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Russland vs. Ukraine - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99) +--- Thema: Russland vs. Ukraine (/showthread.php?tid=5210) Seiten:
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RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 10.03.2022 @voyageur Zitat:In diesem Stadium ist "Zeit gewinnen" die beste Strategie der Ukrainer (tatsächlich die einzige verfügbare). Die russische Armee kann jedoch "weiter in die Breite" (4) gehen, was letztendlich zur Isolierung großer ukrainischer Taschen führt. Das Problem (das den Deutschen bereits 1942 in Russland begegnet war): Je größer die Tasche, desto undichter ist sie und desto mehr gelingt es den Eingekesselten zu fliehen. Die "Truppen pro km²"-Rate der russischen Armee in der Ukraine war daher etwa 15- bis 20-mal niedriger als die der deutschen Armee in Frankreich 1940.Das ist auch so ein Punkt. Es zeichnen sich derzeit, wenn die Karten so stimmen, Zangenbewegungen bzw. Versuche dahingehend ab, östlich von Kiew und auch im Süden. Aber die Stärke der Einschließungsverbände ist relativ überschaubar, zumindest bislang, zudem ist das Terrain derzeit - zumindest im Bereich um Kiew - schon wieder im Tauwetter begriffen. Hieße: Selbst wenn man einen Kessel zubekommt, so wird es schwierig sein, ihn auch abzudichten. Gleichwohl allerdings wird man die Ukrainer dennoch einkesseln können, auch wenn man einen Einschließungsring vom Format eines schweizerischen Käse hat. Hierzu kommt hinzu, dass die Kapazitäten der Ukrainer zu einer Ausbruchsoperation eher eingeschränkt sein dürften (und auch sie haben das Terrain zu berücksichtigen) und dass zudem noch Zivilisten zwischendrin herumirren. Insofern: Auch wenn Kampfgrüppchen herein- und heraussickern, so wird der Kessel zu bleiben. Ferner sind die technischen Überwachungsoptionen heutzutage ausgefeilter als noch vor 80 Jahren, d. h. man wird ggf. erfolgende Ausbruchsversuche rascher erkennen können und kann dann Schwerpunkte bilden, um sie aufzufangen. Zitat:Die Signale aus dem Kreml sind beunruhigend: Russland bereitet angeblich ein Kriegsrecht und den Rückgriff auf die Wehrpflicht vor. Das bedeutet, dass schnell und schlecht ausgebildete Wehrpflichtige geschickt würden, um das Land zu "halten" und zu besetzen, während die Berufstruppen für die Kampfgebiete reserviert würden.Eine Art von Kriegsrecht haben wir in Russland eh schon, das macht keinen großen Unterscheid mehr. Die Wehrpflicht allerdings könnte dem System Putin final gefährlich werden. Schon jetzt haben wir 15.000 verhaftete Kriegsgegner in Russland, tausende von aus dem Land flüchtende Russen, eine Wirtschaft am Rande des Kollaps, gegen den Krieg protestierende Popen - bislang eine Stütze des Systems - und Wissenschaftler (und sogar bislang Putin zugeneigte Oligarchen wenden sich ab) sowie eine Armee, deren Moral zunehmend erodiert. Wenn nun noch eine Wehrpflicht kommt und halb ausgebildete, junge Russen dort verheizt werden, wird die innenpolitische Lage nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen sein. Hierzu (wie immer unter Vorbehalt): Zitat:About 6,000 Russian troops may have been killed in Ukraine, US official says [...]https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-03-10-22/h_37bea8ce9b7eaa6f4918862159493995 Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - lime - 10.03.2022 (10.03.2022, 11:28)Schneemann schrieb: Schon jetzt haben wir 15.000 verhaftete Kriegsgegner in Russland, tausende von aus dem Land flüchtende Russen, Ist eigentlich bekannt welchen Volksgruppen die verhafteten Kriegsgegner zugehörig sind? In Rußland leben etwa 3,5 Millionen Ukrainer mit und ohne russische Staatsbürgerschaft. Ich könnte mir vorstellen dass diese Gruppe überproportional auf die Straße geht. RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 10.03.2022 @lime Zitat:Ist eigentlich bekannt welchen Volksgruppen die verhafteten Kriegsgegner zugehörig sind?Gute Frage. Ich habe dazu leider keine Informationen. