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Das große Nahost Projekt - Druckversion

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- Shahab3 - 16.12.2006

@Tiger

Ich denke mal, dass Salahaddin das Ganze im kulturellen und historischen Kontext betrachtet. Das würde wohl auch all Deine Fragen/Anmerkungen beantworten.


- Erich - 17.12.2006

wenn Palästina ein Indiz dafür ist, was aus dem "großen Nahost-Projekt" wird
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,455021,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 21,00.html</a><!-- m -->
Zitat:17. Dezember 2006

PALÄSTINENSERGEBIETE
Hamas-Kämpfer stürmen Lager der Präsidentengarde

Die Gewalt ging in der Nacht ungezügelt weiter: Nach der Neuwahlankündigung von Präsident Abbas griffen Anhänger der radikalislamischen Hamas die Schutztruppe von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas an. Mindestens einer der Wächter wurde getötet, mehrere Menschen wurden verletzt....
und <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6205826_NAV_REF3,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... F3,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach Neuwahl-Ankündigung
Hamas tötet Wächter von Abbas

...Mehrere Stunden nach der Ankündigung von Neuwahlen durch Abbas griffen dutzende Hamas-Kämpfer in Gaza ein Ausbildungslager der Präsidentengarde an. Dabei wurde ein Offizier der Gardisten getötet. Es ist das erste Mal, dass die dem gemäßigten Abbas loyal ergebenen Offiziere auf diese Weise angegriffen wurden. Die Garde wird von den USA unterstützt und hat etwa 3500 Mitglieder....

Stand: 17.12.2006 08:53 Uhr
sowie <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2006/12/17/1149425.html">http://www.welt.de/data/2006/12/17/1149425.html</a><!-- m -->
Zitat:Palästinensergebiete

Schüsse auf Außenminister Al-Sahar

Der Machtkampf der Palästinenserorganisationen ist nach der Ankündigung von Neuwahlen voll entbrannt. Vermummte Kämpfer der radikal- islamischen Hamas stürmten in Gaza ein Ausbildungslager der Garde von Präsident Abbas. Heckenschützen feuerten Schüsse auf den Konvoi des Außenministers. Auch Explosionen waren zu hören....
(und die Situation im Irak scheint diesen Trend zu bestätigen)
dann ist das "Große Nahost-Projekt"
Zitat:Jacks postete
.....
Der Plan war in etwa wie folgt:
Der Krieg im Irak sollte als Grundstein für eine demokratische Umordnung des Nahen Ostens bei gleichzeitiger lösung des Israelisch-Palästinensischen Konflickts.Animiert durch die "neue" Demokratie im Irak sollten die regime in Syrien,dem Iran und Saudi-Arabien von selbst oder halt ein bißchen mit Nachhilfe von außen gestürzt werden.Für den Konflickt in Palästina wurde die Roadmap vorgelegt,welche langfristig in einem unabhängigen Staat Palästina enden sollte.
.....
gnadenlos gescheitert

edit:
Die Zweimonatszeitschrift „Foreign Affairs“ ist die außenpolitische Stimme des amerikanischen Establishments. Das neue Heft (Ausg. Nov./Dez. 2006) ist großenteils dem Weiteren Mittleren Osten gewidmet. Michael Stürmer von der Tageszeitung DIE WELT hat es ausgewertet und die Quintessenz gezogen. Sie lautet:
Zitat:Irak
Im Nahen Osten haben die USA nicht mehr viel zu sagen

In der irakischen Provinz Anbar sind mehr als die Hälfte aller im Zweistromland gefallenen Amerikaner gestorben. Jetzt will das Pentagon diese Provinz ihrem Schicksal überlassen und sich aus ihr zurückziehen. Das ist beides, das Eingeständnis der Niederlage und der Anfang vom Ende des Staates Irak. So wird auf dem Terrain selbst die deprimierende Antwort auf die Frage gegeben, die Amerikas außenpolitische Elite umtreibt: wie, wann und warum die Marines und ihre Kameraden den Irak verlassen sollen.
.....

"In der neuen Ära des Mittleren Ostens werden äußere Mächte wenig Gewicht haben, regionale Kräfte werden die Oberhand gewinnen." Und: "Dieser neue Nahe Osten wird sich selbst, den Vereinigten Staaten und der Welt großen Schaden zufügen."
....

