcoin-Einbruch
Kryptowährungen brechen ein, Investoren ziehen Milliarden aus Bitcoin-ETF ab. Die schlechte Stimmung hat viel mit der Geldpolitik und einer möglichen KI-Blase zu tun.
...
ich glaube - ja; nachdem hinter diesen "Währungen" keine realen Werte (z.B. Gold) bzw. keine reale Wirtschaftskraft steht, sind es reine "Spekulationsobjekte" und damit risikoreiche und nicht werthaltige Phantasieprodukte.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Kongo Erich - 22.11.2025

der Eindruck wird bestätigt:
Zitat: 400 Milliarden Dollar weg: Brutaler Absturz reißt Krypto-Anleger mit – auch Trump-Coin stürzt ab



RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Nightwatch - 22.11.2025

(19.11.2025, 00:09)Kongo Erich schrieb: Bestätigt sich meine Skepsis gegenüber den "Krypto-Währungen"?
Krypos haben eine hohe Volatilität, insofern muss der momentane Abverkauf nicht wundern. Kryptospezifische Gründe hat der dann auch nicht.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Broensen - 22.11.2025

(22.11.2025, 23:03)Nightwatch schrieb: Krypos haben eine hohe Volatilität, insofern muss der momentane Abverkauf nicht wundern. Kryptospezifische Gründe hat der dann auch nicht.
Diese zwei Sätze sind widersprüchlich. Wenn die Abverkäufe in der Krypto-inhärenten Volatilität begründet sind, dann sind das doch Krypto-spezifische Gründe.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - lime - 22.11.2025

(22.11.2025, 23:29)Broensen schrieb: Diese zwei Sätze sind widersprüchlich. Wenn die Abverkäufe in der Krypto-inhärenten Volatilität begründet sind, dann sind das doch Krypto-spezifische Gründe.

Die Abverkäufe sind charttechnisch begründet. Die Kurspitzen im August und Oktober 2025 bildeten ein Doppel-Top, danach geht es meist erst einmal abwärts. Aus der sich dadurch ergebenden Dynamik nach unten war relativ absehbar dass der Bitcoin dem sogenannten Death Cross (gleitender Durchschnitt 50 Tage durchbricht den selbigen der letzten 200 Tage von oben) bedrohlich nahe kommen wird. Wird das Death Cross durchstoßen und da stehen wir gerade dann rechnen sehr viele Anleger erfahrungsgemäß mit einem großen Abverkauf. Deshalb habe ich den größten Teil meiner Cryptos Anfang November verkauft, weil ich nach dem Doppeltop genau mit diesem Szenario gerechnet habe. Bei welchem Widerstand der Bitcoin den Trend wieder nachhaltig drehen wird darüber würde ich jetzt noch keine Prognose abgeben, erst wenn dieser Punkt für mich erreicht ist werde ich wieder investieren.
Hinzu kommt dass inzwischen einige milliardenschwere Unternehmen als Hauptgeschäftszweck das Horten von Bitcoins haben und da würde es mich schwer wundern wenn die nicht in einer Mischung aus Panik und Schadensbegrenzung irgendwann ihre Bestände auf den Markt werfen, wenn bald der Abverkauf richtig einsetzt. Einige alte Bitcoin-Wale (private Bitcoin-Eigentümer mit größeren Beständen seit vielen Jahren) sollen ja aktuell schon in Sachen Verkauf aktiv sein.

Natürlich alles keine Anlageberatung sondern nur meine private Meinung!


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Nightwatch - 23.11.2025

(22.11.2025, 23:29)Broensen schrieb: Diese zwei Sätze sind widersprüchlich. Wenn die Abverkäufe in der Krypto-inhärenten Volatilität begründet sind, dann sind das doch Krypto-spezifische Gründe.
Die Höhe der Abverkäufe erklärt sich aus der kryptoinhärenten Volatilität. Die Ursachen und schlussendliche Auslöser der Abverkäufe liegen dagegen regelmäßig nicht im Kryptobereich.

Diese letzte Woche hatte man im Markt im Nachgang zu den Nividia-Zahlen eine (bislang sehr normale) Korrektur nachdem die (US) Märkte zuletzt All-Time-Highs zu einem gewissen Plateau hin ausgebildet hatten. Die Kursentwicklung bei Bitcoin lief dabei über das Kalenderjahr und insb. seit der trumpschen Zollkorrektur im April mit etwas größerer Volatilität sehr parallel zur allgemeinen Entwicklung der (US) Märkte.

Insofern darf es überhaupt nicht verwundern, dass wenn der Markt insgesamt korrigiert auch Bitcoin unter Druck kommt. Denn: Bitcoin (und der restliche Cryptomarkt sowieso) ist entgegen der Behauptungen der letzten Fantasten in meinen Augen ein reines und aktuell überspieltes Risk-On Asset. Kein sicherer Hafen oder gar das neue Gold sondern (großartige) Spielwiese in Zeite hoher Liquidität solange die Musik läuft und die Party weitergeht.