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass man es nicht nur auf Minderheiten reduzieren sollte. Denn z. B. die Popen haben durchaus "Reichweite" bei den Menschen - und wenn sie sich dagegen positionieren, dann kann das durchaus einen Backlash dahingehend bewirken. Ist aber spekulativ von mir. Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 10.03.2022 (10.03.2022, 00:07)Quintus Fabius schrieb: Ein guter Einwurf. Und man sollte ergänzend anführen, dass die Truppen ja auch schon vor Kriegsbeginn teilweise mehrere Wochen auf dem Acker gehockt sind. Die Moral war schon vor Kriegsbeginn stark am sinken, beispielsweise gibt es bestätigte Berichte nach denen die Soldaten anfingen den Diesel ihrer Fahrzeuge in Weißrussland an Einheimische zu verhöckern und teilweise nur noch besoffen waren. Man hat die Truppen meiner Meinung nach vor Kriegsausbruch zu sehr erschöpft und abgenutzt und zu lange in der Kälte lagern lassen. Das ist auch so ein Fehler den ich nicht begreife. Naja, das setzt voraus das a) an entscheidender Stelle weiter gedacht wurde als bis zum kurzen, siegreichen Marsch nach Kiew und b) die Realitäten vor Ort den Entscheidungsträgern überhaupt bekannt waren. Für mich ist es nach aktueller Informationslage relativ eindeutig, das die Aktion wie für autokratische Systeme typisch von Putin persönlich und einen sehr engen Kreis aufgesetzt wurde - ohne Beteiligung selbst hochrangiger Kommandeure im Einsatzgebiet. Ich würde mich auch nicht überraschen, wenn sich im nachhinein noch herausstellen sollte, das nicht mal Schoigu und Gerasimov irgendwie relevant an der Entscheidungsfindung beteiligt waren. Insofern war der russische Aufmarsch halt dezidiert keine Kriegsvorbereitung, wenn sämtliche Kommandeure entlang der Befehlskette bis hoch zu Zhuravlyov und Dvornikov meinen, das es nur ins ausgedehnte Manöver geht. Spannend da auch die Frage wann da dann was aus Moskau befohlen wurde. Und im welchen Detailgrad. Würde mich nicht wundern, wenn den Frontkommandeuren von ganz weit oben sehr detailierte Angriffspläne aufoktroyiert wurden. Das Ganze dann wahrscheinlich auch sehr kurzfristig nicht vor Ende Januar wenn man sich an die doch sehr hektischen Truppenbewgungen aus den Manövergebieten in den zwei Wochen vor Kriegsbeginn anschaut. Aber egal, jedefnfalls braucht man sich so nicht zu wundern, das die Logistik für einen tieferen Vorstoß in die Ukraine überhaupt nicht vorhanden gewesen ist. Die Frontkommandeure machten eh nur Manöver, niemand sonst entlang der Befehlskette wurde groß eingeweiht oder gar gefragt und im Kreml selbst hat sich keiner mit solchen Details aufgehalten, da gab es eh nur reingehen und Durchmarsch nach Kiew während Zelensky schon mn Flieger gen USA sitzt. Ergebnis halt balambel wobei man nach zwei Wochen auch feststellen muss, dass es seit dem nicht viel besser geworden ist. Allein die Aktion der Battalion Task Group die da heute versucht hat in Brovary einzureiten, ganz großes Kino. RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 10.03.2022 lime: Laut meinen Bekannten in Russland sind unter den Verhafteten überhaupt keine Ukrainer. Es soll sich primär um ethnische Russen handeln, das gleiche bei den Demonstrationen. Ob diese Aussage so stimmt oder repräsentativ ist, kann ich natürlich auch nicht sagen. Allein schon dass es keine Ukrainer sein sollen ist für sich selbst bereits als Aussage regelrecht verblüffend und stellt die Frage nach dem Warum?! Werter Nightwatch: Zitat:b) die Realitäten vor Ort den Entscheidungsträgern überhaupt bekannt waren. Zur Zeit kommt es mir zunehmend so vor, dass den Entscheidungsträgern der reale Zustand ihrer Streitkräfte vor der Invasion überhaupt nicht bekannt