Die Folgen der Doppelkrise Irak und Libanon zeichnen sich in Umrissen ab, unübersehbar im Niedergang der Pax Americana. Wie der weise George Soros dieser Tage bemerkte: Wenn Amerika schwach wird, muss Europa sich selbst um seine Interessen kümmern.

Artikel erschienen am 30.11.2006
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2006/11/30/1128980.html">http://www.welt.de/data/2006/11/30/1128980.html</a><!-- m -->
- und was Europas Interessen betrifft verweise ich auf die Diskussionsbeiträge seit Mitte Dezember d.J. (S. 54) in
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/showtopic.php?threadid=248&pagenum=1">http://www.forum-sicherheitspolitik.org/show ... &pagenum=1</a><!-- m -->
Zitat:
Zitat:Erich postete
......

Ganz abgesehen davon, ist die Türkei nach wie vor einer der anerkanntesten islamischen Führungsstaaten (eine Nachwirkung des Kalifats?) mit einer weltoffenen aufgeklärten Theologie, der sich dazu um enge Beziehungen mit dem Westen bemüht.
Die OIC (Organization islamic Nations) hat bei den letzen Wahlen einen türkischen Theologen als Präsidenten gewählt und nicht den saudischen Verteter!
Das macht die Türkei zum idealen Bindeglied, zum "Scharnier", zum Mittler und Brückenkopf zwischen islamischen und westlichen Staaten.
Schon alleine aus diesem Grunde müsste es im Interesse des Westens sein, die "sunnitischen Führungsstaaten" - Türkei und auch Ägypten - zu fördern und zu unterstützen.

Stattdessen werden die Saudis und mit diesen der Fundamentalwahabismus hofiert, und die verbreiten mit den von westlichen Ölgeldern finanzierten Imamen und Medien ihre krude Lehre in der gesamten islamischen Welt und gewinnen immer mehr Anhänger.
:wall:



- fgraf - 16.01.2007

Ich poste es einfach mal hier in der Hofnung das es hier richtig ist.

Die Nachricht kommt vom Haaretz und klingt sehr verheissungs voll!
Zitat:NAHOST-KONFLIKT
Bericht über geheimes Friedensabkommen zwischen Israel und Syrien

Israel und Syrien sollen nach einem Bericht der israelischen Zeitung "Haaretz" in zweijährigen Geheimverhandlungen ein Friedensabkommen ausgehandelt haben. Die Vereinbarung sehe einen Rückzug Israels von den besetzten Golanhöhen vor.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,459907,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 07,00.html</a><!-- m -->


- Venturus - 17.01.2007

fgraf schrieb:Die Nachricht kommt vom Haaretz und klingt sehr verheissungs voll!

Und gerade deshalb misstraue ich dieser Meldung. Das Ganze liest sich, zumindest auf den ersten Blick, einfach zu vernünftig, als das es von den beiden beteiligten Parteien stammen könnte.
Allerdings scheint dieser geplante Naturpark eine Lösung für das Wasserproblem. Damit wäre ja schon mal eine Nuss geknackt.


- Erich - 03.10.2007

mal wieder zurück ein altes Thema aufgreifen und die Frage stellen:
ist das "große Nahost-Projekt" überhaupt möglich?

Jacks schrieb:Naja ich würde mal sagen es ist gescheitert.
Der Plan war in etwa wie folgt:
Der Krieg im Irak sollte als Grundstein für eine demokratische Umordnung des Nahen Ostens bei gleichzeitiger lösung des Israelisch-Palästinensischen Konflickts.Animiert durch die "neue" Demokratie im Irak sollten die regime in Syrien,dem Iran und Saudi-Arabien von selbst oder halt ein bißchen mit Nachhilfe von außen gestürzt werden.Für den Konflickt in Palästina wurde die Roadmap vorgelegt,welche langfristig in einem unabhängigen Staat Palästina enden sollte.

Heute ist die Roadmap leider tod und der Irak ist nicht ein Musterbeispiel für Demokratie im nahen Osten sondern der gröte Unruheherd.