Und momentan ist halt fraglich ob die Party so weitergeht wie bisher und wir alsbald neue Höchstwerte sehen. Warum? Momentan ist viel Unsicherheit im Markt. Man hat im Jahresverlauf eine schöne Ralley zu neuen All-Time-Highs hingelegt. Getrieben war diese Entwicklung (nach der realwirtschaftlich eigentlich belastenden Zollpolitik Trumps die im April eingepreist wurde) ziemlich singulär von den Entwicklungen in der Tech-Branche, sprich LLMs und AI.
Hinter diesen Entwicklungen steht mittlerweile ein (in meinen Augen wenigstens quartalsmäßig betrachtet ungerechtfertigtes) Fragezeichen ob sich die sehr hohen Investitionen der Tech-Giganten in relevant hohe Revenue-Ströme ummünzen lassen werden oder ob dem ganzen Komplex AI momentan schlicht Business Case fehlt.
Das mag man bewerten wie man will, jedenfalls steht die Frage nach einer AI-Bubble im Raum und sorgt(e) im Vorfeld der Quartalszahlen von Nvidia für recht hohe Nervosität.
Nivida hatte aber geliefert, die fantastischen Wachstumsraten übertrafen die Erwartungen der Analysten nochmals relativ deutlich. Und wenig überraschend stiegen die Märkte darauf am Donnerstag auch um den ein oder anderen Prozentpunkt bevor das Sentiment mit Eröffnung der US-Märkte dreht und es fast binnen weniger Minuten sehr tief nach unten ging.

Insofern kann man vielleicht sagen, dass der Markt einen Auslöser für eine Korrektur suchte, Nivida den eigentlich nicht geliefert hat und der Markt dann trotzdem korrigierte.
Warum? Weil das Top der letzten Wochen und die Unsicherheit im Markt nicht primär aus der Medial gepushten AI-Bubble resultieren, sondern aus dem Government-Shutdown in den USA und der sturen Zinspolitik der Fed.
Der Government-Shutdown hat dazu geführt, dass wichtige Kennzahlen zur US-Wirtschaft nicht veröffentlich wurden. Zusätzlich wurde den Markt technisch Liquidität entzogen bzw. vorenthalten.
Insbesondere ersteres sorgt für wachsende Unsicherheit am Markt, bestehende Fragezeichen werden durch fehlende Daten nur noch vergrößert. Die Daten die dann am Donnerstag kamen (Arbeitsmarktzahlen) konnte man negativ interpretieren.
Springender Punkt waren dann meines Erachtens aber die Einlassungen irgendeiner Fed-Regionalpräsidentin, die meinte Zinssenkungen im Dezember seien unwahrscheinlich. Als das über den Äther ging kannte der Markt keinen Boden mehr. Die Fed hat das dann übrigens gestern wieder eingefangen und prompt war wieder ein (vorläufiger?) Boden drin.
Auf die Idee zu kommen, dass sei alles irgendwie gesteuert wäre freilich vermessen. Das ist natüüürlich nicht der Fall.

Jedenfalls ist die weitere Entwicklung des Marktes von der Zinspolitik der Fed abhängig. Die Nvidia-Zahlen waren bullish genug, dass die Tech-Ralley noch weit in 2026 hinein laufen könnte.
Bleibt die aus, wird der (relative) Abwärtstrend weitergehen.
Die längerfristig gute Nachricht (für das Börsencasino) ist, dass sie nicht ausbleiben kann. Die USA müssen nächstes Jahr gigantisch hohe Schuldenbeträge neu finanzieren, bei einem Leitzins von 3.75% sprengt das schlicht den Haushalt. Jerome Powells Amtszeit als Fed-Chef endet dann im Mai und Trump wird jemanden einsetzen, der die Fiskalpolitischen Schleusen öffnet und zu einer expansiven Geldpolitik zurückkehrt.

Spätestens dann steigt auch wieder der Bitcoin.

Bis dahin? Buy and Hold. Wer die Schwankungen im Depot nicht aushält ist zu offensiv aufgestellt und sollte seinen Crypto-Anteil perspektivisch reduzieren.

[Auch von mir keine Anlageberatung]


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Nightwatch - 28.11.2025

Der S&P500 hat übrigens in Erwartung einer sich abzeichnenden Zinssenkung ein schönes V hingelegt und setzt zur Jahresnd-Ralley an. Bitcoin trottet als Risk-On Asset von größeren Tiefen hinterher.
https://x.com/KobeissiLetter/status/1994467693391437966/photo/1

Besser bedient war und ist man mit Gold 44% YTD und Silber 71% YTD. Die Gründe dafür hatten wir ja auch schon irgendwo beleuchtet.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Kongo Erich - 30.11.2025

(22.11.2025, 23:03)Nightwatch schrieb: Krypos haben eine hohe Volatilität, ...
also erfüllen Sie eines der wesentlichsten Kriterien für eine funktionierende Währung nicht: sie sind kein "Sicherheits- und Wertaufbewahrungs-Instrument" sondern haben einen enorm spekulativen Charakter.
Das ist auch für die "Austausch-Funktion" einer Währung von erheblichem Nachteil.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - Nightwatch - 30.11.2025

Für eine Währung im engeren Sinne taugen Stablecoins. Bitcoin ist ein taugliches Asset, der Rest nicht viel mehr als Spekulationsobjekte.


RE: Dollar als weltweite Leitwährung? - lime - 30.11.2025

(30.11.2025, 15:07)Nightwatch schrieb: Für eine Währung im engeren Sinne taugen Stablecoins. Bitcoin ist ein taugliches Asset, der Rest nicht viel mehr als Spekulationsobjekte.

Stablecoins bilden ja eher schon bestehende Währungen ab. Bitcoin ist allein tauglich weil er mit Abstand Marktführer ist. Aber ob dieser Vorteil in 3-5 Jahren vorhanden ist wage ich zu bezweifeln. Technisch wesentlich besser ist Solana und auch Ethereum. Solana traue ich zu Bitcoin irgendwann zu enthronen.