war und auch weiter vor ihnen verborgen wird. Putin hat ja die letzten Jahre eigentlich viel Geld zur Modernisierung der Streitkräfte aufgewendet, davon sieht man aber nun nur sehr wenig. Die einfachste Erklärung ist, dass dieses Geld in weiten Teilen veruntreut wurde und die Verantwortlichen dafür den wirklichen Zustand der Armee vor Putin und seinem engeren Kreis geheim gehalten haben um ihre Veruntreuung dadurch zu decken. Zitat:Würde mich nicht wundern, wenn den Frontkommandeuren von ganz weit oben sehr detailierte Angriffspläne aufoktroyiert wurden. Bin ich voll dabei. Das wäre auch typisch russisch. Dafür spricht auch das Übermaß an klandestinen Aktionen als Auftakt - während der konventionelle militärische Bereich viel zu wenig ernsthaft begonnen wurde. Das zeichnet meiner Meinung nach deutlich die Sprache der Geheimdienstmentalität von Putins engstem Zirkel. RE: Russland vs. Ukraine - Ottone - 10.03.2022 Ein paar loose Beobachtung und Schlüsse basierend auf diversen Analysten: - Russland hält offensichtlich Truppen höhrer Qualität noch ungenutzt in der Hinterhand, wofür bleibt unklar, vielleicht als Rückversicherung gegen eine wild-gewordene NATO - Es scheint ein Wartungsproblem bei der RA zu geben (Reifen und mehr), vielleicht gar nicht zu sehr ein logistisches - Richtiges Verhalten in urbanem Gebiet bzw. OHK wurde offensichtlich wenig bis gar nicht geübt, was sehr irritiert und verblüfft ob der zu lösenden Aufgabe - Die Kommunikationsprobleme waren/sind offensichtlich - Landkriegsführung nur entlang von Strassen (siehe nördlich Kiew) wg. Matsch und Sumpf ist ein schwieriges und zähes Unterfangen - Eloka (EW) der RA kommt bislang wenig bis gar nicht zum Einsatz Siehe auch Michael Kofman: https://rusi.org/events/open-to-all/analysing-performance-russian-armed-forces-ukraine RE: Russland vs. Ukraine - Broensen - 10.03.2022 (10.03.2022, 22:06)Quintus Fabius schrieb: Laut meinen Bekannten in Russland sind unter den Verhafteten überhaupt keine Ukrainer. Es soll sich primär um ethnische Russen handeln, das gleiche bei den Demonstrationen. Ob diese Aussage so stimmt oder repräsentativ ist, kann ich natürlich auch nicht sagen. Allein schon dass es keine Ukrainer sein sollen ist für sich selbst bereits als Aussage regelrecht verblüffend und stellt die Frage nach dem Warum?! Ich spekuliere mal, dass die Demonstranten zu großen Teilen aus den gebildeteren, großstädtischen Schichten mit Tendenzen zu Demokratie, Liberalismus und "dem Westen" stammen. Diese Schichten neigen eher weniger zu ethnisch-nationalistischen Kategorien, so dass unter Ihnen die eigene Abstammung nicht ausschlaggebend für die Teilnahme an Demonstrationen ist. Inwieweit trotzdem ethnische Ukrainer zu diesen Schichten gehören, kann ich aber nicht einschätzen. Und ein Grund dafür, von russischer Seite nicht über festgenommene Ukrainer zu sprechen, ist das selbst erschaffene Bild vom zu befreienden Brudervolk unter bösem NATO/NAZI-Einfluss. Ukrainer, die in Russland leben, sind doch glückliche Russen, die wollen, dass ihre Landsleute befreit werden. Die würden doch NIEMALS gegen die tolle Sonder-Operation demonstrieren. Sowas machen nur diese eingeschleusten, subversiven, intellektuell-liberalen West-Agenten. ![]() RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 11.03.2022 Angriffe auf russische Panzerspitzen nördlich von Kiew. Die Filmaufnahme stammt aus ukrainischer Quelle, auch lässt sich der Zeitpunkt nicht sicher zuordnen. Da der "Guardian" allerdings normalerweise relativ verlässlich recherchiert, poste ich es mal... Zitat:Drone footage shows Ukrainian ambush on Russian tankshttps://www.theguardian.com/world/2022/mar/10/drone-footage-russia-tanks-ambushed-ukraine-forces-kyiv-war Dieses Video ist irgendwo schon bezeichnend. Die Panzer stehen geballt auf einer Straße inmitten eines Dorfes. Präsentierteller. Dann