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Iran vs. Israel - Druckversion

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Re: Iran vs. Israel - Shahab3 - 05.02.2012

In jedem Fall gelingt es den Israelis, USA und Europa gemeinsam sehr gut, aus dem Nichts heraus (es hat ja keine konkreten Vorfälle gegegen) mit einer künstlichen Iran-Krise vom Palästinenserproblem abzulenken. So gewinnt Israel weiter wertvolle Zeit für Landnahmen und die Palis können nur zuschauen, während eine Staatsgründung ja schon praktisch bevorstand. Dass die deutliche Mehrheit der Weltgemeinschaft gegen den Widerstand Europas und der USA bereits Palästina als Staat anerkannt hat, wird aus der westlichen Politik gezielt verbannt und politischer Druck in andere Richtungen kanalisiert, also auf die Feinde Israels und deren "Partner".

Insofern läuft dieser Krieg längst unter Beteiligung einer Reihe von Parteien.

Dass Israel am Ende direkt und vor allem alleine den militärischen Konflikt mit dem Iran sucht, ist eher nicht zu erwarten. Dazu sind die Kräfteverhältnisse doch zu ungleich. Es kann aber sehr gut sein, dass (analog zu oben) Israel mit seinem Angriff seine Partnerstaaten in den Krieg hineinzieht bzw. ist davon auszugehen dass dann ein Deal für einen späteren Kriegseintritt von GB, Frankreich und der USA besteht. In jedem Fall sind auf beiden Seiten erhöhte Truppenbewegungen zu beobachten.


Re: Iran vs. Israel - Samun - 06.02.2012

Ein Krieg Israel vs. Iran ohne Beteiligung Dritter wäre wohl eher eine Propagandaschlacht mit ein paar BM-und CM-Angriffen, Kommandounternehmen und viel heißer Luft. Luftangriffe dürften auch ausscheiden, denn dazu müsste man Überflugerlaubnisse und Luftbetankungsmöglichkeiten haben. Keiner von beiden ist effektiv in der Lage seine militärischen Kräfte wesentlich über die eigenen Grenzen hinaus zu projezieren. Es sei denn jemand glaubt, dass Israel im Iran oder der Iran in Israel eine amphibische Landung erfolgreich durchführen könnte oder überhaut auch nur in Erwägung zieht.
Und deswegen ist das Kräfteverhältnis und wer nominell stärker ist völlig unerheblich. Es zählt nur, was man zum Einsatz bringen kann. Und das ist ist in diesem Fall auf beiden Seiten fast nichts.

Rechnen wir nicht-staatliche Akteure nicht als "Dritte" mit, hätten wir noch diverse Organisationen, die auf beiden Seiten mitspielen können, sei es Hamas und Hisbollah auf iranischer Seite und PJAK auf israelischer Seite, dann wird vermutlich kurzfristig Israel im Nachteil sein. Die Frage ist aber ob sich das wesentlich von den üblichen Angriffen unterscheiden wird, da weder Hamas noch Hisbollah Bodentruppen einsetzen werden sondern nur Raketen- und Mörserangriffe - wie immer. Allerdings kann der Iran diesen Vorteil nicht ausnutzen, weshalb es wieder auf ein Patt mit Ansage rausläuft.

In Sachen BM- und CM-Angriffe würde ich sagen, dass Iran vermutlich ein größeres Arsenal hat und das zu Terrorangriffen nutzen könnte. Um gezielt das andere Land "in die Steinzeit zu bomben", dazu hat keiner von beiden die Fähigkeit. Es sei den Israel würde seine Kernwaffen einsetzen. Und der Iran wird vermutlich auch sein Arsenal nicht sinnlos ohne militärische Wirkung verballern, da er immer gewahr sein muss, das er es gegen andere Feinde zu späterer Zeit sinnvoller einsetzen könnte. Aber es läuft auch hier wieder drauf hinaus, dass diese Angriffe keine militärische Wirkung haben können ohne die Fähigkeit Bodentruppen einsetzen zu können.

Letztlich läuft es meiner Meinung nach drauf hinaus, dass ohne Beteiligung Dritter kein Krieg zwischen Israel und Iran stattfinden kann, ohne dass sich der Angreifer lächerlich macht.