Hoffen wir das die Amis was daraus gelernt haben:
Das man das schicksal nicht einfach verändern kann nur weil man selber stark ist.Sowas muss von den Menschen der region selber kommen.Ohne die kann auch das mächtigste Land der Erde nichts machen.....

Ich möchte dazu hier einige Thesen aus dem "Eurasischen Magazin" aufgreifen, einmal von Prof. Dr. Wolfgang Merkel vom 25.10.2003
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=101603">http://www.eurasischesmagazin.de/artike ... lID=101603</a><!-- m -->
Zitat:Islam und Demokratie
Der Heidelberger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Merkel sprach im Rahmen des Uni-Forums 2003 des Sudwestrundfunks zum Thema „The Clash of Civilizations – Der‚ Westen' und die ‚islamische Welt'“. Das Eurasische Magazin dokumentiert Auszuge aus seinem Vortrag. Merkel stellt darin die These auf, Islam und Demokratie ließen sich deshalb so schwer vereinbaren, weil die islamistische Welt nicht an der Aufklärung teilgenommen habe und daher keine Trennung zwischen Staat, Gesetz und Religion kenne.
....
und dann - vier Jahre später - aus dem Interview mit dem Autor Alan Posener
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20070907">http://www.eurasischesmagazin.de/artike ... D=20070907</a><!-- m -->
Zitat:...
„Das Internet stellt die Kanonen dar, mit denen die Mauern der Madrasse niedergelegt werden und die abgeschottete Welt des Islam mit der Moderne konfrontiert wird.“

EM: Wie lautet Ihr Vorschlag zur Lösung des religiösen Knotens im Nahen und Mittleren Osten – gibt es in Ihren Augen einen gangbaren Weg, um dort Frieden zu stiften?

Posener:
Der Evolutionsbiologe und Religionskritiker Richard Dawkins meint, in 150 Jahren werde die Religion in dieser Region eine ähnlich untergeordnete Rolle spielen wie jetzt in Europa. Und zwar setzt er darauf, dass moderne Kommunikationsmittel wie das Internet sozusagen die Kanonen darstellen, mit denen die Mauern der Madrasse niedergelegt werden und die abgeschottete Welt des Islam mit der Moderne konfrontiert wird. Ich würde ergänzen, dass die gegenwärtige scheinbare Renaissance des radikalen Islam wenigstens teilweise eine Reaktion auf diesen Prozess ist, der längst im Gange ist. Die Hysterie angesichts des Einbruchs der Moderne dürfte uns bekannt vorkommen: schließlich erreichte die Hexenverfolgung ihren Höhepunkt nicht etwa im finsteren Mittelalter, sondern in der Zeit der Renaissance, als die alten Glaubensgewissheiten ins Wanken gerieten. Diese Hysterie fällt in der arabischen Welt zusammen mit dem, was Gunnar Heinsohn einen klassischen „youth bulge“ nennt, einer Bevölkerungsexplosion, die besonders die „überschüssigen Söhne“ ohne sinnvolle Beschäftigung lässt, da die Wirtschaft der arabischen Länder stagniert. Da ist die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung eine rationale Berufswahl, wie in den Slums von Chicago die Mitgliedschaft in einer Drogengang, und sogar das Selbstmordattentat erscheint unter ökonomischen Gesichtspunkten nicht völlig irrational, da der Attentäter damit seiner Familie Status und Versorgungsansprüche verschafft. Also, man muss auf das Abflachen dieser Bevölkerungskurve und das etwa gleichzeitige Abflachen der religiösen Hysterie setzen. Und das muss man von der EU aus mit den entsprechenden Programmen begleiten, die den demokratischen und wirtschaftlichen Wandel in der arabischen Welt unterstützen. Wir reden von Zeiträumen bis 2050 und darüber hinaus. Wer auf eine kurzfristige Lösung setzt, wird enttäuscht sein.
...
mit meinen etwas weniger professionellen Worten:
das "große Nahostprojekt" setzt eine geistige Entwicklung bei einer Mehrheit der Bevölkerung voraus, die nicht einfach *klick* eingeschaltet werden kann.