fliegen aus allen Richtungen Raketen an, und die Fahrzeuge manövrieren im Hühnerhaufenmodus wild hin und her und rumpeln durch Vorgärten. Aber keiner fährt über die freien Felder und Flächen anbei... Dem steht allerdings das hier entgegen: Zitat:+++ LIVE UPDATES +++https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-03-11-22/index.html Eine über 60 Kilometer lange Fahrzeugkolonne hat sich kurzerhand und innerhalb von eineinhalb Tagen aufgelöst, während sich deren Spitzen (anscheinend) seit Mittwoch nur acht Kilometer nach vorne bewegt haben? Das ging ja flott, also ist man doch ins Gelände ausgewichen? Zudem: Zitat:+++ Liveticker +++https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-donnerstag-ukrainische-behoerdenvertreter-melden-beschuss-mehrerer-staedte-a-e703ac8d-ea5a-45b7-86d4-2762312b164e Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 11.03.2022 Zusammenfassungen Tag 15: Jomini: https://twitter.com/JominiW/status/1502175936166326272 Zitat:1/ Ukrainian Theater of War, Day 15: The third week of the war opened with an underwhelming Russian offensive against west & east Kyiv. The Ukrainians continue to harass Russian supply routes and have retaken suburbs in northern Kharkiv. Militaryland: https://militaryland.net/ukraine/invasion-day-15-summary/ Wenig Beachtung findet, dass auch weiterhin immer mehr ukrainisches Militärmaterial zurück gelassen und/oder sonstwie von den Russen erbeutet wird. Davon gibt es im Westen kaum Filme oder Aufnahmen. Beispielsweise: https://twitter.com/Militarylandnet/status/1502212381254029316?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Etweet%7Ctwtr%5Etrue Die Zahl ausländischer Kämpfer steigt derweilen angeblich auf beiden Seiten rasant: https://twitter.com/Militarylandnet/status/1502241688995221507?cxt=HHwWhsC-9eu2hNkpAAAA Laut diversen Medienberichten sollen auf ukrainischer Seite bereits um die 20.000 ausländische Kämpfer aktiv sein, während auf russischer Seite bis zu 16.000 ausländische Kämpfer eingesetzt werden. Karte von gestern: https://twitter.com/Militarylandnet/status/1502196446052892674/photo/1 Karten von heute: https://twitter.com/JominiW/status/1502175936166326272/photo/1 Raum Kiew: https://twitter.com/JominiW/status/1502176338404200450/photo/1 Nordosten: https://twitter.com/JominiW/status/1502176733939728388/photo/1 Donbass: https://twitter.com/JominiW/status/1502176978396319747/photo/1 Süden: https://twitter.com/JominiW/status/1502177227819024391/photo/1 RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 11.03.2022 Broensen: Die Ablehnung des Krieges in Russland selbst geht eigentlich durch alle Bevölkerungsschichten und ist auch auf dem Land angeblich ziemlich stark - wenn auch eine Minderheit. Und zwar aus nationalistischem Denken heraus. Man kann nicht mehr nachvollziehen wie immer behauptet wurde Ukrainer und Russen seien ein und dasselbe Volk und es gäbe eigentlich gar keine Ukrainer und jetzt derart gegen die Ukrainer vorgegangen wird. Andererseits: die Mehrheit will vor allem in Ruhe gelassen werden. Die meisten Menschen in Russland haben anscheinend keine wirkliche politische Meinung zum Ukrainekrieg und steht daher sowohl ihrer Regierung wie auch den Kriegsgegnern im Prinzip neutral gegenüber. Das wird noch interessant ob diese schweigende Mehrheit auf die eine oder die andere Seite kippt. Zur Frage der Beobachtungen meiner Bekannten: ich habe nochmal nachgehakt und hätte gleich selbst drauf kommen können. Die sind ja im Fernen Osten unterwegs und da gibt es schlicht und einfach keine Ukrainer. Ihre Aussage bezog sich daher nur auf ihre Region und wie es im Westen Russlands aussieht wissen sie nicht. In ihrer Gegend und selbst in ihren Einheiten sei man mehrheitlich gegen die Sonderoperation. Gleichzeitig ist man davon überzeugt, dass der Westen hier Slawen gegen Slawen in den Krieg gehetzt hat und