Re: Iran vs. Israel - Nightwatch - 06.02.2012

F-16I, F-15C/D und F-15I können mit entsprechenden Zusatztanks auch ohne Luftbetankung weite Teile des Irans effektiv erreichen. Zudem hat man nun mal eine kleine aber ansehnliche Tankerflotte.
Israel könnte ohne weiteres mehrere Dutzend Flugzeuge effektiv auch längerfristig gegen den Iran einsetzen. Wenn es um einzelne Schläge mit längerer Vorbereitung geht auch ohne Weiteres eine Dreistellige Anzahl von Kampfflugzeugen.
Überflugrechte sind kein größeres Problem. Man würde an der Saudisch-Jordanischen Grenze und dann über den Irak fliegen. Im Grenzbereich kann jeder behaupten das es ih nicht betrifft. Und der Irak ist sowieso nicht in der Lage seinen Luftraum zu überwachen.


Re: Iran vs. Israel - Shahab3 - 06.02.2012

Pff, israelische F-16. Die Mädels hier sind tödlich: <!-- m --><a class="postlink" href="http://youtu.be/MJjpFYVvwBo">http://youtu.be/MJjpFYVvwBo</a><!-- m --> Big Grin

Die israelischen Medien spekulieren schon über den eigenen Untergang und sind in der iranischen Blogger-Szene fündig geworden:

Zitat:'Iran can destroy Israel in 9 minutes'
Dudi Cohen
Published: 02.05.12, 16:36 / Israel News
...
The first step in the strategy, Forghani suggested, should be to launch ballistic Sijil missiles on Tel Aviv, Jerusalem and Haifa, as well as power stations and other energy sources, sewage facilities, airports, nuclear plants, media hubs and transportation infrastructure. In the second step, Shahab 3 and Ghader missiles should target the rest of the country's population centers. Total annihilation, he asserts, could be achieved within nine minutes.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4185497,00.html">http://www.ynetnews.com/articles/0,7340 ... 97,00.html</a><!-- m -->

BUH! Confusedhock: :lol:


Re: Iran vs. Israel - Erich - 12.02.2012

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/html/wochenschau.html">http://www.marineforum.info/html/wochenschau.html</a><!-- m -->
Zitat:Ein prä-emptiver (israelischer) Angriff auf die iranischen Atomanlagen wird zwar weiterhin nicht ausgeschlossen, aber ungeachtet aller unverändert scharfen Rhetorik bleibt die tatsächliche Durchführung doch sehr fraglich.
Die damit verbundenen - nicht nur politischen - Risiken wären unkalkulierbar, und zugleich bestünde wohl auch keine Garantie, wirklich sämtliche etwa 40 mit dem vermuteten Atomwaffenprojekt in Verbindung gebrachten, vielfach unterirdisch verbunkerten Einzelanlagen zu zerstören und das vermutete iranische Atomwaffenprogramm in einem einzigen, kurzen „First Strike“ nachhaltig zu beenden.
....



Re: Iran vs. Israel - Nightwatch - 12.02.2012

Israel wird angreifen wenn sich das eigene Zeitfenster schließt. Daran werden keine Sanktionen oder irgendwelche Nichtverlegungen irgendwelcher Schiffe irgendetwas ändern.
Und das sich ihr Zeitfenster nicht in den nächsten paar Monaten schließt sollte eigentlich klar sein.


Re: Iran vs. Israel - Erich - 12.02.2012

Das Zeitfenster wird sich für Israel mit / kurz vor der US-Präsidentenwahl schließen, weil keiner der Kandidaten dann den israelichen Angriff verurteilen kann sondern auf die Unterstützung der Israel-Lobby angewiesen ist - und daher eher selbst Israel unterstützen wird.
Was sagt uns das?
Richtig - es geht nicht um das iranische Atomprogramm, sondern um die Möglichkeit der Israeli, ihre Wünsche mit Gewalt - auch mit militärischer Gewalt - durchzusetzen, und seine Nachbarn möglichst klein zu halten. Deshalb wird spätestens zu diesem Zeitpunkt auch die syrische Regierung mit der Hizbollah als potentieller Entlastungsmoment für den Iran auch soweit möglich paralysiert sein.
Aber ob sich da Israel nicht verkalkuliert, und mit den saudisch-wahabitischen Fundamentalisten auch von den USA nicht der Bock als Gärtner unterstützt wird?


Re: Iran vs. Israel - Nightwatch - 12.02.2012

Erich schrieb:Das Zeitfenster wird sich für Israel mit / kurz vor der US-Präsidentenwahl schließen, weil keiner der Kandidaten dann den israelichen Angriff verurteilen kann sondern auf die Unterstützung der Israel-Lobby angewiesen ist - und daher eher selbst Israel unterstützen wird.
Was sagt uns das?
Das du aus der Geschichte nichts gelernt hast? Politische Hindernisse hindern bei existentiellen Fragen nicht wenn die Stunde der Entscheidung gekommen ist.
Und die muss nicht zwangsläufig noch in diesem Jahr kommen.