Die Türkei hat nach Atatürks Machtübernahme noch gute 90 Jahre gebraucht, bis auch eine konservative Bevölkerungsmehrheit eine neue, eigenständige, demokratische Elite hervor gebracht hat - und im kurdischen Ostanatolien sind "westliches Denken" und eine säkuläre Einstellung wohl immer noch nicht angekommen ...

und selbst in Westeuropa aufgewachsene junge Muslime fühlen sich vielfach in einem Spagat zwischen den hier geltenden freiheitlichen Werten und den in der Familie übernommenen konservativ-bodenständigen Ehrbegriffen - und dass da einige "den Sprung in die Moderne" nicht schaffen ist an sich völlig normal - menschlich halt.

Wie also soll von heute auf morgen die islamisch geprägte Welt plötzlich westliche Werte annehmen - einfach durch * klick * eine Anordnung aus Washington DC?

Müssen wir den islamischen Staaten nicht Zeit geben, sich selbst entsprechend zu entwickeln, die Werte, die wir in Europa inzwischen inhaliert haben, selbst freiwillig anzunehmen und nicht gezwungen übergestülpt zu erhalten?

Ist es nicht sinnvoller, säkulär eingestellte Staaten wie Libyen oder Syrien, Staaten mit demokratischen Grundstrukturen wie den Iran oder junge, mit westlichen Werten vertraute Regierungschefs wie in Jordanien, Marokko, Syrien (nochmal) und künftig vielleicht Libyen (nochmal) in Ruhe "sich entwickeln" zu lassen,
in dem Tempo, das die Gesellschaft verträgt ohne dass es zu extremen Reaktionen (Extremismus als Abstoßungsreaktion?) kommt,
wie ja vielleicht auch in Saudi Arabien die "Katapult-Entwicklung" von der Stammesgesellschaft zur Wirtschaftsgroßmacht erst einen Bin Laden hervorgebracht hat ....

Was also soll ein "großes Nahost-Projekt" wenn die Gesellschaft noch nicht so weit ist und diese Entwicklung noch Jahrzehnte dauern kann - ist ein solches Projekt nicht von vorneherein zum Scheitern verurteilt, und möglicherweise nur aus innenpolitischen Gründen vorgetragen, um Zweifler für ein Engagement (aus anderen Gründen) zu interessieren oder gar zu begeistern - für eine Fata Morgana, eine vorgeschobene Schimäre?


- ThomasWach - 03.10.2007

Erich, das Themengebiet, dass du hier thematisieren willst, gäbe genügend Stoff ab für ne Aufsatzsammlung und ein ganzes Buch (bzw. ne Dissertation...Big Grin).

Aber mal so kurz wie möglich ein paar Gedanken:

Ich denke, dass wir aufpassen müssen mit bestimmten Begriffen. Modernität und konservative Einstellungen müssen nicht unbedingt sich ausschließen. Ich hab mich immer wieder daran gestoßen, wieso Quintus die Islamisten als modernes/postmodernes Phänomen charakterisiert hat. Ich sah diese Bewegungen dagegen immer als Reaktion auf die Modernisierung an und als stark orientiert an der veralteten Tradition bzw. einer eingebildeten, selbst konstuierten fiktiven Tradition. Wie geht das zusammen? Mir schwannte es schon und nach der Lektüre von Olivier Roy (nur zu empfehlen!!) konnte ich dann dieses scheinbaren Widerspruch endgültig zusammenfassen:
Der gewaltbereite Islamismus bzw. Neofundamentalismus (Roy unterscheidet noch) ist ein formal modernes Phänomen, das dadurch entstanden ist, dass die veralteten, traditionellen Strukturen dieser Länder durch den Einfluß der Moderne, der globalen Wirtschaft, durch die weltweite Kommunikation inzwischen aufgebrochen wurden und werden. Dadurch gibt es zunehmend entwurzelte Individuen, die im Rückgriff auf religiöse Lehren diese radikalisieren und eine neue, moderne, aber im Rückgriff auf eine für sie verzerrte Tradition, geprägte religiöse Lehre sich konstruieren.
Der Islamismus und Fundamentalismus ist also bei aller antimodernen inhaltlichen Auslegung formal durchaus recht modern.
Und so muss man die islamischen Länder auch generell sehen: Die Moderne hat durchaus schon Einzug gehalten, nur gefällt uns halt deren erste Erscheidungsformen nicht so recht.
Allerdings glaube ich nicht, dass die Religion gänzlich verschwinden wird. Bis auf Europa hat sich nirgends eine völlige Säkularisierung durchsetzen können. Die USA und der Ferne Osten (also Japan und Südkorea) sind weiterhin relativ stark bei allen Gegenbewegungen durch religiöse und moralische Codes geprägt. China ist aufgrund der kommunistischen und nationalistischen Ausrichtung des Regimes eine gewisse Ausnahme. Aber selbst in Europa gibt wieder Bewegungen hin zur Religiösität. Und es gibt es sowohl in Europa, als auch in den USA und dem Fernen Osten einiges an religiöser Radikalisierung.