ist über diese üble Hinterlist und Verkommenheit empört sondergleichen. Man empfindet aufgrund der "Sonderoperation" keinerlei Hass oder Ablehnung gegen die Ukrainer, sondern spezifisch gegen den Westen TM, der daran schuld ist. Es wurde beispielsweise geäußert, dass es doch viel besser wäre wenn Ukrainer und Russen gemeinsam den Westen angreifen würden, oder wenn die Ukrainer die NATO Soldaten in der Ukraine töten würden um sich von diesen zu befreien. Aus deren Sicht ist das ein von der NATO orchestrierter Krieg um die russische Nation (Ukrainer plus Russen) dadurch zu schädigen. Diese höchstwahrscheinlich von der Regierung implementierte Sichtweise ist meiner Meinung nach ziemlich problematisch und wird noch mit der Zeit einiges andere nach sich ziehen. RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 11.03.2022 (11.03.2022, 08:27)Schneemann schrieb: Dieses Video ist irgendwo schon bezeichnend. Die Panzer stehen geballt auf einer Straße inmitten eines Dorfes. Präsentierteller. Dann fliegen aus allen Richtungen Raketen an, und die Fahrzeuge manövrieren im Hühnerhaufenmodus wild hin und her und rumpeln durch Vorgärten. Aber keiner fährt über die freien Felder und Flächen anbei...Hilft halt dann auch nix wenn man dann im Schlamm feststeckt. Infanterie scheint bei der Aktion keine Lust gehabt zu haben. Plus keinerlei Luftunterstützung und null Luftabwehr. Das einzige Positive für die Russen is da wohl, das die Ukrainer dort offensichtlich nur über sehr beschränkte Feuerkraft verfügt haben, sonst hätte es noch ganz anders ausgehen können. Mehr als das Nötigste wurde da nicht gemacht. Was so nah an Kiew auch nicht soo dolle ist. (11.03.2022, 08:27)Schneemann schrieb: Eine über 60 Kilometer lange Fahrzeugkolonne hat sich kurzerhand und innerhalb von eineinhalb Tagen aufgelöst, während sich deren Spitzen (anscheinend) seit Mittwoch nur acht Kilometer nach vorne bewegt haben? Das ging ja flott, also ist man doch ins Gelände ausgewichen?Das war kein 60km langer Konvoi sondern ein Konvoi der sich über 60km verteilte. Angeblich (laut den Satellitenbildern) sitzen die jetzt halt nicht mehr auf der Straße sondern links und rechts an der Route in den Wäldern und Siedlungen. Das ist dann doch etwas angenehmer und ist einfacher zu verteidigen falls doch mal Ukrainer auftauchen sollten. Nach schneller Offensive auf Kiev sieht das weiterhin nicht aus. Vor nächster Woche erwarte ich da nichts. Udn das auch nur frühestens, die sind effektiv seit einer Woche bei der Umfassung Kiews keinen Kilometer weiter gekommen. RE: Russland vs. Ukraine - voyageur - 11.03.2022 Zitat:Hier ist eine Übersicht über die Verluste von Oryx zwischen dem 4. März und heute. Man sieht deutlich die Entwicklung der Verluste bei "offensivem" gepanzerten Material, während der Anstieg bei den Transporten deutlich geringer ist. Außerdem bleibt der Anteil der Vermissten/Kaperten insgesamt ziemlich stabil. [Bild: https://i21.servimg.com/u/f21/19/73/19/34/oryx10.jpg] Insgesamt will Poutine 16 000 "Kämpfer" aus dem nahen Osten einfliegen. Zitat:Die zentralafrikanischen Streitkräfte bringen ihre Bereitschaft zum Ausdruck, Russland und den russischen Soldaten im Kampf gegen die ukrainisch-nationalistischen Behörden zu helfen.Twitter Nichts von Außerirdischen erwarten von Theatrum Belli 11. März 2022 Theatrum Belli [Bild: https://theatrum-belli.com/wp-content/uploads/2022/03/ukr-rus-696x458.jpg] " Wir befinden uns im Krieg!" Vor fast zwei Jahren (wer erinnert sich noch daran?) erklärte der Präsident der Republik den Krieg ... einem Virus, was mich dazu veranlasste, aus der Deckung zu kommen und einen Artikel zu verfassen, der am 1. April 2020 auf Theatrum Belli erschien. Heute, da ein Autokrat eine "militärische Sonderoperation" gegen ein benachbartes souveränes Land eingeleitet hat, befinden wir uns natürlich nicht im Krieg, auch wenn in