Erich schrieb:Richtig - es geht nicht um das iranische Atomprogramm, sondern um die Möglichkeit der Israeli, ihre Wünsche mit Gewalt - auch mit militärischer Gewalt - durchzusetzen, und seine Nachbarn möglichst klein zu halten. Deshalb wird spätestens zu diesem Zeitpunkt auch die syrische Regierung mit der Hizbollah als potentieller Entlastungsmoment für den Iran auch soweit möglich paralysiert sein.
Die Hisbollah wird nicht paralysiert wenn es in Syrien zu einem Regime Change kommt. Und Syrien zöge so oder so nicht für den Iran ins Feld. Entsprechend ruhig verhalten sich die Israelis in Blick auf Syrien.

Erich schrieb:Aber ob sich da Israel nicht verkalkuliert, und mit den saudisch-wahabitischen Fundamentalisten auch von den USA nicht der Bock als Gärtner unterstützt wird?
Fehlende Allwissenheit ist kein Argument für Passivität.


Re: Iran vs. Israel - Mondgesicht - 15.02.2012

Hier ist eine Zusammenfassung der momentanen Israel-Iran-Beziehungen. Durchaus interessant.

Zitat:Israel kommt einem Angriff auf Iran offenbar immer näher. Die Regierung in Jerusalem drängt zum Handeln, bevor Teheran seine Urananlagen sicher unter die Erde verstaut hat. Der Westen ist alarmiert, fürchtet einen Flächenbrand in Nahost. Fünf Gründe, warum Jerusalem all diese Warnungen ignorieren könnte.
...

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,815188,00.html">http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 88,00.html</a><!-- m -->


Re: Iran vs. Israel - Nightwatch - 15.02.2012

zu Teil 2:
Ich finde es lustig das sich noch niemand in der Journalie gefragt hat, was denn so Schockwellenmäßig passiert, wenn ein Dutzend Mal eine Viertetonne Sprengstoff mehrere Meter tief im Felsgestein detonieren. Schon ein einzelner Einschlag dürfte in etwa die Energie freisetzen die einem Wert über 3.0 auf der Richterskala entspräche. Das sollte hundert Meter abseits für ganz interessante Effekte sorgen, insbesondere bei hochempfindlichen Zentrifugen.


Re: Iran vs. Israel - Mondgesicht - 15.02.2012

Nightwatch schrieb:zu Teil 2:
Ich finde es lustig das sich noch niemand in der Journalie gefragt hat, was denn so Schockwellenmäßig passiert, wenn ein Dutzend Mal eine Viertetonne Sprengstoff mehrere Meter tief im Felsgestein detonieren. Schon ein einzelner Einschlag dürfte in etwa die Energie freisetzen die einem Wert über 3.0 auf der Richterskala entspräche. Das sollte hundert Meter abseits für ganz interessante Effekte sorgen, insbesondere bei hochempfindlichen Zentrifugen.
Korrekt. Aber vollkommene Zerstörung, also irreparable Schäden, sind das eben nicht.


Re: Iran vs. Israel - Nightwatch - 15.02.2012

Reicht doch wenn die Dinger im Eimer sind und sie ersetzt werden müssen.
Unterm Strich ist es aber eh wichtiger, das Programm auf breiter Basis anzugreifen und sich nicht nur auf die Zentrifugen zu konzentrieren.


Re: Iran vs. Israel - Nightwatch - 17.02.2012

Ein wesentlich besserer Artikle findet sich heute bei Welt Online. Stimmt zwar auch nicht alles und zum Teil offensichtlich aus einer älteren amerikanischen Studie abgeschrieben, aber es ist mit das beste was man dazu in deutschsprachigen Medien bisher lese konnte:

Zitat: Wie Israel Irans Atomprogramm zerstören könnte

Alle reden vom drohenden Krieg – aber könnte Israel die iranischen Anlagen mit einem Militärschlag zerstören? Eine Analyse der militärischen Hardware.
Hans Rühle ist Experte für Atomtechnologie und -waffen. Von 1982 bis 1988 war er Leiter des Planungsstabes im Bundesverteidigungsministerium .