Daher glaube ich eher nicht, dass das Abnehmen radikaler religiöser Bewegungen die entscheidende Variable ist. Das sind letztlich Symptome, keine entscheidenden Ursachen.
Die islamischen Gesellschaften sind erst dabei sich aus ihrer alten traditionellen, tribalen Struktur zu lösen. Das ist entscheidend. Daher sind auch islamistische und neofundamentalistische zwar entartete, aber durchaus strukturell nützliche Entwicklungen, um diese Staaten aus ihrem Dornrößchenschlaf zu reißen. Nur müssen dann entsprechende gemäßigte Entwicklungen weiter unterstützt werden bzw. in Ruhe gelassen werden. Daher gehe ich letztlich mit dir - auch wenn meine Analyse etwas anders läuft - konform Erich: Diese Staaten brauchen Zeit und vor allem nicht ständig unsere Einmischungen. Auch wenn es vielen nicht gefällt: Gerade der Iran oder auch der Libanon sind Vorzeigemodelle: Hier entwickeln sich in der Auseinandersetzung mit eigenen Problemen neue Strukturen. Dies ist nicht immer positiv und nicht ohne Probleme und Entartungen. Aber die Auferlegung von Demokratie a la Irak muss scheitern.


- Azrail - 03.10.2007

Demokratie kann nicht von aussen auferlegt werden und schon gar nicht in einem anderen Kulkturkreis.
Die eigentliche Frage ist doch eher was man unter der "grosse Nah Ost Plan" versteht.
Ist es die Erschaffung eines souveränen Volksystems mit pluralistischen Elementen sprich eben eine pluralistische Demokratie oder ist das die Verwestlichung von islamischen Kulturkreisen und Veränderung der Weltanschuung und Lebensweise?

Demokratie wollen diese Länder selbst schon oder besser gesagt ihre Bevölkerung also die Herrschaft des Volkes aber die Veränderung der Weltanschuung und Lebensweise nicht.

Und da ist das Problem glaube ich,der Westen(USA) will eigentlich eine Veränderung der Weltanschuung und Lebensweise und dann wenn es hilft die Veränderung des Staatsystems.

Selbst die Fundamentalisten der strengsten Sitte die von einem Khalifatenstaat träumen wissen ganz genau das dieser Khalif gewählt werden muss durch die Gemeinschaft der Muslime sprich Volk!

Der Fall Irak ist eher eine Ausnahme oder besser gesagt nicht das Problem das man nicht fähig ist zu Demokratie sondern das die USA von Anfang an nicht Demokratie sondern den Föderalismus unterstützt hat der die Anfänge des jetzigen desulaten Zustand ist.

Deshalb war der Anfangsplan der USA gescheitert aber nun will man offen den Irak in drei Teile teilen einerseits untertützt man die Trennung der Ethnien in den verschiedenen Städten und andererseits schliesst man die Augen vor Ethnischger Säuberung.

Jetzt frage ich dich @Thomas was ist der grosse Nah Ost Plan der USA?



MfG Azze


- Wertigo - 08.10.2007

die USA sollten lieber aufpassen das sie pakistan und türkei nicht auch noch an die islamisten verlieren. :wink:

Die USA haben statt den Kampf gegen den fanatischen Islamistischen Terror fortzusetzen einfach auf halbem weg aufgehört und wegen finanzieller Interessen der Öl und Waffen Lobby ein land wie den irak(das zwar alles war faschistisch, diktatorisch aber bestimmt nicht islamistisch) angegriffen die alten machthaber beseitigt und völlig vergessen das es die alten strukturen waren die den fanatischen islamistischen terror im zaun hielten. :?