gewisser Weise unsere vitalen Interessen auf dem Spiel stehen... Werfen wir einen Blick zurück auf diesen Krieg, der seinen Namen nicht nennt und den einige im Westen gerne als den gefürchteten Hochintensitätskonflikt bezeichnen - und versuchen wir, einige Lehren daraus zu ziehen. HAT SICH PUTIN GEIRRT? Zunächst einmal sollten wir die Wahl des Zeitpunkts für die Auslösung dieser Operation hinterfragen. Natürlich wartete der Aggressor bis zum Ende der Olympischen Winterspiele in Peking, um in Aktion zu treten. Jeder, der sich ein wenig für Geschichte interessiert, weiß jedoch, dass die großen Ebenen und Wälder in Weißrussland und der Ukraine aus besonders schwammigem und feuchtem Boden bestehen. Daher wurde die Operation Barbarossa zur Eroberung der UdSSR erst am 22. Juni 1941 gestartet, einen Monat später als geplant, da der ungeplante Einmarsch in Jugoslawien stattfand... Daraus lässt sich schließen, dass die Operation im Mai hätte beginnen sollen, als das Gelände bereits besser begehbar war. Stattdessen wird die aktuelle Operation im letzten Monat des Winters gestartet, wenn das Wetter bedeckt ist, es in einigen Gebieten schneit und das offene Gelände für "Panzerfahrten" unpassierbar ist. Wir erleben also das tragische Schauspiel endloser Panzerkolonnen, die auf den Straßen feststecken und auf denen die ukrainischen Soldaten keine Mühe haben, die vorderen Elemente mit Panzerabwehrwaffen zwischen zwei Waldgebieten, die jedes taktische Ausbrechen verbieten, zu zerstören... "Ein Elefant im Korridor!". Weiter hinten in diesen Kolonnen haben die Spezialeinheiten kein Problem damit, vereinzelten Elementen mit Partisanenmethoden den Garaus zu machen... Man kann also davon ausgehen, dass der Herrscher des Kremls entweder einen Kriegsbetrug begangen hat, indem er in großer Zahl in einem unwegsamen Gebiet intervenierte, oder davon überzeugt war, dass die besagte Machtdemonstration von den Bewohnern der "befreiten" Gebiete, wenn nicht mit Blumen, so doch zumindest mit Apathie aufgenommen werden würde, und das alles unter der Gleichgültigkeit oder Komplizenschaft der meisten Westler... ENLISMENT Im Gegenteil: Die fast jeden Abend für den nächsten Morgen angekündigte Einnahme von Kyiw wird immer wieder verschoben, während die Einnahme von Charkiw an der nordöstlichen Grenze und von Mariupol am Asowschen Meer zu einer Tragödie wird. Was ist hier los? [Bild: https://theatrum-belli.com/wp-content/uploads/2022/03/Image1.png] Abgesehen davon, dass es technisch unmöglich ist, wirklich "altmodisch" zu manövrieren und den Feind weiträumig zu umschließen, sind die russischen Streitkräfte, wie die Karte unten zeigt, darauf beschränkt, Achsen zu folgen, die vorzugsweise Waldgebiete meiden, um Überraschungsangriffe zu vermeiden. Dadurch wird das Manövertempo sowohl auf taktischer (d. h. lokaler) als auch auf operativer Ebene (in der gesamten Ostukraine) drastisch reduziert. Infolgedessen führt die Reduzierung der Widerstandspunkte unweigerlich zum Einsatz von Methoden aus einem anderen Zeitalter, nämlich dem massiven Beschuss von Dörfern und Weilern mit Feldartillerie und Mehrfachraketenwerfern (MRW), obwohl diese bei besserem Wetter leicht zu umgehen sind. Wie der Journalist Christian Makarian am Donnerstagmorgen, dem 10. März, auf CNEWS zu Recht feststellte, sind diese Schüsse sehr ungenau. Wo sind die endgesteuerten Munitionen (MGT), mit denen die überwiegende Mehrheit der Einheiten der ersten Ebene ausgerüstet werden sollte, um mit chirurgischer Präzision (oder der eines Goldschmieds) jede Opposition zu zerstören, bevor es überhaupt zum Kontakt und zum Zusammenstoß kommt? Im Gegenteil: Aus den zahlreichen Videos, die von ukrainischen Kämpfern immer wieder zur Verfügung gestellt werden, geht hervor, dass es bei der Sowjetarmee aus der Zeit des Kalten Krieges geblieben ist, die mit Radtransportern BTR oder