<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/politik/ausland/article13872095/Wie-Israel-Irans-Atomprogramm-zerstoeren-koennte.html">http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ennte.html</a><!-- m -->


Re: Iran vs. Israel - Erich - 19.02.2012

Nightwatch schrieb:Ein wesentlich besserer Artikle findet sich heute bei Welt Online. Stimmt zwar auch nicht alles und zum Teil offensichtlich aus einer älteren amerikanischen Studie abgeschrieben, aber es ist mit das beste was man dazu in deutschsprachigen Medien bisher lese konnte:
...
was da geschrieben wird ist in den Fachmedien nicht mal umstritten ... (so ziemlich der größte Mist, der in den vergangenen Wochen geschrieben wurde)http://www.marineforum.info/html/wochenschau.html
Zitat:Ungeachtet aller internationalen Bemühungen um zumindest ein (nachweisbares) Moratorium beim iranischen Nuklearprogramm hat Präsident Ahmadinejad weitere technische Fortschritte verkündet, die durchaus geeignet wären, ein mögliches Atomwaffenprogramm sogar noch zu beschleunigen.

Zwar propagiert der Iran weiterhin den ausschließlich friedlichen, zivilen Zweck, aber die zu dessen Verifizierung unverzichtbare, uneingeschränkt offene Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wird nach wie vor verweigert. Angesichts dieses iranischen Verhaltens bleibt vorerst keine Alternative zur Annahme einer Entwicklung von Atomwaffen, und man kann davon ausgehen, dass (nicht nur) Israel nichts unversucht lassen wird, ein solches Projekt nachhaltig zu beenden.

So gewinnt die öffentliche Diskussion über einen möglichen prä-emptiven Militärschlag gegen die iranischen Nuklearanlagen denn auch an Fahrt, wobei westliche Medien zunehmend bemüht sind, sich in „militärischen Analysen“ gegenseitig zu überbieten. Seriosität ist hier allerdings nur vordergründig gefragt, und fast überall werden auch bloße Annahmen oder Gerüchte einfach als Fakten dargestellt. Statistische Vergleiche des militärischen Potenzial dürfen natürlich nicht fehlen, selbst wenn diese völlig unsinnig sind (weil hier aufgeführte Kräfte ganz sicher nicht bei einem israelischen Angriff zum Einsatz kommen werden) und bei fehlendem militärischen Sachverstand oft auch noch „Äpfel mit Birnen“ verglichen werden. So stellt eine am 16. Februar von der Hamburger WELT veröffentlichte Analyse „wie Israel Irans Atomprogramm zerstören könnte“ z.B. den drei „taktischen U-Booten“ Israels gleich 15 auf iranischer Seite gegenüber (hier wurden ganz offenbar die Mini-U-Boote der GHADIR-Klasse eingerechnet, und dies auch noch mit falschen Zahlen). Dies alles erinnert doch sehr an die Zeiten des Kalten Krieges, als sowjetische Flugzeugträger der KIEV-Klasse und Hubschrauberträger der MOSKVA-Klasse in hochoffiziellen aber ebenso abwegigen Zahlenspielen den NIMITZ-Superträgern der US Navy gleichgestellt wurden.

Am vor einer Woche an dieser Stelle dargestellten Sachverhalt hat sich derweil nichts geändert: Ein prä-emptiver (israelischer) Angriff auf die iranischen Atomanlagen ist zwar nicht grundsätzlich auszuschließen, aber die tatsächliche Durchführung bleibt doch zumindest vorerst noch sehr fraglich - es sei denn der Iran liefert dazu einen als internationale Rechtfertigung geeigneten zusätzlichen Vorwand (z.B. faktische Bestätigung eines fortgeschrittenen Atomwaffenprogramms, Abbruch der Kontakte zur IAEA oder aber auch eindeutig nachzuweisender Staatsterrorismus gegen Israel). Deutlich wahrscheinlicher ist eine graduelle politische Eskalation als Folge der den Iran zunehmend wirtschaftlich treffenden internationalen Sanktionen. Sicher sind wohl auch weitere verdeckte Aktionen zur Sabotierung des iranischen Nuklearprogramms zu erwarten. All dies kann mittelfristig auch in einen offenen militärischen Konflikt münden, aber mit Blick auf im Nahen/Mittleren Osten übliches politisches Gebaren kann man wohl davon ausgehen, dass der Iran hinter den Kulissen und abseits der Öffentlichkeit durchaus auch nach politischen Lösungsmöglichkeiten sucht.

....



Re: Iran vs. Israel - Nightwatch - 19.02.2012

Für den größten Mist ist eine dümmliche Kritik an einer einfachen und ziemlich alten Gegenüberstellung mager und peinlich. Man sollte schon auf die vorgebrachten argumente eingehen anstatt sich an einer Grafik aufzugeilen.
Aber das passt zu den üblichen Sichtweisen dieses Fachmediums.