G. Walker Bush macht seinem frühren Bild eines völlig nutzlosen geschäftsmannes der alle seine Firmen in den Konkurs ritt alle Ehre... :lol:


- hoj - 27.10.2007

Zitat:Kuhhandel mit Ankara
Ja, der türkische Knoten. Ohne die Luftbasis Incirlik gerät Amerikas Position im Irak ins Wanken, ohne den Handel über die türkische Ostgrenze auch die Stabilität des Nordirak. Ohne Ankara sind Sanktionen gegen den Iran schwer zu realisieren, ganz zu schweigen von einer etwaigen Militäraktion.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/welt_print/article1295879/Kuhhandel_mit_Ankara.html">http://www.welt.de/welt_print/article12 ... nkara.html</a><!-- m -->


- Nightwatch - 27.10.2007

Was soll an Incirlik so wichtig sein? Es dürfte in der Region eine ganze Reihe von Alternativen geben, nicht zuletzt im Irak selbst...
Völkerrechtliche Verpflichtungen sind im Zweifelsfall das Papier nicht wert auf dem sie geschrieben sind, der Pelosi-Part klingt einigermaßen vernünftig.


- Erich - 27.10.2007

rund 70 % des US-Materialnachschubs und etwa 30 % des Treibstoffes der US-Truppen im Irak kommen über die Türkei (Quelle: Stern 25.10.2007, print, S. 44 f)


- Wertigo - 28.10.2007

Nein Nightwatch du hast völlig recht die Türkei ist total unbedeutend für die USA...komm ruf schnell im weißen Haus an und sag auch george bush und dem US Kongress bescheid damit sie ihre Zeit nicht mit der völlig unbedeutenden Türkei verschwenden... :roll:


- hoj - 29.10.2007

Zitat: In den Bemühungen um eine friedliche Lösung der PKK-Krise im Nordirak fühlt sich die Türkei vom Nachbarn Irak und dem Westen im Stich gelassen. Gespräche zwischen der türkischen und der irakischen Regierung über eine Eindämmung der PKK-Aktivitäten im Norden Iraks endeten am Wochenende ohne Ergebnis. Gleichzeitig wurde beim türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und in der Öffentlichkeit scharfe Kritik an der Haltung von Europäern und Amerikanern gegenüber der PKK laut. Regierung und Militärs in Ankara bleiben zwar dabei, dass ein groß angelegter türkischer Einmarsch nach Nordirak erst nach Erdogans Treffen mit US-Präsident George Bush am 5. November beginnen soll. Die Chancen, dass bis dahin entscheidende Schritte gegen die PKK unternommen werden könnten, sinken jedoch mit jedem Tag. Inzwischen soll der Aufmarsch der türkischen Armee an der Grenze abgeschlossen sein...

...Nicht nur die Iraker tun aus türkischer Sicht zu wenig, um der PKK das Leben schwer zu machen. Regierungschef Erdogan beklagte, auch Europa mache keine gute Figur. Die EU habe die PKK zwar als Terrororganisation eingestuft, doch sei bisher noch kein einziger PKK-Aktivist an die Türkei ausgeliefert worden. Erdogan bezog sich vor allem auf den Fall des PKK-Schatzmeisters Riza Altun, der im Sommer ungehindert von Frankreich über Österreich nach Nordirak reisen konnte.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesspiegel.de/politik/div/;art771,2409020">http://www.tagesspiegel.de/politik/div/;art771,2409020</a><!-- m -->


- Erich - 11.09.2009

ich denke, ein gesellschaftlicher Wandel ist im "großen Nahost Projekt" auch enthalten - und der wird sehr schön durch den nachfolgenden Bericht aus dem SZ-Magazin beschrieben:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/30736">http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/30736</a><!-- m -->
Zitat:Heft 37/2009
Deutsche Stimme aus dem Orient

Interviews mit Menschen, die die Welt wirklich voranbringen: Stephanie Dötzer, die einzige deutsche Journalistin beim TV-Sender Al-Dschasira. kämpft gegen westliche Vorurteile gegenüber dem Orient.
Von Fides Ochsenfeld (Interview)
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