Raupenfahrzeugen BMP ausgerüstet ist, wenn nicht sogar mit älterem oder sogar vorsintflutlichem Material. Selbst viele T-90-Panzer (die uns in unserer Jugend in Angst und Schrecken versetzten), die angeblich durch eine scheinbar wirkungslose Reaktivpanzerung geschützt waren, stehen heute lose am Straßenrand, wobei ihr Turm einige Meter vom Fahrgestell entfernt liegt. Was wäre, wenn sich der Herrscher des Kremls, bevor er sich über den Zeitpunkt der Auslösung der Operation, die Haltung der ukrainischen Bevölkerung und die Reaktion des Westens und insbesondere der Europäischen Union (EU) geirrt hat, nicht über den tatsächlichen Zustand seiner eigenen Streitkräfte so sehr getäuscht hätte, dass er sich nicht nur in den Augen des Westens, sondern auch seiner eigenen Verbündeten, darunter die Weißrussen, unglaubwürdig gemacht hat, die nicht in der Lage sind, ihre Armee zu mobilisieren und die verfügbaren Streitkräfte zum Gehorsam zu bewegen? Lassen Sie uns das richtig verstehen. Weit davon entfernt, ein positives Zeichen zu setzen, sprechen alle genannten Faktoren für eine Versteifung der Invasoren, die, um erhobenen Hauptes aus diesem Krieg hervorzugehen, allen gegenüber eine positive Bilanz präsentieren müssen. Um am Montag, dem 9. Mai, erhobenen Hauptes und mit einem Lächeln auf dem Roten Platz zu paradieren, müssen die russischen Streitkräfte zumindest territoriale Sicherheiten und bestenfalls ein Friedensabkommen vorweisen, das die Abtretung der Krim und des Donbass beinhaltet. Genau zwei Monate vor diesem Termin sind wir weit davon entfernt, und Russland wird seine Soldaten unter Druck setzen, um, koste es, was es wolle, ein Ergebnis zu erzielen... ZWEI VERSCHIEDENE SICHTWEISEN AUF DEN KRIEG Wie wir gerade gesehen haben, führt der Invasor einen Kampf mit hoher Intensität, aber in einem stark degradierten Modus. In den ersten Stunden des Kampfes setzte er nicht alle verfügbaren Mittel ein, um die gegnerischen Streitkräfte zu zerschlagen, indem er sie in einer Feuerflut ertränkte, die eine bedingungslose Kapitulation erzwang. Im Gegenteil, wir erinnerten uns etwas fassungslos an die Bilder aus dem Film "Krieg der Welten": Ein unerbittlicher, aber methodischer Feind, der in seinem eigenen Tempo vorrückt, hat sich langsam festgefahren und weiß nicht mehr, wie er die Situation lösen soll, außer mit harten Schlägen, Schulen, Krankenhäusern und Entbindungsstationen. Auf der anderen Seite, auf der Seite des Angegriffenen und Schwachen, hat man offensichtlich die Lehren aus den letzten Konflikten, einschließlich des Berg-Karabach-Konflikts, besser gezogen. Während der russische Staatschef wie Baschar-el-Assad in seinem Bunker eingeschlossen ist, meldet sich sein ukrainischer Amtskollege über Twitter und andere soziale Netzwerke zu Wort, wenn er nicht gerade auf Anfragen von Journalisten reagiert, indem er symbolisch seinen Stuhl zusammenschiebt, um ein Vier-Augen-Gespräch zu beginnen. Auf der einen Seite die offizielle Propaganda aus Syrien, die sich niemand ansieht (zumindest bei uns nicht), auf der anderen Seite Videos, die von ukrainischen Kämpfern in die ganze Welt geschickt werden, wie Flaschenpost an eine Welt, die sich frei nennt und langsam begreift, dass die Freiheit zwar unbezahlbar ist, aber auch ihren Preis hat. Wir sind weit entfernt von den Zeiten, in denen es nur darum ging, "die Friedensdividende einzustreichen!". Die Ukrainer haben verstanden, dass es illusorisch ist, die gleichen Waffen wie der Gegner zu verwenden. Anstelle von schweren Einheiten, die sich schwerfällig bewegen, haben sie leichte Einheiten aufgebaut, die in der Lage sind, in das feindliche Dispositiv einzudringen, um es punktuell im Nahkampf zu treffen. Sie setzen auch mit Kameras ausgestattete Drohnen ein, um feindliche Stellungen auszukundschaften und das Artilleriefeuer zu regulieren, wenn es sich nicht um bewaffnete, wiederverwendbare Geräte oder die viel billigere ferngesteuerte Munition (MTO) handelt. In den Städten schließlich wird eine ganze Reihe von Aktionen vorbereitet, die auf ein Stalingrad hindeuten, in dem diesmal die Russen die Angreifer sein werden. IN DER SCHLUSSFOLGERUNG Es heißt nun, dass die erste Stufe nur aus schlecht vorbereiteten, unerfahrenen und wenig kampffähigen Wehrpflichtigen bestand und dass man nun sehen würde, was man sehen würde, wenn man echte Profis einsetzte. Wenn dies zuträfe, würde es nur den Zynismus einer Regierung untermauern, die sich weigert, das Wort "Krieg" zu verwenden (obwohl sie ihn führt), und die sogar das Offensichtliche leugnet, wenn sie Bilder zeigt, die doch eindeutig sind. Nein, es scheint, dass die Russen angesichts des Widerstands eines dämonisierten, aber heldenhaften Feindes, dem wir nicht helfen können, alle Tricks anwenden werden, die sie in Syrien entwickelt haben, indem sie uns hier eine humanitäre Waffenruhe und dort neue Verhandlungen in Aussicht stellen und dabei eine tragische und ekelerregende Provokation an die andere reihen. Machen wir uns nichts vor: Gegenüber dem Experten in der Kunst der russischen Diplomatie werden unsere Unterhändler niemals das Gewicht haben und von Kompromissen zu Kompromissen übergehen, bis sie schließlich besiegt werden... auf offenem Feld. Machen wir uns nichts vor: Nach einem neuen "München" würden die Länder mit russischsprachigen Menschen an die Reihe kommen, zuerst Transnistrien und dann die baltischen Staaten. Lassen Sie uns aus der Geschichte lernen: Wir werden den Appetit des Unholds nicht dadurch stillen, dass wir unsere Heizung für den nächsten Winter sichern wollen. Geben Sie der Erpressung durch Gas, Öl, Vertriebene oder Flüchtlinge nicht nach. Angesichts der Außerirdischen aus dem Film "Independence Day" nützt es nichts, verhandeln zu wollen... Setzen wir uns also nicht die nächsten vierzehn Tage oder den nächsten Monat als Frist oder gar den zweiten Wahlgang der nächsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Wenn wir diese Krise lösen wollen, brauchen die Europäer viel Geduld und Mut, was uns aber nicht davon befreit, wirklich zu untersuchen, wie es dazu kommen konnte... Thierry Barrault RE: Russland vs. Ukraine - voyageur - 11.03.2022 Auf der Abschlusspressekonferenz des Gipfeltreffens der 27 Mitgliedstaaten in Versailles sprachen Charles Michel, Emmanuel Macron und Ursula von der Leyen zum Abschluss des zweitägigen Gipfels über die "europäische Souveränität" über die Erklärung von Versailles. Deklaration EU Gipfel Versailles 11/3/2022 RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 11.03.2022 Recht detailliert über das für mich größte Rätsel: das Versagen / respektive die Nicht-Präsenz der russischen Luftwaffe: https://www.youtube.com/watch?v=_WGcfkqzUI4 RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 11.03.2022 (11.03.2022, 17:55)Quintus Fabius schrieb: Recht detailliert über das für mich größte Rätsel: das Versagen / respektive die Nicht-Präsenz der russischen Luftwaffe: Das Video ist vom 03.03.22 und seitdem ist nichts besser geworden. Dieser Talk ist auch ganz interessant: https://www.youtube.com/watch?v=mfxOf3khaIo Wobei ich mich sehr schwer tue mit der These das die russische Armee in einem Großkrieg mit der Nato ganz anders / viel besser performen würde. Zum einen fehlt es da in der Ukraine aktuell einfach an sehr vielen Basics, ein paar Eliteverbände hin oder her, zum anderen hätte alleine ein voll mobilisiertes polnisches Heer eine deutlich höhere Feuerkraft als die Ukraine. Ich seh da nicht, wie da etwas anderes als ein sehr grandioser Untergang hätte rauskommen sollen. Nach dem Ukrainekrieg stellt sich die Frage sowieso nicht, die werden viele Jahre brauchen um ihre Armee halbwegs zu renovieren, wenn sie überhaupt die Mittel dafür aufbringen können. |